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Die Weisheit der Engel

 

betreffend

 

DIE GÖTTLICHE VORSEHUNG

 

 

 

 

 

bekanntgemacht durch

 

Emanuel Swedenborg

 

 

 

 

1763

 

 

 

 

www.himmels-engel.de

 

www.cosmic-people.com


 

 

 

 

Titel der Urschrift

 

 

SAPIENTIA ANGELICA

DE

DIVINO AMORE

ET DE

DIVINA SAPIENTIA

 

 

AMSTELODAMI

 

MDCCLXIII

 

 


 

 

 

INHALT

 

 

(1)

Die göttliche Vorsehung ist das Walten der göttlichen Liebe und Weisheit des Herrn

(2)

Die göttliche Vorsehung des Herrn hat zum Endzweck den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht

(3)

Die göttliche Vorsehung des Herrn hat in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge

(4)

Es gibt Gesetze der göttlichen Vorsehung, die den Menschen verborgen sind

(5)

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch aus Freiheit nach der Vernunft handle

(6)

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch wie aus sich das Böse als Sünde im äußeren Menschen entfernt, und daß der Herr nur auf diese Weise das Böse im inneren Menschen entfernen kann, und dann zugleich im äußeren

(7)

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch nicht durch äußerliche Mittel gezwungen werde zum Denken und Wollen, somit zum Glauben und Lieben dessen, was Sache der Religion ist, sondern daß der Mensch sich selbst herbeiziehe und bisweilen zwinge

(8)

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch vom Herrn vom Himmel aus geführt und belehrt werde, vermittelst des Wortes, der Lehre und der Predigt aus demselben, und zwar dem vollen Anschein nach wie von sich selbst

(9)

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch nichts vom Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnehme und empfinde, sie aber dennoch kenne und anerkenne

(10)

Es gibt keine eigene Klugheit, und sie scheint nur zu sein und muß auch als seiend erscheinen; die göttliche Vorsehung aber ist aus dem Einzelnsten universell

(11)

Die göttliche Vorsehung hat das Ewige im Auge, das Zeitliche aber nur insofern, als es mit dem Ewigen übereinstimmt

(12)

Der Mensch wird nur insoweit innerlich in die Wahrheiten des Glaubens und in das Gute der tätigen Liebe eingeführt, als er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann

(13)

Die Gesetze der Zulassung sind auch Gesetze der göttlichen Vorsehung

(14)

Das Böse wird zugelassen um des Endzweckes willen, welcher die Seligmachung ist

(15)

Die göttliche Vorsehung ist ebensowohl bei den Bösen als bei den Guten

(16)

Die göttliche Vorsehung eignet keinem Böses oder Gutes zu, sondern die eigene Klugheit eignet sich beides zu

(17)

Jeder Mensch kann gebessert werden, und es gibt keine Vorherbestimmung

(18)

Der Herr kann nicht gegen die Gesetze der göttlichen Vorsehung handeln, weil gegen sie handeln so viel wäre als gegen Seine göttliche Liebe und gegen Seine göttliche Weisheit, somit gegen Sich selbst handeln

 

 

 


(1)

 

Die göttliche Vorsehung ist das Walten der göttlichen Liebe und Weisheit des Herrn

 

 

(1)

Um einzusehen, was die göttliche Vorsehung ist, und daß sie das Walten der göttlichen Liebe und Weisheit des Herrn sei, ist von Wichtigkeit, daß man wisse, was von der göttlichen Liebe und Weisheit im Werk über diese schon früher gesagt und gezeigt worden ist, als: daß im Herrn die göttliche Liebe der göttlichen Weisheit, und die göttliche Weisheit der göttlichen Liebe angehöre, Nr. 34-39; daß die göttliche Liebe und Weisheit nicht anders können als sein und existieren in anderem, von ihnen Erschaffenem, Nr. 47-51; daß alle Teile des Alls von der göttlichen Liebe und Weisheit erschaffen worden seien, Nr. 52, 53, 151-156; daß alle Teile des Alls Aufnahmegefäße der göttlichen Liebe und Weisheit seien, Nr. 54-60; daß der Herr vor den Engeln als Sonne erscheine, und daß die von dieser ausgehende Wärme Liebe, und das von ihr ausgehende Licht Weisheit sei, Nr. 83-98, 296-304; daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit, die vom Herrn ausgehen, eins ausmachen, Nr. 99-102; daß der Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah ist, das Weltall und alle Teile desselben aus Sich selbst, und nicht aus Nichts erschaffen habe, Nr. 282-284, 290-295: dies im Werk, das den Titel hat: »Die Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit«.

 

(2)

Vergleicht man dies mit dem, was von der Schöpfung in jenem Werk gesagt worden, so kann man zwar sehen, daß das Walten der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit des Herrn das ist, was göttliche Vorsehung heißt; allein weil dort von der Schöpfung gehandelt worden ist, und nicht von der Erhaltung des Zustandes der Dinge nach der Schöpfung, und dies eben das Walten des Herrn ist, so soll nun hier davon gehandelt werden, und zwar in gegenwärtigem Abschnitt von der Erhaltung der Vereinigung der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit, oder des göttlich Guten und des göttlich Wahren in dem, was erschaffen worden; wovon in folgender Ordnung die Rede sein soll: 

 

I. Das Universum mit allem und jedem in ihm ist erschaffen worden aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit. 

 

II. Die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit gehen als eines aus vom Herrn.

 

III. Diese Einheit ist in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen. 

 

IV. Es ist [Wille] der göttlichen Vorsehung, daß jedes Erschaffene im allgemeinen und im besonderen eine solche Einheit sei; und wenn es keine ist, daß es eine solche werde. 

 

V. Das Gute der Liebe ist nur insoweit gut, als es vereint ist mit dem Wahren der Weisheit; und das Wahre der Weisheit nur insoweit wahr, als es vereint ist mit dem Guten der Liebe. 

 

VI. Das mit dem Wahren der Weisheit nicht vereinigte Gute der Liebe ist kein Gutes an sich, sondern bloß scheinbares Gute, und das mit dem Guten der Liebe nicht vereinigte Wahre der Weisheit kein Wahres an sich, sondern bloß scheinbares Wahre. 

 

VII. Der Herr gibt nicht zu, daß etwas geteilt sei, weshalb es entweder im Guten und zugleich im Wahren sein muß, oder im Bösen und zugleich im Falschen.  

 

VIII. Das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, hat Realität, und das, was im Bösen und zugleich im Falschen, ist nichtig. 

 

IX. Die göttliche Vorsehung des Herrn macht, daß das Böse und zugleich Falsche zum Gleichgewicht, zur Beziehung, und zur Reinigung, und so zur Verbindung des Guten und Wahren bei anderen diene. 

 

(3)

I. Das Weltall mit allem und jedem in ihm ist erschaffen worden aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit. Daß der Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah ist, dem Wesen nach die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit sei; und daß Er aus Sich das Weltall und alle seine Teile erschaffen habe, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt worden; woraus auch folgt, daß das Weltall mit allem und jedem in ihm aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit erschaffen worden ist. In dem erwähnten Werk ist auch gezeigt worden, daß die Liebe ohne die Weisheit nichts tun kann, und die Weisheit nichts ohne die Liebe; denn es kann die Liebe ohne die Weisheit, oder der Wille ohne den Verstand nichts denken, ja nichts sehen und empfinden, und nichts reden, weshalb auch die Liebe ohne die Weisheit oder der Wille ohne den Verstand nichts tun kann; in gleicher Weise kann auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstand ohne den Willen nichts denken, und nichts sehen und empfinden, ja auch nichts reden; weshalb auch die Weisheit ohne die Liebe oder der Verstand ohne den Willen nichts tun kann; denn wenn ihnen die Liebe weggenommen wird, so ist kein Wollen, mithin auch kein Handeln mehr da. Findet dergleichen beim Menschen statt, wenn er etwas tut, so fand es um so viel mehr bei Gott, Der die Liebe und Weisheit selbst ist, statt, als Er das Weltall und alle seine Teile schuf und machte. Daß das Weltall mit allem und jedem in ihm aus der göttlichen Liebe durch die göttliche Weisheit erschaffen worden sei, kann seine Bestätigung finden an allen Gegenständen des Gesichts in der Welt: nimm nur irgendeinen Gegenstand besonders vor, und beobachte ihn mit einiger Weisheit, und du wirst dich darin bestärken; nimm einen Baum, oder seinen Samen, oder seine Frucht, oder seine Blüte, oder sein Blatt, und fasse Weisheit bei dir zusammen, und betrachte es mit einem scharfen Mikroskop, und du wirst Wunderdinge sehen, und das Innere, das du nicht siehst, ist noch wunderbarer: betrachte nur die Ordnung in ihrer Aufeinanderfolge, wie ein Baum vom Samen bis zu neuem Samen wächst; und erwäge, ob nicht in aller Aufeinanderfolge ein beständiges Streben ist, sich weiter fortzupflanzen; denn das Letzte, nach dem er zielt, ist der Same, in dem seine Fortpflanzungsfähigkeit von neuem ist; willst du alsdann auch geistig darüber nachdenken, so kannst du es, wenn du willst, ob du nicht Weisheit darin sehen wirst; ferner, wenn du so weit geistig denken willst, daß dies nicht vom Samen herkomme, noch von der Sonne der Welt, die lauteres Feuer ist, sondern daß es im Samen von Gott, dem Schöpfer sei, Dem unendliche Weisheit zukommt; und zwar nicht bloß damals, da es erschaffen wurde, sondern auch fortwährend nachher; denn die Erhaltung ist eine fortwährende Schöpfung, so wie das Bestehen ein fortwährendes Entstehen ist. Es ist gerade, wie wenn du den Willen von der Handlung wegnimmst, worauf dann das Werk aufhört; oder wenn du von der Rede den Gedanken wegnimmst, wo sodann die Rede aufhört; oder wenn du von der Bewegung das Streben wegnimmst, wo sodann die Bewegung aufhört; kurz, wenn du von der Wirkung die Ursache wegnimmst, so geht die Wirkung zugrunde, und so weiter. In jedes solches Erschaffene ist zwar eine Kraft gelegt, aber die Kraft tut nichts aus sich, sondern aus dem, der die Kraft hineingelegt hat. Betrachte auch irgendein anderes Subjekt auf dem Erdboden, z.B. den Seidenwurm, die Biene, oder ein anderes Tierchen, und beobachte es zuerst natürlich, und nachher vernünftig, und zuletzt geistig, und du wirst, wenn du tief denken kannst, bei allem erstaunen; und wenn du die Weisheit in dir reden lässest, so wirst du im Erstaunen sprechen: wer sieht hierin nicht das Göttliche! Lauter Werke der göttlichen Weisheit! Betrachtest du noch weiter die Nutzwirkungen aller Dinge, die erschaffen worden, wie sie in ihrer Ordnung aufeinanderfolgen bis zum Menschen, und vom Menschen zum Schöpfer, von Dem sie ausgegangen, und daß von der Verbindung des Schöpfers mit dem Menschen der Zusammenhang aller Dinge, und wenn du es anerkennen willst, die Erhaltung aller Dinge abhänge. Daß die göttliche Liebe alles erschaffen habe, nichts jedoch ohne die göttliche Weisheit, wird man im Folgenden sehen.

 

(4)

II. Die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit gehen als eines hervor vom Herrn; dies erhellt auch aus dem, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt worden, besonders aus folgendem darin: daß Sein und Dasein im Herrn unterscheidbar eines seien, Nr. 14-17; daß im Herrn Unendliches unterscheidbar eines sei, Nr. 17-22; daß die göttliche Liebe der göttlichen Weisheit angehöre, und die göttliche Weisheit der göttlichen Liebe, Nr. 34-39; daß die Liebe ohne die Ehe mit der Weisheit nichts machen könne, Nr. 401-403; daß die Liebe nichts tue außer in Verbindung mit der Weisheit, Nr. 409, 410; daß die geistige Wärme und das geistige Licht im Ausgehen vom Herrn als Sonne eins ausmachen, wie die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit im Herrn eins sind, Nr. 99-102; aus dem, was in diesen Stellen gezeigt worden, erhellt die Wahrheit dieser Sache. Weil man aber nicht weiß, wie zwei unter sich Verschiedene in Einheit wirken können, so möchte ich hier zeigen, daß es keine Einheit ohne eine Form gibt, sondern daß eben die Form die Einheit macht; ferner, daß die Form um so vollkommener eine Einheit bildet, als diejenigen Dinge, die in die Form fallen, sich als anderes voneinander unterscheiden, und dennoch vereint sind. 

 

Daß es keine Einheit gebe ohne eine Form, sondern die Form selbst die Einheit mache: Jeder, der mit angestrengtem Geist nachdenkt, kann klar sehen, daß es keine Einheit gibt ohne eine Form, und wenn es eine gibt, daß es die Form ist; denn alles, was existiert, hat von seiner Form das, was man Qualität heißt, und auch das, was man Prädikat heißt, ferner das, was man Zustandsveränderung heißt, so wie auch das, was man Relation heißt, und ähnliches andere; weshalb das, was nicht in einer Form ist, keiner Affektion angehört, und was keiner Affektion angehört, das gehört nichts Realem an; die Form selbst gibt dieses alles: und weil alles, was in einer Form ist, sich, wenn die Form vollkommen ist, wechselweise aufeinander bezieht, wie ein Haken auf den anderen in einer Kette, so folgt, daß die Form selbst die Einheit und somit das Subjekt macht, von dem Qualität, Zustand, Affektion, mithin ein Etwas prädiziert werden kann, je nach der Vollkommenheit der Form. Eine solche Einheit ist alles, was man mit den Augen sieht in der Welt, und eine solche Einheit ist auch alles, was man nicht mit den Augen sieht, sei es nun im Inneren der Natur, oder in der geistigen Welt; eine solche Einheit ist der Mensch, und eine solche Einheit ist die menschliche Gesellschaft; und eine solche Einheit ist auch die Kirche, ferner der ganze Engelhimmel vor dem Herrn; kurz, eine solche Einheit ist das erschaffene All nicht nur im Allgemeinen, sondern auch in allem Besonderen. Damit alles und jedes Form sei, ist notwendig, daß Er, Der alles erschaffen hat, die Urform [ipsa Forma] sei, und daß aus der Urform alles sei, was in Formen erschaffen ist: dies nun ist es, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt worden, als: daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit Substanz und daß sie Form sei, Nr. 40-43; daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit Form in sich sei, somit das Selbst und das Eine, Nr. 44-46; daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit im Herrn eines seien, Nr. 14-22; und daß sie als eines vom Herrn ausgehen, Nr. 99-102, und anderwärts. 

 

Daß die Form um so vollkommener eine Einheit bilde, als diejenigen Dinge, welche in die Form fallen, als andere voneinander verschieden, und dennoch vereinigt sind: dies fällt nur schwer in den Verstand, wenn er nicht erhoben ist, weil es scheint, als ob die Form nicht anders eine Einheit bilden könnte, als mittelst der Ähnlichkeiten der Gleichartigkeit1 der Dinge, welche die Form bilden: ich habe über diesen Gegenstand öfter mit Engeln gesprochen, welche sagten, dies sei ein Geheimnis, das ihre Weisen klar begreifen, die weniger Weisen hingegen nur dunkel; es sei aber eine Wahrheit, daß eine Form um so vollkommener sei, je mehr die Dinge, die sie bilden, als andere voneinander unterschieden, dennoch aber auf besondere Weise vereinigt sind: sie bestätigen dies an den Gesellschaften in den Himmeln, die zusammengenommen die Form des Himmels bilden; und an den Engeln jeder Gesellschaft, daß je mehr jeder in Geschiedenheit sein eigen, mithin ein Freier sei, und auf solche Weise wie aus sich und aus seiner Neigung heraus die Mitgenossen liebe, um so vollkommener die Form der Gesellschaft sei; sie beleuchteten es auch mit der Ehe des Guten und Wahren, je geschiedener sie nämlich zwei seien, desto vollkommener können sie eines ausmachen, ebenso die Liebe und Weisheit: und das Ununterschiedene sei eine Verworrenheit, aus der alle Unvollkommenheit der Form hervorgehe. Wie aber das vollkommen Unterschiedene vereinigt werde, und so eine Einheit bilde, belegten sie auch mit vielem, besonders mit dem, was im Menschen ist, wo Unzähliges so unterschieden, und dennoch vereinigt ist, unterschieden durch Hüllen, vereinigt durch Bänder: und ebenso verhalte es sich auch mit der Liebe und allem, was zu ihr gehört, und mit der Weisheit und all dem Ihrigen, das nur als eine Einheit begriffen wird. Mehr hierüber sehe man in der Abhandlung von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 14-22, und im Werk vom »Himmel und der Hölle« Nr. 56 und 459. Dies ist angeführt worden, weil es zur Weisheit der Engel gehört.

 

[1] Ähnlichkeiten der Gleichartigkeit für: similitudine s aeqalitatis

 

(5)

III. Diese Einheit ist in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen. Daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit, die im Herrn eins sind, und als Eines von Ihm ausgehen, in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen seien, kann aus dem erhellen, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« hin und wieder gezeigt worden, und besonders aus dem, was dort Nr. 47-51; 54-60; 282-284; 290-295; 316-318; 319-326; 349-357 gesagt worden; in welchen Stellen gezeigt worden ist, daß das Göttliche in allem Erschaffenen sei, weil Gott der Schöpfer, welcher der Herr von Ewigkeit ist, aus Sich selbst die Sonne der geistigen Welt, und durch diese Sonne alle Teile des Weltalls hervorgebracht hat, und daß daher diese Sonne, die aus dem Herrn und in welcher der Herr ist, nicht nur die erste Substanz sei, sondern auch die einzige, aus der alles ist; und weil sie die einzige Substanz ist, so folgt, daß diese in allem Erschaffenen ist, aber mit unendlicher Mannigfaltigkeit je nach den Nutzwirkungen. Da nun im Herrn die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit ist, und in der Sonne aus Ihm das göttliche Feuer und der göttliche Strahlenkranz, und aus der Sonne geistige Wärme und geistiges Licht, und diese beiden eins ausmachen, so folgt, daß diese Einheit in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen ist. Daher kommt, daß alles, was im Weltall ist, sich auf das Gute und Wahre, ja auf deren Verbindung bezieht, oder, was dasselbe ist, daß alles im Weltall sich auf die Liebe und Weisheit und auf deren Verbindung bezieht, denn das Gute ist Sache der Liebe und das Wahre ist Sache der Weisheit, da die Liebe all das Ihrige gut nennt, und die Weisheit all das Ihrige wahr heißt: daß eine Verbindung von diesen in jedem Erschaffenen sei, wird man im Folgenden sehen.

 

(6)

Von vielen wird anerkannt, daß es nur eine einzige Substanz gebe, die auch die erste, und aus der alles sei; von welcher Beschaffenheit aber diese Substanz sei, weiß man nicht; man meint, sie sei so einfach, daß es nichts Einfacheres gebe, und daß sie einem Punkt verglichen werden könne, der keine Dimension hat, und daß aus unendlich vielen solcher Punkte Formen mit Dimension entstanden seien: allein dies ist eine Täuschung, entsprungen aus der Vorstellung des Räumlichen; denn dieser Vorstellung gemäß erscheint das Kleinste als ein solches. Gleichwohl jedoch ist es Wahrheit, daß etwas desto mehr und desto vollständiger sei, je einfacher und reiner es ist; worin der Grund liegt, daß je inwendiger ein Gegenstand betrachtet wird, desto Wundervolleres, Vollkommeneres und Schöneres in ihm erblickt wird, und daß so in der ersten Substanz das Allerwundervollste, Vollkommenste und Schönste ist. Daß dem so ist, kommt daher, daß die erste Substanz aus der geistigen Sonne ist, die, wie gesagt, aus dem Herrn, und in welcher der Herr ist; jene Sonne ist daher selbst die einzige Substanz, und, da sie nicht im Raum ist, alles in allem, und im Größten und Kleinsten des erschaffenen Weltalls. Da diese Sonne die erste und einzige Substanz ist, aus der alles ist, so folgt, daß in ihr unendlich mehr ist als erscheinen kann in den aus ihr entstandenen Substanzen, die Substantiiertes und zuletzt Materielles heißen. Daß es in diesen nicht erscheinen kann, kommt daher, daß es aus jener Sonne niedersteigt durch Stufen zweifacher Art, nach denen alle Vollkommenheiten abnehmen: daher rührt es auch, daß, wie oben gesagt worden ist, je innerlicher etwas betrachtet wird, desto Wundervolleres, Vollkommeneres und Schöneres sich zeigt. Dies ist gesagt worden zum Beleg dessen, daß das Göttliche in gewissem Abbild in jedem Erschaffenen ist, daß es aber immer weniger und weniger zum Vorschein kommt im Niederseigen durch die Grade, und noch weniger, wenn der von seinem höheren getrennte niedere Grad durch Einschließung verdeckt wird von irdischen Stoffen. Doch dies muß notwendig dunkel erscheinen, wenn man nicht gelesen und gefaßt hat, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« von der geistigen Sonne, Nr. 83-172; von den Stufen, Nr. 183-281; und von der Schöpfung des Weltalls, Nr. 282-357 gezeigt worden ist.

 

(7)

IV. Es ist [Wille] der göttlichen Vorsehung, daß alles Erschaffene im Ganzen und in jedem Teil eine solche Einheit sei, und wenn es keine ist, daß es eine solche werde, das heißt, daß in jedem Erschaffenen etwas aus der göttlichen Liebe, und zugleich aus der göttlichen Weisheit sei, oder, was dasselbe ist, daß in jedem Erschaffenen Gutes und Wahres oder eine Verbindung des Guten und Wahren sei: weil das Gute Sache der Liebe und das Wahre Sache der Weisheit ist, wie oben Nr. 5 gesagt worden, so soll im Folgenden statt der Liebe und Weisheit hin und wieder das Gute und Wahre genannt werden, und statt der Vereinigung der Liebe und Weisheit die Vermählung des Guten und Wahren. 

 

(8)

Aus dem vorhergehenden Abschnitt erhellt, daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit, die im Herrn eins sind, und vom Herrn als eines hervorgehen, in gewissem Abbild in jedem von Ihm Erschaffenen sind. Nun soll auch im besonderen von jener Einheit oder Vereinigung, die eine Ehe des Guten und Wahren heißt, etwas gesagt werden. Diese Ehe ist: 

 

I. Im Herrn selbst; denn wie gesagt, die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit sind in Ihm eines. 

 

II. Sie ist aus dem Herrn, denn in allem, was aus Ihm hervorgeht, sind Liebe und Weisheit völlig vereint; diese beiden gehen vom Herrn als der Sonne hervor, die göttliche Liebe wie Wärme, und die göttliche Weisheit wie Licht. 

 

III. Sie werden zwar von den Engeln als zweierlei aufgenommen, vom Herrn aber bei ihnen vereinigt: Ähnliches geschieht bei den Menschen der Kirche. 

 

IV. Davon, daß Liebe und Weisheit vom Herrn als eines bei den Engeln des Himmels und bei den Menschen der Kirche einfließen, und daß sie aufgenommen werden von Engeln und Menschen, kommt es her, daß der Herr im Wort Bräutigam und Mann, und der Himmel und die Kirche Braut und Weib genannt wird. 

 

V. Inwieweit also der Himmel und die Kirche im allgemeinen, und der Engel des Himmels und der Mensch der Kirche im besonderen in jener Vereinigung, oder in der Ehe des Guten und Wahren sind, insoweit sind sie Bild und Ähnlichkeit des Herrn; weil jene beiden im Herrn eins, oder vielmehr der Herr selbst sind. 

 

VI. Die Liebe und Weisheit im Himmel und in der Kirche im allgemeinen und im Engel des Himmels und im Menschen der Kirche sind eins, wenn Wille und Verstand, somit Gutes und Wahres eins ausmachen, oder, was dasselbe ist, wenn Liebtätigkeit und Glaube eins ausmachen; oder, was wiederum dasselbe ist, wenn die Lehre aus dem Wort und das Leben nach derselben eins ausmachen. 

 

VII. Wie aber jene zwei im Menschen und in allem, was ihm angehört, eins ausmachen, ist gezeigt worden im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, im 5. Teil, wo gehandelt worden von der Schöpfung des Menschen, und insbesondere vom Entsprechungsverhältnis des Willens und des Verstandes mit dem Herzen und der Lunge, von Nr. 385-432.

 

(9)

Wie aber jene beiden eins ausmachen in dem, was unterhalb oder außerhalb des Menschen ist, sowohl in den Subjekten des Tierreichs, als auch in denen des Pflanzenreichs, davon wird hin und wieder in der Folge gesprochen werden. Doch folgende 3 Punkte müssen vorausgeschickt werden. Erstens: Es bestand im Universum und in allem und jedem desselben, was vom Herrn geschaffen worden, eine Ehe des Guten und Wahren. Zweitens: Diese Ehe wurde nach der Schöpfung beim Menschen getrennt. Drittens: Es ist [Absehen] der göttlichen Vorsehung, daß das Getrennte vereint, und somit, daß die Ehe des Guten und Wahren wiederhergestellt werde. Diese drei Punkte sind mit vielen Gründen belegt worden im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, weswegen nicht nötig ist, sie weiter zu begründen; jeder kann auch durch seine Vernunft sehen, daß der Herr beständig darauf hinwirkt, diese Ehe des Guten und Wahren, da sie von der Schöpfung her in allem Geschaffenen bestand, und erst später getrennt wurde, wiederherzustellen, und daß folglich die Wiederherstellung derselben, und somit die Verbindung des ganzen erschaffenen Alls mit dem Herrn durch den Menschen, [das Streben] der göttlichen Vorsehung ist.

 

(10)

V. Das Gute der Liebe ist nur insoweit gut, als es vereint ist mit dem Wahren der Weisheit, und das Wahre der Weisheit ist nur insoweit wahr, als es vereint ist mit dem Guten der Liebe: dies hat das Gute und Wahre von seinem Ursprung her an sich; das Gute ist nämlich ursprünglich im Herrn, und ebenso auch das Wahre, weil der Herr das Gute selbst und das Wahre selbst ist, und diese zwei in Ihm eins sind. Daher kommt, daß das Gute bei den Engeln des Himmels und bei den Menschen der Erde in sich [in se] nur insoweit gut ist, als es mit dem Wahren vereint, und das Wahre an sich nur insoweit wahr ist, als es mit dem Guten vereint ist. Daß alles Gute und alles Wahre vom Herrn stamme, ist bekannt; weil aber das Gute mit dem Wahren, und das Wahre mit dem Guten eins ausmacht, so folgt, daß, damit das Gute an sich gut und das Wahre an sich wahr sei, beide in ihrem Aufnehmenden, d.i. dem Engel des Himmels und dem Menschen der Erde, eins ausmachen müssen.

 

(11)

Es ist zwar bekannt, daß alles im Universum sich auf das Gute und Wahre bezieht, weil unter dem Guten das verstanden wird, was alles der Liebe Angehörige allgemein umfaßt und in sich schließt, und unter dem Wahren dasjenige, was alles der Weisheit Angehörige allgemein umfaßt und in sich schließt; aber noch nicht bekannt ist, daß das Gute nichts ist, wenn es nicht vereint ist mit dem Wahren, und ebenso das Wahre nichts ist, wenn es nicht vereint mit dem Guten ist: zwar scheint es, als ob das Gute ohne das Wahre, und das Wahre ohne das Gute etwas sei, aber sie sind es dennoch nicht; denn die Liebe, deren Angehöriges alles gut genannt wird, ist das Sein des Dinges, und die Weisheit, deren Angehöriges alles wahr genannt wird, ist das Dasein [Existiere] des Dinges, wie im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 14-16 gezeigt worden ist. Wie daher das Sein ohne das Dasein nichts ist, und das Dasein nichts ohne das Sein, so ist auch das Gute ohne das Wahre, und das Wahre ohne das Gute nichts. Auf gleiche Weise, was ist gut ohne Beziehung auf etwas? Kann man es gut nennen, da es doch weder Gegenstand irgendeiner Neigung, noch irgendeiner Wahrnehmung ist? Aber in Verbindung mit einem Guten, das anregt und sich wahrnehmen und fühlen läßt, bezieht es sich auf das Wahre, weil auf das, was im Verstand ist. Sage zu jemand bloß und allein ‚gut‘, und nicht ‚dies oder jenes ist gut‘, und siehe, ob dann das Gute ein Etwas ist; aber aus diesem oder jenem, was als eins mit dem Guten wahrgenommen wird, ist es ein Etwas; und dieses wird nirgend anderwärts mit dem Guten vereint, als im Verstand, und aller Verstand bezieht sich auf das Wahre. Auf ähnliche Weise verhält es sich mit dem Wollen; ein Wollen ohne ein Wissen, Wahrnehmen und Denken dessen, was der Mensch will, ist nichts; aber in Verbindung mit diesen ist es etwas. Alles Wollen gehört der Liebe an, und bezieht sich auf das Gute, und alles Wissen, Wahrnehmen und Denken gehört dem Verstand an, und bezieht sich auf das Wahre; hieraus ist offenbar, daß das bloße Wollen (ein) Nichts ist, aber dieses oder jenes wollen (ein) Etwas ist. Auf gleiche Weise verhält es sich mit jeder Nutzwirkung [usus], weil diese ein Gutes ist. Ist die Nutzwirkung nicht auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet, mit dem sie eins sein will, so ist sie keine Nutzwirkung, und hat somit keine Realität; ihre Realität entnimmt die Nutzwirkung aus dem Verstand, und das, was sich von da mit ihr verbindet oder ihr beifügt, bezieht sich auf das Wahre, und von diesem hat sie ihre Qualität. Aus diesem wenigen kann man ersehen, daß das Gute ohne das Wahre, und also auch das Wahre ohne das Gute keine Realität hat. Wir sagen, daß das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten Realität habe, hieraus folgt aber, daß das Böse mit dem Falschen, und das Falsche mit dem Bösen keine Realität hat; denn sie sind jenen entgegengesetzt, und der Gegensatz zerstört, und zwar zerstört er hier die Realität: doch hiervon in der Folge.

 

(12)

Es gibt aber eine Ehe des Guten und Wahren in der Ursache, und eine solche von der Ursache aus in der Wirkung. Die Ehe des Guten und Wahren in der Ursache ist die Ehe des Willens und des Verstandes, oder der Liebe und Weisheit. In allem, was der Mensch will und denkt, und hieraus beschließt und erstrebt, ist diese Ehe; diese Ehe geht in die Wirkung ein und macht sie; aber im Wirken selbst erscheinen jene zwei gesondert, weil dann das Gleichzeitige ein Aufeinanderfolgendes bewirkt1. Wenn z.B. der Mensch sich ernähren, kleiden, eine Wohnung haben, ein Geschäft oder Werk tun, sich unterreden will und darauf denkt, so will und denkt oder beschließt und erstrebt er es zuerst gleichzeitig; läßt er aber dieses in die Wirkung übergehen, dann folgt eins auf das andere; im Willen und Gedanken hingegen bilden sie doch fortwährend nur eins. Das Nützliche in solchen Wirkungen gehört der Liebe oder dem Guten an, die Mittel aber, den Nutzen hervorzubringen, gehören dem Verstand oder dem Wahren an. Dieses Allgemeine kann jeder durch Besonderes bestätigen; nur muß er deutlich unterscheiden, was sich auf das Gute der Liebe und was sich auf das Wahre der Weisheit bezieht, und ebenso, wie es sich in der Ursache und wie es sich in der Wirkung verhält.

 

[1] im Original heißt es: weil dann das Gleich zeitige ein Aufeinanderfolgendes ‚wirkt‘.

 

(13)

Es ist schon einige Male bemerkt worden, daß die Liebe das Leben des Menschen ausmacht; allein es ist hier nicht eine Liebe, die von der Weisheit, oder ein Gutes, das vom Wahren im Grade der Ursache getrennt wäre, zu verstehen, da die getrennte Liebe oder das getrennte Gute keine Realität hat; weshalb jene Liebe, die das innerste Leben des Menschen, das vom Herrn stammt, ausmacht, Liebe und Weisheit zugleich ist. Auch die Liebe, die das Leben des Menschen bildet, insofern er aufnehmend [recipiens] ist, ist keine Liebe, die in der Ursache, sondern in der Wirkung getrennt ist. Denn keine Liebe kann gedacht werden ohne ihre Qualität, ihre Qualität aber ist die Weisheit. Die Qualität oder Weisheit aber kann nur aus ihrem Sein hervorgehen, das die Liebe ist, und daher kommt es, daß sie eins sind. Ebenso das Gute und Wahre. Weil nun das Wahre aus dem Guten stammt, und die Weisheit aus der Liebe, deshalb werden beide zusammengenommen die Liebe oder das Gute genannt; denn die Liebe ist in ihrer Form Weisheit, und das Gute in seiner Form Wahrheit, aus der Form aber und nicht anderswoher1 stammt alle Qualität. Hieraus kann man nun ersehen, daß das Gute lediglich nur insoweit gut ist, als es vereint ist mit seinem Wahren, und das Wahre durchaus nur insoweit wahr, als es vereint ist mit seinem Guten.

 

[1] nicht anderswoher für: aliunde

 

(14)

VI. Das mit dem Wahren der Weisheit nicht vereinigte Gute der Liebe ist nicht gut an sich, sondern nur scheinbar Gutes, und das mit dem Guten der Liebe nicht vereinigte Wahre der Weisheit ist nicht wahr an sich, sondern nur scheinbar Wahres. Es ist zwar Wahrheit, daß es kein Gutes gibt, das an sich gut wäre, wenn es nicht mit seinem Wahren, und kein Wahres, das an sich wahr wäre, wenn es nicht mit seinem Guten vereinigt ist; es gibt jedoch ein vom Wahren getrenntes Gute, und ein vom Guten getrenntes Wahre; dieses findet sich bei Heuchlern und Schmeichlern, bei Bösen jeglicher Art, und bei denen, die im natürlichen Guten, aber nicht in irgend geistigem Guten sind; diese und jene können der Kirche, dem Vaterland, der Gesellschaft, den Mitbürgern, den Dürftigen, den Armen, den Witwen und Waisen Gutes tun; sie können auch Wahrheiten einsehen, aus dem Einsehen denken, und aus dem Denken reden und lehren; dennoch aber ist dieses Gute und Wahre nicht innerlich, und also nicht in sich gut und wahr bei ihnen, sondern es ist äußerlich gut und wahr, somit nur scheinbar, denn es ist es nur ihrer selbst und der Welt wegen, nicht des Guten und Wahren wegen, folglich nicht aus dem Guten und Wahren. Es gehört daher nur dem Mund und dem Körper an, und nicht dem Herzen, und läßt sich vergleichen mit Silber und Gold, womit man Schlacken oder faules Holz oder Unrat überzogen hat, und Wahrheiten der erwähnten Art lassen sich vergleichen mit der Luft beim Atmen, die verfliegt, oder mit dem Irrlicht, das verschwindet, welche Dinge gleichwohl äußerlich als echt erscheinen. So erscheint aber [das Gute und Wahre] bei jenen; es kann jedoch anders erscheinen bei denen, die es hören und aufnehmen, und es nicht wissen; denn einen jeden regt das Äußere an nach seinem Inneren; das Wahre, von welchem Mund es immer ausgesprochen werde, dringt nämlich ein in das Gehör des anderen, und wird vom Verstand aufgenommen in Gemäßheit seines Zustandes und seiner Beschaffenheit. Bei denen, die im natürlich Guten sind durch Vererbung und nicht in irgend geistig Gutem, verhält es sich beinahe auf ähnliche Weise; denn das Innere alles Guten und Wahren ist geistig, und dies treibt das Falsche und Böse aus; das bloß Natürliche dagegen ist diesen günstig; dem Bösen und Falschen günstig sein, und das Gute tun stimmt aber nicht zusammen.

 

(15)

Daß das Gute vom Wahren und das Wahre vom Guten getrennt werden kann, und nach der Trennung dennoch als Gutes und Wahres erscheint, kommt daher, daß der Mensch das Vermögen zu handeln besitzt, das Freiheit heißt, und das Vermögen zu erkennen, das Vernunft heißt. Vom Mißbrauch dieser Vermögen kommt es her, daß der Mensch im Äußeren als ein anderer erscheinen kann, als er im Inneren ist, folglich, daß der Böse Gutes tun und Wahres reden, oder der Teufel sich in einen Engel des Lichts verstellen kann. Doch hierüber sehe man im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« folgende Stellen: daß der Ursprung des Bösen im Mißbrauch der Vermögen liege, die dem Menschen eigentümlich sind, und Vernunft und Freiheit genannt werden, Nr. 264-270; daß diese beiden Vermögen sowohl bei Guten als bei Bösen seien, Nr. 425; daß die Liebe ohne Vermählung mit der Weisheit, oder das Gute ohne Vermählung mit dem Wahren, nichts tun könne, Nr. 401; daß die Liebe nur in Verbindung mit der Weisheit oder dem Verstand wirke, Nr. 409; daß die Liebe sich mit der Weisheit oder dem Verstand verbinde, und mache, daß die Weisheit oder der Verstand sich rückwirkend verbindet, Nr. 410-412; daß die Weisheit oder der Verstand nach der ihm verliehenen Macht von der Liebe erhoben werden, und das, was dem Licht aus dem Himmel angehört, wahrnehmen und in sich aufnehmen könne, Nr. 413; daß die Liebe auf ähnliche Weise erhoben werden und das aufnehmen könne, was der Wärme aus dem Himmel angehört, wenn sie ihren Gatten, die Weisheit, in dem Grade liebt, Nr. 414, 415; daß andernfalls die Liebe den Verstand oder die Weisheit wieder von seiner Erhebung zurückziehe, damit er im Einklang mit ihr wirke, Nr. 416-418; daß die Liebe im Verstand1 nicht gereinigt werde, wenn sie nicht zugleich erhoben werden, Nr. 419-421; daß die von der Weisheit im Verstand gereinigte Liebe geistig und himmlisch, dagegen die im Verstand befleckte Liebe sinnlich und körperlich werde, Nr. 422-424; daß es sich mit der Nächstenliebe [charitas] und dem Glauben und ihrer Verbindung ebenso verhalte wie mit der Liebe [amor] und Weisheit und ihrer Verbindung, Nr. 427-430. Was die Nächstenliebe in den Himmeln sei, Nr. 431.

 

[1] im Verstand, nicht für: in intellectu

 

(16)

VII. Der Herr gestattet nicht, daß etwas geteilt sei, weshalb es entweder im Guten und zugleich im Wahren, oder im Bösen und zugleich im Falschen sein muß. Die göttliche Vorsehung des Herrn hat zum Zweck und wirkt darauf hin, daß der Mensch im Guten und zugleich im Wahren sei; denn nur so ist er sein Gutes und seine Liebe und auch sein Wahres und seine Weisheit, weil eben hierdurch der Mensch Mensch ist; denn dann ist er ein Bild des Herrn. Weil aber der Mensch, solange er in der Welt lebt, im Guten und zugleich im Falschen sein kann, so auch im Bösen und zugleich im Wahren, ja sogar im Bösen und zugleich im Guten, somit gleichsam ein Doppelwesen, und diese Trennung jenes Bild und also den Menschen selbst zerstört, deshalb hat die göttliche Vorsehung des Herrn in allem und jedem ihr Absehen darauf, daß diese Geteiltheit nicht bestehe; und weil es für den Menschen zuträglicher ist, daß er im Bösen und zugleich in Falschem sei, als im Guten und zugleich im Bösen, deshalb läßt der Herr jenes zu, nicht weil Er es will, sondern weil Er es nicht verhindern kann um des Zweckes willen, der die Seligmachung ist. Daß der Mensch im Bösen und zugleich im Wahren sein, und der Herr um des Zweckes, d.i. um der Erlösung willen es nicht verhindern kann, kommt daher, daß der Verstand des Menschen in das Licht der Weisheit erhoben werden, und die Wahrheiten sehen, oder sie anerkennen kann, indem er sie hört, obgleich seine Liebe unten [ohne Aufschwung] zurückbleibt. Denn so kann der Mensch seinem Verstand nach im Himmel sein, seiner Liebe nach aber in der Hölle, und so zu sein kann dem Menschen nicht verweigert werden, weil ihm nicht genommen werden können die zwei Vermögen, durch die er Mensch ist, und sich von den Tieren unterscheidet, und vermittelst derer allein er wiedergeboren und so beseligt werden kann, und diese sind Vernunft und Freiheit. Denn durch diese kann der Mensch handeln der Weisheit gemäß, aber auch handeln gemäß einer Liebe der Nicht-Weisheit, und er kann aus der Weisheit oben herabsehen auf die Liebe unten, und somit auf seine Gedanken, Absichten, Neigungen, also auf das Böse und Falsche, sowie das Gute und Wahre in Leben und Lehre, ohne deren Erkenntnis und Anerkenntnis in sich er nicht gebessert werden kann. Von diesen zwei Vermögen ist schon oben die Rede gewesen, und soll in der Folge noch mehreres gesagt werden. - Dies also ist die Ursache, warum der Mensch im Guten und zugleich im Wahren, dann aber auch im Bösen und zugleich im Falschen, und ebenso auch abwechselnd in dem einen und in dem anderen sein kann.

 

(17)

In die eine oder andere Verbindung oder Vereinigung, d.h. des Guten und Wahren, oder des Bösen und Falschen, kann der Mensch in dieser Welt nicht so leicht kommen; denn solange er hier lebt, wird er im Zustand der Besserung oder Wiedergeburt gehalten; aber in das eine oder andere kommt jeder Mensch nach dem Tode; weil er alsdann nicht mehr gebessert und wiedergeboren werden kann, so bleibt er, wie sein Leben in der Welt beschaffen gewesen, d.h. wie seine herrschende Liebe gewesen war. Wenn er daher ein Leben der Liebe zum Bösen hatte, so wird ihm alles Wahre genommen, was er sich durch Lehrer, Predigt oder das Wort in der Welt erworben hatte; ist dieses aber entfernt, so saugt er das mit seinem Bösen übereinstimmende Falsche ein, wie der Schwamm das Wasser, und umgekehrt; hatte er aber ein Leben der Liebe zum Guten, so wird alles Falsche entfernt, das er durch Hören oder Lesen in der Welt angenommen, aber nicht bei sich begründet hatte, und statt dessen wird ihm das Wahre gegeben, das mit seinem Guten übereinstimmt. Dies ist zu verstehen unter den Worten des Herrn: „Nehmet von ihm das Talent, und gebet es dem, der zehn Talente hat; denn jedem, der da hat, wird gegeben werden, daß er die Fülle habe, von dem aber, der nicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden“: Matth.25/28,29; 13/12; Mark.4/25; Luk.8/18; 19/24-26.

 

(18)

Daß ein jeglicher nach dem Tode entweder im Guten und zugleich im Wahren, oder im Bösen und zugleich im Falschen sein wird, kommt daher, daß das Gute und Böse nicht verbunden werden können, weder das Gute mit dem Falschen des Bösen, noch das Böse mit dem Wahren des Guten; denn es sind Entgegengesetzte, und Gegensätze streiten miteinander, bis einer den anderen zerstört. Diejenigen, die im Bösen und zugleich im Guten sind, werden verstanden unter den Worten des Herrn an die Gemeinde zu Laodicea in der Offb.3/15,16: „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt, noch warm bist: o daß du doch kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, so will Ich dich ausspeien aus Meinem Munde“; und unter dem Ausspruch des Herrn: „Niemand kann zweien Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten“: Matth.6/24.

 

(19)

VIII. Das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, hat Realität, und das, was im Bösen und zugleich im Falschen ist, hat keine Realität. Daß das, was im Guten und zugleich im Wahren ist, etwas sei, darüber sehe man oben Nr. 11, und hieraus folgt, daß das Böse und zugleich Falsche nichts ist. Unter nichts sein, wird verstanden, daß es keine Kraft und kein geistiges Leben habe. Diejenigen, die im Bösen und zugleich im Falschen sind, die alle in der Hölle sich befinden, haben zwar Kraft unter sich, denn der Böse kann Böses tun, und tut auch auf tausendfache Art Böses; er kann jedoch nur aus Bösem den Bösen Böses tun, aber nicht im geringsten kann er den Guten Böses tun, und wenn er den Guten Böses tut, was bisweilen geschieht, so geschieht dies durch Verbindung mit ihrem Bösen. Hieraus entstehen die Versuchungen, welche Anfechtungen sind vom Bösen bei ihnen und daher Kämpfe, durch welche die Guten von ihrem Bösen befreit werden können. Weil die Bösen keine Macht haben, so ist die ganze Hölle vor dem Herrn nicht nur wie ein Nichts, sondern sie ist völlig ein Nichts ihrer Macht nach: daß dem wirklich so sei, habe ich durch viele Erfahrungen bestätigt gefunden. Das aber ist wunderbar, daß alle Bösen sich für mächtig und alle Guten sich für nicht mächtig halten, und dies darum, weil die Bösen ihrer eigenen Macht, und somit ihrer List und Bosheit alles zuschreiben, und nichts dem Herrn, die Guten hingegen nichts ihrer eigenen Klugheit zuschreiben, sondern alles dem Herrn, Welcher der Allmächtige ist. Daß das Böse und zugleich Falsche nichts sei, kommt auch daher, daß kein geistiges Leben in demselben ist. Dies ist der Grund, warum das Leben der Höllischen nicht Leben, sondern Tod genannt wird. Da also alle Realität dem Leben angehört, so kann dem Tode keine Realität zukommen.

 

(20)

Diejenigen, die im Bösen und zugleich in Wahrheiten sind, können den Adlern verglichen werden, die hoch fliegen, aber herabfallen, wenn ihnen die Flügel genommen sind, denn ähnliches tun nach dem Tode, wenn sie Geister geworden sind, Menschen, welche Wahrheiten eingesehen, über sie geredet, und sie gelehrt, gleichwohl aber in ihrem Leben nicht zu Gott aufgesehen hatten. Solche erheben sich durch ihre Erkenntnis in die Höhe, und dringen bisweilen in die Himmel und stellen sich als Engel des Lichts; wenn ihnen aber die Wahrheiten genommen und sie fortgeschickt werden, so fallen sie in die Hölle hinab. Wirklich bedeuten auch die Adler Menschen des Raubes, die ein intellektuelles Schauen haben, und die Flügel bezeichnen geistige Wahrheiten. Es wurde gesagt, daß von dieser Art diejenigen seien, die kein Aufsehen zu Gott hatten in ihrem Leben; unter dem ‚zu Gott aufsehen‘ wird aber nichts anderes verstanden, als: denken, daß dies oder jenes Böse Sünde sei gegen Gott, und es deshalb nicht tun.

 

(21)

IX. Die göttliche Vorsehung des Herrn macht, daß das Böse und zugleich Falsche zum Gleichgewicht, zur Beziehung, und zur Reinigung, und so zur Verbindung des Guten und Wahren bei anderen dient. Aus dem Vorhergehenden kann man ersehen, daß die göttliche Vorsehung des Herrn beständig dahin wirkt, daß beim Menschen das Wahre mit dem Guten und das Gute mit dem Wahren vereinigt werde, aus dem Grunde, weil diese Vereinigung die Kirche und der Himmel ist; denn diese Vereinigung ist im Herrn, und ist in allem, was aus dem Herrn hervorgeht; und dieser Vereinigung wegen ist es, daß der Himmel eine Ehe genannt wird, und ebenso die Kirche, und deshalb wird auch das Reich Gottes im Wort mit der Ehe verglichen. In dieser Vereinigung liegt der Grund, daß der Sabbath in der israelitischen Kirche das Heiligste des Gottesdienst es war; denn er bezeichnet diese Vereinigung. Daher kommt es auch, daß im Wort und in allem und jedem desselben die Ehe des Guten und Wahren ist, worüber man nachsehe die »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 80-90. Die Ehe des Guten und Wahren geht hervor aus der Ehe des Herrn mit der Kirche, und diese aus der Ehe der Liebe und Weisheit im Herrn, denn das Gute gehört der Liebe und das Wahre der Weisheit an. Hieraus läßt sich ersehen, daß es der beständige Zielpunkt der göttlichen Vorsehung ist, beim Menschen das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten zu vereinen; denn so wird der Mensch mit dem Herrn vereint. 

 

(22)

Weil aber viele diese Ehe zerrissen haben und noch zerreißen, besonders durch die Trennung des Glaubens von der tätigen Liebe, (denn der Glaube gehört dem Wahren und das Wahre dem Glauben, und die tätige Liebe gehört dem Guten und das Gute der tätigen Liebe an;) und hierdurch bei sich das Böse und Falsche verbinden, und somit zum Gegensatz geworden sind und noch werden, so wird mittelst des Gleichgewichts, der Beziehung und Reinigung vom Herrn dafür gesorgt, daß sie dennoch zur Verbindung des Guten und Wahren bei anderen dienen.

 

(23)

Vom Herrn wird Sorge getragen für die Verbindung des Guten und Wahren bei anderen durch das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle. Aus der Hölle wird nämlich fortwährend Böses und zugleich Falsches, aus dem Himmel hingegen fortwährend Gutes und Wahres ausgehaucht [exhalatur]. In diesem Gleichgewicht wird jeder Mensch erhalten, solange er in der Welt lebt, und durch dasselbe in der Freiheit des Denkens, Wollens, Redens und Handelns, in der er gebessert werden kann. Über dieses geistige Gleichgewicht, vermöge welchem der Mensch Freiheit hat, lese man nach im Werk vom »Himmel und der Hölle« Nr. 589-603.

 

(24)

Vom Herrn wird Sorge getragen für die Verbindung des Guten und Wahren durch die Beziehung. Das Gute wird nämlich nicht erkannt nach seiner Beschaffenheit, außer durch die Beziehung [Relatio] zum weniger Guten, und durch den Gegensatz zum Bösen. Alles Wahrnehmen und Empfinden rührt hiervon her, weil die Qualität desselben ebenfalls daher stammt; denn so wird alles Angenehme wahrgenommen und empfunden nach Maßgabe eines weniger Angenehmen und durch Unangenehmes; alles Schöne nach Maßgabe eines weniger Schönen und durch das Unschöne; ebenso alles Gute der Liebe nach Maßgabe eines weniger Guten und durch das Böse, und alles Wahre der Weisheit nach Maßgabe eines weniger Wahren und durch das Falsche. In jeglichem Ding muß ein Mannigfaltiges sein vom Größten bis zum Kleinsten desselben, und wenn ein Mannigfaltiges auch in seinem Gegensatz vom Kleinsten bis zum Größten ist, und ein Gleichgewicht eintritt, dann entsteht nach Graden von beiden Seiten ein Verhältnis [relativum], und das Wahrnehmen und Empfinden der Sache nimmt zu oder vermindert sich. Man muß aber wissen, daß der Gegensatz die Wahrnehmungen und Empfindungen aufhebt, und auch erhöht; er hebt sie auf, wenn er sich beimischt; weshalb der Herr das Gute und das Böse genau voneinander geschieden hält, damit sie sich beim Menschen nicht vermischen, so wie Er auch Himmel und Hölle voneinander geschieden hält.

 

(25)

Vom Herrn wird Sorge getragen für die Verbindung des Guten und Wahren bei anderen durch die Reinigung, die auf zweierlei Art geschieht, einmal durch Versuchungen, und dann durch Fermentationen. Geistige Versuchungen sind nichts anderes, als Kämpfe gegen Böses und Falsches, welches aus der Hölle ausgehaucht wird und anregt; durch diese wird der Mensch von Bösem und Falschem gereinigt, und bei ihm das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten verbunden. Geistige Fermentationen geschehen auf verschiedene Weise, sowohl in den Himmeln, als auf Erden; aber auf der Welt weiß man nicht, was sie sind, und wie sie geschehen. Sie sind nämlich Böses und zugleich Falsches, das, wenn es in Gesellschaften zugelassen wird, ähnlich wirkt, wie die in Mehl und Most gebrachten Fermente, durch die das Fremdartige ausgeschieden, und das Gleichartige verbunden, und rein und klar wird: dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn: „Das Himmelreich ist gleich dem Sauerteig [fermento], den ein Weib nahm, und verbarg ihn unter drei Seah Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward“: Matth.13/3 3; Luk.13/21. 

 

(26)

Diese Nutzwirkungen werden vom Herrn vorgesehen aus der Verbindung des Bösen und Falschen, die bei denen ist, die in der Hölle sind; denn das Reich des Herrn, das nicht nur den Himmel, sondern auch die Hölle unter sich hat, ist ein Reich der Nutzwirkungen, und die Vorsehung des Herrn wirkt darauf hin, daß daselbst niemand und nichts sei, von dem und durch das nicht etwas Nützliches geschehe.

 

 


(2)

 

Die göttliche Vorsehung des Herrn hat zum Endzweck den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht

 

 

(27)

Daß der Himmel nicht aus Engeln bestehe, die von Anbeginn geschaffen wurden, und die Hölle nicht aus irgendeinem Teufel, der als Engel des Lichts geschaffen und aus dem Himmel herabgestürzt worden, sondern daß sowohl Himmel als Hölle aus dem menschlichen Geschlecht bestehen; - der Himmel aus denen, die in der Liebe zum Guten und hieraus in der Erkenntnis des Wahren sind, und die Hölle aus denen, die in der Liebe zum Bösen und hieraus in Erkenntnis des Falschen sind; - ist mir durch langen Verkehr mit Engeln und Geistern bekannt und gewiß geworden. Man sehe auch hierüber, was im Werk von »Himmel und Hölle« Nr. 311-316 gezeigt wurde; dann im kleinen Werk vom »Jüngsten Gericht« Nr. 14-27; und dann in der »Fortsetzung vom Jüngsten Gericht und von der Geisterwelt« von Anfang bis zu Ende. Da nun der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist, und da der Himmel ein Zusammenwohnen mit dem Herrn in Ewigkeit ist, so folgt, daß dieser dem Herrn Zweck der Schöpfung war, und weil er Zweck der Schöpfung war, so ist er auch Zweck Seiner göttlichen Vorsehung. Der Herr hat das Universum nicht um Seinet-, sondern um derer willen erschaffen, mit denen Er im Himmel sein wird; denn die geistige Liebe ist von der Art, daß sie dem anderen das Ihrige geben will, und insoweit sie dieses vermag, ist sie in ihrem Sein, in ihrem Frieden und in ihrer Seligkeit. Dies entnimmt die geistige Liebe aus der göttlichen Liebe des Herrn, die auf unendliche Weise so beschaffen ist. Hieraus folgt, daß die göttliche Liebe und somit die göttliche Vorsehung zum Zweck hat einen Himmel, der aus Menschen bestehe, die Engel geworden sind, und Engel werden, und denen sie alles Selige und Beglückende, was der Liebe und Weisheit angehört, geben, und zwar geben könne aus sich selbst in ihnen. Auch vermag sie nicht anders, weil das Bild und Ebenbild ihrer selbst von der Schöpfung her in ihnen ist; das Bild [imago] in ihnen ist die Weisheit, und das Ebenbild [similitudo] in ihnen ist die Liebe, und der Herr in ihnen ist die mit der Weisheit vereinigte Liebe und die mit der Liebe vereinigte Weisheit, oder, was dasselbe ist, Er ist das mit dem Wahren vereinte Gute und das mit dem Guten vereinte Wahre; von welcher Vereinigung im vorhergehenden Abschnitt gehandelt wurde: weil man aber nicht weiß, was der Himmel ist im Allgemeinen oder bei mehreren, und was der Himmel ist im Besonderen oder bei einem einzelnen; ferner, was der Himmel ist in der geistigen Welt, und was der Himmel in der natürlichen Welt, und doch, da er der Endzweck der göttlichen Vorsehung ist, viel daran liegt, es zu wissen, so will ich es einigermaßen ins Licht stellen, in folgender Ordnung: 

 

I. Der Himmel ist Verbindung mit dem Herrn. 

 

II. Der Mensch ist von der Schöpfung her so beschaffen, daß er immer inniger [propius] mit dem Herrn verbunden werden kann. 

 

III. Je inniger der Mensch sich mit dem Herrn verbindet, desto weiser wird er. 

 

IV. Je inniger der Mensch sich mit dem Herrn verbindet, desto glücklicher wird er. 

 

V. Je inniger sich der Mensch mit dem Herrn verbindet, desto augenfälliger scheint es ihm, als ob er sich angehöre, und desto klarer erkennt er, daß er dem Herrn angehört.

 

(28)

I. Der Himmel ist Verbindung mit dem Herrn. Der Himmel ist nicht Himmel aus den Engeln, sondern aus dem Herrn; denn die Liebe und Weisheit, in denen die Engel sind, und die den Himmel machen, sind nicht aus ihnen, sondern aus dem Herrn; ja sie sind der Herr in ihnen: und weil Liebe und Weisheit des Herrn sind, und der Herr darin ist, und die Liebe und Weisheit ihr Leben ausmacht, so ist offenbar, daß ihr Leben dem Herrn angehört, ja der Herr ist. Daß sie nur vom Herrn leben, bekennen die Engel selbst. Hieraus kann man ersehen, daß der Himmel die Verbindung mit dem Herrn ist. Weil es aber mancherlei Verbindung mit dem Herrn gibt, und daher nicht der gleiche Himmel dem einen wie dem anderen ist, so folgt auch, daß der Himmel sich gemäß der Verbindung mit dem Herrn verhält: daß die Verbindung mehr oder weniger nah, und mehr oder weniger entfernt sei, wird man im folgenden Abschnitt sehen. Hier soll einiges von jener Verbindung gesagt werden; wie sie entsteht, und welcher Art sie ist. Es besteht eine Verbindung des Herrn mit den Engeln, und der Engel mit dem Herrn, somit eine wechselseitige. Der Herr wirkt ein in die Liebe des Lebens der Engel, und die Engel nehmen den Herrn auf in der Weisheit, und durch diese verbinden sie sich wechselseitig (mit) dem Herrn. Man muß aber wohl merken, daß es den Engeln scheint, als ob sie selbst sich mit dem Herrn durch die Weisheit verbänden, daß es aber gleichwohl der Herr ist, Der sie mit Sich durch die Weisheit verbindet; denn ihre Weisheit ist ja auch vom Herrn. Es verhält sich ebenso, wenn man sagt, daß der Herr Sich mit den Engeln durch das Gute verbinde, und daß die Engel sich dagegen wiederum [vicissim] mit dem Herrn durch das Wahre verbinden; denn alles Gute gehört der Liebe und alles Wahre der Weisheit an. Weil aber diese wechselseitige Verbindung ein Geheimnis ist, das wenige verstehen können, wenn es nicht ausgelegt wird, so will ich es soviel als möglich durch faßliche Darstellung enthüllen. Im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 404 und 405, ist gezeigt worden, wie sich die Liebe mit der Weisheit verbindet, daß es nämlich geschieht durch die Wißbegierde [affectio sciendi], aus der Liebe zum Wahren [affectio veri] hervorgeht, und durch das Verlangen nach Erkenntnis [affectio intelligendi], aus der eine Wahrnehmung des Wahren stammt, und durch ein Verlangen, das zu schauen, was man weiß und erkennt, woraus das Denken hervorgeht. - In alle diese Neigungen wirkt der Herr ein, denn sie sind Ableitungen aus der Liebe des Lebens eines jeden, und die Engel nehmen jenen Einfluß auf im Wahrnehmen des Wahren, und im Denken; denn in diesem erscheint ihnen jenes Einfließen, nicht aber in den Neigungen. Da nun die Wahrnehmungen und Gedanken den Engeln als ihnen angehörend erscheinen, während sie doch aus den Neigungen hervorgehen, die vom Herrn sind, so hat es den Anschein, daß die Engel sich dagegen wiederum [reciproce] mit dem Herrn verbinden, während doch der Herr sie mit Sich verbindet -; denn die Neigung selbst bringt jene [die Wahrnehmungen und Gedanken] hervor; diese Neigung nämlich, die der Liebe angehört, ist es, welche die Seele von jenen ist; denn niemand kann etwas wahrnehmen und denken ohne Neigung, und ein jeder nimmt wahr und denkt gemäß einer Neigung. Hieraus ist offenbar, daß die wechselseitige Verbindung der Engel mit dem Herrn nicht aus ihnen stammt, sondern nur wie aus ihnen. Von dieser Art ist auch die Verbindung des Herrn mit der Kirche und der Kirche mit dem Herrn, die eine himmlische und geistige Ehe heißt.

 

(29)

Alle Verbindung in der geistigen Welt geschieht durch ein Hinsehen [inspectio]. Wenn einer daselbst an den anderen denkt aus dem Verlangen, mit ihm zu sprechen, so wird der andere sogleich gegenwärtig, und es sieht der eine den anderen von Angesicht zu Angesicht; ähnliches geschieht, wenn einer an den anderen denkt aus einer Neigung der Liebe; durch diese Neigung aber entsteht Verbindung, durch jene andere aber nur Gegenwart. Dies ist eine Eigentümlichkeit der geistigen Welt. Der Grund hiervon ist, daß alle daselbst geistig sind. Anders verhält es sich in der natürlichen Welt, in der alle materiell sind. In der natürlichen Welt geschieht ähnliches bei den Menschen in den Neigungen und Gedanken ihres Geistes. Weil aber in der natürlichen Welt Räume sind, in der geistigen Welt dagegen die Räume nur Scheinbarkeiten [apparentiae] sind, deshalb geschieht in letzterer Welt das wirklich, was im Denken eines jeglichen Geistes vorgeht. Dies wurde gesagt, damit man wissen möge, wie die Verbindung des Herrn mit den Engeln geschieht, und die scheinbar wechselseitige der Engel mit dem Herrn. Alle Engel nämlich wenden ihr Angesicht dem Herrn zu, und der Herr blickt ihnen auf die Stirne, [aspicit illos in fronte] die Engel aber sehen den Herrn durch die Augen [aspiciunt Dominom oculis]. Dies geschieht darum, weil die Stirne der Liebe und ihren Neigungen entspricht, und die Augen der Weisheit und ihren Wahrnehmungen entsprechen. Dennoch aber wenden die Engel nicht aus sich ihr Angesicht dem Herrn zu, sondern der Herr wendet sie Sich zu, nämlich durch ein Einfließen in die Liebe ihres Lebens, und durch diese geht Er in die Wahrnehmungen und Gedanken ein, und auf diese Weise wendet Er sie [Sich zu]. Eine solche Kreisbewegung der Liebe zu den Gedanken und von den Gedanken zur Liebe durch die Liebe ist in allen [Teilen] des menschlichen Gemüts, und diese Kreisbewegung kann man den Lebenskreis [circulus vitae] nennen. Hierüber sehe man auch einiges im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, als: daß die Engel ihr Angesicht beständig dem Herrn als Sonne zuwenden, Nr. 129-134; daß alles Innere, sowohl des Gemüts, als des Körpers der Engel auf ähnliche Weise dem Herrn als Sonne zugewendet sei, Nr. 135-139; daß ein jeglicher Geist, wie er auch beschaffen sei, auf ähnliche Weise seiner herrschenden Liebe sich zuwende, Nr. 140-145; daß die Liebe sich mit der Weisheit verbinde, und bewirke, daß die Weisheit wechselseitig verbunden wird, Nr. 410-412; daß die Engel im Herrn seien und der Herr in ihnen sei, und daß, weil die Engel [nur] Aufnehmende sind, der Herr allein der Himmel sei, Nr. 113-118.     himmels-engel.de

 

(30)

Der Himmel des Herrn in der natürlichen Welt wird Kirche genannt, und der Engel dieses Himmels ist der Mensch der Kirche, der mit dem Herrn verbunden ist. Ein solcher wird auch nach seinem Austritt aus der Welt ein Engel des geistigen Himmels; woraus erhellt, daß vom menschlichen Himmel, Kirche genannt, ähnliches zu verstehen ist, wie das, was vom Engelhimmel gesagt wurde. Jene wechselseitige Verbindung mit dem Herrn, die den Himmel bei den Menschen macht, ist vom Herrn geoffenbart worden im Ausspruch bei Joh.15/4,5,7: „Bleibet in Mir, und Ich in euch; wer in Mir bleibt, und Ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne Mich könnet ihr nichts tun“.

 

(31)

Hieraus kann man ersehen, daß der Herr der Himmel ist, nicht nur im allgemeinen bei allen daselbst, sondern auch im besonderen bei einem jeglichen daselbst. Jeder Engel ist nämlich ein Himmel in kleinster Gestaltung. Aus so vielen Himmeln, als es Engel gibt, besteht der Himmel im allgemeinen. Daß es sich so verhält, sehe man im Werk vom »Himmel und der Hölle« Nr. 51-58. Weil dem so ist, so möge denn keiner in sich den Irrtum nähren, der bei vielen in den ersten Gedanken fällt, daß der Herr im Himmel unter den Engeln sei, oder daß Er bei ihnen sei wie ein König in seinem Reich; Er ist über ihnen, dem Anblick nach in der Sonne daselbst, aber ihrem Leben der Liebe und Weisheit nach in ihnen.

 

(32)

II. Daß der Mensch von der Schöpfung her so beschaffen sei, daß er immer inniger mit dem Herrn verbunden werden kann, kann man ersehen aus dem, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, im dritten Teil, von den Graden gezeigt worden ist, insbesondere aus folgendem daselbst: daß es drei gesonderte oder Höhengrade in den Menschen gebe von der Schöpfung her, Nr. 230-235; daß diese drei Grade in jedem Menschen von der Geburt her seien, und daß, sowie sie aufgeschlossen werden, der Mensch im Herrn sei, und der Herr in ihm, Nr. 236-241; und daß alle Vollkommenheiten wachsen und aufsteigen mit den Graden, und gemäß denselben, Nr. 199-204; woraus hervorgeht, daß der Mensch von der Schöpfung her so beschaffen ist, daß er durch Grade immer inniger mit dem Herrn verbunden werden kann. Man muß vor allem erst wissen, was die Grade sind, und daß sie von zweierlei Art sind, gesonderte oder Höhengrade, und stetig fortlaufende oder Breitengrade, und worin ihr Unterschied besteht; ferner, daß jeglicher Mensch von der Schöpfung her und somit von Geburt aus drei gesonderte oder Höhengrade hat, und daß der Mensch, wenn er geboren wird, in den ersten Grad kommt, welcher der natürliche genannt wird, und daß er diesen Grad bei sich fortwährend erhöhen kann, bis daß er vernünftig wird; und daß er in den zweiten Grad kommt, welcher der geistige genannt wird, wenn er nach den geistigen Gesetzen der Ordnung lebt, welche die göttlichen Wahrheiten sind, und daß er auch in den dritten Grad, welcher der himmlische genannt wird, kommen kann, wenn er nach den himmlischen Gesetzen der Ordnung lebt, die das göttlich Gute sind. Diese Grade werden vom Herrn beim Menschen seinem Leben in dieser Welt gemäß wirklich aufgeschlossen, jedoch nicht eher wahrnehmbar und fühlbar, als nach seinem Austritt aus dieser Welt, und so wie sie aufgeschlossen und hernach vervollkommnet werden, so wird der Mensch näher und näher mit dem Herrn verbunden. Diese Verbindung kann durch Annäherung in Ewigkeit zunehmen, und nimmt auch bei den Engeln in Ewigkeit zu; dennoch aber kann der Engel nicht bis zum ersten Grade der Liebe und Weisheit des Herrn gelangen, oder ihn erreichen, weil der Herr der Unendliche, der Engel aber endlich ist, und zwischen dem Unendlichen und Endlichen kein Verhältnis stattfindet. Da nun niemand den Zustand des Menschen, und den Zustand seiner Erhebung und Annäherung zum Herrn erkennen kann, wenn er nicht jene Grade kennt, deshalb ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, Nr. 173-281 besonders hiervon gehandelt worden, was man nachsehe.

 

(33)

Mit wenigem soll nun gesagt werden, wie der Mensch inniger mit dem Herrn verbunden werden kann, und hernach, wie diese Verbindung immer inniger erscheint. Wie wird der Mensch immer inniger mit dem Herrn verbunden? Es geschieht nicht durch das Wissen allein, auch nicht durch die Einsicht allein, ja auch nicht durch die Weisheit allein, sondern durch ein mit diesen verbundenes Leben. Das Leben des Menschen ist seine Liebe, und die Liebe ist vielfältig. Im allgemeinen gibt es eine Liebe zum Bösen und eine Liebe zum Guten. Die Liebe zum Bösen ist die Liebe, Ehebruch zu begehen, sich zu rächen, zu betrügen, zu lästern, andere ihrer Güter zu berauben: im Denken und Tun solcher Dinge fühlt die Liebe zum Bösen Wonne und Lust. Ausläufe [derivationes] oder Neigungen dieser Liebe gibt es so viele, als es Böses gibt, wozu sie sich determiniert hat, und Wahrnehmungen und Gedanken dieser Liebe gibt es so viele, als es Falsches gibt, was jenes Böse begünstigt und es begründet. Dieses Falsche verbindet sich zur Einheit mit jenem Bösen, wie der Verstand mit dem Willen sich zur Einheit verbindet; sie trennen sich nicht voneinander, weil eines dem anderen angehört. Da nun der Herr in die Lebensliebe eines jeglichen einwirkt, und vermittelst ihrer Neigungen in die Wahrnehmungen und Gedanken, und nicht umgekehrt, wie oben gesagt wurde, so folgt, daß Er Sich nicht inniger verbinden kann, als so weit die Liebe zum Bösen mit ihren Neigungen, die Begierden sind, entfernt ist; und weil diese im natürlichen Menschen ihren Sitz haben, und der Mensch alles, was er aus dem natürlichen Menschen tut, so empfindet, als ob er es aus sich tue; weshalb der Mensch auch das Böse jener Liebe wie aus sich entfernen muß, und in dem Grad, als er sie entfernt, der Herr auch näher zu ihm tritt, und Sich mit ihm verbindet, so kann jeder aus seiner Vernunft sehen, daß die Begierden mit ihren Lüsten die Türen vor dem Herrn versperren und verschließen, und daß sie vom Herrn nicht ausgetrieben werden können, solange der Mensch selbst die Türen verschlossen hält, und von außen her drängt und treibt, daß sie nicht aufgetan werden. Daß der Mensch selbst öffnen müsse, erhellt aus den Worten des Herrn in der Offb.3/20: „Siehe, Ich stehe vor der Türe und klopfe an; wenn jemand Meine Stimme hört, und die Türe auftut, so will Ich zu ihm eingehen und Abendmahl mit ihm halten, und er mit Mir“. Hieraus ergibt sich, daß insoweit jemand das Böse als teuflisch und als den Eingang des Herrn versperrend flieht, insoweit auch er mit dem Herrn immer inniger verbunden wird, und zwar derjenige am innigsten, der jene bösen Begierden als ebenso viele schwarze und feurige Teufel verabscheut; denn das Böse und der Teufel sind eins; und das Falsche des Bösen und der Satan sind auch eins. So wie nämlich ein Einfluß des Herrn stattfindet in die Liebe des Guten und in ihre Neigungen, und durch diese in die Wahrnehmungen und Gedanken, die alle aus dem Guten, in welchem der Mensch ist, den Charakter der Wahrheit an sich tragen, so findet ein Einfluß des Teufels, d.i. der Hölle, statt in die Liebe des Bösen und ihre Neigungen, welche Begierden sind, und durch diese in die Wahrnehmungen und Gedanken, die alle aus dem Bösen, in welchem der Mensch ist, den Charakter des Falschen an sich haben. 

 

Wie erscheint nun jene Verbindung immer näher? Je mehr das Böse im natürlichen Menschen entfernt worden ist durch das Fliehen und Verabscheuen desselben, desto inniger wird der Mensch mit dem Herrn verbunden; und weil Liebe und Weisheit, die der Herr selbst sind, nicht im Raum sind; - (denn die der Liebe angehörige Neigung und das der Weisheit angehörige Denken haben nichts mit dem Raum gemein;) - so erscheint der Herr näher gemäß der Verbindung durch Liebe und Weisheit, und umgekehrt entfernter gemäß der Verwerfung der Liebe und Weisheit. Einen Raum gibt es in der geistigen Welt nicht, sondern dort sind Entfernung und Gegenwart Scheinbarkeiten [apparentiae] je nach den Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten der Neigungen; denn, wie gesagt, die Neigungen, die der Liebe angehören, und die Gedanken, die der Weisheit angehören, und in sich geistig sind, sind nicht im Raum. Hierüber sehe man, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 7-10 und Nr. 69-72 und anderwärts, gezeigt worden ist. Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen, bei dem das Böse entfernt ist, wird verstanden unter den Worten des Herrn: „Die reines Herzens sind, werden Gott schauen“: Matth.5/8, und unter diesen: „Wer Meine Gebote hat, und danach tut, bei dem werde Ich Wohnung machen“: Joh.14/21,23. ‚Die Gebote haben‘ heißt: wissen, und ‚die Gebote tun‘ heißt: lieben. Denn ebendaselbst wird auch gesagt: „Wer Meine Gebote tut, der ist es, der Mich liebt“. 

 

(34)

III. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto weiser wird er. Wie drei Grade des Lebens beim Menschen sind von der Schöpfung und somit von Geburt her, wovon soeben Nr. 

 

32 die Rede war, so sind insbesondere drei Grade der Weisheit bei ihm. Diese Grade sind es, die beim Menschen sich erschließen der Verbindung gemäß; sie erschließen sich gemäß der Liebe; denn Liebe ist eben die Verbindung; aber das Aufsteigen der Liebe nach Graden wird vom Menschen nur dunkel wahrgenommen; das Aufsteigen der Weisheit dagegen klar bei denen, welche wissen und sehen, was Weisheit ist. Der Grund, warum die Grade der Weisheit wahrgenommen werden, liegt darin, daß die Liebe durch die Neigungen in die Wahrnehmungen und Gedanken eindringt, und diese sich darstellen der inneren Anschauung des Gemüts, die der äußeren Anschauung des Körpers entspricht; woher dann rührt, daß die Weisheit zur Erscheinung kommt, und nicht ebenso die Neigung der Liebe, die jene erzeugt. Es verhält sich hiermit, wie mit allem, was wirklich vom Menschen geschieht; man bemerkt zwar, wie der Körper es wirkt, aber nicht, wie die Seele. So nimmt man auch wahr, wie der Mensch nachsinnt, wahrnimmt und denkt, aber nicht wie die Seele dieser [Funktionen], welche die Neigung zum Guten und Wahren ist, sie hervorbringt. Es gibt aber drei Grade der Weisheit, einen natürlichen, einen geistigen und einen himmlischen; im natürlichen Grad der Weisheit ist der Mensch, solange er in der Welt lebt. Dieser Grad kann hier bei ihm bis zu seinem höchsten Punkt vervollkommnet werden, ohne jedoch in den geistigen Grad eindringen zu können, weil dieser Grad nicht in stetiger Weise [per continu um] sich an den natürlichen Grad anschließt, sondern durch Korrespondenzen [Entsprechungen] mit ihm verbunden wird. Im geistigen Grad der Weisheit ist der Mensch nach dem Tode, und auch dieser Grad ist von der Art, daß er bis zu seinem höchsten Punkt vervollkommnet werden kann, ohne jedoch in den himmlischen Grad eindringen zu können, weil dieser Grad auch nicht in stetiger Weise sich an den geistigen Grad anschließt, sondern durch Korrespondenzen mit ihm verbunden wird. Hieraus kann man ersehen, daß die Weisheit in dreifachem Verhältnis erhoben, und in jedem Grad in einfachem Verhältnis bis zu seinem höchsten Punkt vervollkommnet werden kann. Wer die Erhebungen und Vollendungen dieser Grade begreift, der kann einigermaßen das erfassen, was von der Engelsweisheit gesagt wurde, daß sie nämlich unaussprechlich sei. Sie ist auch wirklich so unaussprechlich, daß tausend Vorstellungen eines Gedankens der Engel aus ihrer Weisheit nicht mehr als eine Vorstellung des Gedankens der Menschen aus ihrer Weisheit darstellen können; jene 999 Vorstellungen des Gedankens der Engel können nicht eingehen, weil sie übernatürlich sind. Daß es wirklich so sei, wurde mir öfter verstattet durch lebendige Erfahrung zu erkennen. Allein, wie schon gesagt worden, niemand kann in jene unaussprechliche Weisheit der Engel kommen, außer durch Verbindung mit dem Herrn, und dieser gemäß; denn der Herr allein erschließt den geistigen Grad und den himmlischen Grad, aber nur bei jenen, die aus Ihm weise sind; und die sind aus dem Herrn weise, die den Teufel, d.i. das Böse, von sich ausstoßen.

 

(35)

Niemand aber möge glauben, daß jemand Weisheit besitze, weil er vieles weiß, und es in einigem Licht auffaßt, und weil er verständig davon reden kann, wofern sie nicht mit der Liebe verbunden ist; denn die Liebe bringt sie vermittelst ihrer Neigungen hervor. Ist sie nicht mit der Liebe verbunden, so ist sie wie ein Meteor in der Luft, der verschwindet, und wie eine Sternschnuppe; aber die mit der Liebe verbundene Weisheit ist wie das bleibende Licht der Sonne, und wie ein Fixstern. Die Liebe zur Weisheit hat der Mensch, insoweit er die teuflische Rotte, d.h. die Begierden des Bösen und Falschen verabscheut. 

 

(36)

Die Weisheit, die zur Wahrnehmung gelangt, ist das Innewerden des Wahren aus der Neigung zu diesem, insbesondere das Innewerden des geistig Wahren. Denn es gibt ein bürgerliches, ein moralisches, und ein geistiges Wahre. Diejenigen, die im Innewerden des geistig Wahren aus Neigung zu demselben sind, sind auch im Innewerden des moralisch Wahren und des bürgerlich Wahren; denn die Neigung zum geistig Wahren ist die Seele jener [anderen Erkenntnisse.] Ich sprach zuweilen mit Engeln über die Weisheit, welche sagten, daß die Weisheit eine Verbindung mit dem Herrn sei, weil der Herr die Weisheit selbst ist, und daß zu dieser Verbindung derjenige gelange, der die Hölle von sich ausstößt, und zwar in dem Grad, als er sie ausstößt. Sie sagten, daß sie sich die Weisheit als einen herrlichen und prächtig verzierten Palast vorstellen, zu dem man auf zwölf Stufen emporsteigt, und daß niemand zur ersten Stufe gelange, außer vom Herrn durch die Verbindung mit Ihm, und daß jeder nach Maßgabe der Verbindung emporsteige, und sowie er emporsteige, auch erkenne, daß niemand von sich, sondern vom Herrn weise sei; ferner, daß das, was er weiß, im Verhältnis zu dem, was er nicht weiß, sich verhalte, wie einige Tropfen zu einem großen See. Durch die zwölf Stufen zum Palast der Weisheit wird bezeichnet das mit dem Wahren verbundene Gute und die mit dem Guten verbundenen Wahrheiten.

 

(37)

IV. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto glücklicher wird er. Ähnliches, wie das, was oben Nr. 32 und 34 von den Graden des Lebens und der Weisheit nach der Verbindung mit dem Herrn gesagt wurde, kann auch von den Graden der Glückseligkeit gesagt werden. Denn die Glückseligkeiten, oder Seligkeiten und Wonnen steigen empor, je nachdem die oberen Grade des Gemüts, die der geistige und himmlische genannt werden, sich aufschließen beim Menschen, und jene Grade wachsen nach seinem Leben in der Welt in Ewigkeit fort.

 

(38)

Kein Mensch, der in den Lustreizen der Begierden zum Bösen ist, vermag etwas zu wissen von den Lustreizen der Neigungen zum Guten, in denen der Engelhimmel ist; denn jene Lustreize sind sich gänzlich entgegengesetzt im Inneren, und somit auch im Inwendigen des Äußeren; auf der Oberfläche selbst aber sind sie nur wenig verschieden. Jede Liebe nämlich hat ihre Lustreize, auch die Liebe zum Bösen bei jenen, die in Begierden sind, wie z.B. die Liebe zum Ehebruch, zur Rache, zum Betrügen, zum Stehlen, zur Grausamkeit, ja sogar bei den Schlechtesten die Liebe, das Heilige der Kirche zu lästern, und giftige Reden gegen Gott auszustoßen. Die Quelle jener Lustgefühle ist die Liebe zu Herrschen aus Selbstliebe; diese Lustgefühle [jucunditates] entstehen aus den Begierden, die das Innere des Gemüts erfüllen; aus diesen fließen sie in den Körper herab, und erregen daselbst Unreines, das die Nerven kitzelt; hierdurch entsteht aus dem Lustreiz des Gemüts den Begierden gemäß die angenehme Erregung [jucundatio] des Körpers. Wie und von welcher Art dieses Unreine sei, das die Nerven ihres Körpers kitzelt, wird jedem nach seinem Hinscheiden zu wissen gegeben in der geistigen Welt. Im allgemeinen bezieht es sich auf Aas, Unrat, Dünger, übelriechende und urinartige Dinge; denn von solchen Unreinigkeiten ist ihre Hölle angefüllt. Daß dies Entsprechungen seien, darüber sehe man einiges nach im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 422-424; allein diese häßlichen Lustgefühle verwandeln sich, wenn jene in die Hölle gekommen sind, in Abscheulichkeiten. Dies wurde gesagt, damit man verstehen könne, wie und von welcher Art die Glückseligkeit des Himmels sei, worüber nun im Folgenden; denn alles wird aus seinem Gegensatz erkannt.

 

(39)

Die Seligkeiten, Wonnen, Lustgefühle und Annehmlichkeiten, kurz die Glückseligkeiten des Himmels, können nicht mit Worten beschrieben, im Himmel aber wohl mit dem Sinn empfunden werden; denn was bloß mit dem Sinn empfunden wird, kann nicht beschrieben werden, weil es nicht in die Vorstellungen des Denkens fällt, und also auch nicht in die Worte. Der Verstand nämlich ist es allein, welcher schaut, und er schaut das, was Sache der Weisheit oder des Wahren ist, aber nicht, was Sache der Liebe oder des Guten ist. Deshalb sind jene Glückseligkeiten unausdrückbar, steigen aber dennoch in gleichem Grad mit der Weisheit empor. Ihre Verschiedenheiten sind unendlich, und jede derselben ist unaussprechlich. Ich habe es gehört, und es empfunden. Diese Glückseligkeiten gehen aber in den Menschen ein, je nachdem er die Begierden der Liebe zum Bösen und Falschen wie aus sich, aber dennoch aus dem Herrn, entfernt. Denn diese Glückseligkeiten gehören den Neigungen zum Guten und Wahren an, und diese sind den Begierden des Bösen und Falschen entgegengesetzt. Die Glückseligkeiten der Neigungen der Liebe des Guten und Wahren beginnen vom Herrn, also vom Innersten, und verbreiten sich von da in das Untere, bis zum Letzten, und erfüllen so den Engel, und bewirken, daß er gleichsam ganz Wonne wird. Dergleichen Glückseligkeiten sind mit unendlichen Verschiedenheiten in jeder Neigung zum Guten und Wahren, besonders in der Liebe zur Weisheit. 

 

(40)

Die Lustgefühle der Begierden zum Bösen, und die der Neigungen zum Guten, kann man nicht vergleichen, weil inwendig in den Lustgefühlen der Begierden zum Bösen der Teufel, und inwendig in den Lustgefühlen der Neigungen zum Guten der Herr ist. Sollen sie verglichen werden, so können die Lustreize der Begierden zum Bösen nur verglichen werden mit den geilen Lustreizen der Frösche in den Teichen, so wie mit denen der Schlangen in den Morästen; die Lustreize der Neigungen zum Guten hingegen lassen sich vergleichen mit den Wonnegefühlen in Gärten und Blumenauen. Denn ähnliches mit dem, was Frösche und Schlangen anregt, regt auch jene in der Hölle an, die in den Begierden zum Bösen sind, und ähnliches mit dem, was die Gefühle in Gärten und Blumenauen anregt, regt jene in den Himmeln an, die in den Neigungen zum Guten sind. Denn, wie schon oben gesagt wurde, das entsprechende Unreine regt die Bösen an, und das entsprechende Reine regt die Guten an.

 

(41)

Hieraus kann man ersehen, daß jeder desto glückseliger wird, je inniger er sich mit dem Herrn verbindet. Diese Glückseligkeit tut sich aber selten in der Welt kund, weil der Mensch hier im natürlichen Zustand ist, und das Natürliche nicht in stetig fortlaufender Weise [per continuum] mit dem Geistigen in Gemeinschaft steht, sondern durch Entsprechungen, und diese Gemeinschaft nur durch eine gewisse Seelenruhe und einen Seelenfrieden gefühlt wird, der besonders nach Kämpfen gegen das Böse eintritt; wenn aber der Mensch den natürlichen Zustand ablegt, und in den geistigen Zustand eintritt, was nach dem Austritt aus der Welt geschieht, dann offenbart sich allmählich die oben beschriebene Glückseligkeit.

 

(42)

V. Je inniger der Mensch mit dem Herrn verbunden wird, desto deutlicher scheint es ihm, daß er sich selbst angehöre, und desto klarer erkennt er, daß er dem Herrn angehört. Ein Schein ist es, daß der Mensch, je inniger er mit dem Herrn verbunden ist, desto weniger sich angehöre: dieser Schein ist bei allen Bösen, und auch bei denen, die nach ihrer Religionsansicht glauben, daß sie nicht unter dem Joch des Gesetzes seien, und daß niemand Gutes von sich [a se] tun könne. Diese und jene können nicht anders sehen, als daß ‚das Böse nicht denken und wollen dürfen, sondern nur das Gute‘, so viel sei, als sich nicht angehören; und weil diejenigen, die mit dem Herrn verbunden sind, das Böse zu denken und zu wollen weder begehren noch vermögen, so schließen sie aus dem Schein, daß dies heiße: sich nicht angehören, während es doch gerade das Gegenteil ist.

 

(43)

Es gibt eine höllische und eine himmlische Freiheit. Aus der höllischen Freiheit entspringt das Denken und Wollen des Bösen, und, insoweit die bürgerlichen und sittlichen Gesetze es nicht hindern, das Reden und Tun desselben; aus der himmlischen Freiheit hingegen stammt das Denken und Wollen des Guten, und soweit es möglich ist, das Reden und Tun desselben. Alles was der Mensch aus Freiheit will, denkt, redet und handelt, das fühlt er als das Seinige. Denn alle Freiheit ist bei jedem aus seiner Liebe. Diejenigen, die in der Liebe zum Bösen sind, sehen daher nicht anders, als ob die höllische Freiheit die Freiheit selbst wäre; diejenigen hingegen, die in der Liebe zum Guten sind, sehen, daß die himmlische Freiheit die wahre Freiheit, und folglich, daß das Entgegengesetzte für beide Sklaverei sei. Dennoch aber kann von niemand geleugnet werden, daß eines von beiden die Freiheit sein müsse. Denn zwei an sich entgegengesetzte Freiheiten können nicht Freiheiten an sich sein. Überdies kann man nicht leugnen, daß vom Guten geführt werden, Freiheit sei, und vom Bösen geführt werden, Knechtschaft. Denn vom Guten geführt werden ist vom Herrn, vom Bösen geführt werden aber ist vom Teufel. Da nun dem Menschen alles als das Seinige erscheint, was er aus Freiheit tut; - denn dies gehört seiner Liebe an, und aus seiner Liebe handeln heißt aus Freiheit handeln, wie oben gesagt wurde; - so folgt, daß die Verbindung mit dem Herrn macht, daß der Mensch sich als frei und als sein eigen erscheint, und je inniger die Verbindung mit dem Herrn ist, desto freier ist er und desto mehr sein eigen. Daß er sich desto deutlicher [distinctius] als sein eigen erscheint, kommt daher, daß die göttliche Liebe von der Art ist, daß sie will, das Ihrige möge dem anderen, also dem Menschen und dem Engel, angehören. Alle geistige Liebe ist so beschaffen, am meisten die göttliche Liebe. Überdies zwingt auch der Herr niemand, weil alles, wozu jemand gezwungen wird, nicht als sein eigen erscheint, und was nicht als sein eigen erscheint, nicht Gegenstand seiner Liebe werden, und somit ihm nicht als das Seinige angeeignet werden kann. Deshalb wird der Mensch beständig vom Herrn in der Freiheit geführt, und auch in Freiheit gebessert und wiedergeboren. Doch hierüber mehr in der Folge; man sehe auch einiges oben Nr. 4.

 

(44)

Daß aber der Mensch, je deutlicher es ihm scheint, als ob er sich angehöre, desto klarer erkenne, daß er dem Herrn angehört, kommt daher, daß er je inniger er mit dem Herrn verbunden wird, desto weiser wird, wie oben Nr. 34-36 gezeigt wurde, und die Weisheit ihm dieses lehrt, und er es auch erkennt. Die Engel des dritten Himmels, welche die Weisesten unter den Engeln sind, empfinden dies sogar, und nennen eben dieses Freiheit; aber von sich selbst geführt werden, nennen sie Knechtschaft. Als Grund hiervon geben sie an, daß der Herr nicht unmittelbar in das einwirke, was ihrem Wahrnehmen und Denken aus der Weisheit angehört, sondern in die Neigungen der Liebe zum Guten, und durch diese in jenes, und daß sie den Einfluß in die Erregung empfinden, aus der ihre Weisheit entspringe, und daß dann alles, was sie aus der Weisheit denken, wie von ihnen, und somit als das Ihrige erscheine, und daß hierdurch eine wechselseitige Verbindung entstehe.

 

(45)

Weil die göttliche Vorsehung des Herrn den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht zum Endzweck hat, so folgt, daß sie auch die Verbindung des menschlichen Geschlechts mit sich zum Endzweck hat, worüber Nr. 28-31 zu vergleichen; ferner, daß sie zum Zweck hat, daß der Mensch immer inniger mit ihr verbunden werde, wovon Nr. 32, 33; denn dann hat er den Himmel in sich; ferner, daß sie zum Zweck hat, daß der Mensch durch diese Verbindung immer weiser werde, worüber Nr. 34- 36; und daß er immer glückseliger werde, (worüber Nr. 37-41,) weil der Himmel dem Menschen aus der Weisheit kommt und ihr gemäß, und durch sie auch die Glückseligkeit; und endlich auch, daß sie zum Endzweck hat, daß der Mensch immer deutlicher als sich angehörig erscheine, und dennoch immer klarer erkenne, daß er dem Herrn angehört, worüber Nr. 42-44. - Dies alles ist Gegenstand der göttlichen Vorsehung des Herrn, weil alles dieses der Himmel ist, den sie zum Endzweck hat.

 

 


(3)

 

Die göttliche Vorsehung des Herrn hat in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge

 

 

(46)

In der christlichen Welt ist bekannt, daß Gott der Unendliche und Ewige ist; denn in der Dreieinigkeitslehre, die von Athanasius den Namen hat, wird gesagt, Gott der Vater sei der Unendliche, Ewige und Allmächtige, ebenso Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist, und doch seien nicht drei Unendliche, Ewige und Allmächtige, sondern Einer. Hieraus folgt, daß, weil Gott der Unendliche und Ewige ist, nichts anderes von Gott ausgesagt werden kann, als das Unendliche und Ewige. Was aber das Unendliche und Ewige sei, kann vom Endlichen nicht begriffen, und doch auch begriffen werden. Es kann nicht begriffen werden, weil das Endliche das Unendliche nicht umfassen kann; und es kann begriffen werden, weil es abstrakte Vorstellungen gibt, durch die man sehen kann, daß die Dinge sind, obgleich nicht von welcher Art sie sind. Solche Vorstellungen gibt es auch vom Unendlichen, wie z.B. daß Gott, weil Er der Unendliche, oder daß das Göttliche, weil es das Unendliche ist, auch das Sein selbst sei; daß Er das Wesen und die Substanz selbst sei, daß Er die Liebe selbst und die Weisheit selbst sei, oder daß Er das Gute selbst und das Wahre selbst sei, und somit, daß Er das Selbständige sei, ja der eigentliche Mensch; ferner auch, wenn gesagt wird, daß das Unendliche alles sei, als daß die unendliche Weisheit die Allwissenheit, und die unendliche Macht die Allmacht sei. Doch dieses fällt nur dunkel in das Denken, und als unbegreiflich vielleicht in die Verneinung, wofern nicht von der Vorstellung weggedacht wird, was das Denken aus der Natur an sich hat, insbesondere das, was es von den zwei Eigentümlichkeiten der Natur, dem Raum und der Zeit, hat. Denn diese müssen notwendig die Vorstellungen verendlichen, und machen, daß die abstrakten Ideen als etwas Nichtwirkliches erscheinen. Wenn aber jenes beim Menschen weggedacht werden kann, wie dies bei den Engeln geschieht, dann kann das Unendliche vermittelst dessen, was oben angegeben wurde, begriffen werden, und somit auch dies, daß der Mensch etwas ist, weil er geschaffen ist vom unendlichen Gott, Der alles ist; ferner, daß der Mensch eine endliche Substanz ist, weil er erschaffen ist vom unendlichen Gott, Der die Substanz selbst ist; wie auch, daß der Mensch Weisheit ist, weil er geschaffen ist vom unendlichen Gott, Der die Weisheit selbst ist, und so fort. Denn wenn der unendliche Gott nicht alles wäre, nicht die Substanz und die Weisheit selbst, so wäre der Mensch kein Etwas, somit entweder ein Nichts, oder nur die Vorstellung, daß er sei, nach dem Ausspruch jener Schwärmer, die Idealisten genannt werden. Aus dem, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt wurde, erhellt, daß das göttliche Wesen Liebe und Weisheit ist, Nr. 28-39; daß die göttliche Liebe und Weisheit die Substanz selbst und die Form selbst ist; und daß sie das Selbständige und das Einzige ist, Nr. 40-46; ferner daß Gott das Universum und alles in demselben aus Sich selbst und nicht aus Nichts geschaffen habe, Nr. 282-284; woraus folgt, daß alles Geschaffene, und insbesondere der Mensch, und in ihm die Liebe und Weisheit, ein Etwas sind, und nicht bloß die Vorstellung, daß sie seien; denn wenn Gott nicht der Unendliche wäre, so wäre das Endliche nicht; wenn ferner das Unendliche nicht alles wäre, so wäre nichts; und wenn Gott nicht aus Sich selbst alles geschaffen hätte, so würde nichts oder ein Nichts sein; mit einem Worte: wir sind, weil Gott ist.

 

(47)

Weil nun von der göttlichen Vorsehung gehandelt wird, und hier insbesondere davon, daß sie in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge habe, und dies nur in gewisser Ordnung deutlich dargestellt werden kann, so soll folgende Reihenfolge eingehalten werden: 

 

I. Das Unendliche in sich und das Ewige in sich ist ein und dasselbe mit dem Göttlichen. 

 

II. Das Unendliche und Ewige in sich kann nicht anders als auf das Unendliche von Sich im Endlichen sein Absehen haben. 

 

III. Die göttliche Vorsehung hat in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige von sich im Auge, besonders in der Beseligung des menschlichen Geschlechts. 

 

IV. Das Bild des Unendlichen und Ewigen zeigt sich im Engelhimmel an dem beseligten menschlichen Geschlecht.  

 

V. Das Absehen auf das Unendliche und Ewige in Bildung des Engelhimmels, daß er vor dem Herrn wie ein Mensch sei, welcher Sein Bild ist, ist das Innerste der göttlichen Vorsehung. 

 

(48)

I. Daß das Unendliche in sich und das Ewige in sich ein und dasselbe mit dem Göttlichen sei, kann aus dem ersehen werden, was an mehreren Stellen im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt wurde. Daß das Unendliche in sich und das Ewige in sich das Göttliche sei, ist aus der Idee der Engel; die Engel verstehen unter dem Unendlichen nichts anderes, als das göttliche Sein, und unter dem Ewigen das göttliche Dasein [Existere]. Daß aber das Unendliche in sich und das Ewige in sich das Göttliche sei, kann von den Menschen geschaut und auch nicht geschaut werden. Es kann geschaut werden von denen, die über das Unendliche nicht aus dem Raum, und über das Ewige nicht aus der Zeit denken; aber es kann nicht geschaut werden von denen, die über das Unendliche und Ewige aus Raum und Zeit denken; es kann mithin geschaut werden von denen, die erhabener, d.h. inwendiger im Vernünftigen, denken, keineswegs aber von denen, die niedriger, d.h. äußerlicher, denken. Diejenigen, von denen es geschaut werden kann, denken, daß es kein Unendliches des Raumes geben könne, und folglich auch kein Unendliches der Zeit, die das Urewige [aeternum a quo] wäre, weil das Unendliche ohne Erstes und Letztes, oder ohne Grenzen ist; sie denken auch, daß es kein Unendliches von sich geben könne, weil dieses ‚von sich‘ eine Grenze und einen Anfang voraussetzt, oder ein Früheres von dem [es stammt]; folglich, daß es inhaltleer sei, zu sagen ‚das Unendliche und Ewige von sich‘, weil dies ebenso wäre, als wenn man sagte ‚das Sein von sich‘, was sich selbst widersprechend ist; denn das Unendliche von sich wäre ein Unendliches vom Unendlichen, und ein Sein von sich wäre ein Sein vom Sein, und ein solches Unendliche und Sein würde ein und dasselbe sein mit dem Endlichen1, oder wäre endlich. Aus diesem und ähnlichem, was inwendig in der Vernunft geschaut werden kann, erhellt, daß es ein Unendliches in sich, und ein Ewiges in sich gibt, und daß dieses und jenes das Göttliche sei, aus welchem alles [ist].

 

[1] mit dem Endlichen für: cu m Infinito

 

(49)

Ich weiß, daß mehrere bei sich sagen werden: Wie kann jemand innerlich in seiner Vernunft etwas ohne Raum und Zeit begreifen, und daß dies nicht nur sei, sondern auch, daß es alles sei, und daß es das Selbständige sei, aus dem alles [ist]? Allein denke nur innerlicher darüber nach, ob die Liebe oder irgendeine Neigung derselben, oder die Weisheit oder irgendeine Wahrnehmung derselben, ja ob das Denken im Raum und in der Zeit sei, und du wirst erkennen, daß dies nicht der Fall ist. Wenn nun das Göttliche die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, so folgt, daß das Göttliche nicht in Raum und Zeit begriffen werden kann, somit auch nicht das Unendliche. Um dies klarer zu erkennen, so erwäge, ob das Denken in der Zeit und im Raum sei. Nimm ein Fortschreiten desselben von zehn oder zwölf Stunden, [und siehe], ob nicht dieser Zeitraum erscheinen könne wie der von einer oder zwei Stunden, oder auch wie ein oder zwei Tage; denn er erscheint nach dem Zustand der Neigung, aus der das Denken ist; ist diese ein Gefühl der Freude, in der man nicht an die Zeit denkt, so ist ein zehn oder zwölf Stunden fortgesetztes Denken kaum wie das von einer oder zwei Stunden; umgekehrt aber verhält sich es, wenn sie ein Gefühl des Schmerzes ist, in dem man auf die Zeit merkt; woraus erhellt, daß die Zeit nur eine Scheinbarkeit ist je nach dem Zustand der Neigung, aus der das Denken hervorgeht. In ähnlicher Weise verhält es sich mit der Entfernung des Raumes im Denken, du magst lustwandeln oder reisen.

 

(50)

Weil die Engel und Geister Neigungen [affectiones], die der Liebe angehören, und die hieraus hervorgehenden Gedanken sind, darum sind sie auch nicht in Raum und Zeit, sondern nur in der Scheinbarkeit derselben. Die Scheinbarkeit [apparentia] der Zeit und des Raumes ist bei ihnen den Zuständen ihrer Neigungen und der Gedanken aus diesen gemäß. Wenn daher einer aus Neigung an einen anderen denkt, mit dem Verlangen ihn zu sehen oder mit ihm zu sprechen, so stellt er sich auf der Stelle als gegenwärtig dar. Daher kommt, daß bei einem jeglichen Menschen Geister gegenwärtig sind, die in gleicher Neigung mit ihm sind; böse Geister bei dem, der in der Neigung zu ähnlichem Bösen ist, und gute Geister bei dem, der in der Neigung zu ähnlichem Guten ist, und diese sind so gegenwärtig, wie wenn jemand einer Gesellschaft einverleibt ist. Raum und Zeit tragen nichts zur Gegenwart bei, aus dem Grunde, weil die Neigung und das Denken daraus nicht in Raum und Zeit sind, und die Engel und Geister Neigungen sind und Gedanken aus diesen. Daß dem so sei, wurde mir durch lebendige Erfahrung von mehreren Jahren zu wissen gegeben, und zwar namentlich auch dadurch, daß ich mit mehreren nach dem Tode gesprochen habe, sowohl mit solchen, die in Europa und den verschiedenen Reichen desselben, als auch mit solchen, die in Asien und Afrika und ihren verschiedenen Reichen [gelebt hatten,] und alle nahe bei mir waren. Gäbe es also für sie Raum und Zeit, so hätte eine Reise und Zeit der Reise dazwischen fallen müssen: Ja, ein jeglicher Mensch weiß dies aus dem, was in ihm oder in seine Geist von Natur liegt, was mir dadurch gewiß wurde, daß niemand an irgendeinen Abstand des Raumes dachte, als ich erzählte, daß ich mit einem in Asien, Afrika oder Europa Verstorbenen gesprochen habe, wie z.B. mit Calvin, Luther, Melanchthon, oder mit einem König, Präfekten, oder Priester in einem entfernten Land; wobei jenen [die mir zuhörten] nicht einmal in den Gedanken kam: wie konnte er reden mit solchen, die dort gelebt hatten, und wie konnten sie zu ihm kommen und bei ihm sein, da doch Länder und Meere dazwischen lagen? Auch hieraus war mir offenbar, daß keiner aus Zeit und Raum denkt, wenn an Gegenstände in der geistigen Welt. Daß jedoch auch bei diesen ein Schein von Zeit und Raum sei, sehe man im Werk von »Himmel und Hölle« Nr. 162-169; 191-199.

 

(51)

Hieraus kann man nun ersehen, daß man das Unendliche und Ewige, und somit den Herrn, ohne Zeit und Raum denken muß, und daß man es so denken kann, wie auch, daß es von denen so gedacht wird, die inwendiger in der Vernunft denken, und daß dann das Unendliche und Ewige ein und dasselbe ist mit dem Göttlichen. So denken die Engel und Geister. Durch das von Zeit und Raum abgezogene Denken begreift man die göttliche Allgegenwart und die göttliche Allmacht, ferner das Göttliche von Ewigkeit, aber durchaus nicht nur ein Denken, dem die Vorstellung von Zeit und Raum anhängt. Hieraus erhellt, daß man sich Gott von Ewigkeit denken kann, aber keineswegs eine Natur von Ewigkeit; daß man also eine Schöpfung des Universums von Gott, aber durchaus nicht eine Schöpfung aus der Natur denken kann; denn der Natur sind Zeit und Raum eigen, das Göttliche aber ist ohne diese. Daß das Göttliche ohne Raum und Zeit sei, sehe man im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, Nr. 7-10; 69-76, und anderwärts.

 

(52)

II. Das Unendliche und Ewige in sich kann sein Absehen auf nichts anderes haben, als auf das Unendliche und Ewige von ihm im Endlichen. Unter dem Unendlichen und Ewigen in sich wird das Göttliche Selbst verstanden, wie in dem unmittelbar vorhergehenden Abschnitt gezeigt wurde. Unter dem Endlichen wird verstanden alles von Ihm Erschaffene, und besonders die Menschen, Geister und Engel; und ‚sein Absehen haben auf das Unendliche und Ewige von Ihm‘ heißt: sein Absehen auf das Göttliche haben, d.h. auf Sich in jenen, wie der Mensch sein Bild im Spiegel betrachtet. Daß dem so sei, ist mit mehrerem gezeigt worden im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, besonders da, wo nachgewiesen wurde, daß im geschaffenen Universum ein Bild des Menschen ist, und ein Bild des Unendlichen und Ewigen, Nr. 317, 318, somit ein Bild Gottes des Schöpfers, d.h. des Herrn von Ewigkeit. Man muß aber wissen, daß das Göttliche in sich im Herrn ist, das Göttliche von Ihm [a se] aber das Göttliche vom Herrn in den geschaffenen Dingen ist.

 

(53)

Damit man aber dies besser verstehe, muß es noch beleuchtet werden: das Göttliche kann sein Absehen auf nichts anderes haben, als auf das Göttliche, und kann nirgend anderswo auf dasselbe hinsehen, als in den von ihm Geschaffenen. Daß dem so sei, geht deutlich daraus hervor, daß niemand anders als aus dem Seinigen in sich [ex suo in se] einen anderen betrachten kann. Derjenige, der den anderen liebt, betrachtet ihn in sich aus seiner Liebe [ex amore suo in se]; wer weise ist, betrachtet in sich aus seiner Weisheit den anderen. Er kann zwar sehen, daß der andere ihn entweder liebt, oder nicht liebt, ferner, daß er entweder weise ist oder nicht; allein er sieht dies aus der Liebe und Weisheit in ihm selbst. Er verbindet sich daher insoweit mit ihm, als der andere ihn liebt, so wie er selbst denselben liebt, oder insoweit der andere Weise ist, wie er selbst; denn so machen sie eins aus. Auf gleiche Weise verhält es sich mit dem Göttlichen in sich; denn das Göttliche in sich kann nicht aus einem anderen, z.B. aus einem Menschen, Geist und Engel, sich selbst anschauen; denn nichts Urgöttliches in sich haben diese ja [nihil divini in se illis est, a quo], und auf das Göttliche hinsehen aus einem anderen, in welchem nichts Göttliches ist, hieße, das Göttliche aus dem Nichtgöttlichen betrachten, was nicht möglich ist. Daher kommt es, daß der Herr so mit dem Menschen, Geist und Engel verbunden ist, daß alles, was sich auf das Göttliche bezieht, nicht von ihnen, sondern vom Herrn ist; denn es ist bekannt, daß alles Gute und alles Wahre, das jemand besitzt, nicht von ihm, sondern vom Herrn ist; ja daß nicht einmal jemand den Herrn, oder Seinen Namen Jesus und Christus nennen kann, außer aus Ihm. Hieraus folgt nun, daß das Unendliche und Ewige, was ein und dasselbe ist mit dem Göttlichen, alles auf unendliche Weise in den Endlichen schaut, und sich mit diesen verbindet je nach dem Grad der Aufnahme der Liebe und Weisheit bei ihnen. Mit einem Wort, der Herr kann keine Stätte finden und wohnen beim Menschen und dem Engel, außer in dem Seinigen, nicht aber in ihrem Eigenen; denn dieses ist böse, und wäre es auch gut, so ist es doch endlich, und kann also in sich und aus sich das Unendliche nicht fassen. Hieraus erhellt, daß unmöglich der Endliche den Unendlichen, wohl aber der Unendliche das Unendliche aus ihm in den Endlichen schauen kann.

 

(54)

Es scheint, als ob das Unendliche mit dem Endlichen nicht könne verbunden werden, weil es kein Verhältnis des Unendlichen zum Endlichen gibt, und weil das Endliche nicht das Unendliche fassen kann; aber es gibt dennoch eine Verbindung, sowohl weil der Unendliche aus sich selbst alles erschaffen hat, gemäß dem, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 228-284, nachgewiesen wurde, als weil der Unendliche im Endlichen auf nichts anderes hinsehen kann, als auf das Unendliche von Ihm, und weil dies bei den Endlichen wie etwas in ihnen erscheinen kann. So gibt es ein Verhältnis des Endlichen zum Unendlichen, nicht vom Endlichen aus, sondern vom Unendlichen im Endlichen; und so kann auch der Endliche das Unendliche fassen, nicht der Endliche in sich, sondern wie in sich, durch das Unendliche von sich in ihm. Doch hierüber mehr in dem nun Folgenden. 

 

(55)

III. Die göttliche Vorsehung hat in allem, was sie tut, ihr Absehen auf das Unendliche und Ewige von ihr, vorzüglich in der Seligmachung des menschlichen Geschlechts. Das Unendliche und Ewige in sich ist das Göttliche Selbst oder der Herr in Sich; aber das Unendliche und Ewige von Ihm ist das ausgehende Göttliche oder der Herr in anderen aus Ihm Erschaffenen, also in den Menschen und in den Engeln, und dies Göttliche ist ein und dasselbe mit der göttlichen Vorsehung; denn der Herr tut durch das Göttliche von Ihm Vorsehung, daß alles in der Ordnung, in welcher und zu welcher es geschaffen ist, gehalten werde; und weil das ausgehende Göttliche dieses bewirkt, so folgt, daß alles dies die göttliche Vorsehung ist.

 

(56)

Daß die göttliche Vorsehung in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige von ihr im Auge hat, kann daraus erhellen, daß alles Geschaffene vom Ersten, welches der Unendliche und Ewige ist, fortschreitet bis zum Letzten, und vom Letzten bis zum Ersten von dem [es ist], wie im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, in dem Teil, in welchem von der Schöpfung des Universums die Rede ist, gezeigt wurde; und weil in allem Fortschreiten ein Erstes, von dem [es herstammt] inwendigst ist, so folgt, daß das ausgehende Göttliche oder die göttliche Vorsehung in allem, was sie tut, irgendein Bild des Unendlichen und Ewigen im Auge hat. Auf dieses hat sie ihr Absehen in allem; aber in einigem bis zur Evidenz der Wahrnehmung; in anderem nicht bis zu dieser. Bis zur Evidenz der Wahrnehmung stellt sie jenes Bild dar in der Mannigfaltigkeit aller Dinge, und in der Befruchtung und Vervielfältigung aller Dinge. Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in der Mannigfaltigkeit aller Dinge erscheint darin, daß es nichts gibt, das mit einem anderen ein und dasselbe wäre, und auch nichts der Art geben kann in Ewigkeit. Dies erhellt augenscheinlich an den Gesichtern der Menschen von der ersten Schöpfung an, also auch an ihren Seelen, deren Typen die Gesichter sind, und auch an den Neigungen, Wahrnehmungen und Gedanken, denn aus diesen bestehen die Seelen. Davon kommt es, daß es im ganzen Himmel nicht zwei Engel oder zwei Geister gibt, die ganz dieselben wären, ja daß es in Ewigkeit dergleichen nicht geben kann. Ebenso verhält es sich mit jedem Gegenstand der Anschauung in beiden Welten, sowohl der natürlichen als der geistigen. Hieraus kann man ersehen, daß die Mannigfaltigkeit unendlich und ewig ist. Ein Bild des Unendlichen und Ewigen in aller Befruchtung und Vervielfältigung zeigt sich an der den Samen inwohnenden Kraft im Pflanzenreich, und an der Erzeugung der Jungen im Tierreich, besonders der Fortpflanzung der Fische, daß sie nämlich, wenn sie nach Vermögen befruchtet und vermehrt würden, innerhalb eines Jahrhunderts die Räume der ganzen Erde, ja der Welt erfüllen würden; woraus hervorgeht, daß in ihrem Vermögen das Streben liegt, sich ins Unendliche fortzupflanzen: und weil die Befruchtungen und Vervielfältigungen nicht gefehlt haben von Anfang der Schöpfung an, noch in Ewigkeit fehlen werden, so folgt, daß in jenem Vermögen auch das Streben liegt, sich in Ewigkeit fortzupflanzen.

 

(57)

Ebenso verhält es sich mit den Menschen in Bezug auf ihre Neigungen, die der Liebe angehören, und auf ihre Wahrnehmungen, die der Weisheit angehören. Die Mannigfaltigkeit dieser, wie jener, ist unendlich und ewig; ebenso ihre Befruchtungen und Vervielfältigungen, die geistig sind. Keines Menschen Neigung und Wahrnehmung ist der eines anderen so ganz ähnlich, daß sie ganz dieselben wären, und es kann auch in Ewigkeit dergleichen nicht geben. Auch können die Neigungen befruchtet und die Wahrnehmungen vervielfacht werden ohne Ende: daß die Wissenschaften niemals erschöpft werden können, ist bekannt. Diese Fähigkeit der Befruchtung und Vervielfältigung ohne Ende, oder ins Unendliche und in Ewigkeit, ist im Natürlichen bei den Menschen, im Geistigen bei den geistigen Engeln, und im Himmlischen bei den himmlischen Engeln. Von dieser Art sind nicht nur die Neigungen, Wahrnehmungen und Kenntnisse im allgemeinen, sondern auch ein jeglicher Bestandteil derselben, auch der kleinste, im besonderen. Sie sind so beschaffen, weil sie vom Unendlichen und Ewigen in sich durch das Unendliche und Ewige von ihm entstehen. Weil aber das Endliche nichts Göttliches in sich hat, deshalb ist nichts dergleichen, nicht einmal das Geringste, im Engel oder Menschen als sein Eigentum; denn der Mensch und der Engel ist endlich, und nur ein Aufnahmegefäß, das an sich tot ist. Sein Lebendiges hat er vom ausgehenden Göttlichen, das mit ihm durch Berührung [per contiguum] verbunden ist, und ihm als das Seinige erscheint. Daß dem so sei, wird man im Folgenden sehen.

 

(58)

Daß die göttliche Vorsehung das Unendliche und Ewige von sich im Auge habe, besonders bei der Seligmachung des menschlichen Geschlechts, kommt daher, daß der Zweck der göttlichen Vorsehung der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist, wie oben Nr. 37-45 gezeigt wurde; und weil dieses der Zweck ist, so folgt, daß es auch die Besserung und Wiedergeburt des Menschen, somit seine Seligmachung ist, welche die göttliche Vorsehung vorzüglich im Auge hat. Denn aus den Seliggemachten oder Wiedergeborenen bildet sich der Himmel. Weil aber den Menschen wiedergebären heißt, das Gute und Wahre, oder die Liebe und Weisheit bei ihm vereinigen, so wie sie im Göttlichen vereinigt sind, das vom Herrn ausgeht, darum hat die göttliche Vorsehung bei der Seligmachung des menschlichen Geschlechts dieses vorzüglich im Auge; das Bild des Unendlichen und Ewigen ist beim Menschen nirgend anderswo, als in der Vermählung des Guten und Wahren. Daß das ausgehende Göttliche dieses im menschlichen Geschlecht bewirke, ist bekannt durch die, welche erfüllt mit dem ausgehenden Göttlichen, das der Heilige Geist heißt, geweissagt haben, von denen im Wort die Rede ist: und durch diejenigen, die als Erleuchtete die göttlichen Wahrheiten im Licht des Himmels sehen, besonders bei den Engeln, welche die Gegenwart, den Einfluß und die Verbindung mit dem Sinne wahrnehmen. Aber diese erkennen auch, daß die Verbindung nichts anderes ist, als was man eine Anschließung [adjunctio] nennen kann.

 

(59)

Noch nicht bekannt ist, daß die göttliche Vorsehung in allem Fortschreiten beim Menschen seinen ewigen Zustand im Auge hat; sie kann aber nichts anderes im Auge haben, weil das Göttliche das Unendliche und Ewige ist, und das Unendliche und Ewige oder Göttliche nicht in der Zeit ist, und somit alles Zukünftige ihm gegenwärtig ist; und weil das Göttliche so beschaffen ist, so folgt, daß es in allem und jedem einzelnen, das es tut, ewig ist. Diejenigen aber, die aus Zeit und Raum denken, begreifen dieses nur schwer; nicht nur, weil sie das Zeitliche lieben, sondern auch, weil sie aus der Gegenwart in der Welt denken, und nicht aus der Gegenwart im Himmel; diese liegt ihnen so ferne, als das Ende der Erde; diejenigen aber, die im Göttlichen sind, denken, weil aus dem Herrn, auch aus dem Ewigen, wenn sie aus der Gegenwart denken; sie sprechen bei sich: was ist das, was nicht ewig ist, ist es nicht zeitlich und verhältnismäßig wie nichts, und wird auch ein Nichts, wenn es ein Ende nimmt? - Anders das Ewige; dieses allein ist, weil das Sein desselben kein Ende nimmt. So denken heißt, aus dem Gegenwärtigen und zugleich aus dem Ewigen denken, und wenn der Mensch so denkt und zugleich so lebt, dann hat das ausgehende Göttliche oder die göttliche Vorsehung bei ihm in allem Fortschreiten ihr Absehen auf den Zustand seines ewigen Lebens im Himmel, und leitet ihn zu diesem hin. Daß das Göttliche in jedem Menschen, dem Guten sowohl, als dem Bösen, das Ewige beabsichtige, wird man im Folgenden sehen.

 

(60)

IV. Das Bild des Unendlichen und Ewigen zeigt sich im Engelhimmel. Zu dem, was man notwendig kennen muß, gehört auch der Engelhimmel; denn jeder, der Religion hat, denkt an ihn, und will dahin gelangen. Der Himmel wird aber nur denen zuteil, die den Weg zu ihm kennen, und auf demselben wandeln. Diesen Weg kann man auch einigermaßen wissen aus der Erkenntnis, wie diejenigen beschaffen sind, die den Himmel bilden, und daß niemand ein Engel wird, oder in den Himmel kommt, wenn er nicht Engelsnatur [angelicum] mit sich aus der Welt nimmt, und in dieser Engelsart liegt die Erkenntnis des Weges aus dem Wandeln auf ihm, und das Wandeln auf dem Wege durch die Erkenntnis desselben. In der geistigen Welt sind auch wirklich Wege, die zu einem jeglichen Verein des Himmels führen, und zu einem jeglichen der Hölle; und jeder sieht seinen Weg wie aus sich; daß er ihn sieht, kommt daher, daß es Wege dort gibt für jede Liebe, und die Liebe den Weg öffnet, und zu den Genossen hinführt; andere Wege als die seiner Liebe sieht niemand: woraus erhellt, daß die Engel nichts anderes sind, als himmlische Liebearten [amores], denn sonst hätten sie nicht die zum Himmel führenden Wege gesehen. Doch dies wird deutlicher erhellen aus der Beschreibung des Himmels.

 

(61)

Jeder Menschengeist ist Neigung und aus derselben hervorgehendes Denken, und weil jede Neigung der Liebe und jedes Denken dem Verstand angehört, so ist jeder Geist seine Liebe und sein Verstand. Aus diesem Grunde denkt der Mensch, wenn er allein aus seinem Geist denkt - (was der Fall ist, wenn er zu Hause bei sich nachdenkt) - aus der seiner Liebe angehörigen Neigung. Hieraus kann man ersehen, daß der Mensch, wenn er ein Geist wird, was nach dem Tode geschieht, die Neigung seiner Liebe ist, und nur das seiner Neigung angehörige Denken. Es ist eine böse Neigung, d.h. eine Begierde, wenn er Liebe zum Bösen hatte, und eine gute Neigung, wenn er Liebe zum Guten hatte; und zwar hat jeder eine gute Neigung, insoweit er das Böse als Sünde geflohen, und jeder hat eine böse Neigung, insoweit er das Böse nicht so geflohen hatte. Da nun alle Geister und Engel Neigungen sind, so ist offenbar, daß der ganze Engelhimmel nichts anderes ist, als die Liebe aller Neigungen zum Guten, und die daraus hervorgehende Weisheit aller Wahrnehmungen des Wahren; und da alles Gute und Wahre vom Herrn ist, und der Herr die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, so folgt, daß der Engelhimmel Sein Abbild ist, und weil die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit ihrer Form nach Mensch ist, so folgt auch, daß der Engelhimmel notwendig in einer solchen Form ist: doch hiervon wird im folgenden Abschnitt mehr gesagt werden.

 

(62)

Daß der Engelhimmel ein Bild des Unendlichen und Ewigen ist, kommt daher, daß er ein Bild des Herrn ist, und der Herr der Unendliche und Ewige ist. Das Bild des Unendlichen und Ewigen selbst erscheint darin, daß es Myriaden Myriaden von Engeln gibt, aus denen der Himmel besteht, und daß sie ebenso viele Vereine bilden, als es gemeinsame Neigungen der himmlischen Liebe gibt, und daß ein jeglicher Engel in jedem Verein unterscheidbar [distincte] seine Neigung ist; ferner, daß aus ebenso vielen Neigungen im allgemeinen und besonderen die Form des Himmels besteht, die vor dem Herrn als eine Einheit erscheint, nicht anders als jeder Mensch eine Einheit ist, und daß diese Form in Ewigkeit vervollkommnet wird je nach ihrer Vermehrung; denn je mehrere in die Form der göttlichen Liebe eingehen, welche die Form der Formen ist, desto vollkommener wird die Vereinigung. Hieraus erhellt offenbar, daß das Bild des Unendlichen und Ewigen im Engelhimmel sich zeigt.

 

(63)

Aus der Kenntnis des Himmels, die durch diese kurze Schilderung gegeben worden, geht hervor, daß die Neigung [affectio, der Gemütszustand], welche der Liebe zum Guten angehört, den Himmel beim Menschen macht; allein, wer weiß dies heutzutage, ja wer weiß nur, was die Neigung der Liebe zum Guten ist, und daß es unzählige, ja unendliche Neigungen der Liebe zum Guten gibt? Denn, wie gesagt, jeder Engel ist unterscheidbar seine Neigung, und die Form des Himmels ist die Form aller Neigungen der göttlichen Liebe daselbst. Alle Neigungen in diese Form vereinigen, kann nur der, welcher die Liebe selbst und zugleich die Weisheit selbst, und dabei der Unendliche und Ewige ist. Denn das Unendliche und Ewige liegt in jeder Form; das Unendliche in der Verbindung, und das Ewige in der Beständigkeit. Würde ihr das Unendliche und Ewige genommen, so würde sie im Augenblick zerfallen. Wer anders könnte die Neigungen in eine Form vereinen, ja wer anders könnte auch nur eines an ihr [unum ejus] vereinen? Denn nicht eines an ihr kann anders vereint werden als nach der universellen Idee aller, und das Universelle in allen nur nach der singulären Idee eines jeden. Myriaden Myriaden sind es, die diese Form bilden, und Myriaden sind es, die jährlich in dieselbe eingehen, und in Ewigkeit fort in sie eingehen werden: denn alle Kinder gehen in dieselbe ein, und ebenso viele Erwachsene, als es Neigungen der Liebe zum Guten gibt. Auch hieran wieder kann man das Bild des Unendlichen und Ewigen im Engelhimmel sehen.

 

(64)

V. Das Absehen haben auf das Unendliche und Ewige in Bildung des Engelhimmels, damit er vor dem Herrn als ein Mensch, der Sein Bild ist, erscheine, ist das Innerste der göttlichen Vorsehung. Daß der ganze Himmel wie ein Mensch vor dem Herrn sei, und ebenso jeder Verein des Himmels, und daß infolgedessen jeder Engel in vollkommener Form Mensch sei, und dies darum, weil Gott der Schöpfer, welcher der Herr von Ewigkeit ist, Mensch ist, sehe man im Werk von »Himmel und Hölle« Nr. 59-86. Daß hierdurch ein Entsprechungsverhältnis aller Dinge des Himmels zu allen Dingen des Menschen bestehe, Nr. 87-102. Daß der ganze Himmel wie ein Mensch sei, wurde nicht von mir gesehen, weil der ganze Himmel von niemand gesehen werden kann, sondern nur vom Herrn allein; daß aber ein ganzer Verein des Himmels, der größere und der kleinere, wie ein Mensch erschien, wurde einigemal von mir gesehen, und dann mir gesagt, daß der größte Verein, welcher der Himmel in seinem Gesamtumfang ist, ebenso erscheine, aber vor dem Herrn, und daß aus diesem Grunde ein jeder Engel in aller Form Mensch sei. 

 

(65)

Weil nun der ganze Himmel vor dem Anblick des Herrn wie ein Mensch ist, deshalb ist der Himmel in so viele allgemeine Vereine abgeteilt, als es Organe, Eingeweide und Glieder beim Menschen gibt; und jeder allgemeine Verein in ebenso viele weniger allgemeine oder besondere Vereine, als es größere Teile eines jeglichen Eingeweides und Organes gibt; woraus erhellt, wie der Himmel beschaffen ist. Da nun der Herr der eigentliche Mensch ist, und der Himmel ein Bild von Ihm, so heißt ‚im Himmel sein‘ so viel als ‚im Herrn sein‘. Daß der Herr der eigentliche Mensch ist, sehe man im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, Nr. 11-13, 285-289.

 

(66)

Hieraus kann jenes Geheimnis, das man ein Engelsgeheimnis nennen kann, einigermaßen erkannt werden, daß nämlich eine jede Neigung des Guten und zugleich des Wahren in ihrer Form Mensch ist; denn alles, was vom Herrn ausgeht, hat aus Seiner göttlichen Liebe das an sich, daß es eine Neigung zum Guten ist, und aus Seiner göttlichen Weisheit, daß es eine Neigung zum Wahren ist. Die Neigung zum Wahren, die vom Herrn ausgeht, erscheint als Wahrnehmung und infolgedessen als ein Denken des Wahren im Engel und im Menschen, aus dem Grunde, weil man auf die Wahrnehmung und das Denken Achtung gibt, und nur wenig auf die Neigung, aus der [es stammt], während sie jedoch beide mit der Neigung zum Wahren als eins vom Herrn hervorgehen.

 

(67)

Da nun der Mensch von der Schöpfung her ein Himmel in kleinster Form ist, und somit ein Bild des Herrn, und da der Himmel aus ebenso vielen Neigungen besteht, als es Engel gibt, und eine jede Neigung in ihrer Form Mensch ist, so folgt, daß es das fortwährende [Streben] der göttlichen Vorsehung ist, daß der Mensch ein Himmel werde in seiner Form, und somit ein Bild des Herrn, und, weil dies durch die Neigung zum Guten und Wahren geschieht, daß er diese Neigung werde. Dies ist daher fortwährendes Streben der göttlichen Vorsehung; ihr Innerstes aber ist, daß er hier oder dort im Himmel, d.h. hier oder dort im göttlichen- himmlischen Menschen sein möge; denn so ist er im Herrn. Dies geschieht aber bei denen, welcher der Herr zum Himmel führen kann; und weil der Herr dieses vorhersieht, so sieht er auch beständig vor, daß er ein solcher werde. Denn so wird jeder, der zum Himmel sich führen läßt, zu seinem Ort im Himmel vorbereitet. 

 

(68)

Der Himmel ist, wie oben gesagt wurde, in ebenso viele Vereine abgeteilt, als es Organe, Eingeweide und Glieder im Menschen gibt, und unter diesen kann kein Teil an einem anderen Ort als an dem seinigen sein; da nun die Engel solche Teile im göttlich-himmlischen Menschen sind, und nur diejenigen Engel werden, die Menschen in der Welt waren, so folgt, daß ein Mensch, der sich zum Himmel führen läßt, vom Herrn beständig für seinen Ort vorbereitet wird, was geschieht durch eine solche Neigung zum Guten und Wahren, die [jenem] entspricht. In diesen Ort wird auch jeder EngelMensch nach seinem Austritt aus der Welt eingeschrieben. Dies ist das Innerste der göttlichen Vorsehung in Beziehung auf den Himmel.

 

(69)

Ein Mensch aber, der sich nicht zum Himmel führen und daselbst einreihen läßt, wird für seinen Ort in der Hölle vorbereitet; denn der Mensch strebt aus sich [a se] beständig zur untersten Hölle, er wird aber vom Herrn beständig abgezogen: und wer nicht abgezogen werden kann, wird für einen bestimmten Ort daselbst vorbereitet, in den er auch sogleich nach dem Austritt aus der Welt eingeschrieben wird; und dieser Ort ist einem bestimmten Ort im Himmel entgegengesetzt, denn die Hölle bildet den Gegensatz zum Himmel; sowie daher der Mensch als Engel seiner Neigung zum Guten und Wahren gemäß seine Stelle im Himmel erlangt, so erlangt der Mensch als Teufel seiner Neigung zum Bösen und Falschen gemäß eine Stelle in der Hölle: denn zwei Gegensätze, die in gleicher Lage einander gegenüber gestellt sind, werden im Zusammenhang gehalten. Dies ist das Innerste der göttlichen Vorsehung in betreff der Hölle.

 

 


(4)

 

Es gibt Gesetze der göttlichen Vorsehung, die den Menschen verborgen sind

 

 

(70)

Daß es eine göttliche Vorsehung gibt, ist bekannt, von welcher Beschaffenheit sie aber sei, ist nicht bekannt. Daß nicht bekannt ist, wie die göttliche Vorsehung beschaffen sei, kommt daher, daß es geheime Gesetze gibt, die bis jetzt in der Weisheit bei den Engeln verborgen lagen, nun aber geoffenbart werden sollen, damit dem Herrn gegeben werde, was Ihm gehört, und nicht dem Menschen, was ihm nicht gehört: denn die meisten in der Welt schreiben sich und ihrer Klugheit alles zu, und was sie [sich] nicht zuschreiben können, das nennen sie Ungefähr und Zufall, nicht wissend, daß die menschliche Klugheit nichts ist, und daß Ungefähr und Zufall leere Worte sind. Es wird gesagt, daß die Gesetze der göttlichen Vorsehung geheim seien, bisher verborgen gelegen in der Weisheit bei den Engeln, und dies darum, weil in der christlichen Welt der Verstand für göttliche Dinge durch die Religion verschlossen wurde, und daher für diese dergestalt stumpf und widerstrebend wurde, daß der Mensch, weil er nicht wollte, oder weil er nicht konnte, und daher auch nicht wollte, von der göttlichen Vorsehung bloß einzusehen vermochte, daß sie sei, und darüber vernünfteln, ob sie sei oder nicht sei, sowie auch, ob sie sich bloß auf das Allgemeine, oder auch auf das Besondere erstrecke; weiter konnte der durch die Religion verschlossene Verstand nicht gehen. Weil aber in der Kirche anerkannt wurde, daß der Mensch nicht aus sich Gutes tun könne, das an sich gut wäre, und nicht aus sich Wahres denken, das in sich wahr wäre, und eben dieses eins ist mit der göttlichen Vorsehung, weshalb auch der Glaube an das eine abhängt vom Glauben an das andere, so muß, damit nicht das eine bejaht und das andere verneint werde, und so beides zusammenfalle, erst überhaupt geoffenbart werden, was die göttliche Vorsehung ist. Dies kann aber nicht offenbar werden, wofern nicht die Gesetze enthüllt werden, durch die der Herr vorsieht, und die Willens- und Verstandeskräfte [voluntaria et intellectualia] des Menschen regiert; denn die Gesetze geben zu erkennen, wie sie beschaffen sind, und wer ihre Beschaffenheit weiß, der und kein anderer kann sie anerkennen, denn er sieht sie alsdann. Dies ist der Grund, warum die Gesetze der göttlichen Vorsehung, die bisher in der Weisheit bei den Engeln verborgen lagen, jetzt geoffenbart werden.

 

 


(5)

 

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung,

daß der Mensch aus Freiheit nach der Vernunft handle

 

 

(71)

Daß der Mensch Freiheit hat, zu denken und zu wollen, wie es ihm beliebt, aber nicht die Freiheit, alles zu reden, was er denkt, noch die Freiheit, alles zu tun, was er will, ist bekannt. Die Freiheit, die hier verstanden wird, ist daher eine geistige Freiheit, nicht eine natürliche, außer insofern sie eins ausmachen; denn das Denken und Wollen ist geistig, das Reden und Handeln hingegen ist natürlich. Sie werden auch offenbar beim Menschen unterschieden; denn der Mensch kann denken, was er nicht redet, und wollen was er nicht tut. Hieraus erhellt, daß das Geistige und Natürliche beim Menschen unterschieden ist, weshalb der Mensch auch nicht von dem einen zum anderen übergehen kann, außer durch Selbstbestimmung. Diese Selbstbestimmung kann man mit einer Türe vergleichen, die erst aufgeschlossen und geöffnet werden muß; diese Türe aber steht gleichsam offen bei denen, die aus der Vernunft nach den bürgerlichen Gesetzen des Reiches und nach den sittlichen der Gesellschaft denken und wollen; denn solche reden, was sie denken, und tun, wie sie wollen; dagegen ist jene Türe gleichsam verschlossen bei denen, die gegen jene Gesetze denken und wollen. Wer auf seine Willensbestimmungen und die daraus hervorgehenden Taten achtet, der wird bemerken, daß eine solche Selbstbestimmung eintritt, und bisweilen mehrmals in einer Unterredung, und in einer Handlung. Dies ist vorausgeschickt worden, damit man wisse, daß unter dem Handeln aus der Freiheit nach der Vernunft verstanden wird frei denken und wollen, und hierdurch frei reden und tun, was der Vernunft gemäß ist.

 

(72)

Weil aber wenige wissen, daß dies Gesetz ein Gesetz der Vorsehung sein könne, besonders deswegen, weil auf diese Weise dem Menschen auch frei steht, Böses und Falsches zu denken, und dennoch die göttliche Vorsehung fortwährend den Menschen zum Denken und Wollen des Guten und Wahren hinleitet, so muß dies, damit es gefaßt werde, deutlich auseinandergesetzt werden, und zwar in folgender Ordnung: 

 

I. Der Mensch hat Vernunft [ratio] und freien Willen [liberum], oder Vernünftigkeit [rationalitas] und Freiheit [libertas]; und diese beiden Vermögen sind vom Herrn beim Menschen. 

 

II. Alles was der Mensch aus freiem Willen tut, sei es nun vernünftig oder unvernünftig, erscheint ihm als sein eigen, wenn es nur seiner Vernunft gemäß ist. 

 

III. Alles, was der Mensch aus freiem Willen seinem Denken gemäß tut, wird ihm wie das Seinige angeeignet, und bleibt. 

 

IV. Durch diese beiden Vermögen wird der Mensch vom Herrn gebessert und wiedergeboren, und ohne dieselben kann er nicht gebessert und wiedergeboren werden. 

 

V. Der Mensch kann vermittelst dieser beiden Vermögen insoweit gebessert und wiedergeboren werden, als er durch sie zur Anerkennung gebracht werden kann, daß alles Gute und Wahre, das er denkt und tut, vom Herrn sei, und nicht von ihm selbst. 

 

VI. Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen und hinwiederum des Menschen mit dem Herrn geschieht durch jene zwei Vermögen. 

 

VII. Der Herr bewahrt diese beiden Vermögen beim Menschen unversehrt und als unverletzlich bei allem Fortschreiten Seiner göttlichen Vorsehung. 

 

VIII. Es ist deshalb [Absehen] der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch aus freiem Willen nach der Vernunft handle. 

 

(73)

I. Der Mensch hat Vernunft und freien Willen, oder Vernünftigkeit und Freiheit; und diese beiden Vermögen sind vom Herrn beim Menschen. Daß der Mensch ein Erkenntnisvermögen [facultus intelligendi] habe, das die Vernünftigkeit, und ein Vermögen das, was er erkennt, zu denken, zu wollen, zu reden und zu tun, welches die Freiheit ist; und daß diese beiden Vermögen vom Herrn beim Menschen seien, davon ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 264-270, 425, und auch oben Nr. 43, 44 gehandelt worden. Da aber über beide Vermögen mancherlei Zweifel aufsteigen können, wenn man über sie denkt, so will ich an dieser Schwelle nur einiges über die Freiheit des Menschen, der Vernunft gemäß zu handeln, sagen. Man muß aber fürs erste wissen, daß aller freier Wille der Liebe angehört, so daß Liebe und freier Wille eins sind; und weil die Liebe das Leben des Menschen ist, so ist auch der freie Wille dem Leben desselben angehörig; denn jeder Lustreiz, den der Mensch fühlt, stammt aus seiner Liebe; es gibt keinen Lustreiz anderswoher, und aus dem Lustgefühl der Liebe handeln heißt: aus freiem Willen handeln; denn der Lustreiz führt den Menschen so wie ein Strom dasjenige, was seinem Lauf gemäß von selbst fortgetragen wird. Da es nun der Liebearten mehrere gibt, zusammenstimmende und nicht zusammenstimmende, so folgt, daß es in ähnlicher Weise auch mehrere Arten des freien Willens gibt; Im allgemeinen gibt es aber dreierlei freien Willen: einen natürlichen, einen vernunftmäßigen und einen geistigen. 

 

Den natürlichen freien Willen [liberum naturale] hat jeder Mensch durch Vererbung. Vermöge desselben liebt der Mensch nur sich und die Welt; sein erstes Leben ist nichts anderes; und weil alles Böse aus diesen zwei Liebearten entsteht, und infolgedessen das Böse auch der Liebe angeeignet wird, so folgt, daß Böses denken und wollen sein natürlicher freier Wille ist, und daß der Mensch dasselbe, wenn er es durch Schlüsse bei sich begründet hat, aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß tut. Solcherlei Handeln stammt aus demjenigen seiner Vermögen, das Freiheit heißt, und jenes Begründen aus seinem Vermögen der Vernünftigkeit. Zum Beispiel aus der Liebe des Menschen, in die er geboren wird, ist, daß er ehebrechen, betrügen, lästern, sich rächen will; und wenn er dieses Böse bei sich begründet, und es dadurch zu etwas Erlaubtem macht, dann denkt und will er es aus der Lust der Liebe zu dergleichen mit Freiheit und gleichsam seiner Vernunft gemäß, und soweit bürgerliche Gesetze ihn nicht abhalten, redet und tut er es auch. Von der göttlichen Vorsehung des Herrn ist es, daß dem Menschen zugelassen ist, so zu handeln, weil er freien Willen oder Freiheit hat. In diesem freien Willen ist der Mensch von Natur, weil durch Vererbung; und in diesem freien Willen befinden sich diejenigen, die jenes aus der Lust der Selbst- und Weltliebe durch Schlüsse bei sich begründet haben. 

 

Der vernunftmäßige freie Wille [liberum rationale] entsteht durch die Liebe des guten Rufes der Ehre oder des Gewinnes wegen; der Lustreiz dieser Liebe ist, daß man der äußeren Form nach als ein moralischer Mensch erscheine; und weil ein solcher diesen guten Ruf liebt, so betrügt er nicht, bricht nicht die Ehe, rächt sich nicht, lästert nicht; und weil er dies seiner Vernunft aneignet, so spielt er auch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß den Aufrichtigen, den Gerechten, den Keuschen und den Freund; ja er kann sogar aus der Vernunft für dergleichen schöne Reden halten. Wenn aber sein Vernünftiges bloß natürlich und nicht zugleich geistig ist, so ist sein freier Wille nur ein äußerlicher freier Wille, nicht aber ein innerlicher; denn er liebt demungeachtet innerlich jenes Gute nicht, sondern, wie gesagt, nur äußerlich des guten Rufes wegen. Das Gute, das er tut, ist daher nicht an sich gut. Er kann auch sagen, daß man es des öffentlichen Wohles wegen tun müsse, allein er sagt dies nicht aus Liebe zum öffentlichen Wohl, sondern aus Liebe zu seiner Ehre oder seinem Gewinn; sein freier Wille entnimmt also nichts aus der Liebe zur öffentlichen Wohlfahrt, auch seine Vernunft nicht, weil diese der Liebe beistimmt. Dieser vernunftmäßige freie Wille ist also ein inwendiger natürlicher freier Wille. Dieser freie Wille wird ebenfalls durch die göttliche Vorsehung des Herrn einem jeden gelassen. 

 

Der geistige freie Wille [liberum spirituale] entstammt der Liebe zum ewigen Leben. Zu dieser Liebe und ihrer Wonne gelangt nur der, welcher das Böse als Sünde erkennt, und es aus diesem Grund nicht will, und zugleich zum Herrn aufsieht. Sobald der Mensch dieses tut, ist er in jenem freien Willen. Denn niemand kann das Böse als Sünde verabscheuen, und deshalb es unterlassen, wofern dies nicht aus dem inneren oder oberen freien Willen geschieht, d.h. in seiner inneren oder oberen Liebe. Dieser freie Wille erscheint im Anfang nicht als frei, ist es aber dennoch, späterhin aber erscheint er so, und dann handelt der Mensch aus dem eigentlichen freien Willen der rechten Vernunft gemäß, indem er das Gute und Wahre denkt, will, redet und tut. Dieser freie Wille wächst in dem Grad, als der natürliche freie Wille abnimmt und zum Knecht wird, und verbindet sich mit dem vernunftmäßigen freien Willen, und läutert ihn. Jeder kann in diesen freien Willen gelangen, wenn er nur bedenken will, daß es ein ewiges Leben gibt, und daß das Angenehme und Selige des Lebens in der Zeit und für eine Zeit, nur wie ein vorübergehender Schatten ist gegen die Wonne und Seligkeit des Lebens in der Ewigkeit für die Ewigkeit. Dies kann auch der Mensch bedenken, wenn er will, weil er Vernunft und Freiheit hat, und weil der Herr, aus Dem jene beiden Vermögen stammen, fortwährend verleiht, daß er es kann.

 

(74)

II. Alles, was der Mensch aus freiem Willen tut, es sei nun vernünftig oder unvernünftig, erscheint ihm als sein eigen, wenn es nur seiner Vernunft gemäß ist. Was die Gabe der Vernunft und Freiheit sei, die dem Menschen eigen sind, kann nicht deutlicher erkannt werden als durch Vergleich des Menschen mit den Tieren; denn diese haben keine Vernunft oder Verstandesfähigkeit, und keine Freiheit oder kein Vermögen des freien Willens, mithin auch keinen Verstand und Willen, sondern statt des Verstandes ein Wissen, und statt des Willens eine Neigung, beide natürlicher Art. Und weil sie jene beiden Vermögen nicht haben, deshalb haben sie auch kein Denken, sondern statt des Denkens ein inneres Sehen, das durch die Entsprechung eins ist mit ihrem äußeren Sehen. Jede Neigung hat ihre Genossin [comparem] gleichsam als Gattin [bei sich], die Neigung der natürlichen Liebe hat nämlich das Wissen, die Neigung der geistigen Liebe die Einsicht, und die Neigung der himmlischen Liebe die Weisheit. Denn eine Neigung ohne ihre Genossin oder Gattin ist nichts; denn sie ist wie ein Sein ohne Dasein, und wie eine Substanz ohne Form, von denen nichts ausgesagt werden kann. Daher kommt es, daß alles Geschaffene etwas in sich trägt, das auf die Ehe des Guten und Wahren bezogen werden kann, wie oben ausführlich gezeigt wurde. In den Tieren ist eine Ehe der Neigung und des Wissens, ihre Neigung aber bezieht sich auf das natürlich Gute, ihr Wissen auf das natürlich Wahre. Weil nun Neigung und Wissen bei ihnen vollkommen eins bilden, und ihre Neigung nicht über ihr Wissen erhoben werden kann, so wie ihr Wissen nicht über ihre Neigung, und diese, wenn sie erhoben werden, zugleich erhoben werden, und weil sie kein geistiges Gemüt haben, zu dem oder in dessen Licht und Wärme sie sich erheben können, deshalb haben sie kein Erkenntnisvermögen oder keine Vernunft, und kein Vermögen frei zu wollen, und keine Freiheit, sondern eine bloß natürliche Neigung mit ihrem Wissen; die natürliche Neigung, die sie besitzen, ist die Neigung, sich zu ernähren, eine Wohnung zu haben, sich fortzupflanzen, das Schädliche zu fliehen und zu verabscheuen, mit allem dazu erforderlichen Wissen. Weil der Zustand ihres Lebens so beschaffen ist, so können sie nicht denken: ‚dies will ich und dies nicht, dies weiß ich und dies nicht‘, noch weniger: ‚dies erkenne ich und dies liebe ich‘, sondern sie werden von ihrer Neigung durch ihr Wissen geführt ohne Vernunft und Freiheit. Der Grund, daß sie so geführt werden, liegt nicht in der natürlichen, sondern in der geistigen Welt. Denn es gibt nichts in der natürlichen Welt, das nicht zusammenhinge mit der geistigen Welt. Jede Ursache, die eine Wirkung hervorbringt, stammt von dorther. Einiges über diesen Gegenstand sehe man auch unten Nr. 96.

 

(75)

Anders verhält es sich mit dem Menschen, der nicht nur eine Neigung der natürlichen Liebe hat, sondern auch eine Neigung der geistigen Liebe, und eine Neigung der himmlischen Liebe; denn das menschliche Gemüt [mens] hat drei Grade, wie im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« im dritten Teil gezeigt wurde: deshalb kann der Mensch vom natürlichen Wissen zur geistigen Einsicht, und von da zur himmlischen Weisheit erhoben werden, und vermöge dieser beiden, der Einsicht und Weisheit, kann er zum Herrn aufsehen, und so mit Ihm verbunden werden, wodurch er ewig lebt. Diese Erhebung in Ansehung seiner Neigung wäre nicht möglich, wenn er nicht das Vermögen hätte, seinen Verstand zu erheben vermöge der Vernünftigkeit, und dieses zu wollen vermöge der Freiheit. Durch diese beiden Vermögen kann der Mensch in seinem Inneren bei sich nachdenken über das, was er mit den Sinnen seines Körpers außer sich wahrnimmt, und er vermag auch aus einer höheren Region herab über dasjenige zu denken, was er gerade in einer tieferen denkt; denn jeder kann sagen: „dies habe ich gedacht und dies denke ich“; ferner: „dies habe ich gewollt und dieses will ich“; dann auch: „ich sehe ein, daß es so ist, und dies liebe ich, weil es so ist“, u.s.f. Hieraus erhellt, daß der Mensch auch oberhalb seines Denkens denkt, und es gleichsam unter sich sieht. Dies hat der Mensch vermöge der Vernunft und der Freiheit; von der Vernunft, daß er in einer höheren Region denken kann; von der Freiheit, daß er aus Neigung so denken will; denn hätte er nicht die Freiheit, so zu denken, so hätte er auch nicht den Willen, somit auch nicht das Denken. Daher können diejenigen, die nur das erkennen wollen was der Welt und ihrer Natur angehört, nicht aber, was moralisch- und geistig gut und wahr ist, nicht vom Wissen zur Einsicht, und noch weniger zur Weisheit erhoben werden; denn diese Vermögen haben sie verschlossen. Daher bilden sie sich nicht weiter zu Menschen, als daß sie vermöge der ihnen innewohnenden Vernunft und Freiheit erkennen können, wenn sie wollen, und es auch wollen können. Von diesen beiden Vermögen hat der Mensch, daß er denken, und aus dem Denken reden kann. Im übrigen sind sie nicht Menschen, sondern Tiere, und manche durch den Mißbrauch jener Vermögen noch schlimmer als die Tiere.

 

(76)

Ein jeder kann aus unumwölkter Vernunft sehen und begreifen, daß der Mensch ohne den Anschein, daß er sich angehöre, weder in einer Neigung zum Wissen, noch in einer Neigung zur Einsicht wäre; denn jeder Lustreiz und Freudigkeit [volupe], und somit alles, was dem Willen angehört, stammt aus der Neigung, die der Liebe angehört: wer kann etwas wissen wollen, und etwas einsehen wollen, wenn er nicht einige Freudigkeit der Neigung hat, und wer kann diese Freudigkeit der Neigung haben, wenn das, wovon er angeregt wird, nicht als sein eigen erscheint? - Wenn nichts ihm, sondern alles einem anderen angehörte, d.h. wenn jemand aus seinen Neigungen etwas in das Gemüt eines anderen eingösse, der keine Neigungen zum Wissen und zur Einsicht wie aus sich hätte, würde er es aufnehmen, ja könnte er es aufnehmen, und wäre er nicht gleich einem unvernünftigen Wesen oder Klotz? Hieraus kann offenbar erhellen, daß, obgleich alles einfließt, was der Mensch wahrnimmt, und dadurch erkennt und weiß, und seiner Wahrnehmung gemäß will und tut, dennoch die göttliche Vorsehung bewirkt, daß es als dem Menschen angehörig erscheint; denn außerdem würde, wie gesagt, der Mensch nichts aufnehmen und also auch mit keiner Einsicht und Weisheit begabt werden können. Es ist bekannt, daß alles Gute und Wahre nicht dem Menschen, sondern dem Herrn angehört, und dennoch dem Menschen als ihm angehörig erscheint, und weil alles Gute und Wahre so erscheint, so erscheint auch alles so, was dem Himmel und der Kirche, somit alles, was der Liebe und der Weisheit, ferner der tätigen Liebe und dem Glauben angehört, und dennoch gehört nichts davon dem Menschen an; aufnehmen kann diese niemand vom Herrn, wenn es ihm nicht scheint, als ob er sie aus sich wahrnehme. Hieraus läßt sich die Wahrheit dieser Sache erkennen, daß alles, was der Mensch aus freiem Willen tut, sei es nun vernünftig oder unvernünftig [sive sit rationis vel non rationis], wenn es nur seiner Vernunft gemäß ist, ihm als sein eigen erscheint.

 

(77)

Wer kann nicht aus seinem Vermögen, das Vernunft heißt, erkennen, daß dieses oder jenes Gute dem gemeinen Wesen nützlich sei; oder daß dieses oder jenes Böse dem gemeinen Wesen schädlich sei. Daß z.B. Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Keuschheit der Ehe, dem gemeinen Wesen nützlich seien, und daß Ungerechtigkeit, Unredlichkeit und verbotener Umgang mit den Weibern anderer dem gemeinen Wesen schädlich seien, folglich, daß jenes Böse an sich Schaden, und jenes Gute an sich Nutzen sei? Wer könnte daher dieses seiner Vernunft nicht aneignen, wenn er nur will? Hat er ja doch Vernünftigkeit und Freiheit; und insoweit enthüllt sich seine Vernunft und Freiheit, und erscheint, und herrscht, und verleiht das Wahrnehmen und das Können, insoweit er das Böse bei sich deshalb flieht, und in dem Maße, als er dies tut, hat er jenes Gute im Auge, wie ein Freund den anderen. Hieraus kann dann der Mensch aus seinem Vermögen, das Vernunft genannt wird, den Schluß machen auf das Gute, das dem gemeinen Wesen nützlich ist in der geistigen Welt, und auf das Böse, das dort schädlich ist, wenn er nur unter dem Bösen die Sünde versteht, und unter dem Guten die Werke der tätigen Liebe. Auch dies kann der Mensch seiner Vernunft zu eigen machen, wenn er nur will, weil er Vernunft und Freiheit hat, und seine Vernunft und Freiheit sich insoweit enthüllen, erscheinen und herrschen, und das Wahrnehmen und Können verleihen, als er jenes Böse als Sünde flieht, und insoweit, als er dieses tut, hat er das Gute der tätigen Liebe im Auge, wie der Nächste den Nächsten aus beiderseitiger Liebe. Weil nun der Herr der Aufnahme und Verbindung wegen will, daß alles, was der Mensch mit freiem Willen nach seiner Vernunft tut, ihm als das Seine erscheine, und dieses der Vernunft selbst gemäß ist, so folgt, daß der Mensch, weil es ewige Seligkeit ist, jenes vermöge der Vernunft wollen, und, unter Anrufung der göttlichen Allmacht des Herrn, es auch tun kann.

 

(78)

III. Alles, was der Mensch aus freiem Willen seinem Denken gemäß tut, wird ihm als das Seinige zugeeignet, und bleibt. Der Grund ist, weil das Eigene [proprium] des Menschen und sein freier Wille eins ausmachen. Das Eigene des Menschen gehört seinem Leben an, und was der Mensch aus seinem Leben tut, das tut er aus freiem Willen. Das Eigene des Menschen ist ferner das, was seiner Liebe angehört; denn die Liebe ist das Leben eines jeden, und was der Mensch aus der Liebe seines Lebens tut, das tut er aus freiem Willen. Der Mensch handelt aus freiem Willen seinem Denken gemäß aus dem Grunde, weil das, was dem Leben oder der Liebe jemandes angehört, auch gedacht und durch das Denken begründet wird; und wenn es begründet ist, dann tut er es aus freiem Willen seinem Denken gemäß; denn alles, was der Mensch tut, das tut er aus dem Willen durch den Verstand, und die freie Selbstbestimmung gehört dem Willen, und das Denken dem Verstand an. Der Mensch kann auch aus freiem Willen gegen die Vernunft handeln; dann auch aus dem nicht freien Willen der Vernunft gemäß. Dies wird jedoch dem Menschen nicht angeeignet, denn es gehört nur dem Mund und dem Körper an, aber nicht seinem Geist oder Herzen. Was aber seinem Geist und Herzen angehört, das wird, wenn es auch Sache des Mundes und des Körpers wird, dem Menschen angeeignet. Daß es sich so verhalte, könnte durch vieles beleuchtet werden, allein dies gehört nicht hierher. Dem Menschen angeeignet werden heißt, in sein Leben eingehen, und Sache seines Lebens, folglich sein Eigentum werden. Daß aber nichts des Menschen Eigentum sei, sondern ihm nur als das Seinige erscheine, wird man im Folgenden ersehen; hier nur so viel, daß alles Gute, was der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß tut, ihm als das Seine angeeignet wird, weil es im Denken, Wollen, Reden und Tun ihm als das Seinige erscheint; gleichwohl aber gehört das Gute nicht dem Menschen an, sondern dem Herrn beim Menschen: man sehe oben Nr. 76. Auf welche Weise aber das Böse dem Menschen angeeignet werde, wird man in seinem Abschnitt sehen.

 

(79)

Es wird gesagt, daß das, was der Mensch aus freiem Willen nach seinem Denken tut, auch bleibe; denn von dem, was der Mensch sich angeeignet hat, kann durchaus nichts mehr ausgewurzelt werden; denn es ist Bestandteil seiner Liebe und zugleich seiner Vernunft, oder seines Willens und zugleich seines Verstandes, und somit seines Lebens geworden. Es kann zwar entfernt, aber nicht ausgestoßen werden; und wenn es entfernt wird, so wird es wie vom Zentrum an die Peripherie versetzt, und weilt daselbst. Dies wird unter dem verstanden, daß es bleibe. So zum Beispiel: wenn ein Mensch sich in der Kindheit und Jugend etwas Böses angeeignet hat, indem er es aus dem Lustreiz seiner Liebe tat, wie wenn er betrog, lästerte, sich rächte, unzüchtig lebte, dann hat er sich dieses, weil er es aus freiem Willen seinem Denken gemäß getan hatte, auch angeeignet; wenn er aber in der Folge Buße tut, jenes [Böse] flieht, und als Sünde ansieht, die verabscheut werden soll, und so aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß davon absteht, dann wird ihm das Gute angeeignet, dem jenes Böse entgegengesetzt ist, und dieses Gute bildet dann den Mittelpunkt, und drängt das Böse gegen die Umkreise hin immer weiter zurück, je nach der Abkehr und Verabscheuung desselben; dennoch aber kann es nicht so ausgetrieben werden, daß man es ausgerottet nennen könnte; durch jene Zurückdrängung kann es aber doch wie ausgerottet erscheinen, was dadurch geschieht, daß der Mensch vom Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten erhalten wird. Gleiches geschieht mit jedem angeerbten Bösen, und ebenso mit jedem wirklich verübten Bösen des Menschen. Ich sah dieses auch durch die Erfahrung bestätigt bei einigen im Himmel, die, weil sie vom Herrn im Guten erhalten wurden, glaubten, sie seien ohne Böses; damit sie aber nicht glauben möchten, das Gute, in dem sie waren, sei ihr Eigenes, wurden sie aus dem Himmel entsendet, und in ihr Böses zurückversetzt, so lange, bis sie anerkannten, daß sie im Bösen sich befänden aus sich, aber im Guten vom Herrn. Nach dieser Anerkenntnis wurden sie wieder in den Himmel zurückgeführt. Man wisse daher, daß jenes Gute dem Menschen nicht anders angeeignet wird, als so, daß es beständig dem Herrn angehört beim Menschen, und daß in dem Grad, als der Mensch dieses anerkennt, der Herr auch verleiht, daß das Gute dem Menschen als ihm zugehörig erscheine, d.h. daß es dem Menschen scheine, als liebe er den Nächsten oder habe die Liebe zum Nächsten oder die tätige Liebe wie aus sich, und glaube oder habe Glauben wie aus sich, und tue das Gute und erkenne das Wahre wie aus sich, und somit, als sei er weise aus sich. Hieraus kann der Erleuchtete ersehen, von welcher Art und wie stark der Schein sei, in welchem der Herr den Menschen haben will; und der Herr will dieses wegen der Beseligung desselben, denn ohne diesen Schein kann niemand selig werden. Man sehe hierüber auch, was oben Nr. 42-45 gezeigt worden. 

 

(80)

Es wird dem Menschen nichts angeeignet, was er bloß denkt, ja selbst nicht, was er zu wollen gedenkt, wenn er es nicht wirklich in diesem Grade will, daß er es auch tut, wenn ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Der Grund ist, weil der Mensch erst dann, wenn er es infolgedessen tut, es aus dem Willen durch den Verstand, oder aus der Neigung des Willens durch das Denken des Verstandes tut. Solange es aber nur seinem Denken angehört, kann es nicht angeeignet werden, weil der Verstand sich nicht mit dem Willen verbindet, oder das Denken des Verstandes nicht mit der Neigung des Willens, sondern der Wille und dessen Neigung sich mit dem Verstand und dessen Denken verbindet, wie ausführlich gezeigt wurde im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, im fünften Teil. Dies wird verstanden unter den Worten des Herrn: „Nicht was in den Mund eingeht, macht den Menschen unrein, sondern das, was aus dem Herzen durch den Mund ausgeht, macht den Menschen unrein“: Matth.15/11,17-19. Unter ‚Mund‘ wird im geistigen Sinn das Denken verstanden, weil das Denken durch den Mund sich ausspricht, und unter ‚Herz‘ wird in jenem Sinn die der Liebe angehörende Neigung verstanden. Wenn der Mensch aus dieser denkt und redet, dann macht er sich unrein. Durch ‚Herz‘ wird auch die Neigung bezeichnet, die der Liebe oder dem Willen angehört, und durch ‚Mund‘ das Denken, das dem Verstand angehört, bei Luk.6/45.

 

(81)

Das Böse, das der Mensch für erlaubt hält, wird ihm auch angeeignet, obgleich er es nicht tut; denn daß es im Denken für erlaubt gilt, kommt aus dem Willen; es ist nämlich eine Beistimmung. Wenn daher der Mensch etwas Böses für erlaubt hält, so löst er das innere Band für dasselbe, und wird nur durch äußere Bande, welche die der Furcht sind, abgehalten, es zu tun, und weil der Geist des Menschen jenes Böse begünstigt, so tut er es auch, wenn die äußeren Bande entfernt sind, weil es ihm für erlaubt gilt; und mittlerweile tut er es beständig in seinem Geist: doch hierüber sehe man nach in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem« Nr. 108-113.

 

(82)

IV. Durch jene zwei Vermögen wird der Mensch vom Herrn gebessert und wiedergeboren, und ohne dieselben kann er nicht gebessert und wiedergeboren werden. Der Herr lehrt, daß niemand das Reich Gottes sehen könne, wenn er nicht von neuem geboren werde, Joh.3/3,5,7; was es aber heiße ‚von neuem geboren oder wiedergeboren werden‘, ist nur wenigen bekannt. Der Grund ist, weil nicht bekannt war, was Liebe [amor] und Liebtätigkeit [charitas] ist, und mithin auch nicht, was Glaube ist. Denn wer nicht weiß, was Liebe und Liebtätigkeit ist, kann auch nicht wissen, was Glaube ist, weil Liebtätigkeit und Glaube eins ausmachen, wie das Gute und Wahre, und wie die Neigung, die dem Willen, und das Denken, das dem Verstand angehört. Von dieser Vereinigung ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 427-431; ferner in der »Lehre des neuen Jerusalem [vom Glauben]« Nr. 13-24 gehandelt worden. Aber auch oben sehe man Nr. 3-20. 

 

(83)

Der Grund davon, daß niemand in das Reich Gottes kommen kann, wenn er nicht von neuem geboren ist, liegt darin, daß der Mensch durch Anerbung von den Eltern in Böses aller Art geboren wird, mit der Fähigkeit jedoch, durch Entfernung dieses Bösen geistig werden zu können; und wofern er nicht geistig wird, kann er nicht in den Himmel kommen. Aus einem Natürlichen ein Geistiger werden heißt, von neuem geboren oder wiedergeboren werden. Damit man aber wisse, wie der Mensch wiedergeboren wird, muß man folgende drei Punkte betrachten: wie der erste Zustand desselben beschaffen ist, welcher der Zustand der Verdammnis; wie der zweite Zustand desselben ist, welcher der Zustand der Besserung; und wie der dritte Zustand desselben beschaffen ist, welcher der Zustand der Wiedergeburt ist. 

 

Im ersten Zustand des Menschen, welcher der Zustand der Verdammnis ist, befindet sich jeder Mensch durch Anerbung von den Eltern; denn hierdurch wird der Mensch in die Liebe zu sich und in die Liebe zur Welt geboren, und aus diesen, als den Quellen, in Böses jeder Art. Die Lustreize dieser Liebearten sind es, durch die er geleitet wird, und eben diese machen, daß er nicht weiß, daß er sich im Bösen befindet. Jeder Lustreiz der Liebe wird nämlich nur als etwas Gutes empfunden; weshalb auch der Mensch, wenn er nicht wiedergeboren wird, nicht anders weiß, als daß sich und die Welt über alles lieben das wahre Gut, und über alle herrschen und die Güter aller anderen besitzen, das höchste Gut sei. Hieraus entsteht auch alles Böse; denn niemanden sonst sieht er mit Liebe an, als sich selbst, und wenn er einen anderen mit Liebe ansieht, so ist es, wie wenn ein Teufel den anderen und ein Dieb den anderen betrachtet, wenn sie auf ein und dasselbe hinwirken. Diejenigen, die diese Liebearten, und das Böse, das aus ihnen hervorquillt, aus dem Lustreiz desselben bei sich begründen, bleiben natürlich, und werden fleischlich-sinnlich [sensuales corporei]; und in ihrem eigenen Denken, welches das ihres Geistes ist, sind sie unvernünftig; sie können jedoch, solange sie in der Welt sind, vernünftig und weise reden und handeln; denn sie sind Menschen, und haben somit Vernunft und Freiheit, allein auch dieses tun sie aus Liebe zu sich und der Welt. Wenn solche nach dem Tode Geister werden, so können sie keinen anderen Lustreiz haben, als den, welchen sie auf der Welt in ihrem Geist hatten, und dieser Lustreiz gehört der höllischen Liebe an, und wird in Unlust, Schmerz und Grausen verwandelt, was im Wort unter der Qual und dem höllischen Feuer verstanden wird. Hieraus erhellt, daß der erste Zustand des Menschen ein Zustand der Verdammnis ist; und daß in ihm sich die befinden, die sich nicht wiedergebären lassen. 

 

Der zweite Zustand des Menschen, welcher der Zustand der Besserung ist, tritt ein, wenn der Mensch anfängt, an den Himmel zu denken, wegen der Freude daselbst, und somit an Gott, von Dem ihm die Freude des Himmels kommt. Dies denkt er jedoch zuerst aus dem Lustreiz der Selbstliebe, die Freude des Himmels ist für ihn dieser Lustreiz; solange aber der Lustreiz dieser Liebe zugleich mit den Lustreizen des daraus quellenden Bösen herrscht, kann er nicht anders verstehen, als man komme in den Himmel, wenn man Gebete hersage, Predigten anhöre, das heilige Abendmahl begehe, den Armen gebe, den Dürftigen helfe, für Kirchen Geld verwende, in Spitälern Dienste tue, und anderes der Art; auch weiß ein Mensch in diesem Zustand nicht anders, als daß schon das bloße Denken dessen, was die Religion lehrt, selig mache, sei es nun das, was man Glauben nennt, oder das, was man Glauben und Liebe nennt. Daß er es nicht anders ansieht, als das Denken solcher Dinge mache selig, kommt daher, daß er nicht an das Böse denkt, in dessen Lustreizen er sich befindet, und solange die Lustreize desselben bleiben, auch das Böse bleibt. Die Lustreize desselben entstehen aus der Begierde danach, und diese geht beständig darauf aus, und bringt es auch hervor, wenn keine Furcht zurückhält. Solange das Böse in den Begierden seiner Liebe und in den Lustreizen daraus bleibt, ist kein Glaube, keine Nächstenliebe, keine Frömmigkeit, kein Gottesdienst da, außer allein im Äußeren, was zwar vor der Welt als dergleichen scheint, gleichwohl aber es nicht wirklich ist. Sie lassen sich vergleichen mit Wassern, die aus unreiner Quelle fließen, und nicht getrunken werden können. Solange der Mensch so beschaffen ist, daß er der Religion gemäß an den Himmel und an Gott denkt, keineswegs aber an das Böse als Sünde, so ist er noch im ersten Zustand. Dagegen gelangt er in den zweiten Zustand, oder in den der Besserung, wenn er zu denken beginnt, daß es Sünde gibt, und mehr noch, daß dies oder jenes Sünde sei, und wenn er eine Zeit lang nach derselben bei sich forscht, und sie nicht will. 

 

Der dritte Zustand des Menschen, welcher der Zustand der Wiedergeburt ist, nimmt den vorigen Zustand auf und schließt sich an ihn an. Er beginnt, wenn der Mensch vom Bösen als Sünde absteht, und schreitet fort, so wie er jenes flieht, und wird vollendet, so wie er gegen dasselbe kämpft, und so wie er dann aus dem Herrn überwindet, ist er wiedergeboren. Bei dem, der wiedergeboren wird, kehrt sich die Ordnung des Lebens um; er wird aus dem natürlichen ein geistiger Mensch; denn das vom Geistigen getrennte Natürliche ist gegen die Ordnung, und das Geistige ist der Ordnung gemäß. Daher handelt der wiedergeborene Mensch aus tätiger Liebe, und eignet das seinem Glauben an, was seiner tätigen Liebe angehört. Er wird aber dennoch nur insoweit geistig, als er im Wahren ist; denn jeder Mensch wird durch Wahrheiten, und durch ein Leben nach denselben wiedergeboren; denn durch die Wahrheiten weiß er das Leben, und durch das Leben tut er jene; auf diese Weise verbindet er das Gute und Wahre, und dies ist die geistige Ehe, in welcher der Himmel ist.

 

(85)

Daß der Mensch durch jene zwei Vermögen, die Vernunft und Freiheit heißen, gebessert und wiedergeboren wird, und ohne sie nicht gebessert und wiedergeboren werden kann, kommt daher, daß er durch die Vernunft verstehen und wissen kann, was böse und was gut, und daher auch was falsch und was wahr ist, und durch die Freiheit das wollen kann, was er versteht und weiß. Solange aber der Lustreiz der Liebe zum Bösen herrscht, vermag er nicht mit freiem Willen das Gute und Wahre zu wollen, und zur Sache seiner Vernunft zu machen; weshalb er es sich auch nicht aneignen kann; denn, wie oben gezeigt wurde, wird nur das dem Menschen als das Seinige angeeignet, was er aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß tut; und wofern es ihm nicht als das Seinige angeeignet wird, so wird der Mensch nicht gebessert und wiedergeboren: und er handelt dann erst aus dem Lustreiz der Liebe zum Guten und Wahren, wenn der Lustreiz der Liebe zum Bösen und Falschen entfernt ist; denn zwei einander entgegengesetzte Lustreize der Liebe sind nicht möglich. Aus dem Lustreiz seiner der Liebe handeln heißt, aus freiem Willen handeln, und weil die Vernunft dieser Liebe günstig ist, so heißt es auch seiner Vernunft gemäß handeln.

 

(86)

Weil sowohl der gute als der böse Mensch Vernunft und Freiheit hat, so kann auch sowohl der Böse als der Gute das Wahre verstehen und das Gute tun. Der Böse aber kann dies nicht aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß, der Gute hingegen kann es, weil der Böse im Lustreize der Liebe zum Bösen, der Gute aber im Lustreize der Liebe zum Guten ist. Daher wird das Wahre, das der böse Mensch versteht, und das Gute, das er tut, ihm nicht angeeignet, dem guten Menschen aber wird es angeeignet; und wofern es ihm nicht als das Seinige angeeignet wird, ist keine Besserung und Wiedergeburt möglich; denn das Böse mit dem Falschen ist bei den Bösen wie im Mittelpunkt, und das Gute mit den Wahrheiten in den Umkreisen, bei den Guten dagegen ist das Gute mit den Wahrheiten im Mittelpunkt, und das Böse mit dem Falschen in den Umkreisen, bei beiden aber strömt das, was dem Mittelpunkt angehört, bis zu den Umkreisen hin , so wie vom Feuer im Mittelpunkt die Wärme und von dem Frost im Mittelpunkt die Kälte. So wird denn das Gute in den Umkreisen bei den Bösen befleckt vom Bösen des Mittelpunktes, und das Böse in den Umkreisen bei den Guten gemildert vom Guten des Mittelpunktes. Daher kommt es, daß das Böse den Wiedergeborenen nicht verdammt, und das Gute den Nichtwiedergeborenen nicht selig macht.

 

(87)

V. Der Mensch kann mittelst jener beiden Vermögen nur insoweit gebessert und wiedergeboren werden, als er durch sie zur Anerkennung gebracht werden kann, daß alles Wahre und Gute, das er denkt und tut, vom Herrn ist, und nicht von ihm selbst. Was Besserung und was Wiedergeburt sei, ist oben gezeigt worden, sowie auch, daß der Mensch durch jene beiden Vermögen, nämlich Vernunft und Freiheit, gebessert und wiedergeboren werde: und weil es durch diese geschieht, so soll noch einiges über sie bemerkt werden. Aus der Vernunft hat der Mensch, daß er verstehen, und aus der Freiheit, daß er wollen kann, beide wie von sich; aber aus freiem Willen das Gute wollen, und sodann der Vernunft gemäß es vollbringen, kann nur der Wiedergeborene. Der Böse kann aus freiem Willen nur das Böse wollen, und es seinem Denken gemäß, das er durch Begründungen gleichsam seiner Vernunft aneignet, vollbringen; denn das Böse läßt sich ebenso begründen, wie das Gute, aber das Böse durch Trugschlüsse und Scheingründe, die, indem sie begründet werden, zu Falschem werden, und wenn dieses begründet ist, erscheint es als vernünftig.

 

(88)

Jeder, der nur einiges Denken aus tiefer eindringendem Verstand hat, kann sehen, daß das ‚wollen können‘ und ‚verstehen können‘ nicht vom Menschen, sondern von Ihm ist, Der das Können selbst ist, d.h. das Können in Seinem Wesen hat. Denke nur darüber nach, woher das Können komme, ob nicht von Ihm, Der es in seinem Vermögen selbst hat, d.h. Der es in Sich selbst hat, und somit von Sich selbst; daher das Können an sich göttlich ist. Zu jedem Können gehört ein Vermögen [copia], das gegeben werden muß, und somit eine Bestimmung von einem Inneren oder Höheren her, als es selbst ist; das Auge kann nicht sehen von sich, das Ohr nicht hören von sich, der Mund nicht reden von sich, noch die Hand handeln von sich, sondern es muß immer ein Vermögen [copia] und somit eine Bestimmung [determinatio] vom Gemüt her da sein. Aber auch das Gemüt kann nicht dies oder jenes denken und wollen von sich, wenn nicht etwas Inwendigeres oder Höheres ist, welches das Gemüt dazu bestimmt. Ebenso verhält es sich mit dem ‚einsehen können‘ und mit dem ‚wollen können‘. Diese können nur von Ihm da sein, Der in Sich wollen und verstehen kann. Hieraus erhellt, daß jene zwei Vermögen, die Vernunft und Freiheit heißen, vom Herrn sind, und nicht vom Menschen; und weil sie vom Herrn sind, so folgt, daß der Mensch durchaus nichts von sich selbst will, noch von sich selbst erkennt, sondern nur wie von sich. Daß dem so sei, kann jeder bei sich begründen, welcher weiß und glaubt, daß der Wille zu jedem Guten, und das Verstehen jeder Wahrheit vom Herrn stammt, und nicht vom Menschen. Daß der Mensch nichts von sich selbst nehmen könne, und nichts von sich selbst tun könne, lehrt das Wort bei Joh.3/27; 15/5.

 

(89)

Da nun alles Wollen aus einer Liebe stammt, und alles Verstehen aus einer Weisheit, so folgt, daß das Vermögen zu wollen aus der göttlichen Liebe, und das Vermögen zu verstehen aus der göttlichen Weisheit stammt, also beides aus dem Herrn, Der die göttliche Liebe selbst und die göttliche Weisheit selbst ist. Hieraus geht hervor, daß das Handeln aus freiem Willen der Vernunft gemäß keinen anderen Ursprung hat. Jeder handelt seiner Vernunft gemäß, weil der freie Wille so wie die Liebe vom Wollen nicht getrennt werden kann. Beim Menschen gibt es aber ein inneres Wollen und ein äußeres Wollen, und er kann nach dem äußeren handeln, ohne zugleich nach dem inneren zu handeln: auf diese Weise handelt der Heuchler und der Schmeichler, und doch ist dies äußere Wollen aus dem freien Willen, weil es aus der Liebe stammt, anders zu scheinen, als er ist, oder aus der Liebe zu etwas Bösem, das er aus der Liebe des inneren Willens beabsichtigt; allein, wie oben gesagt worden, der Böse kann aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß nur Böses tun, kann aber nicht aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß Gutes tun; er kann es zwar tun, aber nicht aus dem inneren freien Willen, das sein eigener freier Wille ist, aus dem sein äußerer freier Wille das an sich hat, daß er nicht gut ist.

 

(90)

Es wird behauptet, daß der Mensch insoweit gebessert und wiedergeboren werden könne, als er durch jene zwei Vermögen zur Anerkenntnis gebracht werden kann, daß alles Gute und alles Wahre, das er denkt und tut, vom Herrn ist und nicht von ihm selbst. Der Mensch kann dieses nur durch jene zwei Vermögen anerkennen, weil jene zwei Vermögen vom Herrn sind, und dem Herrn angehören beim Menschen, wie aus dem oben Gesagten erhellt; weshalb denn auch folgt, daß der Mensch dies nicht von sich, sondern vom Herrn tun könne; dennoch aber kann er es wie von sich; dies verleiht der Herr einem jeden. Gesetzt auch, er glaube, daß er es aus sich könne, so muß er doch, sobald er weise ist, anerkennen, daß er es nicht aus sich könne; widrigenfalls ist das Wahre, das er denkt, und das Gute, das er tut, nicht wahr und gut an sich; denn in solchem ist der Mensch und nicht der Herr; und das Gute, in dem der Mensch ist, ist, wenn es der Seligkeit wegen geschieht, ein Gutes, das Verdienst anspricht; das Gute hingegen, in welchem der Herr ist, sucht kein Verdienst.

 

(91)

Daß aber die Anerkennung des Herrn, und die Anerkenntnis, daß alles Gute und Wahre von Ihm stammt, bewirke, daß der Mensch gebessert und wiedergeboren wird, ist etwas, das nur wenige mit dem Verstand sehen können; denn man kann denken: was bedarf es dieser Anerkenntnis, da der Herr der Allmächtige ist und die Seligkeit aller will, und also auch [geben] kann und will, sobald Er zum Erbarmen bewogen wird? Allein so denken ist nicht aus dem Herrn, und also auch nicht aus dem inneren Schauen des Verstandes, d.h. aus einiger Erleuchtung. Was die Anerkennung bewirke, soll daher hier mit wenigem gesagt werden. In der geistigen Welt, wo die Räume nur Erscheinungen [apparentiae] sind, bewirkt die Weisheit Gegenwart, und die Liebe bewirkt Verbindung, und wiederum: es gibt eine Anerkennung des Herrn aus der Weisheit, und es gibt auch eine Anerkennung des Herrn aus der Liebe. Die Anerkennung des Herrn aus der Weisheit, die an sich betrachtet nur eine Erkenntnis ist, kommt aus der Lehre, und die Anerkennung des Herrn aus der Liebe kommt aus dem Leben nach derselben; und diese gibt Verbindung, jene aber nur Gegenwart. Darin liegt der Grund, daß diejenigen, welche die Lehre vom Herrn verwerfen, sich von Ihm entfernen, und weil sie auch das Leben [danach] verwerfen, sich von Ihm trennen; diejenigen hingegen, die nicht die Lehre verwerfen, sondern das Leben, sind ihm gegenwärtig, aber doch getrennt; sie sind wie Freunde, die miteinander sprechen, sich aber nicht gegenseitig lieben, und wie zwei, von denen der eine als Freund mit dem anderen spricht, aber als Feind ihn haßt. Daß es sich so verhalte, ist auch aus der allgemeinen Idee bekannt, daß derjenige, der gut lehrt und rechtschaffen lebt, selig werde, nicht aber der, welcher gut lehrt und schlecht lebt; ferner, daß wer Gott nicht anerkennt, auch nicht selig werden könne. Hieraus erhellt, was für eine Religion das ist: an den Herrn aus dem Glauben denken, wie man sagt, und dabei nichts tun aus Nächstenliebe. Darum sagt der Herr: „Was nennet ihr Mich Herr, Herr, und tut nicht, was Ich sage: Ein jeglicher, der zu Mir kommt, und Meine Reden hört und sie tut, ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute, und Grund auf den Felsen gelegt hat; wer sie aber hört und nicht tut, ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute, das keinen Grund hat“: Luk.6/46-49.

 

(92)

VI. Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen, und die gegenseitige des Menschen mit dem Herrn geschieht durch jene zwei Vermögen. Verbindung mit dem Herrn und Wiedergeburt sind eins; denn in dem Maß, als jemand mit dem Herrn verbunden ist, ist er auch wiedergeboren. Es kann daher alles, was oben von der Wiedergeburt gesagt wurde, auch von der Verbindung, und was hier von der Verbindung gesagt wird, auch von der Wiedergeburt gesagt werden. Daß es eine Verbindung des Herrn mit dem Menschen gebe, und eine gegenseitige des Menschen mit dem Herrn, lehrt der Herr selbst bei Joh.15/4,5: „Bleibet in Mir, und Ich in euch; wer in Mir bleibt, und Ich in ihm, der bringt viele Frucht“. „An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ihr in Mir seid, und Ich in euch bin“: Joh.14/20. Ein jeglicher kann aus bloßer Vernunft erkennen, daß es keine Verbindung der Seelen gibt, die nicht auch gegenseitig sei, und daß das Gegenseitige verbindet. Wenn einer den anderen liebt und nicht wiedergeliebt wird, dann weicht, wie der eine sich nähert, der andere zurück; wenn er aber wiedergeliebt wird, dann nähert sich, wenn der eine sich naht, auch der andere, und es entsteht eine Verbindung. Die Liebe will auch geliebt werden; dies liegt in ihr, und insoweit sie wiedergeliebt wird, insoweit ist sie in sich und in ihrer Lust. Hieraus erhellt, daß wenn nur der Herr den Menschen liebte, und nicht wiederum vom Menschen geliebt würde, der Herr Sich nahen, und der Mensch sich entfernen würde; der Herr würde also beständig wünschen, mit dem Menschen zusammenzukommen und zu ihm einzugehen, und der Mensch sich rückwärts wenden und entfernen. Mit denen, die in der Hölle sind, verhält es sich so; aber mit denen, die im Himmel sind, findet wechselseitige Verbindung statt. Weil der Herr die Verbindung mit dem Menschen will, wegen der Seligmachung desselben, so sorgt Er auch dafür, daß ein Gegenseitiges beim Menschen sei. Das Gegenseitige beim Menschen ist, daß das Gute, das er aus freiem Willen will und tut, und das Wahre, das er aus diesem Wollen seiner Vernunft gemäß denkt und spricht, wie von ihm [zu kommen] scheint, und daß jenes Gute in seinem Willen und jenes Wahre in seinem Verstand als sein Eigentum erscheint; ja es scheint dem Menschen wie aus ihm [hervorzugehen] und wie sein eigen ganz, als ob es wirklich sein Eigentum wäre; es findet kein Unterschied statt: merke nur darauf, ob es jemand mit allem Sinne anders empfinde. Über diesen Schein, als ob es aus ihm wäre, sehe man oben Nr. 74-77, und über die Aneignung desselben wie des Seinigen, Nr. 78-81. Es ist nur der Unterschied, daß der Mensch anerkennen muß, daß er nicht aus sich das Gute tue und das Wahre denke, sondern vom Herrn, und daß also das Gute, das er tut, und das Wahre, das er denkt, nicht sein sei. So zu denken, aus einer Liebe des Willens, weil es Wahrheit ist, bewirkt Verbindung; denn so blickt der Mensch auf den Herrn, und der Herr auf den Menschen.

 

(93)

Was für ein Unterschied ist zwischen denen, die glauben, alles Gute sei vom Herrn, und denen, die glauben, das Gute sei von ihnen, wurde mir vergönnt, in der geistigen Welt zu hören und zu sehen. Diejenigen, die glauben, daß das Gute vom Herrn sei, wenden ihr Angesicht zu Ihm, und nehmen das Lustgefühl und die Wonne des Guten auf; diejenigen hingegen, die glauben, das Gute sei aus ihnen selbst, blicken auf sich selbst, und denken, daß sie verdient haben. Und weil sie auf sich selbst blicken, so können sie notwendig nur den Lustreiz ihres Guten empfinden, das kein Lustreiz des Guten, sondern ein Lustreiz des Bösen ist; denn das Eigene des Menschen ist böse, und ein Lustreiz des Bösen, der als gut empfunden wird, ist eine Hölle. Diejenigen, die Gutes getan haben, und es aus sich getan zu haben glauben, mischen sich, wenn sie nicht nach dem Tode diese Wahrheit aufnehmen, daß alles Gute vom Herrn sei, unter die höllischen Geister, und werden endlich eins mit ihnen; diejenigen hingegen, die jene Wahrheit annehmen, werden gebessert. Nur diejenigen jedoch nehmen sie auf, die in ihrem Leben ihr Aufsehen auf Gott gehabt haben. Sein Aufsehen auf Gott haben im Leben heißt aber nichts anderes als: das Böse als Sünde fliehen.

 

(94)

Die Verbindung des Herrn mit dem Menschen und die gegenseitige des Menschen mit dem Herrn kommt dadurch zustande, daß man den Nächsten liebt, wie sich selbst, und den Herrn über alles. Den Nächsten lieben wie sich selbst heißt nichts anderes als: Nicht unredlich und ungerecht mit ihm verfahren, keinen Haß gegen ihn hegen, und nicht von Rache gegen ihn entbrennen, ihn nicht lästern und verleumden, nicht die Ehe brechen mit seinem Weib, und anderes dergleichen nicht gegen ihn begehen: wer vermöchte nicht einzusehen, daß die, welche solche Dinge begehen, den Nächsten nicht wie sich selbst lieben? Diejenigen aber, die solches nicht begehen, weil es Böses gegen den Nächsten ist und zugleich Sünde gegen den Herrn, verfahren redlich, gerecht, freundschaftlich und treu mit dem Nächsten, und weil der Herr ebenso tut, so entsteht eine gegenseitige Verbindung, und wenn die Verbindung gegenseitig ist, dann tut der Mensch alles, was er dem Nächsten tut, aus dem Herrn, und was der Mensch aus dem Herrn tut, ist gut, und dann gilt ihm nicht die Person als Nächster, sondern das Gute in der Person. Den Herrn über alles lieben heißt nichts anderes als: nichts Böses zufügen dem Wort, weil der Herr im Wort ist, und nichts Böses zufügen den heiligen Dingen der Kirche, weil in den heiligen Dingen der Kirche der Herr ist, nichts Böses zufügen der Seele eines anderen, weil die Seele eines jeden in der Hand des Herrn ist: wer dieses Böse als schwere Sünde flieht, der liebt den Herrn über alles. Dies können jedoch nur solche, die den Nächsten wie sich selbst lieben; denn beides steht in Verbindung.

 

(95)

Weil es eine Verbindung des Herrn mit dem Menschen gibt, und des Menschen mit dem Herrn, deshalb sind auch zwei Gesetzestafeln, die eine für den Herrn, und die andere für den Menschen. Inwieweit der Mensch die Gesetze seiner Tafel wie aus sich erfüllt, insoweit verleiht ihm der Herr auch, die Gesetze Seiner Tafel zu erfüllen. Der Mensch dagegen, der die Gesetze seiner Tafel nicht erfüllt, die sich alle auf die Liebe des Nächsten beziehen, kann die Gesetze der Tafel des Herrn nicht erfüllen, die sich alle auf die Liebe des Herrn beziehen: wie könnte ein Mörder, ein Dieb, ein Ehebrecher und falscher Zeuge den Herrn lieben? Sagt nicht schon die Vernunft, daß so beschaffen sein und Gott lieben ein innerer Widerspruch ist? - Ist nicht der Teufel von solcher Art, und kann dieser etwas anderes als Haß gegen Gott hegen? Wenn dagegen ein Mensch Mord, Ehebruch, Diebstahl und falsches Zeugnis als Höllisches verabscheut, dann kann er [Gott lieben]; denn dann wendet er sein Angesicht vom Teufel ab zum Herrn, und wenn er sein Angesicht zum Herrn wendet, dann wird ihm Liebe und Weisheit gegeben. Diese gehen in den Menschen durch sein Angesicht ein und nicht durch seinen Nacken. Weil so und nicht anders die Verbindung mit dem Herrn zustande kommt, deshalb sind die zwei Tafeln ein Bund genannt worden; denn ein Bund findet zwischen zweien statt.

 

(96)

VII. Der Herr bewahrt jene zwei Vermögen beim Menschen unverletzt und als unantastbar in allem Fortschreiten Seiner göttlichen Vorsehung. Die Gründe hiervon sind, daß der Mensch ohne jene beiden Vermögen nicht Verstand und Willen hätte, und also nicht Mensch wäre; ferner, daß der Mensch ohne jene beiden Vermögen nicht mit dem Herrn verbunden, und also nicht gebessert und wiedergeboren werden könnte; wie auch, daß der Mensch ohne jene beiden Vermögen weder Unsterblichkeit noch ewiges Leben hätte. Daß dem so sei, kann man zwar aus der im Vorhergehenden gegebenen Erkenntnis dessen, was Freiheit und Vernünftigkeit sind, die eben jene beiden Vermögen sind, ersehen, jedoch nicht mit Klarheit, wofern nicht jene Punkte als Schlußergebnisse zur Anschauung gebracht werden, daher sie noch beleuchtet werden sollen. 

 

Ohne jene beiden Vermögen hätte der Mensch nicht Willen und Verstand, und wäre somit nicht Mensch. Nur dadurch nämlich hat der Mensch Willen, daß er frei wie aus sich wollen kann, und das ‚frei wollen wie aus sich‘ stammt aus dem ihm fortwährend vom Herrn verliehenen Vermögen, das Freiheit genannt wird. Auch hat der Mensch nur dadurch Verstand, daß er wie aus sich einsehen kann, ob etwas der Vernunft gemäß ist oder nicht; aber das Einsehen, ob etwas der Vernunft gemäß sei, oder nicht, stammt aus dem anderen ihm fortwährend vom Herrn verliehenen Vermögen, das Vernunft genannt wird. Diese Vermögen verbinden sich beim Menschen, wie Wille und Verstand; denn weil der Mensch wollen kann, so kann er auch einsehen, da es kein Wollen gibt ohne ein Einsehen; das Einsehen ist dessen Gefährte oder Genosse, ohne den es nicht bestehen kann. Mit dem Vermögen, das Freiheit genannt wird, ist daher auch das Vermögen gegeben, das Vernünftigkeit heißt; wenn du das Wollen vom Einsehen wegnimmst, so siehst du auch nichts ein, und in dem Maße als du willst, kannst du auch einsehen, wenn nur die Hilfsmittel vorhanden sind, oder doch zugleich aufgeschlossen werden, die man Kenntnisse nennt; denn diese sind wie die Werkzeuge für den Arbeiter. Es wird gesagt, in dem Grad als du willst, kannst du auch einsehen, d.h. in dem Grad als du das Einsehen liebst; denn der Wille und die Liebe wirken in Einheit zusammen. Dies erscheint zwar als widersinnig, aber es erscheint nur denen so, die das Einsehen nicht lieben, und somit auch nicht wollen, und die es nicht wollen, behaupten, sie vermögen es nicht. Die es aber nicht vermögen, und die es nur mit Mühe vermögen, soll im folgenden Abschnitt gesagt werden. Ohne weitere Begründung ist klar, daß der Mensch, wenn er nicht Willen hätte aus dem Vermögen, das man Freiheit heißt, und nicht Verstand aus dem Vermögen, das man Vernunft heißt, nicht Mensch wäre. Die Tiere haben diese Vermögen nicht. Es scheint zwar, als ob die Tiere auch wollen und einsehen könnten; allein sie können es nicht. Es ist nur eine natürliche Neigung, die an sich Begierde ist, mit der ihr verwandten Kenntnis, die ganz allein sie leitet und antreibt, das zu tun, was sie tun. Das Gesellschaftliche [civile] und Sittliche liegt zwar auch in ihrer Kenntnis, aber sie stehen nicht über dieser, weil sie nicht das Geistige besitzen, welches macht, daß man des Moralischen bewußt werden, und infolgedessen es analytisch denken kann. Sie können zwar abgerichtet werden, etwas zu tun, allein dies ist bloß etwas Natürliches, das sich ihrer Kenntnis und zugleich ihrem Trieb anschließt, und durchs Gesicht oder Gehör wieder hervorgebracht wird, aber keineswegs Sache des Denkens, und noch weniger der Vernunft bei ihnen wird. Einiges hierüber sehe man oben Nr. 74. 

 

Daß der Mensch ohne jene beiden Vermögen nicht hätte mit dem Herrn verbunden, und also auch nicht gebessert und wiedergeboren werden können, ist oben gezeigt worden; denn der Herrn wohnt in jenen beiden Vermögen bei den Menschen, sowohl bei den Bösen, als den Guten, und verbindet Sich vermittelst derselben mit jedem. Daher kommt es, daß der Böse sowohl als der Gute zur Einsicht gelangen kann, und somit dem Vermögen nach den Willen zum Guten und die Erkenntnis des Wahren besitzt: daß dieses nicht der Wirklichkeit nach der Fall ist, kommt vom Mißbrauch jener Vermögen her. Daß der Herr in jenen Vermögen bei jeglichem Menschen wohnt, hat seinen Grund im Einfließen des Willens des Herrn, nach welchem Er vom Menschen aufgenommen werden, und Wohnung bei ihm haben, und ihm die Seligkeiten des ewigen Lebens geben möchte. Dies liegt im Willen des Herrn, weil es in Seiner göttlichen Liebe liegt. Dieser Wille des Herrn ist es, welcher bewirkt, daß im Menschen als sein Eigentum erscheint, was er denkt, redet, will und tut. Daß der Einfluß des Willens des Herrn dies bewirke, kann durch viele Belege aus der geistigen Welt begründet werden; denn zuweilen erfüllt der Herr einen Engel mit Seinem Göttlichen, so daß der Engel nicht anders weiß, als daß er der Herr sei. - In dieser Weise waren erfüllt worden jene Engel, die dem Abraham, der Hagar, dem Gideon erschienen, und sich daher Jehovah nannten; wovon im Wort geschrieben ist. In dieser Weise kann auch ein Geist von einem anderen erfüllt werden, so daß er selbst nicht anders weiß, als daß er der andere sei; dies habe ich öfter gesehen. Es ist auch im Himmel bekannt, daß der Herr alles durch Sein Wollen bewirkt, und daß geschieht, was Er will. Hieraus erhellt, daß jene zwei Vermögen es sind, durch die der Herr Sich mit dem Menschen verbindet, und durch die Er bewirkt, daß der Mensch gegenseitig verbunden wird. Auf welche Weise aber der Mensch durch jene Vermögen gegenseitig verbunden, und somit durch sie gebessert und wiedergeboren werde, ist oben gesagt worden, und weiter unten soll noch mehreres darüber gesagt werden. 

 

Daß der Mensch ohne jene beiden Vermögen weder Unsterblichkeit noch ewiges Leben hätte, folgt aus dem eben Gesagten, daß nämlich durch sie eine Verbindung mit dem Herrn, und dann auch die Besserung und Wiedergeburt bewirkt werde. Durch die Verbindung hat der Mensch Unsterblichkeit, und durch die Besserung und Wiedergeburt ewiges Leben. Da nun durch jene Vermögen eine Verbindung des Herrn mit jedem Menschen, dem Bösen sowohl als dem Guten, statthat, wie gesagt wurde, darum hat jeder Mensch Unsterblichkeit; aber nur derjenige Mensch hat ewiges Leben, d.h. das Leben des Himmels, bei dem eine gegenseitige Verbindung vom Innersten bis zum Äußersten statthat. Hieraus kann man die Gründe ersehen, warum der Herr jene zwei Vermögen beim Menschen unversehrt und als unverletzlich bei allem Fortschreiten Seiner göttlichen Vorsehung bewahrt.

 

(97)

VIII. Es ist deshalb Absehen der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handle. Aus freiem Willen der Vernunft gemäß handeln, und aus der Freiheit und Vernünftigkeit handeln, ist dasselbe, sowie auch aus Willen und Verstand handeln. Aber ein anderes ist, aus freiem Willen der Vernunft gemäß, oder aus der Freiheit und Vernünftigkeit handeln, und ein anderes, aus wahrhaft freiem Willen [ex ipso libero] der wahren Vernunft gemäß, oder aus wahrer Freiheit und aus wahrer Vernünftigkeit handeln; denn ein Mensch, der das Böse aus Liebe zum Bösen tut, und es bei sich begründet, handelt zwar aus freiem Willen nach seiner Vernunft, aber dennoch ist sein freier Wille nicht an sich frei, oder wahrhaft freier Wille; sondern er ist ein höllischer freier Wille, der an sich Knechtschaft ist, und seine Vernunft ist nicht Vernunft an sich, sondern entweder eine unechte oder eine falsche Vernunft, oder eine, die nur infolge von Begründungen als solche erscheint; gleichwohl aber geht beides von der göttlichen Vorsehung aus; denn würde die Freiheit, das Böse zu wollen, und es durch Begründungen gleichsam der Vernunft anzueignen, dem natürlichen Menschen genommen, so ginge die Freiheit und Vernünftigkeit zugrunde, und zugleich auch der Wille und Verstand, und er könnte nicht vom Bösen abgebracht und gebessert, also auch nicht mit dem Herrn verbunden werden, und ewig leben. Deshalb bewahrt der Herr die Freiheit des Willens beim Menschen ebensosehr, als der Mensch seinen Augapfel. Gleichwohl jedoch führt der Herr durch den freien Willen den Menschen beständig vom Bösen ab, und in dem Grad, als Er ihn durch den freien Willen von demselben abbringen kann, pflanzt Er durch den freien Willen ihm Gutes ein. Auf diese Weise bringt Er nach und nach statt der höllischen Willensfreiheit die himmlische in ihn hinein.

 

(98)

Es wurde oben gesagt, daß jeder Mensch ein Vermögen, zu wollen, habe, Freiheit genannt, und ein Vermögen zu erkennen, Vernunft genannt; es ist aber wohl zu merken, daß jene Vermögen dem Menschen wie eingepflanzt sind; denn in ihnen liegt das wahrhaft Menschliche. Allein, wie soeben gesagt worden, ein anderes ist, aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handeln, und ein anderes, aus wahrer Freiheit der wahren Vernunft gemäß handeln. Aus wahrer Vernunft der wahren Freiheit gemäß handeln nur diejenigen, die sich vom Herrn haben zur Wiedergeburt bringen lassen, die übrigen aber handeln aus freiem Willen nach einem Denken, das sie zur Scheinvernunft machen. Dennoch aber kann jeder Mensch, wenn er nicht von Geburt her verrückt oder doch höchst stumpfsinnig ist, zur wahren Vernunft und durch sie zur wahren Willensfreiheit gelangen; daß er aber nicht dazu gelangt, davon gibt es mehrere Ursachen, die im Folgenden enthüllt werden sollen. Hier soll nur gesagt werden, welchen Menschen der wahrhaft freie Wille oder die wahre Freiheit, und zugleich die wahre Vernunft oder die wahre Vernünftigkeit gar nicht, und welchen sie nicht so leicht gegeben werden kann. Die wahre Freiheit und die wahre Vernünftigkeit können nicht gegeben werden denen, die von Geburt her verrückt sind, und auch denen nicht, die nachher verrückt geworden sind, solange sie es sind. Die wahre Freiheit und die wahre Vernünftigkeit können auch denjenigen nicht verliehen werden, die stumpf und blödsinnig sind, und denen, die es infolge von Erschlaffung durch Müßiggang geworden sind, oder aus Schwermut, die das Innere des Gemütes verkehrt oder gänzlich verschließt, oder aus Liebe zu einem tierischen Leben. Die wahre Freiheit und die wahre Vernünftigkeit können sich auch nicht finden bei denen in der christlichen Welt, welche die Gottheit des Herrn und die Heiligkeit des Wortes gänzlich leugnen, und dies Leugnen bis zu ihrem Lebensende begründet und beibehalten haben; denn dieses wird verstanden unter der ‚Sünde gegen den Heiligen Geist, die nicht vergeben wird, weder in dieser, noch in der zukünftigen Welt‘: Matth.12/31,32. Wahre Freiheit und wahre Vernünftigkeit kann auch nicht stattfinden bei denen, die alles der Natur, und nichts dem Göttlichen zuschreiben, und dies durch Schlüsse aus den sichtbaren Dingen zu ihrem Glauben gemacht haben: denn diese sind Atheisten. Nur mit Mühe aber kann wahre Freiheit und Vernünftigkeit bei denen stattfinden, die sich in Religionsirrtümern sehr begründet haben, denn ein Begründer des Irrtums ist ein Leugner der Wahrheit; diejenigen hingegen, die sich nicht begründet haben, können [zur wahren Vernunft und Freiheit] gelangen, in welcher Religion sie auch immer sein mögen; worüber man nachsehe was in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 91-97 vorgebracht wurde. Kinder und Knaben können nicht zur wahren Freiheit und Vernünftigkeit gelangen, ehe sie ins reifere Alter kommen; denn das Innere des Gemüts schließt sich beim Menschen nur allmählich auf; es verhält sich unterdessen, wie ein Samenkorn in der unreifen Frucht, das in der Erde nicht hervorkeimen kann.

 

(99)

Es wurde bemerkt, daß wahre Freiheit und wahre Vernünftigkeit nicht bei denen stattfinden können, welche die Gottheit des Herrn und die Heiligkeit des Wortes geleugnet, dann auch bei denen nicht, die sich für die Natur gegen das Göttliche, und nur mit Mühe bei denen, die sich in Religionsirrtümern stark begründet haben; dennoch aber haben alle diese jene Vermögen selbst nicht verloren. Ich habe von Atheisten gehört, die Teufel und Satane geworden sind, und die Geheimnisse der Weisheit ebensogut verstanden als die Engel, aber nur wenn sie dieselben von anderen hörten. Wenn sie aber wieder zu ihren Gedanken zurückkehrten, hatten sie keine Erkenntnis mehr davon, und dies darum, weil sie nicht wollten. Es wurde ihnen jedoch gezeigt, daß sie auch wollen könnten, wenn nicht die Liebe und somit die Lust des Bösen sie abzöge. Auch dieses verstanden sie, wenn sie es hörten, und versicherten sogar, daß sie könnten, daß sie es aber nicht können wollten, weil sie dann das nicht wollen könnten, was sie wollten, das Böse nämlich aus dem Anreiz seiner Begierde. Solche Wunderdinge habe ich oft in der geistigen Welt gehört, und ich wurde dadurch vollkommen überzeugt, daß jeder Mensch Freiheit und Vernünftigkeit hat, und daß auch jeder zur wahren Freiheit und Vernünftigkeit gelangen kann, wenn er das Böse als Sünde flieht. Der Erwachsene aber, der nicht zur wahren Freiheit und Vernünftigkeit in dieser Welt gelangt, kann nie mehr nach dem Tode dazu gelangen; denn so wie der Zustand seines Lebens in der Welt gewesen war, bleibt er alsdann in Ewigkeit.

 

 


(6)

 

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch wie aus sich das Böse als Sünde im äußeren Menschen entfernt, und daß der Herr nur auf diese Weise das Böse im inneren Menschen entfernen kann, und dann zugleich im äußeren

 

 

(100)

Schon aus der bloßen Vernunft kann jeder sehen, daß der Herr, Der das Gute selbst und das Wahre selbst ist, nicht beim Menschen eingehen kann, wenn nicht das Böse und Falsche bei ihm entfernt ist; denn das Böse ist dem Guten entgegengesetzt, und das Falsche ist dem Wahren entgegengesetzt; und zwei Gegensätze können sich nimmermehr vermischen, sondern wenn der eine dem anderen naht, so entsteht ein Kampf, welcher andauert, bis der eine dem anderen das Feld räumt; der Zurückweichende entfernt sich, und der andere nimmt seine Stelle ein. In solchem Gegensatz stehen Himmel und Hölle, oder der Herr und der Teufel. Könnte wohl jemand vernunftgemäß denken, daß der Herr da eingehen könne, wo der Teufel herrscht; oder daß der Himmel sein könne, wo die Hölle ist? Wer sieht nicht aus der Vernunft, die jedem gesunden Menschen gegeben ist, daß, wenn der Herr soll eingehen können, der Teufel ausgetrieben, oder, wenn der Himmel soll eindringen können, die Hölle entfernt werden muß. Jener Gegensatz wird verstanden unter den Worten Abrahams, wenn er aus dem Himmel zum reichen Mann in der Hölle sagt: „Zwischen uns und euch ist eine große Kluft befestigt, so daß die, welche von hier zu euch hinabsteigen wollen, nicht können, noch die, welche bei euch sind, zu uns herüber kommen können“: Luk.16/26. Das Böse selbst ist die Hölle, und das Gute selbst ist der Himmel, oder, was dasselbe ist, das Böse selbst ist der Teufel, und das Gute selbst ist der Herr, und der Mensch, in welchem das Böse herrscht, ist eine Hölle in kleinster Form, und der Mensch, in welchem das Gute herrscht, ist ein Himmel in kleinster Form: wie könnte nun, da es sich so verhält, der Himmel in die Hölle eingehen, wenn eine so ungeheure Kluft zwischen ihnen befestigt ist, daß man nicht von einem zum anderen kommen kann? Hieraus folgt, daß durchaus die Hölle entfernt werden muß, damit der Herr mit dem Himmel eingehen könne.

 

(101)

Viele aber, besonders diejenigen, die sich in dem von der tätigen Liebe getrennten Glauben begründet haben, wissen nicht, daß sie in der Hölle sind, wenn sie im Bösen sind; ja sie wissen nicht einmal, was das Böse ist, weil sie nicht darüber nachdenken; sie sagen, „sie seien nicht unter dem Joch des Gesetzes, und also verdamme sie das Gesetz nicht“; ferner: „da sie nichts zu ihrem Heil beitragen können, so können sie auch nichts Böses von sich entfernen“, und weiter: „sie können nichts Gutes aus sich tun“. Diese sind es, die es unterlassen, an das Böse zu denken, und weil sie dies unterlassen, beständig in demselben sind. Daß es diese seien, die vom Herrn unter den Bösen verstanden worden sind, Matth.[25/41-46] sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« Nr. 61-68. Von ihnen wird im 41. Vers gesagt: „W eichet von Mir , ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“. Denn diejenigen, die nicht über das Böse bei sich nachdenken, d.h. nicht sich prüfen, und nachher vom Bösen abstehen, müssen notwendig in Unkunde darüber sein, was das Böse ist, und es dann seines Angenehmen wegen lieben; denn wer es nicht kennt, der liebt es, und wer unterläßt darüber nachzudenken, der befindet sich fortwährend in demselben; er ist wie ein Blinder, der nicht sieht; denn der Gedanke sieht das Gute und Böse, wie das Auge das Schöne und Unschöne sieht. Im Bösen befindet sich aber sowohl der, welcher es denkt und will, als der, welcher glaubt, daß das Böse vor Gott nicht erscheine, und meint, wenn es ja erscheine, so werde es vergeben. Denn auf diese Weise glaubt er, ohne Böses zu sein. Wenn solche sich enthalten, das Böse zu tun, so enthalten sie sich nicht, weil es Sünde ist gegen Gott, sondern weil sie die Gesetze und die Nachrede fürchten. Sie vollbringen es aber doch in ihrem Geist, denn der Geist des Menschen ist es, welcher denkt und will. Was daher der Mensch in seinem Geist auf dieser Welt denkt, das tut er nach seinem Ausgang aus der Welt, wenn er ein Geist wird. In der geistigen Welt, in die jeder Mensch nach dem Tode kommt, fragt man nicht: Wie war dein Glaube, wie war deine Lehre beschaffen? sondern: Wie war dein Leben? also: Warst du so oder so beschaffen? Denn man weiß, daß, wie das Leben, ebenso auch der Glaube, ja die Lehre ist; denn das Leben macht sich seine Lehre, und auch seinen Glauben.

 

(102)

Aus dem eben Gesagten kann man erkennen, daß es Gesetz der göttlichen Vorsehung ist, daß das Böse vom Menschen entfernt werde, denn ohne Entfernung desselben kann der Herr nicht mit dem Menschen verbunden werden, und ihn von Sich in den Himmel führen. Weil aber unbekannt ist, daß der Mensch wie von sich das Böse im äußeren Menschen entfernen muß, und, wofern der Mensch dieses nicht wie von sicht tut, der Herr nicht das Böse im Inneren entfernen kann, so soll dies vor der Vernunft ins Licht gesetzt werden, und zwar in folgender Ordnung: 

 

I. Jeder Mensch hat ein äußeres und ein inneres Denken [internum cogitationis]. 

 

II. Das Äußere des Denkens des Menschen ist an sich ebenso beschaffen, wie das Innere desselben. III. Das Innere kann von den Begierden des Bösen nicht gereinigt werden, solange das Böse im äußeren Menschen nicht entfernt ist, weil es den Zugang versperrt. 

 

IV. Das Böse im äußeren Menschen kann vom Herrn nicht anders entfernt werden, als vermittelst des Menschen. 

 

V. Der Mensch muß daher das Böse aus dem äußeren Menschen entfernen, wie von sich. 

 

VI. Der Herrn reinigt dann den Menschen von den Begierden des Bösen im inneren Menschen, und vom Bösen selbst im äußeren Menschen. 

 

VII. Es ist das fortwährende [Streben] der göttlichen Vorsehung des Herrn, den Menschen mit Sich zu verbinden, und Sich mit ihm, um ihm die Seligkeiten des ewigen Lebens geben zu können; was nur in dem Grad geschehen kann, als das Böse mit seinen Begierden entfernt ist. 

 

(103)

I. Jeder Mensch hat ein äußeres und ein inneres Denken. Unter dem äußeren und inneren Denken wird hier ähnliches verstanden, wie unter dem äußeren und inneren Menschen, und unter diesem wird nichts anderes verstanden, als das Äußere und Innere des Willens und des Verstandes; denn Wille und Verstand machen den Menschen aus; und weil diese beiden sich in den Gedanken offenbaren, so heißen sie auch das Äußere und Innere des Denkens. Da nun nicht der Körper des Menschen, sondern sein Geist will und versteht, und somit denkt, so folgt, daß dieses Äußere und Innere das Äußere und Innere des menschlichen Geistes ist. Alles, was der Körper tut, er rede oder handle, ist nur Wirkung aus dem Inneren und Äußeren sein es Geist es; denn der Körper ist ein Gehorsam.

 

(104)

Daß jeder Mensch im reiferen Alter ein äußeres und ein inneres Denken habe, somit ein Äußeres [und Inneres] des Willens und Verstandes, oder ein Äußeres und Inneres des Geistes, was dasselbe ist mit dem äußeren und inneren Menschen, ist einem jeden klar, der auf die Gedanken und Absichten eines anderen aus seinen Worten oder Handlungen, und auch auf seine eigenen merkt, wenn er in Gesellschaft ist, und wenn er außerhalb derselben ist; denn es kann jemand freundlich reden mit einem anderen aus dem äußeren Denken, und doch feindselig sein im inneren Denken; es kann jemand von der Liebe gegen den Nächsten und von der Liebe gegen Gott aus dem äußeren Denken und zugleich aus der Neigung desselben reden, während er doch in seinem inneren Denken seinen Nächsten für Nichts achtet, und Gott nicht fürchtet. Es kann auch jemand von der Gerechtigkeit der bürgerlichen Gesetze, von den Tugenden des sittlichen Lebens, und von dem, was Sache der Lehre und des geistigen Lebens ist, aus dem äußeren Denken und der äußeren Neigung reden, und dennoch, wenn er bei sich allein ist, aus dem inneren Denken und dessen Neigung gegen die bürgerlichen Gesetze, gegen die sittlichen Tugenden, und gegen das, was Sache der Lehre und des geistigen Lebens ist, reden. So machen es die, welche in den Begierden des Bösen sind, und doch vor der Welt erscheinen wollen, als ob sie nicht in denselben wären. Die meisten denken auch, wenn sie andere reden hören, bei sich, ob1 jene wohl in ihrem Inneren ebenso denken, wie sie in ihrer Rede denken, ob man ihnen wohl glauben dürfe, oder nicht, worauf sie wohl hinzielen. Daß Schmeichler und Heuchler ein doppeltes Denken haben, ist bekannt; denn sie können sich zusammennehmen und sich hüten, daß ihr inneres Denken nicht entdeckt werde, und manche können es allmählich immer tiefer in ihrem Inneren verbergen, und gleichsam die Türen verrammeln, damit es nicht zum Vorschein komme. Daß dem Menschen ein äußeres und ein inneres Denken gegeben ist, erhellt offenbar daraus, daß er aus seinem inneren Denken sein äußeres Denken sehen, und auch über dasselbe nachdenken, und darüber urteilen kann, ob es böse oder nicht böse sei. Diese Beschaffenheit hat das Gemüt des Menschen von jenen zwei Vermögen, die er vom Herrn hat, Freiheit und Vernünftigkeit genannt. Wenn er nicht durch diese ein äußeres und inneres Denken hätte, so könnte er nichts Böses bei sich wahrnehmen und sehen, noch gebessert werden; ja er könnte gar nicht reden, sondern nur Töne von sich geben wie das Tier.

 

[1] ob für: cum, wofür ich lese num.

 

(105)

Das innere Denken stammt aus der Lebensliebe und deren Neigungen und daraus hervorgehenden Wahrnehmungen; das äußere Denken aber aus dem, was im Gedächtnis ist und der Lebensliebe zur Begründung und als Mittel zum Zweck dient. Der Mensch befindet sich von der Kindheit an bis zum Jünglingsalter im äußeren Denken aus der Wißbegierde, welche jetzt noch sein Inneres bildet; auch drängt sich etwas von der aus der Lebensliebe, die ihm von den Eltern angeboren worden, stammenden Begierde und deren Neigung hervor. Späterhin aber gestaltet sich je nachdem er lebt, so auch seine Lebensliebe, deren Neigungen und aus diesen hervorgehende Wahrnehmungen das Innere seines Denkens bilden, und aus der Lebensliebe geht auch die Liebe zu den Mitteln hervor, deren Lustreize mit ihren aus dem Gedächtnis hervorgerufenen Kenntnissen das Äußere seines Denkens bilden.

 

(106)

II. Das Äußere des Denkens ist an sich wie sein Inneres. Daß der Mensch von Kopf bis zu Fuß so beschaffen sei, wie die Lebensliebe, ist schon früher gezeigt worden. Hier soll also zuvor etwas von der Lebensliebe des Menschen gesagt werden, weil vorher nichts gesagt werden kann von den Neigungen, die zugleich mit den Wahrnehmungen das Innere des Menschen bilden, und von den Lustreizen der Neigungen, die zugleich mit den Gedanken sein Äußeres bilden. Die Arten der Liebe sind vielfach, aber zwei von denselben sind wie die Herrscher und Könige; die himmlische Liebe nämlich und die höllische Liebe. Die himmlische Liebe ist Liebe zum Herrn und zum Nächsten, und die höllische ist Liebe zu sich und zur Welt. Diese und jene Arten der Liebe sind einander entgegengesetzt wie Himmel und Hölle; denn wer in der Liebe zu sich und zur Welt ist, will keinem wohl als sich, wer aber in der Liebe zum Herrn und in der Liebe zum Nächsten ist, will allen wohl. Diese zwei Arten der Liebe sind die Lebensneigungen des Menschen, aber mit großer Verschiedenheit. Die himmlische Liebe ist die Lebensliebe derer, die der Herr führt, und die höllische Liebe ist die Lebensliebe derer, die der Teufel führt. Die Lebensliebe eines jeden aber kann nicht sein ohne Ableitungen, die Neigungen genannt werden. Die Ableitungen der höllischen Liebe sind die Neigungen oder eigentlich Begierden [concupiscentiae] zum Bösen und Falschen, und die Ableitungen der himmlischen Liebe sind die Neigungen oder eigentlich Liebestriebe [dilectiones] zum Guten und Wahren. Die Neigungen der höllischen Liebe, die eigentlich Begierden sind, sind ebenso zahlreich, als das Böse, und die Neigungen der himmlischen Liebe, die eigentlich Lebenstriebe sind, als das Gute. Die Liebe wohnt in ihren Neigungen wie der Herr in seinem Gebiet, oder wie ein König in seinem Reich; ihr Gebiet und Reich erstreckt sich über das, was dem Gemüt angehört, d.h. was dem Willen und Verstand des Menschen, und von diesen aus seinem Körper angehört. Die Lebensliebe des Menschen regiert durch ihre Neigungen und deren Wahrnehmungen, und durch ihre Anreize und deren Gedanken den ganzen Menschen, das Innere seines Gemüts durch die Neigungen und die Wahrnehmungen aus denselben, und das Äußere des Gemüts durch die Anreize der Neigungen und die daraus hervorgehenden Gedanken.

 

(107)

Die Form dieser Regierung kann einigermaßen durch Vergleiche erkannt werden. Die himmlische Liebe mit den Neigungen zum Guten und Wahren, und den Wahrnehmungen hieraus, und zugleich mit den Anreizen jener Neigungen und den Gedanken hieraus kann man mit einem Baum vergleichen, der mit Zweigen, Blättern und Früchten geschmückt ist; die Grundneigung des Lebens ist dieser Baum, die Zweige mit den Blättern sind die Neigungen zum Guten und Wahren mit ihren Wahrnehmungen, und die Früchte sind die Anreize der Neigungen mit ihren Gedanken. Die höllische Liebe dagegen mit ihren Neigungen zum Bösen und Falschen, die Begierden sind, zugleich mit den Anreizen dieser Begierden und den Gedanken aus ihnen, läßt sich vergleichen einer Spinne und ihrem ringsum ausgespannten Gewebe. Die Liebe selbst ist die Spinne, die Begierden des Bösen und Falschen mit ihren inneren Ränken sind die netzförmigen Fäden zunächst am Sitz der Spinne, und die Anreize jener Begierden mit ihren trügerischen Künsten sind die entfernteren Fäden, wo die fliegenden Mücken erhascht, umgarnt und verzehrt werden.

 

(108)

Aus diesen Vergleichen kann man zwar die Verbindung aller [Seiten] des Willens und des Verstandes oder des Gemütes des Menschen mit seiner Lebensliebe ersehen, jedoch nicht in rationaler Weise. In rationaler Weise kann jene Verbindung also angeschaut werden. Überall sind es drei [Faktoren], die eine Einheit bilden; sie heißen: Zweck, Ursache und Wirkung. Die Lebensliebe ist hier der Zweck, die Neigungen mit ihren Wahrnehmungen sind die Ursache, und die Anreize der Neigungen mit ihren Gedanken sind die Wirkung; denn gerade wie der Zweck durch die Ursache in die Wirkung kommt, so kommt auch die Liebe durch ihre Neigungen zu ihren Lustreizen, und durch ihre Wahrnehmungen zu ihren Gedanken. Die Wirkungen selbst sind in den Lustreizen des Gemüts und deren Gedanken alsdann, wenn die Lustreize Sache des Willens und die Gedanken Sache des Verstandes aus ihm sind, wenn also volle Zusammenstimmung da ist; sie sind alsdann Wirkungen seines Geistes, die, wenn sie auch nicht zur Tat des Körpers gelangen, dennoch wie in der Tat sind, wenn die Zusammenstimmung da ist. Sie sind dann auch zugleich im Körper, und wohnen mit der Grundneigung seines Lebens in diesem, und streben Tat zu werden, was auch geschieht, wenn nichts im Wege steht. Von dieser Art sind die Begierden zum Bösen und das Böse selbst, bei denen, die das Böse in ihrem Geist zu etwas Erlaubtem machen. Wie nun der Zweck sich mit der Ursache verbindet, und durch die Ursache mit der Wirkung, so die Grundneigung des Lebens mit dem Inneren des Denkens, und durch dieses mit dessen Äußerem. Hieraus erhellt, daß das äußere Denken des Menschen an sich wie sein inneres beschaffen ist. Der Zweck legt nämlich all das Seinige in die Ursache, und durch die Ursache in die Wirkung; denn es gibt nichts Wesentliches in der Wirkung, als was in der Ursache, und durch die Ursache im Zweck liegt; und weil so der Zweck das wahrhaft Wesentliche ist, das in die Ursache und Wirkung eindringt, darum heißen die Ursache und die Wirkung auch der Mittelzweck und der Endzweck [finis medius et ultimus].

 

(109)

Es scheint bisweilen, als ob das Äußere des Denkens des Menschen an sich nicht so beschaffen sei, wie das Innere; allein dies kommt daher, weil die Lebensliebe mit ihrem Inneren um sie her, einen Stellvertreter unter sich, der die Liebe zu den Mitteln genannt wird, aufstellt, und diesem auflegt, zu hüten und zu wachen, daß nichts aus ihren Begierden zum Vorschein komme. Dieser Stellvertreter spricht und handelt daher aus der Schlauheit seines Gebieters, der die Lebensneigung ist, nach den bürgerlichen [Gesetzen] des Reichs, nach den sittlichen der Vernunft, und nach den geistigen der Kirche, und bei manchen so schlau und verständig, daß niemand sieht, daß sie nicht so beschaffen sind, wie sie reden und handeln, und endlich kommt es durch ihre Umhüllung dahin, daß sie kaum selbst anders wissen. Von dieser Art sind alle Heuchler, und auch die Priester, die im Herzen den Nächsten zu Nichts machen, und Gott nicht fürchten, und doch predigen von der Liebe zum Nächsten und von der Liebe zu Gott. Von dieser Art sind die Richter, die nach Geschenken und Freundschaften richten, während sie Eifer für Gerechtigkeit heucheln, und nach der Vernunft über das Urteil sprechen; von dieser Art sind die Geschäftsleute, die im Herzen unredlich und betrügerisch sind, wenn sie des Gewinnes wegen aufrichtig handeln; und von dieser Art sind die Ehebrecher, wenn sie nach der Vernunft, die jeder Mensch hat, von der Heiligkeit der Ehe sprechen, und so fort. Wenn aber eben diese die Liebe zu den Mitteln, die Stellvertreterin ihrer Lebensliebe, von den Kleidern aus Purpur und Byssus, die sie ihr umgelegt, entkleiden, und ihr ihr Hausgewand anziehen, dann denken sie, und reden auch bisweilen aus ihrem Denken mit ihren besten Freuden, die in gleicher Lebensneigung sind, gerade das Gegenteil. Man könnte glauben, während jene aus der Liebe zu den Mitteln so gerecht, redlich und fromm gesprochen haben, sei der Charakter ihres inneren Denkens nicht im äußeren Denken gewesen; allein er war dennoch darin; denn es ist die Heuchelei darin, es ist die Selbstliebe und Weltliebe darin, deren Schlauheit eben ist, der Ehre oder des Gewinnes wegen bis zum äußersten Schein nach einem guten Namen zu streben. Dieser Charakter des Inneren ist im Äußeren ihres Denkens, wenn sie so reden und handeln.

 

(110)

Bei denen aber, die in himmlischer Liebe sind, macht das Innere und Äußere des Denkens, oder der innere und äußere Mensch, eins aus, wenn sie reden, und sie wissen auch von keinem Unterschied. Die Liebe ihres Lebens mit ihren Neigungen zum Guten und deren Wahrnehmungen des Wahren ist gleichsam die Seele in dem, was sie denken, und daher reden und tun. Sind sie Priester, so predigen sie aus der Liebe gegen den Nächsten und aus der Liebe zum Herrn; sind sie Richter, so richten sie aus wahrer Gerechtigkeit; sind sie Geschäftsleute, so handeln sie aus wahrer Redlichkeit; sind sie verheiratet, so lieben sie aus wahrer Keuschheit ihre Gattin, und so fort. Ihre Lebensliebe hat auch die Liebe zu den Mitteln zur Stellvertreterin, und lehrt und leitet diese, daß sie mit Klugheit handle, und bekleidet sie auch mit dem Gewand des Eifers für die Wahrheiten der Lehre und zugleich für das Gute des Lebens.

 

(111)

III. Das Innere kann nicht gereinigt werden von den Begierden zum Bösen, solange das Böse im äußeren Menschen nicht entfernt ist, weil dieses den Zugang versperrt. Dies ergibt sich schon aus dem oben Gesagten, daß nämlich das äußere Denken des Menschen an sich beschaffen sei wie sein inneres, und daß sie im Zusammenhang stehen wie das, was nicht nur innerhalb eines anderen ist, sondern auch aus dem anderen hervorgeht; weshalb das eine nur zugleich mit dem anderen entfernt werden kann. So verhält es sich mit jedem Äußeren, das aus einem Inneren stammt, und mit jedem Nachfolgenden, das aus einem Früheren, und mit jeder Wirkung, die aus einer Ursache hervorgeht. Weil nun die Begierden vereint mit den Schlauheiten das Innere des Denkens bei den Bösen bilden, und die Lustreize der Begierden vereint mit den Ränken das Äußere des Denkens bei ihnen ausmachen, und diese mit jenen zu einem Ganzen verbunden sind, so folgt, daß das Innere nicht von seinen Begierden gereinigt werden kann, solange das Böse im äußeren Menschen nicht entfernt ist. Man muß wissen, daß es der innere Wille des Menschen ist, der in seinen Begierden liegt, und daß sein innerer Verstand es ist, der in seinen Schlauheiten liegt, der äußere Wille aber in den Lustreizen jener Begierden und der äußere Verstand in den ränkevollen Künsten, die aus den Schlauheiten hervorgehen. Jeder kann auch sehen, daß die Begierden und ihre Lustreize eins ausmachen, und ebenso die Schlauheiten und die ränkevollen Künste, und daß jene vier in einer Reihe stehen, und zusammen gleichsam ein Gebinde [manipulum] bilden. Hieraus geht wiederum hervor, daß das Innere, das aus den Begierden besteht, nur ausgetrieben werden kann durch Entfernung des Äußeren, das aus Bösem besteht. Die Begierden bringen durch ihre Lustreize das Böse hervor; wenn aber das Böse für erlaubt angesehen wird, was durch Zusammenstimmung des Willens und des Verstandes geschieht, dann machen die Lustreize und das Böse eins aus. Daß eine solche Übereinstimmung einer Tat gleich komme, ist bekannt. Dies ist es auch, was der Herr sagt: „Wenn jemand das Weib eines anderen ansieht, ihrer zu begehren, so hat er schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen“: Matth.5/28. Ebenso verhält es sich mit dem übrigen Bösen.     angels-heaven.org

 

(112)

Hieraus kann man nun ersehen, daß, wenn der Mensch von den Begierden des Bösen gereinigt werden soll, durchaus das Böse aus seinem äußeren Menschen entfernt werden muß; früher gibt es keinen Ausgang für die Begierden, und wenn es keinen Ausgang gibt, so bleiben die Begierden im Inneren, und hauchen gleichsam die Lustreize aus sich hervor, und bringen so den Menschen zur Beistimmung, somit zur Tat. Die Begierden dringen durch das äußere Denken in den Körper; wenn daher Beistimmung im äußeren Denken stattfindet, so sind sie sogleich auch im Körper; der Lustreiz, den man fühlt, befindet sich ebendaselbst. Daß wie das Gemüt, so auch der Körper und so der ganze Mensch sei, sehe man im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 362-370. Dies läßt sich durch Vergleiche, wie auch durch Beispiele erläutern. Durch Vergleich: die Begierden mit ihren Anreizungen lassen sich vergleichen einem Feuer, welches desto mehr brennt, je mehr es genährt wird; und je freieren Spielraum es hat, desto weiter verbreitet es sich, bis es in der Stadt deren Häuser verzehrt, und im Wald dessen Bäume. Die Begierden des Bösen werden auch im Wort einem Feuer verglichen, und das daraus entspringende Böse einer Feuersbrunst. Die Begierden des Bösen mit ihren Lüsten erscheinen auch wirklich in der geistigen Welt als Feuer; das höllische Feuer ist nichts anderes. Sie lassen sich auch vergleichen mit Fluten und Überschwemmungen von Gewässern, wenn die Dämme oder Wälle durchbrochen sind; auch mit brandigen Schäden und Geschwüren, die dem Körper den Tod zuziehen, wenn sie sich ausbreiten oder nicht geheilt werden. Aus Beispielen erhellt deutlich, daß die Begierden mit ihren Lustreizen wachsen und sich ausbreiten, wenn nicht das Böse aus dem äußeren Menschen entfernt wird. Je mehr ein Dieb stiehlt, desto mehr begehrt er zu stehlen, bis er endlich nicht mehr davon lassen kann; ebenso der Betrüger, je mehr er betrügt; mit dem Haß und der Rache, mit der Üppigkeit und Unenthaltsamkeit, mit der Unkeuschheit, mit der Lästerung verhält es sich ebenso. Daß die aus der Selbstsucht entspringende Herrschbegierde desto mehr wächst, je mehr ihr die Zügel gelassen werden, ist bekannt; ebenso die aus der Liebe zur Welt entspringende Liebe zum Besitz. Es scheint, als ob sie weder Ziel noch Grenze hätten. Hieraus erhellt, daß in dem Grad, als das Böse im äußeren Menschen nicht entfernt wird, die Begierden desselben emporwuchern, ferner, daß die Begierden in dem Grad zunehmen, als dem Bösen die Zügel gelassen werden.

 

(113)

Der Mensch kann die Begierden seines Bösen nicht wahrnehmen; die Lustreize derselben nimmt er zwar wahr, er denkt aber auch über diese wenig nach; denn die Lustreize erfreuen die Gedanken und vertreiben die Reflexionen. Wenn er daher nicht von einer anderen Seite her wüßte, daß sie böse sind, so würde er sie gut nennen, und aus freiem Willen der Vernunft seines Denkens gemäß sie auch befriedigen. Tut er dieses, so eignet er sie sich an; und in dem Grad, als er sie als erlaubt begründet, erweitert er den Hof der herrschenden Liebe, welche seine Lebensliebe ist. Ihren Hof bilden die Begierden; denn diese sind wie ihre Diener und Trabanten, durch die sie das Äußere, das ihr Reich ausmacht, beherrscht. Aber wie der König ist, so sind auch seine Diener und Trabanten, und so ist auch sein Reich: ist der König ein Teufel, dann sind seine Diener und Trabanten Verkehrtheiten [insaniae], und das Volk seines Reiches ist das Falsche aller Art, und die Diener, die sie Weise nennen, obgleich sie Narren sind, bewirken durch Trugschlüsse und Phantasien, daß es [jenes Falsche] als Wahres erscheint, und dafür anerkannt wird. Könnte wohl ein solcher Zustand des Menschen auf andere Weise verändert werden, als dadurch, daß das Böse im äußeren Menschen entfernt wird, da so die Begierden entfernt werden, die mit dem Bösen zusammenhängen? - Steht doch sonst den Begierden kein Ausgang offen, da sie eingeschlossen sind, wie eine belagerte Stadt, und wie ein verhärtetes Geschwür.

 

(114)

IV. Das Böse im äußeren Menschen kann vom Herrn nicht anders entfernt werden als vermittelst des Menschen. In allen christlichen Kirchen ist die Lehre anerkannt, daß der Mensch, bevor er zum heiligen Abendmahl geht, sich selbst prüfen, seine Sünden sehen und anerkennen, und Buße tun soll, indem er von ihnen absteht, und sie austreibt, weil sie vom Teufel herstammen, und daß ihm sonst die Sünden nicht vergeben werden, und daß er verdammt sei. Die Engländer, obgleich sie in der Lehre vom bloßen Glauben sind, lehren dennoch offenbar im Gebet beim heiligen Abendmahl diese Selbstprüfung, Anerkennung und Bekennung der Sünden, Buße und Erneuerung des Lebens, und drohen denen, die dergleichen nicht tun, mit den Worten: „Der Teufel werde sonst in sie fahren wie in den Judas, und sie erfüllen mit aller Ungerechtigkeit, und Leib und Seele zerstören“. Die Deutschen, Schweden und Dänen, die ebenfalls in der Lehre vom bloßen Glauben sind, lehren im Gebet beim heiligen Abendmahl ähnliches, indem sie auch drohen, sie würden sich sonst der höllischen Strafen schuldig machen und der ewigen Verdammnis, wegen der Vermischung des Heiligen und des Unheiligen. Dies wird mit lauter Stimme von den Priestern denen vorgelesen, die das heilige Abendmahl feiern wollen, und es wird auch von ihnen mit aller Anerkennung angehört, daß es so sei. Wenn jedoch eben diese an demselben Tag eine Predigt vom bloßen Glauben hören, und daß das Gesetz sie nicht verdamme, weil es der Herr für sie erfüllt habe, und daß sie aus eigener Kraft nichts Gutes außer um Verdienstes willen tun können, und also die Werke nichts die Seligkeit Förderndes an sich haben, sondern der Glaube allein, so kehren sie nach Hause zurück, rein vergessend ihr früheres Bekenntnis, und dasselbe verleugnend, insoweit sie der Predigt vom bloßen Glauben gemäß denken. Welches ist nun das Wahre? Dieses oder jenes? Zwei einander entgegengesetzte Dinge können nicht wahr sein, als: daß es ohne Selbstprüfung, Erkenntnis, Anerkenntnis, Bekenntnis und Entfernung der Sünden, somit ohne Buße, keine Vergebung derselben gebe, also auch keine Seligkeit, sondern ewige Verdammnis; - oder daß solche Dinge nichts zur Seligkeit beitragen, weil vom Herrn vollständige Genugtuung für alle Sünden der Menschen durch sein Leiden am Kreuz geschehen sei für diejenigen, die im Glauben sind, und daß die, welche im bloßen Glauben sind mit der Zuversicht, daß es so sei, und mit dem Vertrauen auf die Zurechnung des Verdienstes des Herrn, ohne Sünde seien, und daß sie vor Gott erscheinen wie die, welche mit reingewaschenem Angesicht glänzen. Hieraus ergibt sich, daß es gemeinsame Religion aller Kirchen in der Christenheit ist, daß der Mensch sich selbst prüfen, seine Sünden sehen und anerkennen, und dann davon ablassen soll, und daß sonst nicht Seligkeit, sondern Verdammnis stattfinde. Daß dies auch wirklich göttliche Wahrheit sei, geht aus den Stellen im Wort hervor, in denen befohlen wird, daß der Mensch Buße tun soll, wie in folgenden: „Johannes sprach: So bringet nun würdige Früchte der Buße. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum nun, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden“: Luk.3/8,9. „Jesus sagte: Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle umkommen“: Luk.13/3,5. „Jesus predigte das Evangelium vom Reich Gottes: Tut Buße, und glaubet dem Evangelium“: Mark.1/14,15. „Jesus sandte Seine Jünger aus, und sie gingen aus und predigten, man solle Buße tun“: Mark.6/12. „Jesus sprach zu den Aposteln, sie müssen predigen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkerschaften“: Luk.24/47. „Johannes predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“: Mark.1/4; Luk.3/3. Denke nun hierüber mit einigem Verstand nach, und, wenn du Religion hast, wirst du sehen, daß die Buße der Weg zum Himmel, und daß der von der Buße getrennte Glaube kein Glaube ist, und diejenigen, die im Unglauben sind vermöge der Unbußfertigkeit, sich auf dem Weg zur Hölle befinden.

 

(115)

Diejenigen, die in einem von der tätigen Liebe getrennten Glauben stehen, und sich begründet haben durch den Ausspruch des Paulus an die Römer: „Daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertig werde ohne des Gesetzes Werke“: Rö.3/28, beten diesen Ausspruch an, wie diejenigen, welche die Sonne anbeten, und es geht ihnen, wie denen, welche die Augen angestrengt auf die Sonne heften, wodurch ihr Blick abgestumpft wird und nichts sieht mitten im Licht. Denn sie sehen nicht, was dort unter Gesetzeswerken verstanden wird, daß es die Ritualgesetze sind, die von Moses in seinen Büchern beschrieben wurden, und dort überall Gesetz genannt werden, keineswegs aber die Vorschriften der Zehn Gebote, weshalb er auch, damit man nicht die Vorschriften der Zehn Gebote darunter verstehe, jenes erklärt, indem er sagt: „Heben wir also das Gesetz auf durch den Glauben? - Das sei ferne! sondern wir befestigen das Gesetz“: Rö.3/31. Wer nun durch obigen Ausspruch sich im getrennten Glauben befestigt hat, dem ergeht es beim Anschauen dieser Stelle, wie bei dem der Sonne, und er sieht, wo er [Paulus] die Gesetze des Glaubens aufzählt, nicht, daß sie eben die Werke der tätigen Liebe sind. Was ist auch der Glaube ohne seine Gesetze? Auch sieht er nicht auf die Stellen, wo er die bösen Werke aufzählt, und sagt, daß, die solches tun, nicht in den Himmel kommen können. Hieraus erhellt, was für eine Blindheit man sich aus dieser einen mißverstandenen Stelle zugezogen hat.

 

(116)

Der Grund, warum das Böse im äußeren Menschen nur vermittelst des Menschen entfernt werden kann, liegt darin, daß es durch die göttliche Vorsehung des Herrn so angeordnet ist, daß alles, was der Mensch hört, sieht, denkt, will, redet und tut, ganz als ihm angehörig erscheint. Daß ohne diesen Anschein keine Aufnahme des göttlich Wahren beim Menschen stattfinden würde, keine Selbstbestimmung zum Tun des Guten, keine Aneignung der Liebe und Weisheit, der tätigen Liebe und des Glaubens, und infolgedessen keine Verbindung mit dem Herrn, mithin keine Besserung und Wiedergeburt, und somit Seligmachung, ist schon oben Nr. 71-95f gezeigt worden. Daß ohne jenen Anschein auch kein reuiges Abstehen von den Sünden, ja kein Glaube möglich wäre, springt in die Augen; ebenso daß der Mensch ohne jenen Anschein nicht Mensch, sondern ohne ein Vernunftleben und dem Tiere gleich wäre. Es frage, wer will, seine Vernunft, ob es anders erscheint, als daß der Mensch über das Gute und Wahre sowohl das geistige, als das sittliche und bürgerliche, aus sich nachdenke, und dann nehme er die Lehre hinzu, daß alles Gute und Wahre vom Herrn, und nichts vom Menschen sei: wird er dann nicht als Folge anerkennen, daß der Mensch das Gute tun und das Wahre denken müsse wie aus sich, dennoch aber anerkennen, daß es vom Herrn sei; und folglich auch, daß der Mensch das Böse wie aus sich entfernen, und dennoch anerkennen müsse, daß er es durch den Herrn tue.

 

(117)

Es gibt mehrere, die nicht wissen, daß sie im Bösen sind, weil sie es nicht im Äußeren tun. Sie fürchten nämlich die bürgerlichen Gesetze und auch den Verlust ihres guten Rufs, und so lernen sie durch Angewöhnung und Übung das Böse als Schaden für ihre Ehre und ihren Gewinn fliehen. Wenn sie aber das Böse nicht fliehen aus einem religiösen Prinzip, weil es Sünde und gegen Gott ist, dann bleiben bei ihnen die Begierden des Bösen mit ihren Lustreizen, wie unreines, eingeschlossenes oder stehendes Wasser; sie mögen nur ihre Gedanken und Neigungen prüfen, und sie werden dieselben auch finden, wenn sie nur wissen, was Sünde ist. Von dieser Art sind viele, die sich in dem von der Liebe getrennten Glauben begründet haben; weil diese glauben, daß das Gesetz sie nicht verdamme, so achten sie nicht einmal auf die Sünden, und manche zweifeln, ob es welche gebe, und wenn es welche gibt, ob sie vor Gott vorhanden seien, da sie ja vergeben seien. Von der Art sind auch die natürlichen Moralisten, welche glauben, ein bürgerliches und sittliches Leben mit seiner Klugheit bringe alles hervor, und die göttliche Vorsehung tue nichts dabei. Von der Art sind auch diejenigen, die nach dem Ruf und Namen der Ehrbarkeit und Redlichkeit um der Ehre oder des Gewinnes willen mit vielem Eifer streben. Diejenigen aber, die so beschaffen sind, und zugleich die Religion verachten, werden nach dem Tode Geister der Begierden [spiritus concupiscentiarum], die sich selbst zwar als Menschen erscheinen, anderen aber aus der Ferne wie Priape; auch sehen sie nur im Finstern, aber nichts beim Licht, wie die Nachteulen.

 

(118)

Hieraus ergibt sich die Begründung des V. Hauptpunktes, welcher so lautet: Der Mensch muß deshalb das Böse von seinem äußeren Menschen wie aus sich entfernen; worüber man auch die Erklärung in den drei Abschnitten »der Lebenslehre für das neue Jerusalem« nachsehe, von denen der eine sagt: Niemand kann das Böse als Sünde fliehen, so daß er es innerlich verabscheut, außer durch Kämpfe gegen dasselbe, Nr. 92-100; der andere: Der Mensch muß das Böse fliehen als Sünde, und gegen dasselbe kämpfen, wie aus sich, Nr. 101-107; der dritte: Wenn jemand das Böse aus irgendeinem anderen Grund flieht, als weil es Sünde ist, so flieht er es nicht, sondern macht nur, daß es nicht vor der Welt erscheint, Nr. 108-113.

 

(119)

VI. Der Herr reinigt dann den Menschen von seinen Begierden im inneren Menschen, und vom Bösen selbst, im äußeren. Daß der Herr dann den Menschen von den Begierden des Bösen reinigt, wenn der Mensch wie aus sich das Böse entfernt, kommt daher, daß der Herr nicht früher [ihn] reinigen kann; denn das Böse ist im äußeren Menschen, und die Begierden zum Bösen im inneren, und sie hängen zusammen wie die Wurzeln mit dem Stamm. Wird daher das Böse nicht entfernt, so ist keine Öffnung möglich; denn es versperrt und verschließt die Türe, die vom Herrn nur vermittelst des Menschen geöffnet werden kann, wie soeben gezeigt wurde. Wenn also der Mensch, wie von sich, die Türe öffnet, dann rottet auch zugleich der Herr die Begierden aus. Ein Grund ist auch der, daß der Herr auf das Innerste des Menschen einwirkt, und vom Innersten aus auf das Folgende bis zum Äußersten, und im Äußersten der Mensch zugleich [mit dem Herrn] ist. Solange daher das Äußerste vom Menschen selbst verschlossen gehalten wird, kann keine Reinigung stattfinden, sondern nur eine solche Einwirkung vom Herrn im Inneren statthaben, wie sie statthat von seiten des Herrn in der Hölle, deren Bild der Mensch ist, der in Begierden und zugleich im Bösen ist. Diese Einwirkung besteht nur in der Anordnung, daß nicht das eine das andere zugrunde richte, und das Gute und Wahre nicht verletzt werde. Daß der Herr fortwährend darauf dringt und besteht, daß der Mensch Ihm die Pforte öffne, erhellt aus den Worten des Herrn in der Offb.3/20: „Siehe, Ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür auftut, so will Ich zu ihm eingehen und Abendmahl mit ihm halten, und er mit Mir“.

 

(120)

Der Mensch weiß nicht das Geringste vom inneren Zustand seines Gemüts oder von seinem inneren Menschen; und doch ist Unendliches darin, wovon nicht eines zu seiner Erkenntnis gelangt. Denn das Innere des Denkens des Menschen, oder sein innerer Mensch, ist sein Geist selbst, und in diesem liegt so Unendliches oder so Unzähliges, als im Körper des Menschen, ja noch Unzähligeres; denn der Geist des Menschen ist seiner Form nach Mensch, und alle Teile desselben entsprechen allen Teilen des Menschen in seinem Körper. Wie nun der Mensch aus keiner Empfindung erkennt, wie sein Gemüt oder seine Seele auf alle Teile seines Körpers im Ganzen und im Einzelnen einwirkt, so erkennt auch der Mensch nicht, wie der Herr in alle Teile seines Gemüts oder seiner Seele, d.h. in alle Teile seines Geistes einwirkt. Diese Einwirkung ist ununterbrochen; der Mensch hat keinen Teil an ihr; aber dennoch kann der Herr den Menschen von keiner Begierde zum Bösen in seinem Geist oder inneren Menschen reinigen, solange der Mensch den äußeren verschlossen hält. Das Böse ist es, wodurch der Mensch sein Äußeres verschlossen hält, und jedes einzelne dieses Bösen erscheint ihm als eines, obgleich in jedem Unendliches liegt; wenn der Mensch dasselbe als eines entfernt, dann entfernt der Herr Unendliches in demselben. Dies ist es, was darunter verstanden wird, daß der Herr alsdann den Menschen von den Begierden zum Bösen reinige im inneren Menschen, und zugleich vom Bösen selbst im äußeren.

 

(121)

Von vielen wird geglaubt, daß schon allein das Glauben an das, was die Kirche lehrt, den Menschen vom Bösen reinige, und von einigen wird geglaubt, daß die Übung des Guten ihn reinige, von anderen, daß das Wissen, Reden und Lehren dessen, was zur Kirche gehört, von manchen, daß das Lesen des Wortes und gottseligen Bücher, von anderen, daß das Besuchen der Kirchen, das Anhören der Predigten, und besonders das Feiern des heiligen Abendmahls, von anderen, daß das Entsagen der Welt und das Streben nach Frömmigkeit, von anderen daß das Bekenntnis, sie seien aller Sünden schuldig, es tue, u.s.f. Und dennoch reinigt alles dieses den Menschen keineswegs, wenn er nicht sich erforscht, seine Sünden sieht, sie anerkennt, sich wegen derselben verdammt, und Buße tut, indem er von ihnen absteht; und dies alles muß er tun wie von sich, dennoch aber mit der Anerkennung des Herzens, daß es durch den Herrn geschehe. Bevor dieses geschieht, hilft das oben Gesagte nichts, sondern geschieht nur des Verdienstes wegen oder aus Heuchelei. Solche erscheinen auch im Himmel vor den Engeln entweder wie schöne Buhlerinnen, die infolge ihrer Seuche übel riechen, oder wie häßliche Weiber, die durch aufgetragene Schminke schön scheinen, oder wie maskierte Possenreißer und Schauspieler auf den Theatern, oder wie Affen in menschlichen Kleidern. Ist aber das Böse entfernt, dann werden die [oben erwähnten] Dinge Sache ihrer Liebe, und solche erscheinen dann im Himmel vor den Engeln als schöne Menschen und als ihre Genossen und Freunde.

 

(122)

Es ist aber wohl zu merken, daß der Mensch, wenn er Buße tun will, zum Herrn allein aufblicken muß. Wenn er zu Gott Vater allein aufblickt, kann er nicht gereinigt werden; auch nicht, wenn zum Vater um des Sohnes willen, noch wenn zum Sohne als bloßem Menschen. Denn es ist nur ein Gott, und der Herr ist dieser Gott, da Sein Göttliches und Menschliches eine Person ist, wie in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« gezeigt wurde. Damit jeder, der Buße tun will, zum Herrn allein aufblicke, ist von Ihm das heilige Abendmahl angeordnet worden, das die Vergebung der Sünden befestigt bei denen, die Buße tun; es befestigt sie, weil im heiligen Abendmahl ein jeder gehalten ist, zum Herrn allein aufzublicken.

 

(123)

VII. Das ununterbrochene [Wirken] der göttlichen Vorsehung des Herrn geht darauf hin, den Menschen mit Sich zu verbinden und Sich mit ihm, um ihm die Seligkeiten des ewigen Lebens geben zu können, was nur insoweit geschehen kann, als das Böse mit seinen Begierden entfernt ist. Daß es ununterbrochene [Wirksamkeit] der göttlichen Vorsehung des Herrn sei, den Menschen mit Sich und Sich mit ihm zu verbinden, und daß eben diese Verbindung es sei, was man Besserung und Wiedergeburt nennt, und daß hieraus für den Menschen die Seligkeit hervorgehe, ist oben Nr. 27-45 gezeigt worden. Wer sieht nicht, daß die Verbindung mit Gott das ewige Leben und die Seligkeit ist? Es sieht dies jeder, welcher glaubt, daß die Menschen von der Schöpfung her Bilder und Ähnlichkeiten Gottes seien: 2Mo.1/26,27, und welcher weiß, was Bild und Ähnlichkeit Gottes bedeutet. Wer, der bei gesunder Vernunft ist, könnte, wenn er aus seiner Vernunft denkt und nach seiner Freiheit denken will, glauben, daß es drei Götter gebe von gleichem Wesen, und daß das Göttliche Sein oder das göttliche Wesen geteilt werden könne? Daß ein Dreifaches [Trinum] sei in dem einen Gott, dies kann gedacht und begriffen werden, wie begriffen werden kann die Seele und der Leib im Engel und im Menschen, und das aus denselben hervorgehende Leben [procedens vitae]; und weil dieses Dreifache in einem nur im Herrn möglich ist, so folgt, daß es eine Verbindung mit Ihm geben müsse. Gebrauche nur deine Vernunft und zugleich die Freiheit des Denkens, so wirst du diese Wahrheit in ihrem Licht schauen, gestehe aber vorher zu, daß ein Gott ist, und ein Himmel und ein ewiges Leben. Weil nun Gott einer ist, und der Mensch von der Schöpfung her zu Seinem Bild und Ähnlichkeit gemacht ist, und weil dieser durch die höllische Liebe und ihre Begierden und Lustreize in die Liebe alles Bösen geraten ist, und dadurch das Bild und die Ähnlichkeit Gottes bei sich zerstört hat, so ergibt sich, daß es ununterbrochene [Wirksamkeit] der göttlichen Vorsehung des Herrn ist, den Menschen mit Sich, und Sich mit dem Menschen zu verbinden, und so zu bewirken, daß er Sein Ebenbild werde. Daß dieses zu dem Ende geschehe, damit der Herr dem Menschen die Seligkeiten des ewigen Lebens geben könne, folgt ebenfalls daraus; denn von dieser Art ist die göttliche Liebe. Daß Er aber jene nicht geben, und den Menschen auch nicht zu Seinem Ebenbild machen könne, wenn der Mensch nicht wie von sich die Sünden in seinem äußeren Menschen entfernt, kommt daher, weil der Herr nicht nur göttliche Liebe, sondern auch göttliche Weisheit ist, und die göttliche Liebe nichts tut außer aus der göttlichen Weisheit und dieser gemäß. Daß der Mensch nicht mit Ihm verbunden, und somit gebessert, wiedergeboren und selig werden könnte, wenn ihm nicht gestattet wäre, aus freiem Willen der Vernunft gemäß zu handeln - denn eben dadurch ist der Mensch ein Mensch - ist Seiner göttlichen Weisheit gemäß, und alles, was der göttlichen Weisheit des Herrn gemäß ist, ist auch Sache Seiner göttlichen Vorsehung.

 

(124)

Obigem will ich zwei Geheimnisse der Engelsweisheit beifügen, woraus man ersehen kann, von welcher Art die göttliche Vorsehung ist. Das eine ist, daß der Herr niemals auf etwas Besonderes beim Menschen für sich einwirke, ohne auf alles zugleich einzuwirken, das andere, daß der Herr vom Innersten und vom Äußersten her zugleich einwirke. Daß der Herr niemals auf etwas Besonderes im Menschen einzeln einwirkt, ohne auf alles in ihm zugleich einzuwirken, kommt daher, daß alles im Menschen in solchem Zusammenhang steht, und durch diesen Zusammenhang in solcher Form, daß es nicht als eine Vielheit, sondern als eine Einheit wirkt. Daß der Mensch in Rücksicht seines Körpers in solchem Zusammenhang und durch den Zusammenhang in solcher Form ist, ist bekannt. In ähnlicher Form infolge des Zusammenhangs aller Teile besteht auch das menschliche Gemüt; denn das menschliche Gemüt ist der geistige Mensch, und ist Mensch. Daher kommt, daß der Geist des Menschen, der sein Gemüt im Körper ist, in jeglicher Form Mensch ist; weshalb auch der Mensch nach dem Tod auf gleiche Weise Mensch ist wie auf der Welt, nur mit dem Unterschied, daß er die Hülle, die seinen Körper auf der Welt bildete, abgeworfen hat. Weil nun die menschliche Form so beschaffen ist, daß alle Teile ein Gemeinsames bilden, das wie eine Einheit wirkt, so folgt, daß auch nicht eines von seiner Stelle entfernt oder in Rücksicht seines Zustandes verändert werden kann, außer mit Beistimmung des Übrigen. Denn wenn eines von seiner Stelle gerückt oder seinem Zustand nach verändert würde, so würde die Form leiden, die als eine Einheit wirken muß. Hieraus ergibt sich, daß der Herr niemals auf etwas Besonderes einwirkt, ohne zugleich auf das Ganze zu wirken. Auf diese Weise wirkt der Herr auf den ganzen Engelhimmel ein, weil der ganze Engelhimmel vor den Augen des Herrn wie ein Mensch ist. Ebenso wirkt der Herr auch auf jeden Engel ein, weil jeder Engel ein Himmel ist in kleinster Form; ebenso wirkt Er auch auf jeden Menschen ein, zunächst auf alle Teile seines Gemüts, und durch diese auf alle Teile seines Körpers; denn das Gemüt des Menschen ist sein Geist, und gemäß seiner Verbindung mit dem Herrn ist er Engel, und ist der Körper Gehorsam. Es ist aber wohl zu beachten, daß der Herr auch im einzelnen, ja auch im einzelnsten auf alles Besondere des Menschen einwirkt, aber zugleich vermittelst aller Bestandteile seiner Form; gleichwohl jedoch verändert er nicht den Zustand irgendeines Teils, und eines Dings im Besonderen, außer der ganzen Form gemäß. Doch hierüber wird mehreres in der Folge gesagt werden, wo gezeigt werden soll, daß die göttliche Vorsehung allgemein ist, weil sie im einzelnen ist, und daß sie aufs einzelne eingeht, weil sie allgemein ist. Daß der Herr vom Innersten und vom Äußersten her zugleich einwirkt, kommt daher, daß so und nicht anders das Ganze und das Einzelne im Zusammenhang gehalten wird; denn vom Innersten hängt alles Dazwischenliegende bis zum Äußersten hin stufenweise ab, und im Äußersten ist jenes beisammen; denn im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« im dritten Teil ist gezeigt worden, daß im Äußersten das gleichzeitige Beisammensein [simultaneum] aller Teile vom Ersten aus ist. Daher kommt es auch, daß der Herr von Ewigkeit oder Jehovah in die Welt gekommen ist, und daselbst das Menschliche im Äußersten angezogen und angenommen hat, damit Er vom Ersten aus auch zugleich im Letzten sein, somit vom Ersten vermittelst des Letzten die ganze Welt regieren und die Menschen beseligen könnte, die Er den göttlichen Gesetzen Seiner Vorsehung gemäß, die auch die Gesetze Seiner göttlichen Weisheit sind, nur so selig machen kann. Dies ist daher die Bedeutung dessen, was in der Christenheit bekannt ist, daß kein Mensch hätte selig werden können, wenn der Herr nicht in die Welt gekommen wäre, worüber man auch die »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« sehe, Nr. 35. Daher kommt auch, daß der Herr der Erste und der Letzte genannt wird.

 

(125)

Diese Geheimnisse der Engel wurden vorausgeschickt, damit man begreifen könne, wie die göttliche Vorsehung des Herrn wirkt, um den Menschen mit Sich und Sich mit dem Menschen zu verbinden; was nicht auf irgendeinen besonderen Teil desselben einzeln, ohne auf das Ganze zugleich, geschieht, und dies geschieht vom Innersten des Menschen und vom Äußersten aus zugleich. Das Innerste des Menschen ist seine Lebensneigung, das Äußerste aber das, was im Äußeren seines Denkens ist, das Dazwischenliegende das, was im Inneren seines Denkens ist. Von welcher Art dieses beim bösen Menschen sei, ist im Vorhergehenden gezeigt worden. Hieraus ergibt sich abermals, daß der Herr vom Innersten und Äußersten zugleich aus nicht einwirken kann, außer vereint mit dem Menschen; denn der Mensch ist mit dem Herrn zusammen im Äußersten. Wie daher der Mensch im Äußersten handelt, welches unter seiner Willkür steht, weil es in seinem freien Willen liegt, so handelt der Herr von seinem Innersten aus, und in den Abstufungen bis zum Äußersten. Das, was im Innersten des Menschen ist, und in den Abstufungen bis zum Äußersten, ist dem Menschen gänzlich unbekannt, und darum weiß der Mensch auch durchaus nicht, wie und was der Herr daselbst wirkt. Weil es aber als ein Ganzes mit dem Äußersten zusammenhängt, deshalb ist dem Menschen nichts nötiger zu wissen, als daß er das Böse als Sünde fliehen und zum Herrn aufblicken soll. So und nicht anders kann seine Lebensneigung, die von Geburt aus höllischer Art ist, vom Herrn entfernt, und an ihrer Stelle eine Lebensneigung himmlischer Art eingepflanzt werden.

 

(126)

Wenn die himmlische Lebensneigung statt der höllischen Lebensneigung vom Herrn eingepflanzt worden ist, dann werden auch anstatt der Begierden zum Bösen und Falschen Neigungen zum Guten und Wahren eingepflanzt, und anstatt der Lustreize der Begierden zum Bösen und Falschen die Lustreize der Neigungen zum Guten und Wahren, und anstatt des Bösen der höllischen Liebe Gutes der himmlischen Liebe. Anstatt der List wird dann Klugheit eingepflanzt, statt der Gedanken der Bosheit Gedanken der Weisheit: so wird dann der Mensch von neuem geboren und ein neuer Mensch. Welches Gute die Stelle des Bösen einnehme, sehe man in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem« Nr. 67-91; ferner, daß der Mensch, in dem Maße als er das Böse als Sünde flieht und verabscheut, die Wahrheiten der Weisheit liebe, Nr. 32-41, und daß er insoweit Glauben habe und geistig sei, Nr. 42-52. 

 

(127)

Daß es gemeinsame Religion in der ganzen Christenheit sei, daß der Mensch sich prüfen, seine Sünden sehen, sie anerkennen, vor Gott bekennen und von ihnen abstehen müsse, und daß hierin die Buße bestehe und die Vergebung der Sünden, und infolgedessen die Beseligung, ist oben aus den vor dem heiligen Abendmahl in allen christlichen Kirchen vorgelesenen Gebeten nachgewiesen worden. Dasselbe kann man auch aus dem Glaubensbekenntnis ersehen, das von Athanasius den Namen hat, und auch in der ganzen Christenheit angenommen ist, wo am Ende die Worte sind: „Der Herr wird kommen zu richten die Lebendigen und die Toten, und bei Seiner Ankunft werden die, so Gutes getan haben, eingehen in das ewige Leben, und die, so Böses getan haben, in das ewige Feuer“. 

 

(128)

Wer weiß nicht aus dem Wort, daß jeder nach seinem Tode ein Leben gemäß seinen Handlungen erlangen werde? - Öffne das Wort, lies darin, und du wirst es deutlich sehen, halte aber dann die Gedanken fern vom [bloßen] Glauben und von der Rechtfertigung durch denselben allein. Daß der Herr dies überall in Seinem Wort lehre, mag folgendes wenige bezeugen: 

 

„Ein jeglicher Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden; deshalb sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen“: Matth.7/19,20. 

 

„Viele werden an jenem Tage zu Mir sagen: Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt, und in Deinem Namen viele Wunder getan? aber dann werde Ich ihnen bekennen: Ich kenne euch nicht, weichet von Mir, ihr Übeltäter“: Matth.7/22,23. 

 

„Jeden, der Meine Worte hört und sie tut, werde Ich einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf einen Felsen baute; ein jeder aber, der Meine Worte hört, und sie nicht tut, ist einem törichten Mann gleich, der sein Haus auf Sand baute“: Matth.7/24,26; Luk.6/46-49. 

 

„Des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters, und dann wird Er geben einem jeglichen nach seinen Taten“: Matth.16/27. 

 

„Das Reich Gottes wird von euch genommen werden, und wird einem Volk gegeben werden, das die Frucht desselben bringt“: Matth.21/43. 

 

„Jesus sprach: Meine Mutter und Meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und danach tun“: Luk.8/21. 

 

„Dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Türe zu klopfen, und sagen: Herr, tue uns auf, aber Er wird ihnen antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid, weichet von Mir, alle Übeltäter“: Luk.13/25-27. 

 

„Es werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“: Joh.5/29. 

 

„Wir wissen, daß Gott die Sünder nicht hört, sondern, wenn jemand Gott verehrt und Seinen Willen tut, den höret Er“: Joh.9/31. 

 

„Wenn ihr dieses wisset, selig seid ihr, so ihr es tut“: Joh.13/17. 

 

„Wer Meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der Mich liebt, und Ich will ihn lieben, und zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen“: Joh.14/15,21-24. 

 

„Ihr seid Meine Freunde, wenn ihr tut, was Ich euch befehle. Ich habe euch erwählt, daß ihr Frucht bringet, und eure Frucht bleibe“: Joh.15/14,16. 

 

Der Herr sprach zu Johannes: „Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Ich kenne deine Werke: Ich habe wider dich, daß du deine vorige Liebe verlassen hast; tue Buße und tue die vorigen Werke; wo nicht, so werde Ich deinen Leuchter wegrücken von seiner Stätte“: Offb.2/1,2,4,5. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Ich keine deine Werke“: Offb.2/8,[9]. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: Ich kenne deine Werke, tue Buße“: Offb.2/[12],13,16. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Thyatira: Ich kenne deine Werke und deine Liebe - und deine letzten Werke sind mehr den deine ersten“: Offb.2/[18,19],26. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Ich kenne deine Werke, daß du den Namen hast, du lebest, und bist doch tot: Ich habe deine Werke nicht vollkommen gefunden vor Gott, tue Buße“: Offb.3/1-3. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: „Ich kenne deine Werke“: Offb.3/7,8. 

 

„Dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe: Ich kenne deine Werke: Tue Buße“: Offb.3/14,15,19. 

 

„Ich hörte eine Stimme vom Himmel, welche sprach: Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben von nun an; ihre Werke folgen ihnen nach“: Offb.14/13. 

 

„Ein Buch ward geöffnet, welches ist das des Lebens, und gerichtet wurden die Toten, alle nach ihren Werken“: Offb.20/12,13. 

 

„Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeglichen zu geben nach Seinem Werke“: Offb.22/12. 

 

Dies im Neuen Testament, mehr noch findet sich im Alten, aus dem ich nur dies eine anführen will: „Stehe an der Pforte Jehovahs, und rufe daselbst aus dies Wort: So spricht Jehovah Zebaoth, der Gott Israels, machet eure Wege gut und eure Werke; verlasset euch nicht auf Reden der Lüge, wenn sie sagen: Der Tempel Jehovahs, der Tempel Jehovahs, der Tempel Jehovahs sind sie: Wollet ihr stehlen, morden, ehebrechen und falsch schwören, und hernach kommen, und vor Mir in diesem Hause, über dem Mein Name genannt wird, stehen und sprechen: Wir sind gerettet! während ihr doch solche Greuel tut? Ist denn dies Haus eine Räuberhöhle geworden? - auch Ich, siehe, Ich habe es gesehen, Jehovah sprachs“: Jer.7/1,3,4,9-11.

 

 


(7)

 

Es ist ein Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch nicht durch äußerliche Mittel gezwungen werde zum Denken und Wollen,

somit zum Glauben und Lieben dessen, was Sache der Religion ist, sondern daß der Mensch sich selbst herbeiziehe und bisweilen zwinge

 

 

(129)

Dies Gesetz der göttlichen Vorsehung ergibt sich aus den beiden vorhergehenden, welche heißen: Der Mensch soll aus freiem Willen der Vernunft gemäß handeln, worüber Nr. 71-99; und ferner: Er soll dieses aus sich tun, obgleich vom Herrn, also wie aus sich; worüber Nr. 100-128. Da nun ‚gezwungen werden‘ nicht heißt ‚aus freiem Willen der Vernunft gemäß handeln‘, und auch nicht ‚aus sich‘, sondern aus der Unfreiheit, und aus einem anderen, darum folgt dieses Gesetz der göttlichen Vorsehung in der Ordnung nach den zwei früheren. Ein jeder weiß auch, daß niemand gezwungen werden kann, zu denken, was er nicht denken will, und zu wollen, was er denkt nicht zu wollen, also auch nicht zu glauben, was er nicht glaubt, und am allerwenigsten, was er nicht glauben will; und zu lieben, was er nicht liebt, und am allerwenigsten, was er nicht lieben will; denn der Geist des Menschen oder sein Gemüt ist in voller Freiheit, zu denken, zu wollen, zu glauben und zu lieben. In solcher Freiheit befindet er sich durch einen Einfluß aus der geistigen Welt, welcher nicht zwingend ist; denn der Geist oder das Gemüt des Menschen befindet sich in jener Welt; keineswegs aber durch einen Einfluß aus der natürlichen Welt, der nicht aufgenommen wird, wenn beide nicht zusammenwirken. Der Mensch kann zwar gezwungen werden zu sagen, daß er dies [oder jenes] denke und wolle, und daß er dies [oder jenes] glaube und liebe; wenn es aber nicht Sache seiner Neigung und infolgedessen seiner Vernunft ist oder wird, so denkt, will, glaubt und liebt er es doch nicht. Der Mensch kann auch gezwungen werden, für die Religion zu reden, und ihr gemäß zu handeln; er kann aber nicht gezwungen werden, ihr gemäß zu denken aus einigem Glauben, und ihr gemäß zu wollen aus einiger Liebe. Auch wird ein jeder in den Reichen, in denen Gerechtigkeit und Gericht bewahrt werden, genötigt, nichts gegen die Religion zu reden, und nicht gegen sie zu handeln; dennoch aber kann niemand gezwungen werden, ihr gemäß zu denken und zu wollen; denn es liegt in der Freiheit eines jeglichen, in Übereinstimmung mit der Hölle zu denken, und ihr gemäß zu wollen, oder auch in Übereinstimmung mit dem Himmel zu denken, und dem gemäß zu wollen. Aber die Vernunft lehrt wie der eine und wie der andere beschaffen ist, und was für ein Los den einen und den anderen erwartet, und der Wille besitzt durch die Vernunft Wahlfreiheit und Entscheidung. Hieraus kann man ersehen, daß das Äußere das Innere nicht zwingen kann. Zwar geschieht es bisweilen; daß es aber verderblich sei, soll in folgender Ordnung bewiesen werden: 

 

I. Niemand wird durch Wunder und Zeichen gebessert, weil sie zwingend sind. 

 

II. Niemand wird durch Visionen, und durch Reden mit Verstorbenen gebessert, weil sie zwingend sind. 

 

III. Niemand wird durch Drohungen und Strafen gebessert, weil sie zwingend sind. 

 

IV. Niemand wird gebessert in den Zuständen der Unvernunft und der Unfreiheit. 

 

V. Es ist nicht gegen die Vernunft und gegen die Freiheit, sich selbst zu zwingen. 

 

VI. Der äußere Mensch muß gebessert werden durch den inneren, und nicht umgekehrt.

 

(130)

I. Niemand wird durch Wunder und Zeichen gebessert, weil sie zwingend sind. Daß der Mensch ein Inneres und ein Äußeres des Denkens habe, und daß der Herr durch das Innere des Denkens in dessen Äußeres Einfluß übe beim Menschen, und auf diese Weise ihn lehre und leite, ist oben gezeigt worden: sowie auch, daß die göttliche Vorsehung des Herrn darauf hinwirkt, daß der Mensch aus freiem Willen der Vernunft gemäß handle: um diese beide nun würde der Mensch kommen, wenn Wunder geschähen, und der Mensch durch sie zum Glauben genötigt würde. Daß es sich so verhalte, kann durch Vernunftanschauung auf folgende Weise erkannt werden: Es kann nicht geleugnet werden, daß die Wunder Glauben beibringen, und kräftig überreden, daß dasjenige wahr sei, was der, welcher die Wunder tut, sagt und lehrt, und daß dieses anfangs das Äußere des Denkens des Menschen so sehr einnehme, daß es dasselbe gleichsam bindet und bezaubert. Allein hierdurch wird der Mensch seiner zwei Vermögen beraubt, die Vernunft und Freiheit heißen, so daß er nicht1 aus freiem Willen der Vernunft gemäß handeln kann, in welchem Fall dann der Herr nicht durch das Innere in das Äußere seines Denkens Einfluß üben, sondern nur dem Menschen überlassen kann, aus seiner Vernunft das zu begründen, was durch ein Wunder Sache seines Glaubens geworden ist. Der Zustand des Denkens beim Menschen ist von der Art, daß er vom Inneren des Denkens aus den Gegenstand im Äußeren seines Denkens wie in einem Spiegel sieht; denn der Mensch kann, wie schon oben gesagt worden, sein Denken sehen, was nur von einem inwendigeren Denken aus geschehen kann; und wenn er den Gegenstand wie in einem Spiegel sieht, so kann er ihn auch hin und her wenden, und ihn gestalten, bis er ihm als schön erscheint: ist dieser Gegenstand eine Wahrheit, so kann er einer schönen und lebendigen Jungfrau oder einem solchen Jüngling verglichen werden; kann aber der Mensch den Gegenstand nicht hin und her wenden, und ihn gestalten, sondern nur ihn glauben vermöge der durch das Wunder bewirkten Überredung, so kann derselbe, wenn er eine Wahrheit ist, einer aus Stein gehauenen Jungfrau oder einem solchen Jüngling verglichen werden, in denen kein Leben ist. Auch kann er einem Gegenstand verglichen werden, der beständig vor den Augen schwebt, und nur allein gesehen wird, aber alles verbirgt, was auf beiden Seiten und was hinter ihm ist; dann läßt er sich auch vergleichen einem ununterbrochen im Ohr klingenden einzelnen Ton, der das Vernehmen der aus mehreren [Tönen] entstehenden Harmonie entzieht: eine solche Blindheit und Taubheit wird dem menschlichen Gemüt durch Wunder beigebracht. In ähnlicher Weise verhält es sich mit jeder begründeten Meinung, die nicht durch einige Vernunft geschaut wird, ehe sie begründet wird.

 

[1] so daß er nicht, für: ita quod

 

(131)

Hieraus kann man ersehen, daß ein durch Wunder beigebrachter Glaube kein Glaube, sondern eine Überredung ist; denn es liegt nichts Vernünftiges in ihm, noch weniger etwas Geistiges; denn es ist nur ein Äußeres ohne ein Inneres. Ebenso verhält es sich mit allem, was der Mensch aus jenem Überredungsglauben tut, sei es auch, daß er Gott anerkenne, oder Ihn zu Hause oder im Tempel verehre, oder Wohltaten spende. Wenn bloß das Wunder den Menschen zur Anerkennung bringt und zur Verehrung und Frömmigkeit, so handelt er aus dem natürlichen Menschen und nicht aus dem geistigen; denn das Wunder bringt den Glauben durch einen äußeren Weg in ihn und nicht durch einen inneren Weg, also aus der Welt, und nicht aus dem Himmel; der Herr aber geht nur durch den inneren Weg zum Menschen ein, nämlich durch das Wort, und durch die Lehre und die Predigten aus diesem, und weil die Wunder diesen Weg verschließen, deshalb geschehen heutzutage keine Wunder.

 

(132)

Daß die Wunder von solcher Beschaffenheit sind, kann man deutlich sehen an den Wundern, die vor dem jüdischen und israelitischen Volk geschahen. Obgleich diese so viele Wunder sahen im Land Ägypten, und später beim Meer Suph, und wieder andere in der Wüste, und besonders auf dem Berg Sinai, als das Gesetz verkündet wurde, machten sie sich dennoch nach einem Monat, als Moses auf jenem Berg verzog, ein goldenes Kalb, und erkannten es für den Jehovah an, Der sie aus dem Land Ägypten geführt: 2Mo.32/4-6. Dann auch an den Wundern, die im Land Kanaan geschahen, wo sie gleichwohl so oft von dem vorgeschriebenen Gottesdienst abwichen. Ebenso an den Wundern, die der Herr vor ihnen tat, als Er in der Welt war, und Den sie gleichwohl kreuzigten. Daß Wunder bei ihnen geschahen, kam daher, daß die Juden und Israeliten völlig äußerliche Menschen waren, und in das Land Kanaan eingeführt wurden, nur um die Kirche und das Innere derselben durch das Äußere des Gottesdienstes bildlich vorzustellen, und bildlich vorstellen kann auf gleiche Weise der böse wie der gute Mensch; denn das Äußerliche sind Rituale, die alle bei ihnen Geistiges und Himmlisches bezeichneten; ja sogar Aharon konnte, wiewohl er das goldene Kalb gemacht und seine Verehrung befohlen hatte, (2Mo.32/2-5,35) dennoch den Herrn und das Werk Seiner Seligmachung vorstellen; und weil sie durch das Innere der Verehrung nicht dazu gebracht werden konnten, jenes vorzustellen, so wurden sie durch Wunder dazu gebracht, ja dazu angehalten und gezwungen. Daß sie durch das Innere der Gottesverehrung nicht dazu gebracht werden konnten, kam daher, daß sie den Herrn nicht anerkannten, obgleich das ganze Wort, das bei ihnen war, von Ihm allein handelt; und wer den Herrn nicht anerkennt, der kann nichts vom Inneren der Gottesverehrung in sich aufnehmen: nachdem aber der Herr Sich geoffenbart hat, und von den Kirchen aufgenommen und als ewiger Gott anerkannt worden ist, haben die Wunder aufgehört.

 

(133)

Die Wirkung der Wunder ist aber bei den Guten eine andere als bei den Bösen: die Guten verlangen keine Wunder, aber sie glauben die Wunder, die im Wort sind; und wenn sie etwas von einem Wunder hören, so beachten sie es nur als einen unerheblicheren Beweis, der ihren Glauben befestigt, denn sie denken aus dem Wort, also aus dem Herrn, und nicht aus einem Wunder. Anders aber die Bösen; diese können zwar durch Wunder zum Glauben angehalten und genötigt werden, ja sogar zum Gottesdienst und zur Frömmigkeit, aber nur auf kurze Zeit; denn ihr Böses ist eingeschlossen, und die Begierden und die Lustreize aus diesen wirken beständig auf das Äußere des Gottesdienstes und der Frömmigkeit ein, und um aus ihrem Verschluß herauszudringen und durchzubrechen, denken sie nicht mehr1 an das Wunder, und nennen es endlich eine Posse oder einen Kunstgriff, oder ein Werk der Natur, und so kehren sie in ihr Böses zurück. Wer aber in sein Böses zurückkehrt nach der Gottesverehrung, der entweiht das Wahre und Gute der Gottesverehrung, und das Los der Entweiher nach dem Tod ist unter allen das schrecklichste. Diese sind es, die verstanden werden unter den Worten des Herrn, Matth.12/43-45, deren späterer Zustand schlimmer als der erste wird. Überdies wenn Wunder geschehen sollten bei denen, die nicht infolge der Wunder im Wort glauben, so müßten sie fortwährend geschehen, und allen, die von dieser Art sind, vor ihrem Blick erscheinen. Hieraus kann man ersehen, woher es kommt, daß heutzutage keine Wunder geschehen.

 

[1] denken sie nicht mehr, für: cogitant

 

(134)

II. Niemand wird durch Gesichte und durch Reden mit Verstorbenen gebessert, weil sie zwingend sind. Die Gesichte sind von doppelter Art: göttliche und teuflische. Die göttlichen Gesichte geschehen durch Vorbildungen im Himmel, und die teuflischen durch Magisches in der Hölle. Es gibt auch phantastische Visionen, die Vorspiegelungen eines abgekehrten [abstractae] Gemütes sind. Die göttlichen Gesichte, die, wie gesagt, durch Vorbildungen [repreaesentativa] im Himmel geschehen, sind von der Art, wie sie die Propheten hatten, die, als sie dergleichen hatten, nicht im Körper, sondern im Geiste waren. Denn die Gesichte können keinem Menschen im Wachen seines Körpers erscheinen. Wenn sie daher den Propheten erschienen, so heißt es, daß sie alsdann im Geiste waren, wie aus folgendem erhellt: „Ezechiel sagt: Der Geist hob mich auf, und führte mich zurück nach Chaldäa zur Gefangenschaft im Gesichte (Gottes) im Geist Gottes; so stieg über mir auf das Gesicht, welches ich gesehen habe“: Ez.11/1,.24. Ferner, daß „ihn der Geist zwischen Himmel und Erde erhoben, und nach Jerusalem geführt habe in den Gesichten Gottes“: Ez.8/3f, ebenso war er im Gesichte Gottes oder im Geiste, als er vier Tiere sah, welche die Cherubim waren, Ez. Kap 1 und Kap. 10; wie auch, als er den neuen Tempel und die neue Erde sah, und den Engel, der sie maß, Ez. Kap. 40-48. Daß er damals in Gesichten Gottes gewesen sei, sagt er, Ez.40/2, und daß er im Geiste gewesen sei, Ez.43/5. 

 

In ähnlichem Zustand war Sacharias, als er einen Mann sah, zwischen Myrten reitend: Sach.1/8f; als er vier Hörner sah, und einen Mann, in dessen Hand eine Meßschnur war: Sach.2/1,5f; als er einen Leuchter und zwei Ölbäume sah: Sach.4/1f; als er eine fliegende Buchrolle und eine Epha sah: Sach.5/1,6; als er vier Wagen, die zwischen zwei1 Bergen hervorgingen, und die Pferde sah: Sach.7/1f. 

 

In ähnlichem Zustand war Daniel, als er vier Tiere aus dem Meer aufsteigen sah: Dan.7/1f; und als er die Kämpfe eines Widders und eines Bockes sah: Dan.8/1f; daß er dieses sah im Gesichte seines Geistes, wird gesagt: Dan.7/1,2,7,13; 8/2; 10/1,7,8; und daß der Engel Gabriel ihm erschienen sei im Gesichte: Dan.9/21.

 

[1] zwei, für: quatour, wie D. 52, EHO 36, 945, welche duos haben.

 

Im Gesichte des Geistes war auch Johannes, als er die Dinge sah, die er in der Offenbarung beschrieb; als er z.B. sieben Leuchter sah, und in ihrer Mitte einen Menschensohn: Offb.1/12-16; als er einen Thron im Himmel sah, und Den, Der auf dem Thron saß, und vier Tiere, welche Cherubim waren, um Ihn her: Offb. Kap. 4; als er das Buch des Lebens sah, das vom Lamm genommen ward: Offb. Kap. 5; als er die Pferde sah, die aus dem Buche hervorgingen: Offb. Kap. 6; als er die sieben Engel mit den Posaunen sah: Offb. Kap. 8; als er den Brunnen des Abgrundes geöffnet sah, und Heuschrecken daraus hervorgehen: Offb. Kap. 9; als er den Drachen sah, und den Kampf desselben mit Michael: Offb. Kap. 12; als er die zwei Tiere, eines aus dem Wasser und ein anderes aus der Erde aufsteigen sah: Offb. Kap. 13; als er das Weib sitzen sah auf dem scharlachroten Tier: Offb. Kap. 17; und das zerstörte Babylon: Offb. Kap. 18; als er das weiße Pferd sah, und Den, Der darauf saß: Offb. Kap. 19; als er den neuen Himmel und die neue Erde sah, und das heilige Jerusalem herabsteigen aus dem Himmel: Offb. Kap. 21; als er den Strom des Wassers des Lebens sah: Offb. Kap. 22. Daß er diese Dinge im Gesichte seines Geistes sah, wird gesagt: Offb.1/10,11; 4/2; 5/1; 6/1; 21/1. 

 

Von solcher Beschaffenheit waren die Visionen, die aus dem Himmel erschienen, vor dem Gesichte ihres Geistes, nicht vor dem Gesichte ihres Körpers. Heutzutage gibt es dergleichen nicht; denn gäbe es dergleichen, so würden sie nicht verstanden, weil sie durch Vorbildungen geschehen, deren einzelnes das Innere der Kirche und die Geheimnisse des Himmels bezeichnet. Daß sie auch aufhören würden, wenn der Herr in die Welt gekommen sein werde, wird von Daniel vorausgesagt: Da.9/24. 

 

Teuflische Visionen gab es aber bisweilen, herbeigeführt durch schwärmerische Geister und Visionäre, die infolge des Wahnsinns, in dem sie sich befanden, sich selbst den Heiligen Geist nannten. Doch jene Geister sind jetzt vom Herrn versammelt, und in eine Hölle geworfen worden, welche getrennt ist von den Höllen anderer. Hieraus erhellt, daß niemand durch andere Visionen, als durch jene, die im Wort sind, gebessert werden kann. Es gibt auch phantastische Visionen, dies sind aber bloße Vorspiegelungen eines abgekehrten Gemütes.

 

(134)

Daß auch niemand durch Reden mit Verstorbenen gebessert wird, erhellt aus den Worten des Herrn vom Reichen in der Hölle, und von Lazarus im Schoß Abrahams; denn der Reiche sagte: „Ich bitte dich, Vater (Abraham), daß du den Lazarus sendest in das Haus meines Vaters, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen Zeugnis gebe, auf daß nicht auch sie in diesen Ort der Qual kommen. Abraham sagte zu ihm: Sie haben Moses und die Propheten, sie sollen diese hören; er aber sagte: Nein, Vater Abraham, so wenn einer von den Toten zu ihnen käme, so würden sie Buße tun. Jener aber antwortete: Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht, wenn jemand von den Toten aufersteht, überzeugt werden“: Luk.16/27-31. Das Reden mit Verstorbenen würde dieselbe Wirkung haben, wie die Wunder, von denen oben; der Mensch würde nämlich überredet und zur Gottesverehrung angehalten werden auf kurze Zeit; weil dies aber den Menschen seiner Vernünftigkeit beraubt, und zugleich das Böse einschließt, wie oben gesagt wurde, so wird dieser Zauber oder dies innere Band gelöst, und das eingeschlossene Böse bricht hervor, mit Gotteslästerung und Entweihung: dies geschieht jedoch nur, wenn die Geister etwas Dogmatisches der Religion mit hineinbringen, was niemals von einem guten Geist geschieht, noch weniger von einem Engel des Himmels.

 

(135)

Gleichwohl jedoch wird ein Reden mit Geistern gestattet, aber selten mit Engeln des Himmels, und zwar wurde es vielen gestattet in den vorigen Jahrhunderten. Wenn es aber gestattet wird, so reden sie mit dem Menschen in seiner Muttersprache, aber nur wenige Worte: Diejenigen aber, die aus Zulassung des Herrn sprechen, sprechen niemals etwas, was die Freiheit der Vernunft aufhebt, noch lehren sie; denn der Herr allein lehrt den Menschen, aber mittelbar durch das Wort in der Erleuchtung, von der im Folgenden. Daß dem so sei, wurde mir durch eigene Erfahrung zu wissen vergönnt. Ich hatte Unterredung mit Geistern und Engeln nun schon viele Jahre hindurch, aber kein Geist wagte es, und kein Engel wünschte es, mir etwas zu sagen, noch weniger Belehrung zu geben über etwas im Wort, oder über eine Lehre aus dem Wort, sondern es lehrte mich allein der Herr, Der Sich mir offenbarte, und hernach als die Sonne, in der Er selbst ist, beständig vor meinen Blicken erschien und noch erscheint, wie Er den Engeln erscheint, und mich erleuchtete.

 

(136)

III. Niemand wird gebessert durch Drohungen und Strafen, weil sie zwingend sind. Es ist bekannt, daß das Äußere das Innere nicht zwingen kann, daß aber das Innere das Äußere zwingen kann; ferner ist bekannt, daß das Innere dem Zwang durch das Äußere so sehr abhold ist, daß es sich abwendet. Es ist auch bekannt, daß die äußeren Lustreize das Innere zum Beifall und zur Liebe anlocken; man kann ferner auch wissen, daß es ein gezwungenes Innere und ein freies Innere gibt. Alles dies aber muß, obgleich es bekannt ist, dennoch beleuchtet werden: denn es gibt mehrere Dinge, von denen man, sobald man sie hört, sogleich wahrnimmt, daß es so ist, weil sie Wahrheiten sind, und daher bejaht werden; werden sie aber nicht auch zugleich durch Gründe befestigt, so können sie durch Beweise aus Trugschlüssen geschwächt, und zuletzt geleugnet werden; weshalb auch das, was als schon bekannt eben vorgebracht wurde, wieder aufgenommen und mit Vernunftgründen belegt werden muß. 

 

Erstens: Das Äußere kann das Innere nicht zwingen, das Innere aber kann das Äußere zwingen: Wer könnte gezwungen werden zum Glauben und zum Lieben? - Zum Glauben kann man ebensowenig gezwungen werden, als zum Denken, daß etwas sich so verhalte, wenn man es nicht so denkt; und zum Lieben kann man ebensowenig gezwungen werden, als etwas zu wollen, was man nicht will; wirklich ist auch der Glaube Angehör des Denkens, und die Liebe Angehör des Willens: das Innere kann jedoch durch das Äußere genötigt werden, nicht Böses zu reden gegen die Gesetze des Reiches, die Sitten des Lebens, und das Heilige der Kirche. Hierzu kann das Innere durch Drohungen und Strafen genötigt werden, und wird auch genötigt und soll dazu genötigt werden; allein dieses Innere ist nicht das eigentlich menschliche Innere, sondern es ist dasjenige Innere, das der Mensch mit den Tieren gemein hat, die auch gezwungen werden können; das menschliche Innere thront über diesem tierischen Inneren. Das menschliche Innere ist hier unter dem zu verstehen, das nicht gezwungen werden kann. 

 

Zweitens: Das Innere ist dem Zwang durch das Äußere so sehr abhold, daß es sich abwendet. Der Grund hiervon ist, daß das Innere in Freiheit sein will, und die Freiheit liebt. Denn die Freiheit ist Angehör der Liebe oder des Lebens der Menschen, wie oben gezeigt wurde. Wenn daher der freie Wille fühlt, daß er gezwungen wird, so zieht er sich gleichsam in sich selbst zurück, und wendet sich ab, und betrachtet den Zwang als seinen Feind; denn die Liebe, die das Leben des Menschen ausmacht, wird erbittert, und bringt den Menschen auf den Gedanken, daß er so nicht sein [eigener Herr] sei, folglich, daß er nicht für sich lebe. Daß das Innere des Menschen so beschaffen ist, kommt her vom Gesetz der göttlichen Vorsehung des Herrn, daß der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handle. Hieraus ergibt sich, daß es verderblich ist, die Menschen durch Drohungen und Strafen zur Gottesverehrung zu zwingen. Es gibt aber solche, die sich zur Religion zwingen lassen, und solche, die sich nicht zwingen lassen. Die sich zur Religion zwingen lassen, gehören größtenteils zur päpstlichen Partei; es geschieht dies aber nur bei denen, bei denen nichts Inneres im Gottesdienst ist, sondern alles äußerlich ist: die sich nicht zwingen lassen, gehören größenteils zur englischen Nation, und dies1 geschieht, weil das Innere in ihrem Gottesdienst ist, und das, was im Äußeren ist, aus dem Inneren hervorgeht. Das Inwendige von diesen in Ansehung der Religion erscheint im geistigen Licht wie glänzendweiße Wolken; aber das Inwendige der ersteren in Beziehung auf Religion erscheint im Licht des Himmels wie trübschwarze Wolken. Beides wird zu sehen gegeben in der geistigen Welt, und wer will, wird es sehen, wenn er nach dem Tod in jene Welt kommt. Überdies schließt der gezwungene Gottesdienst das Böse ein, das dann verborgen ist, wie das Feuer im Holz unter der Asche, das sich beständig nährt und ausbreitet, bis es in Flammen ausbricht: der nicht gezwungene, sondern freiwillige Gottesdienst hingegen schließt nichts Böses ein; weshalb dieses wie ein Feuer ist, das plötzlich emporflammt und dann gelöscht wird. Hieraus erhellt, daß das Innere dem Zwang so sehr abhold ist, daß es sich abwendet. Daß das Innere das Äußere zwingen kann, kommt daher, daß das Innere wie der Herr ist, das Äußere aber wie der Diener.

 

[1] und dies, für: ex hoc

 

Drittens: Die äußerlichen Anreize locken das Innere zur Beistimmung und auch zur Liebe an. Die Anreize sind von zweifacher Art, Anreize des Verstandes und Anreize des Willens. Die Anreize des Verstandes sind auch Anreize der Weisheit, und die Anreize des Willens sind auch Anreize der Liebe, denn die Weisheit ist Angehör des Verstandes, und die Liebe ist Angehör des Willens: da nun die Anreize des Körpers und seiner Sinne, welche äußerliche Anreize sind, in Übereinstimmung wirken mit den inneren Anreizen, die dem Verstand und Willen angehören, so folgt, daß ebenso, wie das Innere sich gegen den Zwang vom Äußeren her sträubt, und ihm zuletzt den Rücken kehrt, so auch das Innere den Lustreiz im Äußeren mit Wohlgefallen betrachtet, und sich am Ende ihm zuwendet; in welcher Weise dann Beistimmung von seiten des Verstandes, und Liebe von seiten des Willens entsteht. Alle Kinder in der geistigen Welt werden in die Engelsweisheit, und durch diese in die himmlische Liebe, durch Angenehmes und Liebliches vom Herrn eingeführt; zuerst durch schöne Sachen in den Häusern und durch liebliche Dinge in den Gärten, hernach durch bildliche Darstellungen geistiger Dinge, die das Innere ihres Gemüts mit Vergnügen erfüllen, und zuletzt durch Wahrheiten der Weisheit, und so auch durch Gutes der Liebe; also fortwährend durch Lustreize in ihrer Ordnung, zuerst durch Lustreize der Liebe des Verstandes und seiner Weisheit, und dann auch durch Lustreize der Liebe des Willens, die ihre Lebensliebe wird, mit der alles übrige, das durch Lustreize eingedrungen ist, in Unterordnung gehalten wird. Dies geschieht, weil alles dem Verstand und Willen Angehörige durch Äußeres gebildet werden muß, ehe es durch das Innere gebildet wird; denn alles dem Versand und dem Willen Angehörige wird zuvor durch das gebildet, was durch die Sinne des Körpers, besonders durch das Gesicht eingeht; wenn aber der erste Verstand und der erste Wille gebildet sind, dann betrachtet das Innere des Denkens jenes als das Äußere seines Denkens, und verbindet sich entweder mit ihm, oder trennt sich von ihm; es verbindet sich mit ihm, wenn es angenehm ist, und trennt sich von ihm, wenn es unangenehm ist. Man muß aber wohl merken, daß das Innere des Verstandes sich nicht verbindet mit dem Inneren des Willens, sondern das Innere des Willens verbindet sich mit dem Inneren des Verstandes, und macht, daß die Verbindung eine wechselseitige ist, was aber vom Inneren des Willens bewirkt wird, und nicht im geringsten vom Inneren des Verstandes. Daher kommt es, daß der Mensch nicht durch den bloßen Glauben gebessert werden kann, sondern durch die Liebe des Willens, die sich den Glauben macht.

 

Viertens: Es gibt ein gezwungenes Inneres und ein freies Inneres. Ein gezwungenes Inneres gibt es bei denen, die in einem bloß äußerlichen Gottesdienst sind und in keinem innerlichen; ihr Inneres ist, das zu denken und zu wollen, wozu das Äußere genötigt wird. Hierher gehören diejenigen, die in der Verehrung lebender und verstorbener Menschen sind, und infolgedessen in der Verehrung von Götzenbildern und im Wunderglaube. Bei solchen gibt es kein anderes Inneres, als das zugleich äußerlich ist. Bei denen aber, die im Inneren der Gottesverehrung sind, gibt es ein gezwungenes Inneres, eines aus Furcht, und ein anderes aus Liebe; das aus Furcht gezwungene Innere findet bei denen statt, die den Gottesdienst üben aus Furcht vor den Qualen der Hölle und dem Feuer derselben. Dies Innere ist aber nicht das Innere des Denkens, von dem vorher gehandelt wurde, sondern das Äußere des Denkens, das hier nur ein Inneres genannt wird, weil es ein Denken ist. Das Innere des Denkens, von dem oben die Rede war, kann von keiner Furcht gezwungen werden; von der Liebe aber kann es gezwungen werden und von der Furcht vor dem Verlust derselben. Die Furcht Gottes im wahren Sinne ist nichts anderes; von der Liebe aber und von der Furcht vor dem Verlust derselben gezwungen werden heißt, sich selbst zwingen. Daß sich selbst zwingen nicht gegen Vernunft und Freiheit sei, wird man unten sehen.

 

(137)

Hieraus kann man erkennen, wie der gezwungene und wie der nicht gezwungene Gottesdienst beschaffen ist: der gezwungene Gottesdienst ist ein fleischlicher, lebloser, finsterer und trauriger; ein fleischlicher, weil er Sache des Körpers und nicht des Gemütes ist, ein lebloser, weil kein Leben in ihm ist, ein finsterer, weil kein Verstand in ihm ist, und ein trauriger, weil keine Annehmlichkeit des Himmels in ihm ist. Der nicht gezwungene Gottesdienst hingegen, wenn er echt ist, ist ein geistiger, lebendiger, lichtvoller und heiterer Gottesdienst; geistig, weil Geist vom Herrn in ihm ist, lebendig, weil Leben vom Herrn in ihm ist, lichtvoll, weil Weisheit vom Herrn in ihm ist, und heiter, weil der Himmel vom Herrn in ihm ist.

 

(138)

IV. Niemand wird gebessert im Zustand der Unvernunft und der Unfreiheit. Schon oben ist gezeigt worden, daß dem Menschen nichts angeeignet wird, was er nicht aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß tut, und zwar deswegen, weil die Freiheit dem Willen, und die Vernunft dem Verstand angehört, und wenn der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handelt, dann handelt er aus dem Willen durch seinen Verstand, und was in Verbindung beider geschieht, das wird angeeignet. Weil nun der Herr will, daß der Mensch gebessert und wiedergeboren werde, damit er ewiges Leben oder das Leben des Himmels habe, und niemand gebessert und wiedergeboren werden kann, wenn nicht das Gute seinem Willen angeeignet wird, so daß es wie dessen Eigentum ist, und das Wahre seinem Verstand, so daß es auch wie dessen Eigentum ist, und weil keinem etwas angeeignet werden kann, was nicht aus der Freiheit des Willens der Vernunft seines Verstandes gemäß geschieht, so folgt, daß niemand in den Zuständen der Unfreiheit und der Unvernunft gebessert werden kann. Zustände der Unfreiheit und der Unvernunft gibt es mehrere; sie können aber im allgemeinen zurückgeführt werden auf die Zustände der Furcht, des Unglücks, der Gemütskrankheit, der Krankheit des Körpers, der Unwissenheit und der Verblendung des Verstandes; über jeden einzelnen Zustand aber soll noch im besonderen einiges gesagt werden.

 

(139)

Im Zustand der Furcht wird niemand gebessert, weil die Furcht den freien Willen und die Vernunft, oder die Freiheit der Vernunfterkenntnis aufhebt; denn die Liebe öffnet das Innere des Gemüts, die Furcht aber verschließt es; und wenn es verschlossen ist, so denkt der Mensch wenig, und nur das, was sich gerade dem Geist oder den Sinnen darbietet; alle Befürchtungen, die in den Geist eindringen, sind von der Art. Daß der Mensch ein Inneres und ein Äußeres des Denkens habe, ist oben gezeigt worden. Die Furcht kann niemals in das Innere des Denkens eindringen; dieses ist immer in der Freiheit, weil es in der Grundneigung seines Lebens ist; aber in das Äußere des Denkens kann sie eindringen, und wenn sie in dieses eindringt, so verschließt sich das Innere des Denkens, und nach Verschließung desselben kann der Mensch nicht mehr aus Freiheit seiner Vernunft gemäß handeln, also auch nicht gebessert werden. Eine Furcht, die ins Äußere des Denkens eindringt, und das Innere verschließt, ist vorzüglich die Furcht vor Verlust an Ehre oder an Gewinn. Die Furcht vor bürgerlichen und vor äußeren kirchlichen Strafen verschließt nicht, weil jene Gesetze nur für diejenigen Strafen bestimmen, die gegen die bürgerlichen [Rechte] des Reiches und die geistlichen der Kirche reden und handeln, aber nicht für diejenigen, die dagegen denken. Die Furcht vor den Höllenstrafen dringt zwar in das Äußere des Denkens ein, jedoch nur für einige Augenblicke, Stunden oder Tage, aber bald läßt sie dasselbe wieder in seine Freiheit aus dem inneren Denken zurückgehen, das im eigentlichen Sinn sein Geist und die Grundneigung seines Lebens ist, und das Denken des Herzens genannt wird. Hingegen die Furcht vor Verlust an Ehre und Gewinn dringt in das Äußere des Denkens des Menschen ein, und verschließt, wenn es eindringt, das Innere des Denkens von oben her dem Einfluß aus dem Himmel, und macht, daß der Mensch nicht gebessert werden kann. Dies kommt daher, weil die Lebensneigung eines jeden Menschen von Geburt her die Liebe zu sich und zur Welt ist, und die Liebe zu sich eins ausmacht mit der Liebe zur Ehre, und die Liebe zur Welt eins ausmacht mit der Liebe zum Gewinn. Wenn daher der Mensch in Ehre oder in Gewinn ist, so begründet er bei sich aus Furcht vor dem Verlust derselben die Mittel, die ihm zu Ehre und Gewinn behilflich sind, und sowohl dem Staat, als der Kirche, beide also der Gewalt angehören. Ebenso macht es der, welcher noch nicht in Ehre oder Gewinn ist, aber danach strebt, jedoch aus Furcht vor Verlust seines guten Rufes um jener willen. Es wird gesagt, daß jene Furcht in das Äußere des Denkens eindringe, und das Innere von oben her dem Einfluß des Himmels verschließe; dieses aber nennt man verschlossen, wenn es ganz eins ausmacht mit dem Äußeren; denn alsdann ist es nicht in sich, sondern im Äußeren. Weil aber die Neigungen zu sich und zur Welt hin höllische Neigungen, und die Quellen alles Bösen sind, so ist offenbar, von welcher Art das Innere des Denkens an sich bei solchen ist, bei denen diese Neigungen Lebensneigungen sind oder herrschen, daß es nämlich voll von Begierden zu Bösem aller Art ist. Dieses wissen diejenigen nicht, die aus Furcht vor Verlust ihrer Würde und ihres Reichtums sehr eingenommen sind für die Religion, in der sie sind, vorzüglich in der Religion, in welcher liegt, daß sie wie Götter verehrt werden und zugleich wie Plutone in der Hölle. Diese können vor Eifer gleichsam brennen für das Heil der Seelen, und dies gleichwohl nur aus höllischem Feuer. Weil vorzüglich diese Furcht die Vernunfterkenntnis und Freiheit selbst aufhebt, welche ihrem Ursprung nach himmlisch sind, so ist klar, daß sie macht, daß der Mensch nicht gebessert werden kann.

 

(140)

Daß niemand gebessert wird im Zustand des Unglücks, wenn er dann erst an Gott denkt und Seine Hilfe anfleht, kommt daher, daß es ein gezwungener Zustand ist, und daher der Mensch, sobald er in den Zustand der Freiheit kommt, in seinen früheren Zustand zurückkehrt, in welchem er wenig oder gar nicht an Gott gedacht hatte. Anders ist es bei denen, die schon vorher im freien Zustand Gott gefürchtet hatten. Unter ‚Gott fürchten‘ wird verstanden, sich fürchten, Ihn zu beleidigen, und Ihn beleidigen heißt: sündigen; und dies ist [eigentlich] nicht Sache der Furcht, sondern der Liebe. Wer fürchtet nicht, wenn er jemanden liebt, diesen zu beleidigen, und fürchtet er dies nicht umso mehr, je mehr er ihn liebt? Ohne diese Furcht ist die Liebe geschmacklos und oberflächlich, nur dem Denken und nicht dem Willen angehörend. Unter Zuständen des Unglücks werden verstanden die Zustände der Verzweiflung bei Gefahren, wie in Schlachten, im Zweikampf, beim Schiffbruch, bei Unfällen, bei Feuersbrunst, drohendem oder auch unvermutetem Verlust der Güter, des Amtes und somit der Ehre, und in anderen ähnlichen Fällen. Nur unter solchen Umständen an Gott denken, ist nicht aus Gott, sondern aus sich; denn dann ist das Gemüt im Körper gleichsam eingekerkert, also nicht in Freiheit, mithin auch nicht in Vernünftigkeit, ohne welche beide es keine Wiedergeburt gibt.

 

(141)

Daß niemand im Zustand der Gemütskrankheit gebessert wird, kommt daher, weil die Gemütskrankheit die Vernünftigkeit aufhebt, und somit auch die Freiheit, der Vernunft gemäß zu handeln. Das Gemüt ist nämlich dann krank, und nicht gesund, und nur das gesunde Gemüt ist vernünftig, nicht das kranke. Dergleichen Krankheiten sind Schwermut, das unechte und das irrende Gewissen, Phantasien verschiedener Art, Schmerzen der Seele infolge von Unglück, Angst und Beklommenheit des Gemüts infolge eines körperlichen Fehlers, dergleichen bisweilen für Versuchungen gehalten werden, aber keine sind; denn die Versuchungen haben Geistiges zum Gegenstand, und in ihnen ist das Gemüt verständig; jene aber haben Natürliches zum Gegenstand, und bei ihnen ist das Gemüt unverständig.

 

(142)

Daß niemand im Zustand körperlicher Krankheit gebessert wird, kommt daher, weil dann die Vernunft nicht im freien Zustand ist; denn der Zustand des Gemüts hängt vom Zustand des Körpers ab. Wenn der Körper krank ist, ist auch das Gemüt krank, wenn auch nicht auf andere Weise, doch infolge seiner Entfernung von der Welt. Denn ein von der Welt entferntes Gemüt denkt zwar an Gott, aber nicht aus Gott, denn es befindet sich nicht in der Freiheit der Vernunft. Die Freiheit der Vernunft hat der Mensch dadurch, daß er in der Mitte zwischen dem Himmel und der Welt ist, und daß er aus dem Himmel denken kann und aus der Welt, ferner aus dem Himmel über die Welt, und aus der Welt über den Himmel. Wenn daher der Mensch in der Krankheit ist und an den Tod denkt, und an den Zustand seiner Seele nach dem Tode, dann ist er nicht in der Welt, sondern seinem Geiste nach [von ihr] abgezogen; und in diesem einsamen Zustand kann niemand gebessert werden; befestigt aber kann er werden, wenn er schon gebessert war, ehe er in Krankheit fiel. Ebenso verhält es sich mit denen, die der Welt und allem Geschäft in ihr absagen, und sich nur den Gedanken an Gott, Himmel und Seligkeit hingeben; doch hierüber anderwärts mehr. Ebendieselben werden daher, wenn sie nicht vor der Krankheit gebessert waren, nach derselben, wenn sie sterben, gerade so, wie sie vor der Krankheit waren. Es ist somit töricht, zu denken, daß jemand in Krankheiten Buße tun und einigen Glauben in sich aufnehmen könne; denn in jener Buße liegt kein Tun, und in diesem Glauben keine Liebe, daher gehört in beiden alles bloß dem Mund, nicht dem Herzen an.

 

(143)

Auch im Zustand der Unwissenheit wird niemand gebessert, weil alle Besserung durch Wahrheiten geschieht, und durch ein Leben nach denselben; weshalb diejenigen, welche die Wahrheiten nicht kennen, auch nicht gebessert werden können. Wenn sie aber ein Verlangen nach denselben aus Neigung zu ihnen haben, so werden sie in der geistigen Welt nach dem Tode gebessert.

 

(144)

Auch im Zustand der Verblendung des Verstandes kann niemand gebessert werden; denn auch diese kennen die Wahrheiten nicht, und somit auch nicht das Leben, da der Verstand sie lehren, und der Wille sie üben muß, und wenn der Wille tut, was der Verstand lehrt, dann wird ihm ein Leben der Wahrheit gemäß; ist aber der Verstand verblendet, so ist auch der Wille gelähmt, und tut aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß nichts als das im Verstand begründete Böse, welches aber Falsches ist. Außer der Unwissenheit verblendet den Verstand auch eine Religion, die blinden Glauben lehrt; ferner die Lehre des Falschen; denn wie die Wahrheiten den Verstand aufschließen, so verschließt ihn das Falsche; es verschließt ihn nach oben und schließt ihn auf nach unten, und ein Verstand, der nur nach unten aufgeschlossen ist, kann die Wahrheiten nicht schauen, sondern bloß begründen, was er will, vorzüglich das Falsche. Auch durch die Begierden zum Bösen wird der Verstand verblendet. Solange der Wille in diesen ist, treibt er den Verstand an, sie zu begründen, und inwieweit die Begierden zum Bösen begründet werden, insoweit kann der Wille nicht in den Neigungen zum Guten sein, und von ihnen aus die Wahrheiten schauen, und so gebessert werden. Wer z.B. in der Begierde zum Ehebruch ist, dessen Wille treibt, weil er im Angenehmen seiner Liebe ist, den Verstand an, jenen zu begründen, indem er sagt: Was ist Ehebruch? Liegt etwas Böses in demselben? Findet nicht ähnliches statt zwischen Mann und Weib? Kann nicht ebensogut aus dem Ehebruch Nachkommenschaft hervorgehen? Kann nicht das Weib ohne Nachteil mehrere zulassen? Was hat das Geistige hiermit zu schaffen? So denkt der Verstand, der dann ein Buhle des Willens, und durch die Hurerei mit dem Willen so stumpf geworden ist, daß er nicht sehen kann, daß die eheliche Liebe eben die himmlisch-geistige Liebe selbst ist, die ein Abbild der Liebe des Herrn und der Kirche ist, von der sie auch abstammt, und daß sie somit an sich heilig ist, die Keuschheit, Reinheit und Unschuld selbst; und daß sie die Menschen zu Formen der Liebe gestaltet (denn die Gatten können sich gegenseitig vom Innersten heraus lieben, und so sich zu Formen der Liebe gestalten [formare se in amores]); und daß der Ehebruch diese Form zerstört, und mit ihr das Ebenbild des Herrn, und daß es etwas Abscheuliches ist, wenn der Ehebrecher sein Leben vermischt mit dem Leben des Gatten in dessen Weibe; denn im Samen liegt das Leben des Menschen; und weil dies Entweihung ist, so wird auch die Hölle ein Ehebruch genannt, und umgekehrt der Himmel eine Ehe. Auch steht die Liebe zum Ehebruch mit der untersten Hölle in Gemeinschaft, und die wahrhaft eheliche Liebe mit dem innersten Himmel, und die Zeugungsglieder bei beiden Geschlechtern entsprechen auch den Vereinen des innersten Himmels. Dies ist angeführt worden, damit man wisse, wie verblendet der Verstand ist, wenn der Wille in der Begierde zum Bösen ist, und daß im Zustand der Verblendung des Verstandes niemand gebessert werden kann.

 

(145)

V. Sich selbst zwingen ist nicht gegen Vernunft und Freiheit. Schon früher wurde gezeigt, daß der Mensch ein Inneres und ein Äußeres des Denkens hat, und daß diese unterschieden sind wie das Frühere und das Spätere, oder wie das Obere und das Untere, und daß sie, weil sie so unterschieden sind, auch getrennt und in Verbindung handeln können. Sie handeln getrennt, wenn der Mensch aus dem Äußeren seines Denkens anders spricht und handelt, als er innerlich denkt und will, und sie handeln in Verbindung, wenn er spricht und tut, was er innerlich denkt und will. Dies ist allgemein bei den Redlichen der Fall, jenes aber bei den unredlichen. Weil nun das Innere und Äußere des Gemüts so getrennt sind, so kann auch das Innere mit dem Äußeren kämpfen, und dieses durch den Kampf zur Beistimmung nötigen: der Kampf findet statt, wenn der Mensch denkt, daß das Böse Sünde sei, und deshalb davon abstehen will; denn sobald er davon absteht, öffnet sich die Pforte, und nach deren Eröffnung werden vom Herrn die Begierden zum Bösen ausgetrieben, die das Innere des Denkens umlagern, und an ihrer Stelle werden Neigungen zum Guten eingepflanzt. Dies geschieht im Inneren des Denkens: weil aber die Lustreize der Begierden des Bösen, die das Äußere des Denkens umlagern, nicht zugleich mit ausgetrieben werden können, so entsteht ein Kampf zwischen dem Inneren und Äußeren des Denkens. Das Innere will jene Lustreize austreiben, weil sie Lustreize des Bösen sind, und nicht mit den Neigungen zum Guten übereinstimmen, in denen jetzt das Innere ist, und will anstatt der Lustreize des Bösen Lustreize des Guten hineinbringen, welche übereinstimmen. Diese Lustreize des Guten sind das, was man das Gute der tätigen Liebe nennt. Aus diesem Widerspruch entsteht ein Kampf, der, wenn er sich steigert, Versuchung genannt wird. Weil nun der Mensch vermöge des Inneren seines Denkens Mensch ist, - denn dieses ist eben der Geist des Menschen - so ergibt sich, daß der Mensch sich selbst zwingt, wenn er das Äußere seines Denkens zur Beistimmung nötigt, oder zur Aufnahme der Lustreize seiner Neigungen, die das Gute der tätigen Liebe sind. Daß dies nicht gegen Vernunft und Freiheit sei, sondern denselben gemäß, ist klar; denn die Vernunft bewirkt ja diesen Kampf, und die Freiheit führt ihn durch, auch wohnt eben die Freiheit mit der Vernunft im inneren Menschen, und von diesem aus im äußeren. Wenn daher das Innere überwindet, was dann geschieht, wenn das Innere das Äußere zur Beistimmung und zum Gehorsam gebracht hat, dann wird dem Menschen vom Herrn die wahre Freiheit und die wahre Vernunft gegeben; denn dann wird der Mensch vom Herrn der höllischen Freiheit enthoben, die an sich Knechtschaft ist, und wird in die himmlische Freiheit, die an sich die Freiheit selbst ist, versetzt, und ihm die Gemeinschaft mit den Engeln gegeben. Daß diejenigen, die in Sünden leben, Knechte sind, und daß der Herr diejenigen frei macht, die durch das Wort die Wahrheit von Ihm aufnehmen, lehrt Er selbst bei Joh.8/31-36.

 

(146)

Ein Beispiel diene zur Beleuchtung: Wenn ein Mensch, der in Betrügereien und heimlichem Diebstahl seine Lust empfunden hat, sieht und innerlich anerkennt, daß jenes Sünden sind und deshalb davon abstehen will, so beginnt, sobald er davon absteht, ein Kampf des inneren Menschen mit dem äußeren; der innere Mensch ist in der Neigung der Redlichkeit, der äußere aber noch in der Lust des Betrugs; diese Lust aber weicht, weil sie der Lust der Redlichkeit gänzlich entgegengesetzt ist, nicht zurück, wenn sie nicht gezwungen wird, und gezwungen kann sie nur werden durch einen Kampf, und wenn dann [der innere] überwindet, so gelangt der äußere Mensch in die Lust der Liebe zur Redlichkeit, welche tätige Liebe ist; in der Folge wird ihm allmählich die Lust des Betrugs zur Unlust. Ebenso verhält es sich mit den übrigen Sünden, als: dem Ehebruch und der Hurerei, der Rache und dem Haß, dem Lästern und Lügen. Der schwerste Kampf unter allen aber ist der mit der Herrschbegierde, die aus der Selbstsucht entspringt. Wer sie unterjocht, unterjocht leicht alle bösen Triebe, weil jene ihr Haupt ist.

 

(147)

Es soll auch mit wenigem erörtert werden, wie der Herr die Begierden des Bösen, die den inneren Menschen von Geburt her umlagern, austreibt, und statt derselben Neigungen zum Guten einflößt, sobald der Mensch das Böse als Sünde von sich entfernt. Schon früher wurde gezeigt, daß der Mensch ein natürliches, ein geistiges und ein himmlisches Gemüt hat; und daß der Mensch bloß im natürlichen Gemüt ist, solange er in den Begierden des Bösen und den Lustreizen derselben ist, und daß das geistige Gemüt so lange verschlossen ist. Sobald aber der Mensch nach Erforschung seiner selbst das Böse als Sünde gegen Gott anerkennt, weil es gegen die göttlichen Gebote ist, und deshalb davon abstehen will, dann schließt der Herr das geistige Gemüt auf, und dringt in das Natürliche ein durch die Neigungen zum Guten und Wahren, und auch in das Vernünftige, und bringt aus diesem dasjenige in Ordnung, was unten im natürlichen Gemüt gegen die Ordnung ist: Dies ist es, was dem Menschen als ein Kampf erscheint, und bei denen, die sich dem Bösen sehr hingegeben hatten, als eine Versuchung; denn es entsteht ein Schmerz in der Seele, wenn die Ordnung ihrer Gedanken umgekehrt wird. Weil nun ein Kampf stattfindet gegen das, was im Menschen selbst ist, und was der Mensch als sein Eigenes empfindet, und niemand gegen sich selbst kämpfen kann, außer aus etwas Inwendigerem als er selbst ist, und aus der Freiheit daselbst, so folgt, daß der innere Mensch dann gegen den äußeren kämpft, und zwar aus der Freiheit, und daß er den äußeren zum Gehorsam nötigt: dies heißt daher sich selbst bezwingen, - und daß dies nicht gegen die Vernunft und Freiheit, sondern ihnen gemäß sei, ist klar.

 

(148)

Überdies will jeder Mensch frei sein, und die Unfreiheit oder Knechtschaft von sich entfernen. Jeder Knabe, der unter dem Lehrer steht, möchte sein eigener Herr und also frei sein; jeder Diener unter seinem Herrn, und jede Magd unter ihrer Gebieterin ebenso; jede Jungfrau wünscht, aus dem väterlichen Haus zu gehen und zu heiraten, damit sie frei in ihrem eigenen Haus walte; jeder Jüngling, der arbeiten, oder Handel treiben, oder ein Amt verwalten will, wünscht, wenn er in der Knechtschaft unter anderen steht, freigelassen zu werden, damit er sein eigener Herr sei; alle diejenigen aber, die aus freiem Antrieb um der Freiheit willen dienen, zwingen sich selbst; und indem sie sich selbst zwingen, handeln sie aus freiem Willen ihrer Vernunft gemäß, aber aus einer inwendigeren Freiheit, von wo aus die äußere Freiheit als eine Knechtschaft betrachtet wird. Dies ist angeführt worden zur Begründung des Satzes, daß sich selbst zwingen nicht gegen Vernunft und Freiheit sei.

 

(149)

Daß der Mensch nicht ebenso aus der geistigen Knechtschaft in die geistige Freiheit gelangen will, davon ist ein Grund der, daß er nicht weiß, was geistige Knechtschaft und was geistige Freiheit ist; er hat keine Wahrheiten, die ihn lehren, und ohne die Wahrheiten glaubt man, die geistige Knechtschaft sei Freiheit, und die geistige Freiheit sei Knechtschaft. Der zweite Grund ist, weil die Religion der christlichen Welt den Verstand verschlossen, und der bloße Glaube ihn versiegelt hat; denn beide haben wie mit einer eisernen Mauer sich mit dem Dogma umgeben, daß die theologischen Dinge über den Verstand hinausgehen, und daß man daher sich gar nicht mit der Vernunft an sie wagen dürfe, und daß sie für Blinde seien, und nicht für Sehende. Hierdurch wurden die Wahrheiten, welche lehren könnten, was geistige Freiheit ist, verborgen. Der dritte Grund ist, daß nur wenige sich prüfen und ihre Sünden sehen; und wer diese nicht sieht und davon absteht, der befindet sich in der Freiheit derselben, welches die höllische Freiheit, und an sich Knechtschaft ist, und von ihr aus auf die himmlische Freiheit sehen, welches die wahre Freiheit ist, heißt in der Finsternis nach dem Tag schauen, und unter einer schwarzen Wolke auf das, was oberhalb derselben von der Sonne ist. Daher kommt es, daß man nicht weiß, was himmlische Freiheit ist, und daß ein Unterschied zwischen ihr und der höllischen Freiheit besteht, wie zwischen Lebendigem und Totem.

 

(150)

VI. Der äußere Mensch muß durch den inneren gebessert werden, und nicht umgekehrt. Unter dem inneren und äußeren Menschen wird dasselbe verstanden, was unter dem Inneren und Äußeren des Denkens, wovon schon oben öfter die Rede war: daß das Äußere durch das Innere gebessert werden muß, kommt daher, daß das Innere in das Äußere einfließt, und nicht umgekehrt. Daß es einen geistigen Einfluß in den natürlichen gebe, und nicht umgekehrt, ist in der gelehrten Welt bekannt: und daß der innere Mensch zuerst gereinigt und erneuert werden müsse, und hierdurch der äußere, ist in der Kirche bekannt; und zwar darum, weil der Herr und die Vernunft es fordert. Der Herr lehrt es in folgenden Worten: „Wehe euch, ihr Heuchler, denn ihr reiniget das Äußere des Bechers und der Schüssel, das Innere aber ist voll Raubes und Unmäßigkeit: blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit auch das Äußere rein werde“: Matth.23/25,26. Daß die Vernunft es fordere, ist weitläufig im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt worden: denn was der Herr lehrt, läßt Er den Menschen auch mit Vernunft erkennen, und zwar auf zweierlei Weise; einmal so, daß er in sich schaut, daß es so ist, sobald er es hört, und dann aber auch so, daß er es durch Gründe erkennt. In sich schauen heißt, in seinem inneren Menschen, und durch Gründe einsehen heißt, im äußeren Menschen [erkennen]: wer sieht es nicht in sich, wenn er hört, daß der innere Mensch zuerst gereinigt werden müsse, und durch ihn der äußere; wer aber nicht die gemeinsame Idee hiervon vermöge eines Einflusses aus dem Himmel in sich aufnimmt, der kann irre werden, wenn er das Äußere seines Denkens zu Rate zieht. Von diesem aus sieht niemand anders, als daß die äußeren Werke, nämlich die der tätigen Liebe und der Frömmigkeit ohne das Innere selig machen; ebenso in anderen Dingen, wie z.B. daß das Sehen und Hören in das Denken einfließe, und Geruch und Geschmack in die Wahrnehmung, also das Äußere in das Innere, während doch das Gegenteil statthat. Daß das Gesehene und Gehörte in das Denken einfließe, beruht auf Täuschung; denn der Verstand sieht im Auge und hört im Ohr, und nicht umgekehrt. Ebenso im übrigen.

 

(151)

Hier soll aber noch mit einigem gesagt werden, wie der innere Mensch gebessert wird, und durch diesen der äußere. Der innere Mensch wird nicht gebessert durch das bloße Wissen, Einsehen und Verstehen, folglich auch nicht durch das bloße Denken, sondern durch das Wollen dessen, was das Wissen, die Einsicht und die Weisheit lehrt. Wenn der Mensch weiß, einsieht und versteht, was Himmel und Hölle sind, und daß alles Böse aus der Hölle stammt und alles Gute aus dem Himmel; und wenn er dann das Böse nicht will, weil es aus der Hölle stammt, aber das Gute will, weil es aus dem Himmel stammt, dann steht er auf der ersten Stufe der Besserung, und auf der Schwelle aus der Hölle zum Himmel. Wenn der Mensch weiter fortschreitet, und vom Bösen abstehen will, steht er auf der zweiten Stufe der Besserung, und dann ist er außerhalb der Hölle, aber noch nicht im Himmel; er sieht ihn aber über sich: dieses Innere muß dasein, damit der Mensch gebessert werde; wird aber nicht beides, das Innere sowohl als das Äußere gebessert, so ist der Mensch nicht gebessert. Das Äußere wird durch das Innere gebessert, wenn das Äußere vom Bösen absteht, welches das Innere nicht will, weil es höllischer Art ist, und noch mehr, wenn es dasselbe aus diesem Grund flieht und dagegen kämpft: so ist dann das Innere das Wollen und das Äußere das Tun; denn wenn jemand nicht tut, was er will, so ist inwendig in ihm, daß er nicht will, und zuletzt kommt es zum Nichtwollen. Aus diesem wenigen läßt sich ersehen, wie der äußere Mensch durch den inneren gebessert wird, und dies ist es auch, was verstanden wird, unter den Worten des Herrn zu Petrus: „Wenn Ich dich nicht waschen werde, so hast du keinen Teil an Mir. Petrus sprach zu Ihm: Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu Ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nur, daß er an den Füßen gewaschen werde, so ist er ganz rein“: Joh.13/8-10. Unter dem Waschen ist hier das geistige Waschen gemeint, d.h. die Reinigung vom Bösen; unter dem Waschen des Hauptes und der Hände wird verstanden das Reinigen des inneren Menschen, und unter dem Waschen der Füße das Reinigen des äußeren Menschen. Daß wenn der innere Mensch gereinigt ist, noch der äußere gereinigt werden müsse, ist unter den Worten zu verstehen: „Wer gewaschen ist, bedarf nur noch an den Füßen gewaschen zu werden“; daß alle Reinigung vom Bösen durch den Herrn geschehe, wird verstanden unter den Worten: „Wenn Ich dich nicht waschen werde, so hast du keinen Teil an Mir“. Daß dies Waschen bei den Juden die Reinigung vom Bösen vorgebildet habe, und daß diese durch das Waschen im Wort bezeichnet werde, und daß durch das Waschen der Füße bezeichnet werde die Reinigung des natürlichen oder äußeren Menschen, ist weitläufig gezeigt worden in den »Himmlischen Geheimnisse n«.

 

(152)

Weil der Mensch ein Äußeres und ein Inneres hat, und beides gebessert werden muß, damit der Mensch gebessert sei, und weil niemand gebessert werden kann, wenn er sich nicht prüft, sein Böses sieht und anerkennt und nachher davon absteht, so folgt, daß man nicht nur das Äußere erforschen müsse, sondern auch das Innere. Wenn der Mensch nur sein Äußeres prüft, so sieht er nichts anderes, als was er mit der Tat begangen hat, daß er z.B. nicht gemordet, nicht die Ehe gebrochen, nicht gestohlen, und nicht falsches Zeugnis gegeben hat, usw. Er erforscht mithin nur das Böse seines Körpers und nicht das Böse seines Geistes, und doch muß das Böse des Geistes erforscht werden, damit man gebessert werden kann; denn der Mensch lebt als Geist nach dem Tode fort, und alles Böse, das in ihm ist, bleibt, und der Geist wird nicht anders erforscht, als dadurch, daß der Mensch auf seine Gedanken Acht hat, besonders auf die Absichten; denn diese sind die Gedanken aus dem Willen, und hier ist das Böse in seinem Ursprung und in seiner Wurzel, d.h. in seinen Begierden und in seinen Lustreizen. Wenn diese nicht gesehen und erkannt werden, so ist der Mensch dennoch im Bösen, so wenig er es auch im Äußeren begangen hat. Daß das Denken aus der Absicht heraus ein Wollen und Tun ist, erhellt aus den Worten des Herrn: „Wenn jemand das Weib (eines anderen) ansieht, ihrer zu begehren, so hat er schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen“: Matth.5/28. Von der Art ist die Erforschung des inneren Menschen, durch die wesentlich auch der äußere Mensch erforscht wird.

 

(153)

Ich habe mich oft gewundert, daß, obgleich in der ganzen christlichen Welt bekannt ist, daß man das Böse als Sünde fliehen muß, und daß es sonst nicht vergeben wird, und ohne Vergebung der Sünde keine Seligkeit statthat, dennoch unter Tausenden kaum einer dieses weiß. Es wurde dies in der geistigen Welt untersucht, und so befunden: denn jedem in der geistigen Welt ist es bekannt aus den Gebeten, die denen vorgelesen werden, die das heilige Abendmahl begehen, da es in diesen offen gesagt wird, und gleichwohl, wenn man sie fragt, ob sie es wissen, antworten sie doch, sie wissen es nicht, und haben es nicht gewußt. Dies kommt daher, daß sie nicht darüber gedacht, und daß die meisten sogleich wieder an den Glauben und an die Seligmachung durch ihn allein gedacht haben. Ich wunderte mich auch darüber, daß der bloße Glaube die Augen so verschlossen hat, daß die, welche sich darin begründet haben, beim Lesen des Wortes nichts von dem sehen, was daselbst von der Liebe, von der Nächstenliebe und von den Werken gesagt wird. Es ist, als ob sie über den ganzen Inhalt des Wortes den Glauben gestrichen hätten, wie die, welche eine Schrift mit Mennig überstreichen, infolgedessen nichts mehr sichtbar ist von dem, was darunter steht, und was etwa noch sichtbar ist, vom Glauben verschlungen und für diesen ausgegeben wird.

 

 


(8)

 

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch vom Herrn vom Himmel aus geführt und belehrt werde, vermittelst des Wortes, der Lehre und der Predigt aus demselben, und zwar dem vollen Anschein nach wie von sich selbst

 

 

(154)

Schein ist es, daß der Mensch von sich selbst geführt und belehrt werde, und Wahrheit ist es, daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt wird: diejenigen, die den Schein bei sich begründen, und nicht zugleich die Wahrheit, können nicht das Böse als Sünde von sich entfernen; diejenigen aber, die den Schein und zugleich die Wahrheit bei sich begründen, können es; (denn das Böse wird als Sünde entfernt dem Anschein nach vom Menschen, der Wahrheit nach aber vom Herrn:) Diese können gebessert werden, jene aber nicht. Diejenigen, die den Schein und nicht zugleich die Wahrheit bei sich begründen, sind sämtlich innere Götzendiener, denn sie sind Verehrer ihres Ichs und der Welt. Wenn sie keine Religion haben, so werden sie Verehrer der Natur, und somit Atheisten; haben sie aber Religion, so werden sie Verehrer der Menschen und zugleich der Bilder. Diese sind es, die heutzutage im ersten Gebot unter denen verstanden werden, die andere Götter verehren. Diejenigen aber, die den Schein und zugleich die Wahrheit bei sich begründen, werden Verehrer des Herrn; denn der Herr erhebt sie über ihr Eigenes, das im Schein [befangen] ist, und führt sie ins Licht, in welchem die Wahrheit, und das die Wahrheit ist, und läßt sie inwendig wahrnehmen, daß sie nicht durch sich geführt und gelehrt werden, sondern vom Herrn. Die Vernunfterkenntnis [Rationale] dieser und jener kann vielen als ähnlich erscheinen, ist aber unähnlich. Die Vernunfterkenntnis derer, die im Schein sind und zugleich in der Wahrheit, ist eine geistige Vernunfterkenntnis; die Vernunfterkenntnis derer aber, die nur im Schein sind und nicht zugleich in der Wahrheit, ist eine natürliche Vernunfterkenntnis; allein diese Vernunfterkenntnis läßt sich vergleichen einem Garten wie er im Licht des Winters ist; die geistige Vernunfterkenntnis hingegen einem Garten wie er im Licht des Frühlings ist. Hierüber jedoch sogleich mehr, und zwar in folgender Ordnung: 

 

I. Der Mensch wird vom Herrn allein geführt und belehrt. 

 

II. Der Mensch wird vom Herrn allein geführt und belehrt durch den Engelhimmel und aus diesem. III. Der Mensch wird vom Herrn geführt durch ein Einfließen, und belehrt durch Erleuchtung. 

 

IV. Der Mensch wird vom Herrn belehrt durch das Wort, die Lehre und die Predigt aus demselben, somit unmittelbar von Ihm selbst allein. 

 

V. Der Mensch wird im Äußeren vom Herrn geführt und belehrt dem vollen Anschein nach wie aus sich selbst.

 

(155)

I. Der Mensch wird vom Herrn allein geführt und belehrt. Dies geht als allgemeiner Folgesatz aus allem dem hervor, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« gezeigt wurde; sowohl aus dem, was über die göttliche Liebe und Weisheit des Herrn im ersten Teil, als auch aus dem, was von der Sonne der geistigen Welt und von der Sonne der natürlichen Welt im zweiten Teil, ferner aus dem, was von den Graden im dritten Teil, von der Schöpfung des Universums im vierten Teil, und von der Schöpfung des Menschen im fünften Teil daselbst nachgewiesen wurde.

 

(156)

Daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt wird, kommt daher, daß er durch den Herrn allein lebt; denn der Wille seines Lebens wird geleitet, und der Verstand seines Lebens wird belehrt; dies ist aber gegen den Anschein; denn es scheint dem Menschen, als ob er aus sich lebe, und doch ist Wahrheit, daß er aus dem Herrn lebt, und nicht aus sich: da nun dem Menschen, solange er in der Welt ist, nicht die Wahrnehmung der Empfindung, daß er allein aus dem Herrn lebe, gegeben werden kann, weil der Schein, daß er aus sich lebe, ihm nicht genommen wird; (denn ohne diesen ist der Mensch nicht Mensch;) deshalb muß dieses durch Gründe bewiesen werden, die sodann durch die Erfahrung, und zuletzt durch das Wort bestätigt werden sollen. 

 

(157)

Daß der Mensch vom Herrn allein lebe und nicht von sich, soll durch folgende Gründe bewiesen werden: Es ist eine einzige Wesenheit, eine einzige Substanz und eine einzige Form, aus der alle Wesenheiten, Substanzen und Formen stammen, die erschaffen worden sind. - Jene einzige Wesenheit, Substanz und Form ist die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit, aus denen alles stammt, was auf Liebe und Weisheit beim Menschen sich bezieht: sie ist auch das Gute selbst und das Wahre selbst, worauf sich alles bezieht. Diese sind das Leben, aus denen das Leben aller und alles dem Leben Angehörige stammt. Das Einzige und Selbständige ist ferner das Allgegenwärtige, Allwissende und Allmächtige. Und dieses Einzige und Selbständige ist der Herr von Ewigkeit oder Jehovah. 

 

Erstens: Daß eine einzige Wesenheit, eine einzige Substanz und eine einzige Form sei, aus denen alle Wesenheiten, Substanzen und Formen stammen, welche erschaffen sind, ist gezeigt worden im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 44-46; und im zweiten Teil daselbst, daß die Sonne des Engelhimmels, welche vom Herrn, und in welcher der Herr ist, diese einzige Substanz und Form sei, aus der alles ist, was erschaffen ist, und daß es nichts gebe, noch geben könne, das nicht aus ihr sei: daß aus ihr alles herkomme mittelst stufenweiser Ableitungen, ist im dritten Teil daselbst nachgewiesen worden. Wer nimmt nicht durch die Vernunft wahr und erkennt an, daß eine einzige Wesenheit [essentia] ist, aus der jede Wesenheit, oder ein einziges Sein, aus dem alles Sein stammt? Was könnte da sein, ohne zu sein, und was ist ein Sein, aus dem alles Sein stammt, wenn es nicht das selbständige [ipsum] Sein ist, und das, welches das Sein selbst ist, ist auch das einzige Sein und an sich das Sein. Da es sich nun so verhält, und jeder dieses durch die Vernunft wahrnimmt und erkennt, und wo nicht, es doch wahrnehmen und erkennen kann; was anderes folgt dann hieraus, als daß dieses Sein, welches das Göttliche Selbst ist, das Jehovah ist, alles in allem sei, was ist und existiert.

 

Ebenso ist es, wenn man sagt, daß eine einzige Substanz sei, aus der alles stammt; und weil eine Substanz ohne Form nichts Wirkliches ist, so folgt auch, daß sie die einzige Form sei, aus der alles stammt. Daß die Sonne des Engelhimmels jene einzige Substanz und Form sei, ferner, wie diese Wesenheit, Substanz und Form in den erschaffenen Dingen verschieden sich verhalte [variatur], ist in dem obgenannten Werk nachgewiesen worden. 

 

Zweitens: Daß diese einzige Wesenheit, Substanz und Form die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit sei, aus denen alles ist, was auf Liebe und Weisheit beim Menschen sich bezieht, ist auch im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« vollständig gezeigt worden. Alles was beim Menschen als lebend erscheint, bezieht sich auf den Willen und Verstand bei ihm, und daß diese beiden sein Leben ausmachen, nimmt jeder durch die Vernunft wahr und erkennt es an: was sonst liegt in den Worten: dieses will ich oder dieses verstehe ich, oder: dieses liebe ich und dieses denke ich? Und weil der Mensch will, was er liebt, und denkt, was er versteht, darum bezieht sich alles dem Willen Angehörige auf die Liebe und alles dem Verstand Angehörige auf die Weisheit: - und weil diese beiden bei niemand aus ihm selbst da sein können, sondern nur von Ihm, Der die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, so folgt, daß jenes vom Herrn von Ewigkeit oder von Jehovah stammt. Stammte es nicht von daher, so wäre der Mensch die Liebe selbst und die Weisheit selbst, also Gott von Ewigkeit, wovor die menschliche Vernunft selbst zurückschaudert. Kann es etwas geben, wenn nicht von einem Früheren als es ist, und kann es ein solches Früheres geben, wenn es nicht von etwas herstammt, das noch früher als es selbst ist, und so zuletzt von einem Ersten, welches in Sich ist? 

 

Drittens: Auf gleiche Weise ist es das Gute selbst und das Wahre selbst, worauf sich alles bezieht. Von einem jeden, der Vernunft hat, wird angenommen und anerkannt, daß Gott das Gute selbst und das Wahre selbst [oder an sich] sei; ferner, daß alles Gute und Wahre von Ihm stamme; mithin auch, daß nichts Gutes und Wahres anderswoher kommen könne, als vom Guten und Wahren selbst: dies wird von jedem vernünftigen Menschen anerkannt, sobald es gehört wird. Wenn dann gesagt wird, daß alles, was dem Willen und dem Verstand, oder alles, was der Liebe und Weisheit, oder alles, was der Neigung und dem Denken angehört, bei einem Menschen, der vom Herrn geführt wird, sich auf das Gute und Wahre beziehe, so folgt, daß alles, was dieser Mensch will und versteht, oder was er liebt und erkennt, oder wovon er angeregt wird und was er denkt, vom Herrn ist. Daher kommt, daß jeder in der Kirche weiß, daß alles Gute und alles Wahre vom Menschen nicht gut und nicht wahr in sich ist, sondern nur das, was vom Herrn ist. Da nun dieses Wahrheit ist, so folgt, daß alles, was ein solcher Mensch will und denkt, vom Herrn ist. Daß auch kein böser Mensch aus einem anderen Ursprung denken und wollen könne, wird man im Folgenden ersehen. 

 

Viertens: Daß jene das Leben seien, aus dem das Leben aller und alles dem Leben Angehörige stammt, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« ausführlich gezeigt worden. Die menschliche Vernunft nimmt auch beim ersten Anhören auf und erkennt an, daß alles Leben des Menschen in seinem Willen und Verstand liege, da er, sobald man Willen und Verstand wegnimmt, nicht lebt; oder, was dasselbe ist, daß alles Leben des Menschen in seiner Liebe und in seinem Denken liegt, da er, sobald man Liebe und Denken wegnimmt, nicht lebt: weil nun alles, was dem Willen und Verstand, oder der Liebe und dem Denken beim Menschen angehört, vom Herrn ist, wie oben gesagt wurde, so folgt, daß auch alles, was dem Leben angehört, von Ihm sei. 

 

Fünftens: Daß dieses Einzige und Selbständige allgegenwärtig, allwissend, und allmächtig sei; auch dieses erkennt jeder Christ vermöge seiner Lehre und jeder Heide vermöge seiner Religion an; daher denkt auch jeder, wo er auch sich befinde, daß Gott da sei, wo er ist, und betet zu dem gegenwärtigen Gott; und da jeder so denkt und so betet, so können sie folglich nicht anders denken, als daß Gott überall, somit allgegenwärtig sei; ebenso, daß Er allwissend und allmächtig sei; weshalb auch jeder, der zu Gott betet, in seinem Herzen fleht, daß Er ihn führe, weil Er dies vermag. Somit erkennt alsdann jeder die göttliche Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht an; er erkennt sie an, weil er dann sein Angesicht zum Herrn wendet, und alsdann jene Wahrheit von Ihm einfließt. 

 

Sechstens: Dieses Einzige und Selbständige ist der Herr von Ewigkeit oder Jehovah. In der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« wurde gezeigt, daß Gott dem Wesen und der Person nach Einer sei, und daß dieser Gott der Herr sei, und daß das Göttliche Selbst, welches Jehovah Vater genannt wird, der Herr von Ewigkeit sei, und daß das Göttlich-Menschliche der Sohn sei, empfangen aus Seinem Göttlichen von Ewigkeit und geboren in der Welt; und daß das ausgehende Göttliche der Heilige Geist sei. Er wird das Selbständige [Ipsum] und Einzige genannt, weil schon früher gesagt wurde, daß der Herr von Ewigkeit oder Jehovah das Leben selbst sei, weil Er die Liebe selbst und die Weisheit selbst oder das Gute selbst und das Wahre selbst ist, aus denen alles ist. Daß der Herr aus Sich selbst alles geschaffen habe, und nicht aus Nichts, sehe man im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 282-284, 349-357. Hierdurch ist nun die Wahrheit, daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt werde, durch Gründe bestätigt.

 

(158)

Eben diese Wahrheit wird nicht nur durch Gründe, sondern auch durch lebendige Wahrnehmungen bestätigt bei den Engeln, besonders bei den Engeln des dritten Himmels. Diese nehmen den Einfluß der göttlichen Liebe und göttlichen Weisheit vom Herrn wahr, und weil sie es wahrnehmen und aus ihrer Weisheit wissen, daß jene das Leben sind, darum sagen sie, daß sie aus dem Herrn leben und nicht aus sich; und dies sagen sie nicht nur, sondern sie lieben und wollen auch, daß es so sei: und gleichwohl sind sie immerhin in allem Schein, als ob sie aus sich lebten, ja in einem noch stärkeren Schein als andere Engel, denn, wie oben Nr. 42-45 gezeigt wurde, je inniger jemand mit dem Herrn verbunden wird, desto deutlicher scheint es ihm, daß er sich selbst angehöre, und mit desto größerer Gewißheit erkennt er, daß er dem Herrn angehört. Auch mir wurde nun schon seit mehreren Jahren gegeben, in ähnlicher Wahrnehmung und zugleich in ähnlichem Scheine zu sein, wodurch ich vollkommen überzeugt wurde, daß ich nichts aus mir will und denke, daß es aber wie aus mir erscheint; auch wurde mir gegeben, dies zu wollen und zu lieben. Eben dieses kann durch vieles andere aus der geistigen Welt bestätigt werden, doch diese beiden [Belege] mögen zur Zeit genügen.

 

(159)

Daß der Herr allein das Leben habe, ergibt sich aus folgenden Stellen im Wort: Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an Mich glaubt, wird leben, ob er auch stürbe“: Joh.11/25. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“: Joh.14/6. „Gott war das Wort, in Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“: Joh.1/1,4. Das Wort ist hier der Herr. „Wie der Vater das Leben hat in Sich selbst, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in Sich selbst zu haben“: Joh.5/26. Daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt werde, erhellt aus folgendem: „Ohne Mich könnet ihr nichts tun“: Joh.15/5. „Der Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht gegeben ist aus dem Himmel“: Joh.3/27. „Der Mensch kann nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen“: Matth.5/36. Unter ‚Haar‘ wird im Wort das Kleinste aller Dinge verstanden.

 

(160)

Daß auch das Leben der bösen Menschen aus ebenderselben Quelle stamme, wird in seinem Abschnitt in der Folge nachgewiesen werden. Hier soll es nur durch einen Vergleich beleuchtet werden. Von der Sonne der Welt fließt Wärme und Licht ein, - und zwar fließen diese ebenso in Bäume ein, die böse Früchte tragen, wie in Bäume, die gute Früchte tragen, und jene vegetieren und wachsen in gleicher Weise; die Formen, in welche die Wärme einfließt, sind es, die jene Verschiedenheit bewirken, nicht aber die Wärme an sich. Ebenso verhält es sich mit dem Licht; dieses bricht sich in verschiedene Farben je nach den Formen, in die es einfließt; es gibt schöne und heitere Farben, aber auch unschöne und trübe Farben, und dennoch ist es dasselbe Licht. Ebenso verhält es sich mit dem Einfluß der geistigen Wärme, die an sich Liebe ist, und des geistigen Lichtes, das an sich Weisheit ist, aus der Sonne der geistigen Welt; die Formen, in die sie einfließen, sind es, welche die Verschiedenheit bewirken, nicht aber jene Wärme, welche Liebe ist, noch jenes Licht, welches Weisheit ist, an sich selbst: die Formen, in die sie einfließen, sind die menschlichen Gemüter. Hieraus erhellt nun, daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt wird.

 

(161)

Was das Leben der Tiere sei, ist oben gezeigt worden, nämlich ein Leben des bloß natürlichen Triebes mit seiner Genossin, der Kenntnis, und daß es ein mittelbares Leben sei, entsprechend dem Leben derer, die in der geistigen Welt sind.

 

(162)

II. Der Mensch wird vom Herrn allein geführt und belehrt durch den Engelhimmel und aus diesem. Es wird gesagt, daß der Mensch vom Herrn geführt werde durch den Engelhimmel und aus diesem; aber durch den Engelhimmel nur dem Schein nach, aus diesem Himmel hingegen der Wahrheit nach. Es ist Schein, daß es durch den Engelhimmel geschehe, weil der Herr über diesem Himmel als Sonne erscheint; es ist Wahrheit, daß es aus diesem Himmel geschehe, weil der Herr in diesem Himmel ist wie die Seele im Menschen; denn der Herr ist allgegenwärtig, und ist nicht im Raum, wie schon früher gezeigt worden; weshalb die Entfernung ein Schein ist je nach der Verbindung mit Ihm, und die Verbindung sich verhält gemäß der Aufnahme der Liebe und Weisheit von Ihm: und weil niemand mit dem Herrn, so wie Er in Sich selbst ist, verbunden werden kann, darum erscheint Er den Engeln in der Entfernung als Sonne; Er ist aber dennoch im ganzen Engelhimmel, wie die Seele im Menschen, und ebenso in jeglichem Verein des Himmels, ebenso auch in jedem Engel allda; denn auch die Seele des Menschen ist nicht nur Seele des Ganzen, sondern auch jedes einzelnen Teiles. Weil aber der Herr der Erscheinung nach den ganzen Himmel und durch diesen die Welt regiert aus der Sonne, die von Ihm, und in der Er selbst ist, (über welche Sonne man das Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« im zweiten Teil nachsehe,) und weil es jedem Menschen erlaubt ist, nach der Erscheinung zu reden, und er auch nicht anders kann, darum ist auch jedem, der nicht in der Weisheit selbst ist, erlaubt, zu denken, daß der Herr alles und jedes aus Seiner Sonne reagiere, und auch, daß Er die Welt durch den Engelhimmel reagiere: wirklich denken auch nach dem Schein die Engel der unteren Himmel; die Engel der oberen Himmel hingegen reden zwar nach dem Schein, denken aber nach der Wahrheit, welche ist, daß der Herr das Universum reagiere aus dem Engelhimmel, welches soviel ist als aus Ihm selbst. Daß die Einfältigen und die Weisen in gleicher Weise reden, aber nicht in gleicher Weise denken, läßt sich an der Sonne der Welt beleuchten. Von dieser reden alle nach dem Schein, daß sie z.B. aufgehe und untergehe; die Verständigen hingegen, obwohl sie ebenso reden, denken dennoch, daß sie unbeweglich stehen bleibe; und dieses ist auch die Wahrheit, jenes aber der Schein. Dasselbe läßt sich auch beleuchten an den Erscheinungen in der geistigen Welt; denn es erscheinen daselbst Räume und Entfernungen, wie in der natürlichen Welt; aber es sind dennoch nur Erscheinungen, gemäß der Verschiedenheit der Neigungen und der Gedanken aus diesen. Ebenso verhält es sich mit der Erscheinung des Herrn in Seiner Sonne.

 

(163)

Wie aber der Herr einen jeglichen Menschen aus dem Engelhimmel führe und lehre, soll mit wenigem gesagt werden. Im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttliche Weisheit«, und oben in diesem Werk von der »göttlichen Vorsehung«, ferner im Werk über »Himmel und Hölle« im Jahre 1758 zu London herausgegeben, ist aus Gesehenem und Gehörtem bekannt gemacht worden, daß der ganze Engelhimmel vor dem Herrn wie ein Mensch erscheine, und in gleicher Weise jeder Verein des Himmels, und daß daher komme, daß jeder Engel und Geist in vollkommener Gestalt Mensch ist; und ebenso ist in dem obengenannten Werk auch nachgewiesen worden, daß der Himmel nicht Himmel ist aus dem Eigenen der Engel, sondern aus der Aufnahme der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit des Herrn von seiten der Engel. Hieraus kann man erkennen, daß der Herr den ganzen Himmel wie einen Menschen regiert, und daß dieser Himmel, weil er an sich Mensch ist, das wahre Bild und Ebenbild des Herrn ist, und daß der Herr selbst diesen Himmel regiert, wie die Seele ihren Körper regiert. Und weil das ganze Menschengeschlecht vom Herrn regiert wird, [so folgt,] daß es nicht durch den Himmel regiert wird, sondern aus dem Himmel vom Herrn, folglich aus Ihm, weil Er selbst der Himmel ist, wie gesagt worden.

 

(164)

Weil dieses aber ein Geheimnis der Engelsweisheit ist, so kann es nur von einem Menschen begriffen werden, dessen geistiges Gemüt aufgeschlossen ist; denn ein solcher ist Engel vermöge seiner Verbindung mit dem Herrn. Von einem solchen Menschen können aus dem Vorausgeschickten folgende Punkte begriffen werden: 

 

1) Alle Menschen sowohl als Engel sind im Herrn und der Herr in ihnen, gemäß der Verbindung mit Ihm, oder was dasselbe ist, gemäß der Aufnahme der Liebe und Weisheit von Ihm. 

 

2) Jeder von diesen erhält seine Stelle im Herrn, somit im Himmel, gemäß der Beschaffenheit der Verbindung, oder der Aufnahme desselben. 

 

3) Ein jeglicher hat an seiner Stelle seinen Zustand, verschieden vom Zustand der anderen, und erhält aus dem Gemeinsamen seine Aufgabe [pensum] nach seiner Lage, seinem Beruf und seinem Bedürfnis, gerade wie jedes [Glied] im menschlichen Körper. 

 

4) Jeder Mensch wird vom Herrn in seine Stelle eingeführt seinem Leben gemäß. 

 

5) Ein jeglicher Mensch wird von Kindheit an versetzt in diesen göttlichen Menschen, dessen Seele und Leben der Herr ist, und wird geführt und belehrt von Seiner göttlichen Liebe gemäß Seiner göttlichen Weisheit, in Ihm und nicht außer Ihm. Weil aber der freie Wille dem Menschen nicht genommen wird, so kann der Mensch nicht anders geführt werden als seiner Aufnahme gemäß wie von sich. 

 

6) Diejenigen, die [den Herrn] aufnehmen, werden durch unendliche Umwege, wie durch Mäandrische Windungen an ihre Stelle gebracht, beinahe so wie der Speisesaft durch das Gekröse und die Milchgefäße in den Milchsaftbehälter, und von da durch den Brustkanal in das Blut, und so in seinen Wohnsitz. 

 

7) Diejenigen, die [Ihn] nicht aufnehmen, werden von denen, die innerhalb des göttlichen Menschen sind, ausgeschieden, wie vom Menschen ausgeschieden wird der Unrat und Urin. Dies sind Geheimnisse der Engelsweisheit, die vom Menschen einigermaßen gefaßt werden können, aber es gibt noch weit mehrere, die es nicht können. 

 

(165)

III. Der Mensch wird vom Herrn geführt durch Einwirkung und belehrt durch Erleuchtung. Der Mensch wird vom Herrn durch Einwirkung, [influxus] geführt, weil ‚geführt werden‘ und ‚einwirken‘ von der Liebe und dem Willen gesagt werden; und er wird vom Herrn belehrt durch Erleuchtung, weil ‚belehrt und erleuchtet werden‘ eigentlich von der Weisheit und dem Verstand gesagt werden: daß jeder Mensch aus seiner Liebe von sich selbst, und gemäß derselben von anderen geführt werde, und nicht vom Verstand, ist bekannt. Vom Verstand und demselben gemäß wird er nur geführt, wenn der Wille oder die Liebe jenen macht, und wenn dies geschieht, so kann man auch vom Verstand sagen, daß er geführt werde; allein alsdann wird jedoch nicht der Versand geführt, sondern der Wille, aus dem er stammt. Es wird [jenes] eine Einwirkung genannt, weil es durch den Gebrauch angenommen ist zu sagen, daß die Seele in den Körper einwirke, und daß es eine geistige und nicht eine physische Einwirkung gebe, die Seele oder das Leben des Menschen aber seine Liebe oder sein Wille ist, wie früher gezeigt wurde; ferner, weil der Einfluß vergleichsweise sich verhält wie das Einfließen des Blutes in das Herz, und aus dem Herzen in die Lunge: daß ein Entsprechungsverhältnis des Herzens mit dem Willen, und der Lunge mit dem Verstand stattfinde, und daß die Verbindung des Willens mit dem Verstand sich verhalte wie das Einfließen des Blutes aus dem Herzen in die Lunge, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 371-432 gezeigt worden.

 

(166)

Daß aber der Mensch durch Erleuchtung belehrt wird, kommt daher, weil ‚belehrt werden‘ und auch ‚erleuchtet werden‘ vom Verstand gesagt wird; denn der Verstand, der die innere Sehkraft [visus] des Menschen ist, wird ebenso vom geistigen Licht erleuchtet, wie das Auge oder die äußere Sehkraft des Menschen vom natürlichen Licht; beide werden auch in gleicher Weise belehrt, aber die innere Sehkraft, welche die des Verstandes ist, von geistigen Gegenständen, und die äußere Sehkraft, welche die des Auges ist, von natürlichen Gegenständen. Es gibt nämlich ein geistiges Licht und ein natürliches Licht, beide der äußeren Erscheinung nach einander ähnlich, der inneren nach aber unähnlich; denn das natürliche Licht ist aus der Sonne der natürlichen Welt, und ist daher an sich tot, das geistige Licht aber ist aus der Sonne der geistigen Welt, und daher an sich lebendig: dieses Licht erleuchtet den menschlichen Verstand, und nicht das natürliche. Das Natur- und Vernunftlicht [lumen naturlae et rat] ist nicht aus letzterem Licht [Lux], sondern aus ersterem; es heißt das Natur- und Vernunftlicht, weil es das natürlich-geistige ist; denn es gibt drei Grade des Lichtes in der geistigen Welt: ein himmlisches Licht, ein geistiges Licht und ein natürlich-geistiges Licht. Das himmlische Licht ist ein flammend rötliches Licht, und ist bei denen, die im dritten Himmel sind; das geistige Licht ist ein glänzendweißes Licht, und ist bei denen, die im mittleren Himmel sind, und das natürlich-geistige Licht ist wie das Tageslicht in unserer Welt, und ist bei denen, die im letzten Himmel, und auch bei denen, die in der Geisterwelt sind, die in der Mitte zwischen Himmel und Hölle ist; dieses Licht ist aber bei den Guten in jener Welt wie das Sommerlicht, und bei den Bösen wie das Winterlicht auf der Erde. Man muß jedoch wissen, daß keinerlei Licht der geistigen Welt etwas gemein hat mit dem Licht der natürlichen Welt; sie sind verschieden wie Lebendiges und Totes. Hieraus erhellt, daß nicht das natürliche Licht, wie es vor unseren Augen ist, den Verstand erleuchtet, sondern das geistige Licht. Dies weiß der Mensch nicht, weil er bisher vom geistigen Licht nichts gewußt hat. Daß das geistige Licht seinem Ursprung nach die göttliche Weisheit oder das göttliche Wahre sei, ist im Werk von »Himmel und Hölle« Nr. 126-140 gezeigt worden.

 

(167)

Weil nun vom Licht des Himmels die Rede war, so soll auch einiges vom Licht der Hölle gesagt werden. Das Licht in der Hölle hat ebenfalls drei Grade; das Licht in der untersten Hölle ist wie von feurigen Kohlen; das Licht in der mittleren Hölle ist wie von einer Herdflamme, und das Licht in der obersten Hölle ist wie das Licht von Kerzen, und bei einigen wie das nächtliche Licht vom Mond. Diese Lichtarten sind auch nicht natürlich, sondern geistig; denn alles natürliche Licht ist tot, und löscht den Verstand aus, und diejenigen, die in der Hölle sind, haben das Erkenntnisvermögen, welches Vernunft heißt, wie früher gezeigt wurde, und die Vernunft selbst ist aus dem geistigen Licht und nicht im geringsten aus dem natürlichen Licht; und das geistige Licht, das jene aus der Vernunft haben, wird nur in höllisches Licht verkehrt, so wie das Licht des Tages in Finsternis der Nacht. Dennoch aber sehen alle, die in der geistigen Welt sind, sowohl die im Himmel als die in den Höllen, in ihrem Licht so klar, wie der Mensch am Tag in dem seinigen, und zwar aus dem Grund, weil die Sehkraft des Auges bei allen zur Aufnahme des Lichtes gebildet ist, in welchem es ist. So ist denn die Sehkraft des Auges der Engel des Himmels für die Aufnahme des Lichtes gebildet, in welchem es ist, und die Sehkraft des Auges der Geister der Hölle zur Aufnahme ihres Lichtes; es ist vergleichsweise wie bei den Nachteulen und Fledermäusen, die des Nachts und am Abend die Gegenstände so deutlich sehen, wie die übrigen Vögel sie bei Tage sehen: denn ihre Augen sind zur Aufnahme ihres Lichtes gebildet. Aber der Unterschied unter diesen Lichtarten erscheint denen klar, die von dem einen Licht in das andere sehen; wenn z.B. der Engel des Himmels in die Hölle schaut, so sieht er nichts als eitel Finsternis daselbst, und wenn ein Geist der Hölle in den Himmel schaut, so sieht er dort ebenfalls nur Finsternis. Dies kommt daher, daß die himmlische Weisheit, für die, welche in der Hölle sind, wie Finsternis ist, und umgekehrt die höllische Torheit denen, die im Himmel sind, wie Finsternis ist. Hieraus läßt sich erkennen, daß das Licht beim Menschen so ist, wie sein Verstand, und daß jeder nach dem Tode in sein Licht kommt, denn in einem anderen sieht er nicht; und in der geistigen Welt, wo alle auch in Rücksicht ihres Leibes geistig sind, sind die Augen aller zum Sehen aus ihrem Licht gebildet. Die Lebensneigung eines jeden macht sich den Verstand, und also auch das Licht; denn die Liebe ist gleichsam das Lebensfeuer, aus dem das Lebenslicht hervorgeht.

 

(168)

Weil nur wenige etwas von der Erleuchtung wissen, in welcher der Verstand eines Menschen ist, der vom Herrn belehrt wird, so soll noch etwas von derselben gesagt werden. Es gibt eine innere und eine äußere Erleuchtung vom Herrn, und auch eine innere und äußere Erleuchtung vom Menschen: die innere Erleuchtung vom Herrn besteht darin, daß der Mensch beim ersten Anhören inne wird, ob das, was gesagt wird, wahr ist oder nicht; die äußere Erleuchtung hingegen ist aus jener im Denken: die innere Erleuchtung vom Menschen findet statt durch bloße Begründung, und die äußere Erleuchtung vom Menschen durch bloßes Wissen. Doch nun auch etwas über das einzelne: 

 

Der vernünftige Mensch wird durch innere Erleuchtung vom Herrn bei vielem, wenn er es hört, sogleich inne, ob es wahr ist oder nicht, zum Beispiel: daß die Liebe das Leben des Glaubens sei, oder daß der Glaube aus der Liebe lebe. Aus innerer Erleuchtung wird der Mensch auch inne, daß der Mensch alles, was er liebt, auch will, und daß er tut, was er will, und somit daß das Lieben ein Tun ist; ferner auch, daß der Mensch alles, was er aus Liebe glaubt, auch will und tut, und daß somit Glauben haben auch soviel ist als Tun, wie auch, daß der Gottlose keine Liebe zu Gott, also auch keinen Glauben an Gott haben könne. Der vernünftige Mensch erkennt aus innerer Erleuchtung auch sogleich, wenn er es hört, daß ein Gott ist, der allgegenwärtig ist; daß alles Gute von Ihm stammt; ferner: daß alles sich auf Gutes und Wahres bezieht, und daß alles Gute vom Guten selbst, und alles Wahre vom Wahren selbst stammt. Dieses und anderes Ähnliche wird der Mensch sogleich inne, wenn er es hört; er wird es inne, weil er Vernunft hat, und diese im Licht des Himmels ist, das erleuchtet. Die äußere Erleuchtung ist eine Erleuchtung des Denkens aus jener inneren Erleuchtung, und das Denken ist nur insoweit in dieser, als es im Innewerden bleibt, welches es aus der inneren Erleuchtung hat, und zugleich insoweit als es Kenntnisse des Wahren und Guten hat; denn aus diesen nimmt es die Gründe, durch die es begründet. Das Denken aus dieser äußeren Erleuchtung sieht die Sache von beiden Seiten; auf einer Seite sieht es die Gründe, die sie bekräftigen, auf der anderen die Scheingründe, die sie schwächen; diese zerstreut, jene sammelt es. 

 

Aber die innere Erleuchtung vom Menschen her ist eine ganze andere; durch diese sieht der Mensch die Sache nur von der einen Seite, nicht von der anderen, und wenn er sie begründet hat, so sieht er sie in einem Licht, das dem Schein nach dem Licht ähnlich ist, von dem oben die Rede war; es ist aber nur ein Winterlicht. Ein Richter zum Beispiel, der nach Geschenken und des Gewinnes wegen ungerecht urteilt, sieht, nachdem er das Urteil durch Gesetze und Gründe bekräftigt hat, durchaus nur Gerechtes in seinem Urteil; einige sehen das Ungerechte, weil sie es aber nicht sehen wollen, so verfinstern und verblenden sie sich, und sehen es auf diese Weise nicht. Ebenso verhält es sich mit einem Richter, der nach Freundschaft, um sich Gunst zu erwerben, oder nach seiner Verbindung durch Verwandtschaften, Urteile fällt. Ähnliches widerfährt solchen mit jeder Sache, die sie aus dem Mund eines Mannes von Ansehen, oder eines Mannes von Ruhm schöpfen, oder aus eigenem Verstand ausbrütet, sie sind blinde Vernünftler; denn aus dem Falschen, das sie begründen, haben sie ihr Sehen, das Falsche aber verschließt dieses, und das Wahre öffnet es. Solche sehen nichts Wahres aus dem Licht des Wahren, und nichts Gerechtes aus der Liebe zum Gerechten, sondern aus dem Licht der Begründung, das ein Irrlicht ist; sie erscheinen in der geistigen Welt wie Gesichter ohne Kopf, oder wie Gesichter, ähnlich den Menschengesichtern, hinter denen hölzerne Köpfe sind, und sie werden vernünftige Tiere genannt, weil sie nur dem Vermögen nach Vernunft haben. Die äußere Erleuchtung vom Menschen aber ist bei denen, die aus bloßer Kenntnis, die dem Gedächtnis eingeprägt ist, denken und reden: diese können einen Gegenstand aus sich nur wenig begründen.

 

(169)

Dies sind die Unterschiede der Erleuchtung und des daraus hervorgehenden Innewerdens und Denkens. Es findet eine wirkliche Erleuchtung aus dem geistigen Licht statt; aber die Erleuchtung selbst aus diesem Licht erscheint keinem in der natürlichen Welt, weil das natürliche Licht mit dem geistigen Licht nichts gemein hat. Diese Erleuchtung erschien mir aber einige Male in der geistigen Welt; sie erschien bei denen, die in der Erleuchtung vom Herrn waren, wie etwas Leuchtendes um das Haupt, rötlich schimmernd von der Farbe des menschlichen Angesichtes. Bei denen hingegen, die in der Erleuchtung aus sich waren, erschien dieser leuchtende Schimmer nicht um das Haupt, sondern um den Mund herum und über dem Kinn.

 

(170)

Außer diesen Erleuchtungen gibt es auch noch eine andere Erleuchtung, durch die dem Menschen geoffenbart wird, in welchem Glauben, in welcher Einsicht und Weisheit er ist, welche Offenbarung von der Art ist, daß er jenes in sich selbst wahrnimmt. Er wird nämlich in einen Verein geschickt, in welchem echter Glaube ist und wahre Einsicht und Weisheit, und daselbst wird ihm seine innere Vernünftigkeit aufgeschlossen, aus der heraus er seinen Glauben, seine Einsicht und Weisheit schaut, von welcher Art sie sind, und zwar bis zur Anerkennung. Ich sah einige von da zurückkehren, und hörte sie bekennen, daß sie keinen Glauben gehabt hätten, wiewohl sie in der Welt gemeint hätten, sie haben vielen und von anderen ausgezeichneten [Glauben] gehabt. Ebenso in Rücksicht ihrer Einsicht und Weisheit. Sie waren solche, die im getrennten Glauben und in keiner Liebe, und die in eigener Einsicht standen.

 

(171)

IV. Der Mensch wird vom Herrn vermittelst des Wortes, der Lehre und der Predigten aus diesem, und so unmittelbar von Ihm selbst allein belehrt. Oben wurde gesagt und gezeigt, daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt werde, und zwar aus dem Himmel, und nicht durch den Himmel, oder durch irgendeinen Engel daselbst; und weil er vom Herrn allein geführt und belehrt wird, so folgt, daß dies unmittelbar und nicht mittelbar geschieht; allein auf welche Weise dies geschehe, soll nun gesagt werden. 

 

(172)

In der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« ist gezeigt worden, daß der Herr das Wort sei, und daß die ganze Lehre der Kirche aus dem Wort geschöpft werden müsse. Da nun der Herr das Wort ist, so folgt, daß ein Mensch, der aus dem Wort belehrt wird, vom Herrn allein belehrt wird. Weil aber dies schwer zu begreifen ist, so soll es in folgender Ordnung beleuchtet werden: 

 

1) Der Herr ist das Wort, weil das Wort von Ihm ist und von Ihm handelt. 

 

2) Und weil es das göttlich Wahre des göttlich Guten ist. 

 

3) Aus dem Wort belehrt werden heißt also: von Ihm selbst belehrt werden. 

 

4) Daß es mittelbar durch die Predigten geschieht, hebt die Unmittelbarkeit nicht auf. 

 

Erstens: Der Herr ist das Wort, weil es von Ihm ist und von Ihm handelt. Daß das Wort vom Herrn sei, wird von niemanden in der Kirche geleugnet; daß aber das Wort vom Herrn allein handle, dies ist zwar nicht geleugnet, aber auch nicht erkannt worden; es ist aber gezeigt worden in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn» Nr. 1-7 und 37-44; in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 62-69, 80-90, 98-100. Weil nun das Wort aus dem Herrn allein ist, und vom Herrn allein handelt, so folgt, daß der Mensch aus dem Herrn belehrt wird, wenn er aus dem Wort belehrt wird; denn Er ist das göttliche Wort: wer sonst könnte das Göttliche mitteilen, und es den Herzen eingeben, als das Göttliche selbst, aus Dem es stammt, und von Dem es handelt. Deshalb sagt der Herr, wo Er von Seiner Verbindung mit den Jüngern spricht, „daß sie in Ihm bleiben sollen, und Seine Worte in ihnen“: Joh.15/7. „Daß Seine Worte Geist und Leben seien“: Joh.6/63. „Und daß Er Wohnung mache bei denjenigen, die Seine Worte halten“: Joh.14/20-24. ‚Aus dem Herrn denken‘ heißt daher: aus dem Wort denken, sowie durch das Wort. Daß alle Teile des Wortes in Gemeinschaft mit dem Himmel stehen, ist in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« von Anfang bis zu Ende gezeigt worden; und weil der Herr der Himmel ist, so wird verstanden, daß alle Teile des Wortes mit dem Herrn selbst in Gemeinschaft stehen; die Engel des Himmels stehen zwar in Gemeinschaft, aber auch nur durch den Herrn. 

 

Zweitens: Der Herr ist das Wort, weil es das göttlich Wahre des göttlich Guten ist. Daß der Herr das Wort sei, lehrt dieses bei Johannes in den Worten: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort; und das Wort ward Fleisch, und gewohnte unter uns“: Joh.1/1,14. Weil man bisher dieses nur so verstand, daß Gott den Menschen durch das Wort lehre, so wurde es durch ein Verkleinerungswort [per vocem elevationis] erklärt, in welchem liegt, daß der Herr nicht das Wort selbst sei. Der Grund hiervon ist, daß man nicht wußte, daß unter dem Wort das göttlich Wahre des göttlich Guten zu verstehen ist, oder, was dasselbe ist, die göttliche Weisheit der göttlichen Liebe; daß diese der Herr selbst seien, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« im ersten Teil gezeigt worden, und daß sie auch das Wort seien, in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 1-86. Inwiefern der Herr das göttlich Wahre des göttlich Guten sei, soll hier auch mit wenigem gesagt werden. Kein Mensch ist Mensch vermöge seines Angesichtes und seines Körpers, sondern vermöge des Guten seiner Liebe und vermöge des Wahren seiner Weisheit; und weil der Mensch durch diese Mensch ist, so ist auch jeder Mensch sein Wahres und sein Gutes, oder seine Liebe und seine Weisheit; ohne diese ist er nicht Mensch; der Herr aber ist das Gute selbst und das Wahre selbst, oder, was dasselbe ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst; und diese sind das Wort, das im Anfang bei Gott, und das Gott war, und Fleisch wurde. 

 

Drittens: Aus dem Wort belehrt werden heißt, vom Herrn selbst belehrt werden, weil es soviel ist, als aus dem Guten selbst und aus dem Wahren selbst oder aus der Liebe selbst und aus der Weisheit selbst, die, wie gesagt, das Wort sind; allein jeder wird belehrt gemäß dem Verstand seiner Liebe; was über diesen hinausgeht, haftet nicht. Alle diejenigen, die vom Herrn im Wort belehrt werden, werden in der Welt in wenigen Wahrheiten unterrichtet, in vielen aber, wenn sie Engel werden; denn das Innere des Wortes, welches das geistig Göttliche, und das himmlisch Göttliche enthält, wird zugleich mit eingepflanzt; allein dies wird beim Menschen erst nach seinem Hinscheiden aufgeschlossen, im Himmel, wo er in der Engelsweisheit ist, die im Verhältnis zur menschlichen, somit zu seiner früheren, unaussprechlich ist. Daß das geistig Göttliche und das himmlisch Göttliche, welches die Engelsweisheit ausmacht, in allem und jedem des Wortes sei, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 5-26. 

 

Viertens: Daß dieses mittelbar durch Predigten geschieht, hebt die Unmittelbarkeit nicht auf: das Wort kann nicht anders, als mittelbar durch die Eltern, Lehrer, Prediger, Bücher, und besonders durch das Lesen desselben gelehrt werden; dennoch aber wird es nicht von diesen gelehrt, sondern durch sie vom Herrn. Dies ist auch dem Wissen der Prediger gemäß, welche sagen, daß sie nicht aus sich, sondern aus dem Geist Gottes reden, und daß alles Wahre sowie alles Gute von Gott komme; sie können es zwar aussprechen, und es bei vielen in den Verstand hineinbringen, aber nicht in jemandes Herz, und was nicht im Herzen des Menschen ist, das geht im Verstand unter; unter ‚Herz‘ ist die Liebe des Menschen zu verstehen. Hieraus läßt sich denn ersehen, daß der Mensch vom Herrn allein geführt und belehrt wird, und zwar unmittelbar von Ihm, wenn aus dem Wort. Dies ist das Geheimnis der Geheimnisse der Engelsweisheit.

 

(173)

Daß durch das Wort auch denen Licht zuteil werde, die außerhalb der Kirche sind, und das Wort nicht haben, ist in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 104-113 gezeigt worden; und weil durch das Wort dem Menschen Licht zukommt, und durch das Licht Verstand, und zwar den Bösen sowohl, als den Guten, so folgt, daß aus dem Licht in seinem Ursprung das Licht in seinen Ableitungen hervorgeht, welche die Wahrnehmungen und Gedanken über jeden Gegenstand sind. Der Herr sagt auch, „ohne Ihn könne man nichts tun“: Joh.15/5. „Der Mensch könne nichts nehmen, es sei ihm denn vom Himmel gegeben“: Joh.3/27; „und der Vater im Himmel lasse Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und sende Regen herab über Gerechte und Ungerechte“: Matth.5/45. Unter der Sonne ist hier, wie anderwärts im Wort in dessen geistigem Sinn das göttlich Gute der göttlichen Liebe, und unter dem Regen das göttlich Wahre der göttlichen Weisheit zu verstehen. Diese werden den Bösen und Guten, den Gerechten und Ungerechten gegeben; denn wenn sie nicht gegeben würden, so hätte niemand ein Wahrnehmen und Denken. Daß es nur ein einziges Leben gebe, aus dem alle Leben haben, ist oben gezeigt worden; das Wahrnehmen und Denken aber ist eine Äußerung des Lebens; weshalb aus derselben Quelle, aus der das Leben fließt, auch das Wahrnehmen und Denken herstammt. Daß alles Licht, das den Verstand macht, aus der Sonne der geistigen Welt sei, die der Herr ist, ist oben ausführlich nachgewiesen worden.

 

(174)

V. Der Mensch wird vom Herrn im Äußeren geführt und belehrt dem vollen Anschein nach wie aus sich selbst: dies geschieht in seinem Äußeren, nicht aber im Inneren. Niemand weiß, wie der Herr den Menschen in seinem Inneren führt und lehrt, sowie er auch nicht weiß, wie die Seele bewirkt, daß das Auge sieht, das Ohr hört, die Zunge und der Mund spricht, und das Herz das Blut treibt, die Lunge atmet, der Magen verdaut, die Leber und der Pankreas zerteilen, und die Nieren absondern, und unzähliges andere. Dergleichen gelangt nicht zur Wahrnehmung und Empfindung des Menschen. Ebensowenig das, was vom Herrn in den inneren Substanzen und Formen des Gemüts geschieht, was noch unendlich mehreres ist. Das Wirken des Herrn in ihnen kommt dem Menschen nicht zur Erscheinung; wohl aber die Wirkungen selbst, welche vielfältig sind, und auch einige Ursachen der Wirkungen. Diese sind das Äußere, in welchem der Mensch zugleich mit dem Herrn ist; und weil das Äußere mit dem Inneren eines ausmacht - denn beide hängen in einer Reihe zusammen - deshalb kann im Inneren vom Herrn nicht anders verfahren werden, als dem gemäß, was im Äußeren vermittelst des Menschen vorbereitet wird. Daß der Mensch denke, wolle, rede und handle dem vollen Anschein nach wie aus sich, weiß jeder, sowie auch jeder sehen kann, daß ohne diesen Anschein der Mensch keinen Willen und Verstand, somit keine Neigung und keinen Gedanken hätte, und auch keine Empfänglichkeit für etwas Gutes und Wahres vom Herrn. Weil es sich nun so verhält, so folgt, daß ohne diesen Anschein auch keine Erkenntnis von Gott stattfände, keine tätige Liebe und kein Glaube, somit keine Besserung und Wiedergeburt, also keine Seligkeit; woraus erhellt, daß dieser Schein dem Menschen verliehen ist wegen aller jener Nutzwirkungen [usus]; und vorzüglich, damit Empfänglichkeit und Wechselseitigkeit bei ihm sei, durch die der Herr mit dem Menschen, und der Mensch mit dem Herrn verbunden werden kann, und damit der Mensch durch diese Verbindung in Ewigkeit lebe. Dies ist der Schein, der hier verstanden wird.

 

 


(9)

 

Es ist Gesetz der göttlichen Vorsehung, daß der Mensch nichts vom Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnehme und empfinde,

sie aber dennoch kenne und anerkenne

 

 

(175)

Der natürliche Mensch, der nicht an die göttliche Vorsehung glaubt, denkt bei sich: was ist göttliche Vorsehung, da die Bösen sich zu Ehrenstellen emporschwingen und mehr Schätze gewinnen, als die Guten, und vieles Ähnliche denen, die keine göttliche Vorsehung glauben, besser gelingt, als denen, die an sie glauben; ja die Ungläubigen und Gottlosen den Gläubigen und Frommen sogar Kränkungen, Schaden und Unglück und bisweilen den Tod zufügen können, und zwar durch List und Bosheit? Ferner denkt er: Liegt es mir nicht durch die Erfahrung klar zutage, daß betrügerische Ränke, wenn nur der Mensch durch erfinderische Schlauheit zu machen weiß, daß sie als redlich und gerecht erscheinen, mehr ausrichten als Redlichkeit und Gerechtigkeit? - Und alles übrige, was ist es anderes, als Notwendigkeit, Konsequenz, Zufall, worin nichts von einer göttlichen Vorsehung zum Vorschein kommt? - Gehört nicht die Notwendigkeit der Natur an? Sind nicht die Konsequenzen Ursachen hervorgehend aus der natürlichen oder bürgerlichen Ordnung? Und entsteht nicht das Zufällige aus unbekannten Ursachen oder aus gar keinen? - So denkt der natürliche Mensch bei sich, der nichts Gott, sondern alles der Natur zuschreibt; denn wer nichts Gott zuschreibt, schreibt auch der göttlichen Vorsehung nichts zu, weil Gott und die göttliche Vorsehung eins ausmachen. Anders aber spricht oder denkt der geistige Mensch bei sich. Wiewohl dieser die göttliche Vorsehung in ihrem Fortschreiten weder im Denken begreift, noch mit der Sehkraft des Auges empfindet, so weiß er doch um sie und erkennt sie an. Weil nun die obenerwähnten Erscheinungen und die daraus hervorgehenden Täuschungen den Verstand verblendet haben, und derselbe keine Sehkraft empfangen kann, wenn nicht die Täuschungen, welche Blindheit, und die Irrtümer, welche Finsternis herbeiführen, verscheucht werden, und dies nur durch Wahrheiten geschehen kann, in denen die Kraft liegt, das Falsche auszutreiben, darum müssen diese aufgeschlossen werden, und zwar der Deutlichkeit wegen in folgender Ordnung: 

 

I. Wenn der Mensch das Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnähme und empfände, so würde er nicht aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handeln, und ihm nichts als aus ihm [hervorgehend] erscheinen. Ebenso wenn er die Erfolge voraus wüßte. 

 

II. Wenn der Mensch die göttliche Vorsehung deutlich sähe, so würde er sich in die Ordnung und Haltung ihres Fortschreitens eindrängen, und dieselbe verkehren und zerstören. 

 

III. Wenn der Mensch die göttliche Vorsehung deutlich sähe, so würde er entweder Gott leugnen, oder sich zum Gott machen. 

 

IV. Dem Menschen ist gegeben, die göttliche Vorsehung im Rücken und nicht von Angesicht zu sehen; ferner nur im geistigen Zustand und nicht im natürlichen. 

 

(176)

I. Wenn der Mensch das Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnähme und empfände, so würde er nicht aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handeln, und ihm nichts als das Seinige erscheinen. Ebenso wenn der Mensch die Erfolge voraus wüßte. Daß es Gesetz der göttlichen Vorsehung sei, daß der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handle, wie auch, daß alles, was der Mensch will, denkt, redet und tut, ihm wie aus ihm [hervorgehend] erscheine, und daß ohne diesen Schein kein Mensch das Seinige besäße, oder sich selbst angehörte, mithin derselbe auch nichts Eigenes hätte, und somit keine Zurechnung für ihn stattfände, ohne die aber es gleichgültig wäre, ob er Böses oder Gutes täte, und ob er Glauben an Gott oder Beredung der Hölle hätte, und er mit einem Wort nicht Mensch wäre, ist oben in seinen Abschnitten bis zur klaren Anschauung des Verstandes nachgewiesen worden. Hier soll nun gezeigt werden, daß der Mensch keine Freiheit hätte, seiner Vernunft gemäß zu handeln, und es für ihn keinen Schein gäbe, als ob er aus sich handelte, wenn er das Wirken der göttlichen Vorsehung wahrnähme und empfände, so würde er auch von ihr geführt werden, da der Herr durch Seine göttliche Vorsehung alle führt, und der Mensch nur scheinbar sich selbst, wie ebenfalls oben gezeigt wurde. Wenn er daher mit lebendiger Wahrnehmung end Empfindung geführt würde, so wäre er sich seines Lebens nicht bewußt, und würde dann kaum anders als ein Automat [sculptile] zum Tönen und zur Bewegung angetrieben werden. Wäre er sich aber dennoch seines Lebens bewußt, so würde er nicht anders geführt werden, als wie ein mit Handschellen und Fußeisen Gebundener, oder wie das Zugvieh vor dem Wagen. Wer sieht nicht, daß der Mensch alsdann keinen freien Willen, und wenn keinen freien Willen, auch keine Vernunft hätte, da jeder nur aus und in der Freiheit denkt, und alles, was er nicht aus und in der Freiheit denkt, ihm nicht als aus ihm, sondern als aus einem anderen kommend erscheint; ja, wenn man dieses tiefer erwägt, so wird man inne werden, daß er überall kein Denken, und noch weniger Vernunft hätte, und somit kein Mensch wäre.

 

(177)

Das Wirken der göttlichen Vorsehung des Herrn geht ununterbrochen darauf hin, den Menschen vom Bösen abzuziehen. Würde nun jemand dieses ununterbrochene Wirken wahrnehmen und empfinden, und doch nicht als ein Gebundener geführt werden, würde er alsdann nicht beständig widerstreben, und entweder mit Gott hadern, oder sich in die göttliche Vorsehung einmischen? Wäre das letztere, so würde er sich auch zu einem Gott machen; wäre aber das erstere, so würde er sich des Bandes entledigen, und Gott leugnen? Offenbar wären alsdann ja zwei fortwährend einander entgegenwirkende Kräfte da, eine Kraft des Bösen vom Menschen, und eine Kraft des Guten von Gott, und wenn zwei Gegensätze gegeneinander wirken, dann siegt entweder der eine, oder es gehen beide zugrunde; hier aber gehen, wenn der eine siegt, wirklich beide zugrunde; denn das Böse, das der Anteil des Menschen ist, nimmt das Gute vom Herrn nicht augenblicklich auf, noch treibt das Gute vom Herrn das Böse vom Menschen augenblicklich aus; würde das eine oder das andere in einem Augenblick geschehen, so bliebe dem Menschen keine Leben mehr. Diese und mehrere andere verderbliche Folgen würden entstehen, wenn der Mensch das Wirken der göttlichen Vorsehung deutlich wahrnähme und empfände; allein dies soll im Verfolg an Beispielen deutlich nachgewiesen werden.

 

(178)

Daß dem Menschen nicht gegeben wird, die Erfolge vorherzuwissen, geschieht auch darum, damit er aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß handeln könne; denn bekannt ist, daß der Mensch von allem, was er liebt, auch die Wirkung will, und zu ihr sich hinbewegt durch seine Vernunft, ferner, daß der Mensch nichts mit seiner Vernunft überlegt, was nicht aus dem Trieb hervorginge, durch das Denken zu einer Wirkung zu kommen; wenn er daher die Wirkung oder den Erfolg aus göttlicher Vorhersagung wüßte, so würde die Vernunft ruhen, und mit der Vernunft der Trieb; denn der Trieb hört mit der Vernunft in der Wirkung auf, und mit dieser fängt alsdann ein neuer an. Der eigentliche Lustreiz der Vernunft ist, aus dem Trieb im Denken schon die Wirkung zu sehen, nicht in ihr, sondern vor ihr, d.h. nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft. Hieraus entsteht für den Menschen das, was man Hoffnung nennt, die in der Vernunft zunimmt und abnimmt, je nachdem diese den Erfolg sieht oder erwartet. Dieser Lustreiz wird im Erfolg befriedigt; dann aber verwischt er sich zugleich mit dem Denken daran. Dasselbe würde beim Vorauswissen des Erfolges stattfinden. Das Gemüt des Menschen ist fortwährend in diesen dreien, die man Absicht, Ursache und Wirkung nennt; fehlt eines von diesen, so ist das menschliche Gemüt nicht in seinem Leben; die Neigung des Willens ist die wirkende Absicht [finis a quo], das Denken des Verstandes ist die vermittelnde Ursache [causa per quam], und die Handlung des Körpers, die Rede des Mundes, oder die äußere Empfindung sind die Wirkungen der Absicht durch das Denken. Daß das menschliche Gemüt nicht in seinem Leben sei, solange es nur in der Neigung des Willens ist, und in nichts Weiteres übergeht, und ebenso, wenn es nur in der Wirkung ist, ist jedem klar. Das Gemüt empfängt also kein Leben von einem derselben abgetrennt, sondern von jenen dreien in Verbindung. Dieses Leben des Gemüts würde abnehmen und entweichen beim Vorherwissen des Erfolgs.

 

(179)

Weil das Vorherwissen der Zukunft das Menschliche selbst aufhebt, das im Handeln aus freiem Willen der Vernunft gemäß liegt, darum wird keinem gegeben, die Zukunft zu wissen; einem jeden aber ist erlaubt, aus seiner Vernunft auf die Zukunft zu schließen, wodurch die Vernunft mit all dem Ihrigen in ihrem Leben ist. Daher kommt es, daß der Mensch sein Schicksal nach dem Tode nicht weiß, noch irgendeinen Erfolg weiß, ehe er sich in ihm befindet. Denn wenn er ihn wüßte, so würde er nicht mehr aus seinem inneren Ich [ex interiore se] darüber denken, wie er handeln oder leben müsse, um dazu zu gelangen, sondern nur aus seinem äußeren Ich [ex exteriore se], daß er dazu gelange, und dieser Zustand verschließt das Innere seines Gemüts, in dem die zwei Vermögen seines Lebens, welche die Freiheit und die Vernunft sind, vorzugsweise wohnen. Das Verlangen, die Zukunft vorherzuwissen ist den meisten angeboren, allein dieses Verlangen hat seinen Ursprung in der Liebe zum Bösen; weshalb es denen, die an die göttliche Vorsehung glauben, genommen, und ihnen dafür die Zuversicht gegeben wird, daß der Herr ihr Geschick ordne, und darum wollen sie es nicht vorauswissen, damit sie sich nicht auf irgendeine Weise in die göttliche Vorsehung eindrängen; dies lehrt der Herr durch mehreres bei Luk.12/14-18. Daß dieses ein Gesetz der göttlichen Vorsehung sei, läßt sich durch vieles aus der geistigen Welt bestätigen. Die meisten wollen, wenn sie nach dem Hinscheiden dahin gelangen, ihr Schicksal wissen; es wird ihnen aber geantwortet, ihr Los sei im Himmel, wenn sie gut gelebt hätten, in der Hölle aber, wenn sie böse gelebt hätten. Weil aber alle, auch die Bösen, die Hölle fürchten, so fragen sie, was sie tun oder glauben müßten, um in den Himmel zu kommen; es wird ihnen aber geantwortet, sie sollten tun und glauben, wie sie wollten; sie möchten aber wissen, daß man in der Hölle nicht Gutes tue, und nicht das Wahre glaube, sondern im Himmel: erforsche, was gut und was wahr ist, und denke dieses und tue jenes, wenn du vermagst. So wird einem jeden überlassen, aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß zu handeln, in der geistigen Welt wie in der natürlichen Welt; wie sie aber in dieser Welt gehandelt haben, so handeln sie auch in jener, denn einen jeden erwartet sein Leben, und infolgedessen sein Los, weil das Los [eine Folge] des Lebens ist.

 

(180)

II. Würde der Mensch die göttliche Vorsehung deutlich sehen, so würde er sich in die Ordnung und Haltung ihres Fortschreitens eindrängen, und dieselbe verkehren und zerstören. Damit dies zur klaren Wahrnehmung des vernünftigen und selbst des natürlichen Menschen komme, soll es durch Beispiele beleuchtet werden in folgender Ordnung: I. Das Äußere steht in einem solchen Zusammenhang mit dem Inneren, daß sie bei allem Wirken eins ausmachen. II. Der Mensch ist nur in einigem Äußeren [zugleich] mit dem Herrn, und wenn er auch zugleich im Inneren wäre, so würde er alle Ordnung und Haltung des Fortschreitens der göttlichen Vorsehung verkehren und zerstören; doch dies soll, wie gesagt, durch Beispiele beleuchtet werden. 

 

Erstens: Das Äußere steht in einem solchen Zusammenhang mit dem Inneren, daß sie bei allem Wirken eins ausmachen. Die Beleuchtung durch Beispiele geschehe hier durch einiges, was im menschlichen Körper ist: im Ganzen und in jedem Teil findet sich Äußeres und Inneres; das Äußere nennt man hier Häute, Membranen, und Hüllen, das Innere sind Formen, die verschieden zusammengesetzt und zusammengewoben sind aus Nervenfasern und Blutgefäßen. Die Hülle, die sie umschließt, dringt durch von ihr auslaufende Äste in alles Innere bis zum Innersten ein, und so verbindet sich das Äußere, das die Hülle ist, mit allem Inneren, das die aus Fibern und Gefäßen bestehenden organischen Formen sind; woraus folgt, daß, wie das Äußere sich bewegt oder bewegt wird, so auch das Innere sich bewegt oder bewegt wird; denn bei allem findet eine fortlaufende Verbündelung [confasciculatio] statt. Nimm nur im Körper irgendeine gemeinsame Hülle, z.B. das Rippenfell, das die gemeinsame Hülle der Brust, oder des Herzens und der Lunge ist, und betrachte es mit anatomischem Auge, oder frage, wenn dies nicht Sache deines Studiums ist, die Anatomen, so wirst du hören, daß diese gemeinsame Hülle durch verschiedene Umhüllungen und dann durch Ausläufe aus ihr, die immer dünner und dünner werden, ins Innerste der Lunge eindringt, bis in die kleinsten Luftröhrenäste, und selbst in die Hohldrüsen, welche die Anfänge der Lunge sind; nicht zu gedenken ihres weiteren Fortschreitens durch die Luftröhre in die Kehle bis zur Zunge. Hieraus erhellt, daß ein fortlaufender Zusammenhang des Äußersten mit dem Innersten besteht, und daher, so wie das Äußerste sich bewegt oder bewegt wird, so auch das Innere vom Innersten aus sich bewegt oder bewegt wird. Daher kommt, daß, wenn jene äußerste Hülle, die das Rippenfell ist, sich mit Wasser füllt oder entzündet, oder voll Geschwüre ist, auch die Lunge vom Innersten aus leidet, und wenn die Krankheit zunimmt, alle Tätigkeit der Lunge aufhört, und der Mensch stirbt. So verhält es sich überall sonst im ganzen Körper, wie z.B. mit dem Bauchfell, der gemeinsamen Umhüllung aller Eingeweide des Unterleibes; so auch ferner mit den Umhüllungen jedes einzelnen Teils, z.B. dem Magen, der Leber, dem Pankreas, der Milz, den Gedärmen, dem Gekröse, den Nieren, und mit den Zeugungsorganen bei jedem Geschlecht. Nimm eines von diesen und betrachte es entweder selbst, und du wirst es sehen, oder frage Erfahrene in dieser Wissenschaft, und du wirst es hören. Nimm z.B. die Leber, so wirst du finden, daß eine Verbindung des Bauchfells statthat mit der Umhüllung dieses Eingeweides, und durch die Umhüllung mit seinem Innersten; denn von hier aus gehen ununterbrochene Ausläufe und Einfügungen gegen das Innere, und so Fortsetzungen bis zum Innersten, und dadurch eine Verflechtung aller Teile, die von der Art ist, daß, wenn die Hülle sich bewegt oder bewegt wird, das ganze Gebilde sich ebenso bewegt oder bewegt wird. Ebenso verhält es sich mit dem übrigen, und zwar deshalb, weil in jeder Form das Gemeinsame und Besondere, oder das Universelle und das Einzelne, durch eine wunderbare Verbindung nur eins ausmachen. Daß in den geistigen Formen und in den Veränderungen und Wechseln ihrer Zustände, die sich auf die Tätigkeiten des Willens und des Verstandes beziehen, ähnliches vorgehe wie in den natürlichen Formen und deren Wirkungen, die sich auf die Bewegungen und Tätigkeiten beziehen, wird man weiter unten sehen. Weil nun der Mensch in manchen äußeren Wirkungen zugleich mit dem Herrn ist und keinem die Freiheit, seiner Vernunft gemäß zu handeln, genommen wird, so folgt, daß der Herr im Inneren nicht anders verfahren kann, als Er zugleich mit dem Menschen im Äußeren verfährt. Wenn daher der Mensch nicht das Böse als Sünde flieht und verabscheut, so wird das Äußere seines Denkens und Wollens befleckt und geschwächt, und dann zugleich dessen Inneres, vergleichsweise wie das Rippenfell durch seine Krankheit, die das Seitenstechen heißt, und an welcher der Körper stirbt. 

 

Zweitens: Wenn der Mensch zugleich im Inneren wäre, so würde er alle Ordnung und gleichmäßige Haltung des Fortschreitens der göttlichen Vorsehung verkehren und zerstören. Auch dieses möge durch Beispiele am menschlichen Körper beleuchtet werden. Wenn der Mensch um die Einwirkungen der beiden Gehirne auf die Fibern, und der Fibern auf die Muskeln, und der Muskeln auf die Tätigkeiten wüßte, und infolge des Bewußtseins hiervon allem seine Richtung gäbe, wie er den Tätigkeiten ihre Richtung gibt, würde er dann nicht alles verkehren und zerstören? Wenn der Mensch wüßte, wie der Magen verdaut, die Eingeweide ringsherum ihre Aufgabe erhalten, das Blut bereiten, und es zu jeder Lebensverrichtung verteilen, und er in der Anordnung dieser Dinge ebenso [selbsttätig] wäre wie in seinem Äußeren, z.B. dem Essen und Trinken, würde er nicht alles verkehren und zerstören? Da er nicht einmal das Äußere, das doch nur als eines erscheint, regieren kann, ohne es durch Schwelgerei und Unmäßigkeit zu verderben, was würde erst geschehen, wenn er auch das Innere anordnete, das unendlich vieles ist? Damit also der Mensch nicht ins Innere eindringe mit einigem Willen, und es sich unterwerfe, wurde es seinem Willen ganz und gar entzogen, außer den Muskeln, welche die Bekleidung bilden, und auch von diesen weiß er nicht, wie sie wirken, sondern nur, daß sie wirken. Ebenso verhält es sich mit dem übrigen; wenn z.B. der Mensch das Innere des Auges zum Sehen einrichtete, das Innere des Ohrs zum Hören, das Innere der Zunge zum Schmecken, das Innere der Haut zum Fühlen, das Innere des Herzens zur systolischen Bewegung, das Innere der Lunge zum Atmen, das Innere des Gekröses zur Verteilung des Speisesaftes, das Innere der Nieren zum Absondern, das Innere der Zeugungsorgane zum Erzeugen, das Innere des Uterus zur Bildung des Embryo, usw., würde er nicht hierin auf unendliche Weise die Ordnung des Fortschreitens der göttlichen Vorsehung verkehren und zerstören? Daß der Mensch im Äußeren ist, ist bekannt, daß er z.B. mit dem Auge sieht, mit dem Ohr hört, mit der Zunge schmeckt, mit der Haut fühlt, mit der Lunge atmet, dem Weibe Frucht erweckt, usw.; ist es nun nicht genug, daß er das Äußere weiß, und damit waltet zur Gesundheit des Körpers und der Seele? Wenn er nun schon dies nicht kann, was würde geschehen, wenn er auch das Innere regierte? - Hieraus kann man nun ersehen, daß der Mensch, wenn er die göttliche Vorsehung deutlich wahrnähme, sich in die Ordnung und gleichmäßige Haltung ihres Waltens eindrängen, und sie verkehren und zerstören würde.

 

(181)

Daß es sich mit dem Geistigen des Gemüts ebenso verhält, wie mit dem Natürlichen des Körpers, kommt daher, daß alle Teile des Gemüts mit allen Teilen des Körpers im Entsprechungsverhältnis stehen. Daher bewegt auch das Gemüt den Köper im Äußeren, und im allgemeinen nach jedem Wink. Es bringt die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, den Mund und die Zunge zum Essen und Trinken, und auch zum Reden, die Hände zum Tun, die Füße zum Gehen, die Zeugungsorgane zum Erzeugen; das Gemüt treibt hierzu nicht nur das Äußere an, sondern auch das Innere nach seiner ganzen Reihenfolge, vom Innersten aus das Äußerste, und vom Äußersten aus das Innerste; so wenn es den Mund zum Reden bewegt, bewegt es die Lunge, die Kehle, die Stimmritze, die Zunge, die Lippen, und zugleich ein jedes besonders für seinen Dienst, und auch das Gesicht zur Übereinstimmung. Hieraus erhellt, daß von den geistigen Formen des Gemüts ähnliches gesagt werden muß, was von den natürlichen des Körpers gesagt wurde, und von den geistigen Tätigkeiten des Gemüts, was von den natürlichen des Körpers; und daß mithin, so wie der Mensch das Äußere anordnet, so der Herr das Innere anordnet, also anders, wenn der Mensch das Äußere aus sich anordnet, und anders, wenn er das Äußere aus dem Herrn und zugleich wie von sich anordnet. Das Gemüt des Menschen ist auch seiner ganzen Form nach Mensch; denn es ist sein Geist, der nach dem Tod als Mensch erscheint, ganz wie in dieser Welt; und somit ist ähnliches in beiden: und so ist, was gesagt wurde von der Verbindung des Äußeren mit dem Inneren im Körper, auch von der Verbindung des Äußeren und Inneren im Gemüt zu verstehen, nur mit dem Unterschied, daß das eine natürlich, und das andere geistig ist.

 

(182)

III. Wenn der Mensch die göttliche Vorsehung deutlich wahrnähme, so würde er entweder Gott leugnen, oder sich zum Gott machen: Der bloß natürliche Mensch spricht bei sich: was ist göttliche Vorsehung? Ist sie etwas anderes oder mehr als ein Wort beim großen Haufen vom Priester her? Wer hat etwas von ihr gesehen? Sind es nicht die Klugheit, die Weisheit, die List und die Bosheit, aus denen alles in der Welt entsteht? Sind nicht die übrigen Dinge von daher nur Notwendigkeiten und natürliche Folgen, und mehrere auch nur Zufälligkeiten? Ist die göttliche Vorsehung in diesen verborgen: wie kann sie es sein in Betrügereien und Ränken? und doch sagt man, daß die göttliche Vorsehung alles wirke? So laß sie mich denn sehen, und ich will an sie glauben! Könnte sie wohl jemand eher glauben? - So spricht der bloß natürliche Mensch; anders aber spricht der geistige Mensch, weil dieser Gott anerkennt, so erkennt er auch die göttliche Vorsehung an, und sieht sie auch; er kann sie aber keinem kundbar machen, der nur in der Natur aus der Natur denkt; denn ein solcher kann sein Gemüt nicht über diese erheben, und in ihren Erscheinungen etwas von der göttlichen Vorsehung erblicken, noch von ihr auf etwas schließen aus ihren Gesetzen, die auch Gesetze der göttlichen Weisheit sind. Wenn er daher jene deutlich wahrnähme, so würde er sie mit der Natur vermischen, und sie auf diese Weise nicht allein durch Trugschlüsse verhüllen, sondern auch entweihen, und anstatt sie anzuerkennen, würde er sie leugnen, und wer die göttliche Vorsehung im Herzen leugnet, der leugnet auch Gott. Man muß entweder denken, daß Gott alles regiere, oder die Natur; wer denkt, daß Gott alles regiere, der denkt auch, daß die Liebe selbst und die Weisheit selbst, also das Leben selbst [alles regiere]; wer aber denkt, daß die Natur alles regiere, der denkt auch, daß die natürliche Wärme und das natürliche Licht [alles regieren], die doch an sich tot sind, weil sie aus einer toten Sonne stammen. Regiert denn nicht das wahrhaft Lebende, das Tote? Wie könnte das Tote etwas regieren? Wenn du denkst, das Tote könne sich Leben geben, so bist du im Irrwahn; Leben wird nur aus dem Leben hervorgehen.

 

(183)

Daß der Mensch, wenn er die göttliche Vorsehung und ihr Wirken deutlich wahrnähme, Gott leugnen würde, erscheint als unwahrscheinlich, weil es scheint, daß wer sie deutlich wahrnähme, nicht anders könnte, als sie anerkennen, und somit auch Gott; allein es findet dennoch das Gegenteil statt. Die göttliche Vorsehung wirkt niemals in Übereinstimmung mit der Willensneigung des Menschen, sondern fortwährend ihr entgegen; denn aus seinem Erbübel strebt der Mensch immer zur untersten Hölle hin, der Herr aber lenkt ihn durch Seine göttliche Vorsehung fortwährend von ihr ab, und zieht ihn aus ihr heraus; zuerst in eine mildere Hölle, dann von der Hölle hinweg, und zuletzt zu Sich in den Himmel. Dies ist das fortwährende Wirken der göttlichen Vorsehung; wenn daher der Mensch dieses Abziehen oder Hinwegführen deutlich wahrnähme und empfände, so würde er zürnen, und Gott für seinen Feind halten, und aus dem Bösen seines Eigenen Ihn leugnen; darum wird der Mensch, damit er um jenes nicht wisse, in der Freiheit erhalten, vermöge welcher er nicht anders weiß, als daß er sich selbst führe. Beispiele mögen jedoch zur Beleuchtung dienen. Vermöge seines Erbübels will der Mensch groß werden, wie er denn auch reich werden will; ja insoweit diese Triebe nicht gezügelt werden, will er immer größer und reicher, und endlich der Größte und Reichste werden; und auch so würde er nicht ruhen, sondern noch größer als Gott selbst werden wollen, und den Himmel selbst besitzen wollen: diese Begierde liegt im Innersten der anererbten Neigung zum Bösen, und somit im Leben des Menschen und in der Natur seines Lebens. Die göttliche Vorsehung nimmt dieses Böse nicht in einem Augenblick hinweg, denn, würde sie es in einem Augenblick hinwegnehmen, so würde der Mensch nicht mehr leben; sondern sie nimmt es unbemerkt und nach und nach hinweg, ohne daß der Mensch etwas davon weiß: dies geschieht dadurch, daß dem Menschen gestattet ist, gemäß dem Denken, das er zu seiner Vernunft macht, zu handeln, und dann führt sie ihn durch verschiedene Mittel hinweg, sowohl durch Vernunftgründe, als durch bürgerliche und sittliche [Gesetze], und auf diese Weise wird er davon abgezogen, soweit dieses mit seinem freien Willen geschehen kann. Auch kann das Böse keinem genommen werden, wenn es nicht zum Vorschein kommt, gesehen und erkannt wird; es ist wie eine Wunde, die nicht geheilt wird, wenn man sie nicht öffnet. Wenn daher der Mensch wüßte und sähe, daß der Herr durch Seine göttliche Vorsehung so wirke gegen seine Grundneigung, in der doch für ihn der höchste Lustreiz liegt, so müßte er notwendig sich dem Entgegengesetzten zuwenden, und aufbrausen, sich beklagen, harte Dinge dagegen reden, und endlich aus seinem Bösen das Wirken der göttlichen Vorsehung entfernen, indem er sie, und somit auch Gott leugnete; besonders wenn er sähe, daß dem Gelingen seiner Pläne entgegengearbeitet, und er von seiner Würde herabgestoßen, und seines Reichtums beraubt wird. Es ist aber wohl zu merken, daß der Herr niemals einen Menschen von der Bewerbung um Ehrenstellen, oder von Erwerbung des Reichtums abzieht, sondern nur von der Begierde, sich um Ehrenstellen zu bewerben bloß um der Größte oder um seinetwillen, und ebenso1 von der Begierde, Reichtümer zu erwerben nur um des Reichtums oder Vermögens willen. Indem Er ihn aber von diesen abzieht, führt Er ihn in die Liebe zu Nutzwirkungen, so daß er nach Größe strebt, nicht um seinetwillen, sondern um Nutzen zu stiften, damit er also den Nutzwirkungen diene, und dadurch erst sich, aber nicht sich und dadurch den Nutzwirkungen; ebenso beim Reichtum. Daß der Herr fortwährend die Stolzen demütige, und die Demütigen erhöhe, lehrt Er selbst in vielen Stellen des Wortes, und was Er dort lehrt , ist auch [Ges etz] Seiner göttlichen Vorsehung.

 

[1] ebenso, für: similiter non

 

(184)

Ebendies geschieht mit anderem Bösen, in welchem der Mensch aus angeerbter Neigung ist, z.B. mit dem Ehebruch, dem Betrug, der Rache, der Lästerung, und anderem Ähnlichen; welches alles nur so entfernt werden kann, daß ihm die Freiheit, es zu denken und zu wollen, gelassen wird, und somit der Mensch es wie von sich selbst entfernen muß, was er jedoch nur kann, wenn er die göttliche Vorsehung anerkennt, und sie anfleht, daß es durch sie geschehen möge. Ohne jene Freiheit und die göttliche Vorsehung zugleich würde jenes Böse einem eingeschlossenen und nicht entfernten Gift ähnlich sein, das in kurzem sich verbreiten und alles dem Tod übergeben würde; es würde einer Krankheit des Herzens selbst ähnlich sein, an welcher der ganze Körper schnell stirbt. 

 

(185)

Daß es sich so verhalte, kann man nicht besser erkennen, als an den Menschen nach dem Tod in der geistigen Welt. Daselbst reden die meisten, die in der natürlichen Welt groß und reich geworden waren, und bei den Ehrenstellen, wie bei den Reichtümern, nur sich allein im Auge hatten, anfangs von Gott und von der göttlichen Vorsehung, als wenn sie dieselbe im Herzen anerkannt hätten; weil sie aber dann die göttliche Vorsehung deutlich wahrnehmen, und hierdurch auch ihr letztes Schicksal, daß sie nämlich in die Hölle kommen werden, so verbinden sie sich mit den Teufeln daselbst, und leugnen dann nicht nur Gott, sondern lästern Ihn auch; und dann verfallen sie in den Irrwahn, daß sie die Mächtigeren unter den Teufeln für ihre Götter erkennen, und nichts heftiger begehren, als selbst auch Götter zu werden. 

 

(186)

Daß der Mensch mit Gott in Widerspruch geraten und Ihn sogar leugnen würde, wenn er das Wirken Seiner göttlichen Vorsehung deutlich wahrnähme, kommt daher, daß der Mensch im Lustreiz seiner Liebe ist, und dieser Lustreiz sein Leben selbst ausmacht; weshalb der Mensch, wenn er im Lustreiz seines Lebens gehalten wird, in seiner Freiheit ist, denn die Freiheit und dieser Lustreiz machen eines aus; würde er daher wahrnehmen, daß er von seinem Lustreiz beständig abgezogen wird, so würde er wie gegen einen, der sein Leben töten wollte, erbittert werden, und ihn für seinen Feind halten. Damit dieses nicht geschehe, erscheint der Herr nicht offenbar in Seiner göttlichen Vorsehung, sondern führt durch sie den Menschen so unbemerkt, wie eine verborgene Strömung oder günstige Ader das Schiff. Infolgedessen weiß der Mensch nicht anders, als daß er beständig in seinem Eigenen sich befinde; denn die Freiheit macht mit dem Eigenen eins aus. Hieraus erhellt, daß der freie Wille dem Menschen aneignet, was die göttliche Vorsehung herbeiführt; was nicht geschehen würde, wenn diese sich offenbarte. Angeeignet werden heißt, dem Leben einverleibt werden.

 

(187)

IV. Dem Menschen wird gegeben, die göttliche Vorsehung im Rücken zu sehen, und nicht von Angesicht; ferner im geistigen Zustand, und nicht in seinem natürlichen Zustand. Die göttliche Vorsehung im Rücken und nicht von Angesicht sehen heißt, ihr nachblicken, und nicht ihr vorblicken; und vom geistigen Zustand aus und nicht vom natürlichen Zustand aus heißt: sie vom Himmel aus sehen und nicht von der Welt aus. Alle diejenigen, die den Einfluß aus dem Himmel aufnehmen und die göttliche Vorsehung anerkennen, und besonders die, welche durch Besserung geistig geworden sind, schauen sie, wenn sie die Erfolge in gewissem wunderbaren Zusammentreffen sehen, gleichsam aus innerer Anerkenntnis, und bekennen sie; diese wollen sie nicht von Angesicht schauen, d.h. ehe sie sich zeigt, denn sie befürchten, daß sich ihr Wille irgendwie in die Ordnung und die gleichmäßige Haltung derselben eindrängen möchte. Anders diejenigen, die kein Einfließen aus dem Himmel zulassen, sondern nur aus der Welt, besonders diejenigen, die durch Begründung der Scheinbarkeiten bei sich natürlich geworden sind; diese erkennen nichts von der göttlichen Vorsehung in ihrem Rücken oder nach ihrem Erscheinen, sondern wollen dieselbe von Angesicht sehen, oder ehe sie sich zeigt; und weil die göttliche Vorsehung durch Mittel wirkt, und diese Mittel durch den Menschen oder durch die Welt bereitet werden, so schreiben sie, mögen sie nun jene von Angesicht oder im Rücken erblicken, dieselbe entweder dem Menschen oder der Natur zu, und begründen sich auf diese Weise im Leugnen derselben. Der Grund, daß sie dieselbe diesen zuschreiben, liegt darin, daß ihr Verstand nach oben geschlossen, und nur nach unten geöffnet, somit verschlossen ist gegen den Himmel hin, und geöffnet gegen die Welt hin; und von der Welt aus gibt sich die göttliche Vorsehung nicht zu sehen, sondern nur vom Himmel aus. Bisweilen dachte ich bei mir, obwohl jene die göttliche Vorsehung anerkennen würden, wenn ihr Verstand nach oben aufgeschlossen, und sie wie bei hellem Tageslicht erkennen würden, daß die Natur an sich tot, und der menschliche Verstand an sich nichtig ist, und daß sie nur vermöge des Einfließens als seiend erscheinen; ich habe aber wahrgenommen, daß diejenigen, die sich für die Natur und für die menschliche Klugheit begründet haben, sie doch nicht anerkennen würden, weil das natürliche Licht, das von unten her einfließt, sogleich das geistige Licht, das von oben her einfließt, auslöschen würde.

 

(188)

Diese Absatznummer fehlt im Original.

 

(189)

Der Mensch, der geistig geworden ist durch die Anerkenntnis Gottes, und weise durch Verwerfung seines Eigenen, sieht in der ganzen Welt und in allem und jedem derselben die göttliche Vorsehung. Er sieht sie, wenn er das Natürlich betrachtet, er sieht sie, wenn er das Bürgerliche betrachtet, er sieht sie, wenn er das Geistige betrachtet, und dieses ebensowohl in dem Gleichzeitigen, als in dem Aufeinanderfolgenden der Dinge; er sieht sie in den Absichten, in den Ursachen, in den Wirkungen, in den Nutzleistungen, in den Formen, im Großen und im Kleinen; vorzüglich aber in der Beseligung des Menschen, als: daß Jehovah das Wort gegeben und sie vermittelst desselben über Gott, über Himmel und Hölle und über das ewige Leben belehrt hat, und daß Er selbst in die Welt gekommen ist, um die Menschen zu erlösen und selig zu machen. Dieses und mehreres noch, und in ihm die göttliche Vorsehung, sieht der Mensch aus dem geistigen Licht im natürlichen Licht. Aber der bloß natürliche Mensch sieht nichts darin. Er ist wie einer, der einen herrlichen Tempel erblickt, und einen in göttlichen Dingen erleuchteten Prediger hört, zu Hause aber sagt, daß er nichts gesehen als ein steinernes Haus, und nichts gehört habe als artikulierte Töne; oder auch wie ein Kurzsichtiger, der in einen mit Früchten aller Art prangenden Garten kommt und dann nach Hause geht und erzählt, daß er nur einen Wald und Bäume gesehen habe; wenn solche nach dem Tode Geister geworden sind, und in den Engelhimmel erhoben werden, wo alles in Formen sich zeigt, welche Liebe und Weisheit darstellen, sehen sie auch nichts davon, nicht einmal, daß dergleichen da ist; wie ich denn sah, daß dieses bei mehreren der Fall war, welche die göttliche Vorsehung des Herrn geleugnet hatten.

 

(190)

Es gibt mehreres Beständige, das geschaffen ist, damit das Unbeständige existieren könne; beständige Dinge sind die bestimmten Wechsel des Aufgangs und Niedergangs der Sonne und des Mondes, und auch der Sterne, ferner die Verfinsterungen jener durch Zwischenstellungen, die man Eklipsen nennt, die Wärme und das Licht aus ihnen, die Jahreszeiten, die Frühling, Sommer, Herbst und Winter heißen, die Tageszeiten, nämlich Morgen, Mittag, Abend und Nacht; auch die Atmosphären, die Gewässer, die Erden an sich betrachtet; auch gehört hierher die Vegetationskraft im Pflanzenreich, und ebendieselbe samt der Fortpflanzungskraft im Tierreich, und was aus diesen in beständiger Weise hervorgeht, wenn sie nach den Gesetzen der Ordnung in Tätigkeit gesetzt werden. Dieses und vieles andere mehr besteht von der Schöpfung her, aus Fürsorge, damit unendliches Wechselnde entstehen könne; denn das Wechselnde kann nur im Beständigen, Bestimmten und Gewissen existieren. Beispiele jedoch mögen dies beleuchten: das Wechselnde der Vegetation wäre nicht möglich, wenn nicht Aufgang und Untergang der Sonne und dadurch Wärme und Licht festständen; es gibt Harmonien von unendlicher Mannigfaltigkeit; sie wären aber nicht möglich, wenn nicht die Atmosphären in ihren Gesetzen, und die Ohren in ihrer Form festständen; die Mannigfaltigkeiten für das Gesicht, die ebenfalls unendlich sind, wären nicht möglich, wenn nicht der Äther in seinen Gesetzen, und das Auge in seiner Bildung festständen; ebenso die Farben, wenn nicht das Licht beständig wäre. In derselben Weise verhält es sich mit den Gedanken, den Reden und Handlungen, die auch von unendlicher Mannigfaltigkeit sind, und nicht möglich wären, wenn die organischen Formen des Körpers nicht beständig wären; muß nicht das Haus Beständigkeit haben, damit vom Menschen verschiedenes darin getan werden könne, ebenso der Tempel, damit verschiedene gottesdienstliche Verrichtungen, Reden, Unterweisungen, und Übungen der Frömmigkeit darin statthaben könne; so auch bei den übrigen Dingen. Was die Wechsel selbst betrifft, die im Beharrlichen, Bestimmten und Gewissen vorgehen, so gehen sie ins Unendliche, und haben keine Grenze, und doch gibt es nirgends eines, das mit einem anderen ganz dasselbe wäre in allem und jedem einzelnen des Universums, und kann auch bei der Aufeinander folge in Ewigkeit keines geben. Wer richtet alle diese Wechsel, die ins Unendliche und ins Ewige fortschreiten, so ein, daß sie in der Ordnung bleiben, wenn nicht Der, Welcher das Beständige geschaffen hat, zu dem Zweck, daß sie in Ihm existieren, und wer anders kann die unendlichen Wechsel des Lebens bei den Menschen ordnen, als Der das Leben selbst ist, d.i. die Liebe selbst und die Weisheit selbst? Könnte wohl ohne Seine göttliche Vorsehung, die gleichsam ein fortwährendes Schaffen ist, die unendlichen Neigungen und Gedanken, und so die Menschen selbst, dazu gebracht werden, daß sie eine Einheit bilden, die bösen Neigungen und daraus kommenden Gedanken einen Teufel, der die Hölle ist, und die guten Neigungen und daraus hervorgehenden Gedanken einen Herrn im Himmel: daß der ganze Engelhimmel vor den Augen des Herrn wie ein Mensch sei, der Sein Bild und Ebenbild ist, und daß im Gegensatz die ganze Hölle wie ein monströser Mensch sei, ist schon einige Male früher gesagt und gezeigt worden. Dies ist gesagt worden, weil einige natürliche Menschen auch aus dem Beharrlichen und Bestimmten, das eine Notwendigkeit ist zu dem Ende, daß das Wechselnde in demselben ein Dasein habe, Gründe ihres Irrwahns für die Natur und für die eigene Klugheit hernehmen.

 

 


(10)

 

Es gibt keine eigene Klugheit, und sie scheint nur zu sein und muß auch als seiend erscheinen; die göttliche Vorsehung aber ist aus dem Einzelnsten universell

 

 

(191)

Daß es keine eigene Klugheit gebe, ist durchaus gegen den Anschein, und daher auch gegen den Glauben der vielen; und weil es sich so verhält, so kann niemand, der aus dem Schein im Glauben ist, daß die menschliche Klugheit alles tue, überzeugt werden, außer durch Gründe tieferer Forschung, die von den Ursachen hergenommen werden. Jener Schein ist eine Wirkung, und die Ursachen decken auf, woher er kommt. In diesem Vorwort soll einiges über den allgemeinen Glauben in betreff dieses Gegenstandes gesagt werden. Dem Schein widerspricht, wenn die Kirche lehrt, daß Liebe und Glaube nicht vom Menschen, sondern von Gott seien, und ebenso Weisheit und Einsicht, somit auch die Klugheit, und im allgemeinen alles Gute und Wahre. Nimmt man aber dieses an, so muß man auch annehmen, daß es keine eigene Klugheit gebe, sondern daß sie nur zu sein scheine. Die Klugheit stammt ja nirgend anderswoher als aus der Einsicht und Weisheit, und diese zwei nirgend anderswoher als aus dem Verstand und dem aus ihm hervorgehenden Denken des Wahren und Guten. Was soeben gesagt wurde, wird angenommen und geglaubt von denen, welche die göttliche Vorsehung anerkennen, nicht aber von denen, welche die menschliche Klugheit allein anerkennen. Mag nun das wahr sein, was die Kirche lehrt, daß alle Weisheit und Klugheit von Gott sei, oder was die Welt lehrt, daß alle Weisheit und Klugheit vom Menschen sei: können wohl beide Behauptungen anders ausgeglichen werden als so, daß die Lehre der Kirche die Wahrheit, die Lehre der Welt aber der Schein sei? Denn die Kirche bestätigt es aus dem Wort, die Welt aber aus dem Eigenen, und das Wort ist von Gott, und das Eigene vom Menschen. Weil nun die Klugheit von Gott stammt, und nicht vom Menschen, deshalb betet der Christenmensch, wenn er in Andacht ist, daß Gott seine Gedanken, Entschlüsse und Handlungen lenken möge, und fügt auch hinzu, weil er es aus sich nicht könne, und wenn er einen recht handeln sieht, so sagt er, daß derselbe von Gott dazu geführt worden sei, und mehreres der Art. Vermöchte wohl jemand so zu reden, wenn er es alsdann nicht innerlich glaubte? Und dieser innerliche Glaube stammt aus dem Himmel; wenn er aber bei sich selbst darüber denkt, und die Gründe für die menschliche Klugheit sammelt, dann kann er das Gegenteil glauben, und dies kommt von der Welt; allein der innere Glaube siegt bei denen, die Gott von Herzen anerkennen, der äußere Glaube hingegen bei denen, die Gott, wenn auch noch so sehr mit dem Munde, doch nicht mit dem Herzen anerkennen.

 

(192)

Es wurde behauptet, daß keiner, der aus dem Schein im Glauben ist, daß die menschliche Klugheit alles tue, überzeugt werden könne, außer durch Gründe tieferer Forschung, die von den Ursachen herzunehmen sind. Damit nun diese aus den Ursachen hergenommenen Gründe vor dem Verstand sich aufhellen, müssen sie in ihrer Ordnung dargestellt werden, welche folgende sein wird: 

 

I. Alle Gedanken des Menschen gehen hervor aus den Neigungen seiner Lebensliebe, und ohne sie gibt es durchaus keine Gedanken, und kann keine geben. 

 

II. Die Neigungen der Lebensliebe des Menschen sind dem Herrn allein bekannt. 

 

III. Die Neigungen der Lebensliebe des Menschen werden vom Herrn durch Seine göttliche Vorsehung geleitet, und zugleich alsdann die Gedanken, aus denen die menschliche Klugheit [stammt]. 

 

IV. Der Herr bringt durch Seine göttliche Vorsehung alle Neigungen des ganzen Menschengeschlechts in eine Form, welche die menschliche ist. 

 

V. Hierdurch bestehen der Himmel und die Hölle, die aus dem Menschengeschlecht sind, in solcher Form. 

 

VI. Diejenigen, welche die Natur und die menschliche Klugheit allein anerkannt haben, bilden die Hölle, und diejenigen, die Gott und Seine göttliche Vorsehung anerkannt haben, bilden den Himmel. 

 

VII. Dies alles könnte nicht geschehen, wenn es dem Menschen nicht schiene, als ob er aus sich dächte und von selbst sich anschickte.

 

(193)

I. Alle Gedanken des Menschen gehen aus den Neigungen seiner Lebensliebe hervor, und ohne sie gibt es keine Gedanken, und kann keine geben. Was die Lebensliebe, und was die Neigungen und aus diesen hervorgehenden Gedanken, und die Empfindungen und Tätigkeiten aus diesen, die sich im Körper befinden, ihrem Wesen nach seien, ist oben in diesem Werk, und auch in dem, welches die »Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit« heißt, besonders in dessen erstem und fünften Teil gezeigt worden. Da nun von diesen die Ursachen herkommen, aus denen die menschliche Klugheit als Wirkung hervorgeht, so muß einiges aus jenen Werken hierher gezogen werden; denn was anderwärts geschrieben wurde, kann mit dem, was nachher geschrieben wird, nicht so stetig verknüpft werden, wenn es nicht wiederholt und vor Augen gestellt wird. In diesem Werk weiter oben, und in dem oben erwähnten von der »Göttlichen Liebe und göttlichen Weisheit« wurde bewiesen, daß im Herrn die göttliche Liebe und göttliche Weisheit sei, und daß diese zwei das Leben selbst seien, und daß aus diesen beiden dem Menschen Wille und Verstand zukommen, aus der göttlichen Liebe der Wille, und aus der göttlichen Weisheit der Verstand, und daß diesen beiden im Körper das Herz und die Lunge entsprechen, und man hieraus erkennen könne, daß, sowie der Pulsschlag des Herzens zugleich mit dem Atmen der Lunge den ganzen Menschen regiert in Ansehung seines Körpers, ebenso der Wille zugleich mit dem Verstand den ganzen Menschen reagiere in Ansehung seines Gemüts, und daß so zwei Lebensprinzipien bei einem jeden Menschen seien, das eine natürlicher Art, und das andere geistiger Art; und daß das natürliche Lebensprinzip der Pulsschlag des Herzens, und das geistige Lebensprinzip der Wille des Gemüts sei, und daß sich beide eine Gefährtin zugesellen, um mit ihr zusammenzuwohnen, und die Funktionen des Lebens gemeinschaftlich mit ihr zu verrichten, und daß das Herz sich mit der Lunge verbinde, und der Wille sich mit dem Verstand verbinde. Weil nun die Seele des Willens die Liebe ist, und die Seele des Verstandes die Weisheit, beide vom Herrn, so folgt, daß die Liebe das Leben eines jeden sei, und daß die Liebe das Leben in der Weise sei, als sie mit der Weisheit verbunden ist, oder, was dasselbe ist, daß der Wille das Leben eines jeden sei, und daß er das Leben in der Art sei, als er mit dem Verstand verbunden ist. Doch mehreres hierüber sehe man oben in diesem Werk, und besonders in der »Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit« im ersten und im fünften Teil.

 

(194)

In den oben erwähnten Werken ist auch nachgewiesen worden, daß die Lebensliebe untergeordnete Liebearten hervorbringe, welche Neigungen [affectiones] heißen, und daß letztere äußerlich und innerlich seien, und daß diese zusammengenommen gleichsam ein Gebiet oder Reich ausmachen, in welchem die Lebensliebe der Gebieter oder König ist. Ferner wurde auch nachgewiesen, daß jene untergeordneten Liebearten oder Neigungen sich Genossen beigesellen, und zwar jegliche die ihrigen, die inneren Neigungen nämlich Genossen, die Wahrnehmungen heißen, und die äußeren Neigungen Genossen, die Gedanken heißen, und daß jede mit ihrer Genossin zusammenwohne und [mit ihr] ihre Lebensverrichtungen verrichte, und eine solche Verbindung zwischen beiden sei, wie sie zwischen dem Sein und der Existenz des Lebens statthat, die von der Art ist, daß das eine kein Etwas ist außer in Verbindung mit dem anderen; denn was ist das Sein des Lebens, wenn es nicht existiert, und was ist die Existenz des Lebens, wenn sie nicht aus dem Sein hervorgeht? Ferner, daß die Verbindung des Lebens von der Art sei, wie die des Tones und der Harmonie, oder die des Tones und der Rede, im allgemeinen wie die zwischen dem Pulsschlag des Herzens und dem Atmen der Lunge. Diese Verbindung ist nämlich von der Art, daß das eine ohne das andere nichts ist, und daß das eine durch die Verbindung mit dem anderen etwas wird. Die Verbindungen müssen entweder in ihnen sein, oder durch sie geschehen; wie z.B. beim Ton: wer glaubt, daß der Ton etwas sei, wenn in ihm nicht etwas Unterscheidendes ist, der irrt sich. Der Ton entspricht auch der Neigung beim Menschen, und weil in demselben immer ein Unterscheidendes liegt, so wird auch am Ton des redenden Menschen die Neigung seiner Liebe erkannt, und am Wechsel desselben, der die Rede ist, sein Denken. Daher kommt es, daß die weiseren Engel schon am bloßen Ton des Redenden die Grundtriebe seines Lebens erkennen, zugleich mit gewissen Neigungen, die Ableitungen sind. Dies ist angeführt worden, damit man wisse, daß keine Neigung möglich sei ohne ihr Denken, und kein Denken ohne seine Neigung. Man sehe jedoch mehr hierüber oben in diesem Werk, und in der »Weisheit der Engel betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit«.

 

(195)

Weil nun die Lebensliebe ihren Lustreiz [jucundum] hat, und deren Weisheit ihre Annehmlichkeit [amoenum], und ebenso jede Neigung, die ihrem Wesen nach eine untergeordnete Liebe ist, abgeleitet aus der Lebensliebe, wie der Bach aus seiner Quelle, oder wie der Ast von seinem Baum, oder wie die Arterie aus ihrem Herzen; und somit jede Neigung ihren Lust reiz, und infolge hiervon jedes Wahrnehmen und Denken seine Annehmlichkeit hat; so folgt hieraus, daß diese Lustreize und Annehmlichkeiten das Lebens des Menschen ausmachen: was wäre auch das Leben ohne Lust und Annehmlichkeit? Es wäre nichts Beseeltes, sondern etwas Seelenloses. Vermindere jene, und du wirst erkalten oder erstarren; nimm sie ganz weg, und du wirst deinen Geist aushauchen und sterben. Aus den Lustreizen der Neigungen und aus den Annehmlichkeiten der Wahrnehmungen und Gedanken entsteht die Lebenswärme. Da nun jede Neigung ihren Lustreiz, und jeder Gedanke seine Annehmlichkeit hat, so kann man erkennen, woher das Gute und Wahre stamme, ferner, was gut und wahr seinem Wesen nach sei: gut ist für jeden, was den Lustreiz seiner Neigung bildet, und wahr, was als das Angenehme seines Denkens hieraus hervorgeht; denn jeder nennt das gut, was er aus der Liebe seines Willens als Lustreiz empfindet, und nennt dasjenige wahr, was er aus der Weisheit seines Verstandes als Annehmlichkeit daraus inne wird; beides fließt aus der Lebensliebe hervor, wie das Wasser aus der Quelle, oder wie das Blut aus dem Herzen; beides zusammengenommen ist wie die Welle, oder die Atmosphäre, in der das ganze menschliche Gemüt sich befindet. Diese beiden, der Lustreiz und die Annehmlichkeit, sind im Gemüt geistig, im Körper aber natürlich; beide machen das Leben des Menschen aus. Hieraus erhellt, was beim Menschen das sei, was das Gute, und das, was das Wahre heißt; dann auch, was beim Menschen das sei, was das Böse, und das, was das Falsche heißt; daß nämlich für ihn böse ist, was den Lustreiz seiner Neigung, falsch aber, was das Annehmliche seines Denkens hieraus zerstört; und ferner, daß das Böse vermöge seines Lustreizes und das Falsche vermöge seiner Annehmlichkeit Gutes und Wahres genannt und dafür gehalten werden kann. Das Gute und das Wahre sind zwar Veränderungen und Wechsel in den Zuständen der Formen des Gemüts, dasjenige aber, durch das einzig und allein sie wahrgenommen werden und leben, sind ihre Lustreize und Annehmlichkeiten. Dies ist angeführt worden, damit man wisse, was Neigung und Denken ihrem Leben nach sind.

 

(196)

Weil es nun das Gemüt des Menschen ist, welches denkt, und zwar denkt, aus dem Lustreiz seiner Neigung, und nicht der Körper; und weil das Gemüt des Menschen sein Geist ist, der nach dem Tode fortlebt, so folgt, daß der Geist des Menschen nichts ist als seine Neigung und das Denken hieraus. Daß es kein Denken geben könne ohne Neigung, stellt sich deutlich heraus an den Geistern und Engeln in der geistigen Welt, sofern alle daselbst aus den Neigungen ihrer Lebensliebe denken, und sofern der Lustreiz derselben einen jeglichen umgibt, wie seine Atmosphäre, und gemäß dieser Sphären, die aus den Neigungen vermittelst ihrer Gedanken ausgehaucht werden, alle daselbst verbunden sind; wie denn auch an seiner Lebenssphäre jeder erkannt wird, von welcher Art er sei. Hieraus läßt sich ersehen, daß alles Denken aus der Neigung hervorgeht, und daß es die Form seiner Neigung ist. Ebenso verhält es sich mit Willen und Verstand, desgleichen auch mit dem Guten und Wahren, und mit der tätigen Liebe und dem Glauben.

 

(197)

II. Die Neigungen der Lebensliebe des Menschen sind dem Herrn allein bekannt. Der Mensch kennt seine Gedanken und daher seine Absichten, weil er sie in sich sieht, und weil alle Klugheit aus ihnen hervorgeht, so sieht er auch diese in sich. Wenn dann seine Lebensliebe die Liebe zu sich ist, so gerät er in den Dünkel eigener Einsicht und schreibt sich Klugheit zu, und sammelt Beweisgründe für sie, und entfernt sich somit von der Anerkennung der göttlichen Vorsehung; ähnliches geschieht, wenn die Weltliebe seine Lebensliebe ist, jedoch entfernt er sich im letzteren Fall nicht in solchem Grad. Hieraus erhellt, daß jene zwei Liebearten dem Menschen und seiner Klugheit alles zuschreiben, und wenn sie innerlich erforscht werden, nichts Gott und Seiner Vorsehung; weshalb wenn solche zufällig hören, die Wahrheit sei, daß es keine menschliche Klugheit gebe, sondern daß es die göttliche Vorsehung allein sei, die alles regiere, so lachen sie dazu, wenn sie völlige Atheisten sind; behalten sie aber etwas von der Religion im Gedächtnis zurück, und man sagt ihnen, daß alle Weisheit von Gott sei, so bestätigen sie es zwar beim ersten Anhören, leugnen es aber dennoch inwendig in ihrem Geist. Von der Art sind besonders die Priester, die sich mehr als Gott, und die Welt mehr als den Himmel lieben, oder, was dasselbe ist, die der Ehrenstellen und des Gewinnes wegen Gott verehren, und dennoch gepredigt haben, daß die tätige Liebe und der Glaube, alles Gute und Wahre, desgleichen alle Weisheit, ja alle Klugheit von Gott seien und nichts vom Menschen. Ich hörte einst in der geistigen Welt zwei Priester, die mit einem gewissen Gesandten eines Reiches über die menschliche Klugheit stritten, ob sie von Gott oder vom Menschen sei; der Streit war heftig: alle drei hegten im Herzen gleichen Glauben, daß nämlich die menschliche Klugheit alles bewirke und die göttliche Vorsehung nichts. Die Priester aber, die gerade im theologischen Eifer waren, sagten, daß nichts von Weisheit und Klugheit vom Menschen komme, und als der Gesandte erwiderte, daß somit auch kein Denken von ihm komme, so behaupteten sie dies auch. Weil aber von den Engeln wahrgenommen wurde, daß diese drei in gleichem Glauben standen, so wurde dem Reichsgesandten gesagt: Ziehe die Kleider eines Priesters an, und bilde dir ein, du seist ein Priester, und dann sprich! - Jener zog sie an und bildete sich dies ein, und nun rief er laut, es könne niemals irgend Weisheit und Klugheit im Menschen sein, außer von Gott, und mit gewohnter Suada1, reich mit Vernunftgründen ausgerüstet, verteidigte er dieses. Hierauf wurde auch jenen beiden Priestern gesagt: Ziehet eure Kleider aus, und leget die Kleider der Staatsdiener an, und haltet euch für solche! Und sie taten also, und nun dachten sie zugleich aus ihrem inneren Ich, und sprachen mit Beweisgründen, die sie schon früher in sich gehegt hatten, für die menschliche Klugheit gegen die göttliche Vorsehung. Nachher wurden alle drei, weil sie in gleichem Glauben waren, auch Herzensfreunde und betraten miteinander den Weg der eigenen Klugheit, der zur Hölle führt.

 

[1] Suada: Rede-Wortschwall

 

(198)

Oben ist gezeigt worden, daß es keinen Gedanken des Menschen gebe, der nicht aus irgendeiner Neigung seiner Lebensliebe hervorginge, und daß der Gedanke nichts anderes sei als die Form einer Neigung. Da nun also der Mensch seinen Gedanken sieht, seine Neigung aber nicht sehen kann, (denn diese fühlt er,) so ist die Folge, daß er den Satz, daß die eigene Klugheit alles bewirke, gemäß dem Sehen aufstellt, das an der Erscheinung haftet, und nicht gemäß der Neigung, die nicht ins Sehen fällt, sondern ins Gefühl; denn die Neigung offenbart sich allein durch einen gewissen Lustreiz des Denkens und durch ein Angenehmes gefühlt bei der Betrachtung desselben, und dann macht dieses Lustgefühl und dieser Lustreiz eines aus mit dem Denken bei denen, die im Glauben an eigene Klugheit stehen aus Eigenliebe oder aus Weltliebe; und das Denken fließt in seinem Lustreiz dahin wie das Schiff auf der Strömung eines Flusses, auf die der Schiffsherr nicht acht gibt, sondern bloß auf die Segel, die er aufgespannt hat.

 

(199)

Der Mensch kann zwar nachdenken über den Lustreiz seiner äußeren Neigung, wenn diese gleichsam zusammenwirkt mit dem Lustreiz irgendeines Sinnes des Körpers; allein er denkt doch nicht darüber, daß dieser Lustreiz aus dem Lustreiz seiner Neigung in seinem Denken sei. So z.B. wenn der Buhler eine Buhlerin sieht, so erglänzt der Blick seines Auges vom Feuer der Geilheit, und durch dieses empfindet er den Lustreiz im Körper; dennoch aber empfindet er nicht den Lustreiz der Neigung oder der Begierde derselben im Denken, außer als etwas Begierliches zugleich mit dem Körper. Ebenso der Räuber im Wald, wenn er Reisende sieht, und der Seeräuber auf dem Meer, wenn er Fahrzeuge sieht; ebenso auch im übrigen. Daß diese Lustreize seine Gedanken beherrschen, und daß die Gedanken ohne dieselben nichts sind, ist offenbar, und doch meint er, daß es nur die Gedanken seien, während doch die Gedanken nichts anderes sind als Neigungen, die von ihrer Lebensliebe in eine Form gebracht worden, damit sie ans Licht kommen. Denn jede Neigung ist in der Wärme, und der Gedanke im Licht. Dies sind die Neigungen des äußeren Denkens, die sich zwar in der Empfindung des Köpers herausstellen, selten aber im Denken des Gemüts. Die Neigungen des inneren Denkens hingegen, aus denen die äußeren hervorgehen, stellen sich niemals vor dem Menschen heraus: von diesen weiß der Mensch nicht mehr, als einer, der im Wagen schläft, vom Weg, und als er selbst von der Umwälzung der Erde empfindet. Da nun der Mensch nichts von dem weiß, was im Inneren seines Gemüts vorgeht, was so unendlich vieles ist, daß es sich durch Zahlen gar nicht bestimmen läßt, und doch jenes wenige Äußere, das zur Anschauung des Denkens gelangt, aus dem Inneren hervorgebracht wird, und das Innere vom Herrn allein durch Seine göttliche Vorsehung regiert wird, und nur jenes wenige Äußere zugleich mit dem Menschen: wie kann da jemand behaupten, daß die eigene Klugheit alles bewirke? Wenn du nur eine Idee eines Gedankens aufgeschlossen sehen würdest, du würdest unglaublich mehr sehen, als mit der Zunge ausgesprochen werden kann. Daß im Inneren des menschlichen Gemüts so Unendliches ist, daß es nicht mit Zahlen bestimmt werden kann, stellt sich schon heraus am Unendlichen im Körper, von dem nichts zur Anschauung und Empfindung gelangt, als die bloße Tätigkeit in großer Einfachheit, zu der doch ihren Beitrag geben Tausende von Beweg- oder Muskelfibern, Tausende von Nervenfibern, Tausende von Blutgefäßchen, Tausenderlei in der Lunge, die bei jeder Tätigkeit mitwirken muß, und Tausenderlei in den Gehirnen und im Rückgrat, und noch viel mehr im geistigen Menschen, der das menschliche Gemüt ist, das lediglich aus Formen von Neigungen, und infolgedessen von Wahrnehmungen und Gedanken besteht. Bestimmt nicht die Seele, die das Innere bestimmt, auch die Tätigkeiten, die aus diesem hervorgehen? Die Seele des Menschen ist aber nichts anderes, als die Liebe seines Willens und infolgedessen auch die Liebe seines Verstandes: wie diese Liebe beschaffen ist, so ist der ganze Mensch beschaffen, und er wird ein solcher gemäß der Anordnung im Äußeren, in welchem der Mensch mit dem Herrn zugleich ist; wenn er daher sich und der Natur alles zuschreibt, so wird seine Seele zur Eigenliebe; schreibt er aber dem Herrn alles zu, so wird seine Seele die Liebe zum Herrn, und diese Liebe ist himmlischer, jene aber höllischer Art.

 

(200)

Weil nun die Lustreize der Neigungen des Menschen vom Innersten aus durch das Innere bis zum Äußeren, und endlich bis zum Äußersten, das im Körper ist, den Menschen tragen wie die Welle und die Atmosphäre das Schiff, und dem Menschen hiervon nur das erscheint, was im Äußersten des Gemüts und im Äußersten des Körpers geschieht; wie kann da der Mensch sich das Göttliche anmaßen bloß deshalb, weil dies wenige Äußerste ihm wie sein eigen erscheint? Er darf sich aber das Göttliche um so weniger anmaßen, da er weiß, aus dem Wort: daß der Mensch nichts aus sich nehmen kann, wenn es ihm nicht gegeben ist aus dem Himmel, und aus der Vernunft: daß dieser Anschein ihm gegeben ist, damit er als Mensch lebe, und sehe, was gut und böse ist, und das eine oder das andere erwähle, und sich das aneigne, was er erwählt, damit er in Wechselseitigkeit mit dem Herrn verbunden, gebessert, wiedergeboren, beseligt werden und in Ewigkeit leben könne. Daß dieser Schein dem Menschen verliehen sei, damit er aus freiem Willen der Vernunft gemäß handle, somit wie aus sich, und nicht die Hände in den Schoß lege, und auf die Einwirkung warte, ist oben gesagt und gezeigt worden. Hieraus ergibt sich die Begründung dessen, was (III.) zu beweisen war, daß nämlich die Neigungen der Lebensliebe des Menschen vom Herrn durch Seine göttliche Vorsehung gelenkt werden, und zugleich dann auch die Gedanken, aus denen die menschliche Klugheit besteht.

 

(201)

IV. Der Herr bringt durch Seine göttliche Vorsehung die Neigungen in eine Form, welche die menschliche ist. Daß hierin das Universelle der göttlichen Vorsehung liege, wird man im folgenden Abschnitt sehen. Diejenigen, die alles der Natur zuschreiben, schreiben auch alles der menschlichen Klugheit zu; denn wer alles der Natur zuschreibt, leugnet im Herzen Gott, und wer alles der menschlichen Klugheit zuschreibt, leugnet im Herzen die göttliche Vorsehung; das eine läßt sich nicht vom anderen trennen. Dennoch aber bekennen jene und diese wegen ihres guten Namens, und der Furcht vor Verlust, mit dem Mund, daß die göttliche Vorsehung sich auf alles erstrecke, und daß ihr Einzelnes beim Menschen sei, und daß dies Einzelne in seinem Inbegriff verstanden werde unter der menschlichen Klugheit. Aber bedenke bei dir: was ist eine allumfassende [universalis] Vorsehung, wenn das Einzelne abgetrennt ist? - Ist sie etwas anderes als ein bloßes Wort? Allumfassend nennt man ja, was vom Einzelnen zugleich geschieht, wie das Allgemeine [Commune], das aus dem Besonderen sich bildet; wenn man daher das Einzelne abtrennt, was ist dann das Allumfassende anderes, als etwas, das inwendig leer ist, also wie eine Oberfläche, innerhalb welcher nichts ist, oder wie eine Umfassung, die nichts umfaßt? Wenn man sagen wollte, die göttliche Vorsehung sei die allumfassende Regierung, von der aber nichts regiert, sondern nur im Zusammenhang erhalten, und das, was der Regierung zukommt, von anderen angeordnet wird; - kann man dies eine allumfassende Regierung nennen? Eine solche Regierung hat kein König; denn wenn ein König seinen Untertanen überlassen wollte, alles in seinem Reich zu regieren, so wäre er nicht mehr König, sondern würde nur König genannt, hätte also wohl Würde dem Namen nach, aber keinerlei Würde der Sache selbst nach; bei einem solchen König könnte man nicht von Regierung reden, viel weniger von einer allumfassenden Regierung. Was bei Gott Vorsehung ist, heißt beim Menschen Klugheit; wie man bei einem König nicht von allumfassender Klugheit sprechen kann, der sich nichts als den Namen vorbehalten hat, damit das Reich nur ein Königreich genannt und dadurch zusammengehalten werde, so könnte man auch nicht von einer allumfassenden Vorsehung reden, wenn die Menschen aus eigener Klugheit alles vorsehen würden. Ebenso verhält es sich mit dem Namen einer allumfassenden Vorsehung und einer allumfassenden Regierung, wenn man von der Natur spricht, und dabei versteht, daß Gott das Weltall erschaffen und in die Natur die Kraft gelegt habe, alles aus sich hervorzubringen. Was ist dann die allumfassende Vorsehung, als ein metaphysisches Wort, das außer dem Wort selbst ein Unding ist? Wirklich gibt es auch unter denen, die der Natur alles, was hervorgebracht wird, und der menschlichen Klugheit alles, was geschieht, zuschreiben, und gleichwohl mit dem Mund bekennen, daß Gott die Natur geschaffen habe, viele, die sich unter göttlicher Vorsehung nichts anderes, als ein bloßes Wort denken. Die Sache verhält sich aber an sich so, daß die göttliche Vorsehung im Einzelnsten der Natur, und im Einzelnsten der menschlichen Klugheit waltet, und eben hierdurch allumfassend ist.

 

(202)

Die göttliche Vorsehung des Herrn ist allumfassend durch das Einzelnste darin, daß sie das Weltall geschaffen hat, damit in diesem eine unendliche und ewige Schöpfung von Ihm ins Dasein komme. Und diese Schöpfung kommt zum Dasein dadurch, daß der Herr aus den Menschen einen Himmel bildet, der vor Ihm wie ein Mensch, und Sein Bild und Ebenbild sei: daß der Himmel aus den Menschen vor den Augen des Herrn so beschaffen sei, und daß er der Endzweck der Schöpfung gewesen sei, ist oben Nr. 27-45 gezeigt worden. Und daß das Göttliche in allem, was es tut, das Unendliche und Ewige im Auge habe, Nr. 56-69. Das Unendliche und Ewige, das der Herr bei der Bildung des Himmels aus den Menschen im Auge hat, liegt darin, daß dieser ins Unendliche und in Ewigkeit erweitert wird, und somit, daß er im Endzweck Seiner Schöpfung beständig wohnt. Diese Schöpfung ist die unendliche und ewige, die der Herr durch das Schaffen des Universums vorgesehen hat, und in dieser Schöpfung ist Er fortwährend durch Seine göttliche Vorsehung. Wer kann so unvernünftig sein, daß er zwar aus der Kirchenlehre weiß und glaubt, daß Gott der Unendliche und Ewige sei, (denn in der Lehre aller Kirchen der Christenheit heißt es, daß Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist unendlich, ewig, unerschaffen und allmächtig sei: man sehe das Athanasische Symbolum) und dennoch nicht beistimmt, wenn er hört, daß Er beim großen Werk Seiner Schöpfung notwendig das Unendliche und Ewige im Auge haben müsse? - Was könnte Er denn sonst im Auge haben, wenn aus Ihm selbst? Dann auch, daß Er es beim menschlichen Geschlecht im Auge habe, aus dem Er jenen Seinen Himmel bildet? Was sonst könnte nun die göttliche Vorsehung zum Zweck haben, als die Besserung des menschlichen Geschlechtes und dessen Beseligung? Niemand aber kann aus sich durch seine Klugheit gebessert werden, sondern nur vom Herrn durch Seine göttliche Vorsehung. Hieraus folgt, daß, wofern der Herr den Menschen nicht in jedem auch dem kleinsten Augenblick leitete, der Mensch vom Weg der Besserung abweichen und untergehen würde: jede einzelne Veränderung und Abwechslung im Zustand des menschlichen Gemüts ändert und wechselt etwas in der Reihenfolge des Gegenwärtigen und der Folgen aus ihm; um wieviel mehr geschieht dies im Fortschreiten ins Ewige? Es verhält sich damit, wie mit einem vom Bogen abgeschossenen Pfeil: wenn dieser von der Einkerbung an [ex collimatione] nur im Geringsten vom Ziel abwiche, so würde er bei einer Entfernung von einer oder mehreren Meilen unermeßlich weit abweichen. So wäre es auch, wenn der Herr nicht in jedem kleinsten Moment die Zustände der menschlichen Gemüter leitete. Dies tut der Herr nach den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung, die auch verlangen, daß es dem Menschen scheine, als ob er sich selbst führe; aber der Herr sieht voraus, wie er sich führt, und lenkt beständig ein. Daß die Gesetze der Zulassung auch Gesetze der göttlichen Vorsehung sind, und daß jeder Mensch gebessert und wiedergeboren werden könne, und daß es nichts Vorherbestimmtes gebe, wird man im Folgenden ersehen. 

 

(203)

Da also jeder Mensch nach dem Tod in Ewigkeit lebt, und gemäß seinem Leben eine Stelle entweder im Himmel oder in der Hölle erlangt, und beide, sowohl der Himmel als die Hölle, in einer Form sein müssen, die als Einheit tätig ist, wie oben gesagt wurde, und niemand in dieser Form eine andere Stelle erhalten kann, als die seinige, so folgt, daß das menschliche Geschlecht auf dem ganzen Erdkreis unter der Leitung des Herrn steht, und jeder von Kindheit an bis zu seinem Lebensende im Einzelnsten von Ihm geleitet, und seine Stelle vorhergesehen und zugleich vorgesehen wird; woraus erhellt, daß die göttliche Vorsehung allumfassend ist, weil sie im Einzelnsten ist, und daß dies die unendliche und ewige Schöpfung ist, die Sich der Herr vorgesehen hat durch die Schöpfung des Universums. Von dieser allumfassenden Vorsehung sieht der Mensch nichts, und wenn er etwas davon sehen würde, so könnte es vor seinen Augen nicht anders erscheinen, als wie den Vorübergehenden zerstreute Haufen und zusammengetragene Materialien erscheinen, aus denen ein Haus erbaut werden soll; vor dem Herrn hingegen [erscheint sie] fortwährend wie ein herrlicher Palast in seinem Aufbau und in seiner Vergrößerung.

 

(204)

V. Der Himmel und die Hölle sind in solcher Form. Daß der Himmel in menschlicher Form sei, wurde im Werk vom »Himmel und der Hölle«, das 1758 in London erschien, Nr. 59-102 bekannt gemacht, und auch im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, sowie auch einige Male in diesem Werk; daher ich mich der weiteren Begründung überhebe. Es wird behauptet, daß auch die Hölle in menschlicher Form sei; sie ist aber in der monströsen menschlichen Form, in welcher der Teufel ist, unter dem die Hölle in ihrem ganzen Umfang verstanden wird. In menschlicher Form ist sie, weil auch die, welche in ihr sich befinden, als Menschen geboren wurden, und auch sie jene zwei menschlichen Vermögen haben, die Freiheit und Vernunft genannt werden, wiewohl sie ihre Freiheit mißbraucht haben zum Wollen und Tun des Bösen, und ihre Vernunft zum Denken und Begründen desselben.

 

(205)

VI. Diejenigen, die bloß die Natur und bloß die menschliche Klugheit anerkannt haben, bilden die Hölle, und die, welche Gott und Seine göttliche Vorsehung anerkannt haben, bilden den Himmel. Alle, die ein böses Leben führen, erkennen innerlich die Natur und die menschliche Klugheit allein an. Die Anerkennung dieser beiden liegt inwendig in allem Bösen verborgen, wie es auch mit Gutem und Wahrem umhüllt werde. Diese sind nur die erborgten Kleider, und wie Kränze von Blumen, die vergehen, und nur umgelegt sind, damit nicht das Böse in seiner Nacktheit erscheine. Daß alle, die ein böses Leben führen, in ihrem Inneren die Natur und die menschliche Klugheit allein anerkennen, weiß man jener gemeinsamen Umhüllung wegen nicht, da es durch sie dem Anblick entzogen wird; daß sie aber dennoch jene anerkennen, kann man aus dem Ursprung und der Ursache der Anerkennung derselben ersehen, und damit diese enthüllt werden, soll gesagt werden, woher und was die eigene Klugheit, und dann auch, woher und was die göttliche Vorsehung sei; hernach, welche und von welcher Art diese und jene seien, und zuletzt, daß diejenigen, welche die göttliche Vorsehung anerkennen, im Himmel, die aber, welche die eigene Klugheit anerkennen, in der Hölle seien.

 

(206)

Woher und was ist eigene Klugheit? Sie stammt aus dem Eigenen des Menschen, das seine Natur ist, und seine Seele vom Vater heißt; dieses Eigene ist Liebe zu sich und hieraus Liebe zur Welt, oder Liebe zur Welt und Liebe zu sich. Die Selbstliebe ist so beschaffen, daß sie nur sich allein im Auge hat, und die anderen entweder für gering oder für nichts achtet. Wenn sie manche für etwas achtet, so geschieht dies, solange dieselben sie ehren und feiern; im Innersten dieser Liebe liegt, wie im Samenkorn das Streben Frucht zu bringen und sich zu vermehren, das Streben verborgen, ein großer, und, womöglich, ein König, und dann, womöglich, ein Gott zu werden: von solcher Art ist der Teufel, weil er die Selbstliebe selbst ist; er ist von der Art, daß er sich selbst anbetet, und keinem günstig ist, der ihn nicht auch anbetet; einen anderen ihm ähnlichen Teufel haßt er, weil er allein angebetet werden will. Weil es keinen Trieb geben kann ohne seine Genossin, und die Genossin des Triebes oder Willens im Menschen die Verstandestätigkeit genannt wird, und die Selbstliebe ihrer Genossin, der Verstandestätigkeit, ihre Liebe einflößt, so wird diese in jener zum Dünkel, welcher der Dünkel eigener Einsicht ist: daher die eigene Klugheit. Da nun die Selbstliebe alleiniger Herr der Welt, und somit auch Gott sein will, darum haben die Begierden zum Bösen, die Ableitungen von ihr sind, in sich das Leben aus ihr, ebenso die Wahrnehmungen der Begierden, die listige Ränke, und ebenso auch die Lustreize der Begierden, die Böses, und die Gedanken derselben, die Falsches sind. Alle sind gleichsam Knechte und Diener ihres Herrn, und handeln nach jedem Wink von ihm, nicht wissend, daß sie nicht handeln, sondern nur getrieben werden, und zwar von der Selbstliebe durch den Dünkel eigener Einsicht. Daher kommt es, daß in jedem Bösen vermöge seines Ursprungs die eigene Klugheit verborgen ist. Daß auch die Anerkennung der Natur allein in ihr verborgen liegt, kommt daher, daß sie das Fenster ihres Daches verschlossen hat, durch das der Himmel hineinscheint, und auch die Fenster der Seiten, damit sie nicht sehe und höre, daß der Herr allein alles regiert, und daß die Natur an sich tot, und daß das Eigene des Menschen die Hölle, und somit die Eigenliebe der Teufel ist, und so ist sie bei verschlossenen Fenstern in Finsternis, und macht sich da ihren Herd, bei dem sie mit ihrer Genossin sitzt, und mit dieser einhellig für die Natur gegen Gott, und für die eigene Klugheit gegen die göttliche Vorsehung vernünftelt.

 

(207)

Woher und was ist die göttliche Vorsehung? Sie ist das göttliche Wirken bei einem Menschen, der die Selbstliebe entfernt; denn die Selbstliebe ist, wie gesagt, der Teufel, und die Begierden und deren Anreize sind das Böse seines Reiches, das die Hölle ist. Wenn diese entfernt ist, dann geht der Herr ein mit den Neigungen der Nächstenliebe, und öffnet das Fenster des Daches, und dann die Fenster an den Seiten, und läßt ihn sehen, daß ein Himmel ist und ein Leben nach dem Tode, und eine ewige Seligkeit, und vermittelst des geistigen Lichtes und der geistigen Liebe, die dann einfließen, läßt er ihn erkennen, daß Gott durch Seine göttliche Vorsehung alles regiert.

 

(208)

Von welcher Art und wie beschaffen sind jene und diese? Diejenigen, die Gott und Seine göttliche Vorsehung anerkennen, sind wie die Engel des Himmels, die es verabscheuen, von sich selbst geführt zu werden, und es lieben, vom Herrn geführt zu werden. Das Zeichen, daß sie vom Herrn geführt werden, ist, daß sie den Nächsten lieben. Diejenigen aber, welche die Natur und die eigene Klugheit anerkennen, sind wie die Geister der Hölle, die es verabscheuen, vom Herrn geführt zu werden, und es lieben, von sich selbst geführt zu werden. Wenn sie Große des Reichs waren, so wollen sie über alles herrschen; ebenso, wenn sie Oberhäupter der Kirche waren; waren sie Richter, so verkehren sie die Urteile, und üben Herrschaft über die Gesetze aus; waren sie Gelehrte, so verwenden sie die Wissenschaften zu Begründung des Eigenen des Menschen und der Natur; waren sie Kaufleute, so machen sie die Räuber; waren sie Landleute, so machen sie die Diebe. Sie alle sind Feinde Gottes und Verächter der göttlichen Vorsehung.

 

(209)

Wunderbar ist, daß solche, wenn ihnen der Himmel geöffnet und gesagt wird, daß sie im Irrwahn seien, und dieses bis zu ihrer eigenen Wahrnehmung, (was durch Einwirkung und Erleuchtung geschieht,) herausgestellt wird, dennoch aus Unwillen sich den Himmel verschließen, und zur Erde hinabsehen, unter der die Hölle ist. Dies geschieht mit denen in der geistigen Welt, die noch außerhalb der Hölle, und von solcher Art sind. Hieraus erhellt der Irrtum derjenigen, die denken: wenn ich den Himmel sehen, und die Engel mit mir reden hören werde, dann will ich [sie] anerkennen, allein ihr Verstand erkennet an; und wenn nicht zugleich auch ihr Wille, so erkennen sie doch nicht an; denn die Liebe des Willens flößt dem Verstand ein, was sie will, und nicht umgekehrt; sie zerstört vielmehr alles, was im Verstand nicht von ihr ist. 

 

(210)

VII. Dies alles könnte nicht geschehen, wenn es dem Menschen nicht schiene, als ob er aus sich denke und sich aus sich bestimme. Hätte es für den Menschen nicht den Anschein, als ob er aus sich selbst lebe, und er somit wie aus sich denke und wolle, rede und handle, so wäre der Mensch nicht Mensch, wie im Vorhergehenden ausführlich gezeigt worden ist. Hieraus folgt, daß der Mensch, wenn er nicht alles, was zu seinem Geschäft und Leben gehört, wie aus eigener Klugheit ordnete, von der göttlichen Vorsehung nicht geführt und bestimmt werden könnte; denn er würde dann sein, wie einer, der dastände mit herabhängenden Händen, mit offenem Mund, mit geschlossenen Augen, und zurückgehaltenem Atem in Erwartung der Einwirkung, und würde also das Menschliche, das er durch die Wahrnehmung und Empfindung hat, (daß er nämlich wie aus sich denke, wolle, rede und handle) ablegen, und zugleich seinen beiden Vermögen, nämlich der Freiheit und der Vernunft, durch die er sich von den Tieren unterscheidet, sich entäußern: daß ohne diesen Schein kein Mensch Empfänglichkeit und Rückwirkung, und somit auch nicht Unsterblichkeit hätte, ist oben in diesem Werk, und auch im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« nachgewiesen worden. Willst du daher von der göttlichen Vorsehung geleitet werden, so wende Klugheit an, wie ein Knecht oder Diener, der die Güter seines Herrn getreulich verwaltet. Die Klugheit ist jenes Pfund, das den Knechten gegeben wurde zum Wuchern, und von dem sie Rechenschaft geben müssen, Luk.19/13-25; Matth.25/14-31. Die Klugheit selbst erscheint dem Menschen als sein eigen, und wird so lange für seine eigene gehalten, als der Mensch den erbittersten Feind Gottes und der göttlichen Vorsehung, nämlich die Selbstliebe, bei sich eingeschlossen hält. Diese wohnt im Inneren eines jeden Menschen von Geburt an; wenn du sie nicht erkennst - denn sie will nicht erkannt werden - so wohnt sie in Sicherheit, und bewacht die Pforte, daß diese nicht vom Menschen geöffnet, und sie dann vom Herrn ausgetrieben werde. Diese Pforte wird vom Menschen geöffnet dadurch, daß er das Böse als Sünde flieht wie aus sich, mit dem Anerkennen, daß es aus dem Herrn geschieht. Dies ist die Klugheit, mit der die göttliche Vorsehung eins ausmacht.

 

(211)

Daß die göttliche Vorsehung so geheim wirkt, daß kaum jemand ihr Vorhandensein erkennt, geschieht, damit der Mensch nicht verloren gehe; denn das Eigene des Menschen, das sein Wille ist, wirkt niemals in Einheit mit der göttlichen Vorsehung; dem Eigenen des Menschen ist Feindschaft gegen sie angeboren; denn es ist die Schlange, welche die ersten Eltern verführte, und von der es heißt: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen, und dieser wird dir den Kopf zertreten“: 1Mo.3/15. Die Schlange ist das Böse aller Art, ihr Haupt ist die Selbstliebe, der Weibessame ist der Herr, die Feindschaft, die gesetzt wurde, besteht zwischen der Eigenliebe des Menschen und dem Herrn, also auch zwischen der eigenen Klugheit des Menschen und der göttlichen Vorsehung des Herrn; denn die eigene Klugheit ist beständig begriffen in Erhebung ihres Hauptes, und die göttliche Vorsehung beständig im Niederdrücken desselben. Wenn der Mensch dieses empfände, würde er zürnen und erbittert werden gegen Gott, und verloren gehen; da er es aber nicht empfindet, so kann er zwar zürnen und erbittert werden gegen die Menschen, und gegen sich, sowie auch gegen das Schicksal, wodurch er jedoch noch nicht verloren geht. Daher kommt, daß der Herr vermittelst Seiner göttlichen Vorsehung den Menschen beständig in der Freiheit führt, und die Freiheit erscheint dem Menschen nur als sein Eigenes. Das Ihm Entgegengesetzte in der Freiheit führen, heißt soviel als der Erde eine schwere und widerstrebende Last durch Winden entheben, durch deren Kräfte die Schwere und der Widerstand nicht gefühlt wird; auch ist es, wie wenn einer bei einem Feind ist, der im Sinne hat, ihn zu ermorden, ohne daß er darum weiß, ein Freund aber führt ihn dann auf unbekannten Wegen weg, und entdeckt ihm nachher die Gesinnung des Feindes.

 

(212)

Wer führt nicht das Glück im Munde, und wer erkennt nicht das Dasein desselben an, indem er es nennt, und manches von ihm aus Erfahrung weiß? Wer weiß aber, was es ist? Daß es etwas sei, weil es vorhanden und weil es möglich ist, kann nicht geleugnet werden; und ohne Ursache kann nichts wirklich und möglich sein; allein die Ursache dieses Etwas, das man Glück nennt, ist unbekannt. Um aber infolge dieser Unkenntnis der Ursache es nicht zu leugnen, so nimm nur Würfel oder Spielkarten, und spiele, oder befrage die Spieler, wer unter ihnen das Glück leugne; denn diese spielen wunderbar mit ihm und es mit ihnen: wer könnte gegen dasselbe etwas ausrichten, wenn es entgegen ist? Verlacht es nicht die Klugheit und Weisheit? Ist es nicht, wenn man die Würfel wirft, und die Karten mischt, als ob es die Würfe und Wendungen in den Gelenken der Hand kenne und leite, um den einen aus einer gewissen Ursache mehr zu begünstigen, als den anderen? Kann wohl die Ursache davon anderswoher stammen, als aus der göttlichen Vorsehung im Äußersten, wo sie durch Beständigkeiten und Unbeständigkeiten mit der menschlichen Klugheit wunder bar verfährt, und zugleich sich verbirgt? - Daß die Heiden ehedem das Glück anerkannten, und ihm Tempel erbauten, und so auch die Bewohner Italiens zu Rom, ist bekannt. Über dieses Glück, das, wie gesagt, die göttliche Vorsehung im Äußersten ist, wurde mir vieles zu wissen gegeben, was ich nicht offenbaren darf; woraus mir klar wurde, daß es weder Täuschung des Gemüts, noch Spiel der Natur, noch etwas ohne Ursache ist; - denn dieses wäre nichts Wirkliches; sondern daß es ein Beweis durch den Augenschein ist, daß die göttliche Vorsehung im Einzelnsten der Gedanken und Handlungen des Menschen wirkt. Wenn es nun eine göttliche Vorsehung im Einzelnsten so unbedeutender und geringfügiger Dinge gibt, wie viel mehr im Einzelnsten der nichtunbedeutenden und geringfügigen Dinge, die Krieg und Frieden in der Welt, und Seligkeit und Leben im Himmel betreffen? -

 

(213)

Ich weiß jedoch, daß die menschliche Klugheit die [subjektive] Vernunft [rationale] mehr auf ihre Seite bringen wird, als die göttliche Vorsehung auf die ihrige, und zwar aus dem Grund, weil jene in die Erscheinung tritt, diese aber nicht. Leichter läßt sich aufnehmen, daß nur ein einziges Leben ist, nämlich Gott, und daß alle Menschen Aufnahmegefäße des Lebens von Ihm sind, wie früher ausführlich gezeigt wurde, - und doch ist dieses dasselbe, weil die Klugheit dem Leben angehört. Wer spricht nicht in seinem Denken für die eigene Klugheit und für die Natur, wenn er aus dem natürlichen oder äußeren Menschen [denkt]; wer dagegen nicht für die göttliche Vorsehung und für Gott, wenn er aus dem geistigen oder inneren Menschen denkt? - Aber ich bitte, (ich spreche zum natürlichen Menschen) schreibe doch Bücher, und fülle sie an mit annehmbaren, einleuchtenden und wahrscheinlichen, und deiner Meinung nach gediegenen Gründen, das eine für die eigene Klugheit, das andere für die Natur, und gib sie hernach irgendeinem Engel in die Hand, so weiß ich, daß er bloß die wenigen Worte darunter schreiben wird : Dies alles ist Schein und Trug!

 

 


(11)

 

Die göttliche Vorsehung hat das Ewige im Auge, das Zeitliche aber nur insofern, als es mit dem Ewigen übereinstimmt

 

 

(214)

Daß die göttliche Vorsehung das Ewige im Auge habe, das Zeitliche aber nur insofern, als es eins ausmacht mit dem Ewigen, soll in folgender Ordnung nachgewiesen werden: 

 

I. Das Zeitliche bezieht sich auf Würden und Reichtum, somit auf Ehre und Gewinn in der Welt. 

 

II. Das Ewige bezieht sich auf geistige Ehren und Schätze, die der Liebe und Weisheit im Himmel angehören. 

 

III. Das Zeitliche und das Ewige werden vom Menschen getrennt, vom Herrn aber verbunden. IV. Die Verbindung des Zeitlichen und Ewigen ist die göttliche Vorsehung des Herrn.

 

(215)

I. Das Irdische bezieht sich auf Würden und Reichtum, somit auf Ehre und Gewinn in der Welt. Es gibt zwar viele zeitliche Dinge, alle aber beziehen sich auf Würden und Reichtümer. Unter Zeitlichem wird das verstanden, was entweder mit der Zeit untergeht, oder was mit dem Leben des Menschen in der Welt aufhört; unter Ewigem aber wird verstanden, was nicht mit der Zeit und somit nicht mit dem Leben in der Welt untergeht und aufhört. Weil, wie gesagt, alles Zeitliche, sich auf Würden und Reichtümer bezieht, so ist es von Wichtigkeit, auch folgendes zu wissen, nämlich: was und woher Würden und Reichtümer seien; wie die Liebe zu diesen um ihrer selbst willen beschaffen sei, und wie die Liebe zu ihnen um der Nutzwirkungen willen; ferner, daß diese zwei Arten von Liebe unter sich verschieden seien wie Himmel und Hölle, und daß dieser Unterschied derselben von den Menschen nur mit Mühe erkannt werde. Doch von jedem einzelnen dieser Punkte muß besonders gesprochen werden.

 

Erstens: Was und woher sind Würden und Reichtümer? Würden und Reichtümer waren in den ältesten Zeiten etwas ganz anderes, als sie später allmählich wurden. Die Würden waren in den ältesten Zeiten nur so, wie sie zwischen Eltern und Kindern stattfinden, nämlich Würden der Liebe, voll Ehrerbietung und Verehrung, nicht wegen der Geburt von ihnen, sondern wegen des Unterrichtes und der Weisheit von ihnen, was eine andere an sich geistige Geburt war, weil sie ihren Geist betraf. Dieses war die einzige Würde in den ältesten Zeiten, weil damals die Stämme, Familien und Häuser für sich besonders wohnten, und nicht unter Regierungen wie heutzutage, und der Hausvater war es, der jene Würde besaß. Diese Zeiten wurden von den Alten die goldenen Jahrhunderte genannt. Nach diesen Zeiten aber drängte sich allmählich die Liebe zu herrschen ein, und zwar nur aus der Lust dieser Liebe; und weil zugleich auch Anfeindung und Befehdung derer eintrat, die sich nicht unterwerfen wollten, so vereinigten sich notgedrungen Stämme, Familien und Häuser in Staaten [coetus], und setzten einen über sich, den man anfangs Richter nannte, späterhin Fürst, und endlich König und Kaiser, und dann fing man auch an, sich durch Türme, Wälle und Mauern zu schützen. Vom Richter, Fürsten, König und Kaiser drang wie ein ansteckender Krankheitsstoff die Herrschsucht in mehrere ein, wie vom Haupt in den Körper; so entstanden dann Abstufungen der Würden und Ehrenstellen, und mit ihnen Liebe zu sich, und Dünkel eigener Klugheit: ebenso ging es mit der Liebe zum Reichtum. In den ältesten Zeiten, als Stämme und Familien unter sich getrennt wohnten, gab es keine andere Liebe zum Reichtum, als das Streben, die notwendigen Bedürfnisse des Lebens zu besitzen, die man sich durch Herden und größeres Vieh, und durch Äcker, Felder und Gärten verschaffte, aus denen man seinen Lebensunterhalt nahm. Zu den Notwendigkeiten ihres Lebens gehörten auch schöne Wohnungen, geschmückt mit Gerätschaften aller Art, sowie auch Gewänder; um alles dieses bewarben und bemühten sich die Eltern, die Kinder, die Diener, und die Mägde, die in einem Haus waren. Nachdem aber Herrschsucht eingedrungen war, und dieses Gemeinwesen zerstört hatte, riß auch die Begierde ein, mehr als jenen Bedarf zu besitzen, und wuchs bis zur äußersten Höhe empor, so daß sie die Güter aller anderen besitzen wollten. Diese beiden Arten der Liebe sind gleichsam Blutsverwandte; denn wer über alles herrschen will, will auch alles besitzen, da auf solche Weise alle Sklaven, jene allein aber Gebieter werden. Dies stellt sich deutlich heraus an denjenigen von der päpstlichen Partei, die ihre Herrschaft bis in den Himmel zum Thron des Herrn erhoben, und sich darauf gesetzt hatten, denn diese suchen auch die Güter der ganzen Welt zusammenzuscharren, und ihre Schätze ohne Ende zu vergrößern. 

 

Zweitens: Von welcher Beschaffenheit ist die Liebe zu Würden und Reichtümern um ihrer selbst willen, und von welcher Beschaffenheit die um der Nutzwirkungen willen? - Die Liebe zu Würden und Ehren um der Würden und Ehren willen ist Liebe zu sich, oder eigentlich Herrschsucht aus Liebe zu sich, und die Liebe zu Reichtümern und Gütern um der Reichtümer und Güter willen, ist Liebe zur Welt, oder eigentlich das Streben, die Güter aller durch was immer für Kunstgriffe zu besitzen. Die Liebe zu Würden und Reichtümern aber um der Nutzwirkungen willen ist Liebe zu Nutzwirkungen, welche eins ist mit der Liebe zum Nächsten; denn dasjenige, um dessen willen der Mensch handelt, ist die Endabsicht, aus der [er tätig ist], und das Erste oder Oberste, und das übrige ist nur Mittel und untergeordneter Art. Was die Liebe zu Würden und Ehren um ihrer selbst willen betrifft, welche eins ist mit der Selbstliebe, oder eigentlich mit der Herrschbegierde aus Selbstliebe, so ist sie Liebe des Eigenen, und das Eigene des Menschen ist durchaus Böses. Daher kommt, daß gesagt wird, der Mensch werde in alles Böse geboren, und sein Angeerbtes sei nur Böses; das Angeerbte des Menschen ist sein Eigenes, in welchem er sich befindet, und in das er kommt durch die Selbstliebe, und besonders durch die Liebe zu herrschen aus Selbstliebe. Der Mensch nämlich, der in dieser Liebe sich befindet, hat nur sich selbst im Auge, und versenkt somit seine Gedanken und Neigungen in sein Eigenes. Daher kommt, daß in der Selbstliebe auch die Liebe Böses zu tun liegt, weil sie den Nächsten nicht liebt, sondern nur sich; und wer sich allein liebt, sieht die anderen nur außer sich, entweder als unbedeutend oder als ganz wertlos, so daß er sie im Vergleich mit sich verachtet, und es für nichts hält ihnen Böses zu tun. Deshalb hält der, welcher in Herrschliebe aus Selbstliebe ist, es für nichts, den Nächsten zu betrügen, mit dem Weibe desselben die Ehe zu brechen, ihn zu lästern, Rache gegen ihn zu schnauben bis zum Tode, gegen ihn zu wüten, und dergleichen mehr. Dies hat der Mensch daher, daß der Teufel selbst nichts anderes ist als Herrschbegierde aus Selbstliebe, und dieser mit ihm verbunden ist und ihn leitet. Wer aber vom Teufel, d.h. von der Hölle geleitet wird, der wird in all jenes Böse geführt, und zwar wird er beständig geführt durch die Lüste dieses Bösen. Daher kommt, daß alle, die in der Hölle sind, allen Böses tun wollen, hingegen die im Himmel sind, allen Gutes tun wollen. Durch diesen Gegensatz besteht das, was in der Mitte ist, in welcher der Mensch sich befindet, und in der er wie im Gleichgewicht ist, so daß er sich entweder zur Hölle oder zum Himmel wenden kann; und in dem Grad, als er dem Bösen der Liebe zu sich günstig ist, wendet er sich zur Hölle, in dem Grad aber, als er es von sich entfernt, wendet er sich zum Himmel. Es wurde mir zu empfinden gegeben, von welcher Art und wie groß die Lust der Herrschbegierde aus Selbstliebe sei; ich wurde in dieselbe versetzt, um sie kennenzulernen, und sie war so beschaffen, daß sie alle Lustreize in der Welt übertraf; sie war eine Lust des ganzen Gemüts vom Innersten bis zum Äußersten, im Körper aber wurde sie nicht anders empfunden, denn als etwas Wollüstiges und Fröhliches, wobei die Brust sich hob. Auch wurde mir zu empfinden gegeben, daß aus jener Lust wie aus ihrer Quelle die Lust hervorquoll, Ehebruch zu begehen, Rache zu nehmen, zu betrügen, zu lästern, und überhaupt Böses zu tun. Eine ähnliche Lust liegt auch in der Liebe, die Güter anderer zu besitzen, durch welche Künste es auch geschehen möge, und in den Begierden aus ihr, welches ihre Ausflüsse [derivationes] sind, aber doch nicht in so hohem Grad, wenn sie nicht mit der Selbstliebe verbunden ist. Was aber die Liebe zu Würden und Reichtümern nicht um dieser selbst, sondern um der Nutzwirkungen willen betrifft, so ist sie nicht Liebe zu Würden und Reichtümern, sondern Liebe zu den Nutzwirkungen, welcher Reichtümer und Würden als Mittel dienen. Diese Liebe ist himmlischer Art; doch mehr hiervon in der Folge. 

 

Drittens: Daß diese zwei Arten der Liebe unter sich verschieden seien wie Himmel und Hölle, ergibt sich aus dem eben Gesagten, dem ich noch folgendes beifügen will: alle, die in der Herrschliebe aus Selbstliebe sind, sind ihrem Geiste nach in der Hölle, wer sie auch sein mögen, Hohe oder Niedrige; und alle, die in dieser Liebe sind, befinden sich auch in der Liebe zu allem Bösen, welches sie, wenn auch nicht tun, doch in ihrem Geiste für erlaubt halten, und daher auch mit dem Körper tun, sobald Würde und Ehre, und Furcht vor dem Gesetz es nicht verhindern; ja was noch mehr ist, die Liebe zum Herrschen aus Selbstliebe verbirgt inwendigst in sich Haß gegen Gott, folglich gegen das Göttliche, das zur Kirche gehört, und besonders gegen den Herrn. Wenn solche den Herrn anerkennen, so tun sie es nur mit dem Mund, und wenn das Göttliche der Kirche, so tun sie es aus Furcht vor Verlust der Ehre. Haß gegen Gott verbirgt aber jene Liebe in ihrem Innersten darum, weil inwendigst in dieser Liebe liegt, daß sie Gott sein will; denn nur allein sich selbst verehrt und betet sie an: wer sie daher verehrt, und zwar so sehr, daß er sagt, sie besitze göttliche Weisheit und sei der Gott der Welt, den liebt sie von Herzen. Anders verhält es sich mit der Liebe zu Würden und Reichtum um der Nutzwirkungen willen; diese Liebe ist himmlisch, weil sie, wie gesagt, eins ist mit der Liebe zum Nächsten. Unter den Nutzwirkungen [usus] wird das Gute verstanden, und Nutzen schaffen heißt daher Gutes tun, und Nutzen oder Gutes wirken heißt, anderen dienen und beistehen; die solches tun, haben, obgleich sie in Würden und Reichtum sind, dennoch die Würde und den Reichtum nur insofern im Auge, als sie Mittel sind, Nutzen zu schaffen, somit zu dienen und beizustehen. Dies sind die, welche verstanden werden unter den Worten des Herrn: „Wer von euch groß werden will, der soll euer Diener sein, und wer der Erste sein will, soll euer Knecht sein“: Matth.20/26,27. Diese sind es auch, denen Herrschaft im Himmel vom Herrn anvertraut wird, denn die Herrschaft ist ihnen das Mittel, Nutzen oder Gutes zu wirken, somit zu dienen, und wenn Nutzwirkungen oder Gutes die Endzwecke oder Grundneigungen sind, so herrschen nicht sie, sondern der Herr, denn alles Gute ist von Ihm. 

 

Viertens: Der Unterschied zwischen beiden wird vom Menschen nur mit Mühe erkannt, und zwar deshalb, weil die meisten, die in Würden und Reichtum sind, auch Nutzen schaffen, aber nicht wissen, ob sie Nutzen schaffen um ihretwillen oder um der Nutzwirkungen willen, und zwar um so weniger, weil die Liebe zu sich und zur Welt mehr Feuer und brennenden Eifer hat, Nutzen zu schaffen, als diejenigen, die nicht in Selbstsucht und Weltliebe sind; allein die ersteren schaffen Nutzen des Ruhmes oder des Gewinnes wegen, somit um ihrer selbst willen; diejenigen aber, die Nutzen um der Nutzwirkungen willen schaffen, oder Gutes um des Guten willen, tun dieses nicht aus sich, sondern aus dem Herrn. Der Unterschied zwischen jenen und diesen wird vom Menschen nur mit Mühe erkannt, und zwar darum, weil der Mensch nicht weiß, ob er vom Teufel oder vom Herrn geführt wird; wer vom Teufel geführt wird, schafft Nutzen um seinet- und der Welt willen, wer aber vom Herrn geführt wird, schafft Nutzen um des Herrn und des Himmel willen, und aus dem Herrn schaffen alle diejenigen Nutzen, die das Böse als Sünde fliehen, aus dem Teufel hingegen schaffen alle diejenigen Nutzen, die das Böse nicht als Sünde fliehen; denn das Böse ist der Teufel, und die Nutzwirkung oder das Gute ist der Herr: hieraus und nur hieraus wird jener Unterschied erkannt. Beides erscheint der äußeren Form nach gleich, der inneren Form nach aber ist es gänzlich verschieden; das eine ist wie Gold, in dem inwendig Schlacken sind, das andere aber wie Gold, in dem inwendig reines Gold ist; das eine ist auch wie eine durch Kunst bereitete Frucht, die der äußeren Form nach wie eine Frucht vom Baum erscheint, während sie doch nur bemaltes Wachs ist, in dem inwendig Staub oder Harz ist; das andere aber wie eine edle von Geschmack und Geruch liebliche Frucht, in der inwendig Samen sind.

 

(216)

II. Das Ewige bezieht sich auf geistige Würden und Schätze, welche die der Liebe und Weisheit im Himmel sind. Weil der natürliche Mensch die Lustreize der Selbstsucht, die auch Lustreize der Begierden zum Bösen sind, gut nennt, und auch begründet, daß sie gut seien, so nennt er Ehren und Schätze göttliche Segnungen; sieht nun aber der natürliche Mensch, daß die Bösen ebenso wie die Guten zu Ehren erhoben und zu Reichtum gefördert werden, und was noch mehr ist, sieht er, daß die Guten in Verachtung und in Armut, und die Bösen in Ruhm und Reichtum sind, so denkt er bei sich: Was ist dies? Dies kann nicht Werk der göttlichen Vorsehung sein; denn wenn diese alles regierte, so würde sie die Guten mit Ehren und Schätzen überhäufen, die Bösen aber mit Armut und Verachtung schlagen, und so die Bösen zur Anerkenntnis bringen, daß ein Gott und eine göttliche Vorsehung waltet. Wenn aber der natürliche Mensch nicht vom geistigen Menschen erleuchtet, d.h. nicht zugleich geistig ist, so sieht er nicht, daß Ehren und Schätze allerdings Segnungen, aber auch Fluch sein können, und daß sie, wenn sie Segnungen sind, von Gott kommen, und wenn Fluch, vom Teufel. Daß es auch Ehren und Schätze vom Teufel gibt, ist bekannt, denn davon eben wird er der Fürst der Welt genannt. Weil man nun nicht weiß, in welchem Fall Ehre und Schätze Segnungen, und in welchem Fall sie ein Fluch sind, so soll es gesagt werden, und zwar in folgender Ordnung: 

 

1) Ehrenstellen und Schätze sind Segnungen, und sind auch [bisweilen] ein Fluch. 

 

2) Ehrenstellen und Schätze sind geistig und ewig, wenn sie Segnungen, aber zeitlich und vergänglich, wenn sie ein Fluch sind.  

 

3) Ehrenstellen und Schätze, die zum Fluch gereichen, verhalten sich zu den Ehrenstellen und Schätzen, die Segnungen sind, wie das Nichts zu allem, und wie das, was an sich nicht ist, zu dem, was an sich ist. 

 

(217)

Diese drei Punkte sollen jetzt besonders beleuchtet werden. 

 

Erstens: Ehrenstellen und Schätze sind Segnungen, und sind auch ein Fluch. Die allgemeine Erfahrung bestätigt, daß sowohl Fromme als Gottlose, oder sowohl Gerechte als Ungerechte, d.h. sowohl Gute als Böse in Würden und Reichtümern sind, und doch kann niemand leugnen, daß die Gottlosen und Ungerechten, d.h. die Bösen, in die Hölle, die Frommen aber und die Gerechten, d.h. die Guten, in den Himmel kommen. Da nun dieses Wahrheit ist, so folgt, daß Würden und Reichtümer, oder Ehren und Schätze, entweder Segen oder Fluch sind, und zwar Segen bei den Guten, und Fluch bei den Bösen. Im Werk über »Himmel und Hölle« zu London im Jahr 1758 erschienen, Nr. 357-365 ist gezeigt worden, daß Reiche sowohl als Arme, und Hohe wie Geringe, im Himmel sind, und auch in der Hölle, woraus sich ergibt, daß Würden und Reichtümer bei denen, die im Himmel sind, in der Welt Segnungen, bei denen aber, die in der Hölle sind, in der Welt ein Fluch waren. Worin es aber seinen Grund habe, daß jene Segnungen, und diese Fluch sind, kann jeder wissen, wenn er nur einigermaßen hierüber mit Vernunft nachdenkt; Segnungen sind sie nämlich bei denen, die ihr Herz nicht daran hängen, Fluch aber bei denen, die ihr Herz daran hängen. Sein Herz daran hängen heißt: sich in ihnen lieben, und sein Herz nicht daran hängen heißt, die Nutzwirkungen, nicht aber sich, in ihnen lieben. Was und von welcher Art der Unterschied zwischen diesen zwei Arten des Liebens sei, ist oben Nr. 215 gesagt worden; dem noch beizufügen ist, daß Würden und Schätze manche verführen, und manche nicht; sie verführen, wenn sie die Liebe des Eigenen beim Menschen erregen, das die Selbstliebe ist, und daß diese eine Liebe der Hölle sei, die Teufel genannt wird, ist oben gesagt worden; sie verführen aber nicht, wenn sie jene Liebe nicht erregen. Gute sowohl als Böse werden aber darum zu Ehrenstellen erhoben, und zu Reichtümern gefördert, weil Böse ebensowohl als Gute Nutzen schaffen, aber die Bösen wegen der Ehre und des Gewinnes ihrer Person, die Guten dagegen wegen der Ehre und des Gewinnes der Sache selbst: diese betrachten Ehren und Gewinn der Sache als Hauptzwecke [causas principales], und Ehren und Gewinn ihrer Person als Mittelzwecke [causas instrumentales], die Bösen aber betrachten Ehren und Gewinn ihrer Person als Hauptzwecke, und Ehren und Gewinn der Sache als Mittelzwecke. Wer sieht aber nicht, daß die Person, ihr Beruf und ihre Ehre, der Sache wegen da ist, die sie verwaltet, und nicht umgekehrt? Wer sieht nicht, daß der Richter um der Gerechtigkeit willen, der Beamte um des gemeinen Wesens willen, und der König des Reiches wegen da sind, und nicht umgekehrt? Deshalb ist auch jeder in Würde und Ehre nach den Gesetzen des Reiches, je nach der Würde des Gegenstandes, den er verwaltet, und daß ein Unterschied ist wie zwischen dem Hauptzweck [principale] und dem dienenden Werkzeug [instrumentale]; derjenige, der die Ehre der Sache sich oder seiner Person zueignet, erscheint in der geistigen Welt, wenn dieses dargestellt wird, wie ein Mensch mit umgekehrtem Körper, die Füße aufwärts und den Kopf abwärts. 

 

Zweitens: Würden und Schätze sind geistig und ewig, wenn sie Segnungen, zeitlich und vergänglich aber, wenn sie ein Fluch sind. Es gibt Würden und Schätze im Himmel, wie auf der Welt; denn es gibt daselbst Regierungen und somit Verwaltungen und Berufsverrichtungen, und auch Geschäfte [negotiationes] und somit Schätze, weil es Vereine und Staaten [coetus] daselbst gibt. Der ganze Himmel ist in zwei Reiche geteilt, deren eines das himmlische Reich, das andere das geistige Reich heißt, und jedes von diesen Reichen zerfällt in unzählige größere und kleinere Vereine, die alle und in denen alle nach den Verschiedenheiten der Liebe und der Weisheit aus dieser geordnet sind; die Vereine des himmlischen Reiches nach den Verschiedenheiten der himmlischen Liebe, welche die Liebe zum Herrn ist, und die Vereine des geistigen Reiches nach den Verschiedenheiten der geistigen Liebe, welche die Liebe zum Nächsten ist. Weil es nun solche Vereine gibt, und alle, die sich in denselben befinden, Menschen auf der Welt waren, und von da die Grundneigungen beibehalten, die sie in der Welt hatten, nur mit dem Unterschied, daß sie dort geistig sind, und daß die Würden und Güter selbst im geistigen Reich geistig, im himmlischen Reich himmlisch sind; so folgt, daß diejenigen vor anderen Würden und Güter haben, die vor anderen Liebe und Weisheit haben, und diese sind eben die, denen die Würden und Güter auf der Welt zum Segen waren. Hieraus kann man ersehen, von welcher Art die geistigen Würden und Güter sind, daß sie der Sache, nicht der Person angehören. Zwar lebt die Person, die daselbst in einer Würde steht, in Pracht und Herrlichkeit, wie sie die Könige auf Erden haben; dennoch aber sehen jene nicht die Würde selbst als etwas an, sondern nur die Nutzwirkungen, in deren Verwaltung und Amt sie stehen. Sie nehmen zwar Ehre an, jeder nach seiner Würde, aber sie eignen dieselbe nicht sich zu, sondern den Nutzwirkungen selbst; und weil alle Nutzwirkungen vom Herrn stammen, so eignen sie [die Ehre] dem Herrn, als dem Urheber zu. Von solcher Art also sind die geistigen Würden und Güter, die ewig sind. Anders aber geht es denen, welchen die Würden und Güter in der Welt zum Fluch gereichten. Weil diese dieselben sich selbst und nicht den Nutzwirkungen zueigneten, und weil sie nicht wollten, daß die Nutzwirkungen über sie herrschen sollten, sondern vielmehr sie selbst über die Nutzwirkungen, die sie nur insoweit als Nutzwirkungen betrachteten, als sie ihrer Ehre und ihrem Ruhm dienten, darum sind sie in der Hölle, und daselbst geringe Sklaven, in Verachtung und Elend; weshalb denn auch solcherlei Würden und Güter, sofern sie vergehen, zeitlich und vergänglich heißen. Von diesen und jenen lehrt der Herr: „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo sie Motten und Rost verzehren, und wo die Diebe nachgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie Motten und Rost nicht verzehren, und die Diebe nicht nachgraben und stehlen; denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz“: Matth.6/19-21. 

 

Drittens. Ehrenstellen und Güter, die ein Fluch sind, verhalten sich zu Ehrenstellen und Gütern, die Segnungen sind, wie ein Nichts zu allem, und wie das, was an sich nicht ist, zu dem, was an sich ist. Alles was vergeht, und nicht etwas wird, ist inwendig in sich nichtig; von außen ist es zwar etwas, ja es erscheint als vieles, und manchen als alles, solange es Bestand hat, aber nicht inwendig an sich; es ist wie eine Oberfläche, innerhalb welcher nichts ist, oder wie eine Theaterperson in königlichem Gewand, wenn das Spiel beendigt ist. Was aber in Ewigkeit bleibt, das ist an sich fortwährend etwas, somit ein Ganzes; es ist auch wirklich, weil es nicht aufhört zu sein.      himmels-engel.de

 

(218)

III. Das Zeitliche und das Ewige werden vom Menschen getrennt, vom Herrn aber verbunden. Es verhält sich so, weil alles, was dem Menschen angehört, zeitlich ist, und deshalb auch der Mensch zeitlich genannt werden kann, alles aber, was dem Herrn angehört, ewig ist, und darum auch der Herr der Ewige heißt. Zeitlich ist, was ein Ende hat und vergeht, ewig aber, was kein Ende hat und nicht vergeht. Daß diese beiden nicht verbunden werden können, außer durch die unendliche Weisheit des Herrn, und daß sie mithin vom Herrn verbunden werden können, und nicht vom Menschen, kann jeder sehen. Damit man aber wisse, daß jene beiden vom Menschen getrennt, vom Herrn aber verbunden werden, soll es in folgender Ordnung nachgewiesen werden. 

 

1) Was Zeitliches und was Ewiges sei. 

 

2) Der Mensch ist an sich zeitlich, der Herr ist an sich ewig, und somit kann vom Menschen nur Zeitliches, und vom Herrn nur Ewiges hervorgehen. 

 

3) Das Zeitliche trennt das Ewige von sich, und das Ewige verbindet das Zeitliche mit sich. 

 

4) Der Herr verbindet den Menschen mit Sich durch Erscheinungen. Und 

 

5) durch Entsprechungen.

 

(219)

Diese Punkte müssen aber im einzelnen beleuchtet und begründet werden. 

 

Erstens: Was ist Zeitliches, und was ist Ewiges? Zeitlich ist alles, was der Natur und somit auch dem Menschen eigen ist. Der Natur sind insbesondere eigen die Räume und Zeiten, beide mit Schranke und Grenze. Eigenes des Menschen ist von daher, was seinem eigenen Willen und seinem eigenen Verstand angehört, und was hierdurch Sache seiner Neigung und seines Denkens, insbesondere aber seiner Klugheit ist, und daß dergleichen endlich und beschränkt sei, ist bekannt. Ewig aber ist alle, was Eigentum des Herrn ist, und aus Ihm wie Eigentum des Menschen. Das Eigene des Herrn ist alles unendlich und ewig, somit ohne Zeit, folglich ohne Schranke und ohne Ende. Das was von daher gleichsam Eigentum des Menschen ist, ist ebenfalls unendlich und ewig; allein nichts von diesem gehört dem Menschen an, sondern allein dem Herrn bei ihm. 

 

Zweitens: Der Mensch ist an sich zeitlich, und Der Herr an sich ewig; und darum kann vom Menschen nur Zeitliches, und vom Herrn Ewiges hervorgehen. Daß der Mensch an sich zeitlich, der Herr aber an sich ewig sei, ist oben gesagt worden; weil nun von niemand etwas anderes ausgehen kann, als was in ihm ist, so folgt, daß vom Menschen nur Zeitliches, und vom Herrn nur Ewiges hervorgehen kann; denn vom Endlichen kann nicht Unendliches hervorgehen, da die Behauptung, es könne hervorgehen, ein innerer Widerspruch wäre; gleichwohl jedoch kann vom Endlichen Unendliches hervorgehen, nicht aber vom Endlichen, sondern vom Unendlichen durch jenes. Umgekehrt kann auch vom Unendlichen nicht Endliches hervorgehen, und die Behauptung, daß es hervorgehen könne, wäre ebenfalls ein innerer Widerspruch; es kann aber vom Unendlichen Endliches hervorgebracht werden; dies ist jedoch kein Hervorgehen, sondern ein Schaffen: man sehe hierüber die »Engelsweisheit von der göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« von Anfang bis zum Ende. Wenn daher vom Herrn Endliches hervorgeht, wie in vielen Dingen beim Menschen, so geht es nicht vom Herrn hervor, sondern vom Menschen, und man kann sagen: vom Herrn durch den Menschen, weil es so erscheint. Dies läßt sich beleuchten durch die Worte des Herrn: „Eure Rede sei Ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel“: Matth.5/27. Eine solche Rede ist bei allem im dritten Himmel; denn diese vernünfteln niemals über göttliche Dinge, ob es sich so, oder nicht so verhalte, sondern sie sehen in sich vom Herrn, ob es sich so oder nicht so verhält. Dieses Vernünfteln über göttliche Dinge, ob sie sich so oder nicht so verhalten, kommt daher, daß der Vernünftler sie nicht vom Herrn sieht, sondern aus sich selbst sehen will, und was der Mensch aus sich selbst sieht, ist Böses. Dennoch aber will der Herr nicht nur, daß der Mensch über göttliche Dinge denke und rede, sondern auch Untersuchungen über sie anstelle, um zu sehen, daß es sich so oder nicht so verhalte; und von diesem Denken, Reden, und Untersuchen, wenn es nur zum Zweck hat, die Wahrheit zu sehen, kann man sagen, es sei vom Herrn beim Menschen; es ist aber so lange vom Menschen, bis er die Wahrheit sieht und sie anerkennt: unterdessen kommt nur vom Herrn, daß er denken, reden und untersuchen kann; denn dies kann er durch jene zwei Vermögen, Freiheit und Vernunft genannt, welche Vermögen der Mensch bloß vom Herrn hat. 

 

Drittens: Das Zeitliche trennt von sich das Ewige, das Ewige aber verbindet das Zeitliche mit sich. Darunter, daß das Zeitliche das Ewige von sich trenne, wird verstanden, daß der Mensch, welcher zeitlich ist aus dem Zeitlichen in ihm [dies tue]; und darunter, daß das Ewige das Zeitliche mit sich verbinde, wird verstanden, daß der Herr [es tue], Welcher ewig ist aus dem Ewigen in Ihm, wie oben gesagt worden. Im Vorhergehenden wurde gezeigt, daß eine Verbindung des Herrn mit dem Menschen stattfinde, und gegenseitig des Menschen mit dem Herrn; daß aber die wechselseitige Verbindung des Menschen mit dem Herrn nicht vom Menschen, sondern vom Herrn sei; ferner, daß der Wille des Menschen im Gegensatze stehe mit dem Willen des Herrn, oder, was dasselbe ist, die eigene Klugheit des Menschen mit der göttlichen Vorsehung des Herrn. Hieraus folgt eben, daß der Mensch durch sein Zeitliches das Ewige des Herrn von sich trennt, der Herr aber Sein Ewiges mit dem Zeitlichen des Menschen, d.h. Sich mit dem Menschen und den Menschen mit Sich verbindet. Weil hierüber schon im Vorhergehen den ausführlich gehandelt worden ist, so bedarf es keine reitern Begründung. 

 

Viertens: Der Herr verbindet den Menschen mit Sich durch Erscheinungen; denn Erscheinung ist es, daß der Mensch aus sich den Nächsten liebe, Gutes tue und Wahres rede; erschiene dies nicht dem Menschen wie aus ihm, so würde er nicht den Nächsten lieben, das Gute tun und die Wahrheit reden, also nicht mit dem Herrn verbunden werden; weil aber vom Herrn die Liebe, das Gute und das Wahre stammt, so ist klar, daß der Herr durch Erscheinungen den Menschen mit Sich verbindet. Von diesem Schein aber, und von der Verbindung des Herrn mit dem Menschen, und der wechselseitigen des Menschen mit dem Herrn durch jenen Schein, ist oben ausführlich gehandelt worden. 

 

Fünftens: Der Herr verbindet den Menschen mit Sich durch Entsprechungen: dies geschieht vermittelst des Wortes, dessen Buchstabensinn aus lauter Korrespondenzen besteht. Daß durch diesen Sinn eine Verbindung des Herrn mit dem Menschen, und wechselseitig des Menschen mit dem Herrn bestehe, ist in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« von Anfang bis zu Ende nachgewiesen worden.

 

(220)

IV. Die Verbindung des Zeitlichen und des Ewigen beim Menschen ist die göttliche Vorsehung des Herrn. Weil dies aber nicht in die erste Wahrnehmung des Verstandes fallen kann, wenn es nicht vorher in eine Ordnung gebracht, und dieser gemäß entwickelt und bewiesen wird, so soll folgendes die Ordnung desselben sein: 

 

1) Von der göttlichen Vorsehung ist, daß der Mensch durch den Tod das Natürliche und Zeitliche auszieht, und das Geistige und Ewige anzieht. 

 

2) Der Herr verbindet Sich durch Seine göttliche Vorsehung mit dem Natürlichen durch das Geistige, und mit dem Zeitlichen durch das Ewige den Nutzwirkungen gemäß. 

 

3) Der Herr verbindet Sich mit den Nutzwirkungen durch Entsprechungen, und so durch Erscheinungen gemäß den Begründungen von seiten des Menschen. 

 

4) Eine solche Verbindung des Zeitlichen und Ewigen ist die göttliche Vorsehung. Diese soll jedoch durch Erläuterungen in helleres Licht gesetzt werden. 

 

Erstens: Von der göttlichen Vorsehung ist, daß der Mensch durch den Tod das Natürliche und Zeitliche auszieht, und das Geistige und Ewige anzieht. Das Natürliche und Zeitliche ist das Äußerste und Letzte, in das der Mensch zuerst kommt, was bei seiner Geburt geschieht, und zwar zu dem Ende, daß er dann in das Innere und Höhere eingeführt werden könne; denn das Äußerste und Letzte ist zusammenhängend, und dieses ist in der natürlichen Welt. Daher kommt, daß kein Engel und Geist unmittelbar erschaffen worden ist, sondern daß sie alle zuerst als Menschen geboren, und so eingeführt wurden. Daher haben sie ein Äußerstes und Letztes, das in sich fest und bestimmt ist, innerhalb welchem und von welchem das Innere in seinem Zusammenhang gehalten werden kann. Der Mensch zieht aber zuerst das Gröbere der Natur an, und sein Körper ist aus diesem; dieses zieht er aber durch den Tod aus, und behält nur das Feinere der Natur zurück, welches dem Geistigen am nächsten kommt, und dies ist dann seine Umfassung [continens]. Überdies ist im Äußersten oder Letzten alles Innere oder Höhere zugleich, wie früher an seiner Stelle gezeigt wurde; deshalb ist alles Wirken des Herrn vom Ersten und Letzten zugleich, und so im Vollbestand. Weil aber das Äußerste und Letzte der Natur das Geistige und Ewige, zu dem das menschliche Gemüt gebildet ist, nicht aufnehmen kann, wie es an sich ist, und der Mensch doch geboren ist, um geistig zu werden und ewig zu leben, deshalb zieht der Mensch jenes aus, und behält nur das innere Natürliche, das dem Geistigen und Himmlischen angemessen und mit ihm übereinstimmend ist, und ihm als Umfassung dient: dies geschieht durch Abwerfung des letzten Zeitlichen und Natürlichen, oder durch den Tod des Körpers. 

 

Zweitens: Der Herr verbindet Sich durch Seine göttliche Vorsehung mit dem Natürlichen durch das Geistige, und mit dem Zeitlichen durch das Ewige den Nutzwirkungen gemäß. Natürliches und Zeitliches ist nicht nur das, was der Natur eigen ist, sondern auch das, was den Menschen in der natürlichen Welt eigen ist; dieses und jenes legt der Mensch mit dem Tod ab, und zieht das ihnen entsprechende Geistige und Ewige an. Daß er dieses den Nutzwirkungen gemäß anziehe, ist ausführlich im Vorhergehenden gezeigt worden. Das Natürliche, das der Natur eigen ist, bezieht sich im allgemeinen auf Zeiten und Räume, und im besonderen auf das, was man auf der Erde erblickt. Dieses verläßt der Mensch im Tode, und empfängt statt dessen Geistiges, das der äußeren Gestalt oder Erscheinung nach ähnlich ist, aber nicht der inneren Gestalt und dem Wesen selbst nach. Auch hiervon ist schon oben gehandelt worden. Das Zeitliche, das den Menschen in der natürlichen Welt eigen ist, bezieht sich im allgemeinen auf Würden und Güter, und im besonderen auf die Notwendigkeiten eines jeden Menschen, nämlich Nahrung, Kleidung und Wohnung. Auch dieses wird mit dem Tod ausgezogen und zurückgelassen, und dafür solches angezogen und empfangen, was der äußeren Gestalt oder Erscheinung nach ähnlich ist, nicht aber der inneren Gestalt und dem Wesen nach. Alles dieses hat seine innere Gestalt und sein Wesen aus den Nutzwirkungen des Zeitlichen in der Welt; die Nutzwirkungen sind das Gute, das man das Gute der tätigen Liebe nennt. Hieraus läßt sich ersehen, daß der Herr durch Seine göttliche Vorsehung mit dem Natürlichen und Zeitlichen Geistiges und Ewiges verbindet den Nutzwirkungen gemäß. 

 

Drittens: Der Herr verbindet Sich mit den Nutzwirkungen durch Entsprechungen, und somit durch Erscheinungen gemäß der Begründung derselben von seiten des Menschen. Weil dies denen, die noch keinen klaren Begriff davon haben, was Entsprechung und Erscheinung ist, notwendig dunkel erscheinen muß, so soll es durch ein Beispiel beleuchtet und so erklärt werden: alle Teile des Wortes bestehen aus Entsprechungen geistiger und himmlischer Dinge, und weil sie Entsprechungen sind, so sind sie auch Erscheinungen: das ist, alle Teile des Wortes sind göttlich Gutes der göttlichen Liebe und göttliche Wahrheiten der göttlichen Weisheit, die an sich nackt, im Buchstabensinn des Wortes aber bekleidet sind; weshalb sie auch erscheinen wie ein Mensch in einem Gewand, das dem Zustand seiner Liebe und Weisheit entspricht; woraus erhellt, daß, wenn der Mensch die Erscheinungen begründete, dies ebenso wäre, als wenn er begründen wollte, die Kleider seien Menschen: hierdurch werden die Erscheinungen zu Täuschungen; anders aber verhält es sich, wenn der Mensch die Wahrheiten erforscht, und diese in den Erscheinungen erblickt. Da nun der Mensch alle Nutzwirkungen, oder das Wahre und Gute der tätigen Liebe, das er dem Nächsten erzeigt, entweder gemäß den Erscheinungen, oder gemäß den Wahrheiten im Wort selbst tut, so befindet er sich, wenn er es nach den Erscheinungen, die er bei sich begründet hat, tut, in Täuschungen; tut er es aber den Wahrheiten gemäß, so tut er es so wie er soll. Hieraus kann man ersehen, was darunter zu verstehen ist, daß der Herr Sich mit den Nutzwirkungen verbinde durch Entsprechungen und so durch Erscheinungen gemäß den Begründungen derselben von seiten des Menschen. 

 

Viertens: Eine solche Verbindung des Zeitlichen und des Ewigen ist die göttliche Vorsehung. Um dies einigermaßen für den Verstand ins Licht zu stellen, soll es durch zwei Beispiele beleuchtet werden, das eine betreffend die Würden und Ehren, und das andere betreffend die Reichtümer und Güter; beide sind der äußeren Form nach natürlich und zeitlich, der inneren Form nach aber geistig und ewig. Die Würden mit ihren Ehren sind natürlich und zeitlich, wenn der Mensch bei ihnen nur seine Person im Auge hat, und nicht den Staat und die Nutzwirkungen in ihnen, denn alsdann kann der Mensch nicht anders innerlich bei sich denken, als daß der Staat seinetwegen, und nicht er des Staates wegen da sei; er ist wie ein König, welcher denkt, das Reich und alle Menschen darin seien nur um seinetwillen da, nicht aber er um des Reiches und seiner Bürger willen. Eben diese Würden mit ihren Ehren sind aber geistig und ewig, wenn der Mensch sich seiner Person nach als um des Staates und der Nutzwirkungen willen vorhanden, nicht aber diese als um seinetwillen vorhanden betrachtet: tut er jenes, so ist er in der Wahrheit und im Wesens einer Würde und Ehre; tut er aber dieses, so ist er in der Entsprechung und Erscheinung, und wenn er diese bei sich begründet, in Täuschung, und in keiner anderen Verbindung mit dem Herrn, als diejenigen, die im Falschen und im Bösen hieraus sind; denn die Täuschungen sind Falsches, mit dem sich Böses verbindet. Solche haben zwar Nützliches und Gutes geleistet, aber aus sich und nicht aus dem Herrn, und haben somit sich selbst an die Stelle des Herrn gesetzt. Ebenso verhält es sich mit den Reichtümern und Gütern, die auch natürlich und zeitlich, aber auch geistig und ewig sind; und zwar sind die Reichtümer und Güter natürlich und zeitlich bei denen, die nur sie allein und sich in ihnen im Auge haben, und in diesen beiden ihre ganze Freude und Lust erblicken; ebendieselben aber sind geistig und ewig bei denen, die auf die guten Nutzwirkungen in ihnen sehen, und in diesen innere Freude und Lust finden. Bei solchen wird auch die äußere Lust und Freude geistig, und das Zeitliche wird ewig; weshalb sie auch nach dem Tode im Himmel, und daselbst in Palästen sind, deren Gerätschaften [formae utensiles] von Gold und kostbaren Steinen glänzen. Dies alles betrachten sie jedoch nur als Äußeres, welches glänzt und durchscheint vom Inneren, welches die Nutzwirkungen sind, aus denen sie die Freude und Lust selbst haben, die an sich die Wonne und Seligkeit des Himmels sind. Das entgegengesetzte Los trifft diejenigen, die Reichtümer und Güter nur um dieser selbst und um ihretwillen im Auge hatten, also des Äußeren und nicht zugleich des Inneren wegen, und somit den Erscheinungen und nicht ihrem Wesen gemäß. Diese ziehen, wenn sie jene im Tode ablegen, das Innere derselben an, und weil dieses nicht geistig ist, so kann es nur höllischer Art sein; denn entweder liegt das eine oder das andere darin, unmöglich aber beides zugleich; deshalb haben sie statt der Reichtümer Armut, und statt der Güter Elend. Unter den Nutzwirkungen werden nicht nur die Notwendigkeiten des Lebens verstanden, die sich auf Nahrung, Kleidung und Wohnung für sich und die Seinigen beziehen, sondern auch das Wohl des Vaterlandes, das Wohl der Gesellschaft und das Wohl des Mitbürgers. Gutes von solcher Art ist [jedes] Geschäft, wenn es selbst Zweck der Liebe ist, das Geld aber bloß als dienendes Mittel geliebt wird, und der Geschäftsmann nur Betrug und böse Künste als Sünde flieht und verabscheut; anders aber, wenn das Geld Endzweck der Liebe ist, und das Geschäft bloß als dienendes Mittel geliebt wird; denn dieses ist dann Geiz, welcher die Wurzel alles Übels ist: man sehe hierüber Luk.12/15; und das Gleichnis von jenem, V. 16-21.

 

 


(12)

 

Der Mensch wird nur insoweit innerlich in die Wahrheiten des Glaubens und in das Gute der tätigen Liebe eingeführt,

als er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann

 

 

(221)

In der christlichen Welt ist bekannt, daß der Herr die Seligkeit aller will, und auch, daß Er der Allmächtige ist; weshalb viele hieraus schließen, daß Er jeden selig machen könne, und daß Er diejenigen selig mache, die Seine Barmherzigkeit anflehen, besonders wenn sie diese anflehen vermittelst der Formel des angenommenen Glaubens, daß Gott der Vater Sich um des Sohnes willen erbarme, zumal wenn sie zugleich auch um die Gabe dieses Glaubens flehen. Daß es sich aber ganz anders verhalte, wird man im letzten Abschnitt dieses Werkes sehen, wo nachgewiesen werden wird, daß der Herr nicht gegen die Gesetze Seiner göttlichen Vorsehung handeln kann, weil gegen sie handeln soviel wäre als gegen Seine göttliche Liebe und gegen Seine göttliche Weisheit, somit gegen Sich selbst handeln; wobei man auch sehen wird, daß eine solche unmittelbare Barmherzigkeit nicht möglich ist, weil die Beseligung des Menschen durch Mittel bewirkt wird, denen gemäß den Menschen nur derjenige führen kann, der das Heil aller will und zugleich allmächtig ist, also nur der Herr. Die Mittel, durch die der Mensch vom Herrn geführt wird, sind das, was man Gesetze der göttlichen Vorsehung nennt, unter denen auch dieses ist, daß der Mensch in die Wahrheiten des Glaubens und in das Gute der Liebe nur insoweit innerlich eingelassen wird, als er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann. Allein damit dies der Vernunft einleuchte, soll es in folgender Ordnung erläutert werden: 

 

I. Der Mensch kann in die Weisheit der geistigen Dinge und auch in die Liebe zu ihnen eingelassen werden, ohne daß er dadurch gebessert wird. 

 

II. Wenn sich der Mensch nachher von denselben entfernt, und zum Gegenteil übergeht, so entweiht er das Heilige. 

 

III. Es gibt mehrere Arten der Entweihungen, aber diese Art ist unter allen die schlimmste. 

 

IV. Der Herr läßt deshalb den Menschen nur so weit innerlich in die Wahrheiten der Weisheit und zugleich in das Gute der Liebe eindringen, als er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann.

 

(222)

I. Der Mensch kann in die Weisheit der geistigen Dinge, sowie in die Liebe zu ihnen eingelassen werden, ohne daß er gebessert wird, und zwar darum, weil der Mensch Vernunft und Freiheit hat, und durch die Vernunft beinahe bis zur Weisheit der Engel erhoben werden kann, und durch die Freiheit in eine Liebe, welche der der Engel nicht unähnlich ist; dennoch aber ist die Weisheit so beschaffen wie die Liebe; ist die Liebe himmlisch und geistig, so wird auch die Weisheit himmlisch und geistig; ist hingegen die Liebe teuflisch und höllisch, so ist auch die Weisheit teuflisch und höllisch; diese kann alsdann zwar der äußeren Form nach, und somit vor anderen als himmlisch und geistig erscheinen, der inneren Form nach aber, die ihr eigentliches Wesen ist, ist sie teuflisch und höllisch, nicht außerhalb, sondern innerhalb ihrer. Daß sie so ist, fällt für die Menschen nicht in die Erscheinung, weil sie natürliche Menschen sind, und in natürlicher Weise sehen und hören, und auch die äußere Form natürlich ist; daß sie aber gleichwohl so sei, kommt den Engeln zur Erscheinung, weil diese geistig sind, und in geistiger Weise sehen und hören, und auch die innere Form geistig ist. Hieraus erhellt, daß der Mensch in die Weisheit der geistigen Dinge und auch in die Liebe zu denselben eingelassen werden kann, ohne gebessert zu werden; jedoch alsdann nur in die natürliche, nicht aber in die geistige Liebe zu denselben. Dies kommt daher, daß in die natürliche Liebe der Mensch sich selbst, in die geistige Liebe aber nur der Herr einführen kann, und nur die in diese eingelassen worden sind, werden gebessert, diejenigen hingegen, die bloß in jene eingelassen wurden, werden nicht gebessert; denn diese sind meistens Heuchler, und viele aus dem Jesuitenorden, die innerlich nichts Göttliches glauben, äußerlich aber gleich Schauspielern mit dem Göttlichen ihr Spiel treiben.

 

(223)

Durch viele Erfahrungen in der geistigen Welt wurde mir zu wissen gegeben, daß der Mensch in sich das Vermögen besitzt, die Geheimnisse der Weisheit zu begreifen, wie die Engel selbst, denn ich sah feurige Teufel, die, während sie die Geheimnisse der Weisheit hörten, dieselben nicht nur begriffen, sondern auch nach ihrer Vernunft aussprachen; sobald sie aber zu ihrer teuflischen Liebe zurückkehrten, verstanden sie nichts mehr davon, sondern hielten statt derselben das Gegenteil fest, das Unsinn war, und diese nannten sie dann Weisheit; ja, ich durfte sogar anhören, wie sie, während sie im Zustand der Weisheit waren, ihren Unsinn verlachten, und dagegen wieder, während sie sich im Zustand des Irrwahns befanden, die Weisheit verlachten. Wenn ein Mensch, der in der Welt von solcher Beschaffenheit war, nach dem Tod ein Geist geworden ist, so wird er sehr häufig abwechselnd in den Zustand der Weisheit und des Irrwahns versetzt, damit er diesen von jener aus sehe; allein obwohl solche durch die Weisheit sehen, daß sie im Irrwahn sind, so versetzen sie sich doch, sobald ihnen die Wahl gelassen wird, was bei jedem geschieht, in den Zustand des Irrwahns, und lieben diesen, und dann hassen sie den Zustand der Weisheit. Der Grund hiervon ist, daß ihr Inneres teuflisch war, und nur das Äußere dem Göttlichen gleich. Diese sind es, die unter den Teufeln verstanden werden, die sich in Engel des Lichtes verstellen, und unter jenem, der im Hochzeithaus nicht mit dem hochzeitlichen Kleid angetan war, und in die äußerste Finsternis geworfen wurde: Matth.22/11-13.

 

(224)

Wer könnte nicht sehen, daß ein Inneres ist, aus dem das Äußere sein Dasein hat, und daß folglich das Äußere sein Wesen vom Inneren hat? Und wer weiß nicht aus Erfahrung, daß das Äußere anders erscheinen kann, als gemäß seinem Wesen vom Inneren her? Denn dies zeigt sich deutlich an den Heuchlern, Schmeichlern und Gleisnern, und daß der Mensch sich in Rollen, die nicht die seinigen sind, hineinlügen kann, an den Komödianten und Mimikern; denn diese wissen Könige, Kaiser, ja Engel in Ton, Rede, Miene und Gebärde so darzustellen, als ob sie wirklich dergleichen wären, während sie doch nur Schauspieler [harioli] sind. Auch dieses wurde angeführt, weil der Mensch sowohl in bürgerlichen und moralischen als in geistigen Dingen in gleicher Weise den Betrüger machen kann; und man weiß auch, daß dies bei vielen der Fall ist. Wenn daher das Innere seinem Wesen nach höllisch ist, und das Äußere seiner Form nach als geistig erscheint, und doch, wie gesagt, das Äußere sein Wesen vom Inneren her hat, so fragt sich, wo denn jenes Wesen im Äußeren verborgen liege; es kommt nicht in der Gebärde, nicht im Ton, nicht in der Rede und nicht in der Miene zum Vorschein, ist aber dennoch inwendig in diesen vieren verborgen; daß es inwendig in ihnen verborgen liege, stellt sich eben an solchen deutlich heraus in der geistigen Welt; denn wenn der Mensch aus der natürlichen Welt in die geistige kommt, was bei seinem Tode geschieht, dann läßt er sein Äußeres mit dem Körper zurück, und behält sein Inneres, das er in seinem Geiste verborgen hatte, bei, und dann erscheint er, wenn sein Inneres höllischer Art war, wie ein Teufel, wie er denn auch schon während seines Lebens in der Welt seinem Geiste nach ein solcher war. Wer erkennet nicht an, daß jeder Mensch das Äußere mit dem Körper zurückläßt und in das Innere eintritt, wenn er Geist wird? Diesem will ich nur noch beifügen, daß in der geistigen Welt eine Gemeinschaft der Neigungen und der Gedanken aus diesen statthat, infolgedessen niemand anders reden kann, als er denkt; ferner auch, daß dort ein jeder sein Angesicht verändert, und dieses seiner Neigung ähnlich wird, so daß auch an seinem Angesicht zum Vorschein kommt, von welcher Beschaffenheit er ist. Den Heuchlern wird bisweilen gestattet, anders zu reden als sie denken, allein man hört am Ton ihrer Rede, daß er durchaus nicht mit dem Inneren ihrer Gedanken übereinstimmt, und an dieser Nichtübereinstimmung werden sie erkannt. Hieraus läßt sich ersehen, daß das Innere im Ton, in der Rede, in der Miene und in der Gebärde des Äußeren inwendig verborgen liegt, und daß dies zwar nicht vom Menschen in der natürlichen, deutlich aber von den Engeln in der geistigen Welt wahrgenommen wird.

 

(225)

Hieraus erhellt nun, daß der Mensch, solange er in der natürlichen Welt lebt, in die Weisheit der geistigen Dinge, und auch in die Liebe zu diesen eingeführt werden kann, und daß dieses geschieht und geschehen kann, sowohl bei denen, die bloß natürlich, als auch bei denen, die geistig sind; mit dem Unterschied jedoch, daß diese dadurch gebessert werden, jene aber nicht dadurch gebessert werden. Zwar kann es auch bei diesen den Anschein haben, als liebten sie die Weisheit, allein sie lieben dieselbe nur, wie ein Ehebrecher ein Weib von guter Familie als Buhlerin liebt; er redet freundlich mit ihr und gibt ihr prächtige Kleider, denkt aber zu Hause bei sich von ihr: sie ist nichts als eine gemeine Hure, der ich glauben mache, ich liebe sie, weil sie meine Lüsternheit begünstigt. Würde sie diese nicht begünstigen, so würde ich sie verstoßen: sein innerer Mensch ist dieser Ehebrecher, und sein äußerer Mensch jenes Weib.

 

(226)

II. Wenn sich nachher der Mensch von ihnen den geistigen Dingen entfernt, und zum Gegenteil übergeht, so entweiht er das Heilige. Es gibt mehrere Arten der Entweihung des Heiligen; von welchem im folgenden Abschnitt die Rede sein soll; diese Art ist aber unter allen die schlimmste; denn diejenigen, die auf diese Art Entweiher sind, kommen nach dem Tode dahin, daß sie nicht mehr Menschen sind; sie leben zwar, aber fortwährend in phantastischen Rasereien; es kommt ihnen vor, als flögen sie in der Höhe, und wenn sie bleiben, so spielen sie mit ihren Phantasien, die sie für wirkliche Dinge ansehen; und weil sie nicht mehr Menschen sind, so heißen sie nicht der, oder die, sondern das; ja wenn sie im Licht des Himmels dem Blick dargestellt werden, so erscheinen sie wie Gerippe, einige wie Gerippe von der Farbe der Knochen, andere wie feurig, andere wie verbrannt. Daß solcherlei Entweiher nach dem Tode so werden, ist der Welt unbekannt, und zwar ist es unbekannt, weil man die Ursache davon nicht kennt; die eigentliche Ursache ist, daß der Mensch, wenn er zuerst das Göttliche anerkennt und glaubt, nachher aber davon zurückweicht und es leugnet, alsdann das Heilige mit dem Gemeinen vermischt, und wenn diese vermischt sind, so können sie nicht anders getrennt werden, als durch Zerstörung des Ganzen. Damit dies aber deutlicher erkannt werde, soll es in seiner Ordnung aufgeschlossen werden: 

 

1) Alles, was der Mensch aus dem Willen denkt, redet und tut, wird ihm angeeignet, und bleibt, sowohl das Gute, als das Böse. 

 

2) Der Herr aber trägt durch Seine göttliche Vorsehung beständig Vorsorge, und richtet es so ein, daß das Böse für sich, und das Gute für sich sei, und sie somit getrennt werden können. 

 

3) Dies kann aber nicht geschehen, wenn der Mensch zuerst die Wahrheiten des Glaubens annimmt und nach denselben lebt, und nachher wieder abfällt und sie leugnet. 

 

4) Dann vermischt er Gutes und Böses so sehr, daß sie nicht mehr getrennt werden können. 

 

5) Und weil das Gute und das Böse bei jedem Menschen getrennt werden sollen, und bei einem solchen nicht getrennt werden können, so wird er in Ansehung alles wahrhaft Menschlichen zerstört. 

 

(227)

Dies sind die Ursachen, aus denen etwas so Schreckliches entsteht; sie müssen jedoch, weil sie infolgedessen, daß man sie nicht erkennt, im Dunkeln sind, auseinandergesetzt werden, damit sie sich vor dem Verstand herausstellen. 

 

Erstens: Alles was der Mensch aus dem Willen denkt, redet und tut, wird ihm angeeignet, und bleibt, sowohl das Gute als das Böse; dies ist oben Nr. 78-81 nachgewiesen worden; der Mensch hat nämlich ein äußeres oder natürliches Gedächtnis, und ein inneres oder geistiges Gedächtnis; diesem Gedächtnis ist alles und jedes eingeprägt, was er in der Welt aus dem Willen gedacht, geredet und getan hat, und zwar so vollständig, daß gar nichts fehlt. Dies Gedächtnis ist das Buch seines Lebens, das nach seinem Tod geöffnet, und nach welchem er gerichtet wird. Über dieses Gedächtnis ist mehreres im Werk »Himmel und Hölle«, Nr. 461-465 aus wirklichere Erfahrung angeführt worden. 

 

Zweitens: Der Herr trägt durch Seine göttliche Vorsehung fortwährend Vorsorge, und richtet es so ein, daß das Böse für sich und das Gute für sich sei, und sie somit gesondert werden können. Ein jeder Mensch ist sowohl im Bösen als im Guten, aus sich nämlich im Bösen, aus dem Herrn aber im Guten, und der Mensch kann nicht leben, wenn er nicht in beiden ist; denn wenn er bloß in sich und somit bloß im Bösen wäre, so hätte er kein Leben, und wenn er bloß im Herrn und somit bloß im Guten wäre, so hätte er auch kein Leben; denn im letzterem Lebenszustand wäre er wie ein Erstickter, dem fortwährend der Atem ausgehen will, wie ein Sterbender in den letzten Zügen; und in ersterem Lebenszustand wäre er ganz tot, denn das Böse ohne alles Gute ist an sich tot. Deshalb ist jeder Mensch in beiden; der Unterschied liegt aber darin, daß der eine innerlich im Herrn ist, und äußerlich gleichsam in sich, während der andere innerlich in sich ist, äußerlich aber gleichsam im Herrn: dieser ist im Bösen, jener im Guten, dennoch aber beide in beiden; daß dies auch beim Bösen der Fall ist, kommt daher, daß er sich im Guten des bürgerlichen und sittlichen Lebens befindet, und auch äußerlich in einigem Guten des geistigen Lebens, abgesehen davon, daß er vom Herrn in der Vernunftfähigkeit und Freiheit erhalten wird, so daß er im Guten sein kann; dieses Gute ist es, durch das jeder Mensch, auch der Böse, vom Herrn geführt wird. Hieraus läßt sich ersehen, daß der Herr das Gute und Böse trennt, damit das eine innerlich, das andere äußerlich sei, und somit dafür sorgt, daß es sich nicht vermische. 

 

Drittens: Dies kann aber nicht geschehen, wenn der Mensch zuerst die Wahrheiten des Glaubens anerkennt und denselben gemäß lebt, hernach aber wieder abfällt und sie leugnet. Es geht dies aus dem eben Gesagten hervor; aus dem ersten, daß alles, was der Mensch aus dem Willen denkt, redet und tut, ihm angeeignet werde und bei ihm bleibe, und aus dem zweiten, daß der Herr durch Seine göttliche Vorsehung beständig Sorge trage und anordne, daß das Gute für sich, und das Böse für sich sei, und sie getrennt werden können: sie werden auch wirklich nach dem Tode vom Herrn getrennt; bei denen, die innerlich böse und äußerlich gut sind, wird das Gute hinweggenommen und sie somit ihrem Bösen überlassen; umgekehrt aber bei denen, die innerlich gut sind, und äußerlich wie die anderen Menschen sich Güter erwarben, nach Würden strebten, an verschiedenen weltlichen Dingen Freude hatten, und einige Begierden hegten: bei solchen sind dennoch das Gute und das Böse nicht vermischt, sondern getrennt wie Inneres und Äußeres, und somit waren sie der äußeren Form nach in vielem den Bösen ähnlich, nicht aber der inneren nach. Umgekehrt ist auch bei den Bösen, die der äußeren Form nach als Gute erschienen, in Frömmigkeit, Gottesdienst, Wort und Tat, und dennoch der inneren Form nach böse waren, das Böse in gleicher Weise vom Guten getrennt. Bei denen aber, die zuerst die Wahrheiten des Glaubens anerkannten und denselben gemäß lebten, und nachher auf das Entgegengesetzte übergingen und jene verwarfen, und besonders wenn sie dieselben leugneten, ist das Gute und Böse nicht mehr getrennt, sondern vermischt; denn ein solcher Mensch hat sich Gutes angeeignet, und hat sich auch Böses angeeignet, und somit beides verbunden und vermischt. 

 

Viertens: Daß er dann das Gute und Böse so sehr vermischt, daß sie nicht getrennt werden können, ergibt sich aus dem eben Gesagten; und wenn das Böse nicht vom Guten, und das Gute nicht vom Bösen getrennt werden kann, so kann er weder im Himmel noch in der Hölle sein; jeder Mensch muß entweder in jenem, oder in dieser sein; keiner kann in beiden sein, er wäre sonst bald im Himmel, bald in der Hölle, und würde, wenn im Himmel, der Hölle, und wenn in der Hölle, dem Himmel gemäß handeln, und auf diese Weise das Leben aller zerstören, die sich um ihn befinden, das himmlische Leben bei den Engeln, und das höllische Leben bei den Teufeln, wodurch das Leben eines jeden zugrunde ginge, denn jeder muß sein eigenes Leben haben; keiner lebt in einem fremden Leben, noch weniger in einem entgegengesetzten. Daher kommt es, daß der Herr bei jedem Menschen nach dem Tode, wenn er ein Geist oder ein geistiger Mensch wird, das Gute vom Bösen und das Böse vom Guten trennt; das Gute vom Bösen bei denen, die innerlich im Bösen, und das Böse vom Guten bei denen, die innerlich im Guten sind; was gemäß ist Seinen Worten: „Jedem, der da hat, wird gegeben werden, daß er die Fülle habe, und von dem, der nicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden“: Matth.13/12; 25/29; Mark.4/25; Luk.8/18; 19/26. 

 

Fünftens: Weil das Gute und das Böse bei jedem Menschen getrennt werden müssen, bei einem solchen aber nicht getrennt werden können, deshalb wird er in Ansehung alles wahrhaft Menschlichen zerstört. Das wahrhaft Menschliche hat jeder vermöge seiner Vernunftfähigkeit, sofern er, wenn er will, sehen und wissen kann, was wahr und was gut ist, und auch vermöge seiner Freiheit dieses wollen, denken, reden und tun kann, wie schon früher gezeigt wurde; allein diese Freiheit ist mit ihrer Vernunftfähigkeit zerstört bei denen, die das Gute und Böse bei sich vermischt haben, denn diese können weder vom Guten aus das Böse sehen, noch vom Bösen aus das Gute erkennen; denn beide machen eins aus [bei denen;] deshalb ist bei ihnen die Vernunft nicht mehr der Fähigkeit und dem Vermögen nach da, und somit auch keine Freiheit mehr, und aus diesem Grund sind sie bloß wie phantastische Rasereien, wie oben gesagt wurde, und erscheinen nicht mehr als Menschen, sondern wie Gebeine, die mit etwas Haut überzogen sind, und werden daher, wenn man von ihnen spricht, nicht der oder die, sondern das genannt. Solch ein Los trifft diejenigen, die auf diese Weise das Heilige mit dem Unheiligen vermischen; es gibt aber mehrere Arten von Entweihungen, welche gleichwohl nicht von solcher Beschaffenheit sind: von diesen im nächstfolgenden Abschnitt.

 

(228)

Kein Mensch entweiht also das Heilige, der es nicht kennt; denn wer es nicht kennt, kann es auch nicht anerkennen und hernach leugnen. Daher entweihen diejenigen, die außerhalb der Christenheit sind und nichts vom Herrn und von der Erlösung und Seligmachung durch Ihn wissen, dieses Heilige nicht, indem sie es nicht aufnehmen, selbst nicht, wenn sie gegen dasselbe sprechen. Sogar die Juden entweihen dieses Heilige nicht, weil sie es von Kindheit an nicht aufnehmen und anerkennen wollen. Anders verhielte es sich, wenn sie es aufnehmen und anerkennen und hernach leugnen würden, was jedoch selten geschieht; denn viele unter ihnen nehmen es äußerlich an, und leugnen es innerlich, und sind den Heuchlern ähnlich. Diejenigen aber entweihen das Heilige durch Vermischung desselben mit dem Unheiligen, die es zuerst aufnehmen und anerkennen, nachher aber davon abgehen und es leugnen. Es macht dabei nichts aus, daß sie es in der Kindheit und im Knabenalter aufnehmen und anerkennen, (denn dies tut jeder Christ) weil sie dann die Dinge der Liebe und des Glaubens nicht aus einiger Vernunft und Freiheit, d.h. im Verstand aus dem Willen aufnehmen und anerkennen, sondern nur aus dem Gedächtnis und auf das Wort ihres Lehrers hin, und wenn sie denselben gemäß leben, dieses nur aus blindem Gehorsam geschieht. Wenn aber der Mensch zum Gebrauch seiner Vernunft und Freiheit gelangt ist, was allmählich geschieht, sowie er heranwächst und ins Jünglingsalter tritt, und dann das Wahre anerkennt und nach demselben lebt, nachher aber es leugnet, so vermischt er das Heilige mit dem Gemeinen, und wird aus einem Menschen ein solches Ungetüm, wie oben gesagt wurde. Wenn aber der Mensch im Bösen ist, von der Zeit an, da er seine Vernunft und Freiheit gebrauchen lernte, d.h. selbständig wurde, bis ins Jünglingsalter, hernach aber die Wahrheiten des Glaubens anerkennt und denselben gemäß lebt, so vermischt er sie nicht, vorausgesetzt, daß er bis ans Ende des Lebens darin bleibt; denn der Herr trennt dann das Böse seines früheren Lebens vom Guten seines späteren Lebens, und dies geschieht bei allen, die Buße tun. Doch mehr hierüber im Folgenden. 

 

(229)

III. Es gibt mehrere Arten von Entweihungen des Heiligen, diese Art aber ist unter allen die schlimmste. Im allgemeinsten Sinn wird unter Entweihung jede Gottlosigkeit verstanden, und somit werden unter den Entweihern verstanden alle Gottlosen, die im Herzen Gott, die Heiligkeit des Wortes, und somit auch die geistlichen Dinge der Kirche, die eben das Heilige sind, leugnen, und auch gottlos davon reden. Von solchen ist aber hier nicht die Rede, sondern von denen, die Gott bekennen, die Heiligkeit des Wortes annehmen, und die geistlichen Dinge der Kirche anerkennen, was jedoch die meisten nur mit dem Munde tun. Sie gehören aber zu denen, die entweihen, weil das Heilige aus dem Wort in und bei ihnen ist, und sie das entweihen, was in ihnen ist, und einen Bestandteil ihres Verstandes und Willens ausmacht. In den Gottlosen dagegen, welche die Gottheit und die göttlichen Dinge leugnen, ist nichts Heiliges, das sie entheiligen könnten. Sie sind zwar Entweiher [prophanatores], aber nicht Entweihte [prophani].

 

(230)

Die Entheiligung des Heiligen wird verstanden im zweiten Gebot des Dekalogs: Du sollst den Namen deines Gottes nicht entheiligen; daß man nicht entheiligen soll, wird auch verstanden im Gebet des Herrn unter: Geheiligt werde Dein Name! Was aber unter dem Namen Gottes verstanden wird, weiß kaum jemand in der Christenheit, aus dem Grunde, weil nicht bekannt ist, daß in der geistigen Welt nicht Namen sind wie in der natürlichen Welt, sondern daß dort jeder nach der Beschaffenheit seiner Liebe und Weisheit benannt wird. Sobald nämlich jemand in einen Verein oder eine Gesellschaft mit anderen kommt, so wird er sogleich nach der Eigenschaft derselben benannt. Die Benennung geschieht durch die geistige Sprache, die von der Art ist, daß sie jeglicher Sache ihren Namen geben kann, weil in ihr jeder Buchstabe im Alphabet eine Sache bezeichnet, und mehrere Buchstaben zu einem Wort verbunden, das den Namen der Person bildet, den ganzen Zustand derselben in sich schließen. Dies gehört zu dem Wunderbaren in der geistigen Welt. Hieraus erhellt, daß unter dem Namen Gottes im Wort Gott bezeichnet wird, mit allem Göttlichen, das in Ihm ist, und aus Ihm hervorgeht; und weil das Wort das hervorgehende Göttliche ist, so ist es der Name Gottes, und weil alles Göttliche, das man die geistlichen Dinge der Kirche nennt, aus dem Wort ist, so sind auch diese der Name Gottes. Hieraus läßt sich ersehen, was zu verstehen ist unter dem zweiten Gebot des Dekalogs: Du sollst den Namen deines Gottes nicht entheiligen, und im Gebet des Herrn unter: Geheiligt werde dein Name! Ähnliches wird unter dem Namen Gottes und des Herrn in vielen Stellen im Wort beider Testamente verstanden; wie Matth.7/22; 10/22; 18/5,20; 19/29; 21/9; 24/9,10; Joh.1/12; 2/23; 3/17,18; 12/13,28; 14/14-16; 16/23-27; 17/6; 20/31; außer anderen Stellen, und in sehr vielen auch im Alten Testament. Wer diese Bedeutung des Namens kennt, der kann auch wissen, was bezeichnet wird durch folgende Worte des Herrn: „Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, wird eines Propheten Lohn empfangen; wer einen Gerechten in eines Gerechten Namen aufnimmt, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen, und wer einen dieser Kleinen nur mit einem Trunk kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wird seinen Lohn nicht verlieren“: Matth.10/41,42. Wer hier unter dem Namen eines Propheten, eines Gerechten und eines Jüngers nur einen Propheten, einen Gerechten und einen Jünger versteht, der erkennt hier keinen anderen Sinn als den bloßen Buchstabensinn, und weiß auch nicht, was der Lohn eines Propheten, der Lohn eines Gerechten, und der Lohn für einen Trunk kalten Wassers ist, der einem Jünger dargeboten worden, während doch unter dem Namen und dem Lohn eines Propheten verstanden wird der Zustand und die Glückseligkeit derer, die in den göttlichen Wahrheiten sind, und unter dem Namen und dem Lohn eines Gerechten der Zustand und die Glückseligkeit derer, die im göttlich Guten sind, und unter dem Jünger der Zustand derjenigen, die in einigem Geistigen der Kirche sind; der Trunk kalten Wassers bedeutet etwas Wahres. Daß die Beschaffenheit des Zustandes der Liebe und Weisheit, oder des Guten und Wahren, durch den Namen bezeichnet werde, erhellt auch aus folgenden Worten des Herrn: „Wer durch die Türe eingeht, der ist ein Hirt der Schafe, diesem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme, und die eigenen Schafe nennt er bei ihrem Namen, und führt sie heraus“: Joh.10/2,3. Die Schafe bei ihrem Namen nennen heißt: jeden, der im Guten der tätigen Liebe ist, lehren und führen nach dem Zustand seiner Liebe und Weisheit; unter der Türe wird der Herr verstanden, wie aus Joh.10/9 erhellt: „Ich bin die Türe, wer durch Mich eingeht, der wird selig werden“; woraus erhellt, daß der Herr selbst angerufen werden muß, damit man selig werden kann, und wer Ihn selbst anruft, ein Hirt der Schafe ist; und wer Ihn nicht anruft, ein Dieb und Räuber, wie im Joh.10/1 gesagt wird. 

 

(231)

Weil unter der Entweihung des Heiligen verstanden wird die Entweihung von seiten derer, welche die Wahrheiten des Glaubens und das Gute der tätigen Liebe aus dem Wort kennen, und es auch einigermaßen anerkennen, nicht aber [die Entweihung] von seiten derer, welche dieselben nicht kennen, und auch nicht derer, die sie aus Gottlosigkeit gänzlich verwerfen, so wird nicht von diesen, sondern von jenen das nun Folgende gesagt. Daß es nämlich bei ihnen mehrere Arten von Entweihungen gibt, leichtere und schwerere, die sich aber auf folgende sieben zurückführen lassen: 

 

Die erste Art der Entweihung geschieht von denen, welche Scherz treiben mit dem Wort und über das Wort, oder mit dem Göttlichen der Kirche und über dasselbe. Dies geschieht bei einigen aus übler Gewohnheit, indem sie Namen und Sprüche aus dem Wort nehmen, und sie in unanständige, und bisweilen schändliche Reden einmischen, was notwendig mit einer gewissen Verachtung des Wortes verbunden ist, während doch das Wort in allem und jedem göttlich und heilig ist; denn ein jeglicher Ausdruck desselben verbirgt in seinem Schoß etwas Göttliches, und hat durch dieses Gemeinschaft mit dem Himmel. Diese Art der Entweihung ist aber leichter oder schwerer, je nach der Anerkennung der Heiligkeit des Wortes, und nach der Unanständigkeit der Rede, in die es von den Scherztreibenden eingemischt wird. 

 

Die zweite Art der Entweihung geschieht von denen, welche die göttlichen Wahrheiten verstehen und anerkennen, und doch dagegen leben. Leichter entweihen diejenigen, die sie nur verstehen, schwerer aber die, welche sie auch anerkennen; denn das Verstehen belehrt nur, kaum anders als ein Prediger, und verbindet sich nicht von selbst mit dem Willen, die Anerkenntnis aber verbindet sich; denn nichts kann anerkannt werden ohne Beistimmung des Willens; dennoch aber ist die Verbindung mannigfach, und ihr gemäß findet die Entweihung statt, wenn man gegen die Wahrheiten, die anerkannt werden, lebt. Wenn z.B. jemand anerkennt, daß Rache und Haß, Ehebruch und Hurerei, Betrug und Ränke, Lästerung und Lügen, Sünden gegen Gott sind, und sie dennoch begeht, so ist er in dieser schwereren Art der Entweihung; denn der Herr sagt: „Der Knecht, der den Willen seines Herrn weiß, und diesen Willen nicht tut, wird viele Streiche leiden“: Luk.12/[47], 48. Und anderwärts: „Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde, nun aber saget ihr: wir sehen, darum bleibet eure Sünde“: Joh.9/41. Etwas anderes ist, die Erscheinungen des Wahren anerkennen, und etwas anderes, die echten Wahrheiten. Diejenigen, welche die echten Wahrheiten anerkennen und dennoch nicht danach leben, erscheinen in der geistigen Welt ohne Licht und Wärme des Lebens in Ton und Rede, wie wenn sie bloß träge Lasten wären. 

 

Die dritte Art der Entweihung findet bei denen statt, die den Buchstabensinn des Wortes zur Begründung böser Begierden und falscher Grundsätze anwenden. Der Grund ist, weil Begründung des Falschen Leugnung des Wahren, und Begründung des Bösen Verwerfung des Guten ist, und das Wort in seinem Schoße nur das göttlich Wahre und das göttlich Gute ist, und dieses im äußersten Sinn, welcher der Buchstabensinn ist, nicht in den echten Wahrheiten erscheint, außer da, wo es über den Herrn und den eigentlichen Weg zum Heil belehrt, sondern in umkleideten Wahrheiten, welche Erscheinungen des Wahren genannt werden. Diesen Sinn kann man daher zu Begründung von Irrlehren mancherlei Art ziehen und wenden; wer aber böse Begierden damit begründet, tut dem göttlich Guten Gewalt an, und wer falsche Grundsätze begründet, tut dem göttlich Wahren Gewalt an. Diese letztere Gewalt heißt Verfälschung des Wahren, jene aber Verkehrung [adulteratio] des Guten; beides wird im Wort unter Blutschulden verstanden; denn das heilige Geistige, das auch der Geist der Wahrheit heißt, der vom Herrn ausgeht, ist inwendig im einzelnen des Buchstabensinnes des Wortes; und dieses Heilige wird verletzt, wenn das Wort verfälscht und verkehrt wird: daß dies aber Entweihung sei, ist offenbar.

 

Die vierte Art der Entweihung geschieht von denen, die fromme und heilige Dinge mit dem Mund reden, und auch in Ton und Gebärden Neigungen der Liebe dazu heucheln, sie aber dennoch im Herzen nicht glauben und lieben. Die meisten unter diesen sind Heuchler und Pharisäer, von denen nach dem Tode alles Wahre und Gute genommen wird, und die dann in die äußerste Finsternis versetzt werden. Diejenigen von dieser Art, die sich gegen das Göttliche, und gegen das Wort, und somit gegen die geistlichen Dinge des Wortes begründet haben, sitzen in jener Finsternis stumm, unvermögend zu sprechen; zwar wollen sie fromme und heilige Dinge schwatzen, wie in der Welt, sie können aber nicht; denn in der geistigen Welt wird jeder gezwungen, zu reden wie er denkt; der Heuchler aber will anders reden, als er denkt, und daher entsteht eine Gegenwirkung in seinem Mund, infolge deren er bloß mucksen [mutire] kann. Die Heucheleien sind aber leichter und schwerer, je nach den Begründungen gegen Gott, und dem Gerede für Gott im Äußeren. 

 

Die fünfte Art der Entweihung geschieht von denen, die das Göttliche sich zuschreiben. Diese werden unter dem Luzifer verstanden bei Jes. Kap.14; unter Luzifer wird aber dort Babel verstanden, wie man aus Vers 4 und 22 jenes Kapitels ersehen kann, wo auch das Schicksal solcher beschrieben wird. Sie werden auch verstanden und beschrieben unter der Hure, die auf einem scharlachroten Tier sitzt, in der Offb. Kap. 17. In vielen Stellen des Wortes wird Babel und Chaldäa genannt, und daselbst unter Babel die Entweihung des Guten, und unter Chaldäa die des Wahren verstanden, beides bei denen, die das Göttliche sich zuschreiben. 

 

Die sechste Art der Entweihung findet bei denen statt, die das Wort anerkennen, und dennoch das Göttliche des Herrn leugnen. Diese heißen in der Welt Socinianer, und einige Arianer. Das Los dieser und jener besteht darin, daß sie den Vater anrufen, und nicht den Herrn, und beständig den Vater bitten, einige auch um des Sohnes willen, daß sie in den Himmel möchten aufgenommen werden, aber vergebens, bis sie zuletzt die Hoffnung der Seligkeit aufgeben; und dann werden sie in die Hölle versetzt unter diejenigen, die Gott leugnen; diese sind es, die verstanden werden unter denen, die den Heiligen Geist lästern, und denen weder in dieser noch in jener Welt vergeben wird: Matth.12/32. Der Grund ist, weil Gott der Person und dem Wesen nach Einer ist, und in Ihm die Dreieinigkeit, und dieser Gott der Herr ist. Da nun der Herr auch der Himmel ist, und somit diejenigen, die sich im Himmel befinden, im Herrn sind, darum können die, welche das Göttliche des Herrn leugnen, nicht in den Himmel eingelassen werden und im Herrn sein. Daß der Herr der Himmel ist, und daß daher diejenigen, die im Himmel sind, im Herrn sind, ist oben gezeigt worden. 

 

Die siebente Art der Entweihung geschieht von denen, die zuerst die göttlichen Wahrheiten anerkennen, und nach ihnen leben, später aber abfallen und sie leugnen: diese Art der Entweihung ist die schlimmste, und zwar darum, weil solche die heiligen Dinge mit den gemeinen vermischen, so daß sie nicht getrennt werden können, während dieselben doch getrennt werden müssen, damit sie entweder im Himmel oder in der Hölle seien; und weil dies bei ihnen nicht geschehen kann, so wird alles menschliche Erkenntnis- und Willensvermögen von ihnen genommen, und sie sind keine Menschen mehr, wie oben gesagt wurde. Beinahe dasselbe widerfährt auch denen, die das Göttliche der Kirche und des Wortes im Herzen anerkennen, es aber gänzlich in ihr Eigenes versenken, welches die Begierde ist, über alles zu herrschen, wovon oben ausführlich gesprochen wurde; denn diese wollen nach dem Tode, wenn sie Geister werden, sich durchaus nicht vom Herrn führen lassen, sondern nur von sich, und wenn ihrer Begierde der Zügel gelassen wird, so wollen sie nicht nur über den Himmel herrschen, sondern auch über den Herrn, und weil sie dieses nicht können, so leugnen sie den Herrn und werden Teufel. Man wisse, daß die Lebensliebe, die auch die herrschende Liebe ist, bei einem jeden nach dem Tode bleibt und nicht weggenommen werden kann. Die Entheiligten dieser Gattung werden unter den Lauen verstanden, von denen es in der Offb.3/14,15,[16] heißt: „Ich erkenne deine Werke, daß du weder kalt, noch warm bist; o daß du kalt, oder warm wärest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, so will Ich dich ausspeien aus Meinem Munde“. Diese Art der Entweihung wird vom Herrn bei Matthäus auf folgende Weise beschrieben: „Wann der unreine Geist ausfährt vom Menschen, so durchwandelt er dürre Orte, suchet Ruhe, und findet sie nicht; dann spricht er, ich will wieder umkehren in das Haus, von dem ich ausgegangen bin; wenn er aber zurückkommt, und es leer findet, und mit Besen gekehrt und geschmückt [für sich], so geht er hin, und nimmt sieben andere Geist er, noch schlimmer als er selbst, zu sich, und sie gehen hinein und wohnen daselbst; und es wird das Letzte eines solchen Menschen schlimmer als das Erste“: Matth.12/43,[44],45. Die Bekehrung des Menschen wird hier beschrieben durch das Ausgehen eines unreinen Geistes von ihm; und das Zurückfallen in schlimmeres Böses nach Verwerfung des Guten und Wahren durch die Wiederkehr des unreinen Geistes mit sieben noch schlimmeren als er in das für ihn geschmückte Haus, und die Entweihung des Heiligen durch das Gemeine dadurch, daß das Letzte dieses Menschen schlimmer wird als sein Erstes. Ähnliches wird in folgender Stelle bei Joh.5/14 verstanden: „Jesus sprach zum Geheilten am Teiche Bethesda: Sündige hinfort nicht mehr, damit dir nicht Schlimmeres widerfahre“. Daß der Herr Sorge trage, daß der Mensch die Wahrheiten nicht innerlich anerkenne, und nachher abfalle, und ein Entheiligter werde, wird verstanden in den Worten: „Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet, daß sie nicht mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, und Ich sie heile“: Joh.12/401. „Damit sie sich nicht bekehren und Ich sie heile“, bedeutet: damit sie nicht die Wahrheiten anerkennen und dann abfallen, und somit Entheiligte werden: aus demselben Grund sprach der Herr in Gleichnissen, wie Er selbst sagt, Matth.13/13. Daß den Juden verboten war, Fett und Blut zu essen: 3Mo.3/17; 7/23,25,[26], bedeutete, daß sie das Heilige nicht entweihen sollten; denn Fett bezeichnete das göttlich Gute, und Blut das göttlich Wahre. Daß der einmal Bekehrte im Guten und Wahren bleiben soll bis ans Ende seines Lebens, lehrt der Herr bei Matth.10/22: „Jesus sprach: Wer beharret bis ans Ende, der wird selig werden“. Ebenso Mark.13/13.

 

[1] verblendet und ihr Herz verhärtet, ... 40, für: Obturavit ... et occaecavit illorum cor, ... 4; wofür nach GV Abs. 260 und HG 302, 2383, 2520 zu lesen ist: Occaecavit ... obturavit illorum cor.

 

(232)

IV. Darum läßt der Herr den Menschen nur so tief eindringen in die Wahrheiten der Weisheit und zugleich in das Gute der Liebe, als der Mensch darin erhalten werden kann bis ans Ende seines Lebens. Um dies nachzuweisen, müssen wir eines nach dem anderen vornehmen, und zwar aus zwei Gründen, einmal weil es wichtig ist für das Heil der Menschen, und dann, weil von der Erkenntnis dieses Gesetzes auch die Erkenntnis der Gesetze der Zulassung abhängt, von denen im folgenden Abschnitt gehandelt wird. Für das Heil der Menschen ist es wichtig, denn, wie früher gesagt wurde, wer das Göttliche des Wortes und hieraus der Kirche zuerst anerkennt und nachher wieder davon abgeht, entweiht das Heilige auf die ärgste Weise. Um nun dieses Geheimnis der göttlichen Vorsehung so zu enthüllen, daß der vernünftige Mensch in seinem Licht es erkennen kann, soll es in folgender Ordnung entwickelt werden: 

 

1) Im Inneren des Menschen kann nicht Böses und Gutes beisammen sein, somit auch nicht das Falsche des Bösen und das Wahre des Guten. 

 

2) Vom Herrn kann in das Innere des Menschen das Gute und das Wahre des Guten nur insoweit gebracht werden, als in ihm das Böse und das Falsche des Bösen entfernt ist. 

 

3) Würde das Gute mit seinem Wahren früher oder würde desselben mehr hineingebracht, als Böses mit seinem Falschen entfernt ist, so würde der Mensch vom Guten zurückweichen, und zu seinem Bösen zurückkehren. 

 

4) Wenn sich der Mensch im Bösen befindet, so können in seinen Verstand viele Wahrheiten hineingebracht und in seinem Gedächtnisse aufbewahrt werden, ohne daß sie deswegen entweiht würden. 

 

5) Der Herr trägt aber durch Seine göttliche Vorsehung die größte Sorge dafür, daß es nicht früher und desselben nicht mehr vom Willen aufgenommen werde, als der Mensch wie von sich das Böse im äußeren Menschen entfernt. 

 

6) Wenn dieses früher und in größerem Maß geschähe, so würde der Wille das Gute verkehren, und der Verstand das Wahre verfälschen, durch Vermischung derselben mit Bösem und Falschem. 

 

7) Deshalb läßt der Herr den Menschen nicht tiefer in das Wahre der Weisheit und in das Gute der Liebe eindringen, als er in demselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann. 

 

(233)

Um also dies Geheimnis der göttlichen Vorsehung zu enthüllen, so daß der vernünftige Mensch es in seinem Licht schauen kann, soll nun das eben Angeführte im einzelnen auseinandergesetzt werden. 

 

Erstens: Im Inneren des Menschen kann nicht Böses und Gutes zusammen sein, somit auch nicht das Falsche des Bösen und zugleich das Wahre des Guten. Unter dem Inneren des Menschen ist das Innere seines Denkens zu verstehen, von dem der Mensch nichts weiß, ehe er in die geistige Welt und in deren Licht kommt, was nach dem Tode geschieht; in der natürlichen Welt läßt es sich nur aus dem Lustreiz seiner Liebe im Äußeren seines Denkens erkennen, und aus dem Bösen selbst, wenn er es bei sich erforscht. Denn, wie oben gezeigt worden, steht das Innere des Denkens mit dem Äußeren des Denkens beim Menschen in einem solchen Zusammenhang, daß sie nicht getrennt werden können: doch hierüber ist oben mehreres gesagt worden. Es heißt: das Gute und das Wahre des Guten, und das Böse und das Falsche des Bösen, weil das Gute nicht denkbar ist ohne sein Wahres, und auch nicht das Böse ohne sein Falsches, denn sie sind Ehegenossen oder Gatten; denn das Leben des Guten ist von seinem Wahren, und das Leben des Wahren von seinem Guten; ebenso verhält es sich mit dem Bösen und seinem Falschen. Daß im Inneren des Menschen das Böse nebst seinem Falschen und das Gute nebst dessen Wahrem nicht zusammen sein können, kann der vernünftige Mensch ohne Erläuterung einsehen, denn das Böse ist dem Guten, und das Gute dem Bösen entgegengesetzt, und zwei Gegensätze können nicht zusammen sein: auch ist allem Bösen Haß eingepflanzt gegen das Gute, und allem Guten ist der Trieb eingepflanzt sich gegen das Böse zu schützen, und es von sich zu entfernen; woraus folgt, daß das eine mit dem anderen nicht zusammen sein könne, und wären sie zusammen, so würde zuerst ein Zusammenstoß und ein Kampf entstehen, und dann Zerstörung. Dies lehrt auch der Herr in den Worten: „Ein jegliches Reich, das wider sich selbst geteilt ist, wird wüste, und eine jegliche Stadt oder Haus, das wider sich selbst geteilt ist, bestehet nicht. Wer nicht mit Mir ist, der ist wider Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreuet“: Matth.12/25,30; und an einer anderen Stelle: „Niemand kann zwei Herren zugleich dienen, denn er wird entweder den einen hassen, und den anderen lieben, [oder dem einen anhangen und den anderen verachten“]: Matth.6/24. Zwei Gegensätze können nicht in einer Substanz oder Form zusammen sein, ohne daß sie zerstört würde und unterginge; wenn der eine zu dem anderen sich hinbewegte und ihm nahe käme, so würden sie sich gänzlich trennen, wie zwei Feinde, von denen der eine innerhalb seines Lagers oder seiner Befestigungswerke, der andere außerhalb derselben sich zurückzöge. So geschieht es mit dem Bösen und Guten beim Heuchler; dieser ist in beiden; das Böse ist aber innen und das Gute außen, und somit sind sie beide getrennt, und nicht vermischt. Hieraus erhellt nun, daß das Böse nebst seinem Falschen, und das Gute nebst seinem Wahren nicht beisammen sein können. 

 

Zweitens: Ins Innere des Menschen kann vom Herrn das Gute und das Wahre des Guten nur insoweit hineingebracht werden, als das Böse und sein Falsches daraus entfernt ist: dies folgt genau aus dem Vorhergehenden; denn da Böses und Gutes nicht zusammen sein können, so kann auch das Gute nicht eingepflanzt werden, ehe das Böse entfernt ist. Es heißt ‚im Inneren des Menschen‘, unter welchem das Innere des Denkens verstanden wird, und von diesem handelt sich es hier; in ihm muß entweder der Herr oder der Teufel sein; der Herr ist in demselben nach der Besserung, der Teufel aber vor dieser. In dem Grad also, in welchem sich der Mensch bessern läßt, wird auch der Teufel ausgestoßen; so weit er aber sich nicht bessern läßt, bleibt auch der Teufel. Wer vermag nicht zu sehen, daß der Herr nicht eingehen kann, solange der Teufel sich darin befindet, und dieser ist so lange darin, als der Mensch die Pforte verschlossen hält, in welcher der Mensch mit dem Herrn zugleich ist. Daß der Herr eingehe, sobald jene Pforte vermittelst des Menschen aufgeschlossen wird, lehrt der Herr in der Offb.3/20: „Ich stehe an der Türe und klopfe an; wenn jemand Meine Stimme hört und die Türe öffnet, so werde Ich zu ihm eingehen, und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit Mir“. Die Tür wird dadurch geöffnet, daß der Mensch das Böse entfernt, indem er es flieht und verabscheut als etwas Höllisches und Teuflisches; denn ob man sagt das Böse oder der Teufel, ist immer dasselbe; und umgekehrt, ob man sagt, das Gute oder der Herr ist auch dasselbe: denn in allem Guten ist inwendig der Herr, und in allem Bösen ist inwendig der Teufel. Hieraus erhellt die Wahrheit dieser Sache. 

 

Drittens: Wenn das Gute mit seinem Wahren früher oder wenn desselben mehr in den Menschen hineingebracht würde, als das Böse mit seinem Falschen entfernt ist, so würde der Mensch vom Guten sich entfernen, und zu seinem Bösen zurückkehren. Der Grund ist, weil das Böse vorherrschen würde, und was vorherrscht, siegt auch, wenn nicht sogleich, doch später; solange das Böse noch die Oberhand hat, kann das Gute nicht in die innersten Gemächer hineingebracht werden, sondern nur in die Vorhöfe, weil, wie gesagt, Gutes und Böses nicht beisammen sein können, und was bloß in den Vorhöfen ist, wird von seinem Feind, der in den Gemächern ist, verdrängt, woraus dann die Zurückweichung vom Guten und der Rückfall ins Böse hervorgeht, was die schlimmste Art der Entweihung ist. Außerdem besteht auch die eigentliche Lust des Lebens darin, sich selbst und die Welt über alles zu lieben; diese Lust kann nicht in einem Augenblick, sondern nur allmählich entfernt werden; so viel aber von dieser Lust beim Menschen zurückbleibt, so viel herrscht auch das Böse vor, und dieses Böse kann nur dadurch entfernt werden, daß die Selbstliebe zur Liebe der Nutzwirkungen wird, oder die Liebe zu herrschen nicht mehr um ihrer selbst willen besteht, sondern um der Nutzwirkungen willen; denn dann bilden die Nutzwirkungen das Haupt, und die Selbst- oder Herrschliebe zuerst den Leib unter dem Haupt, und hernach die Füße, auf denen sie geht. Wer sieht nicht, daß das Gute das Haupt bilden muß, und daß, wenn das Gute das Haupt bildet, der Herr darin ist? - Denn das Gute und die Nutzwirkungen sind eines; - und wer sieht nicht, daß, wenn das Böse das Haupt bildet, der Teufel darin ist, und daß, weil gleichwohl das bürgerliche und moralische Gute, und auch das geistige Gute der äußeren Form nach, aufgenommen werden muß, dieses dann die Füße und Fußsohlen bildet, und niedergetreten wird? - Da nun der Lebenszustand des Menschen umgekehrt werden muß, so daß, was oben ist, nach unten kommt, und diese Umkehrung nicht in einem Augenblick geschehen kann; - denn die innerste Lust des Lebens, die aus der Selbstsucht und der hieraus hervorgehenden Herrschsucht kommt, kann nur allmählich vermindert und in Liebe zu den Nutzwirkungen umgewandelt werden; - darum kann vom Herrn das Gute nicht früher und desselben nicht mehr hineingebracht werden, als jenes Böse entfernt wird; und wenn es früher und in größerem Maße geschähe, so würde der Mensch sich vom Guten entfernen, und in sein Böses zurückfallen. 

 

Viertens: Wenn der Mensch im Bösen ist, so können viele Wahrheiten in seinen Verstand gebracht und in seinem Gedächtnis aufbewahrt werden, ohne daß sie deshalb entweiht würden. Der Grund ist, weil der Verstand nicht in den Willen einfließt, sondern der Wille in den Verstand; und weil dieser nicht in den Willen einfließt, so können viele Wahrheiten vom Verstand aufgenommen und im Gedächtnis aufbewahrt werden, ohne daß sie deshalb mit dem Bösen des Willens vermischt würden, und somit ohne daß das Heilige entweiht würde. Auch liegt jedem ob, die Wahrheiten aus dem Wort, oder aus Predigten, zu erlernen, im Gedächtnis aufzubewahren und darüber nachzudenken; denn der Verstand muß aus den Wahrheiten, die im Gedächtnis sind und von da ins Denken kommen, den Willen, d.h. den Menschen lehren, was er zu tun habe: dieses ist daher das Hauptmittel der Besserung; sind die Wahrheiten bloß im Verstand und von da im Gedächtnis, so sind sie nicht im Menschen, sondern außer ihm. Das Gedächtnis des Menschen läßt sich vergleichen dem wiederkauenden Magen gewisser Tiere, in den sie ihre Speisen bringen: solange diese hier sind, sind sie nicht in ihrem Körper, sondern außer ihm, sobald sie aber dieselben von da herausnehmen und [wieder] verschlingen, werden sie ihrem Leben angeeignet, und wird ihr Körper genährt. Im Gedächtnis des Menschen aber sind nicht materielle, sondern geistige Speisen, die unter den Wahrheiten zu verstehen und an sich Erkenntnisse sind: insofern der Mensch sie durch das Denken von da herausnimmt und gleichsam wiederkäut, insoweit wird sein geistiges Gemüt genährt. Die Liebe seines Willens ist es, die nach ihnen verlangt und gleichsam hungert, und macht, daß sie genossen werden und nähren; ist diese Liebe böse, so verlangt sie und hungert gleichsam nach Unreinem, ist sie aber gut, so verlangt sie und hungert gleichsam nach Reinem, und das, was nicht damit übereinstimmt, sondert sie aus, entfernt es, und wirft es aus auf mannigfache Weise. 

 

Fünftens: Der Herr sorgt aber durch Seine göttliche Vorsehung ganz besonders dafür, daß von da nichts früher und desselben nicht mehr von dem Willen aufgenommen werde, als der Mensch das Böse wie aus sich in seinem äußeren Menschen entfernt; denn was vom Willen [aufgenommen wird], das kommt in den Menschen und wird ihm angeeignet und Bestandteil seines Lebens, und im Leben selbst, das der Mensch vermöge des Willens hat, kann nicht Böses und Gutes zugleich sein, denn sonst würde es untergehen; im Verstand hingegen kann beides sein, und heißt hier Falsches des Bösen oder Wahres des Guten, die jedoch nicht beisammen sind, da sonst der Mensch nicht das Böse vom Guten aus sehen, noch das Gute vom Bösen aus erkennen könnte; sondern sie werden daselbst geschieden und gesondert wie ein Haus in Inneres und Äußeres: wenn der böse Mensch Gutes denkt und redet, dann denkt und redet er äußerlich, wenn aber Böses, dann innerlich; weshalb wenn er Gutes redet, seine Rede wie aus der Wand kommend wird, und sich vergleichen läßt einer Frucht, die auf der Oberfläche schön, inwendig aber wurmig und faul ist, und auch mit einem Drachenei der Schale nach. 

 

Sechstens: Würden jene (Wahrheiten) früher und in größerem Maß (in den Willen aufgenommen werden), so würde der Wille das Gute verkehren, und der Verstand das Wahre verfälschen, durch Vermischung derselben mit Bösem und dem Falschen aus diesem: wenn der Wille im Bösen ist, dann verkehrt er im Verstand das Gute, und das im Verstand verkehrte Gute ist im Willen Böses; denn jener begründet, daß das Böse Gutes sei, und umgekehrt. Auf diese Weise verfährt das Böse mit allem Guten, das ihm entgegengesetzt ist. Das Böse verfälscht auch das Wahre, weil das Wahre des Guten dem Falschen des Bösen entgegengesetzt ist; auch dieses tut der Wille im Verstand, nicht aber der Verstand aus sich. Die Verkehrungen des Guten werden im Wort beschrieben unter den Ehebrüchen, und die Verfälschungen des Wahren unter den Hurereien in ihm. Diese Verkehrungen und Verfälschungen geschehen durch Vernünfteleien aus dem natürlichen Menschen, der im Bösen ist, sowie auch durch Begründungen aus den Scheinbarkeiten des Buchstabensinnes des Wortes. Die Liebe zu sich, die das Haupt alles Bösen ist, übertrifft die anderen Grundneigungen an Geschicklichkeit, das Gute zu verkehren und das Wahre zu verfälschen, und zwar tut sie dies durch den Mißbrauch der Vernunftfähigkeit, die jeder Mensch, der gute wie der böse, vom Herrn hat; ja sie kann es sogar durch Begründungen dahin bringen, daß das Böse ganz wie das Gute, und das Falsche wie das Wahre erscheint: was wäre ihr nicht möglich, da sie durch tausend Beweise begründen kann, daß die Natur sich selbst, und dann die Menschen, Tiere und Gewächse aller Art erschaffen habe; ferner, daß sie durch einen Einfluß aus ihrem inneren Ich bewirke, daß die Menschen leben, analytisch denken, und mit Weisheit verstehen? - Daß die Selbstliebe sich durch ihre Geschicklichkeit auszeichne, alles, was sie will, zu begründen, kommt daher, daß ihre äußerste Oberfläche ein gewisser Glanz eines Lichtes bildet, das sich in verschiedene Farben bricht; dieser Glanz ist die Glorie jener Liebe, verständig zu sein, und dadurch zugleich hervorzuragen und zu herrschen. Hat aber diese Liebe solche Dinge erst begründet, dann wird sie so blind, daß sie nicht anders sieht, als daß der Mensch ein Tier sei und auf gleiche Weise denke, ja, daß das Tier, wenn es reden könnte, auch Mensch wäre unter anderer Form. Könnte sie durch gewisse Beredung dazu gebracht werden, zu glauben, daß etwas vom Menschen nach dem Tode fortlebe, so würde sie so blind sein zu glauben, daß auch das Tier fortlebe, und daß dies Etwas, das nach dem Tode lebt, nur ein feiner Lebenshauch sei, gleich einem Dunst, der aber wieder niederfällt auf seinen Leichnam, oder daß es etwas Lebendes sei ohne Gesicht, Gehör und Rede, somit etwas Blindes, Taubes und Stummes, das hin und her fliegt und denkt; außer mehreren anderen Torheiten, die eben die Natur, die an sich tot ist, ihrer Phantasie eingibt. Solches bewirkt die Selbstliebe, die ihrem Wesen nach Liebe des Eigenen ist, und das Eigene des Menschen in Ansehung seiner Neigungen, die sämtlich natürlich sind, ist nicht unähnlich dem Leben des Tieres, und in Ansehung der Wahrnehmungen, weil diese aus jenen Neigungen hervorgehen, nicht unähnlich einer Nachteule. Wer daher die Gedanken beständig in sein Eigenes versenkt, kann sich nicht aus dem natürlichen Licht zum geistigen erheben, und etwas von Gott, vom Himmel und vom ewigen Leben sehen. Weil nun diese Liebe so beschaffen ist, und gleichwohl die Geschicklichkeit alles Beliebige zu begründen, in vorzüglichem Maß besitzt, deshalb kann sie auch mit gleicher Geschicklichkeit das Gute des Wortes verkehren, und die Wahrheiten desselben verfälschen, wenn sie durch eine gewisse Notwendigkeit gehalten wird, sie zu bekennen. 

 

Siebentens: Der Herr läßt deshalb den Menschen nicht tiefer in die Wahrheiten der Weisheit und in das Gute der Liebe eindringen, als er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann. Dies tut der Herr, damit der Mensch nicht in jene schrecklichste Art der Entweihung des Heiligen, von der in diesem Abschnitt gesprochen wurde, verfalle: dieser Gefahr wegen läßt auch der Herr das Böse im Leben zu, und vieles Ketzerische im Gottesdienst; über deren Zulassung man in den folgenden Paragraphen nachsehe.

 

 


(13)

 

Die Gesetze der Zulassung sind auch Gesetze der göttlichen Vorsehung

 

 

(234)

Es gibt keine Gesetze der Zulassung für sich und abgetrennt von den Gesetzen der göttlichen Vorsehung, sondern sie sind dieselben; weshalb auch gesagt wird, Gott lasse zu, worunter nicht verstanden wird, daß Er es wolle, sondern nur daß Er es nicht abwenden könne um des Zweckes willen, der die Seligmachung ist. Alles, was um des Endzweck willen geschieht, ist den Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß; denn, wie schon oben gesagt wurde, so nimmt die göttliche Vorsehung beständig eine vom Willen des Menschen verschiedene und ihm entgegengesetzte Richtung, indem sie fortwährend ihren Zweck zu erreichen strebt, und daher in jedem Augenblick ihres Wirkens oder bei jedem Schritt ihres Fortganges den Menschen, wo sie ihn vom Ziel abirren sieht, ihren Gesetzen gemäß leitet, lenkt und bestimmt, indem sie ihn vom Bösen ab- und zum Guten hinführt. Daß dies nicht ohne Zulassung des Bösen geschehen könne, wird man im Folgenden ersehen. Überdies kann nichts ohne Ursache zugelassen werden; und die Ursache kann nicht anderswo als in irgendeinem Gesetz der göttlichen Vorsehung liegen, welches Gesetz sodann lehrt, warum etwas zugelassen wird.

 

(235)

Wer durchaus keine göttliche Vorsehung anerkennt, der erkennt auch Gott nicht an in seinem Herzen, sondern statt Gottes die Natur, und statt der göttlichen Vorsehung die menschliche Klugheit: daß dem so ist, kommt nicht zum Vorschein, weil der Mensch so und auch wieder anders denken, und so auch wieder anders reden kann; er kann nämlich anders denken und reden aus seinem inneren Ich, und wieder anders aus seinem äußeren Ich; er ist wie eine Türangel, welche die Tür nach beiden Seiten wenden kann, anders beim Eintritt und anders beim Austritt, und wie ein Segel, welches das Schiff nach beiden Seiten drehen kann, je nach dem der Steuermann es ausspannt. Diejenigen, die sich so sehr für die menschliche Klugheit begründet haben, daß sie die göttliche Vorsehung leugnen, finden, wenn sie in diesem ihrem Denken sind, was sie nun auch irgend sehen, hören und lesen mögen, nichts anderes, und können sogar nichts [anderes finden], weil sie nichts aus dem Himmel aufnehmen, sondern nur aus sich; und weil nur aus Erscheinungen und Täuschungen schließen und nichts anderes sehen, so können sie schwören, daß es so sei; wenn sie aber zugleich die bloße Natur anerkennen, so können sie in Zorn geraten gegen die Verteidiger der göttlichen Vorsehung, sobald diese nur nicht Priester sind, von denen sie denken, ihre Lehre oder ihr Amt bringen es so mit sich.

 

(236)

Es soll nun einiges aufgezählt werden, was durch Zulassung geschieht, und dennoch den Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß ist, wodurch aber der bloß natürliche Mensch sich für die Natur gegen Gott, und für die menschliche Klugheit gegen die göttliche Vorsehung begründet: wie z.B. wenn er im Wort liest, daß die Weisesten unter den Menschen, Adam und sein Weib, sich von einer Schlange verführen ließen, und Gott dies durch Seine göttliche Vorsehung nicht abgewendet hat; daß ihr erster Sohn, Kain, seinen Bruder Abel tötete, und Gott durch Sein Sprechen mit ihm ihn nicht davon abbrachte, sondern erst nach der Tat ihm fluchte; daß das israelitische Volk in der Wüste ein goldenes Kalb verehrte, und es für den Gott anerkannte, der sie aus Ägypten geführt, während doch Jehovah dieses vom Berg Sinai herab in der Nähe mit ansah, und nicht verhütete; ferner, daß David das Volk zählte, und deshalb die Pest geschickt wurde, durch die so viele Tausende von Menschen umkamen, und daß Gott nicht vor, sondern nach der Tat den Propheten Gad zu ihm sandte, und die Strafe ankündigte; daß dem Salomo die Einführung abgöttischer Gottesdienste, und vielen Königen nach ihm die Entweihung des Tempels und der Heiligtümer der Kirche zugelassen wurde; und endlich, daß diesem Volk zugelassen wurde, den Herrn zu kreuzigen. Bei diesen und vielen anderen Dingen im Wort sieht, wer die Natur und die menschliche Klugheit anerkennt, nur das Gegenteil von der göttlichen Vorsehung, weshalb er dergleichen als Beweisgründe benützen kann, sie zu leugnen, wenn auch nicht in seinem äußeren Denken, das der Rede am nächsten steht, doch in seinem inneren, das von der Rede entfernt ist.

 

(237)

Jeder Verehrer seiner selbst und der Natur begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er in der Welt so viele Gottlose sieht, und so viele Frevel derselben, und wie sich einige dieser noch rühmen, und dennoch keine Strafen deshalb von Gott über sie verhängt werden. Noch mehr aber begründet er sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er sieht, wie Ränke, List und Betrug gelingen, selbst gegen Fromme, Gerechte und Redliche, und wie die Ungerechtigkeit triumphiert über die Gerechtigkeit in den Gerichten und Geschäften. Vorzüglich aber begründet er sich, wenn er bemerkt, daß die Gottlosen zu Ehrenstellen erhoben, und Große des Reiches und der Kirche werden, daß sie Reichtümer in Fülle haben, und herrlich und in Freuden leben, umgekehrt aber die Verehrer Gottes in Verachtung und Armut. Auch begründet er sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er bedenkt, daß Kriege zugelassen werden, und dann so vieler Menschen Tod, und so vieler Städte, Völker und Familien Plünderung, sowie auch, daß die Siege sich auf die Seite der Klugheit wenden, und oft nicht auf die der Gerechtigkeit, und daß es nichts ausmacht, ob ein Vorgesetzter gewissenhaft oder gewissenlos ist, und dergleichen Dinge mehr, welche lauter Zulassungen sind gemäß den Gesetzen der göttlichen Vorsehung.

 

(238)

Eben dieser natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er die Religionen der verschiedenen Völker betrachtet, daß es z.B. solche gibt, die von Gott gar nichts wissen, und solche, welche die Sonne und den Mond, ferner solche, die Götzen und gehauene Bilder, selbst Missgestalten, und dann auch verstorbene Menschen anbeten; ferner, wenn er betrachtet, wie die mohammedanische Religion von so vielen Kaisertümern und Königreichen angenommen ist, und dagegen die christliche Religion nur auf dem kleinsten Teil der bewohnbaren Erde, Europa genannt, herrscht; und daß sie durch Spaltungen geteilt ist, und daß es in ihr solche gibt, die sich die göttliche Gewalt anmaßen und als Götter verehrt werden wollen, und solche, die verstorbene Menschen anrufen; ferner solche, die ihr Heil in gewisse Redensarten setzen, die sie denken und aussprechen, und nicht in das Gute, das sie tun sollen; dann auch, daß es nur wenige gibt, die nach ihrer Religion leben, nicht zu gedenken der Ketzereien, deren es mehrere gab, und noch heutzutage gibt, wie z.B. bei den Quäkern, den Mährischen Brüdern, den Wiedertäufern, u.dgl.m.; ferner, daß das Judentum noch immer besteht. Der Leugner der göttlichen Vorsehung schließt hieraus, daß die Religion an sich nichts sei, dennoch aber notwendig, weil sie zur Fessel diene.

 

(239)

Diesen Argumenten lassen sich heutzutage noch mehrere beifügen, durch die sich noch weiter diejenigen begründen können, die innerlich in ihrem Denken für die Natur und für die bloße menschliche Klugheit sind; z.B. daß die ganze christliche Welt drei Götter anerkannt hat, nicht wissend, daß Gott Seiner Person und Wesenheit nach nur Einer ist, und daß Dieser der Herr ist; ferner, daß man bisher nicht gewußt hat, daß im einzelnen des Wortes ein geistiger Sinn ist, und die Heiligkeit desselben daher stammt; wie auch, daß man nicht gewußt hat, daß im Fliehen des Bösen als Sünde die wahre christliche Religion besteht, und daß der Mensch nach dem Tode als Mensch fortlebt; denn jene können bei sich und unter sich sagen: warum offenbart die göttliche Vorsehung, wenn es eine gibt, dergleichen erst jetzt? 

 

(240)

Alles, was in den Nummern 237-239 aufgezählt wurde, ist angeführt worden, damit man sehe, daß alles und jedes, was in der Welt geschieht, bei Bösen sowohl als bei Guten, [Werk] der göttlichen Vorsehung ist; mithin die göttliche Vorsehung im einzelnsten der Gedanken und der Handlungen des Menschen waltet, und hierdurch allumfassend ist. Weil man aber dies aus Obigem nur dann ersehen kann, wenn die einzelnen Punkte jeder für sich erläutert werden, deshalb sollen sie in der angeführten Ordnung in Kürze auseinandergesetzt werden, indem wir mit Nr. 236 anfangen. 

 

(241)

I. Daß die Weisesten unter den Menschen, Adam und sein Weib, sich von der Schlange verführen ließen, ohne daß Gott durch Seine göttliche Vorsehung es abwendete, kommt daher, daß unter Adam und seinem Weib nicht die ersten unter allen Menschen, die in dieser Welt erschaffen wurden, verstanden werden, sondern die Menschen der Ältesten Kirche, deren neue Schöpfung oder Wiedergeburt auf diese Weise beschrieben ist; ihre neue Schöpfung oder Wiedergeburt im ersten Kapitel unter der Schöpfung des Himmels und der Erde, ihre Weisheit und Einsicht unter dem Garten Eden, und das Ende jener Kirche unter dem Essen vom Baum der Erkenntnis. Das Wort ist in seinem Schoße geistig, und enthält die Geheimnisse der göttlichen Weisheit, und ist, um diese zu enthalten, in lauter Entsprechungen und Sinnbilder [repraesentationes] geschrieben. Hieraus erhellt, daß die Menschen jener Kirche, die im Anfang die weisesten und am Ende durch den Stolz auf eigene Einsicht die schlimmsten waren, nicht durch eine Sch lange verführt wurden, sondern durch die Selbstliebe, die hier das Haupt der Schlange ist, welches der Weibessame, d.h. der Herr zertreten sollte. Wer könnte nicht durch die Vernunft sehen, daß hier etwas anderes zu verstehen sei, als was im Buchstaben geschichtlich erzählt ist? Denn wer könnte begreifen, daß die Schöpfung der Welt so habe sein können, wie sie hier beschrieben wird? Deshalb mühen sich auch die Gelehrten so sehr ab in Erklärung dessen, was im ersten Kapitel enthalten ist, und bekennen zuletzt, daß sie es nicht verstehen; ebensowenig, daß im Garten oder Paradies derselben zwei Bäume gepflanzt worden sein sollen, der des Lebens und der der Erkenntnis, und zwar dieser letztere zur Falle; wie auch, daß sie durch das bloße Essen von diesem Baum sich so sehr versündigten, daß nicht nur sie, sondern auch das ganze menschliche Geschlecht, ihre Nachkommenschaft, der Verdammnis unterworfen wurden; ferner, daß eine Schlange sie verführen konnte, und so mehreres andere daselbst, als: daß das Weib aus einer Rippe des Mannes geschaffen worden sei, daß sie ihre Nacktheit nach dem Fall erkannt und mit Feigenblättern verhüllt haben, daß ihnen Röcke von Fellen zur Bedeckung ihres Körpers gegeben, und daß Cherubim mit flammendem Schwert aufgestellt wurden, den Weg zum Baum des Lebens zu hüten? - Dies alles sind Sinnbilder, unter denen die Gründung der Ältesten Kirche, ihr Zustand und ihre Veränderung, und endlich ihre Zerstörung beschrieben wird. Die Geheimnisse in all dem, was im geistigen Sinn, der im einzelnen darin liegt, enthalten ist, kann man auseinandergesetzt finden in den »Himmlischen Geheimnissen« über das erste und zweite Buch Mosis, die zu London herausgegeben wurden. Aus diesen kann man auch ersehen, daß dort unter dem Baum des Lebens der Herr in Ansehung Seiner göttlichen Vorsehung verstanden wird, und unter dem Baum der Erkenntnis der Mensch in Ansehung seiner eigenen Klugheit.

 

(242)

II. Daß ihr erster Sohn, Kain, seinen Bruder Abel tötete, und Gott durch Sein Sprechen mit ihm nicht vorher ihn davon abbrachte, sondern nur nach der Tat ihn verfluchte. Da unter Adam und seinem Weib die Älteste Kirche verstanden wird, wie soeben gesagt wurde, so werden unter Kain und Abel, ihren ersten Söhnen, die zwei Grundbestandteile [essentialia] der Kirche verstanden, nämlich die Liebe und die Weisheit, oder die Liebtätigkeit und der Glaube; unter Abel die Liebe und Liebtätigkeit, und unter Kain die Weisheit oder der Glaube, insbesondere die von der Liebe getrennte Weisheit oder der von der tätigen Liebe getrennte Glaube; und die getrennte Weisheit oder der getrennte Glaube ist so beschaffen, daß er nicht nur die Liebe und Liebtätigkeit verwirft, sondern auch sie vernichtet, und somit seinen eigenen Bruder tötet. Daß der von der tätigen Liebe getrennte Glaube dieses tue, ist in der christlichen Welt zur Genüge bekannt; man sehe hierüber »Die Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben«. Die Verfluchung Kains schließt ihren geistigen Zustand in sich, in welchen nach dem Tode diejenigen kommen, die den Glauben von der Liebtätigkeit, oder die Weisheit von der Liebe trennen. Damit aber dennoch deswegen die Weisheit oder der Glaube nicht untergehen möchte, wurde Kain mit einem Zeichen versehen, damit er nicht getötet würde, denn es gibt keine Liebe ohne Weisheit, und keine Liebtätigkeit ohne Glauben. Weil nun hierdurch fast dasselbe dargestellt wird, was durch das Essen vom Baum der Erkenntnis, deshalb folgt es in der Ordnung nach der Beschreibung Adams und seines Weibes. Diejenigen, die in dem von der Liebtätigkeit getrenntem Glauben sind, befinden sich auch in der eigenen Einsicht, die aber, die in der Liebtätigkeit und im Glauben aus ihr sind, in der Einsicht vom Herrn, somit in der göttlichen Vorsehung.

 

(243)

III. Daß das israelitische Volk in der Wüste ein goldenes Kalb verehrte, und es für den Gott anerkannte, der es aus Ägyptenland geführt, während doch Jehovah dies vom Berg Sinai herab in der Nähe sah, und es nicht verhütete. Es geschah dies in der Wüste Sin nahe beim Berg. Daß Jehovah sie von diesem frevelhaften Götzendienst nicht abbrachte, ist gemäß allen Gesetzen der göttlichen Vorsehung, die bisher angeführt wurden, und auch gemäß denen, die folgen werden. Dieses Böse wurde bei ihnen zugelassen, damit sie nicht alle untergingen; denn die Kinder Israels wurden aus Ägypten geführt, um die Kirche des Herrn sinnbildlich darzustellen, und diese konnten sie nicht darstellen, wofern nicht vorerst der ägyptische Götzendienst aus ihren Herzen mit der Wurzel ausgerissen war; und dies konnte nicht geschehen, wenn ihnen nicht überlassen war, dem, was in ihrem Herzen war, gemäß zu handeln, damit es dann durch schwere Bestrafung hinweggeräumt werden konnte. Was noch weiter durch jenen Götzendienst bezeichnet wird, desgleichen durch die Drohung, daß sie gänzlich verworfen, und daß ein neues Volk durch Moses erweckt werden würde, sehe man in den »Himmlischen Geheimnissen« bei dem 33. Kap. des zweiten Buch Mose, wo hiervon gehandelt wird.

 

(244)

IV. Daß David das Volk zählte, und deshalb eine Pest geschickt wurde, durch die so viele tausend Menschen umkamen, und daß Gott nicht vor, sondern nach der Tat den Propheten Gad zu ihm sandte, und ihm die Strafe ankündigte. Auch hierüber kann der, der sich gegen die göttliche Vorsehung begründet, mancherlei denken und hegen, besonders warum David nicht vorher ermahnt worden war, und warum das Volk wegen der Übertretung seines Königs so schwer bestraft wurde. Daß er nicht vorher ermahnt worden war, geschah den bisher nachgewiesenen Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß, besonders gemäß1 den zwei Nr. 129-153, und Nr. 154-164 erläuterten; daß aber das Volk wegen der Übertretung des Königs so schwer bestraft, und siebzigtausend durch die Pest hinweggerafft wurden, geschah nicht des Königs, sondern des Volkes wegen; denn es heißt: „Der Zorn Jehovahs entbrannte abermals wider Israel, und darum reizte Er den David gegen sie, indem Er sprach: Gehe hin und zähle Israel und Juda“: 2Sa.24/1.

 

[1] gemäß, für: contra

 

(245)

V. Daß dem Salomo zugelassen wurde, abgöttische Gottesdienste einzuführen, geschah zu dem Ende, daß er das Reich des Herrn oder die Kirche mit allen Religionen auf dem ganzen Erdboden sinnbildlich darstellen möchte; denn die beim israelitischen und jüdischen Volk gegründete Kirche war eine sinnbildlich darstellende; weshalb alle Gesetze [judicia] und Bestimmungen dieser Kirche die geistigen Dinge der Kirche, die ihr Inneres sind, sinnbildlich darstellten, das Volk selbst die Kirche, der König den Herrn, David den Herrn als in die Welt kommend, und Salomo den Herrn nach Seiner Ankunft; und weil der Herr nach der Verherrlichung Seines Menschlichen Gewalt über Himmel und Erde hatte, wie Er selbst sagt: Matth.28/18, deshalb erschien Sein Vorbildner Salomo in Pracht und Herrlichkeit, und war in Weisheit über allen Königen der Erde, und baute auch den Tempel; und verstattete überdies und führte ein die Gottesdienste mehrerer Völker, durch welche die verschiedenen Religionen in der Welt sinnbildlich dargestellt wurden; ähnliches bedeuten auch seine Weiber, siebenhundert an der Zahl, und die Kebsweiber, dreihundert an der Zahl: 1Kö.11/3; denn ‚Weib‘ bezeichnet im Wort die Kirche, und Kebsweib eine Religionsart [religiosum]. Hieraus läßt sich ersehen, weshalb dem Salomo gegeben wurde, den Tempel zu bauen, durch den das Göttlich-Menschliche des Herrn: Joh.2/19,21, sowie auch die Kirche bezeichnet wurde; ferner, weshalb ihm zugelassen wurde, Götzendienste anzuordnen, und so viele Weiber zu nehmen. Daß unter David in vielen Stellen im Wort der in die Welt kommende Herr verstanden werde, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« Nr. 43, 44.

 

(246)

VI. Daß vielen Königen nach Salomo zugelassen wurde, den Tempel und die Heiligtümer der Kirche zu entweihen, geschah, weil das Volk die Kirche sinnbildlich darstellte, und der König ihr Haupt war, und weil das israelitische und jüdische Volk so beschaffen war, daß sie die Kirche nicht lange sinnbildlich darstellen konnten, da sie im Herzen Götzendiener waren, und deshalb allmählich vom sinnbildlichen Gottesdienst abfielen, indem sie alles zur Kirche Gehörige verkehrten, so daß sie dieselbe zuletzt verwüsteten: dies wurde durch die Entweihungen des Tempels von seiten der Könige, und durch ihre Götzendienste sinnbildlich dargestellt; die Verwüstung der Kirche selbst durch die Zerstörung des Tempels selbst, und durch die Wegführung des israelitischen Volkes, sowie durch die Gefangenschaft des jüdischen Volkes in Babylonien. Dies war die Ursache, und alles, was aus irgendeiner Ursache geschieht, das geschieht durch die göttliche Vorsehung nach irgendeinem Gesetz derselben.

 

(247)

VII. Daß diesem Volk zugelassen wurde, den Herrn zu kreuzigen, geschah, weil die Kirche bei diesem Volk gänzlich verwüstet und so geworden war, daß sie nicht nur den Herrn nicht erkannten und anerkannten, sondern Ihn sogar haßten; dennoch aber war alles, was sie Ihm taten, den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung gemäß. Daß das Leiden am Kreuz die letzte Versuchung oder der letzte Kampf war, durch den der Herr die Höllen vollständig besiegte, und vollständig Sein Menschliches verherrlichte, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« Nr. 12-14, und in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« Nr. 34, 35. 

 

(248)

Bisher wurde dasjenige erläutert, was oben Nr. 236 angeführt worden ist, nämlich einiges aus dem Wort, durch das der vernünftelnde natürliche Mensch sich gegen die göttliche Vorsehung begründen kann; denn alles, was ein solcher Mensch sieht, hört und liest, kann er, wie schon oben gesagt worden, als Beweis gegen sie brauchen; es bestärken sich aber nur wenige gegen die göttliche Vorsehung aus solchem, was im Wort steht, mehrere dagegen aus dem, was vor Augen liegt, nämlich dem, was Nr. 237 enthalten ist, und nun in gleicher Weise erläutert werden soll.

 

(249)

I. Jeder Verehrer seiner selbst und der Natur begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er in der Welt so viele Gottlose sieht, und so viele Frevel derselben, und zugleich, wie sie sich dieser noch rühmen, und dennoch von Gott nicht bestraft werden. Alle Gottlosigkeiten, und alles Rühmen ob derselben, sind Zulassungen, deren Ursachen in den Gesetzen der göttlichen Vorsehung liegen. Jeder Mensch kann frei, ja auf das freiste denken, was er will, sowohl gegen Gott, als für Gott, und wer gegen Gott denkt, wird selten in der natürlichen Welt bestraft, weil er hier immer im Besserungsstand ist, wohl aber wird er bestraft in der geistigen Welt, was nach dem Tode geschieht, denn dann kann er nicht mehr gebessert werden. Daß der Grund jener Zulassung in den Gesetzen der göttlichen Vorsehung liege, erhellt aus den oben angeführten Gesetzen, wenn sie ins Gedächtnis zurückgerufen und erläutert werden; als: daß der Mensch mit freiem Willen seiner Vernunft gemäß handle, über welches Gesetz s. oben Nr. 71-97; daß der Mensch nicht durch äußere Mittel gezwungen werde zum Denken und Wollen, und somit zum Glauben und Lieben dessen, was zur Religion gehört, sondern sich selbst dazu bringen und bisweilen zwingen soll, über welches Gesetz s. Nr. 129-153. Daß es keine eigene Klugheit gebe, und sie nur zu sein scheine, und es auch scheinen müsse, als ob sie wäre, daß aber die göttliche Vorsehung durch das Einzelnste allumfassend sei, Nr. 191-213; daß die göttliche Vorsehung das Ewige im Auge habe, und das Zeitliche nur insofern, als es eins ausmacht mit dem Ewigen, Nr. 214-220; daß der Mensch nicht tiefer eingelassen werde in die Wahrheiten des Glaubens und in das Gute der tätigen Liebe, als so weit er in denselben bis ans Ende seines Lebens erhalten werden kann, über welches Gesetz s. Nr. 221-233. Daß die Gründe der Zulassungen Gesetze der göttlichen Vorsehung seien, wird auch aus dem folgenden erhellen, z.B. daraus, daß das Böse um des Zweckes willen zugelassen werde, der die Seligmachung ist; ferner daraus, daß die göttliche Vorsehung fortwährend sowohl bei Bösen als bei Guten sei, und endlich daraus, daß der Herr nicht gegen die Gesetze Seiner göttlichen Vorsehung handeln könne, weil gegen sie handeln soviel wäre als gegen Seine göttliche Liebe und gegen Seine göttliche Weisheit, somit gegen Sich selbst handeln. Diese Gesetze können, wenn sie verglichen werden, die Gründe herausstellen, warum vom Herrn Gottlosigkeiten zugelassen und nicht bestraft werden, solange sie bloß im Denken sind, und selten auch in der Absicht, und somit auch im Willen, und nicht in der Tat. Dennoch aber folgt jedem Bösen seine Strafe nach; es ist als ob dem Bösen seine Strafe eingeschrieben wäre, die der Gottlose nach dem Tode leidet. Durch das eben Vorgebrachte erklärt sich auch folgendes, was Nr. 237 angeführt worden, nämlich, daß der Verehrer seiner selbst und der Natur sich noch mehr gegen die göttliche Vorsehung bestärke, wenn er sieht, daß Ränke, List und Betrug gelingen, auch gegen Fromme, Gerechte und Redliche, und daß die Ungerechtigkeit über die Gerechtigkeit triumphiert in den Gerichten und in den Geschäften. Alle Gesetze der göttlichen Vorsehung sind Notwendigkeiten, und weil sie die Gründe sind, warum dergleichen zugelassen wird, so erhellt, daß, damit der Mensch als Mensch leben, gebessert und beseligt werden könne, vom Herrn dergleichen nicht anders weggenommen werden kann, als mittelbar durch das Wort, und insbesondere durch die Vorschriften der Zehn Gebote bei denen, die alle Arten von Mord, Ehebruch, Diebstahl und falschem Zeugnis als Sünde anerkennen, bei denen aber, die dergleichen nicht als Sünde anerkennen, mittelbar durch bürgerliche Gesetze und die Furcht vor den Strafen derselben, ferner auch mittelbar durch moralische Gesetze und die Furcht vor Verlust des guten Namens, der Ehre und des Gewinnes durch jenen: durch diese Mittel lenkt der Herr die Bösen ab, aber nur vom Tun, nicht vom Denken und Wollen jener Dinge; durch die zuerst genannten Mittel hingegen lenkt der Herr die Guten ab, nicht nur vom Tun, sondern auch vom Denken und Wollen derselben.

 

(250)

II. Der Verehrer seiner selbst und der Natur begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er sieht, daß Gottlose zu Ehrenstellen erhoben und Große des Reichs und der Kirche werden; ferner auch, daß sie Güter in Fülle haben und herrlich und in Freuden leben, die Verehrer Gottes aber in Verachtung und Armut. Der Verehrer seiner selbst und der Natur hält Würden und Güter für die größten und einzigen, also für die eigentlichen Seligkeiten, die möglich seien; und wenn er infolge des ihm von Kindheit an eingeprägten Gottesdienstes dabei an Gott denkt, so nennt er sie göttliche Segnungen, und solange er von ihnen aus nicht höher hinanstrebt, denkt er, daß ein Gott sei, und verehrt Ihn auch; aber in seiner Gottesverehrung liegt, was er alsdann selbst nicht weiß, daß er von Gott zu noch höheren Würden und noch größeren Reichtümern möge erhoben werden, und wenn er zu diesen gelangt, so geht sein Gottesdienst immer mehr ins Äußerliche, bis er endlich ganz zu Boden sinkt, und er zuletzt Gott gering schätzt und leugnet. Ähnliches würde er tun, wenn er von den Würden und Gütern, an die er sein Herz gehängt hat, herabgestoßen würde. Was sind dann Würden und Güter anderes, als Fallstricke für die Bösen, nicht aber für die Guten, weil diese ihr Herz nicht daran hängen, sondern an die Nutzwirkungen oder das Gute, zu dessen Vollbringung ihnen Würden und Güter als Mittel dienen? - Deshalb kann durch den Umstand, daß Gottlose zu Ehren und Gütern gefördert und Große des Reichs und der Kirche werden, nur derjenige gegen die göttliche Vorsehung sich begründen, der ein Verehrer seiner selbst und der Natur ist. Überdies, was ist höhere und geringere Würde, und was größerer und kleinerer Reichtum? Was anderes sind sie an sich als etwas Eingebildetes? Ist der eine glücklicher oder seliger als der andere? Wird nicht die Würde beim Vornehmen, ja beim König und Kaiser schon nach Verlauf eines Jahres wie etwas Gemeines betrachtet, das nicht mehr das Herz mit Freude erfüllt, und sogar von ihm gering geschätzt werden kann? Stehen sie durch ihre Würden auf einer höheren Stufe der Glückseligkeit, als die, welche nur eine kleine, ja die kleinste Würde besitzen, wie die Landleute und selbst deren Knechte? Können wohl diese auf einer höheren Stufe der Glückseligkeit stehen, wenn sie sich wohl befinden, und sie mit ihrem Geschick zufrieden sind? Wer ist in seinem Herzen unruhiger, wer grollt öfter, und zürnt heftiger, als die Selbstliebe? Dies geschieht so oft sie nicht nach dem Hochmut ihres Herzens geehrt wird, und so oft etwas nicht nach ihrem Wink und Wunsch vonstatten geht. Was ist also die Würde, wofern sie nicht der Sache oder Nutzwirkung dient, anderes als eine bloße Vorstellung? Kann eine solche Vorstellung an etwas anderes denken, als an sich und die Welt, ja wird sie nicht bei sich selbst [denken], daß die Welt alles sei, und die Ewigkeit nichts? 

 

Es soll jetzt noch einiges darüber gesagt werden, warum die göttliche Vorsehung zulasse, daß die im Herzen Gottlosen zu Würden erhoben werden und Reichtümer erwerben: die Gottlosen oder Bösen können ebensogut Nutzen stiften als die Frommen oder Guten, ja sogar mit mehr Feuer, denn sie haben sich selbst im Auge bei den Nutzwirkungen, und die Ehrenstellen als das [für sie] Nützliche. Je höher daher die Selbstliebe emporsteigt, desto mehr entbrennt in ihr die Begierde, Nutzen zu schaffen um ihres Ruhmes willen. Ein solches Feuer findet sich aber nicht bei den Frommen oder Guten, wofern es nicht heimlich von der Rücksicht auf Ehre genährt wird. Darum regiert der Herr die im Herzen Gottlosen, welche in Würden stehen, durch den Ruhm ihres Namens, und regt sie an, Nutzen zu schaffen für das allgemeine Beste oder das Vaterland, und für die Gemeinde oder Stadt, in der sie sind, und auch für den Mitbürger oder Nächsten, mit dem sie zusammenleben. Dies ist die Regierung des Herrn oder die göttliche Vorsehung in Beziehung auf solche; denn das Reich des Herrn ist ein Reich der Nutzwirkungen, und wo es nur wenige gibt, die Nutzwirkungen leisten um der Nutzwirkungen willen, da macht Er, daß die Verehrer ihrer selbst zu höheren Ämtern erhoben werden, in denen jeder zum Guten tun durch seine Grundneigung angetrieben wird. Denke dir, (obgleich es ein solches nicht gibt,) ein höllisches Reich in der Welt, in dem nur selbstsüchtige Triebe herrschen, (denn die Selbstsucht ist der Teufel:) wird nicht jeder Nutzen schaffen aus dem Feuer seiner Grundneigung, und wegen des Glanzes seines Ruhmes, mehr als in einem anderen Reich? Bei allen diesen aber wird das öffentliche Wohl im Munde geführt, im Herzen dagegen der eigene Vorteil; und da jeder seinen Fürsten nur im Auge hat, um höher zu steigen, (denn er strebt, der Größte zu werden:) wie könnte ein solcher sehen, daß ein Gott ist? Es umhüllt ihn vielmehr ein Rauch, wie von einer Feuersbrunst, durch den keine geistige Wahrheit in ihrem Licht durchdringen kann. Ich habe diesen Rauch rings um die Höllen solcher gesehen. Zünde eine Leuchte an, und suche, wie viel es heutzutage in den Staaten solche gibt, die nach Würden streben, ohne von Selbstliebe und Weltliebe beherrscht zu sein? Wirst du wohl unter Tausend fünfzig finden, die von Liebe zu Gott durchdrungen sind? Und unter diesen werden nur einige sein, die nach Würden streben. Da es nun so wenige gibt, die von Liebe zu Gott, und so viele, die von Selbst- und Weltliebe beherrscht sind, und da diese Grundtriebe vermöge ihres Feuers mehr Nutzen leisten, als die Liebe zu Gott durch das ihrige, wie kann da jemand sich [gegen die göttliche Vorsehung] durch den Umstand bestärken, daß die Bösen mehr in Ansehen und Reichtum sind, als die Guten? - Es findet dies seine Bestätigung auch in den Worten des Herrn: „Der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich getan hätte; denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht. Und Ich sage euch: Machet euch Freunde mit dem Mammon der Ungerechtigkeit, auf daß, wenn ihr nun Mangel habt, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten“: Luk.16/8,9. Was im natürlichen Sinn hierunter zu verstehen sei, ist klar; im geistigen Sinn aber werden unter dem Mammon der Ungerechtigkeit die Erkenntnisse des Wahren und Guten verstanden, welche die Bösen besitzen, und nur anwenden, um sich Würden und Reichtümer zu verschaffen; diese Erkenntnisse sind es auch, wodurch die Guten oder die Kinder des Lichtes sich Freunde machen sollen, und die sie einst aufnehmen werden in die ewigen Hütten. Daß viele Welt- und Selbstliebe sind, und nur wenige Liebe zu Gott, lehrt der Herr, wenn Er sagt: „Weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind es, die dadurch eingehen; aber eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden“: Matth.7/13,14. Daß Würden und Güter entweder Fluch oder Segen seien, und bei welchen, sehe man oben Nr. 217.

 

(251)

III. Der Verehrer seiner selbst und der Natur begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er bedenkt, daß Kriege zugelassen, und dann so viele Menschen umgebracht und ihre Güter geplündert werden. Von der göttlichen Vorsehung kommt nicht her, daß es Kriege gibt, weil sie verbunden sind mit Mord, Plünderung, Gewalttaten, Grausamkeiten, und anderen schrecklichen Übeln, die mit der christlichen Liebe im schroffsten Widerspruch stehen; dennoch aber müssen sie zugelassen werden, weil die Lebensliebe der Menschen seit den ältesten, die unter Adam und seinem Weibe verstanden werden, (von denen oben Nr. 241) so geworden ist, daß sie über andere herrschen will, und zuletzt über alle, und daß sie die Schätze der Welt , und zwar zuletzt alle besitzen will. Diese zwei Grundtriebe können nicht in Fesseln gehalten werden, da der göttlichen Vorsehung gemäß ist, daß jeder aus freiem Willen nach seiner Vernunft handeln darf, (worüber man oben Nr. 71-97 nachsehe), und weil ohne Zulassungen der Herr den Menschen nicht vom Bösen abführen, und somit nicht bessern und selig machen könnte; denn wenn nicht zugelassen würde, daß das Böse hervorbreche, so würde es der Mensch nicht sehen, und also auch nicht anerkennen, und so nicht dazu gebracht werden, ihm zu widerstehen. Daher kommt, daß das Böse nicht durch eine Vorsehung gehemmt werden kann; denn geschähe dies, so bliebe es eingeschlossen, und würde gleich der Krankheit, die man Krebs und Brand nennt, um sich greifen und alle Lebenskraft des Menschen verzehren. Denn der Mensch ist von Geburt wie eine kleine Hölle, zwischen welcher und dem Himmel ein beständiger Streit besteht; kein Mensch aber kann aus seiner Hölle vom Herrn herausgezogen werden, wenn er nicht sieht, daß er darin ist, und wenn er nicht herausgeführt werden will; und dies kann nicht ohne Zulassungen geschehen, deren Gründe Gesetze der göttlichen Vorsehung sind. Daher kommt, daß es kleinere und größere Kriege gibt; kleinere zwischen den Besitzern von Ländereien und ihren Nachbarn, und größere zwischen den Monarchen der Reiche und ihren Nachbarn; das Kleinere und Größere macht aber keinen anderen Unterschied, als daß der kleinere innerhalb gewisser Schranken gehalten wird durch die Gesetze eines Volkes, der größere aber durch die Gesetze der Völker, und daß sowohl der kleinere als der größere seine Gesetze überschreiten möchte, der kleinere aber dies nicht kann, und der größere es kann, jedoch auch nicht über das Mögliche hinaus. Daß die größeren Kriege, obgleich sie verbunden sind mit Mord, Plünderung, Gewalttaten und Grausamkeiten, gleichwohl vom Herrn bei Königen und Feldherrn nicht gehemmt werden, weder im Anfang, noch im Fortschreiten, sondern erst am Ende, wenn die Macht des einen oder des anderen so geschwächt worden ist, daß ihm die Gefahr des Unterganges droht, davon gibt es mehrere Ursachen, die im Schatz der göttlichen Weisheit verborgen liegen, und von denen mir einige geoffenbart worden sind, und unter diesen auch die, daß alle Kriege, wie sehr sie auch bürgerlicher Natur sind, gleichwohl die Zustände der Kirche darstellen im Himmel, und daß sie Entsprechungen sind. Von der Art waren alle Kriege, die im Wort beschrieben sind, und von der Art sind auch alle Kriege heutzutage. Die im Wort beschriebenen Kriege sind die, welche die Kinder Israel mit verschiedenen Völkern führten, wie mit den Amoritern, Ammonitern, Moabitern, Philistern, Syrern, Ägyptern, Chaldäern und Assyrern; und wenn die Kinder Israel, welche die Kirche vorbildeten, von den Geboten und Gesetzen abwichen und in das Böse versanken, das durch jene Völker bezeichnet wurde, (denn jedes Volk, mit dem die Kinder Israel Krieg führten, bezeichnete irgendeine Art des Bösen), so wurden sie von diesem Volk bestraft. Als sie z.B. die Heiligtümer der Kirche durch schändliche Götzendienste entweihten, wurden sie durch die Assyrer und Chaldäer bestraft, weil durch Assyrien und Chaldäa die Entweihung des Heiligen bezeichnet wird. Was durch die Kriege mit den Philistern bezeichnet wurde, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« Nr. 50-54. 

 

Ähnliches wird durch die Kriege heutzutage bezeichnet, wo sie auch sein mögen; denn alles, was in der natürlichen Welt geschieht, steht in Entsprechung mit dem Geistigen in der geistigen Welt, und alles Geistige betrifft die Kirche. In dieser Welt weiß man nicht, welche Reiche in der christlichen Welt die Moabiter und Ammoniter vorstellen, welche die Syrer und Philister, und welche die Chaldäer und Assyrer, und die übrigen, mit denen die Kinder Israel Kriege führten, und dennoch gibt es solche, die dieselben vorstellen. Wie aber die Kirche auf Erden beschaffen sei, und welches das Böse sei, in das sie versinkt, und wegen dessen sie durch Kriege bestraft wird, kann man durchaus nicht erkennen in der natürlichen Welt, weil in dieser Welt nur das Äußere zutage liegt, das die Kirche nicht ausmacht; wohl aber sieht man es in der geistigen Welt, wo das Innere, in dem die Kirche ist, zum Vorschein kommt; auch werden dort alle ihren verschiedenen Zuständen gemäß verbunden. Die Streitigkeiten dieser in der geistigen Welt entsprechenden Kriegen, die in beiden vom Herrn Seiner göttlichen Vorsehung gemäß in entsprechender Weise geleitet werden. Daß die Kriege in der Welt durch die göttliche Vorsehung des Herrn geleitet werden, erkennt der geistige Mensch an, der natürliche Mensch aber nicht, oder doch nur, wenn ein Siegesfest angekündigt wird, insofern er dann auf den Knien Gott danken kann, daß Er den Sieg gegeben, und auch ehe das Treffen begann, einige Worte an Ihn richten konnte; allein wenn er wieder in sich zurückkehrt, dann schreibt er den Sieg entweder der Klugheit des Feldherrn zu, oder irgendeinem Plan oder Umstand inmitten des Treffens, woran man nicht gedacht hatte, woraus jedoch der Sieg hervorgegangen sein soll. Daß die göttliche Vorsehung, die das Glück genannt wird, im Einzelnsten auch unbedeutender Dinge walte, sehe man oben Nr. 212; erkennst du schon in diesen die göttliche Vorsehung an, so mußt du sie noch mehr in den Kriegsereignissen anerkennen. Wirklich nennt man auch die günstigen Erfolge und gelungenen Unternehmungen des Kriegs gemeinhin das Kriegsglück, [Fortuna belli] und dieses ist eben die göttliche Vorsehung, besonders im Planen und in den Überlegungen des Feldherrn, obgleich dieser alsdann und nachher alles seiner eigenen Klugheit zuschrieb. Allein dies mag er tun, wenn er will, denn er ist in voller Freiheit für und gegen die göttliche Vorsehung zu denken, ja auch für und gegen Gott, er wisse aber, daß nicht das Geringste seines Planes und Nachdenkens von ihm kommt; alles fließt entweder aus dem Himmel ein, oder aus der Hölle; aus der Hölle durch Zulassung, aus dem Himmel durch die Vorsehung.

 

(252)

IV. Der Verehrer seiner selbst und der Natur begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er seiner Wahrnehmung gemäß bedenkt, daß die Siege auf seiten der Klugheit und zuweilen nicht auf seiten der Gerechtigkeit stehen; ferner, daß es keinen Unterschied macht, ob der Befehlshaber gewissenhaft oder gewissenlos ist. Daß es scheint, als ob die Siege auf seiten der Klugheit stehen, und zuweilen nicht auf seiten der Gerechtigkeit, kommt daher, daß der Mensch nach dem Schein urteilt, und einer Partei mehr gewogen ist als der anderen, und das, was er begünstigt, durch Schlüsse begründen kann, und nicht weiß, daß die Gerechtigkeit einer Sache im Himmel geistig, in der Welt aber natürlich ist, wie soeben gesagt wurde, und daß [alles] verbunden ist durch den Zusammenhang der vergangenen und zugleich der zukünftigen Dinge, die dem Herrn allein bekannt sind. Daß es nichts ausmacht, ob der Befehlshaber gewissenhaft sei oder gewissenlos, kommt aus derselben Ursache, die oben Nr. 250 begründet wurde, daß nämlich die Bösen ebensowohl als die Guten Nützliches leisten können, und zwar die Bösen vermöge ihres Feuers eifriger als die Guten, besonders in Kriegen, weil der Böse listiger und schlauer ist im Ersinnen von Ränken, und aus der Ruhmliebe in der Lust ist, diejenigen, die er für Feinde ansieht und erklärt, zu töten und auszuplündern, mehr als der Gute; dieser ist nur in der Klugheit und im Eifer zu schützen, selten aber in einiger Klugheit und Eifer zum Angriff. Ebenso verhält es sich mit den Geistern der Hölle und mit den Engeln des Himmels; die Geister der Hölle greifen an, und die Engel des Himmels schützen sich. Hieraus ergibt sich der Schluß, daß es jedem erlaubt ist, sein Vaterland und seine Genossen gegen angreifende Feinde zu schützen, auch durch böse Befehlshaber, daß es aber nicht erlaubt sei, ohne Ursache sich zum Feinde zu machen; ist die Ursache bloß der Ruhm, so ist sie an sich teuflisch, denn sie stammt aus der Selbstsucht.

 

(253)

Bisher wurde dasjenige erörtert, was oben Nr. 237 angeführt worden, und wodurch der bloß natürliche Mensch sich gegen die göttliche Vorsehung begründet. Nun soll erörtert werden, was Nr. 238 folgt, und die Religionen mehrerer Völker betrifft, die auch dem bloß natürlichen Menschen zu Gründen gegen die göttliche Vorsehung dienen können. In seinem Herzen spricht er nämlich: Wie kann es so viele abweichende Religionen geben, und nicht lieber eine einzige wahre auf dem ganzen Erdkreis, da doch die göttliche Vorsehung den Himmel aus dem menschlichen Geschlecht zum Endzweck hat, wie oben Nr. 27-45 gezeigt wurde? - Aber höre doch erst folgendes an: Alle Menschen, in welcher Religion sie auch immer geboren sein mögen, können selig werden, wenn sie nur Gott anerkennen und nach den Vorschriften leben, die in den Zehn Geboten stehen, und heißen: man solle nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis geben, und zwar darum, weil dergleichen tun, gegen die Religion, also gegen Gott ist. Bei solchen ist Gottesfurcht und Nächstenliebe; Gottesfurcht, weil sie denken, jenes tun, sei gegen Gott, und Nächstenliebe, weil morden, ehebrechen, stehlen, falsches Zeugnis geben, und des anderen Haus und Weib begehren, gegen den Nächsten ist. Weil solche in ihrem Leben zu Gott aufblicken und dem Nächsten nichts Böses tun, so werden sie vom Herrn geführt, und die, welche geführt werden, werden auch nach ihrer Religion über Gott und den Nächsten belehrt; denn die, welche so leben, lassen sich gerne belehren, die aber anders leben, ungerne; und weil jene sich gerne belehren lassen, so werden sie auch nach dem Tode, wenn sie Geister werden, von den Engeln unterrichtet, und nehmen gerne die Wahrheiten auf, wie sie im Wort sind: man sehe über diese einiges in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 91-97, und 104-113.

 

(254)

I. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er im Hinblick auf die Religionen verschiedener Völker sieht, daß es solche gibt, die Gott gänzlich leugnen, und solche, die Sonne und Mond, dann auch solche, die Götzen und Götzenbilder anbeten. Diejenigen, die hiervon Gründe gegen die göttliche Vorsehung hernehmen, wissen nicht die Geheimnisse des Himmels, die unzählig sind, und von denen der Mensch kaum eines kennt. Unter sie gehört auch, daß der Mensch nicht unmittelbar vom Himmel belehrt werde, sondern mittelbar (worüber man oben Nr. 154-174 nachsehe); und weil es mittelbar geschieht, und nicht zu allen Völkern auf dem ganzen Erdkreis durch Abgesandte das Evangelium kommen konnte, gleichwohl aber die Religion auf verschiedenen Wegen zu Völkern, die sich an den Enden der Welt befinden, fortgepflanzt werden konnte, so ist dieses durch die göttliche Vorsehung auch geschehen; denn kein Mensch hat Religion aus sich, sondern durch andere, die entweder selbst oder durch Überlieferung von anderen aus dem Wort wußten, daß ein Gott ist, daß es einen Himmel und eine Hölle, und ein Leben nach dem Tode gibt, und daß Gott verehrt werden muß, damit man selig werde. Daß die Religion über den ganzen Erdkreis verbreitet worden sei durch das alte Wort, und hernach durch das israelitische, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 101-103, und daß, wenn das Wort nicht gewesen wäre, niemand etwas gewußt hätte von Gott, von Himmel und Hölle, von einem Leben nach dem Tod, und noch weniger vom Herrn, eben daselbst Nr. 114-118. 

 

Wenn einmal die Religion eingepflanzt ist bei einem Volk, so wird es vom Herrn geführt gemäß den Vorschriften und Lehren seiner Religion, und der Herr hat dafür gesorgt, daß in jeder Religion ähnliche Vorschriften sind, wie in den Zehn Geboten, als: daß man Gott verehren, Seinen Namen nicht entweihen, den Feiertag halten, die Eltern ehren, nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis geben solle. Ein Volk, das diese Gebote zu göttlichen macht und aus Religion danach lebt, wird selig, wie oben Nr. 253 gesagt wurde. Auch die meisten von der Christenheit entfernten Völker betrachten diese Gesetze nicht als bürgerliche, sondern als göttliche, und halten sie heilig. Daß der Mensch durch ein Leben nach diesen Geboten selig werde, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem aus den Zehn Geboten« von Anfang bis zu Ende. Unter den Geheimnissen des Himmels ist auch dies, daß der Engelhimmel vor dem Herrn wie ein Mensch ist, dessen Seele und Leben der Herr ist, und daß dieser göttliche Mensch seiner ganzen Form nach Mensch ist, nicht bloß in Ansehung der äußeren Glieder und Organe, sondern auch in Ansehung der inneren Glieder und Organe, die noch zahlreicher sind, ferner auch in Ansehung der Häute, Membranen, Knorpel und Knochen; jene und diese sind aber in diesem Menschen nicht materiell, sondern geistig; und es ist vom Herrn vorgesehen worden, daß auch diejenigen, zu denen nicht das Evangelium, sondern nur eine Religion gelangen konnte, eine Stelle in jenem göttlichen Menschen, d.h. im Himmel haben können, indem sie eben das bilden, was man Häute, Membranen, Knorpel und Knochen nennt, und daß sie so gut wie andere in himmlischer Freude sein können. Denn es kommt nicht darauf an, ob sie in einer Freude leben, wie sie die Engel es höchsten Himmels haben, oder in einer Freude, wie sie die Engel des letzten Himmels haben; denn jeder, der in den Himmel kommt, kommt in die höchste Freude seines Herzens; eine höhere hält er nicht aus, weil er in dieser ersticken würde. Es verhält sich damit vergleichsweise wie mit einem Bauer und einem König: der Bauer kann in seiner höchsten Freude sein, wenn er einhergeht in einem neuen Kleid aus grobem Tuch, und sich an einen Tisch setzt, auf dem Schweinfleisch, Rindfleisch, Käse, Bier und Branntwein steht; er würde aber im Herzen beengt werden, wenn er wie ein König mit Purpur, Seide, Gold und Silber angetan, und ihm ein Tisch vorgesetzt würde, auf dem sich Leckereien und köstliche Speisen aller Art nebst edlem Wein befinden. Hieraus erhellt, daß die Letzten wie die Ersten ihre himmlische Glückseligkeit haben, jeder auf seiner Stufe; somit auch diejenigen, die sich außerhalb der Christenheit befinden, wenn sie nur das Böse als Sünde gegen Gott fliehen, weil es gegen ihre Religion ist. 

 

Nur wenige gibt es, die Gott gänzlich leugnen; daß aber diese, wenn sie ein sittliches Leben führten, nach ihrem Tode von Engeln unterrichtet werden, und in ihrem moralischen Leben das Geistige aufnehmen, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 116. Ebenso verhält es sich mit denen, die Sonne und Mond anbeten, und glauben, daß Gott darin sei; sie wissen nicht anders, und deshalb wird es ihnen nicht als Sünde angerechnet, denn der Herr sagt: „Wäret ihr blind, d.h. wüßtet ihr es nicht, so hättet ihr keine Sünde“: Joh.9/41. Größer aber ist die Zahl derer, die Götzen und Götzenbilder anbeten, auch in der christlichen Welt. Dies ist zwar Abgötterei, aber nicht bei allen; einigen nämlich dienen die Bilder als Mittel, den Gedanken an Gott zu erwecken; denn es ist eine Folge des Einflusses aus dem Himmel, daß wer Gott anerkennt, Ihn auch sehen will, und da diese ihren Geist nicht über das Sinnliche erheben können, wie die innerlicheren geistigen Menschen, so suchen sie sich durch ein gehauenes oder gemaltes Bild dazu zu erwecken. Diejenigen, die dieses tun, und nicht das Bild selbst als Gott anbeten, werden selig, wenn sie nur zugleich aus Religion nach den Vorschriften der Zehn Geboten leben. Hieraus erhellt, daß der Herr, weil Er das Heil all er will, Sorge getragen hat, daß jeder seine Stelle im Himmel haben kann, wenn er gewissenhaft lebt. Daß der Himmel vor dem Herrn wie ein Mensch sei, und daß daher der Himmel mit allem und jedem einzelnen, das beim Menschen ist, in Entsprechung stehe, und daß es auch solche gebe, welche die Häute, Membranen, Knorpel und Knochen vorstellen, sehe man im Werk über »Himmel und Hölle« (erschienen zu London 1758) Nr. 59- 102, ferner in den »Himmlischen Geheimnissen« Nr. 5552-5564, und auch oben Nr. 201-204.

 

(255)

II. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er sieht, daß die mohammedanische Religion von so vielen Reichen und Staaten angenommen ist. Daß diese Religion von mehr Reichen angenommen ist, als die christliche, kann denen zum Ärgernis gereichen, die über die göttliche Vorsehung denken, und dabei glauben, daß niemand selig werden könne, der nicht in der Christenheit, also da geboren ist, wo das Wort, und durch dieses der Herr bekannt ist; die mohammedanische Religion gereicht aber nicht denen zum Anstoß, welche glauben, daß alles unter der göttlichen Vorsehung steht; diese untersuchen, worin [hier] ihr Walten bestehe, und finden es auch: es besteht darin, daß die mohammedanische Religion den Herrn als Sohn Gottes, als den Weisesten aller Menschen, und auch als den größten Propheten anerkennt, Der in die Welt kam, um die Menschen zu belehren; ein sehr großer Teil von ihnen hält Ihn für größer als den Mohammed. Damit man völlig erkenne, daß diese Religion durch die göttliche Vorsehung des Herrn hervorgerufen worden sei, um die Götzendienste mehrerer Völker zu zerstören, muß es in einiger Ordnung erörtert werden; weshalb zuerst etwas vom Ursprung der Abgöttereien gesagt werden soll. Vor jener Religion war der Götzendienst allgemein verbreitet auf dem ganzen Erdkreis. Der Grund war, weil die Kirchen vor der Ankunft des Herrn sämtlich vorbildende [repraesentativae] Kirchen waren. Eine solche war auch die israelitische Kirche, in der die Stiftshütte, die Kleider Aharons, die Opfer, alle Teile des Tempels zu Jerusalems, sowie auch die Gesetze sinnbildlich darstellend waren; auch war bei den Alten die Kenntnis der Entsprechungen, die auch die der sinnbildlichen Darstellungen ist, die Erkenntnis der Weisen selbst, besonders ausgebildet in Ägypten: daher ihre Hieroglyphen. Durch diese Wissenschaft wußten sie, was die Tiere, die Bäume jeder Art, und was die Berge, Hügel, Flüsse, Quellen, sowie auch was Sonne, Mond und Sterne bezeichneten, und weil ihr ganzer Kultus sinnbildlich darstellend war, und aus lauter Entsprechungen bestand, darum hatten sie Gottesdienste auf Bergen und Hügeln, und auch in Hainen und Gärten, und heiligten deshalb die Quellen, und wendeten bei ihren Gebeten zu Gott ihr Angesicht gegen die aufgehende Sonne, und machten sich überdies Bilder von Pferden, Stieren, Kälbern, Lämmern, ja von Vögeln, Fischen und Schlangen, und stellten sie zu Hause und anderwärts in Ordnung auf gemäß den geistigen Dingen der Kirche, denen sie entsprachen oder die sie sinnbildlich darstellten. Ähnliche Dinge stellten sie auch in ihren Tempeln auf, um sich die heiligen Dinge, die sie bezeichneten, in die Erinnerung zurückzurufen. In der Folgezeit aber, als die Kenntnis der Entsprechungen verloren gegangen war, fing die Nachwelt an, die gehauenen Bilder selbst als an sich heilig zu verehren, nicht wissend, daß ihre Voreltern nichts Heiliges in denselben sahen, sondern bloß das, daß sie den Entsprechungen gemäß die heiligen Dinge sinnbildlich darstellten und daher bezeichneten. Daher entstanden die Götzendienste, die den ganzen Erdkreis erfüllten, sowohl den asiatischen Weltteil mit den Inseln umher, als den afrikanischen und europäischen. Damit nun alle diese Götzendienste ausgerottet würden, geschah es durch die göttliche Vorsehung des Herrn, daß eine neue, dem Geist der Orientalen angemessene Religion aufkam, in der einiges aus beiden Testamenten des Wortes sich befand, und die lehrte, daß der Herr in die Welt gekommen, und daß Er der größte Prophet, der weiseste unter allen und der Sohn Gottes sei: dies geschah durch Mohammed, von dem diese Religion die mohammedanische genannt wurde. Diese Religion wurde also durch die göttliche Vorsehung des Herrn hervorgerufen, und, wie gesagt, dem Geist der Orientalen angepaßt, um die Götzendienste so vieler Völker zu vernichten, und ihnen einige Erkenntnis vom Herrn zu geben, ehe sie in die geistige Welt kämen: diese Religion wäre nicht aufgenommen worden von so vielen Reichen, und hätte die Götzendienste nicht ausrotten können, wenn sie nicht den Vorstellungen des Denkens und Lebens aller jener anbequemt und gleichförmig gemacht worden wäre. Daß sie den Herrn nicht als den Gott des Himmels und der Erde anerkannte, kam daher, daß die Orientalen Gott als den Schöpfer des Universum anerkannten, und nicht begreifen konnten, daß Er in die Welt gekommen sei, und menschliche Natur [Humanum] angenommen habe, sowie dieses auch die Christen nicht begreifen, und daher in ihrem Denken Sein Göttliches von Seinem Menschlichen trennen, und das Göttliche neben den Vater im Himmel hinstellen, und nicht wissen, wo sie Sein Menschliches hinbringen sollen. Hieraus kann man sehen, daß auch die mohammedanische Religion durch die göttliche Vorsehung des Herrn entstanden ist, und daß alle diejenigen von dieser Religion, die den Herrn als Sohn Gottes anerkennen, und zugleich nach den Vorschriften der Zehn Gebote, die auch sie haben, leben, indem sie das Böse als Sünde fliehen, - in einen Himmel kommen, welcher der mohammedanische Himmel heißt. Auch dieser Himmel ist in drei Himmel geteilt, in einen obersten, einen mittleren und einen untersten. Im obersten Himmel sind die, welche den Herrn als eins mit dem Vater anerkennen, und somit als den einzigen Gott; im zweiten Himmel sind diejenigen, die der Vielweiberei entsagen, und mit einem Weibe leben, und im untersten die, welche eingeleitet werden. Mehr über diese Religion sehe man in der »Fortsetzung vom Jüngsten Gericht und von der geistigen Welt« Nr. 68-72, wo von den Mohammedanern und von Mohammed gehandelt wurde.

 

(256)

III. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung, wenn er sieht, daß die christliche Religion nur im kleineren Teile der bewohnbaren Erde ist, der Europa heißt, und daß sie daselbst durch Spaltungen geteilt ist. Daß die christliche Religion nur im kleineren Teil der bewohnbaren Erde ist, der Europa heißt, kommt daher, daß sie dem Geiste der Orientalen nicht so anbequemt war, wie die mohammedanische, die gemischt ist, wie oben gezeigt wurde, und eine nicht anbequemte Religion wird nicht aufgenommen; eine Religion, z.B. welche festsetzt, daß es nicht erlaubt sei, mehrere Weiber zu haben, wird nicht angenommen, sondern verworfen von denen, die seit Jahrhunderten der Vielweiberei ergeben waren; und so verhält es sich auch mit einigen anderen Bestimmungen der christlichen Religion. Es kommt auch nicht darauf an, ob der kleinere oder größere Teil der Welt sie angenommen habe, wenn es nur Völker gibt, bei denen das Wort ist, denn von hier aus haben dennoch auch diejenigen Licht, die außerhalb der Kirche sind, und das Wort nicht haben, wie in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 104-113 gezeigt wurde; und was wunderbar ist, wo das Wort mit Ehrfurcht gelesen, und der Herr dem Wort gemäß verehrt wird, da ist auch der Herr mit dem Himmel, und dies darum, weil der Herr das Wort ist, und das Wort das göttlich Wahre ist, das den Himmel bildet; weshalb der Herr sagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin Ich mitten unter ihnen“: Matth.18/20. Dies kann mit dem Wort in vielen Teilen der bewohnbaren Erde von Europäern geschehen, und weil diese im Verkehr mit der ganzen Welt stehen, und überall das Wort von ihnen gelesen oder aus demselben gelehrt wird. Dies erscheint zwar als eine Erfindung, ist aber dennoch Wahrheit. Daß die christliche Religion durch Spaltungen geteilt ist, kommt daher, daß sie aus dem Wort hervorgeht, das Wort aber in lauter Entsprechungen geschrieben ist, und die Entsprechungen größtenteils Scheinbarkeiten des Wahren sind, in denen jedoch die echten Wahrheiten eingeschlossen verborgen liegen; und weil die Lehre der Kirche aus dem Buchstabensinn, der so beschaffen ist, geschöpft werden muß, so mußten auch notwendig in der Kirche Streitigkeiten, Federkriege und abweichende Ansichten entstehen, besonders in Ansehung des Verständnisses des Wortes, nicht aber in Hinsicht des Wortes selbst, und in Hinsicht der Gottheit des Herrn selbst; denn überall wird anerkannt, daß das Wort heilig sei, und dem Herrn die Gottheit zukomme, und diese zwei Punkte sind das Wesentliche der Kirche, weshalb auch diejenigen, welche die Gottheit des Herrn leugnen, (und dies sind die, welche man Socinianer nennt) von der Kirche ausgeschlossen sind, und die, welche die Heiligkeit des Wortes leugnen, nicht für Christen gehalten werden. Diesem will ich noch eine Denkwürdigkeit über das Wort beifügen, aus der man abnehmen kann, daß das Wort in seinem Inneren das göttlich Wahre selbst, und im Innersten der Herr ist: wenn ein Geist das Wort öffnet und sein Angesicht oder Gewand damit reibt, so leuchtet sein Gesicht oder Gewand vom bloßen Reiben so hell wie der Mond, oder wie ein Stern, und zwar vor den Augen aller, denen er begegnet; dies ist ein Beweis, daß es nichts Heiligeres in der Welt gibt, als das Wort. Daß das Wort in lauter Entsprechungen geschrieben sei, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 5-26. Daß die Lehre der Kirche aus dem Buchstabensinn des Wortes geschöpft und durch ihn begründet werden müsse, eben da Nr. 50-61. Daß Irrlehren [haereses] aus dem Buchstabensinn des Wortes geschöpft werden können, daß es aber verderblich sei, sie zu begründen, Nr. 91-97. Daß die Kirche aus dem Wort hervorgehe und so beschaffen sei, wie ihr Verständnis des Wortes beschaffen ist, Nr. 76-79.

 

(257)

IV. Der bloß natürliche Mensch bestärkt sich gegen die göttliche Vorsehung auch dadurch, daß es in mehreren Reichen, in denen die christliche Religion angenommen ist, solche gibt, die sich göttliche Gewalt anmaßen, und als Götter verehrt werden wollen; und solche, die verstorbene Menschen anrufen. Sie sagen zwar, daß sie sich nicht göttliche Gewalt anmaßen, noch als Götter verehrt werden wollen, allein sie sagen doch, daß sie den Himmel öffnen und verschließen, die Sünden vergeben und behalten, folglich die Menschen selig machen und verdammen können, und hierin besteht eben das Göttliche selbst. Denn die göttliche Vorsehung hat nichts anderes zum Zweck als die Besserung und die Seligmachung durch diese; hierin besteht ihr fortwährendes Wirken bei einem jeden; die Seligmachung aber kann nur geschehen durch die Anerkennung der Gottheit des Herrn, und durch die Zuversicht, daß Er sie bewirke, wenn der Mensch nach Seinen Geboten lebt. Wer könnte nicht sehen, daß dies das Babylon ist, das in der Offenbarung beschrieben ist, und auch das Babel, von dem hin und wieder bei den Propheten die Rede ist? Daß es auch der Morgenstern [Luzifer] sei, bei Jes. Kap. 14, erhellt aus den Versen 4 und 22 dieses Kapitels, wo es heißt: „So sprich dies Gleichnis vom König Babels“, V. 4 und dann: „Ausrotten will ich Babels Namen und Überrest“, V. 22; woraus erhellt, daß Babel hier der Morgenstern ist, von dem es heißt: „Wie bist vom Himmel du gefallen, Morgenstern, du Sohn der Morgenröte; sprachst du doch in deinem Herzen, ich will gen Himmel steigen, über die Sterne Gottes meinen Thron erhöhen, und sitzen auf dem Berge der Versammlung, zur Seite gegen Mitternacht; ich will auffahren über die Höhe des Gewölks, und gleich dem Allerhöchsten sein“, Vers 12-14. Daß sie Verstorbene Anrufen und Hilfe von ihnen erflehen, - ist bekannt: wir sagen ‚Anrufen‘, denn die Anrufung derselben ist festgesetzt worden durch die den Beschluß der Tridentinischen Kirchenversammlung bestätigende päpstliche Bulle, in der offen gesagt wird, daß man sie anrufen solle. Wer weiß aber nicht, daß Gott allein angerufen werden darf und kein verstorbener Mensch?  -

 

Nun soll aber gesagt werden, warum der Herr dergleichen zugelassen hat: daß Er es zugelassen hat um des Endzweckes willen, der die Beseligung ist, kann nicht geleugnet werden; denn man weiß, daß es ohne den Herrn keine Seligkeit gibt, und weil dem so ist, so war notwendig, daß der Herr aus dem Wort gepredigt, und hierdurch die christliche Kirche gegründet werde. Dieses konnte aber nur durch Vormänner geschehen, die es mit Eifer taten, und es gab keine andere, als solche, die wie von Eifer brannten vom Feuer ihrer Selbstsucht; dieses Feuer trieb sie zuerst an, den Herrn zu predigen und das Wort zu lehren, und von diesem ihrem uranfänglichen Zustand her ist es, daß Luzifer ein Sohn der Morgenröte heißt: Jes.14/12. Sobald sie aber sahen, daß sie durch die Heiligtümer des Wortes und der Kirche herrschen konnten, brach die Selbstsucht, von der sie zuerst angetrieben worden waren, den Herrn zu predigen, aus ihrem Inneren hervor, und erhob sich zuletzt bis zu jener Höhe, daß sie alle göttliche Gewalt des Herrn auf sich übertrugen, und nichts davon übrig ließen. Dies konnte durch die göttliche Vorsehung des Herrn nicht verhindert werden; denn wäre es verhindert worden, so hätten sie nicht den Herrn als Gott, und das Wort nicht als heilig ausgerufen, sondern sich zu Socinianern oder Arianern gemacht, und so die ganze Kirche zerstört; denn diese bleibt dennoch, wie auch die Vorsteher beschaffen sein mögen, beim untergebenen Volk; denn alle von dieser Religion, die auch den Herrn anrufen und das Böse als Sünde fliehen wer den selig; weshalb es auch von ihnen mehrere himmlische Vereine in der geistigen Welt gibt, wie denn auch dafür gesorgt ist, daß es eine Nation unter ihnen gibt, die sich nicht unter das Joch einer solchen Herrschaft gebeugt hat, und das Wort als heilig verehrt; diese edle Nation ist die französische. Allein was geschah?  -

 

Nachdem die Selbstliebe ihre Herrschaft bis zum Thron des Herrn erhoben und Ihn selbst entfernt und sich darauf gesetzt hatte, so mußte jene Liebe, die der Luzifer ist, notwendig alles zum Wort und zur Kirche Gehörige entweihen; damit aber dies nicht geschehen möchte, hat der Herr durch Seine göttliche Vorsehung dafür gesorgt, daß sie von Seiner Verehrung abfielen, und verstorbene Menschen anriefen, zu den Bildern derselben beteten, ihre Gebeine küßten, an ihren Gräbern niederfielen, das Lesen des Wortes verboten, und den heiligen Gottesdienst in die Messen, die vom Volk nicht verstanden werden, setzten, und die Seligkeit für Geld verkauften. Hätten sie dies nicht getan, so würden sie die Heiligtümer der Kirche und des Wortes entweiht haben; denn, wie im vorhergehenden Paragraph gezeigt wurde, nur diejenigen entweihen das Heilige, die es kennen. Damit sie daher nicht das heiligste Abendmahl entweihen möchten, leitete es die göttliche Vorsehung so, daß sie es zerteilten, und das Brot dem Volk gaben, den Wein aber selbst tranken; denn der Wein bezeichnet im heiligen Abendmahl das heilige Wahre, und das Brot das heilige Gute; sind sie aber getrennt, so bezeichnet der Wein das entweihte Wahre, und das Brot das verkehrte Gute; wozu noch kommt, daß sie es körperlich und materiell machten, und dies als Hauptlehre der Religion annahmen. Wer auf diese Einzelheiten achtet, und in einiger Erleuchtung des Gemüts darüber denkt, der kann die Wunder der göttlichen Vorsehung sehen zum Schutz der Heiligtümer der Kirche, und zur Beseligung aller, die beseligt werden können, und wie gleichsam aus den Flammen diejenigen gerettet werden müssen, die gerettet werden wollen.

 

(258)

V. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung dadurch, daß es unter den Bekennern der christlichen Religion solche gibt, welche die Seligkeit in gewisse Wörter setzen, die sie denken und reden, und gar nicht in das Gute, das sie tun. Daß dies solche sind, die das Seligmachende in den bloßen Glauben setzen und nicht in das Leben der tätigen Liebe, somit solche, die den Glauben von der Liebtätigkeit trennen, ist in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« gezeigt worden, sowie auch, daß diese unter den Philistern, unter dem Drachen und unter den Böcken im Wort verstanden werden. Daß auch eine solche Lehre zugelassen wurde, geschah von der göttlichen Vorsehung des Herrn, damit nicht das Göttliche des Herrn und das Heilige des Wortes entweiht würde. Das Göttliche des Herrn wird nicht entweiht, wenn man die Seligkeit in die Worte setzt: „Gott Vater möchte Sich erbarmen um des Sohnes willen, Der am Kreuz gelitten und für uns genug getan habe“; denn auf diese Weise wenden sie sich nicht an das Göttliche des Herrn, sondern an das Menschliche, das sie nicht als göttlich anerkennen; auch wird das Wort nicht entweiht, weil sie nicht auf die Stellen achten, in denen die Liebe, die Liebtätigkeit, das Tun und die Werke genannt werden; dies alles liege, sagen sie, schon im Glauben jener Worte; und diejenigen, die dieses begründen, sagen bei sich: das Gesetz verdammt mich nicht, also auch nicht das Böse, und das Gute macht mich nicht selig, weil das Gute von mir nicht gut ist. Sie sind daher wie diejenigen, die keine Wahrheit aus dem Wort kennen, und es deshalb auch nicht entweihen können. Den Glauben jener Worte begründen jedoch nur diejenigen, die aus Selbstliebe im Dünkel eigener Einsicht sind; diese sind im Herzen auch nicht Christen, sondern wollen nur als solche erscheinen. Daß aber die göttliche Vorsehung des Herrn gleichwohl beständig darauf hinwirke, daß diejenigen selig werden, bei denen der von der Liebe getrennte Glaube zur Sache der Religion geworden ist, soll nun gezeigt werden: von der göttlichen Vorsehung des Herrn ist nämlich, daß, obschon jener Glaube zur Sache der Religion geworden ist, gleichwohl jeder weiß, daß nicht jener Glaube selig macht, sondern nur ein Leben der tätigen Liebe, mit dem der Glaube in eines zusammenwirkt; denn in allen Kirchen, in denen jene Religion angenommen ist, wird gelehrt, daß es keine Seligkeit gebe, wenn der Mensch sich nicht prüft, seine Sünden sieht, sie anerkennt, Buße tut, von ihnen absteht und ein neues Leben anfängt. Dies wird mit vielem Eifer allen denen vorgelesen, die zum heiligen Abendmahl gehen, mit dem Bemerken, daß sie, wenn sie jenes nicht tun, das Heilige mit dem Gemeinen vermischen und sich in ewige Verdammnis stürzen; ja in England sogar, daß, wenn sie jenes nicht tun, der Teufel in sie wie in den Judas fahren und sie an Leib und Seele verderben werde. Hieraus erhellt, daß jeder auch in den Kirchen, in denen der bloße Glaube angenommen ist, dennoch belehrt wird, daß man das Böse als Sünde fliehen müsse. Jeder, der als Christ geboren ist, weiß überdies auch, daß man das Böse als Sünde fliehen muß, schon daraus, daß jedem Knaben und jedem Mädchen die Zehn Gebote in die Hand gegeben und von Eltern und Lehrern eingeprägt werden; auch werden alle Bürger des Reiches, besonders das gemeine Volk, allein nach den Zehn Geboten, die sie aus dem Gedächtnis hersagen, vom Priester geprüft, was sie von der christlichen Religion wissen, und dabei ermahnt, das darin Enthaltene zu tun -; und niemals sagt bei dieser Gelegenheit der Pfarrer, daß sie nicht unter dem Joch dieses Gesetzes seien, noch, daß sie jene Dinge nicht tun können, weil [sie] nichts Gutes aus sich [tun können.] In der ganzen Christenheit ist auch das Athanasische Glaubensbekenntnis angenommen, und wird auch das anerkannt, was darin zuletzt gesagt wird, daß der Herr kommen werde zu richten die Lebendigen und die Toten, und dann die, welche Gutes getan haben, eingehen werden in das ewige Leben, und die Böses getan haben, in das ewige Feuer. In Schweden, wo die Religion vom bloßen Glauben angenommen ist, wird auch offen gelehrt, daß es keinen Glauben gebe getrennt von der tätigen Liebe oder ohne gute Werke; es steht dies auch in einem Anhang zum Auswendiglernen, der allen Psalmbüchern beigefügt ist, und genannt wird: Hindernisse oder Fallstricke der Unbußfertigen, ‚Obotferdigas Foerhinder‘, wo folgende Worte stehen: „Diejenigen, die reich sind an guten Werken, zeigen dadurch, daß sie am Glauben reich sind, weil der Glaube, wenn er der seligmachende ist, jene hervorbringt durch die Liebe; denn der rechtfertigende Glaube findet sich niemals allein und getrennt von guten Werken, wie es keinen guten Baum gibt ohne Frucht, keine Sonne ohne Licht und Wärme, und kein Wasser ohne Feuchtigkeit“. Dies wenige ist angeführt worden, damit man wisse, daß, obgleich die Religion vom bloßen Glauben angenommen ist, dennoch das Gute der Liebtätigkeit, d.h. die guten Werke überall gelehrt werden, und dies durch die göttliche Vorsehung des Herrn geschehe, damit das Volk nicht durch jenen [Glauben] verführt werde. Ich habe gehört, wie Luther, mit dem ich einige Male in der geistigen Welt sprach, den bloßen Glauben verwünschte, und sagte, er sei, als er ihn aufgestellt habe, durch einen Engel des Herrn ermahnt worden, es nicht zu tun; er habe aber bei sich gedacht, wenn er nicht die Werke verwärfe, so käme die Trennung von der katholischen Religion nicht zustande; weshalb er gegen die Ermahnung jenen Glauben begründet habe.

 

(259)

VI. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung dadurch, daß es in der Christenheit so viele Irrlehren gegeben hat und noch gibt, z.B. das Quäkertum, den Herrnhutismus, den Anabaptismus, u.dgl.m. Denn er kann bei sich denken, wenn die göttliche Vorsehung alles Einzelnste umfaßte, und die Seligkeit aller zum Zweck hätte, so würde sie bewirkt haben, daß eine wahre Religion auf dem ganzen Erdkreis, und diese nicht geteilt, und noch weniger durch Irrlehren zerrissen wäre; allein gebrauche deine Vernunft, und denke tiefer nach, wenn du kannst: kann der Mensch selig werden, wenn er nicht vorher umgebildet wird? Wird er ja doch in die Liebe zu sich und zur Welt geboren, und weil diese Grundtriebe an sich nichts von Liebe zu Gott und zum Nächsten, außer um ihrer selbst willen mit sich bringen, so ist er auch in Böses aller Art geboren: oder was ist denn irgend von Liebe oder Barmherzigkeit in jenen Grundtrieben? Macht er sich etwas daraus, den anderen zu betrügen, ihn zu lästern, ihn zu hassen bis in den Tod, mit seinem Weibe die Ehe zu brechen, und, wenn er in der Rachgier ist, gegen ihn zu wüten, solange in seinem Sinne liegt, daß er der Höchste über alle sein, und die Güter aller anderen besitzen will, und somit die anderen für unbedeutend und wertlos gegen sich hält. Muß nicht ein solcher, um selig zu werden, zuerst von seinem Bösen abgebracht und somit gebessert werden? Daß dies nicht anders geschehen könne als gemäß mehreren Gesetzen, welche Gesetze der göttlichen Vorsehung sind, ist oben ausführlich gezeigt worden. Diese Gesetze sind dem größten Teil nach unbekannt, und doch sind sie [Gesetze] der göttlichen Weisheit und zugleich der göttlichen Liebe, gegen die der Herr nicht handeln kann; denn gegen sie handeln hieße, den Menschen verderben, und nicht ihn selig machen: man durchgehe die Gesetze, die angeführt worden, und vergleiche sie, und man wird es sehen. Da nun diesen Gesetzen auch gemäß ist, daß kein unmittelbarer Einfluß aus dem Himmel stattfinde, sondern ein mittelbarer durch das Wort, die Lehren und Predigten, und das Wort, um göttlich zu sein, nur in lauter Entsprechungen geschrieben sein konnte, so folgt, daß abweichende Ansichten und Irrlehren unvermeidlich sind, und deren Zulassung auch den Gesetzen der göttlichen Vorsehung gemäß ist; ja noch mehr: wenn die Kirche selbst als ihr Wesentliches solches angenommen hat, was bloß Sache des Verstandes und somit der Lehre, nicht aber des Willens und somit des Lebens ist; und, wenn das, was Sache des Lebens ist, nicht das Wesentliche der Kirche ist, dann ist der Mensch aus seinem Verstand in lauter Finsternis, und tappt umher wie ein Blinder, der überall anstößt und in Gruben fällt; denn der Wille muß im Verstand sehen, und nicht der Verstand im Willen, oder, was dasselbe ist, das Leben und seine Liebe muß den Verstand zum Denken, Reden und Handeln führen, und nicht umgekehrt; denn wenn es umgekehrt wäre, so könnte der Verstand aus einem bösen, ja teuflischen Trieb alles aufgreifen was in die Sinne fällt, und dem Willen auflegen, es zu tun. Hieraus kann man ersehen, woher die abweichenden Ansichten und die Irrlehren kommen. Gleichwohl jedoch ist dafür gesorgt worden, daß jeder, in welcher Irrlehre er auch immer seinem Verstand nach sei, dennoch gebessert und selig gemacht werden kann, wenn er nur das Böse als Sünde flieht, und nicht das ketzerische Falsche bei sich begründet. Denn dadurch, daß man das Böse als Sünde flieht wird der Wille gebessert, und durch den Willen der Verstand, der dann erst aus der Finsternis ins Licht kommt. Es gibt drei wesentliche Dinge der Kirche, die Anerkennung der Gottheit des Herrn, die Anerkennung der Heiligkeit des Wortes und das Leben, das tätige Liebe genannt wird. Gemäß dem Leben, welches tätige Liebe ist, hat jeder Mensch Glauben; aus dem Wort kommt die Erkenntnis, wie das Leben beschaffen sein muß, und vom Herrn die Besserung und Beseligung. Wären diese drei das Wesentliche der Kirche gewesen, so hätten die abweichenden Ansichten des Verstandes dieselbe nicht getrennt, sondern nur vervielfältigt, so wie das Licht bei schönen Gegenständen die Farben vervielfältigt, und wie verschiedene Diademe die Schönheit ausmachen an einer Königskrone. 

 

(260)

VII. Der bloß natürliche Mensch begründet sich gegen die göttliche Vorsehung dadurch, daß das Judentum noch besteht. Daß die Juden nach so vielen Jahrhunderten nicht bekehrt worden sind, obgleich sie unter den Christen leben, und daß sie nicht gemäß den Weissagungen im Wort den Herrn bekennen, und Ihn nicht als den Messias anerkennen, der, wie sie glauben, sie ins Land Kanaan zurückführen würde, und daß sie fortwährend in der Verneinung beharren, und es ihnen dennoch wohl ergeht; allein diejenigen, die so denken, und deshalb die göttliche Vorsehung in Zweifel ziehen, wissen nicht, daß unter den Juden im Wort alle die verstanden werden, die zur Kirche gehören und den Herrn anerkennen, und daß unter dem Land Kanaan, in das sie, wie es heißt, geführt werden sollen, die Kirche des Herrn zu verstehen ist. Sie beharren aber in der Leugnung des Herrn, weil sie so beschaffen sind, daß sie, wenn sie das Göttliche des Herrn und die heiligen Dinge Seiner Kirche annähmen und anerkennten, dieselben entweihen würden. Deshalb sagt der Herr von ihnen: „Verblendet hat Er ihre Augen, und ihr Herz verhärtet, daß sie nicht sehen mit ihren Augen, und nicht verstehen mit ihrem Herzen, und sich bekehren, und Ich sie heile“: Joh.12/40; Matth.13/14; Mark.4/12; Luk.8/10; Jes.6/9,10. 

 

- Es wird gesagt, „damit sie sich nicht bekehren, und Ich sie heile“, weil sie, wofern sie bekehrt und geheilt worden wären, entweiht hätten, und gemäß dem Gesetz der göttlichen Vorsehung (von dem oben Nr. 221-233) niemand tiefer vom Herrn eingelassen wird in die Wahrheiten des Glaubens und in das Gute der Liebe, als er darin erhalten werden kann bis ans Ende seines Lebens, und ein solcher, würde er eingelassen, entweihen würde. Daß jenes Volk erhalten und über einen großen Teil der Erde zerstreut wurde, geschah wegen des Wortes in seiner Originalsprache, das sie mehr als die Christen heilig halten. Auch ist im einzelnen des Wortes das Göttliche des Herrn; denn es ist das göttlich Wahre vereint mit dem göttlich Guten, das vom Herrn ausgeht, und hierdurch ist das Wort eine Verbindung des Herrn mit der Kirche, und eine Gegenwart des Himmels, wie in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 62-69 gezeigt wurde, und die Gegenwart des Herrn und des Himmels ist überall, wo das Wort mit Ehrfurcht gelesen wird. Dies ist der Zweck der göttlichen Vorsehung, um dessen willen sie erhalten und über einen großen Teil der Erde zerstreut wurden. Welches ihr Schicksal nach dem Tode sei, sehe man in der »Fortsetzung vom Jüngsten Gericht und von der geistigen Welt« Nr. 79-82.

 

(261)

Dies ist nun dasjenige, was oben Nr. 238 angeführt wurde, und wodurch der natürliche Mensch sich gegen die göttliche Vorsehung begründet, oder begründen kann; es folgt nun noch einiges, was oben Nr. 239 erwähnt wurde, und ebenfalls dem natürlichen Menschen zu Beweisgründen gegen die göttliche Vorsehung dienen, und auch in die Gemüter anderer sich einschleichen und einige Zweifel erregen kann, und zwar:

 

(262)

I. Gegen die göttliche Vorsehung können Zweifel entstehen davon, daß die ganze christliche Welt einen Gott unter drei Personen, d.h. drei Götter verehrt, und bisher nicht wußte, daß Gott der Person und dem Wesen nach Einer ist, in Dem die Dreieinigkeit, und daß der Herr dieser Gott ist. Wer über die göttliche Vorsehung Untersuchungen anstellt, kann sagen: Sind nicht drei Personen drei Götter, wenn eine jede Person für sich Gott ist? Wer kann anders denken; ja wer denkt anders? - Selbst Athanasius konnte nicht anders, weshalb er auch in dem nach ihm benannten Glaubensbekenntnis sagt: „Wiewohl wir gemäß der christlichen Wahrheit anerkennen müssen, daß eine jede Person Gott und Herr sei, so darf man doch gemäß dem christlichen Glauben nicht drei Götter und drei Herren sagen oder nennen“; worunter doch nichts anderes verstanden wird, als: wir müssen zwar drei Götter und Herren anerkennen, es sei aber nicht erlaubt, drei Götter und Herren auszusprechen oder zu nennen. Wer kann aber irgendwie einen Gott ins Bewußtsein aufnehmen, wenn derselbe nicht auch der Person nach einer ist? Sagt man, man könne Ihn ins Bewußtsein aufnehmen, wenn man denke, daß ein Wesen dreien zukomme, wer denkt sich alsdann dieses anders und könnte es anders denken, als daß sie somit einmütig seien, und übereinstimmen, dennoch aber drei Götter seien; und wenn er tiefer nachdenkt, sagt er bei sich: wie kann das göttliche Wesen, Das unendlich ist, geteilt werden, und wie kann Es von Ewigkeit einen anderen erzeugen, und wieder einen anderen hervorbringen, der von beiden ausgeht? - Wenn man sagt, daß dies geglaubt werden müsse, und nicht darüber gedacht werden dürfe: wer denkt sich nicht das, von dem gesagt wird, daß es geglaubt werden müsse, und woher sollte sonst die Anerkennung kommen, die doch der Glaube in seinem Wesen ist? - Ist nicht infolgedessen, daß man sich Gott in drei Personen gedacht hat, der Socinianismus und der Arianismus entstanden, die im Herzen bei mehreren herrschen, als man glaubt? - Der Glaube an einen Gott, und daß dieser eine Gott der Herr sei, macht die Kirche: denn in Ihm ist die göttliche Dreieinigkeit: daß dem so sei, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« von Anfang bis zu Ende. 

 

Was denkt man aber heutzutage vom Herrn? Denkt man, daß Er Gott und Mensch sei, Gott aus Jehovah, dem Vater, von Dem Er empfangen ist, und Mensch aus der Jungfrau Maria, aus der Er geboren ist? - Wer denkt denn, daß Gott und Mensch in Ihm, oder Sein Göttliches und Menschliches, eine Person sind, und daß sie eins sind wie Seele und Leib eins sind? Weiß dies wohl jemand? Frage die Lehrer der Kirche, und sie werden sagen, daß sie es nicht gewußt haben, während es doch aus der in der ganzen christlichen Welt angenommenen Kirchenlehre ist, in der es heißt: „Unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist Gott und Mensch, und wiewohl Er Gott und Mensch ist, so sind doch nicht zwei, sondern Er ist ein Christus; Er ist einer, weil das Göttliche das Menschliche angenommen hat, ja Er ist völlig einer; denn Er ist eine Person, weil wie Seele und Leib einen Menschen ausmachen, so Gott und Mensch ein Christus ist“. Dies ist aus dem Glaubensbekenntnis oder Symbolum des Athanasius. Daß sie es dennoch nicht gewußt haben, kommt daher, daß sie beim Lesen dieser Worte den Herrn sich nicht als Gott, sondern nur als einen Menschen gedacht haben. Wenn man sie fragt, ob sie wissen, von wem Er empfangen sei, ob von Gott dem Vater, oder von Seinem Göttlichen, so werden sie auch antworten, „von Gott dem Vater“, denn dies ist der Schrift gemäß. Sind aber dann nicht der Vater und Er eins, wie Seele und Leib eines sind? - Wer kann sich denken, daß Er von zwei Göttlichen empfangen sei, und wenn von dem Seinigen [si suo], daß dieses Sein Vater wäre? - Fragst du ferner: Welches ist eure Vorstellung vom Göttlichen des Herrn, und welches die von Seinem Menschlichen, so werden sie sagen: Sein Göttliches sei vom Wesen des Vaters, und das Menschliche vom Wesen der Mutter, und Sein Göttliches sei beim Vater. Und wenn du nun weiter fragst: Wo ist denn Sein Menschliches? - so werden sie nichts antworten; denn in ihrer Vorstellung trennen sie Sein Göttliches und Sein Menschliches, und machen sie Sein Göttliches gleich dem Göttlichen des Vaters, und das Menschliche gleich dem Menschlichen eines anderen Menschen, und wissen nicht, daß sie auf diese Weise auch Seele und Leib trennen; auch sehen sie nicht den Widerspruch, daß Er so als ein vernünftiger Mensch von der Mutter allein wäre geboren worden. Von dieser ihnen eingeprägten Vorstellung vom Menschlichen des Herrn, daß es dem Menschlichen eines anderen Menschen ähnlich gewesen sei, kommt es her, daß der Christ nur mit Mühe dahin gebracht werden kann, das Göttlich-Menschliche sich zu denken, obgleich man ihm sagt, daß Seine Seele und Sein Leben von der Empfängnis her Jehovah selbst gewesen sei und noch sei. Fasse nun die Gründe zusammen und erwäge, ob es einen anderen Gott des Universums gibt, als den Herrn allein, in Dem das Urgöttliche Selbst ist, welches Vater heißt, und das Göttlich-Menschliche, welches Sohn heißt, und das ausgehende Göttliche, welches der Heilige Geist heißt, und daß somit Gott der Person und dem Wesen nach einer ist, und daß dieser Gott der Herr ist. Wenn du dann dagegen anführst, daß der Herr selbst drei genannt habe, bei Matth.28/19: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, so hat Er dieses darum gesagt, damit man wisse, daß in Ihm, Dem nun Verherrlichten, eine göttliche Dreieinheit sei, wie dies aus dem nächstvorhergehenden und nächstfolgenden Vers daselbst erhellt; denn im nächstvorhergehenden Verse sagt Er, „Ihm sei alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“, und im nächstfolgenden, „Er werde bei ihnen sein bis zur Vollendung des Zeitlaufs“; somit sprach Er von Sich allein, und nicht von dreien. 

 

Gehen wir nun auf die göttliche Vorsehung zurück, warum sie zugelassen habe, daß die Christen den einen Gott unter drei Personen, d.h. drei Götter verehrten, und bisher nicht wußten, daß Gott nach Person und Wesen einer, und in diesem die Dreieinigkeit sei, und daß der Herr dieser Gott sei, so war nicht der Herr hieran Schuld, sondern der Mensch selbst. Der Herr hat es in Seinem Wort offen gelehrt, wie man aus allen den Stellen ersehen kann, die in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« angeführt sind, und Er hat es auch gelehrt in der Lehre aller Kirchen, in der enthalten ist, daß Sein Göttliches und Menschliches nicht zwei, sondern eine Person sind, vereint wie Seele und Leib. Daß man aber das Göttliche und Menschliche geteilt, und das Göttliche dem Göttlichen Jehovahs, des Vaters, und das Menschliche dem Menschlichen eines anderen Menschen gleich gemacht hat, davon war der erste Grund der, daß die Kirche nach ihrer Entstehung in ein Babylon verfiel, das die göttliche Gewalt des Herrn auf sich übertrug. Damit man aber nicht sagen könnte, die göttliche Gewalt, sondern nur die menschliche, so machten sie das Menschliche des Herrn gleich dem Menschlichen eines anderen Menschen; später aber, als die Kirche sich reformierte, und der bloße Glaube als einziges Heilsmittel angenommen wurde, nämlich dieser, daß Sich Gott der Vater um des Sohnes willen erbarme, konnte das Menschliche des Herrn nicht anders angesehen werden, und zwar darum nicht, weil niemand den Herrn anrufen und Ihn im Herzen als den Gott des Himmels und der Erde anerkennen kann, wenn er nicht nach Seinen Geboten lebt. In der geistigen Welt, wo jeder gehalten ist, zu reden, wie er denkt, kann nicht einmal jemand Jesus nennen, wenn er nicht in der Welt als Christ gelebt hat, und dies geschieht durch Seine göttliche Vorsehung, damit Sein Name nicht entweiht werde.

 

(263)

Damit aber das eben Gesagte deutlicher erhelle, will ich noch beifügen, was in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« gegen das Ende, Nr. 60, 61, angeführt wurde, nämlich folgendes: „Daß, nach der Lehre, Gott und Mensch im Herrn nicht zwei sind, sondern eine Person, und zwar völlig eine, wie Seele und Leib eins sind, geht aus vielem, was Er selbst gesagt hatte, deutlich hervor; als: daß der Vater und Er eins seien; daß alles, was der Vater hat, Sein sei, und alles, was Er hat, dem Vater; daß Er im Vater, und der Vater in Ihm sei; daß alles in Seine Hand gegeben worden sei; daß Er alle Gewalt habe; daß er der Gott des Himmels und der Erde sei; daß wer an Ihn glaube, das ewige Leben habe, und daß der Zorn Gottes bleibe über dem, der nicht an Ihn glaube; und weiter: daß sowohl das Göttliche als das Menschliche in den Himmel erhoben worden sei, und daß Er in Ansehung beider zur Rechten Gottes sitze, das ist, allmächtig sei; und mehreres, was von Seinem Göttlich-Menschlichen oben aus dem Wort in großer Menge angeführt wurde; das alles bezeugt, daß Gott sowohl der Person als dem Wesen nach einer, in Ihm eine Dreieinheit, und daß der Herr dieser Gott sei. Daß diese den Herrn betreffenden Lehren jetzt erst bekannt gemacht worden sind, geschah deswegen, weil in der Offb. Kap. 21 und 22 vorausgesagt wurde, daß eine neue Kirche am Ende der früheren zu errichten sei, in der dies die Hauptlehre sein soll. Diese Kirche ist es, die daselbst unter dem neuen Jerusalem verstanden wird, in das niemand eingehen kann, der nicht den Herrn allein als den Gott des Himmels und der Erde anerkennt, weshalb diese Kirche daselbst auch das Weib des Lammes heißt. Ich kann auch verkündigen, daß der ganze Himmel den Herrn allein anerkennt, und daß, wer Ihn nicht anerkennt, nicht in den Himmel eingelassen wird; denn der Himmel ist Himmel aus dem Herrn; gerade jene, aus Liebe und Glauben hervorgehende, Anerkennung macht, daß sie [daselbst] im Herrn sind, und der Herr in ihnen ist, wie Er selbst lehrt bei Joh.14/20: „An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir, und Ich in Euch“. Dann bei ebendemselben: „Bleibet in Mir, so bleibe auch Ich in Euch: Ich bin der Weinstock, ihr die Reben; wer in Mir bleibt, und Ich in Ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne Mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in Mir bleibt, ist ausgeworfen“: Joh.15/4-6; 17/22,23. Daß man dies nicht früher aus dem Wort sah, geschah, weil man es, wenn es früher gesehen worden wäre, doch nicht angenommen hätte; denn das Letzte Gericht war noch nicht vollbracht, und vor demselben war die Macht der Hölle größer als die Macht des Himmels; der Mensch aber befindet sich in der Mitte zwischen Himmel und Hölle, weshalb, wenn es früher gesehen worden wäre, der Teufel, d.i. die Hölle, dasselbe aus ihren Herzen gerissen, und noch überdies es entweiht hätte. Dieser Zustand der Macht der Hölle ist aber durch das Letzte Gericht, das nun vollbracht ist, gänzlich entfernt worden; nach demselben, also jetzt, kann jeder Mensch, der erleuchtet und weise werden will, es werden.

 

(264)

II. Gegen die göttliche Vorsehung können dadurch Zweifel entstehen, daß man bisher nicht wußte, daß im einzelnen des Wortes ein geistiger Sinn ist, und daß seine Heiligkeit hiervon herkommt. Gegen die göttliche Vorsehung können nämlich Zweifel vorgebracht werden, indem man sagt: warum ist dies jetzt erst geoffenbart worden? Ferner, warum durch diesen oder jenen, und nicht durch irgendeinen Primaten der Kirche? - Allein ob es ein Primat, oder ein Diener des Primaten sein soll, liegt im Wohlgefallen des Herrn; Er weiß, wie der eine und wie der andere beschaffen ist. Daß aber dieser Sinn des Wortes nicht früher geoffenbart wurde, geschah 1) aus dem Grunde, weil, wäre es früher geschehen, die Kirche ihn entweiht hätte, und durch ihn auch die Heiligkeit des Wortes selbst; 2) weil auch die echten Wahrheiten, in denen der geistige Sinn des Wortes ist, vom Herrn nicht früher geoffenbart worden sind, als nachdem das Letzte Gericht vollbracht, und nun die neue Kirche, die unter dem heiligen Jerusalem verstanden wird, vom Herrn zu gründen war: dies soll jedoch im einzelnen beleuchtet werden. 

 

Erstens: Der geistige Sinn des Wortes wurde nicht früher geoffenbart, weil, wäre es früher geschehen, die Kirche ihn entweiht hätte, und durch ihn auch die Heiligkeit des Wortes selbst. Die Kirche hat sich nicht lange nach ihrer Gründung in ein Babylonien verkehrt, und hierauf in ein Philistäa; und von Babylonien wird zwar das Wort anerkannt, dennoch aber verachtet, indem es sagt, daß der Heilige Geist diejenigen, die in ihrem höchsten Gericht sitzen, auf gleiche Weise inspiriere, wie er die Propheten inspiriert habe. Das Wort erkennen diese nur an, wegen der Statthalterschaft, welche gegründet worden auf die Worte des Herrn zu Petrus; sie verachten es aber dennoch, weil es nicht [mit ihnen] übereinstimmt. Deshalb ist es auch dem Volk entrissen und wird in den Klöstern aufbewahrt, wo nur wenige es lesen. Wäre daher der geistige Sinn des Wortes, in welchem der Herr und zugleich alle Engelsweisheit ist, enthüllt worden, so wäre das Wort nicht nur, wie dies schon geschieht, in seinem Äußersten, welches das ist, was im Buchstabensinn enthalten ist, sondern auch in seinem Innersten entweiht worden. Auch das Philistäa, unter welchem der von der tätigen Liebe getrennte Glaube verstanden wird, würde den geistigen Sinn des Wortes entweiht haben, weil es, wie schon früher gezeigt worden, die Seligkeit in einige Wörter, die man denken oder reden, und nicht in das Gute, das man tun soll, setzt, und so zum Seligmachenden macht, was nicht seligmachend ist, und überdies den Verstand von dem, was geglaubt werden soll, entfernt: was haben solche mit dem Licht zu schaffen, in dem der geistige Sinn des Wortes ist? Würde es nicht in Finsternis verkehrt werden? Wenn schon der natürliche Sinn in diese verkehrt wird, was würde nicht erst mit dem geistigen Sinn geschehen? Wer unter ihnen, der sich in dem von der tätigen Liebe getrennten Glauben und in der Rechtfertigung durch diesen allein begründet hat, verlangt zu wissen, was das Gute des Lebens sei, was Liebe zum Herrn und zum Nächsten, was tätige Liebe und Gutes der tätigen Liebe, und was gute Werke seien, und was das Tun, ja der Glaube in seinem Wesen, und was irgend echte Wahrheit sei, die ihn bildet? - Sie schreiben ganze Bände, und begründen nur das, was sie Glauben nennen, und sagen, alles das, was eben genannt worden, liege schon in diesem Glauben. Hieraus erhellt, daß bei früherer Enthüllung des geistigen Sinnes des Wortes geschehen wäre nach den Worten des Herrn bei Matth.6/23: „Wenn dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib verfinstert sein; wenn nun das Licht, das in dir ist, zur Finsternis wird, wie groß ist dann die Finsternis?“. Unter dem Auge wird im geistigen Sinn des Wortes der Verstand verstanden. 

 

Nun das Zweite: Daß auch die echten Wahrheiten, in denen der geistige Sinn des Wortes ist, vom Herrn nicht früher geoffenbart wurden, als nachdem das Letzte Gericht vollbracht, und die neue Kirche, die unter dem heiligen Jerusalem verstanden wird, vom Herrn zu gründen war. In der Offenbarung wurde vom Herrn vorausgesagt, daß nach Abhaltung des Letzten Gerichts die echten Wahrheiten aufgedeckt, eine neue Kirche gegründet und der geistige Sinn enthüllt werden sollte; daß das Letzte Gericht gehalten ist, wurde in dem Werkchen vom »Letzten Gericht« und dann in der »Fortsetzung« desselben gezeigt; und daß dieses verstanden werde unter dem Himmel und unter der Erde, die vergehen würden, in der Offb.21/1. Daß die echten Wahrheiten dann enthüllt werden sollten, wird vorausgesagt in den Worten der Offb.: „Der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu“:Offb.21/5; ferner 19/17,18; 21/18-21; 22/1,2. Daß alsdann auch der geistige Sinn des Wortes geoffenbart werden müsse: Offb.19/11-16. Dies wird verstanden unter dem weißen Pferd, und Dem, Der darauf saß, und das Wort Gottes genannt wurde, und Welcher war der Herr der Herren und der König der Könige, worüber man das Werkchen vom »Weißen Pferd« nachsehe. Daß unter dem heiligen Jerusalem die neue Kirche verstanden werde, die dann vom Herrn errichtet werden soll, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Herrn« Nr. 62-65, wo dieses nachgewiesen wurde.

 

Hieraus erhellt nun, daß der geistige Sinn des Wortes geoffenbart werden sollte für die neue Kirche, die den Herrn allein anerkennen und verehren, und Sein Wort heilig halten, und die göttlichen Wahrheiten lieben, und den von der tätigen Liebe getrennten Glauben verwerfen wird. Man sehe aber mehreres über diesen Sinn des Wortes in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 5-26f, und zwar was der geistige Sinn sei, Nr. 5-26; daß ein geistiger Sinn in allem und jedem des Wortes sei, Nr. 9-17; daß es vom geistigen Sinn herrühre, daß das Wort von Gott eingegeben, und in jedem Worte heilig ist, Nr. 18,19; daß der geistige Sinn bisher unbekannt gewesen, und warum er nicht früher geoffenbart worden sei, Nr. 20-25; daß der geistige Sinn auch in der Folge keinem gegeben werde, der nicht in den echten Wahrheiten vom Herrn ist, Nr. 26. Hieraus kann nun erhellen, daß durch eine Fügung der göttlichen Vorsehung des Herrn der geistige Sinn bis zu diesem Jahrhundert vor der Welt verborgen blieb, und unterdessen im Himmel bei den Engeln, die aus ihm ihre Weisheit schöpfen, aufbewahrt wurde. Dieser Sinn war bei den Alten, die vor Moses lebten, bekannt, und auch ausgebildet; weil aber ihre Nachkommen die Entsprechungen, aus denen allein ihr Wort und somit ihre Religion bestand, in verschiedene Götzendienste verkehrten, und die Ägypter in Magie, so wurde derselbe durch eine Fügung der göttlichen Vorsehung des Herrn, zuerst bei den Kindern Israel und später bei den Christen, und zwar aus den oben bemerkten Gründen, verschlossen, und jetzt erst wieder aufgeschlossen für die neue Kirche des Herrn.

 

(265)

III. Gegen die göttliche Vorsehung können Zweifel entstehen davon, daß man bisher nicht wußte, daß im Fliehen des Bösen als Sünde die eigentliche christliche Religion bestehe. Daß eben hierin die wahre christliche Religion bestehe, wurde in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem«, von Anfang bis zu Ende, gezeigt, und weil der von der tätigen Liebe getrennte Glaube allein verhindert, daß sie angenommen wird, so wurde auch von diesem gehandelt. Daß man nicht gewußt habe, daß das Fliehen des Bösen als Sünde die eigentliche christliche Religion sei, wird darum behauptet, weil es fast allen unbekannt ist, und dennoch jeder es weiß; man sehe oben Nr. 258. Daß es fast allen unbekannt ist, kommt daher, daß der getrennte Glaube es verwischt hat; denn dieser lehrt, daß der Glaube allein selig mache, keineswegs aber irgendein gutes Werk oder Gutes der Liebtätigkeit, ferner, daß sie nicht unter dem Joch des Gesetzes seien, sondern in der Freiheit. Diejenigen, die dergleichen einige Male gehört haben, machen sich keine Gedanken mehr über irgendein Böses des Lebens, noch über irgendein Gutes des Lebens; auch ist jeder von Natur geneigt, jenen [Irrtum] anzunehmen, und ist er einmal angenommen, dann denkt er nicht mehr über den Zustand seines Lebens nach. Dies ist die Ursache, daß man es nicht weiß. Daß man es nicht wisse, wurde mir in der geistigen Welt enthüllt; ich habe mehr als tausend Ankömmlinge aus der Welt gefragt, ob sie wissen, daß das Fliehen des Bösen als Sünde die Religion selbst sei, und sie sagten, sie wüßten es nicht, und es sei ihnen etwas Neues, bisher Unerhörtes; aber das hätten sie gehört, daß sie das Gute nicht aus sich tun könnten, und daß sie nicht unter dem Joch des Gesetzes seien. Als ich sagte, ob sie nicht wüßten, daß der Mensch sich prüfen, seine Sünden sehen, Buße tun, und dann ein neues Leben anfangen müsse, und daß widrigenfalls die Sünden nicht vergeben würden, und man ohne Sündenvergebung nicht selig werde, und daß dies ihnen mit lauter Stimme vorgelesen worden sei, so oft sie zum heiligen Abendmahl gegangen, so antworteten sie, darauf hätten sie nicht gemerkt, sondern nur darauf, daß ihnen Sündenvergebung durch das Sakrament des Abendmahles werde, und daß der Glaube ohne ihr Wissen, das übrige bewirke. Wiederum fragte ich: Warum habt ihr eure Kinder die Zehn Gebote gelehrt; nicht deswegen, damit sie wissen sollten, welches Böse Sünde sei, die man fliehen muß? Oder etwa bloß, damit sie es wissen und glauben, aber nicht tun sollten? Warum also sagt ihr, daß dies etwas Neues sei? - Hierauf konnten sie nichts anderes antworten, als, sie wissen es und wissen es doch nicht, und daß sie niemals an das sechste Gebot denken, wenn sie die Ehe brechen, und nicht an das siebente, wenn sie heimlich Diebstahl oder Betrug verübten, und so fort, noch weniger, daß solche Dinge gegen das göttliche Gesetz und somit gegen Gott seien. Als ich mehreres aus der Lehre der Kirchen und aus dem Wort erwähnte, wodurch begründet wird, daß das Fliehen und Verabscheuen des Bösen als Sünde die wahre christliche Religion sei, und daß jeder Glauben habe, je nachdem er es fliehe und verabscheue, so schwiegen sie; sie wurden aber darin bestärkt, daß es Wahrheit sei, als sie sahen, daß alle nach ihrem Leben geprüft, und ihren Handlungen gemäß gerichtet wurden, und niemand nach dem vom Leben getrennten Glauben, weil bei jedem der Glaube diesem gemäß ist. Daß die Christenheit dem größten Teil nach hiermit unbekannt war, geschah vermöge des Gesetzes der göttlichen Vorsehung, daß jedem überlassen bleibe, aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß zu handeln, wovon oben Nr. 71-99 und Nr. 100-128; ferner vermöge des Gesetzes, daß niemand unmittelbar aus dem Himmel belehrt werde, sondern mittelbar durch das Wort, die Lehre und Predigt aus demselben, worüber Nr. 154-174; und dann auch vermöge aller Gesetze der Zulassung, die ebenfalls Gesetze der göttlichen Vorsehung sind. Mehr hierüber sehe man oben Nr. 258.

 

(274)

IV. Gegen die göttliche Vorsehung können Zweifel erhoben werden davon, daß man bisher nicht wußte, daß der Mensch als Mensch fortlebt nach dem Tod, und dies nicht früher aufgedeckt wurde. Der Grund dieser Unkunde liegt darin, daß bei denen, die das Böse nicht als Sünde fliehen, im Inneren der Glaube verborgen ist, daß der Mensch nach dem Tode nicht lebe, weshalb sie es auch für einerlei halten, ob man sagt, der Mensch lebe nach dem Tod als Mensch, oder, ob man sagt, er werde auferstehen am Tage des Jüngsten Gerichts; und wenn einem etwa der Glaube an die Auferstehung einfällt, so sagt er bei sich: Es wird mir nicht schlimmer gehen als den anderen; geht es zur Hölle, so bin ich in Gesellschaft von vielen, geht es zum Himmel, ebenfalls. Dennoch aber liegt in allen, die einige Religion haben, die Erkenntnis, daß sie als Menschen nach dem Tode fortleben; daß sie als Seelen, und nicht als Menschen, fortleben werden, findet bloß bei denen Eingang, welche die eigene Klugheit betört hat, und nicht bei anderen. Daß in jedem, der einige Religion hat, die Erkenntnis liegt, daß er als Mensch nach dem Tode fortlebe, kann aus folgendem erhellen: 

 

1) Wer denkt anders, wenn er stirbt? 

 

2) Welcher Lobredner, der über Verstorbene wehklagt, erhebt sie nicht in den Himmel, indem er sie unter die Engel versetzt, mit diesen reden und Freude genießen läßt? Nicht zu gedenken der Vergötterung mancher. 

 

3) Wer unter dem Volk glaubt nicht, daß er nach dem Tode, wenn er gut gelebt hat, in das himmlische Paradies kommen und angetan mit einem weißen Kleid das ewige Leben genießen werde? 

 

4) Welcher Prediger ist, der nicht dieses oder ähnliches dem Sterbenden sagt, und indem er es sagt, auch selbst glaubt, wenn er nur nicht zugleich an das Jüngste Gericht denkt? 

 

5) Wer glaubt nicht, daß seine Kinder im Himmel seien, und daß er seine Gattin, die er lieb hatte, nach dem Tode sehen werde? Wer denkt wohl, daß sie Gespenster, oder gar Seelen oder Gemüter seien, die im Universum herumfliegen? 

 

6) Wer widerspricht, wenn man etwas von dem Los und dem Zustand derer sagt, die aus der Zeit in das ewige Leben gegangen sind? - Ich habe vielen gesagt, daß der oder jener sich in diesem oder jenem Zustand oder Los befinde, und noch nie habe ich jemand sagen hören, daß dieselben noch gar kein Los haben, sondern erst zur Zeit des Gerichtes eines haben werden. 

 

7) Wer erkennt nicht an, wenn er gemalte oder geschnitzte Engel sieht, daß sie solche seien; wer denkt alsdann, sie seien Geister ohne Leiber, Lüfte oder Wolken, wie manche Gelehrte [sich dieselben denken]? 

 

8) Die Katholiken glauben, ihre Heiligen seien Menschen im Himmel, und die übrigen anderswo; ebenso die Mohammedaner von ihren Verstorbenen, und vor anderen die Afrikaner, und in gleicher Weise mehrere Völker: warum also nicht die protestantischen Christen, die es aus dem Wort wissen? 

 

9) Von dieser in jedem liegenden Erkenntnis kommt es her, daß einige nach Unsterblichkeit des Namens streben; denn in dergleichen verwandelt sich jene Erkenntnis bei einigen, und macht sie zu Helden und Tapferen im Kriege. 

 

10) In der geistigen Welt wurde untersucht, ob jene Erkenntnis in allen liege, und man erfuhr, daß alle sie haben in ihrer geistigen Idee, die dem inneren Denken, nicht aber in ihrer natürlichen Idee, die dem äußeren Denken angehört. 

 

Hieraus kann erhellen, daß man gegen die göttliche Vorsehung des Herrn keinen Zweifel haben darf davon, daß man glaubt, jetzt erst sei enthüllt worden, daß der Mensch nach dem Tod als Mensch fortlebe. Nur das Sinnliche des Menschen ist es, welches sehen und greifen will, was es glauben soll; wer nicht über dieses hinaus denkt, befindet sich über den Zustand seines Lebens in der Finsternis der Nacht.

 

 


(14)

 

Das Böse wird zugelassen um des Endzweckes willen, welcher die Seligmachung ist

 

 

(275)

Wenn der Mensch mit der Liebe geboren würde, zu der er geschaffen wurde, so würde er nicht im Bösen sein, ja er würde gar nicht wissen, was Böses ist; denn wer nicht im Bösen war, und somit auch nicht im Bösen ist, der kann nicht wissen, was Böses ist. Würde man ihm sagen: Dieses oder jenes ist böse, so würde er nicht glauben, daß es dergleichen geben könne. Dieser Zustand ist der Stand der Unschuld, in welchem Adam und sein Weib, Heva, sich befanden; die Nacktheit, über die sie nicht erröteten, bezeichnete diesen Zustand. Die Erkenntnis des Bösen nach dem Fall wird verstanden unter dem Essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Die Liebe, zu welcher der Mensch geschaffen wurde, ist die Liebe zum Nächsten, bei welcher er es mit diesem ebenso gut und noch besser meint, als mit sich, und im Lustgefühl dieser Liebe ist er, wenn er demselben wohl tut, kaum anders als ein Vater gegen seine Kinder. Dies ist die wahrhaft menschliche Liebe, denn in ihr liegt das Geistige, durch das sie sich von der natürlichen Liebe unterscheidet, die in den unvernünftigen Tieren ist. Würde der Mensch in diese Liebe geboren, so würde er nicht in das Dunkel der Unwissenheit geboren, wie jetzt jeder Mensch, sondern in einiges Licht des Wissens und der Einsicht aus diesem, zu denen er bald gelangen würde; und zwar würde er zuerst kriechen wie ein vierfüßiges Tier, aber mit dem angeborenen Trieb, sich auf die Füße zu erheben; denn obgleich vierfüßiges Tier, würde er doch sein Angesicht nicht abwärts zur Erde senken, sondern aufwärts zum Himmel, und sich, was er alsdann auch vermöchte, aufrecht hinstellen.

 

(276)

Als aber die Nächstenliebe sich in Selbstliebe verwandelte, und diese Liebe zunahm, da verwandelte sich der menschliche Trieb in einen tierischen Trieb, und der Mensch wurde aus einem Menschen ein Tier, nur mit dem Unterschied, daß er das, was er mit dem Körper empfindet, auch denken, und in rationaler Weise das eine vom anderen unterscheiden, und daß er belehrt, und ein bürgerlich und sittlich guter, und endlich ein geistiger Mensch werden konnte. Denn der Mensch hat, wie gesagt, ein Geistiges, durch das er sich vom unvernünftigen Tier unterscheidet; denn durch dieses kann er wissen, was das bürgerlich Gute und Böse, ferner, was das sittlich Gute und Böse, und auch, wenn er will, was das geistig Gute und Böse sei. Sobald die Nächstenliebe sich in Selbstliebe verwandelt hatte, konnte der Mensch nicht mehr in das Licht der Kenntnis und Einsicht, sondern nur in das Dunkel der Unwissenheit, weil in das ganz Unterste des Lebens, welches das Körperlich-Sinnliche [sensuale corporeum] heißt, geboren, und von da erst in das Innere des natürlichen Gemüts durch Unterweisun gen eingeführt werden, unter stetiger Begleitung des Geistigen. Den Grund, warum er in das Unterste des Lebens, welches das Körperlich-Sinnliche heißt, und somit in das Dunkel der Unwissenheit geboren wird, wird man im Folgenden sehen. Daß die Nächstenliebe und die Selbstliebe entgegengesetzte Triebe sind, kann jeder sehen; denn die Nächstenliebe will allen wohl von sich aus, die Selbstliebe will nur sich allein wohl von allen aus; die Nächstenliebe will allen dienen, und die Selbstliebe will, daß alle ihr dienen; die Nächstenliebe betrachtet alle als ihre Brüder und Freunde, die Selbstliebe dagegen betrachtet alle als ihre Diener, und wofern sie nicht dienen, als ihre Feinde; mit einem Wort, sie hat nur sich im Auge, die anderen aber sieht sie kaum als Menschen an, und achtet sie im Herzen geringer als ihre Rosse und Hunde, und weil sie die anderen gering achtet, so macht sie sich auch nichts daraus, ihnen Übles zu tun: daher Haß und Rache, Ehebruch und Hurerei, Diebstahl und Betrug, Lüge und Lästerung, Heftigkeit und Grausamkeit, und anderes dergleichen. Dies ist das Böse, in dem der Mensch von Geburt her ist. Daß es um des Endzweckes willen, der die Beseligung ist, zugelassen werde, soll in folgender Ordnung bewiesen werden: 

 

1) Jeder Mensch ist im Bösen, und muß von demselben abgebracht werden, damit er gebessert werde. 

 

2) Das Böse kann nicht entfernt werden, wenn es nicht zur Erscheinung kommt. 

 

3) In dem Maß, als das Böse entfernt wird, wird es auch vergeben. 

 

4) Auf diese Weise geschieht die Zulassung des Bösen um des Zweckes, nämlich der Seligmachung, willen.

 

(277)

I. Jeder Mensch ist im Bösen, und muß, damit er sich bessere, von demselben abgebracht werden. Daß jeder Mensch ein angeerbtes Böse habe, und durch dasselbe in der Begierde weiteren Bösens sei, ist in der Kirche bekannt, und daher kommt es, daß der Mensch aus sich nichts Gutes tun kann; denn das Böse tut nichts Gutes, außer solches, das inwendig Böses ist; das Böse, das inwendig ist, ist das, daß er das Gute nur um seinetwillen, und somit des bloßen Scheines wegen tut. Daß dieses anererbte Böse von den Eltern stamme, ist bekannt; gewöhnlich sagt man, es stamme von Adam und seinem Weibe: dies ist aber ein Irrtum; denn jeder wird in dasselbe von seinem Vater geboren, und dieser hatte dasselbe von dem seinigen, und dieser ebenfalls von dem seinigen, und so wird es stufenweise von dem einen auf den anderen übertragen, vermehrt sich also und wächst gleichsam zu einem Haufen an, und pflanzt sich den Nachkommen ein. Daher kommt es, daß beim Menschen nichts unverdorben, sondern daß er ganz und gar böse ist. Wer fühlt noch, daß sich selbst mehr als andere lieben Böses sei? Wer weiß hieraus, daß es böse ist, da es doch die Wurzel alles Bösen ist? Daß es von den Eltern, Großeltern und Urgroßeltern angeerbt sei, erhellt aus vielem, was in der Welt bekannt ist, z.B. aus dem Unterschied der Häuser, Familien, ja sogar der Nationen schon in den Gesichtszügen; die Gesichtszüge aber sind Abbilder der Seelen [animorum], und die Seelen sind nach den Neigungen ihrer Liebe gebildet; bisweilen kehrt auch die Physiognomie des Altvaters im Enkel und Urenkel zurück. So erkenne ich an den bloßen Gesichtszügen, ob einer ein Jude ist oder nicht; so auch bei einigen, von welchem Geschlecht sie abstammen; und ohne Zweifel erkennen dies auch andere in gleicher Weise. Wenn nun die Neigungen, die der Liebe angehören, so von den Eltern abgeleitet und übergetragen werden, so folgt, daß dies auch mit dem Bösen geschieht, weil dieses in den Neigungen liegt. Woher aber jene Ähnlichkeit komme, soll jetzt gesagt werden. Die Seele [anima] eines jeden ist von seinem Vater, und wird nur mit einem Körper bekleidet von der Mutter. Daß die Seele vom Vater stamme, folgt nicht nur aus dem oben Angeführten, sondern auch aus mehreren Anzeigen, wie auch daraus, daß ein von einem Neger oder Mohren mit einer weißen Frau oder Europäerin erzeugtes Kind als Neger geboren wird, und umgekehrt; besonders aber daraus, daß im Samen die Seele liegt; denn durch ihn entsteht die Schwängerung, und er ist es, der von der Mutter mit einem Körper bekleidet wird. Der Same ist die erste Form des Triebes, in welchem der Vater ist; er ist die Form seiner herrschenden Liebe mit ihren nächsten Ableitungen, das die innersten Neigungen seiner Liebe sind. Diese werden bei einem jeden mit dem Ehrbaren [honestis] umhüllt, das dem sittlichen, und mit dem Guten, welches teils dem bürgerlichen, teils dem geistigen Leben angehört. Diese bilden das Äußere des Lebens, auch bei den Bösen. In dieses Äußere des Lebens wird jedes Kind geboren, und daher kommt, daß es liebenswürdig ist, wie es aber ins Knaben- oder Jünglingsalter heranwächst, gelangt es von jenem Äußeren zum Inneren, und endlich zur herrschenden Liebe seines Vaters, und wenn diese böse war, und nicht gemäßigt und gebrochen durch gewisse Mittel von den Erziehern, so wird seine Liebe wie die seines Vaters war. Dennoch aber wird das Böse nicht ausgerottet, sondern nur entfernt; wovon in der Folge. Hieraus läßt sich ersehen, daß jeder Mensch im Bösen ist.

 

(277)

a1. Daß der Mensch, damit er sich bessere, vom Bösen abgelenkt werden müsse, ist ohne Erläuterung klar; denn wer in der Welt im Bösen ist, der ist es auch nach seinem Austritt aus der Welt; wenn daher das Böse nicht in der Welt entfernt wird, so kann es auch nachher nicht entfernt werden; wo der Baum fällt, da bleibt er liegen; auf gleiche Weise auch das Leben des Menschen, wie es beschaffen war, als er starb, so bleibt es. Es wird auch jeder nach seinen Taten gerichtet, nicht daß sie aufgezählt würden, sondern weil er zu denselben zurückkehrt, und auf dieselbe Weise handelt; denn der Tod ist eine Fortsetzung des Lebens, nur mit dem Unterschied, daß der Mensch alsdann nicht mehr gebessert werden kann. Jede Besserung geschieht im Vollbestand, das heißt, im Ersten und zugleich im Letzten, und das Letzte wird in der Welt gebessert nach Maßgabe des Ersten, späterhin aber kann es nicht mehr geschehen, weil das Letzte des Lebens, das der Mensch im Tode mit sich nimmt, ruht, und mit seinem Inneren zusammenstimmt, d.h. übereinwirkt.

 

[1] Im Original: 277.

 

(278)

II. Das Böse kann nicht entfernt werden, wenn es nicht zur Erscheinung kommt. Es ist nicht gemeint, daß der Mensch das Böse tun solle, damit es erscheine, sondern, daß er sich prüfen solle, nicht nur seine Taten, sondern auch seine Gedanken, und was er wohl tun würde, wenn er nicht Gesetz und Schande fürchtete, vorzüglich aber, was für Böses er in seinem Geiste zu Erlaubtem macht und nicht für Sünde hält; denn dieses tut er auch. Damit sich der Mensch prüfen könne, ist ihm der Verstand gegeben, und zwar getrennt von seinem Willen, auf daß er wissen, verstehen und anerkennen möge, was gut und was böse ist, ferner, damit er sehe, wie sein Wille beschaffen ist, oder was er liebt und wünscht. Damit der Mensch dieses sehe, ist seinem Verstand ein oberes und ein unteres, oder ein inneres und ein äußeres Denken gegeben worden, damit er aus dem oberen oder inneren Denken sehe, was der Wille im unteren oder äußeren Denken tut. Dieses sieht er, wie der Mensch sein Angesicht im Spiegel, und wenn er es sieht, und weiß, was Sünde ist, so kann er, wenn er die Hilfe des Herrn anfleht, es nicht wollen, es fliehen, und späterhin dagegen handeln, wo nicht frei, doch sich dazu zwingend vermittelst eines Kampfes, und endlich es verabscheuen und davor zurückschaudern; dann erst nimmt er wahr und fühlt auch, daß das Böse bös, und das Gute gut sei, und nicht eher. Dies nun heißt sich prüfen, sein Böses sehen, es anerkennen und bekennen, und dann davon abstehen. Weil es aber nur wenige gibt, die wissen, daß hierin die christliche Religion selbst bestehe, weil nur solche tätige Liebe und Glauben haben, und nur solche vom Herrn geführt werden, und das Gute aus Ihm tun, so muß noch etwas über diejenigen gesagt werden, die dies nicht tun, und dennoch Religion zu haben vermeinen. Hierher gehören: 

 

1) Diejenigen, die sich zwar aller Sünden schuldig bekennen, keine einzige aber bei sich aufsuchen. 

 

2) Diejenigen, die aus Religion dieses Aufsuchen unterlassen. 

 

3) Die, welche wegen weltlicher Dinge nicht an die Sünden denken, und sie daher nicht erkennen. 

 

4) Diejenigen, die denselben günstig sind, und sie daher nicht erkennen können 

 

5) Bei allen diesen kommen die Sünden nicht zur Erscheinung, und können daher auch nicht entfernt werden. 

 

6) Zuletzt soll noch eine bisher unbekannte Ursache kund gemacht werden, warum das Böse nicht entfernt werden kann, wofern es nicht aufgesucht, gesehen, anerkannt, bekannt, und ihm Widerstand geleistet wird. 

 

(278)

a1. Doch diese Punkte müssen im einzelnen beleuchtet werden, weil sie die Hauptbestandteile der christlichen Religion sind von seiten des Menschen.

 

[1] Im Original: 278.

 

Erstens: Von denjenigen, die sich zwar aller Sünden schuldig bekennen, aber keine einzige bei sich aufsuchen, indem sie sagen: Ich bin ein Sünder, ich bin in Sünden geboren, nichts ist an mir unverdorben vom Haupt bis zur Ferse, ich bin nichts als Böses, guter Gott, sei mir gnädig, verzeihe mir, reinige mich, mache mich selig, mach, daß ich wandle in Reinheit und auf dem Wege des Gerechten, und dergleichen mehr; wobei er jedoch sich nicht prüft, und daher auch kein Böses [bei sich] kennt, während doch niemand das, was er nicht kennt, fliehen, noch weniger dagegen kämpfen kann. Ein solcher hält sich auch nach dem Bekenntnis für rein und abgewaschen, während er doch unrein und ungewaschen ist vom Haupt bis zur Fußsohle; denn das sich zu allen [Sünden] Bekennen ist ein Einschläfern aller, und zuletzt ein Sichverblenden, und verhält sich wie das Allumfassende ohne Einzelnes, was kein Etwas ist. 

 

Zweitens: Von denen, die aus Religion das Aufsuchen unterlassen; sie sind besonders diejenigen, welche die tätige Liebe vom Glauben trennen; denn sie sagen bei sich: Warum soll ich untersuchen, ob etwas bös oder gut sei? Warum das Böse, da es mich nicht verdammt; warum das Gute, da es mich nicht selig macht? Der Glaube allein, mit Vertrauen und Zuversicht gedacht und ausgesprochen, ist es, welcher rechtfertigt und reinigt von aller Sünde, und wenn ich einmal gerechtfertigt bin, so bin ich auch rein vor Gott. Ich bin zwar im Bösen, Gott aber wischt es, im Augenblick da es verübt wird, hinweg, und dann erscheint es nicht mehr; und was dergleichen mehr ist. Wer sieht aber nicht, wenn er die Augen öffnet, daß dies leere Worte sind, die nichts Reelles, weil nichts Gutes, enthalten? Wer könnte nicht so denken und reden, sogar mit Vertrauen und Zuversicht, wenn er zugleich an die Hölle und an die ewige Verdammnis denkt? Will denn ein solcher noch außerdem etwas wissen, ob es wahr oder gut sei? Vom Wahren sagt er: „Was ist wahr, außer dem, was diesen Glauben begründet?“ Und vom Guten: „Was ist gut, außer dem, was durch jenen Glauben in mir ist; damit es aber in mir sei, darf ich es nicht tun wie aus mir, denn dies wäre verdienstlich, und das verdienstliche Gute ist nicht gut“. So unterläßt er denn alles Gute, bis er nicht mehr weiß, was böse ist. Was soll er dann bei sich aufsuchen und sehen? Wird dann nicht sein Zustand von der Art, daß das eingeschlossene Feuer der Begierden zum Bösen das Innere seines Gemütes verzehrt, und es bis zur Pforte hin verwüstet? Diese allein bewacht er, damit der Brand nicht zum Vorschein komme; nach dem Tod aber wird sie geöffnet, und dann wird es vor allen offenbar. 

 

Drittens: Von denen, die wegen der weltlichen Dinge nicht an die Sünden denken, und sie daher nicht erkennen; sie sind solche, welche die Welt über alles lieben, und keine Wahrheit zulassen, die sie von irgendeinem Falschen ihrer Religion ablenken könnte, indem sie bei sich sagen: Was soll mir dieses? Es ist nicht Sache meines Denkens. Auf diese Weise stoßen sie es sogleich, wie sie davon hören, von sich, und wenn sie es hören, so ersticken sie es. Fast ebenso machen sie es, wenn sie Predigten anhören; von diesen behalten sie nicht mehr als einige Worte, aber nichts von der Sache. Weil sie es so mit dem Wahren machen, so wissen sie auch nicht, was das Gute ist; denn beide wirken als eins zusammen; und aus dem Guten, das nicht aus dem Wahren stammt, läßt sich das Böse nicht erkennen, außer so, daß es auch gut geheißen wird, was durch Vernünfteleien aus dem Falschen geschieht. Diese sind es, die unter den Samen verstanden werden, die unter die Dornen gefallen sind, und von denen der Herr sagt: „Einige (Samen) fielen unter die Dornen, und die Dornen gingen auf, und erstickten sie. Dies sind die, welche das Wort hören, aber die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums ersticken das Wort, so daß es unfruchtbar wird“: Matth.13/7,22; Mark.4/7,18,19; Luk.8/7,14. 

 

Viertens: Von denen, die ihre Sünden begünstigen, und somit sie nicht erkennen können; sie sind solche, die Gott anerkennen, und Ihn in der gebräuchlichen Weise verehren, dabei aber sich darin begründen, daß etwas Böses, das Sünde ist, nicht Sünde sei. Sie schminken es nämlich durch Trugschlüsse und Scheingründe, und verbergen hierdurch seine Abscheulichkeit; und wenn sie dies getan haben, so sind sie ihm günstig und machen es zu ihrem Freund und Vertrauten. Wir sagen, daß dies solche tun, die Gott anerkennen, weil die anderen nichts Böses für Sünde halten; denn alle Sünde ist wider Gott. Beispiele mögen es jedoch erläutern. Das Böse hält nicht für Sünde der nach Gewinn Begierige, der einige Arten von Betrug, aus Gründen, die er ersinnt, zu erlaubten macht; ebenso der, welcher sich für die Rache gegen Feinde bestärkt, oder für die Ausplünderung solcher, die nicht Feinde sind im Krieg. 

 

Fünftens: Bei solchen kommen die Sünden nicht zur Erscheinung und können somit nicht entfernt werden. Alles Böse, das nicht zur Erscheinung kommt, glimmt fort, und ist wie das Feuer im Holz unter der Asche, und auch wie der Eiter in einer Wunde, die nicht geöffnet wird; denn alles eingeschlossene Böse nimmt zu, und hört nicht eher auf, als bis das Ganze verzehrt ist. Damit daher das Böse nicht eingeschlossen werde, wird einem jeden zugelassen, für und wider Gott zu denken, wie auch für und wider die heiligen Dinge der Kirche, ohne deshalb in der Welt bestraft zu werden. Von einem solchen sagt der Herr bei Jes.1/16-18,20: „Von der Fußsohle an bis zum Haupt ist nichts Heiles, Wunde und Narbe und frische Strieme, nicht ausgedrückt sind sie, nicht verbunden, und nicht mit Öl erweicht. Wascht euch, reinigt euch, entfernt die Bosheit eurer Werke von Meinen Augen; höret auf, Böses zu tun; lernet Gutes tun, so sollen eure Sünden, wenn sie auch wie Scharlach wären, weiß wie Schnee werden; und wenn sie rot wie Purpur wären, sollen sie wie Wolle sein. Weigert ihr euch aber und seid widerspenstig, so sollt ihr vom Schwert verzehret werden“. „Vom Schwert verzehret werden“ bedeutet, durch das Falsche des Bösen zugrunde gehen.

 

Sechstens: Die bisher unbekannte Ursache, warum das Böse nicht entfernt werden kann, wofern es nicht aufgesucht, gesehen, anerkannt, bekannt, und ihm Widerstand geleistet wird. Schon im Vorhergehenden ist bemerkt worden, daß der ganze Himmel in Vereine geordnet sei, gemäß den [Neigungen zum Guten, die den Begierden zum Bösen, und die ganze Hölle in Vereine gemäß den] Begierden zum Bösen, die den Neigungen zum Guten entgegengesetzt sind: ein jeder Mensch ist seinem Geist nach in irgendeinem Verein; in einem himmlischen Verein, wenn er in der Neigung zum Guten, in einem höllischen Verein aber, wenn er in der Begierde zum Bösen ist. Dies weiß der Mensch nicht, solange er in der Welt lebt, dennoch aber befindet er sich seinem Geist nach in einem solchen; ohne dieses kann er nicht leben, und dadurch eben wird er vom Herrn geführt. Befindet er sich in einem höllischen Verein, so kann er vom Herrn nicht anders von da herausgeführt werden, als gemäß den Gesetzen der göttlichen Vorsehung, zu denen auch gehört, daß der Mensch sehe, daß er sich daselbst befindet, und daß er herausgehen wolle, und dies von selber versuche: dies vermag der Mensch, solange er auf der Welt ist, aber nicht mehr nach dem Tode; denn dann bleibt er auf ewig in dem Verein, dem er sich auf der Welt einverleibt hat: dies ist der Grund, warum der Mensch sich prüfen, seine Sünden sehen und anerkennen, und Buße tun, und dann [im Guten] beharren soll bis ans Ende seines Lebens. Daß es sich so verhalte, könnte ich durch vielfache Erfahrung bis zu voller Überzeugung begründen, allein Erfahrungsbeweise anzuführen ist nicht dieses Orts.     cosmic-people.com

 

(279)

III. Insoweit als das Böse entfernt wird, wird es auch vergeben. Es ist ein Irrtum des Jahrhunderts, daß man glaubt, das Böse sei vom Menschen getrennt, ja ausgeworfen, wenn es vergeben ist, und der Lebenszustand des Menschen könne in einem Augenblick umgeändert werden, sogar ins Entgegengesetzte, und es könne so der Mensch aus einem Bösen ein Guter, und folglich aus der Hölle herausgeführt und sogleich in den Himmel versetzt werden, und zwar durch unmittelbare Barmherzigkeit des Herrn; allein die so glauben und meinen, wissen nicht, was gut und was böse ist, und nichts vom Lebenszustand des Menschen; und ganz und gar nicht, daß die Neigungen, die dem Willen angehören, lauter Veränderungen und Wechsel im Zustand der rein organischen Substanzen des Gemüts sind, und daß die Gedanken, die dem Verstand angehören, lauter Veränderungen und Wechsel der Form jener [Substanzen] sind, und daß das Gedächtnis der beharrliche Zustand dieser Veränderungen ist. Hat man aber jenes und dieses erkannt, so kann man mit Klarheit sehen, daß kein Böses anders als allmählich entfernt werden kann, und daß die Vergebung des Bösen keine Entfernung desselben ist. Dies ist jedoch nur kurz angedeutet worden, und kann ohne Beweis zwar anerkannt, aber nicht begriffen werden, was aber nicht begriffen wird, ist wie ein Rad, das man mit der Hand herumtreibt; weshalb das oben Gesagte einzeln in der Ordnung, in der es angeführt worden, nachgewiesen werden soll. 

 

Erstens: Es ist ein Irrtum des Jahrhunderts, daß man glaubt, das Böse sei abgesondert, ja ausgeworfen, wenn es vergeben ist. Daß alles Böse, in das der Mensch geboren wird, und was er selbst tat wirklich annimmt, nicht vom Menschen getrennt, sondern nur entfernt werde, bis es nicht mehr zur Erscheinung kommt, ist mir aus dem Himmel zu wissen gegeben worden. Vorher stand ich in dem Glauben, in dem die meisten in der Welt, daß das Böse, sobald es vergeben wird, auch ausgeworfen, und wie der Schmutz vom Angesicht durch das Wasser abgewaschen und abgestreift werde. So verhält es sich aber nicht mit dem Bösen oder den Sünden; sie bleiben alle, und wenn sie nach der Buße vergeben werden, so werden sie von der Mitte aus auf die Seiten gebracht, und dann erscheint das, was in der Mitte ist, weil es unmittelbar zur Anschauung vorliegt, gleichsam im Licht des Tages, was aber auf die Seiten hin gebracht wurde, im Schatten, und bisweilen wie in der Finsternis der Nacht; und weil das Böse nicht abgesondert, sondern nur entfernt, d.i. gegen die Seiten hin verwiesen wird, und der Mensch vom Mittelpunkt aus sich nach allen Seiten hin versetzen kann, so ist es ihm auch möglich, in sein Böses, das er für ausgeworfen hielt, zurückzukehren: denn der Mensch ist von der Art, daß er von einer Neigung in die andere, und bisweilen in die entgegengesetzte kommen kann, und somit von einem Mittelpunkt in den anderen; denn die Neigung des Menschen bildet die Mitte, solange er in derselben ist, denn dann ist er in ihrem Lustreiz und in ihrem Licht. Es gibt Menschen, die nach dem Tode vom Herrn in den Himmel erhoben werden, weil sie gut gelebt haben, dennoch aber den Glauben mit sich brachten, daß sie unbefleckt und rein von Sünden und deshalb in keinerlei Schuld seien. Diese werden zuerst mit weißen Kleidern angetan ihrem Glauben gemäß; denn die weißen Kleider bezeichnen den Zustand der Reinheit vom Bösen. Späterhin aber fangen sie an zu denken, wie in der Welt, daß sie von aller Sünde gleichsam abgewaschen seien, und deshalb sich zu rühmen, sie seien nicht mehr Sünder wie andere, was nicht wohl ohne Hochmut und ohne einige Verachtung anderer neben sich geschehen kann. Deshalb werden sie nun, damit sie von ihrem eingebildeten Glauben entfernt würden, aus dem Himmel gewiesen, und in ihr eigenes Böses zurückversetzt, das sie in der Welt angenommen hatten, und zugleich wird ihnen gezeigt, daß sie auch in angeerbtem Bösen seien, von dem sie früher nichts wußten; und nachdem sie auf diese Weise zur Anerkenntnis gebracht worden sind, daß ihr Böses nicht von ihnen abgesondert, sondern nur entfernt ist, daß sie somit aus sich unrein, ja nichts als Böses sind, und nur vom Herrn vom Bösen abgehalten und im Guten erhalten werden, und daß dieses nur als aus ihnen hervorgehend erscheine, werden sie aufs neue vom Herrn in den Himmel erhoben. 

 

Zweitens: Ein Irrtum des Jahrhunderts ist, daß man glaubt, der Lebenszustand des Menschen könne in einem Augenblick umgeändert, und somit der Mensch aus einem Bösen ein Guter, folglich derselbe aus der Hölle herausgeführt und sogleich in den Himmel versetzt werden, und zwar aus unmittelbarer Barmherzigkeit des Herrn. In diesem Irrtum sind diejenigen, welche die tätige Liebe vom Glauben trennen, und in den bloßen Glauben die Seligkeit setzen; denn sie meinen, das bloße Denken und Aussprechen gewisser Worte, die jenem Glauben angehören, wenn es mit Vertrauen und Zuversicht geschehe, mache gerecht und selig; was auch von vielen als etwas gesetzt wird, das im Augenblick, und wann nicht früher, noch in der letzten Stunde des Lebens des Menschen geschehe. Solche müssen notwendig annehmen, der Lebenszustand des Menschen könne in einem Augenblick verändert, und der Mensch durch unmittelbare Barmherzigkeit selig gemacht werden. Daß aber die Barmherzigkeit des Herrn nicht unmittelbar sei, und daß der Mensch nicht in einem Augenblick aus einem Bösen ein Guter, und aus der Hölle herausgeführt und in den Himmel versetzt werden könne, sondern nur durch das fortwährende Wirken der göttlichen Vorsehung von der Kindheit an bis ans Ende des Lebens, wird man im letzten Paragraphen dieses Werkes sehen: hier aber schon daraus, daß alle Gesetze der göttlichen Vorsehung die Besserung und so die Beseligung des Menschen beabsichtigen, somit die Umkehrung seines Zustandes, der von Geburt aus höllisch ist, in den entgegengesetzten, welcher himmlisch ist; dies kann aber nur stufenweise geschehen, sowie der Mensch vom Bösen und dessen Lustreiz sich entfernt, und eingeht in das Gute und in die Freudigkeit desselben. 

 

Drittens: Diejenigen, die so glauben, wissen nicht, was böse und was gut ist; denn sie wissen nicht, daß das Böse der Lustreiz der Begierde ist, gegen die göttliche Ordnung zu handeln und zu denken, und daß das Gute der Lustreiz der Neigung ist, der göttlichen Ordnung gemäß zu handeln und zu denken, und daß es Myriaden von Begierden gibt, die jegliches Böse, und ebenso Myriaden von Neigungen, die jegliches Gute durchringen und bilden, und daß diese Myriaden in solcher Ordnung und Zusammenhang im Inneren des Menschen sind, daß nicht eines verändert werden kann, ohne daß zugleich alles verändert würde. Diejenigen, die dies nicht wissen, können glauben oder meinen, daß das Böse, das als ein Einziges vor ihnen erscheint, leicht entfernt, und das Gute, das auch nur als ein Einziges erscheint, leicht an dessen Stelle versetzt werden könne. Weil sie daher nicht wissen, was das Böse und was das Gute ist, so müssen sie notwendig der Meinung sein, es gebe eine augenblickliche Seligmachung und eine unmittelbare Barmherzigkeit; daß es aber dergleichen nicht geben könne, wird man im letzten Abschnitt dieses Werkes ersehen. 

 

Viertens: Diejenigen, die an eine augenblickliche Seligmachung und an eine unmittelbare Barmherzigkeit glauben, wissen nicht, daß die Neigungen, die dem Willen angehören, lauter Veränderungen des Zustandes der rein organischen Substanzen des Gemüts, und daß die Gedanken, die dem Verstand angehören, lauter Veränderungen und Wechsel der Form jener sind, und daß das Gedächtnis der beharrliche Zustand dieser Veränderungen und Wechsel ist. Wer erkennt es nicht an, wenn man sagt, daß die Neigungen und Gedanken nur anzutreffen seien in Substanzen und in deren Formen, welche die Träger sind, und daß diese, weil sie in den Gehirnen sind, das voll von Substanzen und Formen ist, rein organische Formen genannt werden? Keiner, der vernünftig denkt, kann sich des Lachens enthalten bei den Träumereien einiger, nach denen die Neigungen und Gedanken nicht in substantiierten Subjekten, sondern nur Hauche sind, modifiziert durch die Wärme und das Licht, wie die Bilder, die in der Luft und im Äther erscheinen, während doch das Denken ebensowenig getrennt von seiner substantiellen Form stattfinden kann, als das Sehen, getrennt von der seinigen, die das Auge ist, oder das Hören von der seinigen, die das Ohr ist, und der Geschmack von der seinigen, welche die Zunge ist. Betrachte das Gehirn, und du wirst unzählige Substanzen sehen, und ebenso unzählige Fibern, und daß alles darin organisiert ist: wozu bedarf es noch weiterer Begründung, als dieser durch den Augenschein? Es fragt sich aber, was die Neigung und was der Gedanke daselbst sei. Dies kann man erschließen aus allem und jedem dessen, was im Körper ist. Hier sind mehrere Eingeweide, jedes an seinem bestimmten Sitz, und diese verrichten ihre Funktionen durch Veränderung und Wechsel des Zustandes und der Form. Daß sie in ihren Verrichtungen sind, ist bekannt; der Magen nämlich in der seinigen, die Eingeweide in der ihrigen, die Nieren in der ihrigen, die Leber, der Pankreas und die Milz in der ihrigen, Herz und Lunge in der ihrigen, und alle diese Arbeiter werden nur von innen heraus in Bewegung gesetzt, und von innen heraus bewegt werden heißt: durch Veränderungen und Wechsel des Zustandes und der Form. Hieraus läßt sich ersehen, daß die Verrichtungen der rein organischen Substanzen des Gemüts nichts anderes sind, nur mit dem Unterschied, daß die Verrichtungen der organischen Substanzen des Körpers natürlicher, die des Gemüts geistiger Art sind, und daß diese und jene eins ausmachen vermittelst der Entsprechungen. Es kann nicht für das Auge gezeigt werden, von welcher Art diejenigen Veränderungen und Wechsel im Zustand und in der Form der rein organischen Substanzen des Gemüts sind, welche die Neigungen und Gedanken sind, dennoch aber können sie wie im Spiegel gesehen werden an den Veränderungen und Wechseln des Zustandes der Lunge bei der Rede und beim Gesang, und es besteht hier auch Entsprechung; denn der Ton der Rede und des Gesanges, und auch die Gliederungen des Tones, d.i. die Wörter der Rede und die Modulationen des Gesanges, finden statt vermittelst der Lunge, und zwar entspricht der Ton der Neigung, und die Rede dem Gedanken. Auch werden jene [Ton und Rede] von diesen [den Neigungen und Gedanken] hervorgebracht, und dies geschieht durch Veränderungen und Wechsel im Zustand und in der Form der organischen Substanzen in der Lunge, und von der Lunge aus durch die Luftröhre oder aspera Arteria in der Kehle und in der Stimmritze, und dann in der Zunge, und zuletzt in den Lippen des Mundes. Die ersten Veränderungen und Wechsel im Zustand und in der Form des Tones geschehen in der Lunge, die zweiten in der Luftröhre und in der Kehle, die dritten in der Stimmritze durch verschiedenen Öffnungen ihrer Mündung, die vierten in der Zunge durch ihre verschiedene Anlegung an den Gaumen und an die Zähne, die fünften in den Lippen des Mundes durch ihre verschiedene Gestaltung. Hieraus kann man ersehen, daß es lauter Veränderungen und Wechsel des Zustandes der organischen Formen sind, die, indem sie sich allmählich fortsetzen, die Töne und ihre Gliederungen hervorbringen, welche die Reden und Gesänge sind. Weil nun Ton und Rede durch nichts anderes hervorgebracht werden, als durch die Neigungen und Gedanken des Gemüts, (denn aus diesen gehen jene hervor, und niemals ohne sie) so erhellt, daß die Neigungen des Willens Veränderungen und Wechsel des Zustandes der rein organischen Substanzen des Gemüts sind, und die Gedanken des Verstandes Veränderungen und Wechsel der Form jener Substanzen; ebenso wie bei den Verrichtungen der Lunge. Weil nun die Neigungen und Gedanken lauter Veränderungen im Zustand der Formen des Gemüts sind, so folgt, daß das Gedächtnis nichts anderes ist, als der beharrliche Zustand derselben; denn alle Veränderungen und Variationen des Zustandes in organischen Substanzen sind von der Art, daß sie bleiben, wenn sie einmal eingeprägt sind; so wird der Lunge eingeprägt, verschiedenen Töne in der Luftröhre hervorzubringen, dieselben zu vervielfältigen in der Stimmritze, sie zu artikulieren in der Zunge, und zu modifizieren im Mund, und sind diese organischen [Funktionen] einmal eingeprägt, so haften sie in ihnen, und können wieder hervorgebracht werden. Daß diese Veränderungen und Variationen unendlich vollkommener sind in den organischen Formen des Gemüts, als in denen des Körpers, erhellt aus dem, was im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 199-204 gesagt wurde, wo gezeigt worden ist, daß alle Vollkommenheiten mit den Graden und ihnen gemäß wachsen und aufsteigen. Mehreres hierüber sehe man unten Nr. 319.

 

(280)

Daß die Sünden, wenn sie vergeben sind, auch entfernt seien, ist auch ein Irrtum des Jahrhunderts; in diesem Irrtum befinden sich diejenigen, die glauben, die Sünden seien ihnen vergeben durch das Sakrament des Abendmahls, obschon sie dieselben nicht durch Buße von sich entfernt haben. In ihm befinden sich ferner die, welche durch den bloßen Glauben, und dann auch diejenigen, die durch päpstlichen Ablaß selig zu werden meinen: alle diese glauben an eine unmittelbare Barmherzigkeit und an eine augenblickliche Seligmachung. Die Wahrheit entsteht aber, wenn man jenes umkehrt, daß nämlich die Sünden, wenn sie entfernt sind, auch vergeben sind; denn die Buße muß der Vergebung vorausgehen, und ohne Buße findet keine Vergebung statt; weshalb der Herr Seinen Jüngern gebot, Buße zu predigen zur Vergebung der Sünden: Luk.24/47, und Johannes predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden: Luk.3/3. Der Herr vergibt allen ihre Sünden, Er rückt sie nicht vor und rechnet sie nicht an, dennoch aber kann Er sie nur gemäß den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung wegnehmen; denn da Er zu Petrus auf die Frage, wie oft er seinem Bruder, der gegen ihn sündige, vergeben solle, ob siebenmal, sagte: „er solle nicht nur siebenmal, sondern siebenmal siebenzigmal vergeben“: Matth.18/21,22. Was wird nicht erst der Herr tun, Der die Barmherzigkeit selbst ist?

 

(281)

IV. Somit geschieht die Zulassung des Bösen um des Endzweckes willen, damit Seligmachung sei. Es ist bekannt, daß der Mensch in voller Freiheit ist, zu denken und zu wollen, aber nicht in voller Freiheit, zu denken und zu tun, was er denkt und will; denn er kann wie ein Atheist denken, Gott leugnen, und die Heiligtümer des Wortes und der Kirche lästern, ja er kann sogar durch Wort und Tat sie verderben wollen bis zur Vernichtung, aber bürgerliche, moralische und kirchliche Gesetze halten ihn zurück; weshalb er diese Gottlosigkeiten und Frevel inwendig hegt im Denken und Wollen, und sie auch beabsichtigt, ohne es jedoch zum Tun kommen zulassen. Auch ein Mensch, der kein Gottesleugner ist, ist in voller Freiheit, an vieles zu denken, was dem Bösen angehört, als auf Betrug, Wollust, Rache und andere Torheiten, und er tut dergleichen auch bisweilen. Wer sollte nun glauben, daß der Mensch, wofern er nicht in voller Freiheit [hierzu] wäre, nicht nur nicht selig werden könnte, sondern auch gänzlich zugrunde ginge? Man höre nun die Ursache. Jeder Mensch ist von Geburt aus in Bösem von vielerlei Art; dieses Böse liegt in seinem Willen, und was im Willen liegt, wird geliebt; denn was der Mensch aus seinem Inneren will, das liebt er, und was er liebt, das will er, und die Liebe des Willens fließt ein in den Verstand, und bewirkt hier, daß ihr Lustreiz empfunden wird; von hier aus kommt sie in die Gedanken und auch in die Absichten. Wenn daher dem Menschen nicht zugelassen würde, gemäß der Liebe seines Willens, die durch Vererbung in ihm liegt, zu denken, so bliebe jene Liebe eingeschlossen und käme niemals dem Menschen zu Gesicht. Eine Liebe zum Bösen aber, die nicht zur Erscheinung kommt, ist wie ein Feind im Hinterhalt, wie der Eiter in einem Geschwür, wie das Gift im Blut, und wie die Fäulnis in der Brust, welche Dinge, wenn sie eingeschlossen bleiben, den Tod bringen. Wird aber dem Menschen zugelassen, an das Böse seiner Lebensliebe zu denken bis zum Streben danach, dann wird es geheilt durch geistige Mittel, wie die Krankheiten durch natürliche Mittel. 

 

Es soll nun gesagt werden, wie der Mensch beschaffen sein würde, wenn ihm nicht zugelassen wäre, den Lustreizen seiner Lebensliebe gemäß zu denken: er würde nicht mehr Mensch sein, sondern seine zwei Vermögen verlieren, die Freiheit und Vernunftfähigkeit genannt werden, und in denen die Menschheit selbst besteht. Die Lustreize dieses Bösen würden das Innere seines Gemüts einnehmen, so daß es am Ende die Pforte verschlösse, und dann könnte der Mensch nur ihnen Ähnliches reden und tun, und würde somit nicht nur vor sich, sondern auch vor der Welt den Unsinnigen machen, und zuletzt nicht wissen, seine Blöße zu bedecken. Damit er aber nicht ein solcher werde, wird ihm zwar zugelassen, sein angeerbtes Böses zu denken und zu wollen, aber nicht es zu reden und zu tun; unterdessen lernt er das Bürgerliche, Sittliche und Geistige, und diese dringen auch in seine Gedanken ein, und entfernen jene Torheiten, und hierdurch wird er vom Herrn geheilt, aber doch nur insoweit, daß er die Pforte zu bewachen weiß, außer er erkenne Gott auch an, und flehe Seine Hilfe an, damit er jenen [Torheiten] widerstehen könne; und so weit er dann widersteht, läßt er sie auch nicht in seine Absichten, und zuletzt auch nicht mehr in seine Gedanken eindringen. Da es also in des Menschen Freiheit steht, zu denken, wie ihm beliebt, und zwar zu dem Ende, daß seine Lebensliebe aus ihren Schlupfwinkeln in das Licht seines Verstandes hervortrete, und weil er sonst nichts von seinem Bösen wüßte, und es also auch nicht austreiben könnte, so folgt, daß es bei ihm so sehr anwachsen würde, bis kein Raum für Wiederherstellung mehr bei ihm übrig wäre, und kaum noch bei den Kindern, wenn er welche erzeugte; denn das Böse des Vaters wird auf das Kind übergetragen; daß aber jenes nicht geschehe, dafür sorgt der Herr.

 

(282)

Der Herr hätte den Verstand bei jedem Menschen heilen können, und somit bewirken, daß er nicht Böses, sondern nur Gutes dächte, nämlich durch verschiedene Befürchtungen, durch Wunder, durch Reden mit Verstorbenen, durch Visionen und Träume; aber nur den Verstand heilen heißt, den Menschen bloß von außen heilen; denn der Verstand des Menschen mit seinem Denken ist das Äußere seines Lebens, der Wille aber mit seiner Neigung ist das Innere seines Lebens; weshalb die Heilung des bloßen Verstandes wie eine Palliativkur wäre, durch welche die innere Bösartigkeit, die alsdann eingeschlossen und gehindert wäre, hervorzubrechen, zuerst das Naheliegende und dann das Entferntere verzehren würde, bis endlich das Ganze ein Luder wäre. Der Wille ist es, der geheilt werden muß, nicht durch ein Einfließen des Verstandes in ihn, weil es ein solches nicht gibt, sondern durch Unterricht und Ermahnung vom Verstand. Würde der Verstand allein geheilt, so würde der Mensch wie ein einbalsamierter Leichnam werden, d.h. umhüllt mit duftenden Gewürzen und Rosen, die bald von der Leiche den Gestank an sich ziehen würden, so daß sie niemandes Nase nahe gebracht werden könnten. Dasselbe würde geschehen mit den himmlischen Wahrheiten im Verstand, wenn eine böse Grundneigung des Willens [von ihnen] eingeschlossen würde.

 

(283)

Dem Menschen wird zugelassen, das Böse zu denken bis zum Beabsichtigen desselben, damit es, wie gesagt, durch das Bürgerliche, Sittliche und Geistige entfernt werde, und dies geschieht, indem man denkt, daß es gegen Recht und Billigkeit, gegen die Ehrbarkeit und den Anstand, und gegen das Gute und Wahre, somit gegen die Ruhe, Heiterkeit und Seligkeit des Lebens sei. Durch diese drei heilt der Herr die Liebe des Willens beim Menschen, und zwar zuerst durch Furcht, und später durch Liebe. Dennoch aber wird das Böse nicht gesondert und ausgeworfen aus dem Menschen, sondern nur entfernt und auf die Seite geschafft, und wenn es hier ist, und das Gute im Mittelpunkt, so erschient das Böse nicht mehr; denn alles, was im Mittelpunkt ist, liegt unmittelbar der Anschauung vor, und wird gesehen und wahrgenommen. Man muß aber wissen, daß der Mensch, wenn auch das Gute im Mittelpunkt sich befindet, dennoch deshalb noch nicht im Guten ist, wofern nicht das auf die Seite gebrachte Böse sich abwärts oder auswärts kehrt; ist es aufwärts oder einwärts gekehrt, so ist es nicht entfernt, denn dann strebt es immer in den Mittelpunkt zurückzukehren. Abwärts und auswärts kehrt es sich und blickt es, wenn der Mensch sein Böses als Sünde flieht, und mehr noch, wenn er es verabscheut, denn dann verdammt er dasselbe und wünscht es zur Hölle, und macht, daß es dorthin schaut.

 

(284)

Der Verstand des Menschen ist Aufnehmer sowohl des Guten als des Bösen, und sowohl des Wahren als des Falschen; nicht aber der Wille des Menschen selbst: dieser muß entweder im Bösen oder im Guten sein; er kann nicht in beiden zugleich sein; denn der Wille ist der Mensch selbst, und in ihm liegt die Liebe seines Lebens. Das Gute und das Böse sind aber im Verstand getrennt wie Inneres und Äußeres. Daher kann der Mensch innerlich im Bösen sein und äußerlich im Guten; dennoch aber wird, wenn der Mensch sich bessert, Gutes und Böses zusammengebracht [committuntur], und dann entsteht Streit und Kampf, der, wenn er heftig wird, Versuchung genannt wird; wenn er aber nicht heftig ist, so ist es, wie wenn Wein oder anderes starkes Getränk [sicera] in Gärung kommt. Siegt alsdann das Gute, so wird das Böse mit seinem Falschen auf die Seite geschafft, vergleichsweise wie wenn die Hefe auf dem Boden des Fasses niederfällt, und das Gute wird wie edler Wein nach der Gärung, und wie klares Getränk; siegt aber das Böse, dann wird das Gute mit seinem Wahren auf die Seite geschafft, und wird trübe und häßlich, wie ungegorener Wein und anderes ungegorenes Getränk. Der Vergleich mit den Gärungsmitteln kommt vor, weil das Gärungsmittel im Wort das Falsche des Bösen bezeichnet, wie Hos.7/4; Luk.12/1 und anderwärts.

 

 


(15)

 

Die göttliche Vorsehung ist ebensowohl bei den Bösen als bei den Guten

 

 

(285)

Bei jedem Menschen, sowohl dem guten als dem bösen, sind zwei Vermögen, von denen das eine den Verstand, das andere den Willen ausmacht. Das Vermögen, das den Verstand ausmacht, besteht darin, daß er verstehen und denken kann, und wird daher Vernunftfähigkeit genannt, das Vermögen aber, das den Willen ausmacht, besteht darin, daß er jenes mit Freiheit kann, nämlich denken, und infolge hiervon auch reden und tun, wenn es nur nicht gegen die Vernunft oder Vernünftigkeit ist; mit Freiheit handeln heißt nämlich, so oft er will und wie er will. Weil nun diese beiden Vermögen beständig sind, und fortwährend vom ersten bis zum letzten in allem und jedem, was der Mensch denkt und tut, und sie nicht im Menschen sind aus ihm, sondern beim Menschen vom Herrn, so folgt, daß die Gegenwart des Herrn, weil in ihnen, auch im Einzelnen, ja im Einzelnsten des Verstandes und des Denkens, des Wollens und der Neigung, und somit auch im Einzelnsten der Rede und der Handlung des Menschen ist: entferne diese Vermögen von irgendeinem Einzelnsten, und du wirst es weder denken noch aussprechen können wie ein Mensch. Daß der Mensch durch diese beiden Vermögen Mensch sei, denken und reden, das Gute fühlen und das Wahre verstehen könne, und zwar nicht nur das bürgerliche und moralische, sondern auch das geistige, und daß er gebessert und wiedergeboren, kurz, mit dem Herrn verbunden werden, und hierdurch in Ewigkeit leben könne, wurde schon früher ausführlich gezeigt, sowie auch, daß jene beiden Vermögen nicht nur die guten, sondern auch die bösen Menschen haben. Weil nun diese Vermögen beim Menschen vom Herrn sind, und nicht dem Menschen angeeignet als ihm gehörig, (denn das Göttliche kann dem Menschen nicht als ihm gehörig angeeignet, sondern ihm nur beigefügt werden, und hierdurch als ihm gehörig erscheinen) und weil dieses Göttliche beim Menschen auch in dessen Einzelnstem ist, so folgt, daß der Herr das Einzelnste regiert, sowohl bei den bösen Menschen, als bei den Guten; und diese Regierung des Herrn ist es, was göttliche Vorsehung genannt wird.

 

(286)

Weil es nun Gesetz der göttlichen Vorsehung ist, daß der Mensch aus freiem Willen seiner Vernunft gemäß, d.h. aus jenen beiden Vermögen, der Freiheit und Vernunftfähigkeit, handeln könne, und auch Gesetz der göttlichen Vorsehung ist, daß dem Menschen das, was er tut, als aus ihm selbst hervorgehend, und somit als sein eigen erscheine, und ein weiteres Gesetz ist: daß das Böse zugelassen werden müsse, damit er aus demselben herausgeführt werden könne, so folgt, daß der Mensch jene Vermögen mißbrauchen, und vermöge seines freien Willens seiner Vernunft gemäß begründen könne, was ihm beliebt; denn er kann zur Vernunft machen, was er nur will, mag es nun an sich vernünftig sein oder nicht; weshalb einige fragen: Was ist Wahrheit? Kann ich nicht zur Wahrheit machen, was ich will? Macht nicht auch die Welt es so? Und wer es kann, tut es durch Vernunftschlüsse: Nimm das Falscheste und sage einem Scharfsinnigen: Begründe es, so wird er es begründen. Sage ihm z.B. er möge begründen, daß der Mensch ein Tier sei, oder daß die Seele wie eine kleine Spinne sei in ihrem Gewebe, und den Körper regiere wie jene durch ihre Fäden, oder daß die Religion keine Realität habe, sondern nur eine Fessel sei, und er wird jeden dieser Sätze begründen, bis er wie Wahrheit erscheint. Was ist leichter als dieses, da er nicht weiß, was Scheinbarkeit ist, noch was Falsches ist, das aus blindem Glauben für wahr angenommen wurde? Daher kommt es, daß der Mensch nicht jene Wahrheit sehen kann, daß die göttliche Vorsehung im Einzelnsten des Verstandes und des Willens sei, oder, was dasselbe ist, im Einzelnsten der Gedanken und Neigungen bei jedem Menschen, dem Bösen sowohl als dem Guten. Besonders verwirrt er sich dadurch, daß ja so auch das Böse vom Herrn wäre; daß aber dennoch nicht das geringste Böse vom Herrn sei, sondern vom Menschen, und zwar dadurch, daß er dasselbe durch den Schein, als ob er aus sich denke, wolle, rede und handle, bei sich begründet hat, wird man aus dem jetzt folgenden ersehen, das, damit man es klar sehe, in nachstehender Ordnung bewiesen werden soll:

 

1) Die göttliche Vorsehung ist nicht nur bei den Guten, sondern auch bei den Bösen im Einzelnsten allumfassend; und ist gleichwohl nicht in ihrem Bösen. 

 

2) Die Bösen führen sich selbst beständig ins Böse, der Herr aber lenkt sie beständig vom Bösen ab. 

 

3) Die Bösen können vom Herrn nicht gänzlich vom Bösen abgelenkt, und im Guten geführt werden, solange sie glauben, daß die eigene Einsicht alles sei, und die göttliche Vorsehung nichts. 

 

4) Der Herr regiert die Hölle durch Gegensätze, und die Bösen, die in der Welt sind, regiert Er in der Hölle in Ansehung ihres Inneren, aber nicht in Ansehung ihres Äußeren.

 

(287)

I. Die göttliche Vorsehung ist nicht nur bei den Guten, sondern auch bei den Bösen im Einzelnsten allumfassend; dennoch aber nicht in ihrem Bösen. Oben ist gezeigt worden, daß die göttliche Vorsehung im Einzelnsten der Gedanken und Neigungen des Menschen sei, worunter zu verstehen ist, daß der Mensch nichts denken und wollen könne aus sich, sondern daß alles, was er denkt und will, und hieraus redet und tut, von einer Einwirkung herrühre; wenn es gut ist, von einer Einwirkung aus dem Himmel, und wenn es bös ist, von einer Einwirkung aus der Hölle, oder, was dasselbe ist, daß das Gute aus einem Einfluß vom Herrn komme, und das Böse aus dem Eigenen des Menschen. Ich weiß jedoch, daß dies nur schwer begriffen werden kann, weil unterschieden wird zwischen dem, was aus dem Himmel oder vom Herrn, und dem, was aus der Hölle oder vom Eigenen des Menschen einfließt, und doch gesagt wird, daß die göttliche Vorsehung im Einzelnsten der Gedanken und Neigungen des Menschen sei, und zwar so sehr, daß der Mensch nichts denken und wollen könne aus sich; allein sofern behauptet wird, daß er es auch von der Hölle her könne und aus seinem Eigenen, erscheint es zwar als ein Widerspruch, ist aber dennoch keiner: daß es keiner sei, wird man im Folgenden sehen, nachdem erst einiges voraus geschickt worden ist, was die Sache beleuchten wird.

 

(288)

Daß keiner aus sich denken könne, sondern nur vom Herrn, bekennen alle Engel des Himmels, daß aber keiner aus einem anderen denken könne, als aus sich, behaupten alle Geister der Hölle. Es wurde denselben aber schon einige Male gezeigt, daß keiner von ihnen aus sich denke, noch denken könne, sondern daß es einfließe; allein vergebens; sie wollten es nicht aufnehmen. Aber die Erfahrung wird lehren, erstens, daß alles, was dem Denken und der Neigung angehört, auch bei den Geistern der Hölle aus dem Himmel einfließe, alles einfließende Gute aber daselbst in Böses, und alles Wahre in Falsches, somit alles in das Entgegengesetzte verkehrt werde. Dies wurde nun auf folgende Weise gezeigt: Es wurde vom Himmel eine Wahrheit aus dem Wort herabgelassen, und von denen, die oben in der Hölle waren, aufgenommen, dann aber von ihnen hinabgelassen in das Untere bis zum Untersten, allein auf dem Wege ward es allmählich in Falsches, und zuletzt in das dem Wahren gänzlich entgegengesetzte Falsche verkehrt; und diejenigen, bei denen es verkehrt wurde, dachten das Falsche wie aus sich, und wußten nicht anders, während es doch Wahres war, das aus dem Himmel herabgeflossen, und nur auf dem Wege zur untersten Hölle so verfälscht und verkehrt worden war. Daß es also geschah, habe ich drei oder viermal selbst angehört. Ebenso geschieht es mit dem Guten, das, wenn es aus dem Himmel herabfließt, allmählich in das dem Guten entgegengesetzte Böse verkehrt wird. Hieraus war offenbar, daß das vom Herrn ausgehende Gute und Wahre, wenn es von denen, die im Falschen und im Bösen sind, aufgenommen worden, verwandelt wird, und in eine andere Form übergeht, so daß die erste Form nicht mehr erscheint. Ähnliches geschieht bei jedem bösen Menschen, denn er ist seinem Geiste nach in der Hölle.

 

(289)

Daß auch keiner in der Hölle aus sich denke, sondern aus anderen, die um ihn sind, und auch diese anderen nicht aus sich, sondern ebenfalls aus anderen, und daß die Gedanken und Neigungen in bestimmter Ordnung von Verein zu Verein gelangen, ohne daß irgendeiner anders wüßte, als daß er aus sich [denke], wurde öfter gezeigt. Einige, die aus sich zu denken und zu wollen vermeinten, wurden in einen Verein geschickt, und nachdem alle Verbindung mit den Nachbarn abgeschnitten war, zu denen ihre Gedanken ebenfalls sich zu verbreiten pflegten, - darin festgehalten, und dann ihnen gesagt, sie möchten anders denken als die Geister dieses Vereines denken, und sich nötigen, dawider zu denken; aber sie gestanden, daß dieses ihnen unmöglich sei. Dies geschah mit vielen, und auch mit Leibnitz, der ebenfalls überführt wurde, daß niemand aus sich denke, sondern aus anderen, und daß auch diese anderen nicht aus sich, sondern alle aus einem Einfluß aus dem Himmel denken, und der Himmel aus einem Einfluß vom Herrn. Einige, die hierüber nachdachten, erklärten, dies sei unbegreiflich, und man könne kaum dazu gebracht werden, es zu glauben, weil es ganz und gar gegen den Anschein sei, aber dennoch können sie es nicht leugnen, weil es vollständig nachgewiesen worden sei. Sie sagten jedoch, während sie in der Verwunderung hierüber waren, daß sie auf diese Weise nicht Schuld daran seien, wenn sie Böses dächten, ferner, es scheine auf diese Weise, als ob das Böse vom Herrn sei, und dann auch, sie könnten nicht begreifen, wie der Herr allein bewirken können, daß alle so verschiedenartig denken. Diese drei Punkte sollen aber im Folgenden auseinandergesetzt werden.

 

(290)

Den angeführten Erfahrungen ist auch noch folgendes beizufügen: Als mir vom Herrn gegeben wurde, mit Geistern und Engeln zu reden, wurde mir dieses Geheimnis sogleich entdeckt. Es wurde mir nämlich aus dem Himmel gesagt, daß ich wie die anderen im Glauben stände, ich denke und wolle aus mir, während doch nichts aus mir, sondern wenn ich Gutes [denke], es aus dem Herrn, und wenn Böses, es aus der Hölle stamme. Daß dem so sei, wurde mir mittelst verschiedener beigebrachten Gedanken und Neigungen durch lebendige Erfahrung bewiesen, und nach und nach wahrzunehmen und zu empfinden gegeben. Sobald daher in der Folge etwas Böses in meinen Willen, oder etwas Falsches in mein Denken eingedrungen war, untersuchte ich, woher es komme, und es wurde mir entdeckt, und auch gegeben, mit solchen [Geistern] zu reden, sie zu überweisen und zu nötigen, daß sie sich entfernten, und somit ihr Böses und Falsches zurückzogen und bei sich behielten, und nichts dergleichen mehr meinem Denken eingossen. Dies ist tausendmal geschehen, und in diesem Zustand bin ich nun mehrere Jahre hindurch geblieben, und bleibe fortan in demselben, und dennoch kommt es mir vor, als ob ich aus mir denke und wolle, gerade wie es auch den anderen vorkommt, ohne allen Unterschied; denn von der göttlichen Vorsehung des Herrn kommt es her, daß es jedem so scheint, wie dies oben in seinem Abschnitt gezeigt worden ist. Die neu angekommenen Geister wundern sich über diesen meinen Zustand, da sie nicht anders sehen, als daß ich nichts aus mir denke und will, und deshalb wie etwas Leeres bin; allein ich habe ihnen das Geheimnis eröffnet, und noch dazu, daß ich auch noch tiefer im Inneren denke und wahrnehme, was in mein äußeres Denken einfließt, ob es aus dem Himmel oder aus der Hölle sei, und daß ich dieses verwerfe, jenes aber aufnehme, und es mir dennoch so gut wie ihnen vorkomme, als ob ich aus mir denke und wolle.

 

(291)

Daß alles Gute aus dem Himmel sei, alles Böse aber aus der Hölle, gehört auf der Welt nicht zu den unbekannten Dingen; denn es ist jedem in der Kirche bekannt. Wer in dieser, der zum Priester geweiht ist, lehrt nicht, daß alles Gute von Gott sei, und der Mensch nichts aus sich nehmen könne, das ihm nicht gegeben wäre aus dem Himmel; ferner, daß der Teufel Böses in die Gedanken bringe und verführe, und anreize, es zu vollbringen? Ein Priester daher, welcher glaubt aus heiligem Eifer zu predigen, betet, daß der Heilige Geist ihn lehren und seine Gedanken und Worte leiten möge, und einige behaupten, durch Empfindung wahrgenommen zu haben, daß sie getrieben worden seien, und wenn ihre Predigten gelobt werden, so antworten sie fromm, sie hätten nicht aus sich geredet, sondern aus Gott. Sie sagen daher auch, wenn sie sehen, daß jemand gut redet und handelt, er sei von Gott dazu geführt worden, und umgekehrt, wenn sie bemerken, daß jemand Schlechtes redet und schlecht handelt, er sei vom Teufel dazu geführt worden. Daß solche Redensarten in der Kirche vorkommen, ist bekannt: wer glaubt aber, daß es so sei?

 

(292)

Daß aus einer einzigen Lebensquelle alles einfließe, was der Mensch denkt und will, und somit, was er redet und tut, und daß dennoch diese einzige Lebensquelle, die der Herr ist, nicht Schuld daran sei, daß der Mensch Böses und Falsches denkt, läßt sich durch folgendes in der natürlichen Welt beleuchten: Aus der Sonne geht Wärme und Licht hervor, und diese beiden fließen ein in die Subjekte und Objekte, die vor den Augen erscheinen, nicht nur in gute Subjekte und schöne Objekte, sondern auch in böse Subjekte und in unschöne Objekte, und bringen Mannigfaltiges in denselben hervor; denn sie fließen nicht nur in Bäume ein, die gute, sondern auch in Bäume, die böse Früchte tragen, ja sogar in die Früchte selbst, und geben diesen Vegetation; ebenso in gute Samen, und auch in Unkraut, ferner in Gewächse von guter und heilsamer Wirkung, und auch in Gewächse von böser1 oder vergiftender Wirkung; und doch ist es dieselbe Wärme, und dasselbe Licht, und in diesen liegt keine Ursache zum Bösen, sondern in den aufnehmenden Subjekten und Objekten. So wirkt die Wärme, die Eier ausbrütet, in denen eine Nachteule, ein Uhu, eine Natter ist, in gleicher Weise, wie wenn sie Eier ausbrütet, in denen eine Taube, ein schöner Vogel und ein Schwan verborgen liegt. Lege einer Henne Eier von beiderlei Art unter, und sie werden von ihrer Wärme, die an sich unschädlich ist, ausgebrütet werden: was hat demnach die Wärme mit jenem Bösen und Schädlichen gemein? So ist auch die Wärme, die in Sumpfiges, Kotiges, Fauliges und Aashaftes einfließt, in gleicher Weise wirksam, wie wenn sie in Weinhaftes, Duftendes, Frisches und Lebendes einfließt: wer sieht nicht, daß die Ursache [der verschiedenen Wirkungen] nicht in der Wärme, sondern im aufnehmenden Subjekt liegt? Ebendasselbe Licht stellt auch bei dem einen Gegenstand liebliche, beim anderen widrige Farben dar; ja es erhellt sich in weißen, und glänzt; verschattet sich dagegen in solchen, die sich zum Schwarzen hinneigen, und wird dunkel. Ebenso ist es in der geistigen Welt; auch in ihr sind Wärme und Licht von ihrer Sonne, die der Herr ist, und aus dieser fließen sie ein in ihre Subjekte und Objekte; und zwar sind die Subjekte und Objekte hier Engel und Geister, besonders deren Willens- und Erkenntnisvermögen. Wärme ist hier die ausgehende göttliche Liebe, und Licht ist hier die ausgehende göttliche Weisheit. Diese sind nicht schuld daran, daß sie von dem einen anders, als vom anderen aufgenommen werden; denn der Herr sagt: „Er lasse Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und sende Regen herab über Gerechte und Ungerechte“: Matth.5/45. Unter der ‚Sonne‘ wird im höchsten geistigen Sinn die göttliche Liebe verstanden, unter dem ‚Regen‘ die göttliche Weisheit.

 

[1] Im Original steht ‚guter‘

 

(293)

Diesem will ich noch einen Ausspruch der Engel über Willen und Verstand beim Menschen beifügen, denjenigen nämlich, daß es nicht ein Gran eigenen Willens und eigener Klugheit bei irgendeinem Menschen gebe; sie sagen, wenn es nur ein Gran bei jedem Menschen gäbe, so würde weder Himmel, noch Hölle bestehen, und das ganze menschliche Geschlecht zugrunde gehen. Als Grund geben sie an, weil Myriaden und Myriaden Menschen, so viel deren von Erschaffung der Welt an geboren wurden, den Himmel und die Hölle bilden, von der die letztere unter dem ersteren in solcher Ordnung bestehen, daß sie beiderseits eine Einheit bilden, der Himmel einen schönen, und die Hölle einen monströsen Menschen. Hätte jeder nur ein Gran eigenen Willens und eigener Klugheit, so könnte jene Einheit nicht bestehen, sondern würde zerrissen werden, und mit ihr auch jene göttliche Form untergehen, die nicht anders bestehen und fortdauern kann, als wenn der Herr alles in allem ist, jene aber nichts im Ganzen. Als weiteren Grund führen sie an, daß das aus sich Denken und Wollen das eigentlich Göttliche, und das aus Gott Denken und Wollen das eigentlich Menschliche sei; das eigentlich Göttliche aber keinem Menschen angeeignet werden könne, weil er sonst Gott sein würde. Merke dir dies, und du wirst, wenn du willst, von den Engeln darin bestärkt werden, wenn du nach dem Tod in die geistige Welt kommst.

 

(294)

Es ist oben Nr. 289 gesagt worden, daß einige, nachdem sie überführt waren, daß keiner aus sich denke, sondern aus anderen, und alle anderen auch nicht aus sich, sondern aus einem Einfluß durch den Himmel vom Herrn, in ihrer Verwunderung geäußert haben, auf diese Weise hätten sie keine Schuld, daß sie Böses täten, ferner, es würde so scheinen, daß das Böse vom Herrn sei, sowie auch, sie begreifen nicht, wie [alsdann] der Herr allein bewirken könne, daß alle so verschiedenartig denken. Da nun diese drei [Einwürfe] notwendig in die Gedanken einfließen müssen bei denen, die sich bloß Wirkungen aus Wirkungen, nicht aber Wirkungen aus den Ursachen denken, so müssen sie assumiert2 und aus ihren Ursachen enthüllt werden, als:

 

das Erste: Sie seien auf diese Weise nicht Schuld daran, daß sie Böses tun; denn wenn alles, was der Mensch denkt, von anderen einfließt, so scheint es, als ob die Schuld bei denen sei, von denen [es einfließt]; dennoch aber trägt nur der Aufnehmende die eigentliche Schuld, denn er nimmt es als das Seinige auf, und weiß nicht anders, und will auch nicht anders wissen; denn ein jeder will sich angehören, und von sich geführt werden, besonders aber aus sich selbst denken und wollen; denn hierin eben besteht der freie Wille, der als das Eigene erscheint, in welchem jeder Mensch ist. Wenn er daher wüßte, daß das, was er denkt und will, von einem anderen einfließt, so käme er sich als ein Gebundener und Gefangener vor, nicht mehr als sein eigener Herr, und auf diese Weise ginge alle Lust seines Lebens, und endlich das Menschliche selbst unter. Daß dem so sei, habe ich oft bestätigt gesehen. Es wurde einigen wahrzunehmen und zu empfinden gegeben, daß sie von anderen geführt werden; dann entbrannten sie aber von Zorn, so daß sie ihrer nicht mächtig waren, und sagten, sie wollten lieber gefesselt in der Hölle festgehalten werden, als nicht denken dürfen wie sie wollen, und nicht wollen dürfen wie sie denken. Dieses nicht dürfen nannten sie: Gebunden werden in Ansehung des Lebens selbst, was härter und unerträglicher sei, als gebunden werden dem Körper nach. Nicht reden und tun dürfen, wie sie denken und wollen, nannten sie nicht gebunden werden, weil die Annehmlichkeit des bürgerlichen und sittlichen Lebens, die im Reden und Tun bestehe, jenes im Zaum halte, und zugleich milder mache. Weil nun der Mensch nicht wissen will, daß er von anderen zum Denken geführt wird, sondern aus sich denken will, und auch [aus sich zu denken] glaubt, so folgt, daß er selbst die Schuld trägt, und diese kann er auch nicht von sich abwälzen, solange er gerne denkt, was er denkt; denkt er es aber nicht gerne, dann macht er sich los vom Zusammenhang mit jenen, und dies geschieht, wenn er weiß, daß es böse ist, und deshalb es fliehen und davon abstehen will; dann wird er auch vom Herrn aus dem Verein, der in diesem Bösen ist, entfernt, und in einen Verein gebracht, in welchem es nicht ist; wenn er aber das Böse kennt, und es nicht flieht, dann wird ihm die Schuld zugerechnet, und er somit jenes Bösen schuldig. Von allem also, was der Mensch aus sich zu tun glaubt, wird gesagt, daß es vom Menschen geschehe, und nicht vom Herrn.

 

[2] assumieren: annehmen, gelten lassen, zugestehen

 

Das Zweite: Daß es auf diese Weise scheine, als ob das Böse vom Herrn sei, - dies kann gleichsam als Schlußfolge gedacht werden aus dem, was oben Nr. 288 gezeigt wurde, daß nämlich das vom Herrn einfließende Gute in Böses, und das Wahre in Falsches verkehrt werde in der Hölle; allein wer könnte nicht sehen, daß das Böse und Falsche nicht vom Guten und Wahren, und somit nicht vom Herrn ist, sondern vom aufnehmenden Subjekt und Objekt, welches im Bösen und Falschen ist, und jenes verkehrt und verdreht, wie ebenfalls oben Nr. 292 vollständig gezeigt wurde. Woher aber das Böse und Falsche beim Menschen stamme, ist im Vorhergehenden mehrmals gezeigt worden. Man machte auch die Erfahrung hiervon in der geistigen Welt an denen, die glaubten, daß der Herr bei den Bösen das Falsche hätte entfernen, und an die Stelle desselben Gutes einpflanzen, und so die ganze Hölle in den Himmel versetzen, und alle selig machen können. Daß dies aber unmöglich sei, wird man am Ende dieses Werkes ersehen, wo von der augenblicklichen Beseligung und von der unmittelbaren Barmherzigkeit gehandelt werden soll. 

 

Nun das Dritte: Sie begreifen nicht, daß der Herr allein bewirken könne, daß alle so verschiedenartig denken. Die göttliche Liebe des Herrn ist unendlich, und auch Seine göttliche Weisheit ist unendlich, und das Unendliche der Liebe und der Weisheit geht vom Herrn aus, und fließt bei allen im Himmel ein, und von da bei allen in der Hölle, und von beiden bei allen in der Welt; weshalb es keinem daran fehlen kann, daß er denke und wolle, denn das Unendliche ist unendlich-alles [infinite omnia]. Dieses Unendliche, das vom Herrn ausgeht, fließt nicht nur in universeller Weise ein, sondern auch in allerbesonderster [singularissime], denn das Göttliche ist universell durch das Allereinzelnste, und die allereinzelnsten göttlichen [Realitäten] sind das, was man das Universelle nennt, wie oben gezeigt worden; und das allereinzelnste Göttliche ist ebenfalls unendlich. Hieraus kann man ersehen, daß der Herr allein einen jeden denken und wollen macht je nach dessen Beschaffenheit, und nach den Gesetzen Seiner Vorsehung. Daß alles, was im Herrn ist, und vom Herrn ausgeht, unendlich sei, wurde oben Nr. 46-69 gezeigt, und auch im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« Nr. 17-22.

 

(295)

II. Die Bösen führen sich selbst fortwährend ins Böse, der Herr aber lenkt sie beständig ab vom Bösen. Von welcher Art die göttliche Vorsehung bei den Guten sei, läßt sich leichter begreifen, als wie sie bei den Bösen sei; und weil nun von letzterer die Rede ist, so soll es in folgender Reihenfolge gesagt werden: 

 

1) Es liegt Unzähliges in jedem Bösen. 

 

2) Der Böse führt sich aus sich selbst fortwährend immer tiefer in sein Böses ein. 

 

3) Die göttliche Vorsehung bei den Bösen ist eine fortwährende Zulassung des Bösen, zu dem Ende, daß eine beständige Ablenkung sei. 

 

4) Diese Ablenkung vom Bösen geschieht auf tausenderlei, ja auf die geheimsten Weisen vom Herrn. 

 

(296)

Damit man also von der göttlichen Vorsehung bei den Bösen sich einen deutlichen Begriff mache, und so sie fasse, muß das oben Gesagte in der Ordnung, in der es angeführt worden, erklärt werden. 

 

Das Erste: Unzähliges liegt in jedem Bösen. Jedes Böse erscheint vor dem Menschen als ein Einfaches; so erscheint z.B. der Haß und die Rache, so der Diebstahl und Betrug, so der Ehebruch und die Hurerei, so der Stolz und Hochmut, und so auch das übrige; man weiß nicht, daß in jedem Bösen Unzähliges ist, und doch ist mehr darin als im Körper des Menschen Fibern und Gefäße sind; denn der böse Mensch ist eine Hölle in kleinster Form, und die Hölle besteht aus Myriaden von Myriaden, und jeder daselbst ist seiner Form nach Mensch, obgleich ein monströser, und alle Fibern und alle Gefäße in ihm sind verkehrt; sein Geist selbst ist Böses, und erscheint ihm als eines; allein so Unzähliges in ihm ist, so viele Begierden jenes Bösen sind auch. Jeder Mensch ist nämlich sein Böses oder sein Gutes vom Haupt bis zur Fußsohle: da nun der Böse so beschaffen ist, so ist offenbar, daß [er] ein Böses ist, zusammengesetzt aus unzählig Mannigfaltigen, welche jedes für sich Böses sind, und Begierden des Bösen genannt werden. Hieraus folgt, daß dieses alles in der Ordnung, in der es sich befindet, vom Herrn wieder hergestellt und umgekehrt werden muß, damit der Mensch gebessert werden könne, und daß dieses nur durch die göttliche Vorsehung des Herrn allmählich geschehen kann vom ersten Lebensalter des Menschen an bis zu seinem letzten. Jede Begierde des Bösen erscheint in der Hölle, wenn sie sich darstellt, als ein schädliches Tier, z.B. entweder als Drache, oder als Basilisk, oder als Natter, oder als Uhu, oder als Nachteule, usw.; ebenso erscheinen die Begierden des Bösen beim bösen Menschen, wenn er von den Engeln betrachtet wird: alle diese Formen der Begierden müssen einzeln umgewandelt werden. Der Mensch selbst, der seinem Geist nach als monströser Mensch oder Teufel erscheint, muß umgewandelt werden, damit er wie ein schöner Engel sei, und jede Begierde des Bösen muß umgewandelt werden, damit sie als Lamm, oder Schaf, oder als Taube und Turteltaube erscheine, wie denn auch die Neigungen der Engel zum Guten im Himmel so erscheinen, wenn sie dargestellt werden; aber die Umwandlung eines Drachen in ein Lamm, eines Basilisken in ein Schaf, eines Uhu in eine Taube kann nur allmählich dadurch geschehen, daß das Böse mit seinem Samen ausgerottet, und guter Same an seine Stelle eingepflanzt wird. Dies kann aber nicht anders bewirkt werden, als so, wie vergleichsweise beim Impfen der Bäume geschieht, deren Wurzeln mit einem Teil des Stammes bleiben, bei denen aber dennoch der eingeimpfte Zweig den durch die alte Wurzel ausgezogenen Saft in einen Saft verwandelt, der gute Früchte bringt; dieser einzupfropfende Zweig kann nirgend anderswoher genommen werden, als vom Herrn, Welcher der Baum des Lebens ist, was auch den Worten des Herrn gemäß ist: Joh.15/1-7. 

 

Das Zweite: Der Böse führt sich aus sich selbst immer tiefer in sein Böses. Es wird gesagt ‚aus sich‘, weil alles Böse aus dem Menschen ist; denn er verkehrt das Gute, das vom Herrn kommt, in Böses, wie oben gesagt worden. Der Böse führt sich aber eben darum immer tiefer ins Böse, weil er sich immer innerlicher und auch immer tiefer in die höllischen Vereine versetzt, je mehr er das Böse will und tut; daher auch der Lustreiz des Bösen wächst und seine Gedanken so sehr einnimmt, daß er zuletzt nichts Süßeres empfindet; und wer sich immer innerlicher und tiefer in die höllischen Vereine versetzt, wird wie mit Fesseln umstrickt; solange er aber in der Welt lebt, fühlt er die Fesseln nicht; sie sind wie aus weicher Wolle, oder aus zarten Seidenfäden, die er liebt, weil sie kitzeln; nach dem Tode aber werden diese Fesseln aus weichen zu harten, und aus kitzelnden zu stechenden. Daß der Lustreiz des Bösen wächst, ist bekannt von den Diebstählen, Beraubungen, Plünderungen, Rachehandlungen, Herrsch- und Wucherkünsten und anderem. Wer fühlt nicht bei diesen nach Maßgabe des Gelingens und der ungehemmten Ausübung Erhöhung des Lustreizes? Bekannt ist, daß der Dieb bei seinen Diebstählen eine solche Lust empfindet, daß er nicht davon abstehen kann, und daß er, was wunderbar ist, ein gestohlenes Geldstück mehr liebt, als zehn geschenkte. Ebenso würde es beim Ehebruch sein, wenn nicht dafür gesorgt wäre, daß dieses Böse je nach dem Mißbrauch an Kraft abnimmt; dennoch aber bleibt bei vielen die Lust, daran zu denken und davon zu sprechen, und wenn nicht weiteres, doch noch die Lüsternheit der Berührung. Man weiß aber nicht, daß dieses daher kommt, daß ein solcher sich immer innerlicher und immer tiefer in die höllischen Vereine versetzt, je mehr er aus seinem Willen und Denken das Böse begeht. Ist es nur im Denken und nicht im Willen, so ist er noch nicht mit dem Bösen in einem höllischen Verein; er tritt aber dann ein, wenn es auch in seinem Willen ist; wenn er dann auch denkt, daß dieses Böse gegen die Vorschriften der Zehn Gebote sei, und diese für göttlich hält, dann begeht er es aus Vorsatz, und sinkt dadurch so tief, daß er nur durch tätige Buße wieder aus demselben herausgeführt werden kann. Man muß wissen, daß in Ansehung seines Geistes jeder Mensch sich in der geistigen Welt in einem Verein daselbst befindet, der böse Mensch in einem höllischen Verein, und der gute Mensch in einem himmlischen Verein; er erscheint auch bisweilen daselbst, wenn er in tiefes Nachdenken versunken ist. Ferner, daß, so wie der Ton mit der Rede sich in der Luft rings umher verbreitet in der natürlichen Welt, so auch die Neigung mit ihrem Denken sich rings umher in die Vereine verbreitet in der geistigen Welt; es besteht auch hier Entsprechung, denn die Neigung entspricht dem Ton, und das Denken der Rede. 

 

Das Dritte: Die göttliche Vorsehung ist bei den Bösen eine beständige Zulassung des Bösen, zu dem Ende, daß eine fortwährende Ablenkung sei. Die göttliche Vorsehung ist bei den bösen Menschen eine fortwährende Zulassung, weil aus dem Leben dieser nur Böses hervorgehen kann; denn der Mensch ist entweder im Guten oder im Bösen; er kann nicht in beiden zugleich sein, auch nicht abwechselnd, außer er sei lau; und das Böse des Lebens wird nicht vom Herrn in den Willen und durch diesen in das Denken gebracht, sondern vom Menschen, und dies wird Zulassung genannt. Weil nun alles, was der böse Mensch will und denkt, der Zulassung angehört, so fragt sich, worin denn hier die göttliche Vorsehung bestehe, von der gesagt wird, daß sie im Einzelnsten walte bei jedem Menschen, dem bösen sowohl als dem guten. Sie besteht aber darin, daß sie fortwährend um des Zweckes willen zuläßt, und zwar solches, was dem Zweck dient, und nichts anderes, und daß sie das Böse, das infolge der Zulassung hervorgeht, beständig mustert, absondert, reinigt, und das Unangemessene hinwegweist, und auf unbekannten Wegen fortschafft: dies geschieht besonders im inneren Willen des Menschen, und aus diesem in seinem inneren Denken. Die göttliche Vorsehung zeigt sich auch fortwährend darin, daß sie Sorge trägt, daß das, was hinweggewiesen und fortgeschafft werden muß, nicht wieder vom Willen aufgenommen werde, weil alles, was vom Willen aufgenommen wird, dem Menschen angeeignet wird; was aber ins Denken aufgenommen wird und nicht in den Willen, das wird abgesondert und fortgeschafft. Hierin besteht die fortwährende Vorsehung des Herrn bei den Bösen, die, wie gesagt, eine fortwährende Zulassung ist zu dem Ende, daß eine beständige Ablenkung sei. Hiervon weiß der Mensch kaum etwas, weil er es nicht wahrnimmt. Daß er es nicht wahrnimmt, kommt hauptsächlich daher, daß das Böse den Begierden seiner Lebensliebe angehört, und nicht als Böses, sondern als Angenehmes empfunden wird, auf das niemand achtet. Wer merkt auf die Lustreize seiner Liebe? In diesen schwimmt sein Denken, wie der Kahn, der auf der Strömung eines Flusses dahin treibt, und sie werden empfunden, wie eine lieblich duftende Atmosphäre, die man in vollen Zügen einatmet. Nur im äußeren Denken kann man etwas von denselben empfinden, dennoch aber merkt man auch hier nicht darauf, wenn man nicht wohl weiß, daß sie böse sind. Doch hiervon mehr in dem nun Folgenden. 

 

Das Vierte: Die Ablenkung vom Bösen geschieht auf tausenderlei, ja auf die geheimste Weise vom Herrn. Nur einiges wurde mir hiervon entdeckt, jedoch bloß das Allgemeinste, daß nämlich die Lustreize der Begierden, von denen der Mensch nichts weiß, haufen- und bündelweise in die inneren Gedanken gebracht werden, die der Geist des Menschen sind, und von da in seine äußeren Gedanken, in denen sie unter einiger Empfindung von Wollust, Annehmlichkeit oder Verlangen erscheinen, und hier vermischen sie sich mit den natürlichen und sinnlichen Lustreizen; hier sind die Mittel der Ausscheidung und Reinigung, und auch die Wege der Ablenkung und Fortschaffung. Solche Mittel sind vorzüglich die Lustreize des Nachsinnens, des Denkens, der Reflexion um gewisser Zwecke willen, die sich auf das Nutzenschaffen beziehen; und solcher Zwecke, die das Nützliche zum Gegenstand haben, gibt es ebenso viele als es Besonderes und Einzelnes gibt in irgendeinem Geschäft oder Wirkungskreis; dann auch ebenso viele, als es Lustreize der Reflexion gibt um der Zwecke willen, damit man als rechtlichgesinnter und sittlicher, und auch als geistlicher Mensch erscheine, abgesehen von dem Unangenehmen, das dazwischentritt. Weil diese Lustreize Angehör seiner Liebe im äußeren Menschen sind, so sind sie Mittel der Ausscheidung, der Reinigung, der Absonderung und Entfernung der Lustreize der Begierden des Bösen im inneren Menschen. Ein ungerechter Richter z.B., der Gewinn oder Freundschaft als Zweck oder als das Nützliche seines Amtes im Auge hat, ist innerlich beständig in diesen, äußerlich aber in dem, daß er als Gesetzkundiger und Gerechter handle. Er ist fortwährend im Lustreiz des Nachsinnens, Denkens, Überlegens und Bestrebens, das Recht zu drehen, zu wenden, anzubequemen und anzupassen, bis es als mit den Gesetzen übereinstimmend und der Gerechtigkeit gemäß erscheine; er weiß aber nicht, daß sein innerer Lustreiz in Schlauheiten, Betrügereien, heimlichen Diebstählen, Ränken und vielem anderen besteht, und daß diese aus so vielen Lustreizen der Begierden zum Bösen zusammengesetzte Lust herrscht in allem und jedem Einzelnen seines äußeren Denkens, in welchem die Lustreize sind, als gerecht und redlich zu erscheinen. In diese äußeren Lustreize senken sich die inneren Lustreize herab, und vermischen sich wie die Speisen im Magen, und werden daselbst geschieden, gereinigt und entfernt, gleichwohl jedoch keine anderen Lustreize der Begierden zum Bösen, als die verderblicheren; denn beim bösen Menschen gibt es keine andere Ausscheidung, Reinigung und Entfernung als die des verderblicheren Bösen vom weniger verderblichen, beim guten Menschen aber findet Ausscheidung, Reinigung und Entfernung nicht nur des verderblicheren, sondern auch des weniger verderblichen Bösen statt, und dies geschieht vermittelst der Lustreize der Neigungen des Guten und Wahren, und des Gerechten und Redlichen, in die er kommt, insoweit er das Böse als Sünde betrachtet, und deshalb es flieht und verabscheut, und mehr noch, wenn er dagegen kämpft: dies sind die Mittel, durch die der Herr alle reinigt, die selig werden; ebendieselben reinigt er auch durch äußere Mittel, die sich auf Ruhm, Ehre und bisweilen auch auf Gewinn beziehen; in diese werden jedoch vom Herrn die Lustreize der Neigungen zum Guten und Wahren gelegt, durch die jene geleitet und zu Lustreizen der Nächstenliebe zubereitet werden. Wenn jemand die Lustreize der Begierden zum Bösen in irgendeiner Form beisammen erblickte, oder sie mit einiger Empfindung deutlich wahrnähme, so würde er sie in solcher Zahl erblicken und wahrnehmen, daß sie nicht bestimmt werden könnten; denn die ganze Hölle ist nichts als die Form aller Begierden zum Bösen, und daselbst ist keine Begierde zum Bösen der anderen ganz ähnlich oder dieselbe, und es kann in Ewigkeit keine geben, die der anderen ganz ähnlich oder mit ihr einerlei wäre; und von diesen unzähligen weiß der Mensch kaum etwas, und noch weniger wie sie verbunden sind, und dennoch wird vom Herrn durch Seine göttliche Vorsehung fortwährend zugelassen, daß sie hervortreten, zu dem Ende, daß sie entfernt würden, was in vollständiger Ordnung und Reihenfolge geschieht. Der böse Mensch ist eine Hölle in kleinster Form, so wie der gute Mensch ein Himmel in kleinster Form ist. Daß die Ablenkung vom Bösen auf tausenderlei, und auf die geheimste Weise vom Herrn geschehe, kann man nicht besser ersehen, und somit erschließen, als aus den geheimen Tätigkeiten der Seele im Körper, und zwar gehören zu denen, von denen der Mensch weiß, folgende: daß er die Speise, die er essen will, sieht, durch den Geruch empfindet, nach ihr verlangt, sie schmeckt, mit den Zähnen zermalmt, vermittelst der Zunge in die Speiseröhre bringt, und so in den Magen; zu den geheimen Tätigkeiten der Seele aber, von denen der Mensch nichts weiß, weil er sie nicht fühlt, gehören folgende: daß der Magen die empfangenen Speisen zusammenwälzt [convolvit], durch die Auflösungsmittel auflöst und zerteilt, d.h. verdaut, und das Angemessene den hier sich öffnenden Mündungen und Gefäßen darreicht, die es einsaugen, und daß er einiges in das Blut, einiges in die Saugadern [vasa lymphatica], und einiges in die Milchgefäße des Gekröses verweist, einiges aber in die Gedärme hinabläßt; ferner, daß der Speisesaft aus seinem Behälter im Gekröse durch den Brustgang unten hindurch in die Hohlader gebracht wird, und so in das Herz, und vom Herzen in die Lunge, und von dieser durch die linke Herzkammer in die Pulsader, und von da durch Verzweigungen in die Eingeweide des ganzen Körpers, und auch in die Nieren, in deren jedem eine Scheidung und Reinigung des Blutes, und eine Entfernung des Fremdartigen stattfindet; zu geschweigen, wie das Herz sein in der Lunge gereinigtes Blut in das Gehirn entsendet, was durch Schlagadern geschieht, welche Carotiden genannt werden, und wie das Gehirn das belebte Blut wieder zurücksendet in die Hohlader, (unmittelbar über der Stelle, wo der Brustgang den Speisesaft hineinbringt) und so wiederum in das Herz. Dieses und noch unzähliges andere sind die geheimen Tätigkeiten der Seele im Körper. Der Mensch empfindet von ihnen nichts, und wer nicht der Anatomie kundig ist, weiß auch nichts davon; und doch geschieht ähnliches im Inneren des menschlichen Gemüts; denn es kann nichts im Körper geschehen, außer von daher; denn das Gemüt des Menschen ist sein Geist, und sein Geist ist ebensosehr Mensch, nur mit dem Unterschied, daß das, was im Körper geschieht, in natürlicher Weise geschieht, und das, was im Geist geschieht, in geistiger Weise geschieht; es besteht hier durchgängige Ähnlichkeit. Hieraus erhellt, daß die göttliche Vorsehung auf tausenderlei, und zwar auf die geheimste Weise bei einem jeden Menschen wirkt, und fortwährend bezweckt, ihn zu reinigen, weil sie seine Seligkeit bezweckt, und daß sie dem Menschen nichts weiteres auflegt, als das Böse im äußeren Menschen zu entfernen; für das übrige sorgt der Herr, wenn Er angerufen wird.

 

(297)

III. Die Bösen können vom Herrn nicht gänzlich vom Bösen abgelenkt, und im Guten geführt werden, solange sie die menschliche Klugheit für alles, und die göttliche Vorsehung für nichts halten. Es scheint als ob der Mensch sich selbst vom Bösen abführen könne, wenn er nur denkt, dies oder jenes sei gegen das gemeine Beste, gegen das Nützliche, und gegen das Recht des Volkes oder der Völker: dies vermag sowohl der Böse als der Gute, wenn er nur durch Geburt oder Übung so beschaffen ist, daß er inwendig bei sich analytisch und vernünftig mit Klarheit denken kann; dennoch aber kann er sich nicht selbst vom Bösen ablenken. Der Grund ist, weil das Vermögen, die Dinge auch abstrakt zu erkennen und zu fassen, jedem, sowohl dem Bösen als dem Guten, vom Herrn verliehen ist, wie oben hin und wieder gezeigt wurde; gleichwohl jedoch kann durch dasselbe der Mensch sich nicht aus dem Bösen herausführen; denn das Böse gehört dem Willen an, und der Verstand hat keinen Einfluß in den Willen, außer allein mit seinem Licht, mit dem er erleuchtet und belehrt, und wenn die Wärme des Willens, d.h. die Lebensliebe des Menschen von der Begierde zum Bösen erhitzt ist, dann ist er kalt in Rücksicht der Neigung zum Guten, weshalb er sie nicht aufnimmt, sondern sie verwirft oder auslöscht, oder durch irgendein ausgesonnenes Falsche in Böses verkehrt. Es geht hier wie mit dem Licht des Winters, das ebenso hell ist wie das Licht des Sommers, das, wenn es in kalte Bäume einfließt, ebenso wirkt. Dies läßt sich aber vollständiger erkennen in folgender Ordnung: 

 

1) Wenn der Wille im Bösen ist, so sieht die eigene Klugheit nur Falsches, und will und kann auch nichts anderes sehen. 

 

2) Wenn die eigene Klugheit dann das Wahre sieht, so wendet sie sich ab, oder verfälscht es. 

 

3) Die göttliche Vorsehung wirkt beständig dahin, daß der Mensch das Wahre sehe, und gibt auch die Neigung, es zu fassen, und auch es aufzunehmen. 

 

4) Hierdurch wird der Mensch vom Bösen abgelenkt, nicht durch sich, sondern vom Herrn.

 

(298)

Damit aber dies klar werde vor dem Vernunftmenschen, sei er nun böse oder gut, also im Licht des Winters oder in dem des Sommers, (denn in beiden erscheinen die Farben auf gleiche Weise), so ist es in seiner Ordnung zu erklären: 

 

Das Erste: Die eigene Einsicht sieht, wenn der Wille im Bösen ist, nur das Falsche, und will und kann nichts anderes sehen. Dies ist öfter in der geistigen Welt gezeigt worden. Ein jeglicher Mensch wird, wenn er ein Geist wird, was nach dem Tode geschieht, (denn dann zieht er den materiellen Körper aus und zieht den geistigen an), abwechselnd in die beiden Zustände seines Lebens versetzt, in den äußeren und in den inneren: ist er im äußeren Zustand, dann redet und handelt er auch vernünftig und weise, ganz wie ein vernünftiger und weiser Mensch auf der Welt, und kann auch andere über vieles belehren, was zum bürgerlichen und sittlichen Leben gehört; und wenn er ein Prediger war, kann er auch lehren, was zum geistigen Leben gehört; wird er aber von diesem äußeren Zustand in seinen inneren versetzt, d.h. wird der äußere eingeschläfert und der innere erweckt, dann verändert sich, wenn er böse ist, die Szene, und er wird aus einem Vernünftigen ein Sinnlicher, und aus einem Weisen ein Tor; denn dann denkt er aus dem Bösen seines Willens und dem Lustreiz desselben, somit aus der eigenen Einsicht, und sieht nichts als Falsches, und tut nichts als Böses, indem er Bosheit für Weisheit, und List für Klugheit hält, und aus der eigenen Einsicht sieht er sich für einen Gott an, und legt sich mit ganzem Gemüt auf schändliche Künste. Solche Torheiten habe ich mehrmals gesehen, sowie auch, daß sie innerhalb einer Stunde zwei oder dreimal abwechselnd in jene Zustände versetzt wurden, und dann wurde ihnen gegeben, ihre Torheiten zu sehen, und sie anzuerkennen, dennoch aber wollten sie nicht im vernünftigen und sittlichen Zustand bleiben, sondern wendeten sich selbst freiwillig zum inneren sinnlichen und törichten Zustand; denn diesen liebten sie mehr als den anderen, weil in ihm der Lustreiz ihrer Lebensliebe war. Wer sollte glauben, daß der böse Mensch innerhalb seiner Gestalt so beschaffen sei, und eine solche Verwandlung erleide, wenn er innerhalb seiner kommt. Aus dieser Erfahrung allein schon kann man erkennen, von welcher Art die eigene Einsicht ist, wenn sie aus dem Bösen ihres Willens denkt und handelt. Anders geschieht es mit den Guten; wenn diese vom äußeren Zustand in den inneren versetzt werden, dann werden sie noch weiser und gesitteter. 

 

Das Zweite: Wenn die eigene Klugheit das Wahre sieht, wendet sie sich entweder ab, oder verfälscht es. Der Mensch hat ein eigenes Wollen und ein eigenes Erkennen; das eigene Wollen ist Böses, und das eigene Erkennen Falsches aus jenem; dieses ist zu verstehen unter dem ‚Willen des Mannes‘, und jenes unter dem ‚Willen des Fleisches‘: Joh.1/13. Das eigene Wollen ist seinem Wesen nach Selbstliebe, und das eigene Erkennen ist der Dünkel aus jener Liebe; diese beiden sind wie zwei Ehegatten, und ihre Verbindung heißt die Ehe des Bösen und Falschen. In diese Ehe wird jeder böse Geist versetzt, ehe er in die Hölle kommt; und wenn er in dieser ist, dann weiß er nicht, was Gutes ist; denn sein Böses nennt er Gutes, da er es als Angenehmes empfindet; und dann wendet er sich auch vom Wahren ab, und will es nicht sehen, weil er das mit seinem Bösen harmonierende Falsche anblickt wie das Auge das Schöne, und es hört, wie das Ohr das Harmonische. 

 

Das Dritte: Die göttliche Vorsehung wirkt beständig dahin, daß der Mensch das Wahre sehe, und verleiht auch die Neigung, es zu fassen und aufzunehmen. Dies geschieht, weil die göttliche Vorsehung vom Inneren heraus wirkt, und durch dieses einfließt in das Äußere, oder vom Geistigen in das, was im natürlichen Menschen ist, und durch das Licht des Himmels den Verstand erleuchtet, und durch die Wärme des Himmels den Willen belebt. Das Licht des Himmels ist aber seinem Wesen nach die göttliche Weisheit, und die Wärme des Himmels ist ihrem Wesen nach die göttliche Liebe, und aus der göttlichen Weisheit kann nur das Wahre, aus der göttlichen Liebe nur das Gute einfließen, und aus diesem gibt der Herr im Verstand die Neigung, das Wahre zu sehen, und auch, es zu fassen und aufzunehmen: und auf diese Weise wird der Mensch nicht nur der äußeren Gestalt nach Mensch, sondern auch der inneren nach. Wer will nicht als vernünftiger und geistiger Mensch erscheinen, und wer weiß nicht, daß er so erscheinen will, um von anderen für einen wahrhaften Menschen gehalten zu werden? Wenn er daher nur vernünftig und geistig ist in der äußeren Gestalt, und nicht zugleich in der inneren: ist er dann wohl ein Mensch? Ist er wohl etwas anderes als wie ein Schauspieler auf dem Theater, oder wie ein Affe, der ein beinahe menschliches Angesicht hat? Kann man nicht hieraus erkennen, daß nur derjenige wahrhaft Mensch ist, der innerlich so ist, wie er vor anderen scheinen will? Wer das eine anerkennt, muß auch das andere anerkennen. Die eigene Einsicht kann nur dem Äußeren menschliche Gestalt verleihen, die göttliche Vorsehung aber verleiht dem Innere n, und durch das Innere dem Äußeren jene Gestalt, nach deren Annahme der Mensch nicht als Mensch erscheint, sondern Mensch ist. 

 

Das Vierte: Hierdurch wird der Mensch vom Bösen abgebracht, nicht aus sich, sondern aus dem Herrn. Wenn die göttliche Vorsehung den Menschen das Wahre sehen läßt, und ihm zugleich die Neigung dazu verleiht, so kann er vom Bösen abgebracht werden, weil das Wahre Fingerzeige und Vorschriften gibt, und wenn der Wille diese befolgt, so verbindet er sich mit jenem, und verwandelt in sich das Wahre in Gutes, denn es wird dann Angehör seiner Liebe, und was der Liebe angehört, ist Gutes: alle Besserung geschieht durch die Wahrheit, und nicht ohne sie; denn ohne das Wahre ist der Wille beständig in seinem Bösen, und wird, wenn er den Verstand zu Rate zieht, nicht belehrt, sondern das Böse wird durch Falsches begründet. Was die Einsicht anbelangt, so erscheint sie zwar als die seinige und als Eigentum, bei dem guten sowohl als bei dem bösen Menschen, und der gute wird ebenso gehalten, wie aus eigener Einsicht zu handeln, wie der böse; es wird aber nur derjenige vom Bösen abgebracht, der an die göttliche Vorsehung glaubt, nicht der, welcher nicht an sie glaubt; und zwar glaubt derjenige an sie, der anerkennt, daß das Böse Sünde ist, und von ihm abgebracht werden will; und wer dies nicht anerkennt und will, glaubt nicht an sie. Der Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Einsicht ist wie der zwischen dem, von dem man glaubt, es sei an sich, und dem, von dem man glaubt, es sei nicht an sich und nur wie an sich [in se]; ferner, wie zwischen einem Äußeren ohne ein ihm ähnliches Innere, und einem Äußeren mit einem ihm ähnlichen Inneren; also auch, wie zwischen den Reden und Gebärden der Mimiker und Schauspieler, welche die Rolle von Königen, Fürsten und Feldherrn spielen, und zwischen den Königen, Fürsten und Feldherrn selbst; diese sind dem Inneren und zugleich dem Äußeren nach solche, jene aber nur dem Äußeren nach, und wenn dies abgelegt ist, nennt man sie Komödianten, Gaukler und Operntänzer.

 

(299)

IV. Der Herr regiert die Hölle durch Gegensätze, die Bösen aber, die in der Welt sind, regiert er in der Hölle in betreff des Inneren, aber nicht in betreff des Äußeren. Wer nicht weiß, wie der Himmel und wie die Hölle beschaffen ist, kann durchaus nicht wissen, wie das menschliche Gemüt beschaffen ist. Das Gemüt des Menschen ist aber sein Geist, der nach dem Tode lebt. Der Grund ist, weil das Gemüt oder der Geist des Menschen in jeder Form ist, in welcher der Himmel oder die Hölle ist. Es findet gar kein Unterschied statt, außer daß das eine das Größte, und das andere das Kleinste ist, oder, daß das eine das Abbild und das andere das Urbild ist; weshalb der Mensch dem Gemüt oder Geiste nach entweder ein Himmel oder eine Hölle in kleinster Form ist; ein Himmel ist, wer vom Herrn, und eine Hölle, wer von seinem Eigenen geführt wird. Da mir nun gegeben wurde, die Beschaffenheit von Himmel und Hölle zu erkennen, und es von Wichtigkeit ist, zu wissen, wie der Mensch seinem Gemüt oder Geist nach beschaffen ist, so will ich beides kurz beschreiben.

 

(300)

Alle, die sich im Himmel befinden, sind nichts als Neigungen des Guten und hieraus Gedanken des Wahren; und alle, die sich in der Hölle befinden, sind nichts als Begierden des Bösen und hieraus Einbildungen des Falschen; welche beiderseits so geordnet sind, daß die Begierden des Bösen und die Einbildungen des Falschen in der Hölle völlig entgegengesetzt sind den Neigungen des Guten und den Gedanken des Wahren im Himmel; weshalb die Hölle unter dem Himmel ist, schnurstracks ihm entgegengesetzt, somit gerade wie zwei Menschen, die in entgegengesetzter Weise einander gegenüberliegen oder stehen wie Gegenfüßler, somit in umgekehrter Lage, und zwar die Fußsohlen gegeneinander gerichtet und einander tretend; wirklich erscheint auch zuweilen die Hölle in solcher Lage oder Richtung in Beziehung auf den Himmel. Der Grund ist, weil die, welche sich in der Hölle befinden, die Begierden des Bösen zum Haupt, und die Neigungen des Guten zu den Füßen machen, diejenigen hingegen, die im Himmel sind, die Neigungen des Guten zum Haupt, und die Begierden des Bösen zu den Fußsohlen machen, und somit ein wechselseitiger Gegensatz stattfindet. Es wird gesagt, im Himmel seien Neigungen des Guten und Gedanken des Wahren aus diesen, und in der Hölle Begierden des Bösen und Einbildungen des Falschen aus diesen, und darunter wird verstanden, daß es Geister und Engel seien, die so beschaffen sind; denn jeder ist seine Neigung oder seine Begierde; der Engel des Himmels seine Neigung, und der Geist der Hölle seine Begierde.

 

(301)

Die Engel sind Neigungen des Guten und Gedanken des Wahren hieraus, weil sie Aufnehmer der göttlichen Liebe und Weisheit des Herrn sind; und zwar sind alle Neigungen des Guten aus der göttlichen Liebe, und alle Gedanken des Wahren aus der göttlichen Weisheit; die Geister der Hölle dagegen sind Begierden des Bösen und die hieraus hervorgehenden Einbildungen des Falschen, weil sie in Selbstliebe und in eigener Einsicht sind; und zwar sind alle Begierden des Bösen aus der Selbstliebe, und die Einbildungen des Falschen aus der eigenen Einsicht. 

 

(302)

Die Einordnung der Neigungen im Himmel und der Begierden in der Hölle ist wunderbar und nur dem Herrn bekannt; sie sind beiderseits unterschieden in Gattungen und Arten, und so verbunden, daß sie als eine Einheit zusammenwirken; und weil sie in Gattungen und Arten unterschieden sind, so sind sie auch in größere und kleinere Vereine unterschieden, und weil sie zu einer Einheit verbunden sind, so stehen sie so in Verbindung, wie alles, was im Menschen ist. Daher ist der Himmel in seiner Form wie ein schöner Mensch, dessen Seele die göttliche Liebe und Weisheit, somit der Herr ist; die Hölle dagegen ist in ihrer Form wie ein mißgestalteter Mensch, dessen Seele die Selbstliebe und eigene Einsicht, somit der Teufel ist; denn es gibt keinen Teufel, der dort allein Herr wäre, sondern die Selbstliebe wird so genannt.

 

(303)

Damit man aber besser erkenne, wie der Himmel und wie die Hölle beschaffen ist, so denke man sich statt der Neigungen zum Guten die Lustreize des Guten, und statt der Begierden des Bösen die Lustreize des Bösen; denn es gibt keine Neigung und Begierde ohne Lustreize; diese machen das Leben eines jeden aus; sie sind das, was so eingeteilt und verbunden ist, wie oben von den Neigungen des Guten und von den Begierden des Bösen gesagt wurde. Der Lustreiz seiner Neigung erfüllt und umgibt jeden Engel des Himmels, und ebenso umgibt der gemeinsame Lustreiz jeden Verein des Himmels, und der Lustreiz aller zusammen oder der gemeinsamste den ganzen Himmel. Auf gleiche Weise erfüllt und umgibt jeden Geist der Hölle die Lust seiner Begierde, und die gemeinsame Lust jeden Verein der Hölle, und die Lust aller oder die gemeinsamste die ganze Hölle. Weil nun, wie oben gesagt worden, die Neigungen des Himmels und die Begierden der Hölle einander schnurstracks entgegengesetzt sind, so ist offenbar, daß der Lustreiz des Himmels in der Hölle als etwas so Widriges empfunden wird, daß sie ihn nicht ertragen können, und umgekehrt, der Lustreiz der Hölle etwas ebenso Widriges im Himmel ist, daß sie ihn auch nicht ertragen können. Daher kommt auch die Antipathie, der Widerwille und die Trennung.

 

(304)

Weil jene Lustreize das Leben eines jeden im besonderen und aller im allgemeinen ausmachen, so werden sie nicht von denen empfunden, die in ihnen sind, sondern die entgegengesetzten werden empfunden, sobald sie sich nähern, besonders, wenn sie in Gerüche verwandelt werden; denn jeder Lustreiz entspricht einem Geruch und kann sich in der geistigen Welt in einen solchen verwandeln. Dann wird der gemeinsame Lustreiz im Himmel empfunden wie der Geruch eines Gartens, mit Mannigfaltigkeit je nach den Düften aus den Blumen und Früchten darin; und der gemeinsame Lustreiz in der Hölle wird empfunden wie stehendes Wasser, in das verschiedener Unrat geworfen worden, mit Mannigfaltigkeit je nach den Übelgerüchen von den fauligen und stark ausdünstenden Substanzen darin. Auf welche Weise aber der Lustreiz einer jeden Neigung zum Guten im Himmel, und auf welche der Lustreiz jeder Begierde zum Bösen in der Hölle empfunden werde, ist [mir] auch zu wissen gegeben worden; es wäre aber zu weitläufig, es hier auseinanderzusetzen.

 

(305)

Ich habe mehrere Ankömmlinge aus der Welt darüber sich beklagen hören, daß sie nicht gewußt hätten, daß das Los ihres Lebens sich nach den Neigungen ihrer Liebe richten werde. Sie sagten, an jene hätten sie in der Welt nicht gedacht, noch weniger an die Lustreize derselben, weil sie das geliebt hätten, was ihnen angenehm war; sie hätten nur geglaubt, daß bei jedem das zukünftige Los sich nach den Gedanken aus seiner Einsicht richten werde, besonders nach den aus der Frömmigkeit, und auch nach den aus dem Glauben kommenden Gedanken. Es wurde ihnen aber geantwortet, „sie hätten wissen können, wenn sie gewollt hätten, daß das Böse des Lebens dem Himmel unangenehm und Gott mißfällig, der Hölle hingegen angenehm und dem Teufel wohlgefällig sei, und umgekehrt, daß das Gute des Lebens dem Himmel angenehm und Gott wohlgefällig, der Hölle aber unangenehm und dem Teufel mißfällig sei; und somit auch, daß das Böse in sich übel rieche, und das Gute in sich lieblich dufte; und da sie dies hätten wissen können, wenn sie gewollt hätten, warum sie denn nicht das Böse geflohen hätten als Höllisches und Teuflisches, und warum sie es einzig darum begünstigt hätten, weil es angenehm war? und da sie nun wüßten, daß die Lustreize des Bösen so widrig riechen, so könnten sie auch wissen, daß die so Riechenden nicht in den Himmel kommen können“. Nach dieser Antwort begaben sie sich zu denen, die in gleichen Lustreizen waren, weil sie nur hier, und nicht anderswo atmen konnten.

 

(306)

Aus der eben gegebenen Vorstellung von Himmel und Hölle läßt sich ersehen, wie das Gemüt des Menschen beschaffen ist; denn, wie gesagt, das Gemüt oder der Geist des Menschen ist entweder ein Himmel oder eine Hölle in kleinster Form; das Innere desselben besteht nämlich aus lauter Neigungen und den Gedanken aus diesen, die in Gattungen und Arten, gleichsam in größere und kleinere Vereine abgeteilt, aber so verbunden sind, daß sie als ein Ganzes zusammenwirken; und der Herr regiert dieselben auf ähnliche Weise, wie Er Himmel und Hölle regiert. Daß der Mensch entweder ein Himmel oder eine Hölle in kleinster Form sei, sehe man im Werk vom »Himmel und Hölle« (zu London im J. 1758 herausgegeben) Nr. 51-87. 

 

(307)

Wir kehren nun wieder zu dem aufgestellten Satz zurück, daß der Herr die Hölle durch Gegensätze regiere, und daß Er die Bösen, die in der Welt sind, in der Hölle regiere in Ansehung ihres Inneren, nicht aber in Ansehung ihres Äußeren. 

 

Was das Erste anbelangt, daß der Herr die Hölle durch Gegensätze regiere, so wurde oben Nr. 288, 289 gezeigt, daß die Engel des Himmels in Liebe und Weisheit, oder in der Neigung des Guten und dem aus dieser stammenden Denken des Wahren nicht aus sich seien, sondern vom Herrn, und daß aus dem Himmel Gutes und Wahres in die Hölle einfließe, das Gute aber daselbst in Böses, und das Wahre in Falsches verkehrt werde, und dies darum, weil das Innere ihres Gemüts in der entgegengesetzten Richtung ist: da nun alle Teile der Hölle allen Teilen des Himmels entgegengesetzt sind, so folgt, daß der Herr die Hölle durch Gegensätze regiert. 

 

Das Zweite: Der Herr regiert die Bösen, die in der Welt sind, in der Hölle, weil der Mensch seinem Geist nach in der geistigen Welt ist, und daselbst sich in irgendeinem Verein befindet, und zwar in einem höllischen Verein, wenn er böse, und in einem himmlischen Verein, wenn er gut ist; denn das Gemüt des Menschen, das an sich geistig ist, kann nirgends anderswo als unter geistigen sein, unter die es auch nach dem Tode kommt; daß es sich so verhalte, ist auch oben schon gesagt und nachgewiesen worden. Der Mensch befindet sich aber nicht daselbst wie ein Geist, der in einen Verein eingereiht ist; denn der Mensch ist fortwährend im Stande der Besserung, und wird daher seinem Leben und den Veränderungen desselben gemäß durch den Herrn von einem Verein der Hölle in einen anderen versetzt, wenn er böse ist; läßt er sich aber bessern, so wird er aus der Hölle herausgenommen und allmählich in den Himmel eingeführt, und auch hier von einem Verein in den anderen versetzt, und so bis zu seinem Tode, nach welchem er nicht mehr von einem Verein daselbst in den anderen gebracht wird, weil er dann nicht mehr in einem Stande der Besserung ist, sondern in dem [Zustand] bleibt, in welchem er sich seinem Leben gemäß befindet. Deshalb ist der Mensch, sobald er stirbt, auch in seine Stelle eingereiht. 

 

Das Dritte: Der Herr leitet die Bösen in der Welt auf diese Weise ihrem Inneren nach, anders aber ihrem Äußeren nach. Das Innere des menschlichen Gemüts leitet der Herr so, wie eben gesagt wurde, das Äußere aber in der Geisterwelt, die in der Mitte ist zwischen Himmel und Hölle. Der Grund hiervon ist, weil der Mensch gemeiniglich ein anderer ist in seinem Äußeren als er in seinem Inneren ist; denn er kann sich in seinem Äußeren in einen Engel des Lichtes verstellen, und doch im Inneren ein Geist der Finsternis sein; weshalb in anderer Weise sein Äußeres geleitet wird, und in anderer sein Inneres; sein Äußeres wird in der Geisterwelt geleitet, sein Inneres aber im Himmel oder in der Hölle, solange er in der Welt lebt. Daher kommt er auch, wenn er stirbt zuerst in die Geisterwelt, und hier in sein Äußeres, und dieses wird hier abgelegt, und wenn es abgelegt ist, so gelangt er in seine Stelle, in die er eingereiht ist. Was und wie beschaffen die Geisterwelt sei, sehe man im Werk über »Himmel und Hölle« Nr. 421- 535.

 

 


(16)

 

Die göttliche Vorsehung eignet keinem Böses oder Gutes zu, sondern die eigene Klugheit eignet sich beides zu

 

 

(308)

Fast von einem jeden wird geglaubt, daß der Mensch aus sich denke und wolle, und somit aus sich rede und handle: wer könnte auch anders glauben, da er aus sich, mit dem Anschein, daß es wirklich so sei, so tatkräftig ist, daß es in nichts verschieden ist von dem wirklich aus sich denken, wollen, reden und tun, welches doch nicht stattfinden kann? In der »Engelsweisheit betreffend die göttliche Liebe und der göttlichen Weisheit« wurde bewiesen, daß es nur ein Leben gebe, und daß die Menschen Aufnehmer des Lebens seien; ferner, daß der Wille des Menschen Aufnahmeorgan der Liebe, und der Verstand des Menschen Aufnahmeorgan der Weisheit sei, welche beide jenes einzige Leben sind. Es wurde auch nachgewiesen, daß schon von der Schöpfung, und infolgedessen von der göttlichen Vorsehung her fortwährend jenes Leben im Menschen ganz als ihm gehörig, somit als sein eigenes erscheine, dieser Schein aber nur stattfinde, damit der Mensch Aufnahmeorgan sein könne. Es ist ferner oben Nr. 288-294 nachgewiesen worden, daß kein Mensch aus sich denke, sondern aus anderen, und auch diese anderen nicht aus sich, sondern alle aus dem Herrn, also sowohl der Böse als der Gute; dann auch, daß dies in der christlichen Welt bekannt sei, vorzüglich bei denen, die nicht nur sagen, sondern auch glauben, daß alles Gute und Wahre, ferner alle Weisheit, somit auch der Glaube und die Liebe, vom Herrn sei, und daß alles Böse und Falsche vom Teufel oder aus der Hölle stamme. Aus allem diesem kann sich keine andere Schlußfolge ergeben, als daß alles einfließe, was der Mensch denkt und will, und daß, weil alle Rede aus dem Denken fließt wie die Wirkung aus ihrer Ursache, und ebenso auch jede Handlung aus dem Willen, - auch alles das einfließe, was der Mensch redet und tut, obgleich auf abgeleitete oder mittelbare Weise. Daß alles einfließe, was der Mensch sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt, läßt sich nicht leugnen: warum also nicht auch das, was der Mensch denkt und will? Kann hier ein anderer Unterschied stattfinden, als der, daß in die Organe der äußeren Sinne oder des Körpers solches einfließt, was in der natürlichen Welt ist, dagegen aber in die organischen Substanzen der inneren Sinne oder des Gemüts solches, was in der geistigen Welt ist; und daß mithin, so wie die Organe der äußeren Sinne oder des Körpers Aufnahmegefäße für die natürlichen Objekte, so die organischen Substanzen der inneren Sinne oder des Gemüts Aufnahmegefäße für die geistigen Objekte sind? - Wenn aber der Zustand des Menschen von solcher Art ist, was ist dann sein Eigenes? Sein Eigenes ist nicht, daß er ein so oder so beschaffenes Aufnahmeorgan ist; denn dies ist nur seine Beschaffenheit in betreff der Aufnahme, aber nicht das Eigene seines Lebens. Unter dem Eigenen wird nämlich von niemand etwas anderes verstanden, als daß er aus sich lebe, und somit aus sich denke und wolle; daß aber dieses Eigene nicht beim Menschen sei, ja nicht sein könne, folgt aus dem oben Gesagten.

 

(309)

Ich will aber berichten, was ich von einigen in der geistigen Welt gehört habe; sie gehörten zu denen, die geglaubt hatten, die eigene Klugheit sei alles und die göttliche Vorsehung nichts. Ich sagte: „Der Mensch habe kein Eigenes, wenn man nicht sein Eigenes das nennen wolle, daß er ein solches oder solches Subjekt, ein solches oder solches Organ, eine solche oder solche Form ist; dies sei aber nicht das, was man unter Eigenem versteht, sondern nur eine Beschaffenheit; es habe aber kein Mensch ein Eigenes in dem Sinne, den man gemeinhin mit dem Eigenen verbindet“. Allein diejenigen, die der eigenen Klugheit alles zugeschrieben hatten, und die man auch in ihrem Abbild Eigentümler nennen kann, entbrannten hierüber so sehr, daß Flammen aus ihre Nasen hervorzusprühen schienen, indem sie riefen: „Du sprichst Paradoxes und Unsinniges! Wäre der Mensch nicht auf diese Weise ein Nichts und ein Leeres? Er würde entweder bloß eine Vorstellung und Phantasie, oder auch ein Schnitzbild oder eine Bildsäule sein?“ - Ich konnte hierauf nur erwidern: „Paradox und unsinnig ist es vielmehr zu glauben, daß der Mensch ein Leben aus sich sei, und daß Weisheit und Klugheit nicht von Gott einfließen, sondern im Menschen seien, und somit auch das Gute, das der tätigen Liebe, und das Wahre, das dem Glauben angehört. Dieses sich selbst zuschreiben, wird von jedem Weisen Unsinn genannt, und ist somit auch paradox; auch sind solche wie die, welche eines anderen Haus und Besitzung bewohnen, und während sie darin sind, sich bereden, dieselben gehören ihnen; oder wie Haushälter und Verwalter, die alles, was ihrem Herrn gehört, für das Ihrige ansehen: sie würden auch, wie die verwaltenden Knechte, denen der Herr Talente und Minen gab, um Handel damit zu treiben, nicht Rechenschaft darüber ablegen, sondern dieselben als ihr Eigentum behandeln und somit als Diebe handeln. Von diesen und jenen kann man sagen, daß sie unsinnig, ja nichtig und leer, ferner, daß sie Idealisten seien, weil sie das Gute, welches das eigentliche Sein des Lebens ist, nicht bei sich vom Herrn haben, und also auch nicht das Wahre. Es werden daher solche auch wirklich Tote genannt, desgleichen auch nichtig und leer: Jes.40/17,23; und anderwärts: Verfertiger des Bildes, ferner Schnitzbilder und Bildsäulen. Doch mehr hierüber im Folgenden, und zwar soll es in nachstehender Ordnung beleuchtet werden: 

 

1) Was ist eigene Klugheit, und was ist die nicht eigene Klugheit? 

 

2) Der Mensch beredet sich und begründet bei sich aus eigener Klugheit, daß alles Gute und Wahre von ihm und in ihm sei, und ebenso alles Böse und Falsche. 

 

3) Alle Selbstberedung und Begründung bleibt als Eigenes beim Menschen. 

 

4) Wenn der Mensch der Wahrheit gemäß glaubte, daß alles Gute und Wahre vom Herrn sei, und alles Böse und Falsche von der Hölle, so würde er sich weder das Gute zueignen und zum Verdienst anrechnen, noch das Böse sich aneignen, und sich desselben schuldig machen.

 

(310)

I. Was ist eigene, und was ist nicht eigene Klugheit? In der eigenen Klugheit sind diejenigen, welche die Scheinbarkeiten bei sich begründen, und sie als Wahrheiten hinstellen, besonders jene Scheinbarkeit, daß die eigene Klugheit alles sei, und die göttliche Vorsehung nichts, als etwas Allumfassendes, was jedoch nicht denkbar ist ohne das einzelne, aus dem es besteht, wie oben gezeigt wurde. Solche sind auch in Täuschungen befangen, denn jede Scheinbarkeit wird, wenn man sie als Wahrheit begründet, zur Täuschung; und inwieweit sie sich in solchen Täuschungen begründen, insoweit werden sie Naturalisten, und insoweit glauben sie nur das, was sie zugleich mit irgendeinem Sinn des Körpers begreifen können, besonders mit dem Sinn des Gesichtes, weil dieser vorzugsweise mit dem Denken in Einheit zusammenwirkt; solche werden zuletzt Sinnenmenschen [sensuales]; und wenn sie sich für die Natur gegen Gott begründen, so verschließen sie das Innere ihres Gemüts, und schieben gleichsam eine Decke zwischen ein, und denken dann unter der Decke, und zwar nichts, was über derselben ist. Solche Sinnenmenschen hießen bei den Alten ‚Schlangen des Baumes der Erkenntnis‘; und von ihnen sagt man in der geistigen Welt, daß sie, je mehr sie sich begründen, desto mehr auch das Innere ihres Gemüts, und zwar zuletzt bis zur Nase verschließen; denn die Nase bezeichnet das Innewerden des Wahren, und jenes [Verschließen] die Abwesenheit desselben. Wie sie beschaffen sind, soll nun gesagt werden: Sie sind vor anderen listig und schlau, und scharfsinnige Vernünftler; List und Schlauheit nennen sie Einsicht und Weisheit, und wissen auch nicht anders; diejenigen, die nicht so beschaffen sind, betrachten sie als Einfältige und Dummköpfe, besonders die Verehrer Gottes und die Bekenner der göttlichen Vorsehung; in Rücksicht der tieferliegenden Prinzipien ihres Gemüts sind sie wie die Machiavellisten, welche Mord, Ehebruch, Diebstahl und falsches Zeugnis, an sich betrachtet, für nichts achten, und wenn sie Gründe gegen dergleichen aufstellen, so geschieht es bloß aus Klugheit, damit sie nicht als solche erscheinen. Vom Leben des Menschen in der Welt denken sie nicht anders, als daß es dem Leben des Tieres ähnlich sei, und vom Leben des Menschen nach dem Tode, daß es wie ein Lebensdunst sei, der vom Leichnam oder dem Grab aufsteige und wieder zurückfalle, und so sterbe. Aus diesem Unsinn stammt auch die Vorstellung, daß die Geister und Engel Lufthauche seien, und bei denen, welchen der Glaube an ein ewiges Leben eingeprägt ist, daß auch die Seelen der Menschen dergleichen seien, und daß sie somit nicht sehen, hören und reden, mithin blind, taub und stumm seien, und nur in ihrem Luftteilchen denken. Sie sagen: Wie kann die Seele etwas anderes sein? Sind nicht die äußeren Sinne zugleich mit dem Körper tot? Ferner, sie können dieselben nicht eher wieder annehmen, als bei der Wiedervereinigung der Seele mit dem Leib. Und weil sie den Zustand der Seele nach dem Tode nur auf sinnliche, und nicht auf geistige Weise begreifen konnten, so setzten sie jenen [in solcher Weise] fest; sonst wäre ihr Glaube an das ewige Leben zugrunde gegangen. Vorzüglich begründen sie bei sich die Selbstliebe, und nennen diese das Lebensfeuer und eine Anreizung zu mannigfaltigen Nutzwirkungen im Reich; und weil sie so beschaffen sind, so sind sie ihre eigenen Götzen, und ihre Gedanken sind, da sie nur Täuschungen aus Täuschungen sind, Bilder des Falschen; und weil sie die Lustreize ihrer Begierden begünstigen, so sind sie Satane und Teufel; Satane werden nämlich diejenigen genannt, welche die Begierden des Bösen bei sich begründen, Teufel aber die, welche nach denselben leben. 

 

Wie die verschlagensten Sinnenmenschen beschaffen sind, wurde [mir] auch zu wissen gegeben; ihre Hölle ist tief im Rücken, und sie wollen unbemerkt sein; weshalb sie daselbst schwebend wie Gespenster [larvae] erscheinen, welches ihre Phantasien sind, und Genien genannt werden. Es wurden einst einige aus dieser Hölle heraufgelassen, damit ich ihre Beschaffenheit kennenlernte. Sie machten sich sogleich an meinen Nacken unter dem Hinterhaupt, und von da aus drangen sie in meine Neigungen ein, ohne in die Gedanken zu wollen, die sie geschickt vermieden, und meine Neigungen veränderten sie eine nach der anderen, mit der Absicht, sie unbemerkt in die entgegengesetzten zu verkehren, welche die Begierden zum Bösen sind, und sie würden auch, weil sie die Gedanken nicht berührten, dieselben ohne mein Wissen verkehrt und verdreht haben, wofern nicht der Herr es abgewendet hätte. Von dieser Art werden diejenigen, die in der Welt an kein Wirken der göttlichen Vorsehung glauben; sie spüren bei anderen nichts anderes auf, als ihre Begierden und Wünsche; und auf diese Weise lenken sie dieselben, bis sie endlich darüber herrschen; weil sie dies aber auf so geheime und listige Weise tun, daß der andere nichts davon weiß, und sie nach dem Tode sich selbst gleich werden, darum werden sie sogleich, wenn sie in die geistige Welt kommen, in jene Hölle hinabgeworfen. Im Licht des Himmels gesehen erscheinen sie ohne Nase; wobei zu verwundern ist, daß sie, obgleich sie so schlau sind, dennoch mehr als andere sinnlich sind. Weil die Alten den Sinnenmenschen ‚Schlange‘ nannten, und ein solcher mehr als andere listig, schlau, und ein scharfsinniger Vernünftler ist, darum wird gesagt: „Die Schlange war schlauer als alles Tier des Feldes“: 1Mo.3/1. So wie auch der Herr sagt: „Seid klug wie die Schlangen, und einfältig wie die Tauben“: Matth.10/16, und auch der Drache, der ebenfalls alte Schlange, Teufel und Satan heißt, wird beschrieben als „sieben Köpfe habend und zehn Hörner, und auf den Köpfen sieben Diademe“: Offb.12/3,9. Durch die sieben Köpfe wird die Schlauheit bezeichnet, durch die zehn Hörner die Macht der Überredung mittelst der Täuschungen, und durch die sieben Diademe werden die entweihten Heiligtümer des Wortes und der Kirche bezeichnet.

 

(311)

Aus dieser Beschreibung der eigenen Klugheit und derer, die in ihr sind, kann man sehen, wie die nicht eigene Klugheit beschaffen ist, und wie die, welche sich in ihr befinden, beschaffen sind, daß nämlich die nicht eigene Klugheit die Klugheit bei denen ist, die nicht bei sich begründen, daß Einsicht und Weisheit aus dem Menschen stammen, indem sie sagen: Wie könnte jemand aus sich weise sein, und wie kann jemand Gutes tun aus sich? Und indem sie dies sagen, sehen sie bei sich selbst, daß es so ist, denn sie denken innerlich, und glauben auch, daß andere ebenso denken, besonders die Gelehrten, weil sie nicht wissen, daß man auch bloß äußerlich denken kann. Sie sind nicht durch Begründung der Scheinbarkeiten in Täuschungen, und wissen daher, daß Morde, Ehebrüche, Diebstähle und falsche Zeugnisse Sünden sind, und fliehen deshalb dergleichen; [sie wissen] ferner, daß Bosheit nicht Weisheit, und Verschlagenheit nicht Einsicht ist; wenn sie scharfsinnige Vernünfteleien aus Täuschungen anhören, so wundern sie sich und lächeln bei sich darüber, und dies darum, weil bei ihnen kein Vorhang ist zwischen dem Inneren und dem Äußeren, oder zwischen dem Geistigen und dem Natürlichen des Gemüts, wie bei den Sinnenmenschen; daher nehmen sie den Einfluß aus dem Himmel auf, aus dem heraus sie solches schauen. Sie sprechen einfacher und aufrichtiger als andere, und setzen die Weisheit ins Leben und nicht ins Reden; sie sind in dieser Beziehung wie Lämmer und Schafe, während die, welche in eigener Klugheit sind, wie Wölfe und Füchse sind. Sie sind auch wie die, welche im Hause wohnen, und durch die Fenster den Himmel sehen, diejenigen hingegen, die in der eigenen Klugheit sind, wie die, welche im Grunde des Hauses wohnen, und durch ihre Fenster nur das sehen, was unter der Erde ist; jene sind ferner wie die, welche auf dem Berge stehen, und diejenigen, die in eigener Klugheit sind, als in Tälern und Wäldern Herumirrende sehen. Hieraus kann erhellen, daß die nicht eigene Klugheit die Klugheit aus dem Herrn ist, dem Äußeren nach in gleicher Erscheinung mit der eigenen Klugheit, in gänzlich von ihr verschiedener aber dem Inneren nach; dem Inneren nach erscheint die nicht eigene Klugheit in der geistigen Welt wie ein Mensch, die eigene Klugheit dagegen wie ein hohles Bild [simulacrum], das nur dadurch als einiges Leben habend erscheint, daß die, welche in derselben sind, dennoch Vernunftfähigkeit und Freiheit, oder das Vermögen zu erkennen und zu wollen, und somit zu reden und zu handeln haben, und daß sie durch diese Vermögen sich stellen können, als ob sie wirklich Menschen wären. Daß sie nur solche hohle Bilder sind, kommt daher, daß das Böse und Falsche nicht lebt, sondern nur das Gute und Wahre, und weil sie dies vermöge ihrer Vernunftfähigkeit können, (denn wenn sie es nicht könnten, so würden sie es auch nicht erheucheln), so haben sie etwas von menschlichem Leben in ihren Gestalten. Wer könnte nicht wissen, daß der Mensch so beschaffen ist, wie er innerlich ist, und daß folglich nur derjenige Mensch ist, der innerlich so beschaffen ist, wie er äußerlich scheinen will, und daß derjenige ein [hohles] Bild ist, der nur äußerlich Mensch ist, und nicht innerlich? Denke so, wie du sprichst, für Gott, für Religion, für Gerechtigkeit und Redlichkeit, dann wirst du ein Mensch sein, und die göttliche Vorsehung wird deine Klugheit sein; auch wirst du an anderen sehen, daß die eigene Klugheit Unsinn ist.

 

(312)

II. Der Mensch beredet sich, und begründet bei sich aus eigener Klugheit, daß alles Gute und Wahre aus ihm und in ihm sei; ebenso alles Böse und Falsche. Die Beweisführung geschehe durch die Analogie zwischen dem natürlichen Guten und Wahren, und dem geistigen Guten und Wahren. Es fragt sich: Was ist wahr und gut für das Gesicht des Auges? Ist das Wahre hier nicht das, was man schön [pulchr um] nennt, und nicht das Gute hier das, was man angenehm [jucundum] nennt? Denn beim Anblick schöner Gegenstände empfindet man das Angenehme. Was ist wahr und gut für das Gehör? Ist nicht das Wahre hier das, was man harmonisch nennt, und das Gute das, was man lieblich [amoenum] nennt? Denn man empfindet etwas Liebliches, wenn man Harmonisches hört. Ebenso bei den anderen Sinnen. Hieraus erhellt, was das natürliche Wahre und Gute sei. Man erwäge nun, was das geistig Wahre und Gute sei: ist das geistige Wahre etwas anderes, als das Schöne und Harmonische der geistigen Dinge und Objekte? Und ist das geistige Gute etwas anderes als das Angenehme und Liebliche, das aus der Wahrnehmung der Schönheit oder Harmonie derselben entspringt? Nun sehe man, ob man von dem einen anderes sagen könne, als vom anderen, nämlich vom Geistigen [anderes] als vom Natürlichen? Vom Natürlichen sagt man, daß das Schöne und Angenehme im Auge aus den Gegenständen, und das Harmonische und Liebliche im Ohr aus den Instrumenten einfließe; ist es denn anders in den organischen Substanzen des Gemüts? Bei letzteren sagt man, jenes sei in ihnen, bei ersteren aber, es fließe ein. Wird jedoch gefragt, warum man dort sage, es fließe ein, so kann die Antwort keine andere sein, als: weil eine Entfernung erscheint; [auf die Frage] hingegen, warum man sage, es sei darin, läßt sich nur antworten: weil keine Entfernung erscheint; folglich bewirkt nur die Scheinbarkeit der Entfernung, daß man von dem, was der Mensch denkt und wahrnimmt, eine andere Ansicht hat, als von dem, was er sieht und hört. Dies fällt jedoch, wenn man weiß, daß das Geistige nicht in einer Entfernung ist wie es das Natürliche ist. Denke nur an Sonne und Mond, oder an Rom und Konstantinopel: sind sie nicht in deinem Denken ohne Entfernung, wenn nur dein Gedanke sich nicht verbindet mit irgendeiner durch das Sehen oder Hören gemachten Erfahrung? Warum beredest du dich daher, daß, weil keine Entfernung im Denken erscheint, das Gute und Wahre, sowie das Böse und Falsche, darin sei, und nicht einfließe?  -

 

Ich will diesem eine Erfahrung beifügen, die in der geistigen Welt allgemein ist. Es kann nämlich ein Geist seine Gedanken und Neigungen in den anderen einfließen lassen, und dann weiß dieser nicht anders, als daß dies seinem eigenen Denken und seiner Neigung angehöre. Man heißt dies dort, aus einem anderen denken, oder in einem anderen denken. Ich habe dies tausendmal gesehen, und hundertmal selbst getan; und doch war der Anschein der Entfernung bemerkbar. Sobald sie aber wußten, daß es ein anderer war, der seine Gedanken und Neigungen eingab, wurden sie unwillig und wendeten sich ab, erkannten jedoch an, daß im inneren Sehen oder Denken keine Entfernung erscheine, wofern sie sich nicht herausstellt [nisi detegatur], wie in dem äußeren1 Sehen oder dem Auge, infolgedessen man dann glaube, daß es einfließt. Dieser Erfahrung will ich noch meine tägliche beifügen. Öfter brachten böse Geister in mein Denken Böses und Falsches, was so in mir erschien, als ob es in mir und aus mir wäre, oder als ob ich es selbst dächte; weil ich aber wußte, daß es Böses und Falsches war, so untersuchte ich, wer es in mich brachte, und dann wurden sie entdeckt und weggetrieben, und standen nun in großer Entfernung von mir. Hieraus läßt sich erkennen, daß alles Böse mit seinem Falschen aus der Hölle, und alles Gute mit seinem Wahren vom Herrn einfließt, und daß beides wie im Menschen liegend erscheint.

 

[1] dem äußeren, für: interno

 

(313)

Die Beschaffenheit derjenigen, die in eigener Klugheit sind, und derer, die in nicht eigener Klugheit sind, wird im Wort beschrieben unter Adam und Chavah, seinem Weib, im Garten Eden, wo zwei Bäume waren, der des Lebens, und der der Erkenntnis des Guten und Bösen, und unter dem Essen derselben von diesem Baum. Daß unter Adam und seinem Weibe Chavah im inneren oder geistigen Sinne die Älteste Kirche des Herrn auf dieser Erde, welche edler und himmlischer als die folgenden war, bezeichnet und beschrieben werde, sehe man oben Nr. 241. Durch das übrige wird folgendes bezeichnet: durch den Garten Eden wird bezeichnet die Weisheit der Menschen jener Kirche; durch den Baum des Lebens der Herr in betreff der göttlichen Vorsehung, und durch den Baum der Erkenntnis der Mensch in Rücksicht der eigenen Klugheit; durch die Schlange das Sinnliche und Eigene des Menschen, das an sich Selbstliebe und Stolz auf eigene Einsicht, somit der Teufel und Satan ist; durch das Essen vom Baum der Erkenntnis die Zueignung des Guten und Wahren, als ob es nicht vom Herrn stamme, und somit nicht dem Herrn angehöre, sondern vom Menschen herkomme, und daher Sache des Menschen sei; und weil das Gute und Wahre das Göttliche selbst beim Menschen ist, (denn unter dem Guten wird alles der Liebe, und unter dem Wahren alles der Weisheit Angehörige verstanden), deshalb muß der Mensch, wenn er sich dasselbe als das Seinige anmaßt, notwendig glauben, er sei wie Gott; daher auch die Schlange sagte: „An welchem Tage ihr davon essen werdet, werden eure Augen aufgetan werden, und ihr werdet sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses“: 1Mo.3/5. Dies tun auch diejenigen, die in der Selbstliebe, und somit durch den Stolz auf eigene Einsicht in der Hölle sind. Durch die Verdammung der Schlange wird bezeichnet die Verdammung [damnatio] der eigenen Liebe und der eigenen Einsicht; unter der Verdammung der Chavah die Verdammung des Eigenen im Willen, und unter der Verdammung des Adam die Verdammung des Eigenen im Verstand, unter den Dornen und Stachelgewächsen, welche die Erde ihm hervorsprossen lassen soll, wird bezeichnet lauter Böses und Falsches; durch die Vertreibung aus dem Garten wird bezeichnet der Verlust der Weisheit, durch die Bewachung des Weges zum Baum des Lebens der Schutz des Herrn, daß nicht die Heiligtümer des Wortes und der Kirche verletzt werden; durch die Feigenblätter, mit denen sie die Blößen bedeckten, werden die sittlichen Wahrheiten bezeichnet, durch die dasjenige verhüllt wird, was ihrer Liebe und ihrem Stolz angehört, und durch die Röcke von Fell, mit denen sie nachher bekleidet wurden, werden die Scheinbarkeiten des Wahren bezeichnet, in denen allein sie sich befinden. Dies ist die geistige Bedeutung davon. Es bleibe jedoch, wer da will, beim Buchstabensinn stehen; nur wisse er, daß es im Himmel so verstanden wird.

 

(314)

Die Beschaffenheit derer, die von eigener Einsicht betört sind, kann man erkennen an ihren Einbildungen in Dingen tieferen Urteiles, z.B. über den Einfluß, über das Denken und über das Leben. 

 

 Über den Einfluß denken sie in verkehrter Weise, daß nämlich das Sehen des Auges einfließe in das innere Sehen des Gemüts, das der Verstand ist, und daß das Hören des Ohrs einfließe in das innere Hören, das ebenfalls der Verstand ist, und erkennen nicht, daß der Verstand aus dem Willen in das Auge und in das Ohr einfließt, und nicht nur diese Sinne bildet, sondern sie auch als seine Werkzeuge gebraucht in der natürlichen Welt; weil dies aber nicht dem Schein gemäß ist, so werden sie es nicht inne, außer wenn man sagt, daß das Natürliche nicht in das Geistige, sondern das Geistige in das Natürliche einfließe; dabei denken sie aber dann doch: Was ist das Geistige anderes als das reinere Natürliche? Ferner: Ist es nicht klar, daß wenn das Auge etwas Schönes sieht, oder das Ohr etwas Harmonisches hört, das Gemüt, das der Verstand und Wille ist, sich ergötzt? Sie wissen aber nicht, daß das Auge nicht aus sich sieht, und die Zunge nicht aus sich schmeckt, und die Nase nicht aus sich riecht, und das Häutchen nicht aus sich fühlt, sondern daß es das Gemüt oder der Geist des Menschen ist, der durch den Sinn es daselbst wahrnimmt, und je nach der Beschaffenheit desselben davon angeregt wird, und daß dennoch das Gemüt oder der Geist des Menschen nicht aus sich jenes empfindet, sondern vom Herrn, und daß, wenn man anders denkt, dies von Scheinbarkeiten, und, wenn es begründet wird, von Trugschlüssen herkommt. 

 

Über das Denken sagen sie, daß es irgendeine Modifikation in der Luft sei, die ihre Gestalt wechselt je nach den Gegenständen, und sich erweitert je nach der Verarbeitung, daß also die Vorstellungen der Gedanken Bilder seien, wie die Meteore, die in der Luft erscheinen, und daß das Gedächtnis die Tafel sei, der sie eingeprägt sind; wobei sie nicht wissen, daß die Gedanken ebenso in rein organischen Substanzen sind, wie das Sehen und das Hören in den ihrigen. Sie mögen nur das Gehirn betrachten, so werden sie es voll solcher Substanzen sehen: verletze diese, so wirst du wahnsinnig sein, zerstöre sie, so wirst du sterben. Was aber das Denken und was das Gedächtnis sei, sehe man oben Nr. 279. 

 

Vom Leben wissen sie nicht anders, als daß es eine gewisse Tätigkeit der Natur sei, die sich auf verschiedene Weise empfinden lasse, je nach dem der Körper, welcher lebt, sich organisch bewegt; wenn man sagt, auf diese Weise würde ja die Natur leben, so leugnen sie es, sagen aber, die Natur verleihe das Leben. Fragt man, ob nicht dann das Leben verstiebe, wenn der Körper stirbt, so antworten sie, das Leben bleibe in dem Luftteilchen, das man Seele nennt. Wenn man sagt: Was ist alsdann Gott? Ist Er nicht das Leben selbst? - so schweigen sie hierüber, und wollen nicht aussprechen, was sie denken; und wenn man fortfährt: Wollet ihr nicht, daß die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit das Leben selbst seien? So erwidern sie: Was ist Liebe, und was ist Weisheit? Denn in ihren Trugschlüssen sehen sie weder, was diese, noch was Gott ist. 

 

Dies ist angeführt worden, damit man sehe, wie er Mensch von der eigenen Klugheit betört wird, weil er alles aus Scheinbarkeiten und somit aus Trugschlüssen beurteilt. 

 

(316)

Daß die eigene Klugheit beredet und begründet, daß alles Gute und Wahre vom Menschen und im Menschen sei, kommt daher, daß die eigene Klugheit der eigene Verstand des Menschen ist, der aus der Selbstliebe einfließt, die der eigene Wille des Menschen ist, und das Eigene muß notwendig alles sich zu dem Seinigen machen; denn es kann sich nicht darüber erheben. Alle diejenigen aber, die von der göttlichen Vorsehung des Herrn geführt werden, werden über ihr Eigenes erhoben, und dann sehen sie, daß alles Gute und Wahre vom Herrn ist, ja sie sehen sogar, daß alles, was vom Herrn im Menschen ist, immer dem Herrn angehört und niemals dem Menschen. Wer anders glaubt, ist wie einer, der die Güter seines Herrn, die bei ihm niedergelegt sind, inne hat, und dieselben an sich reißt und als die seinigen sich zueignet, der also nicht Haushälter, sondern Dieb ist; und weil das Eigene des Menschen nur Böses ist, deshalb versenkt er sie in sein Böses, wodurch sie verzehrt werden, wie Perlen, die in Dünger oder in essigsaure Flüssigkeit geworfen worden.

 

(317)

III. Alles, wovon der Mensch sich überzeugt und was er bei sich begründet hat, bleibt als Eigenes bei ihm. Viele glauben, der Mensch könne nichts Wahres sehen außer durch Begründungen; dies ist aber falsch. Zwar kann man bei dem, was zur Politik und Verwaltung des Reiches und des Staates gehört, das Nützliche und Gute nicht sehen, wenn man nicht die Statuten und Verordnungen desselben kennt, auch nicht in Rechtsfällen, wenn man nicht die Gesetze weiß, und in den natürlichen Dingen, wie in der Physik, Chemie, Anatomie, Mechanik und anderen, wenn man nicht mit Kenntnissen ausgerüstet ist; aber in rein vernünftigen, moralischen und geistigen Dingen erscheint das Wahre durch das ihm eigene Licht, wenn nur der Mensch durch eine gute Erziehung einigermaßen vernünftig, moralisch und geistig geworden ist. Der Grund ist, weil jeder Mensch seinem Geiste nach, der das Denkende ist, sich in der geistigen Welt befindet, und einer unter denen dort ist, somit im geistigen Licht ist, welches das Innere seines Verstandes erleuchtet und gleichsam diktiert; denn das geistige Licht ist seinem Wesen nach das göttliche Wahre der göttlichen Weisheit des Herrn. Daher kommt, daß der Mensch auch analytisch denken, über Recht und Gerechtigkeit in den Gerichten Beschlüsse fassen, und das Ehrbare im sittlichen, das Gute im geistigen Leben sehen kann, sowie auch viele Wahrheiten, die nur durch das begründete Falsche in Finsternis versinken. Dergleichen sieht der Mensch vergleichsweise fast ebenso, als er die Gesinnung eines anderen aus seinem Angesicht kennt, und die Neigungen desselben schon am Ton seiner Rede wahrnimmt, ohne andere Kenntnis, als die, welche in jedem liegt: warum sollte der Mensch das Innere seines Lebens, welches das Geistige und Sittliche ist, nicht einigermaßen aus einem Einfluß erkennen, da es kein Tier gibt, das nicht seine Bedürfnisse, die natürlicher Art sind, durch einen Einfluß wüßte; der Vogel weiß sein Nest zu bauen, Eier zu legen, Junge auszubrüten, und kennt sein Futter, und noch anderes Wunderbare, das man Instinkt nennt. 

 

(318)

Wie aber der Zustand des Menschen durch Begründungen, und somit durch Beredungen sich verändere, soll nun gesagt werden, und zwar in folgender Ordnung: 

 

1) Alles läßt sich begründen, und zwar das Falsche mehr als das Wahre. 

 

2) Nachdem das Falsche begründet worden, erscheint das Wahre nicht, wohl aber kommt nachdem das Wahre begründet worden, das Falsche zum Vorschein. 

 

3) Das Vermögen, alles Beliebige zu begründen, ist nicht Einsicht, sondern nur Scharfsinn [ingeniositas], der auch bei den Schlechtesten sein kann. 

 

4) Es gibt eine Begründung im Verstand, die nicht zugleich im Willen ist, aber jede Begründung im Willen ist zugleich auch im Verstand. 

 

5) Die Begründung des Bösen im Willen und zugleich im Verstand macht, daß der Mensch glaubt, die eigene Klugheit sei alles, und die göttliche Vorsehung nichts; [dies tut] aber nicht die bloße Begründung im Verstand. 

 

6) Alles, was aus dem Willen und zugleich mit dem Verstand begründet ist, bleibt in Ewigkeit; nicht aber das, was nur durch den Verstand begründet ist. 

 

Nun das Erste: Alles läßt sich begründen, und zwar das Falsche mehr als das Wahre. Was ließe sich nicht begründen, da von den Atheisten sogar begründet wird, daß nicht Gott der Schöpfer des Universums, sondern die Natur Schöpferin ihrer selbst sei; daß die Religion nur eine Fessel sei für die Einfältigen und das gemeine Volk; daß der Mensch wie ein Tier sei, und in gleicher Weise sterbe? Da ferner begründet wird, daß Ehebruch, desgleichen heimlicher Diebstahl, Betrug und trügerische Ränke, erlaubte Dinge seien, daß List, Einsicht und Bosheit Weisheit sei? Wer begründet nicht seine Irrlehre? Sind nicht Bände mit Begründungen angefüllt für die zwei herrschenden Irrlehren in der Christenheit? Denke dir zehn noch so verkehrte Irrlehren und sage einem Scharfsinnigen, er solle sie begründen, so wird er es tun; und wenn du sie dann einzig von diesen Begründungen aus betrachtest, wirst du nicht Falsches für Wahres ansehen? - Weil nun alles Falsche im natürlichen Menschen leuchtet von den Scheinbarkeiten und Trugschlüssen desselben, das Wahre aber nur im geistigen Menschen, so erhellt, daß das Falsche mehr als das Wahre sich begründen läßt. Um zu erkennen, daß alles Falsche und Böse so sehr begründet werden könne, daß das Falsche als Wahres, und das Böse als Gutes erscheint, diene folgendes Beispiel. Man begründe, daß das Licht Finsternis, und die Finsternis Licht sei: kann man nicht sagen: Was ist das Licht an sich? Ist es nicht etwas, das im Auge erscheint je nach dem Zustand desselben? Was ist das Licht, wenn das Auge geschlossen ist? Haben nicht die Fledermäuse und Nachteulen solche Augen, daß sie das Licht als Finsternis, und die Finsternis als Licht sehen? Ich habe von einigen gehört, daß sie auf ähnliche Weise sehen, und von den Bewohnern der Hölle, daß sie, obgleich sie in der Finsternis sind, dennoch sich gegenseitig sehen. Hat nicht der Mensch Licht in seinen Träumen auch um Mitternacht? Ist also nicht die Finsternis Licht, und das Licht Finsternis. Freilich kann man hierauf antworten: Was soll dieses? Licht ist Licht wie das Wahre Wahres; und Finsternis ist Finsternis wie das Falsche Falsches ist. Noch ein Beispiel: Es soll begründet werden, daß der Rabe weiß sei: kann man nicht sagen: Seine Schwärze ist nur ein Schatten, der nicht sein Wirkliches ist; seine Federn sind inwendig weiß, und ebenso sein Körper; diese sind aber die Substanzen, aus denen er [besteht]; weil aber seine Schwärze nur ein Schatten ist, so wird der Rabe weiß, wenn er alt wird, und man hat solche gesehen: was ist also das Schwarze anderes als weißes? Zermahle schwarzes Glas, so wirst du sehen, daß es weißer Staub ist; wenn du daher den Raben schwarz nennst, so sprichst du nach dem Schatten, aber nicht nach der Wirklichkeit. Freilich läßt sich dagegen sagen: Was soll dies? Auf diese Weise könnte man alle Vögel weiß nennen! - Obgleich dergleichen gegen die gesunde Vernunft ist, so ist es doch angeführt worden, damit man sehen könne, daß das dem Wahren völlig entgegengesetzte Falsche, so wie das dem Guten völlig entgegensetzte Böse mit Gründen belegt werden kann. 

 

Nun das Zweite: Nachdem das Falsche begründet worden, kommt das Wahre nicht zum Vorschein, wohl aber kommt, nachdem das Wahre begründet worden, das Falsche zum Vorschein. Alles Falsche ist in Finsternis, und alles Wahre im Licht, und in der Finsternis erscheint nichts, ja, man erkennt nichts, außer durch das Greifen; anders ist es im Licht; weshalb auch im Wort das Falsche Finsternis genannt, und daher von denen, die im Falschen sind, gesagt wird, daß sie in der Finsternis und im Schatten des Todes wandeln; wie denn auch umgekehrt in ihm die Wahrheiten Licht heißen, und daher von denen, die in den Wahrheiten sind, gesagt wird, daß sie im Licht wandeln, und Kinder des Lichtes seien. Daß nachdem das Falsche begründet worden, das Wahre nicht erscheine, nachdem aber das Wahre begründet worden, das Falsche zum Vorschein komme, ergibt sich aus vielem. Wer würde z.B. irgendeine geistige Wahrheit sehen, wenn nicht das Wort sie lehrte? Würde nicht alsdann lauter Finsternis sein? Diese konnte nur vertrieben werden durch das Licht, in welchem das Wort ist, und nur bei dem, der erleuchtet werden will. Welcher Irrgläubige kann seine Irrtümer sehen, wenn er nicht die echte Wahrheit der Kirche aufnimmt? Früher sieht er sie nicht. Ich sprach mit solchen, die sich in dem von der tätigen Liebe getrennten Glauben begründet hatten, und auf die Frage, ob sie nicht so vieles im Wort gesehen hätten von der Liebe und Liebtätigkeit, und von den Werken und Handlungen, von Beobachtung der Gebote, und daß selig und weise sei, wer sie tue, ein Tor aber, wer sie nicht tue, sagten sie, sie hätten, während sie dergleichen gelesen, nicht anders gesehen, als daß es der Glaube sei, und seien so gleichsam mit verschlossenen Augen daran vorbeigegangen. Solche, die sich im Falschen begründet haben, sind die, welche auf Aushöhlungen [stricturas] an der Wand hin sehen, und wenn sie im Schatten des Abends sind, diese Vertiefung [striatum] in ihrer Phantasie für einen Reiter oder Menschen ansehen, welches Phantasiebild aber mit dem einfließenden Tageslicht zerstreut wird. Wer vermag das geistig Unreine des Ehebruchs zu fühlen, außer dem, der im geistig Reinen der Keuschheit ist? Wer das Grausame der Rache, außer dem, der im Guten der Nächstenliebe ist? Welcher Ehebrecher und Rachgierige verhöhnt nicht diejenigen, welche die Lustreize solcher höllische, und dagegen die Lustreize der ehelichen und der Nächstenliebe himmlische nennen, und so weiter? 

 

Das Dritte: Die Fähigkeit, alles Beliebige zu begründen, ist nicht Einsicht, sondern nur Scharfsinn, der auch bei den Schlechtesten möglich ist. Es gibt Menschen von großer Gewandtheit im Begründen, die keine Wahrheit kennen, und dennoch Wahres und Falsches begründen können, und einige von diesen sagen: Was ist Wahrheit? Gibt es eine solche? Ist nicht das wahr, was ich zum Wahren mache? Und dennoch werden solche in der Welt für einsichtsvoll gehalten, während sie doch nur Übertüncher der Wand sind. Nur diejenigen sind einsichtsvoll, die wahrnehmen, daß das Wahre wahr ist, und dieses, durch in stetigem Zusammenhang wahrgenommene [continue perceptas] Wahrheiten, begründen. Diese können nicht leicht von jenen unterschieden werden, weil nicht unterschieden werden kann zwischen dem Licht der Begründung und dem Licht der Wahrnehmung des Wahren, und es nicht anders scheint, als daß die, welche im Licht der Begründung sind, auch im Licht der Wahrnehmung des Wahren seien, während doch ein Unterschied besteht wie zwischen einem Irrlicht und einem echten Licht, und das Irrlicht in der geistigen Welt so beschaffen ist, daß es sich in Finsternis verwandelt, wenn das echte Licht einfließt. Ein solches Irrlicht ist bei vielen in der Hölle, die, wenn sie in das echte Licht herausgelassen werden, durchaus nichts sehen. Hieraus erhellt, daß das Vermögen, alles Beliebige zu begründen, nur Scharfsinn ist, der auch bei den Schlechtesten sein kann. 

 

Das Vierte: Es gibt eine Begründung mit dem Verstand, ohne daß sie zugleich im Willen wäre, aber jede Begründung im Willen ist auch im Verstand. Beispiele mögen zur Beleuchtung dienen. Diejenigen, die den von der tätigen Liebe getrennten Glauben begründen, und dennoch ein Leben der Liebe leben, und im allgemeinen die, welche Falsches der Lehre begründen, und doch nicht nach demselben leben, sind in der Begründung mit dem Verstand und nicht zugleich in der Willensbegründung; diejenigen aber, die Falsches der Lehre begründen und nach demselben leben, sind in der Willens- und zugleich in der Verstandesbegründung. Der Grund ist, weil nicht der Verstand in den Willen, sondern der Wille in den Verstand einfließt. Hieraus erhellt auch, was das Falsche des Bösen, und was das Falsche des Nicht-Bösen sei, und daß das Falsche des Nicht-Bösen mit dem Guten verbunden werden kann, nicht aber das Falsche des Bösen; der Grund ist, weil das Falsche des Nicht-Bösen Falsches im Verstand, und nicht im Willen, das Falsche des Bösen aber Falsches im Verstand aus dem Bösen im Willen ist. 

 

Das Fünfte: Die Begründung des Bösen mit dem Willen und zugleich mit dem Verstand macht, daß der Mensch glaubt, die eigene Klugheit sei alles, und die göttliche Vorsehung nichts; die Begründung mit dem Verstand allein [tut dies] aber nicht. Es gibt viele, die aus den Scheinbarkeiten in der Welt die eigene Klugheit bei sich begründen, dennoch aber die göttliche Vorsehung nicht leugnen; solche habe nur eine Begründung mit dem Verstand; diejenigen hingegen, die zugleich die göttliche Vorsehung leugnen, haben eine Begründung mit dem Willen. Diese findet sich aber zugleich mit der Überredung vorzüglich bei denen, welche Verehrer der Natur und zugleich ihres Ich sind. 

 

Das Sechste: Alles, was mit dem Willen und zugleich von dem Verstand begründet ist, bleibt in Ewigkeit, nicht aber das, was nur mit dem Verstand begründet worden ist; denn das, was nur Sache des Verstandes ist, ist nicht im Menschen, sondern außer ihm; es ist bloß im Denken, und nichts geht in den Menschen ein, und eignet sich ihm an, wofern es nicht vom Willen aufgenommen wird; denn dies wird Sache seiner Lebensliebe: daß dieses in Ewigkeit bleibe, wird in der folgenden Nummer gesagt werden.

 

(319)

Daß alles, was mit dem Willen und zugleich vom Verstand begründet ist, in Ewigkeit bleibt, hat seinen Grund darin, daß jeder seine Liebe ist, und die Liebe seinem Willen angehört, und dann auch darin, daß jeder Mensch sein Gutes oder sein Böses ist; denn Gutes wird alles das genannt, was Sache der Liebe ist, ebenso Böses. Weil nun der Mensch seine Liebe ist, so ist er auch die Form seiner Liebe, und kann das Organ seiner Lebensliebe genannt werden. Oben Nr. 279 ist gesagt worden, daß die Neigungen der Liebe und die hieraus hervorgehenden Gedanken des Menschen Veränderungen und Wechsel des Zustandes und der Form der organischen Substanzen seines Gemütes seien, jetzt soll aber erörtert werden, was und von welcher Art jene Veränderungen und Wechsel sind. Eine Vorstellung davon kann man vom Herzen und der Lunge hernehmen, daß diese nämlich Ausbreitungen und Zusammendrückungen sind, oder abwechselnde Erweiterungen und Zusammenziehungen, die beim Herzen Systole und Diastole, bei der Lunge Atemzüge genannt werden. Sie sind wechselseitige Ausdehnungen und Zurückziehungen, oder Auseinanderziehungen und Verengungen ihrer Läppchen: dies sind die Veränderungen und Wechsel im Zustand des Herzens und der Lunge. Ähnliche finden sich in den übrigen Eingeweiden des Körpers, und gleichartige auch in den Teilen derselben, vermittelst welcher das Blut und der animalische Saft aufgenommen und weiterbefördert wird. Ähnliche gibt es nun auch in den organischen Formen des Gemüts, welche die Träger [subjecta] der Neigungen und Gedanken des Menschen sind, wie oben gezeigt worden; nur mit dem Unterschied, daß die Ausdehnungen und Zusammenziehungen oder Zurückgänge [reciprocationes] derselben, mit jenen verglichen, in einer so viel höheren Vollkommenheit sind, daß sie nicht mit Worten einer natürlichen Sprache ausgedrückt werden können, sondern nur mit Worten der geistigen Sprache, die nicht anders lauten können, als daß sie wirbelartige Umläufe nach innen und nach außen [ingyrationes et egyrationes vorticillares] seien, nach Art der sich endlos auswärts und einwärts windenden Schneckenlinien [perpetuarum et inflexarum helicum], die wunderbar zu Aufnahmeformen des Lebens zusammengebündelt sind. Wie diese rein organischen Substanzen und Formen beschaffen seien bei den Bösen, und wie bei den Guten, soll nun gesagt werden: Bei den Guten sind sie vorwärts gewunden [spiratae], bei den Bösen aber rückwärts, und diejenigen, die vorwärts gewunden sind, sind zum Herrn gewendet, und nehmen den Einfluß von Ihm auf, diejenigen aber, die rückwärts gewunden sind, sind zur Hölle gewendet, und nehmen den Einfluß von da her auf. Man wisse aber, daß sie in dem Grade, als sie rückwärts gewendet sind, auch an der Rückseite [a tergo] offen und an der Vorderseite [a facie] verschlossen sind, und umgekehrt, daß sie in dem Maß an der Vorderseite offen und an der Rückseite verschlossen sind, als sie vorwärts gewendet sind. Hieraus läßt sich ersehen, was für eine Form oder was für ein Organ der böse, und was für eine Form oder Organ der gute Mensch sei, daß sie nämlich in entgegengesetzter Richtung sind; und weil die einmal angenommene Richtung nicht umgekehrt werden kann, so erhellt, daß jeder in Ewigkeit so bleibt, wie er bei seinem Tode beschaffen ist. Die Liebe des Willens des Menschen ist es, die jene Richtung macht, oder sich hin- oder abwendet, denn, wie oben gesagt worden, der Mensch ist seine Liebe. Daher kommt, daß jeder nach dem Tode den Weg seiner Liebe wandelt, zum Himmel nämlich, wer in einer guten, und zur Hölle, wer in einer bösen Neigung ist, und er ruht nicht eher, als bis er in dem Verein sich befindet, in dem seine herrschende Liebe ist; und wunderbar, jeder kennt seinen Weg, es ist wie wenn er ihn mit seiner Nase witterte. 

 

(320)

IV. Würde der Mensch der Wahrheit gemäß glauben, daß alles Gute und Wahre vom Herrn, und alles Böse und Falsche von der Hölle stamme, so würde er weder das Gute sich zueignen und zum Verdienst anrechnen, noch das Böse sich aneignen, und sich desselben schuldig machen. Weil dies aber gegen den Glauben derer streitet, die bei sich die Scheinbarkeit begründet haben, daß die Weisheit und Klugheit vom Menschen stamme, und nicht einfließe gemäß dem Zustand der Organisation ihres Gemüts, (wovon soeben Nr. 319) so muß es bewiesen werden, und zwar der Deutlichkeit wegen in folgender Ordnung: 

 

1) Wer bei sich die Scheinbarkeit begründet, daß Weisheit und Klugheit vom Menschen und somit in ihm als das Seine seien, der kann nicht anders sehen, als daß er außerdem nicht Mensch, sondern entweder ein Tier oder ein lebloses Bild wäre, während doch das Gegenteil stattfindet. 

 

2) Der Wahrheit gemäß zu denken und zu glauben, daß alles Gute und Wahre vom Herrn, und alles Böse und Falsche von der Hölle sei, erscheint als unmöglich, während es doch das wahrhaft Menschliche und somit auch Engelartige ist. 

 

3) So zu denken und zu glauben ist denen unmöglich, welche die Gottheit des Herrn nicht anerkennen, und das Böse nicht als Sünde betrachten; es ist aber möglich denen, die beides anerkennen. 

 

4) Nur die, welche beides anerkennen, denken über das Böse bei sich nach, und werfen es von sich weg zur Hölle, von der es stammt, in dem Grad, als sie es als Sünde fliehen und verabscheuen. 

 

5) Die göttliche Vorsehung eignet somit keinem weder das Böse, noch das Gute zu, sondern die eigene Klugheit ist es, die beide sich zueignet.

 

(321)

Doch dies soll nun in der angegebenen Ordnung erklärt werden. Das Erste: Wer bei sich die Scheinbarkeit begründet, daß die Weisheit und Klugheit vom Menschen und im Menschen als das Seinige sei, der kann nicht anders sehen, als daß er außerdem nicht Mensch, sondern entweder ein Tier oder ein lebloses Bild wäre; während doch das Gegenteil stattfindet. Nach dem Gesetz der göttlichen Vorsehung ist, daß der Mensch wie aus sich denke, und mit Klugheit handle wie aus sich, dabei aber dennoch anerkenne, daß es vom Herrn sei. Hieraus folgt, daß derjenige ein Mensch ist, der wie aus sich denkt und mit Klugheit handelt, und zugleich anerkennt, daß es vom Herrn sei, nicht aber der, welcher bei sich begründet, daß alles, was er denkt und was er tut, aus ihm selbst sei; ferner auch der nicht, der, weil er weiß, daß alle Weisheit und Klugheit aus Gott ist, auf eine Einwirkung wartet; denn dieser ist wie ein lebloses Bild, und jener wie ein Tier. Daß der, welcher auf eine Einwirkung wartet, wie ein lebloses Bild sei, ist offenbar; denn ein solcher muß unbeweglich stehen oder sitzen, mit herabhängenden Händen, mit geschlossenen oder starr geöffneten Augen, ohne zu denken und zu atmen: was hat er da noch von Leben? Daß der, welcher glaubt, alles was er denke und handelt, stamme aus ihm selbst, einem Tier nicht unähnlich sei, ist auch klar; denn er denkt nur aus seinem natürlichen Gemüt, das der Mensch mit den Tieren gemein hat, und nicht aus dem geistig vernünftigen Gemüt, welches das wahrhaft menschliche Gemüt ist; (denn dieses Gemüt erkennt an, daß Gott allein aus Sich, und der Mensch aus Gott denkt.) Ein solcher Mensch kennt daher auch keinen anderen Unterschied zwischen Mensch und Tier, als daß der Mensch rede, und das Tier Töne von sich gebe, und glaubt, daß beide in gleicher Weise sterben. Noch einiges soll über diejenigen bemerkt werden, die auf eine Einwirkung warten. Sie empfangen nämlich keine, ausgenommen wenige, die sich von Herzen danach sehnen; diese empfangen bisweilen eine Antwort durch lebendige Wahrnehmung im Denken, oder durch eine leise Stimme in demselben, selten aber durch eine deutliche, und diese sagt ihnen dann, daß sie denken und handeln sollen, wie sie wollen und können, und daß derjenige weise sei, der weise, töricht aber, wer töricht handelt; niemals aber werden sie belehrt, was sie glauben und was sie tun sollen, und zwar darum nicht, damit nicht das Menschlich-Vernünftige und Freie untergehe, welches ist, daß jeder aus freiem Willen der Vernunft gemäß handle, mit dem vollen Anschein wie von sich. Diejenigen, die durch eine Einwirkung belehrt werden, was sie glauben oder was sie tun sollen, werden nicht vom Herrn belehrt, auch nicht durch einen Engel des Himmels, sondern von irgendeinem schwärmerischen, Quäkerischen oder Herrnhutischen Geist, und werden verführt. Alle Einwirkung vom Herrn geschieht durch eine Erleuchtung des Verstandes und durch die Neigung zum Wahren, und durch [den Einfluß] dieser in jene. 

 

Das Zweite: Der Wahrheit gemäß zu glauben und zu denken, daß alles Gute und Wahre vom Herrn sei, alles Böse und Falsche aber von der Hölle, erscheint als unmöglich; während es doch das wahrhaft Menschliche und somit Engelartige ist. Zu glauben und zu denken, daß alles Gute und Wahre von Gott sei, erscheint als möglich, wenn man nur nichts weiter sagt; der Grund ist, weil es dem theologischen Glauben gemäß ist, gegen den man nicht denken darf; aber zu glauben und zu denken, daß alles Böse und Falsche aus der Hölle sei, erscheint als unmöglich, weil man alsdann glaubte, der Mensch könne nichts denken; dennoch aber denkt der Mensch wie aus sich, wenn gleich aus der Hölle, weil der Herr einem jeden verleiht, daß sein Denken, woher es auch stamme, in ihm als das seinige erscheine; denn sonst würde der Mensch nicht als Mensch leben, noch aus der Hölle heraus, und in den Himmel eingeführt, d.h. gebessert werden können, wie oben ausführlich gezeigt worden. Deshalb läßt der Herr einen jeden wissen und somit denken, daß er in der Hölle sei, wenn im Bösen, und daß er aus der Hölle denke, wenn aus dem Bösen; Er läßt ihn aber auch die Mittel denken, wie er von der Hölle ausgehen, und nicht aus sich denken, sondern in den Himmel kommen und daselbst aus dem Herrn denken könne. Er verleiht ferner dem Menschen auch Wahlfreiheit: woraus sich ersehen läßt, daß der Mensch Böses und Falsches wie aus sich denken, und auch das denken kann, daß dieses oder jenes böse und falsch sei; daß es also nur scheint, als ob es aus ihm sei, ohne welchen Schein der Mensch nicht Mensch wäre. Das eigentlich Menschliche und somit Engelartige ist: aus der Wahrheit zu denken, und Wahrheit ist dies, daß der Mensch nicht aus sich denke, sondern ihm vom Herrn gegeben werde, dem vollen Anschein nach wie aus sich zu denken. 

 

Das Dritte: So zu denken und zu glauben ist denen unmöglich, welche die Gottheit des Herrn nicht anerkennen, und die nicht anerkennen, daß das Böse Sünde ist; möglich aber ist es denen, welche beides anerkennen. Daß es denen unmöglich ist, welche die Gottheit des Herrn nicht anerkennen, kommt daher, daß der Herr allein dem Menschen das Denken und Wollen verleiht, und die, welche die Gottheit des Herrn nicht anerkennen, getrennt von Ihm glauben, sie denken aus sich; daß es auch denen unmöglich ist, die nicht anerkennen, daß das Böse Sünde ist, kommt daher, daß diese aus der Hölle denken, und daselbst jeder aus sich zu denken vermeint. Daß es dagegen denen möglich sei, die beides anerkennen, kann man aus dem ersehen, was oben Nr. 288-294 in Menge angeführt worden ist. 

 

Das Vierte: Nur diejenigen, die beides anerkennen, denken über das bei ihnen befindliche Böse nach, und werfen es zur Hölle, von der es stammt, hinab, insoweit, als sie dasselbe als Sünde fliehen und verabscheuen. Wer weiß nicht, oder kann nicht wissen, daß das Böse aus der Hölle, und das Gute aus dem Himmel stammt? Und wer könnte hieraus nicht wissen, daß der Mensch insoweit die Hölle flieht und verabscheut, als er das Böse flieht und verabscheut, und wer könnte hieraus nicht ferner wissen, daß er insoweit das Gute liebt und will, und also insoweit vom Herrn der Hölle entnommen und zum Himmel hingeführt wird, als er das Böse flieht und verabscheut? Es kann dies jeder vernünftige Mensch sehen, wenn er nur weiß, daß es eine Hölle und einen Himmel gibt, und daß das Böse seinen eigenen Ursprung und das Gute den seinigen hat. Wenn nun der Mensch über das bei ihm befindliche Böse nachdenkt, d.h. sich erforscht und es flieht, dann windet er sich aus der Hölle heraus und stößt sie hinter sich, und versetzt sich in den Himmel, und schaut daselbst den Herrn von Angesicht; wir sagen, der Mensch tue es; er tut es aber nur wie aus sich, und alsdann eben aus dem Herrn. Wenn der Mensch diese Wahrheit aus gutem Herzen und aus frommen Glauben anerkennt, dann liegt sie inwendig in allem, was er nachher wie aus sich denkt und tut, verborgen, wie die Fortpflanzungskraft im Samen, den sie inwendig begleitet bis zu neuem Samen; und wie die Wollust verborgen liegt im Verlangen nach einer Speise, die er als ihm wohltuend erkannt hat: mit einem Wort: sie ist wie Herz und Seele in allem, was er denkt und tut. 

 

Das Fünfte: Die göttliche Vorsehung eignet somit keinem das Böse und keinem das Gute zu, sondern beides eignet die eigene Klugheit zu. Dies ergibt sich als Folgesatz aus allem, was eben gesagt worden. Der Zweck der göttlichen Vorsehung ist das Gute, und auf dieses geht sie aus in allem ihrem Wirken. Sie eignet daher keinem das Gute zu, denn sonst würde es verdienstlich werden; sie eignet auch keinem das Böse zu, denn sonst würde sie ihn des Bösen schuldig machen. Beides tut jedoch der Mensch aus seinem Eigenen, weil dieses nichts als Böses ist; das Eigene seines Willens ist die Selbstliebe, und das Eigene seines Verstandes ist der Stolz auf eigene Einsicht, und aus diesem geht die eigene Klugheit hervor.

 

 


(17)

 

Jeder Mensch kann gebessert werden, und es gibt keine Vorherbestimmung

 

 

(322)

Die gesunde Vernunft fordert, daß alle zum Himmel vorherbestimmt seien, und keiner zur Hölle; denn alle sind als Menschen geboren und infolgedessen liegt das Bild Gottes in ihnen. Bild Gottes in ihnen ist, daß sie das Wahre einsehen und das Gute tun können. Das Vermögen, das Wahre einzusehen, ist aus der göttlichen Weisheit, und das Vermögen, das Gute zu tun, ist aus der göttlichen Liebe. Dieses Vermögen ist das Bild Gottes, das beim gesunden Menschen bleibt und nicht ausgerottet wird. Daher kommt es, daß er ein bürgerlich- und sittlich-guter Mensch werden kann, und wer bürgerlich- und sittlich-gut ist, kann auch geistig-gut werden; denn das Bürgerliche und Sittliche ist das Aufnahmegefäß des Geistigen. Ein bürgerlich-guter Mensch wird genannt, wer die Gesetze seines Reiches, in dem er Bürger ist, kennt, und denselben gemäß lebt; und ein sittlich-guter Mensch wird genannt, wer jene Gesetze zu seinen Sitten und Tugenden macht, und aus Vernunft nach denselben lebt. Ich will nun sagen, auf welche Weise das bürgerlich- und das sittlich-gute Leben Aufnahmegefäß des geistigen Lebens ist: lebe nach jenen Gesetzen, nicht nur als bürgerlichen und moralischen, sondern auch als göttlichen Gesetzen, und du wirst ein geistig-guter Mensch sein. Kaum gibt es ein so barbarisches Volk, das nicht durch Gesetze bestimmt hätte, man dürfe nicht morden, nicht Unzucht treiben mit dem Weibe eines anderen, nicht stehlen, nicht falsch zeugen, sich nicht vergreifen an dem was des anderen ist: diese Gesetze hält der bürgerlich- und der moralisch-gute Mensch, damit er ein guter Bürger sei oder als solcher erscheine. Wenn er aber diese Gesetze nicht zugleich zu göttlichen macht, so ist er nur ein natürlich-bürgerlich und moralischer Mensch; macht er sie hingegen auch zu göttlichen, dann wird er ein geistig-bürgerlicher und moralsicher Mensch. Der Unterschied ist, daß dieser nicht nur ein guter Bürger des irdischen Reiches, sondern auch ein guter Bürger des himmlischen Reiches, jener hingegen nur ein guter Bürger des irdischen, nicht aber des himmlischen Reiches ist. Das Gute, das sie tun, unterscheidet sie; das Gute, das die natürlich-bürgerlichen und moralischen tun, ist nicht Gutes in sich, denn es ist der Mensch und die Welt in demselben, das Gute hingegen, das die geistig-bürgerlichen und moralischen tun, ist Gutes in sich, weil der Herr und der Himmel in demselben ist. Hieraus kann man erkennen, daß jeder Mensch, weil er [so] geboren ist, daß er ein natürlich-bürgerlicher und moralischer werden kann, auch geboren ist, daß er ein geistig-bürgerlicher und moralischer werden kann; es gehört nur dazu, daß er Gott anerkenne, und das Böse darum nicht tue, weil es wider Gott ist, das Gute aber darum tue, weil es mit Gott ist; dadurch kommt dann Geist in sein Bürgerliches und Moralisches, und es lebt; außer dem aber ist kein Geist darin und es lebt daher auch nicht; weshalb der natürliche Mensch, wie sehr er auch immer bürgerlich- und moralisch-gut handle, ein Toter heißt, der geistige Mensch hingegen ein lebendiger. 

 

Von der göttlichen Vorsehung ist dafür gesorgt, daß jedes Volk eine Religion habe; das Erste in jeder Religion ist aber, anzuerkennen, daß ein Gott sei; denn sonst würde sie nicht Religion heißen; und jedes Volk, das nach seiner Religion lebt, d.h. das Böse darum nicht tut, weil es gegen seinen Gott ist, empfängt einiges Geistige in seinem Natürlichen. Wer wird, wenn er einen Heiden sagen hört, dieses oder jenes Böse wolle er nicht tun, weil es gegen seinen Gott sei, nicht zu sich sagen: „Sollte dieser nicht selig werden? Es scheint doch, es könne unmöglich anders sein“. - Dies diktiert ihm die gesunde Vernunft. Und umgekehrt, wenn jemand einen Christen sagen hört: „Aus diesem oder jenem Bösen mache ich mir nichts: was soll das, daß man sagt, es sei gegen Gott?“ - Wer wird alsdann nicht zu sich sagen: „Sollte wohl dieser selig werden? Es scheint, es könne nicht sein“. Auch dies diktiert die gesunde Vernunft. Wenn jener auch sagt: „Ich bin als Christ geboren, ich bin getauft, ich kenne den Herrn, ich habe das Wort gelesen, und bin zum heiligen Abendmahl gegangen“: hat denn dergleichen irgend Wert, wenn er sich aus Mord und Rache, wonach er schnaubt, aus Ehebruch und heimlichem Diebstahl, aus falschen Zeugnissen oder Lügen, und aus Verletzungen mancherlei Art kein Gewissen macht? Denkt wohl ein solcher an Gott, oder an ein ewiges Leben, ja glaubt er nur an deren Dasein? Sagt nicht die gesunde Vernunft, daß ein solcher nicht selig werden könne? Es ist hier vom Christen die Rede, da der Heide mehr als der Christ aus Religion in seinem Leben an Gott denkt. Doch hiervon soll noch weiter im Folgenden die Rede sein, und zwar in dieser Ordnung: 

 

1) Der Endzweck der Schöpfung ist der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht. 

 

2) Es ist daher von der göttlichen Vorsehung dafür gesorgt, daß jeder Mensch selig werden kann, und daß diejenigen selig werden, die Gott anerkennen und gewissenhaft leben. 

 

3) Der Mensch trägt selbst die Schuld, wenn er nicht selig wird. 

 

4) Alle sind demnach zum Himmel vorherbestimmt, und keiner zur Hölle.

 

(323)

I. Der Endzweck der Schöpfung ist der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht. Daß der Himmel nur aus solchen bestehe, die als Menschen geboren worden, ist im Werk vom »Himmel und der Hölle« (zu London im J. 1758 herausgegeben) und auch oben gezeigt worden, und weil der Himmel nur aus solchen besteht, so folgt, daß der Endzweck der Schöpfung der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist. Daß dies der Endzweck der Schöpfung war, ist zwar schon oben Nr. 27-45 nachgewiesen worden; man wird es aber noch deutlicher ersehen aus der Erklärung folgender Sätze: 

 

1) Jeder Mensch ist geschaffen, um ewig zu leben. 

 

2) Jeder Mensch ist geschaffen, um ewig in einem seligen Zustand zu leben. 

 

3) Somit ist jeder Mensch geschaffen, um in den Himmel zu kommen. 

 

4) Die göttliche Liebe kann nur dieses wollen, und die göttliche Weisheit nur dieses vorsehen.

 

(324)

Weil man nun hieraus auch ersehen kann, daß die göttliche Vorsehung nur eine Vorherbestimmung zum Himmel ist, und auch nicht in eine andere verwandelt werden kann, so muß der Satz, daß der Himmel aus dem Menschengeschlecht Zweck der Schöpfung sei, hier in der angegebenen Ordnung nachgewiesen werden: 

 

Erstens: Jeder Mensch ist geschaffen, um ewig zu leben. Im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit«, im dritten und fünften Teil, ist gezeigt worden, daß beim Menschen drei Lebensgrade sind, die der natürliche, der geistige und der himmlische heißen, und daß diese Grade sich wirklich bei jeden finden; ferner, daß bei den Tieren nur ein Lebensgrad ist, der dem letzten Grad beim Menschen ähnlich ist, und der natürliche heißt; woraus folgt, daß der Mensch durch Erhebung seines Lebens zum Herrn vor den Tieren in einem Zustand ist, daß er solches, was der göttlichen Weisheit angehört, erkennen, und solches, was der göttlichen Liebe angehört, wollen, somit das Göttliche aufnehmen kann, und wer das Göttliche in sich aufnehmen kann, so daß er es in sich sieht und wahrnimmt, der muß notwendig mit dem Herrn verbunden sein, und vermöge dieser Verbindung fortleben in Ewigkeit. Was wäre dem Herrn gedient mit der ganzen Schöpfung des Universums, wenn er nicht auch Bilder und Ähnlichkeiten Seiner erschaffen hätte, denen Er Sein Göttliches mitteilen könnte? Was hieße es sonst anderes, als machen, daß etwas sei und nicht sei, oder daß etwas existiere und nicht existiere, und zwar nur zu dem Zweck, um aus der Ferne bloße Wechsel und unaufhörliche Veränderungen zu betrachten, wie auf einem Theater? Was sollte das Göttliche in diesen, wenn sie nicht zu dem Ende da wären, um Subjekten zu dienen, die das Göttliche näher aufnehmen, und es sehen und fühlen könnten? Und da das Göttliche von unerschöpflicher Herrlichkeit ist, sollte es diese für sich behalten, ja vermöchte es dies? Die Liebe [überhaupt] will ja das Ihrige einem anderen mitteilen, ja von dem Ihrigen hergeben, so viel sie nur kann: was wird nicht die göttliche Liebe tun, die unendlich ist? Kann sie geben und wieder nehmen? Würde dies nicht heißen, etwas geben, das vergänglich ist, etwas, das inwendig in sich nichts ist, weil es, wenn es vergeht, zu nichts wird, und kein Ist in ihm ist? Sie gibt vielmehr das, was Ist, oder was nicht aufhört zu sein, und dies ist das Ewige. Damit jeder Mensch ewig leben könne, wird ihm das, was sterblich an ihm ist, genommen, und das Sterbliche ist der materielle Körper, der durch seinen Tod weggenommen wird; auf diese Weise wird sein Unsterbliches enthüllt, das sein Gemüt ist, und dann wird er ein Geist in menschlicher Form; sein Gemüt ist dieser Geist. Daß das Gemüt des Menschen nicht sterben könne, haben die alten Sophi oder Weisen gesehen; denn sie sagten: Wie kann die Seele oder das Gemüt sterben, da sie weise sein kann? Ihre innere Idee hiervon kennen heutzutage wenige; sie war aber die, welche in ihre allgemeine Wahrnehmung aus dem Himmel einfiel, daß nämlich Gott die Weisheit selbst sei, und der Mensch an derselben teilnehme, Gott aber unsterblich oder ewig sei. Da mir nun gegeben wurde mit den Engeln zu reden, so will ich einiges aus meiner Erfahrung anführen. Ich sprach mit solchen, die vor vielen Jahrhunderten gelebt hatten, mit solchen, die vor der Sündflut, und mit einigen nach der Sündflut, mit solchen, die zur Zeit des Herrn gelebt hatten, und mit einem von Seinen Aposteln, und mit mehreren, die in den späteren Jahrhunderten gelebt hatten, und alle erschienen als Menschen im mittleren Lebensalter und sagten, sie wüßten nicht, was Tod sei, sondern nur, daß er Verdammnis sei. Wirklich kommen auch alle die, welche rechtschaffen gelebt haben, wenn sie in den Himmel kommen, in ihr jugendliches Alter, [wie es] in der Welt [war,] und in diesem bleiben sie ewig, auch die, welche in der Welt alte und abgelebte Greise waren; und auch die Frauen kehren, obgleich sie alt und hingewelkt waren, in die Blüte ihrer Jugend und Schönheit zurück. Daß der Mensch nach dem Tode ewig lebt, erhellt aus dem Wort, wo das Leben im Himmel ewiges Leben genannt wird, wie Matth.19/29; 25/46; Mark.10/17; Luk.10/25; 18/30; Joh.3/15,16,36; 5/24,25,39; 6/27,40,68; 12/50; dann auch einfach das Leben, Matth.18/8,9; Joh.5/40; 20/31. Der Herr sagte auch zu den Jüngern: „Weil Ich lebe, so sollt auch ihr leben“: Joh.14/19. Und von der Auferstehung, daß Gott ein Gott der Lebenden, und nicht ein Gott der Toten sei, ferner, daß sie nicht mehr sterben können“: Luk.20/36,38. 

 

Das Zweite: Daß jeder Mensch erschaffen sei, um ewig in einem seligen Zustand zu leben, ist eine Folge aus Obigem; denn wer will, daß der Mensch ewig lebe, will auch, daß er in einem seligen Zustand lebe: was wäre ohne diesen das ewige Leben? Jede Liebe will das Wohl des anderen, die Liebe der Eltern will das Wohl der Kinder, die Liebe des Bräutigams und des Gatten will das Wohl der Braut und der Gattin, und die Liebe der Freundschaft will das Wohl [bonum] der Freunde: was wird nicht die göttliche Liebe wollen? Und das Gute, was ist es anderes, als das Angenehme, und das göttliche Gute, was ist es anderes, als die ewige Seligkeit? Alles Gute heißt gut von dem in ihm liegenden Angenehmen oder Seligen; gut wird zwar auch das genannt, was gegeben und besessen wird, wenn es aber nicht auch angenehm ist, so ist es ein unfruchtbares Gut, das in sich nicht gut ist. Hieraus erhellt, daß das ewige Leben auch die ewige Seligkeit ist. Dieser Zustand des Menschen ist der Endzweck der Schöpfung; daran aber, daß nur die, welche in den Himmel kommen, in diesem Zustand sind, ist nicht der Herr schuld, sondern der Mensch. Daß der Mensch die Schuld habe, wird man im Folgenden sehen. 

 

Das Dritte: Somit ist jeder Mensch erschaffen, um in den Himmel zu kommen; dies ist der Endzweck der Schöpfung. Daß aber nicht alle in den Himmel kommen, kommt daher, daß sie die der Seligkeit des Himmels entgegengesetzten Lustreize der Hölle in sich aufnehmen, und solche, die nicht in der Seligkeit des Himmels sind, nicht in den Himmel eingehen können, weil sie denselben nicht ertragen. Keinem, der in die geistige Welt kommt, wird verwehrt, in den Himmel emporzusteigen; wer aber in der Lust der Hölle ist, dem klopft, wenn er dorthin gelangt, das Herz, sein Atem wird beengt, sein Leben fängt an zu entweichen, er empfindet Angst und Qual, und wälzt sich wie eine Schlange, die ans Feuer gebracht wird. Dies geschieht so, weil hier ein Gegensatz auf den anderen wirkt; dennoch aber, da sie als Menschen geboren sind, und somit im Vermögen zu denken und zu wollen, und infolgedessen auch in dem Vermögen zu reden und zu handeln sind, so können sie nicht sterben; weil sie aber nur mit solchen leben können, die in gleichem Lustreiz des Lebens sind, so werden sie zu diesen gebracht, folglich die, welche in den Lustreizen des Bösen sind, zu den Ihrigen und die, welche in den Lustreizen des Guten sind, auch zu den Ihrigen. Es wird sogar einem jeden gestattet, in der Lust seines Bösen zu sein, wenn er sich nur an denjenigen nicht vergreift, die in der Lust des Guten sind; weil aber das Böse notwendig das Gute anfeindet, (denn im Bösen liegt der Haß gegen das Gute) so werden sie, damit sie nicht Unheil anstiften, entfernt, und an ihre Orte in der Hölle gebracht, wo sich ihre Lust in Unlust verkehrt. Dies hebt aber nicht auf, daß der Mensch von der Schöpfung her so beschaffen ist und daher so geboren wird, daß er in den Himmel kommen kann; denn in den Himmel kommt jeder, der als Kind stirbt, und wird daselbst erzogen und unterrichtet, wie der Mensch in der Welt, und wird durch die Neigung zum Guten und Wahren mit Weisheit ausgerüstet, und wird ein Engel: in gleicher Weise hätte es auch der Mensch können, der in der Welt erzogen und unterrichtet wird, denn es liegt dasselbe in ihm wie im Kind; über die Kinder in der geistigen Welt sehe man in dem zu London im J. 1758 herausgegebenen Werk vom »Himmel und der Hölle«, Nr. 329-345. Daß es aber mit vielen in der Welt nicht so geht, kommt daher, daß sie den ersten Grad ihres Lebens lieben, welcher der natürliche heißt, und sich von demselben nicht entfernen und geistig werden wollen, und der natürliche Lebensgrad an sich betrachtet nur sich und die Welt liebt; denn er hängt mit den Sinnen des Körpers zusammen, die auch für die Welt da sind; der geistige Lebensgrad dagegen, an sich betrachtet, liebt den Herrn und den Himmel, zwar auch sich und die Welt, aber Gott und den Himmel als das Obere, Hauptsächliche und Herrschende, sich und die Welt hingegen als das Untere, Werkzeugliche und Dienende. 

 

Das Vierte: Die göttliche Liebe muß notwendig dieses wollen, und die göttliche Weisheit muß notwendig dieses vorsehen. Daß das göttliche Wesen die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit sei, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« vollständig gezeigt worden; wie denn auch Nr. 358-370 daselbst nachgewiesen worden ist, daß der Herr in jedem menschlichen Embryo zwei Aufnahmeorgane bilde, eines für die göttliche Liebe, und eines für die göttliche Weisheit; das Aufnahmeorgan der göttlichen Liebe für den künftigen Willen des Menschen, und das Aufnahmeorgan der göttlichen Weisheit für seinen künftigen Verstand, und daß Er so in jeden Menschen das Vermögen gelegt habe, das Gute zu wollen, und das Vermögen, das Wahre zu erkennen. Weil nun diese zwei Vermögen des Menschen von Geburt her vom Herrn in ihn gelegt sind, und daher der Herr darin ist, damit Er in dem Seinigen beim Menschen sei, so ist offenbar, daß Seine göttliche Liebe nicht anders wollen kann, als daß der Mensch in den Himmel komme, und daselbst ewige Seligkeit genieße, sowie auch, daß die göttliche Weisheit nicht anders kann als dieses vorsehen. Weil aber Seine göttliche Liebe mit sich bringt, daß der Mensch die himmlische Wonne in sich als seine eigene fühle, und dies nicht geschehen kann, wenn der Mensch nicht in vollem Anschein erhalten wird, daß er aus sich denke, wolle, rede und handle, deshalb kann Er den Menschen nicht anders führen als gemäß den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung.

 

(325)

II. Von der göttlichen Vorsehung rührt somit her, daß jeder Mensch selig werden kann, und daß diejenigen selig werden, die Gott anerkennen und gewissenhaft leben. Daß jeder Mensch selig werden könne, erhellt aus dem oben Nachgewiesenen. Einige meinen, die Kirche des Herrn sei nur in der Christenheit, weil nur hier der Herr bekannt, und nur hier das Wort ist; dennoch aber gibt es viele, die glauben, die Kirche Gottes sei allgemein, oder über den ganzen Erdkreis verbreitet, somit auch bei denen, die den Herrn nicht kennen, und das Wort nicht haben, denn sie sagen, daran seien diese nicht schuld, und ihre Unwissenheit sei für sie unbesiegbar; auch sei es gegen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, daß einige für die Hölle geboren werden, da sie doch in gleicher Weise Menschen seien. Weil nun die Christen, wenn auch nicht alle, doch viele, den Glauben haben, daß es eine allgemeine Kirche gebe, die auch eine Gemeinschaft [communio] heißt , so folgt, daß es ein Allgemeinstes [communissima] der Kirche gibt, das sich in allen Religionen finden muß, und jene Gemeinschaft macht. Daß dieses Allgemeinste die Anerkennung Gottes und das Gute des Lebens sei, wird man in folgender Ordnung sehen: 

 

1) Die Anerkennung Gottes bewirkt eine Verbindung Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott, und die Leugnung Gottes bewirkt eine Trennung. 

 

2) Jeder erkennt Gott an und wird mit Ihm verbunden je nach dem Guten seines Lebens. 

 

3) Gutes des Lebens oder gut leben heißt, das Böse fliehen, weil es gegen die Religion, und somit gegen Gott ist. 

 

4) Dies ist das Allgemeine [communia] aller Religionen, durch das jeder selig werden kann.

 

(326)

Allein dies soll nun im einzelnen durchgegangen und nachgewiesen werden: Erstens: Die Anerkennung Gottes bewirkt eine Verbindung Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott, und die Leugnung Gottes bewirkt eine Trennung. Manche können denken, diejenigen, die Gott nicht anerkennen, könnten, wofern sie nur ein moralisches Leben führten, ebensogut selig werden, als die, welche Gott anerkennen: sie sagen nämlich: Was wirkt die Anerkennung? Ist sie nicht ein bloßes Denken? Kann ich [Ihn] nicht leicht anerkennen, wenn ich gewiß weiß, daß ein Gott ist? Ich habe von Ihm gehört, aber ich habe Ihn nicht gesehen: mache, daß ich Ihn sehe, so will ich glauben. Eine solche Sprache führen viele, die Gott leugnen, wenn sie mit einem, der Gott anerkennt, frei sich einlassen dürfen. Daß aber die Anerkennung Gottes verbinde, und die Leugnung Gottes trenne, soll durch einiges beleuchtet werden, was mir in der geistigen Welt bekannt wurde. Wenn dort einer an den anderen denkt, und mit ihm sprechen will, so stellt sich ihm dieser andere augenblicklich als gegenwärtig dar; dies ist dort allgemein, und bleibt niemals aus; der Grund ist, weil es in der geistigen Welt keine Entfernung gibt, wie in der natürlichen Welt, sondern nur eine Scheinbarkeit der Entfernung. Ferner: so wie das Denken aus einiger Kenntnis des anderen Gegenwart bewirkt, so bewirkt die Liebe aus einiger Neigung zum anderen Verbindung; woher es kommt, daß solche zusammengehen und freundlich miteinander reden, und in einem Haus wohnen, oder in einem Verein, und öfter zusammenkommen, und wechselseitig einander Dienste leisten. Ebenso geschieht es im Gegenteil, daß derjenige, der den anderen nicht liebt, oder gar haßt, ihn nicht sieht, noch mit ihm zusammenkommt, und sie voneinander entfernt sind in demselben Grad, als er ihn nicht liebt, oder als er ihn haßt; ja sogar wenn derselbe gegenwärtig ist, und er sich dann des Hasses erinnert, so wird er unsichtbar. Aus diesem wenigen läßt sich erkennen, woher Gegenwart, und woher Verbindung in der geistigen Welt entstehe, Gegenwart nämlich aus der Erinnerung an einen anderen mit dem Wunsch, ihn zu sehen, und Verbindung aus der Neigung, die der Liebe eigen ist. Ebenso ist es mit allem, was im menschlichen Gemüt ist: in diesem liegt Unzähliges, und das einzelne ist daselbst zusammengesellt und verbunden nach den Neigungen, oder wie das eine das andere liebt. Diese Verbindung ist eine geistige Verbindung, die sich gleich bleibt im allgemeinen und besonderen. Diese geistige Verbindung hat ihren Ursprung in der Verbindung des Herrn mit der geistigen Welt, und mit der natürlichen Welt, im allgemeinen und besonderen. Hieraus erhellt, daß insoweit, als man den Herrn erkennt, und aus der Erkenntnis an Ihn denkt, der Herr gegenwärtig ist, und daß der Herr insoweit mit einem verbunden ist, als man Ihn aus der Neigung der Liebe anerkennt; aber auch umgekehrt, daß der Herr insoweit abwesend ist, als man Ihn nicht erkennt, und daß einer insoweit von Ihm getrennt ist, als er Ihn leugnet. Die Verbindung bewirkt, daß der Herr das Angesicht desselben Sich zuwendet, und die Trennung macht, daß die Hölle das Angesicht desselben sich zuwendet und dann ihn führt: daher wenden alle Engel des Himmels ihr Angesicht dem Herrn als der Sonne zu, und alle Geister der Hölle wenden ihr Angesicht vom Herrn ab. Hieraus erhellt, was die Anerkenntnis Gottes, und was die Leugnung Gottes bewirkt. Auch leugnen diejenigen, die auf der Welt Gott leugnen, Ihn auch nach dem Tod, und werden nach der Beschreibung oben Nr. 319 organisiert, und die in der Welt angenommene Organisation bleibt in Ewigkeit. 

 

Zweitens: Jeder erkennt Gott an und wird mit Ihm verbunden nach dem Guten seines Lebens. Alle diejenigen, die etwas von der Religion wissen, können Gott erkennen, auch können sie aus ihrem Wissen oder Gedächtnis von Gott reden, einige sogar aus ihrem Verstand Gott denken; dies bewirkt aber nur Gegenwart, wofern man nicht gut lebt; denn man kann sich nichtsdestoweniger von Ihm abwenden, und sich der Hölle zukehren, und dies geschieht, wenn man böse lebt. Aber von Herzen Gott anerkennen, können nur diejenigen, die gut leben; diese wendet der Herr je nach dem Guten ihres Lebens von der Hölle ab, und Sich zu: der Grund ist, weil nur diese Gott lieben, denn sie lieben das Göttliche, das von Ihm ist, indem sie es tun. Das Göttliche, das von Gott ist, sind die Gebote Seines Gesetzes. Diese sind Gott, weil Er selbst Sein ausgehendes Göttliches ist, und dies heißt Gott lieben; weshalb auch der Herr sagt: „Wer Meine Gebote tut, der ist es, der Mich liebt, wer aber Meine Gebote nicht tut, der liebt Mich nicht“: Joh.14/21-24. Dies ist der Grund, warum es zwei Tafeln der Zehn Gebote gibt, eine für Gott, und eine für den Menschen. Gott wirkt beständig darauf hin, daß der Mensch das aufnehme, was in Seiner Tafel ist; wenn aber der Mensch das nicht tut, was in seiner Tafel ist, so nimmt er auch nicht mit Anerkennung des Herzens dasjenige auf, was in der Tafel Gottes ist, und wenn er es nicht aufnimmt, wird er nicht verbunden; daher sind diese zwei Tafeln so verbunden, daß sie eines sind, und heißen die Tafeln des Bundes, und Bund bedeutet Verbindung. Der Grund, warum jeder Gott anerkennt und mit Ihm verbunden wird, je nach dem Guten seines Lebens, ist der, daß das Gute des Lebens ähnlich ist dem Guten, das im Herrn ist, und somit auch dem Guten, das vom Herrn ist; ist daher der Mensch im Guten des Lebens, so entsteht eine Verbindung. Das Gegenteil findet beim Bösen des Lebens statt, denn dieses stößt den Herrn von sich. 

 

Drittens: Gutes des Lebens oder gut leben heißt, das Böse fliehen, weil es gegen die Religion, also gegen Gott ist; daß dies das Gute des Lebens sei, ist vollständig gezeigt worden in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem« von Anfang bis zu Ende. Diesem will ich nur noch beifügen: Wenn du Gutes tust in aller Fülle, wenn du z.B. Tempel baust, sie schmückst und anfüllst mit Geschenken; wenn du Kosten aufwendest für Spitäler und Krankenhäuser, wenn du täglich Almosen gibst, Witwen und Waisen beistehst; wenn du das Heilige des Gottesdienstes fleißig begehst, ja wenn du alles dieses wie von Herzen denkst, aussprichst und lobst, dabei aber das Böse nicht als Sünde gegen Gott fliehst, so ist alles jenes Gute nicht Gutes, sondern entweder aus Heuchelei oder um Verdienstes willen getan; denn immer liegt Böses inwendig in demselben, da das Leben eines jeden im ganzen und im einzelnen dessen ist, was er tut; das Gute wird aber nur dadurch gut, daß das Böse davon entfernt wird. Hieraus ergibt sich, daß ‚gut leben‘ heißt, das Böse fliehen, weil es gegen die Religion, somit gegen Gott ist. 

 

Viertens: Dies ist das Allgemeine in allen Religionen, wodurch jeder selig werden kann. Gott anerkennen und das Böse nicht tun, weil es gegen Gott ist, dies sind die zwei [wesentlichen Bestandteile], die eine Religion zur Religion machen; fehlt eines davon, so kann man sie nicht Religion nennen; denn Gott anerkennen und Böses tun ist ein innerer Widerspruch, und ebenso Gutes tun und Gott nicht anerkennen, da das eine nicht stattfinden kann ohne das andere. Vom Herrn ist vorgesehen worden, daß fast überall eine Religion sei, und daß in jeder diese zwei [Erfordernisse] seien; ferner ist vom Herrn vorgesehen worden, daß jeder, der Gott anerkennt und das Böse nicht tut, weil es gegen Gott ist, eine Stelle im Himmel habe; denn der Himmel stellt seinem Umfang nach einen Menschen dar, dessen Leben oder Seele der Herr ist; in diesem himmlischen Menschen findet sich alles, was im natürlichen Menschen ist, nur mit dem Unterschied, der zwischen Himmlischem und Natürlichem besteht. Nun sind bekanntlich im Menschen nicht nur organische Gebilde aus Blutgefäßen und Nervenfasern, die man Eingeweide [viscera] nennt, sondern auch Häute, Membranen, Sehnen, Knorpel, Knochen, Nägel und Zähne; letztere sind in geringerem Grade belebt, als die organischen Formen selbst, denen sie als Bänder, Decken und Stützen dienen. Jener himmlische Mensch, welcher der Himmel ist, kann also, damit alles dieses in ihm sich finde, nicht aus Menschen einer Religion zusammengesetzt werden, sondern aus Menschen von mehreren Religionen; es haben daher alle, die jene beiden universellen [Erfordernisse] der Kirche zur Sache ihres Lebens machen, eine Stelle in diesem himmlischen Menschen, d.i. im Himmel, und genießen die Glückseligkeit gemäß ihrer Stufe. Man sehe aber mehr hierüber oben, Nr. 254. Daß jene beiden Erfordernisse die Hauptpunkte in jeder Religion seien, läßt sich daraus ersehen, daß sie die zwei Vorschriften sind, die der Dekalog lehrt, und dieser das Erste des Wortes war, und auf dem Berge Sinai von Jehovah mit lauter Stimme verkündigt, durch den Finger Gottes auf zwei steinerne Tafeln geschrieben, und dann, in der Bundeslade niedergelegt, Jehovah genannt wurde, und das Allerheiligste bildete in der Stiftshütte, und das innerste geheime Heiligtum im Tempel zu Jerusalem, und durch ihn allein alles andere daselbst heilig war; außer mehrerem anderen über die Zehn Gebote in der Bundeslade, was aus dem Wort angeführt worden ist in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem« Nr. 53-61. 

 

Diesem will ich noch folgendes beifügen: Bekannt ist aus dem Wort, daß die Bundeslade, in der die zwei Tafeln lagen, auf welche die Zehn Gebote geschrieben waren, von den Philistern weggenommen und in den Tempel des Dagon zu Aschdod gebracht wurde, und daß Dagon vor ihr auf die Erde niederfiel, und nachher der Kopf mit den hohlen Händen vom Körper abgerissen auf der Schwelle des Tempels lag; und daß die Aschdoditer und Ekroniter der Bundeslade wegen zu vielen Tausenden mit Mastaderflüssen geschlagen wurden, und ihr Land von Mäusen verwüstet wurde; daß ferner die Philister nach dem Rat der Vornehmsten ihres Volkes fünf Mastaderzacken und fünf Mäuse aus Gold und ein neues Fuhrwerk machten, und die Bundeslade darauf setzten, und neben diese die Mastaderzacken und die Mäuse aus Gold, und durch zwei Kühe, die auf dem Weg vor dem Fuhrwerk brüllten, die Bundeslade zu den Kindern Israel zurücksandten, von denen die Kühe und das Fuhrwerk geopfert wurden: man sehe 1Sa. Kap.5 und 6. Es soll nun gesagt werden, was alles dies bezeichnete. Die Philister bezeichneten diejenigen, die in dem von der tätigen Liebe getrennten Glauben sind; Dagon bildete diese Religionssekte vor; die Mastaderflüsse, mit denen sie geschlagen wurden, bezeichneten die natürlichen Triebe [amores], die getrennt von der geistigen Liebe unrein sind; und die Mäuse bezeichneten die Verwüstung der Kirche durch Verfälschung des Wahren; das neue Fuhrwerk [plaustrum], auf dem sie die Lade zurücksandten, bezeichnete die neue, aber natürliche Lehre, denn der Wagen [currus] bezeichnet im Wort eine, aus geistigen Wahrheiten bestehende, Lehre; die Kühe bezeichneten die natürlichen guten Neigungen; die Mastaderzacken aus Gold bezeichneten die gereinigten und gut gewordenen natürlichen Triebe; die Mäuse aus Gold bezeichneten die durch das Gute aufgehobene Verwüstung der Kirche; denn Gold bezeichnet im Wort das Gute; das Brüllen der Kühe auf dem Weg bezeichnete die schwierige Umwandlung der Begierden des Bösen des natürlichen Menschen in gute Neigungen; daß die Kühe mit dem Fuhrwerk als Brandopfer dargebracht wurden, bezeichnete, daß Gott auf diese Weise versöhnt wurde. Dies ist es, was unter jenem Geschichtlichen geistig verstanden wird. Verbinde es nun in einen Sinn, und mache die Anwendung davon. Daß durch die Philister diejenigen vorgebildet wurden, die in dem von der tätigen Liebe getrennten Glauben sind, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem vom Glauben« Nr. 49-54 und daß die Bundeslade wegen der in ihr eingeschlossenen Zehn Gebote das Heiligste der Kirche war, in der »Lebenslehre für das neue Jerusalem« Nr. 53-61.

 

(327)

III. Der Mensch trägt selbst die Schuld, wenn er nicht selig wird. Von jedem vernünftigen Menschen wird, sobald er sie nur hört, die Wahrheit anerkannt, daß vom Guten nicht Böses, und vom Bösen nicht Gutes ausfließen könne, da sie entgegengesetzt sind, und daß folglich vom Guten nur Gutes, vom Bösen nur Böses ausfließe. Wenn diese Wahrheit anerkannt wird, so wird auch die anerkannt, daß das Gute in Böses verkehrt werden kann, nicht durch das Gute, sondern durch das aufnehmende Böse; denn jede Form verwandelt das Einfließende in ihre Beschaffenheit (man sehe oben Nr. 292). Da nun der Herr das Gute in Seiner Wesenheit, oder das Gute selbst ist, so ist offenbar, daß vom Herrn nicht Böses ausfließen, noch von Ihm hervorgebracht werden kann, daß es aber in Böses verkehrt werden kann vom aufnehmenden Subjekt, dessen Form die Form des Bösen ist. Ein solches Subjekt ist der Mensch in Ansehung seines Eigenen; dieses nimmt fortwährend das Gute vom Herrn auf, verkehrt es aber in die Beschaffenheit seiner Form, welche die des Bösen ist. Hieraus folgt, daß der Mensch selbst Schuld ist, wenn er nicht selig wird. Das Böse stammt zwar aus der Hölle, weil er es aber von da als das Seinige aufnimmt, und es sich hierdurch aneignet, so ist es einerlei, ob man sagt, das Böse stamme vom Menschen, oder ob man sagt, das Böse stamme aus der Hölle. Woher aber die Aneignung des Bösen komme, und zwar zuletzt bis zu dem Grad, daß die Religion untergeht, soll in folgender Ordnung gesagt werden: 

 

1) Jede Religion nimmt im Verlauf der Zeit ab und erreicht ihr Ende. 

 

2) Jede Religion nimmt ab und erreicht ihr Ende durch die Verkehrung des Bildes Gottes beim Menschen. 

 

3) Dies geschieht durch die fortwährende Steigerung des Erbbösen in den Zeugungen. 

 

4) Dennoch wird vom Herrn dafür gesorgt, daß jeder selig werden kann. 

 

5) Auch dafür wird gesorgt, daß eine neue Kirche an die Stelle der früheren verwüsteten tritt.

 

(328)

Doch dies soll der Reihe nach bewiesen werden: Erstens: Jede Religion nimmt im Verlauf der Zeit ab und erreicht ihr Ende. Auf dieser Erde waren mehrere Kirchen, eine nach der anderen; denn wo es ein menschliches Geschlecht gibt, da gibt es auch eine Kirche, da ja der Himmel, welcher der Endzweck der Schöpfung ist, aus dem menschlichen Geschlecht ist, wie oben nachgewiesen worden, und niemand in den Himmel kommen kann, wenn sich nicht die zwei universellen Erfordernisse der Kirche bei ihm finden, welche sind Gott anerkennen und gut leben, wie gleich oben Nr. 326 gezeigt worden. Daher die Folge, daß auf dieser Erde Kirchen waren von den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag. Diese Kirchen werden im Wort beschrieben, aber nicht historisch, ausgenommen die israelitische und jüdische Kirche, vor der jedoch mehrere waren, und diese sind daselbst nur durch Völker- und Personennamen, und durch einiges über diese, beschrieben. Die Älteste Kirche, [und zwar die,] welche die erste war, ist beschrieben unter Adam und seinem Weibe Chavah, die folgende Kirche, welche die Alte Kirche zu nennen ist, ist beschrieben unter Noah und seinen drei Söhnen und unter deren Nachkommen. Diese war von großem Umfang und über mehrere Reiche Asiens verbreitet, welche waren das Land Kanaan diesseits und jenseits des Jordans, Syrien, Assyrien und Chaldäa, Mesopotamien, Ägypten, Arabien, Tyrus und Sidon; bei diesen war das alte Wort, von dem in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 101-103 die Rede ist. Daß jene Kirche in diesen Reichen war, ergibt sich aus Verschiedenem, was in den Prophetischen Büchern des Wortes von ihnen erwähnt wird. Diese Kirche aber ward bedeutend verändert durch Eber, von welchem die hebräische Kirche ihren Ursprung nahm: in dieser wurde zuerst der Gottesdienst durch Opfer angeordnet. Aus der hebräischen Kirche entstand die israelitische und jüdische, ward aber feierlich angeordnet wegen des Wortes, das in ihr geschrieben werden sollte. Diese vier Kirchen werden verstanden unter der Bildsäule, die dem Nebuchadnezzar im Traum erschien, und deren Kopf von reinen Gold war, Brust und Arme von Silber, Bauch und Schenkel von Erz, Schienbeine und Füße von Eisen und Ton: Dan.2/32,33. Nichts anderes ist auch zu verstehen unter den Weltaltern, dem Goldenen, Silbernen, Kupfernen und Eisernen, die von den alten Schriftstellern erwähnt werden. Daß auf die jüdische Kirche die christliche folgt, ist bekannt. Daß aber alle diese Kirchen im Verlauf der Zeit abnahmen bis zu ihrem Ende, das die Vollendung [consummatio] genannt wird, kann man aus dem Wort ersehen. Die Vollendung der Ältesten Kirche, die durch das Essen vom Baum der Erkenntnis bewirkt wurde, durch das der Dünkel eigener Einsicht bezeichnet wird, wird unter der Sündflut beschrieben. Die Vollendung der Alten Kirche wird unter den verschiedenen Verwüstungen der Völker beschrieben, von denen sowohl im historischen als im prophetischen Wort die Rede ist, besonders unter der Vertreibung der Völker des Landes Kanaan durch die Kinder Israel. Die Vollendung der israelitischen und jüdischen Kirche wird verstanden unter der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem, und unter der Wegführung des israelitischen Volkes in beständige Gefangenschaft, und des jüdischen Volkes nach Babylonien, und zuletzt unter der zweiten Zerstörung des Tempels und zugleich Jerusalems, und unter der Zerstreuung dieses Volkes: diese Vollendung wurde in vielen Stellen bei den Propheten, und bei Da.9/24-27 vorausgesagt. Der christlichen Kirche allmähliche Verödung aber bis zu ihrem Ende wird vom Herrn beschrieben bei Matth. Kap.24; bei Mark. Kap.13; und bei Luk. Kap.21; ihre Vollendung selbst hingegen in der Apokalypse. Hieraus kann man ersehen, daß die Kirche im Verlauf der Zeit abnimmt und ihr Ende erreicht; mithin auch die Religion. 

 

Zweitens: Jede Religion nimmt ab und erreicht ihr Ende durch die Verkehrung des Bildes Gottes beim Menschen. Es ist bekannt, daß der Mensch geschaffen wurde zum Bilde [in imaginem] Gottes, nach der Ähnlichkeit [secundum similitudinem] Gottes: 1Mo.1/26; es soll aber gesagt werden, was das Bild und was die Ähnlichkeit Gottes ist. Gott allein ist die Liebe und die Weisheit; der Mensch aber ist geschaffen, um Aufnahmeorgan für beide zu sein; damit sein Wille Aufnahmeorgan der göttlichen Liebe, und sein Verstand Aufnahmeorgan der göttlichen Weisheit sei. Daß diese beiden von der Schöpfung her beim Menschen seien, und daß sie den Menschen ausmachen, und auch bei jedem im Mutterleib gebildet werden, ist oben gezeigt worden; der Mensch ist also Bild Gottes, weil er Aufnehmer der göttlichen Weisheit, und Ähnlichkeit Gottes, weil er Aufnehmer der göttlichen Liebe ist; das Aufnahmeorgan, das Verstand heißt, ist daher Bild Gottes, und das Aufnahmeorgan, das Wille heißt, ist Ähnlichkeit Gottes. Weil nun der Mensch geschaffen und gebildet ist, um Aufnahmeorgan zu sein, so folgt, daß er geschaffen und gebildet ist, daß sein Wille Liebe von Gott, und sein Verstand Weisheit von Gott aufnehme; und der Mensch nimmt diese auch wirklich auf, indem er Gott anerkennt und nach Seinen Geboten lebt, aber in geringerem und höherem Grade, je nachdem er aus seiner Religion Gott erkennt, und die Gebote weiß, also, je nachdem er die Wahrheiten weiß; denn die Wahrheiten lehren, was Gott ist, und wie Er anerkannt werden soll, ferner, was die Gebote sind, und wie man nach ihnen leben soll. Das Bild und die Ähnlichkeit Gottes sind nicht verloren beim Menschen, sie sind aber wie verloren [sicut deperditae]; sie bleiben nämlich eingepflanzt in seinen beiden Vermögen, die Freiheit und Vernunftfähigkeit genannt werden, von denen oben ausführlich gehandelt worden ist; sie wurden wie verloren, als der Mensch das Aufnahmeorgan der göttlichen Liebe, das sein Wille ist, zum Aufnahmegefäß der Selbstliebe, und das Aufnahmeorgan der göttlichen Weisheit, das sein Verstand ist, zum Aufnahmegefäß der eigenen Einsicht machte; hierdurch verkehrte er das Bild und die Ähnlichkeit Gottes, denn er wandte sie von Gott ab, und wandte sie sich zu. Daher kommt es, daß sie nach oben verschlossen und nach unten geöffnet, oder daß sie von vorne verschlossen und von hinten geöffnet sind, während sie doch von der Schöpfung her von vorne geöffnet und von hinten verschlossen waren: sind sie aber in also verkehrter Weise geöffnet und verschlossen, so nimmt das Aufnahmeorgan der Liebe oder der Wille den Einfluß aus der Hölle oder von seinem Eigenen auf, und ebenso das Aufnahmeorgan der Weisheit oder der Verstand. Daher entstand auch in den Kirchen Verehrung der Menschen anstatt der Verehrung Gottes, und Verehrung nach den Lehren des Falschen anstatt der Verehrung nach den Lehren des Wahren, diese aus der eigenen Einsicht, jene aus der Selbstliebe. Hieraus geht hervor, daß die Religion im Verlauf der Zeit abnimmt und ihr Ende erreicht durch die Verkehrung des Bildes Gottes beim Menschen. 

 

Drittens: Dieses geschieht durch die stets fortwährende Zunahme des Erbbösen in den Zeugungen. Daß das Erbböse nicht von Adam und seinem Weibe Chavah durch das Essen vom Baum der Erkenntnis herkomme, sondern daß es allmählich abgeleitet und fortgepflanzt werde von den Eltern auf die Nachkommen, und so durch stets fortgesetzte Anhäufung in den Zeugungen sich steigere, ist oben gesagt und gezeigt worden. Wenn nun das Böse sich steigert bei vielen, dann verbreitet es sich zu noch mehreren; denn in jedem Bösen liegt die Begierde zu verführen, in manchen von Zorn brennend wider das Gute; daher die Ansteckung des Bösen; wenn diese die Vorsteher, Lenker und Vorkämpfer in der Kirche ergriffen hat, dann wird die Religion verkehrt, und die Heilmittel, welche die Wahrheiten sind, werden durch Verfälschungen verdorben; hieraus entsteht dann eine allmähliche Verwüstung des Guten und Abödung des Wahren in der Kirche bis zu ihrem Untergang. 

 

Viertens: Dennoch wird vom Herrn dafür gesorgt, daß jeder selig werden kann. Vom Herrn wird dafür gesorgt, daß überall eine Religion sei, und daß in jeder Religion die zwei wesentlichen Heilsmittel seien, nämlich Gott anerkennen und das Böse nicht tun, weil es wider Gott ist; die übrigen Dinge, die Sache des Verstandes und somit des Denkens sind, und die man Dinge des Glaubens nennt, werden für einen jeden vorgesehen seinem Leben gemäß; denn sie sind etwas, was zum Leben hinzukommt [sunt accessoria vitae]; und wenn sie auch vorausgehen, so empfangen sie doch nicht früher Leben. Auch wird dafür gesorgt, daß alle, welche gut gelebt und den Herrn anerkannt haben, nach dem Tode von Engeln unterrichtet werden, und dann nehmen diejenigen, die in jenen zwei wesentlichen Erfordernissen der Religion in der Welt gewesen waren, die Wahrheiten der Kirche, wie sie im Wort sind, auf, und erkennen den Herrn als den Gott des Himmels und der Kirche an; und dieses nehmen sie leichter an als die Christen, die von der Welt her die Vorstellung mit sich brachten, daß das Menschliche des Herrn getrennt sei von Seinem Göttlichen. Auch ist vom Herrn vorgesehen worden, daß alle, die als Kinder sterben, selig werden, wo sie auch immer geboren sein mögen. Es wird auch jedem Menschen nach dem Tode Gelegenheit gegeben, sein Leben zu bessern, wenn es möglich ist; solche werden vom Herrn durch Engel unterrichtet und geführt, und weil sie dann wissen, daß sie nach dem Tode leben, und daß es einen Himmel und eine Hölle gibt, so nehmen sie im Anfang die Wahrheiten an; diejenigen aber, die auf der Welt Gott nicht anerkannt, und das Böse nicht als Sünde geflohen hatten, empfinden bald Überdruß an den Wahrheiten und treten zurück; und die, welche sie mit dem Mund und nicht mit dem Herzen anerkannt hatten, sind wie die törichten Jungfrauen, die Lampen hatten und nicht Öl, und von den anderen Öl verlangten, und auch hingingen und kauften, und doch nicht zur Hochzeit zugelassen wurden; die Lampen bezeichnen die Wahrheiten des Glaubens, und das Öl das Gute der tätigen Liebe. Hieraus läßt sich erkennen, daß die göttliche Vorsehung dafür sorgt, daß jeder selig werden kann, und daß der Mensch selbst Schuld daran ist, wenn er nicht selig wird. 

 

Fünftens: Es wird auch dafür gesorgt, daß eine neue Kirche an die Stelle der früheren verwüsteten tritt. Dies geschah schon von den ältesten Zeiten her, daß nämlich nach Verödung der früheren Kirche eine neue folgte; auf die Älteste Kirche folgte die Alte Kirche, auf die Alte die israelitische oder jüdische; auf diese die christliche; und daß auch auf diese eine neue Kirche folgen werde, wird in der Apokalypse vorausgesagt, wo sie unter dem ‚neuen Jerusalem‘ verstanden wird, das vom Himmel herabsteigt. Den Grund, warum vom Herrn dafür gesorgt wird, daß eine neue Kirche auf die frühere verwüstete folge, sehe man in der »Lehre des neuen Jerusalem von der Heiligen Schrift« Nr. 104-113.

 

(329)

IV. Somit sind alle zum Himmel vorherbestimmt und keiner zur Hölle. Daß der Herr keinen zur Hölle verstoße, sondern der Geist sich selbst, ist in dem zu London im J. 1758 herausgegebenen Werk über »Himmel und Hölle« Nr. 545-550 gezeigt worden. Dies geschieht mit jedem Bösen und Gottlosen nach dem Tode, und ebenso auch mit dem Bösen und Gottlosen in der Welt, nur mit dem Unterschied, daß er in der Welt noch gebessert werden, und die Mittel zur Seligkeit ergreifen und aufnehmen kann, nicht mehr aber nach seinem Hinscheiden aus der Welt. Die Mittel der Beseligung beziehen sich auf diese zwei Punkte, daß man das Böse fliehen müsse, weil es gegen die göttlichen Gesetze in den Zehn Geboten ist, und daß man anerkenne, daß ein Gott ist. Jeder kann dieses, wenn er nur das Böse nicht liebt; denn der Herr wirkt fortwährend ein in den Willen mit der Kraft, das Böse als Sünde zu fliehen, und in den Verstand mit der Kraft, zu denken, daß ein Gott sei; dennoch aber kann niemand das eine ohne zugleich das andere; beides ist verbunden wie die zwei Tafeln des Dekalogs, von denen die eine für den Herrn, und die andere für den Menschen ist. Der Herr erleuchtet einen jeden durch Seine Tafel, und gibt ihm Kraft; aber der Mensch empfängt nur in dem Grad Kraft und Erleuchtung, als er den Inhalt seiner Tafel erfüllt; vorher erscheinen jene beiden Tafeln eine über der anderen liegend und wie mit einem Siegel verschlossen; sowie aber der Mensch das, was in seiner Tafel ist, tut, werden sie aufgeschlossen und eröffnet. Was ist heutzutage der Dekalog anderes, als ein verschlossenes Büchlein oder Schriftchen, nur offen in den Händen der Kinder und Knaben? Sage immerhin einem Erwachsenen: „Tue dies nicht, weil es gegen die Zehn Gebote ist“: - wer achtet darauf? Wenn du ihm aber sagst: „Tue dies nicht, weil es gegen die göttlichen Gesetze ist!“ - so kann er darauf achten, während doch die Gebote des Dekalogs eben die göttlichen Gesetze sind. In der geistigen Welt wurde bei mehreren die Erfahrung gemacht, daß sie es mit Verachtung zurückwiesen, wenn von den Zehn Geboten oder dem Katechismus die Rede war: dieses kommt daher, weil die Zehn Gebote in der zweiten Tafel, welche die Tafel des Menschen ist, lehren, daß man das Böse fliehen soll, und weil der, welcher es nicht flieht aus Gottlosigkeit oder vermöge seiner Religionsansicht, daß nämlich die Werke nichts nützen, sondern der Glaube allein, mit Verachtung die Zehn Gebote oder den Katechismus nennen hört, gerade als ob er ein Buch aus seinen Kinderjahren nennen hörte, das weiter keinen Nutzen mehr für ihn hat. Dieses wurde bemerkt, damit man wisse, daß keinem Menschen die Erkenntnis der Mittel fehlt, durch die er selig werden kann, noch die Kraft, wenn er selig werden will; woraus folgt, daß alle zum Himmel vorherbestimmt sind, und keiner zu Hölle. Weil aber bei manchen der Glaube an eine Vorherbestimmung zur Unseligkeit, d.i. zur Verdammnis, eingerissen ist, und dieser Glaube verderblich ist, und nicht entfernt werden kann, wenn nicht auch die Vernunft das Unsinnige und Grausame in demselben einsieht, so soll hierüber in folgender Ordnung gehandelt werden: 

 

1) Eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel ist gegen die göttliche Liebe und ihre Unendlichkeit. 

 

2) Eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel ist gegen die göttliche Weisheit und ihre Unendlichkeit. 

 

3) Daß nur die selig werden sollen, die in der Kirche geboren sind, ist eine unsinnige Irrlehre. 

 

4) Daß einige aus dem Menschengeschlecht infolge einer Vorherbestimmung verdammt seien, ist eine grausame Irrlehre. 

 

(330)

Damit aber erhelle, wie verderblich der Glaube an die Vorherbestimmung sei, wie man sie gemeinhin versteht, sollen diese vier Sätze wieder aufgenommen und begründet werden. 

 

 Erstens: Eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel ist gegen die göttliche Liebe, welche unendlich ist. Daß Jehovah oder der Herr die göttliche Liebe sei, und daß diese unendlich und das Sein alles Lebens sei; ferner, daß der Mensch zum Bilde Gottes und nach der Ähnlichkeit Gottes geschaffen sei, ist im Werk von der »Göttlichen Liebe und der göttlichen Weisheit« nachgewiesen worden; und weil jeder Mensch schon im Mutterleib zu diesem Bilde nach dieser Ähnlichkeit vom Herrn gebildet wird, wie ebenfalls nachgewiesen worden, so folgt, daß der Herr der himmlische Vater aller Menschen ist, und daß die Menschen Seine geistigen Kinder sind, wie denn wirklich Jehovah oder der Herr im Wort so genannt wird, und auch die Menschen darin so genannt werden. Darum sagte Er: „Ihr sollt niemand euern Vater heißen auf Erden; denn Einer ist euer Vater, Der in den Himmeln ist“: Matth.23/9; worunter verstanden wird, daß Er allein Vater sei in Ansehung des Lebens, der Vater auf Erden dagegen nur Vater sei in Ansehung der Umkleidung des Lebens, d.h. des Körpers; weshalb im Himmel kein anderer ‚Vater‘ genannt wird als der Herr. Daß Menschen ‚Kinder‘ genannt werden und ‚aus Ihm Geborene‘, diejenigen nämlich, die jenes Leben nicht verkehren, geht aus vielen Stellen im Wort hervor. Hieraus läßt sich ersehen, daß die göttliche Liebe in jedem Menschen ist, sowohl dem Bösen, als dem Guten, und daß folglich der Herr, Der die göttliche Liebe ist, nicht anders mit ihnen verfahren kann, als wie ein Vater auf Erden mit seinen Kindern, und zwar in unendlich höherem Grad, weil die göttliche Liebe unendlich ist; ferner, daß Er von keinem Sich entfernen kann, weil das Leben eines jeden von Ihm kommt. Es hat zwar den Anschein, als entferne Er Sich von den Bösen; allein die Bösen entfernen sich, Er hingegen führt sie dennoch aus Liebe. Darum sagt der Herr: „Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan werden: wo ist unter euch ein Mensch, der, wenn sein Sohn um Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset, um wie viel mehr wird euer himmlischer Vater Gutes geben denen, die Ihn darum bitten?“: Matth.7/7-11, und anderwärts: „Er läßt Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte“: Matth.5/45. Es ist auch in der Kirche bekannt, daß der Herr das Heil aller will, und niemandes Tod. Hieraus kann man sehen, daß eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel gegen die göttliche Liebe ist. 

 

Zweitens: Eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel ist gegen die göttliche Weisheit, die unendlich ist. Die göttliche Liebe sieht durch ihre göttliche Weisheit die Mittel vor, durch die jeder Mensch selig werden kann: wenn man daher sagt, es gebe eine andere Vorherbestimmung als zum Himmel, so heißt dies sagen, er könne die Mittel nicht vorsehen, durch welche Seligmachung erfolgt, während doch alle diese Mittel haben, wie oben gezeigt worden, und diese von der göttlichen Vorsehung herkommen, die unendlich ist. Daß es aber solche gibt, die nicht selig werden, kommt daher, weil die göttliche Liebe will, daß der Mensch das Glück und die Seligkeit des Himmels in sich empfinde, da es sonst keinen Himmel für ihn geben würde, und dies kann nicht anders geschehen als so, daß es dem Menschen erscheint, als denke und wolle er aus sich; denn ohne diese Erscheinung würde ihm nichts angeeignet werden, und er kein Mensch sein. Darum eben ist eine göttliche Vorsehung, die der göttlichen Weisheit aus der göttlichen Liebe angehört. Dies hebt aber die Wahrheit nicht auf, daß alle zum Himmel vorherbestimmt seien, und keiner zur Hölle; es würde sie nur dann aufheben, wenn die Mittel zur Seligmachung fehlten. Daß aber die Mittel zur Seligmachung für jeden vorgesehen seien, und daß der Himmel so beschaffen sei, daß alle, die gut leben, von welcher Religion sie auch sein mögen, eine Stelle in ihm finden, ist oben nachgewiesen worden. Der Mensch ist wie die Erde, die Früchte aller Art hervorbringt; denn durch diese Fähigkeit ist die Erde, Erde; daß sie aber auch böse Früchte hervorbringt, hebt nicht auf, daß sie auch gute hervorbringen kann; dies würde aber dann aufgehoben sein, wenn sie nur böse hervorbringen könnte. Der Mensch ist auch wie ein Gegenstand, der die Strahlen des Lichtes in sich auf mannigfache Weise bricht; stellt er nun bloß widrige Farben dar, so hat das Licht keine Schuld daran; denn die Strahlen des Lichtes können auch in liebliche Farben gebrochen werden. 

 

Drittens: Daß nur die selig werden sollen, die innerhalb der Kirche geboren sind, ist eine unsinnige Irrlehre. Diejenigen, die außerhalb der Kirche geboren sind, sind ebensogut Menschen, als die innerhalb derselben, von gleichem himmlischen Ursprung, und ebensowohl lebende und unsterbliche Seelen. Sie haben auch eine Religion, vermöge welcher sie anerkennen, daß ein Gott ist, und daß man gut leben soll, und wer Gott anerkennt und gut lebt, wird geistig auf seiner Stufe, und wird selig, wie oben gezeigt worden. Man sagt, sie seien nicht getauft; allein die Taufe macht nur diejenigen selig, die geistig gewaschen, d.h. wiedergeboren werden; denn die Taufe dient zum Zeichen und zur Erinnerung daran. [Man sagt ferner:] der Herr sei ihnen nicht bekannt, und ohne den Herrn sei keine Seligkeit; allein keinem wird irgend Seligkeit darum zuteil, weil ihm der Herr bekannt ist, sondern weil er nach den Geboten desselben lebt; und dann ist Er jedem bekannt, der Gott anerkennt; denn der Herr ist der Gott des Himmels und der Erde, wie Er selbst lehrt: Matth.28/18, und anderwärts. Überdies haben die, welche außerhalb der Kirche sind, die Vorstellung von Gott als Menschen, mehr als die Christen, und diejenigen, die diese Vorstellung von Gott als Menschen haben, und gut leben, werden vom Herrn angenommen. Sie erkennen auch an, daß Gott der Person und dem Wesen nach Einer sei, anders als die Christen; sie denken auch an Gott in ihrem Leben, denn sie halten das Böse für Sünde gegen Gott, und wer dies tut, der denkt auch an Gott in seinem Leben. Die Christen haben die Vorschriften der Religion aus dem Wort, aber nur wenige gibt es, die einige Vorschriften des Lebens daraus schöpfen. Die Katholiken lesen es nicht, und die Protestanten, die in dem von der Liebe getrennten Glauben sind, merken nicht auf dasjenige darin, was das Leben betrifft, sondern nur auf das, was sich auf den Glauben bezieht, und doch ist das ganze Wort nichts anderes als eine Lebenslehre. Das Christentum ist nur in Europa, der Mohammedanismus aber und das Heidentum in Asien, in Indien, Afrika und Amerika, und das Menschengeschlecht in diesen Weltteilen übertrifft an Menge zehnmal dasjenige Menschengeschlecht, das im christlichen Teile der Welt ist, und in diesem sind wenige, welche die Religion in das Leben setzen. Was ist daher unsinniger, als zu glauben, daß nur diese selig, jene aber verdammt werden, und daß der Himmel dem Menschen durch die Geburt zuteil werde, und nicht durch das Leben? Darum sagt der Herr: „Ich sage euch, viele werden kommen von Morgen und von Abend, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen; die Söhne des Reichs aber werden ausgestoßen werden“: Matth.8/11,12.      angels-light.org

 

Viertens: Daß einige aus dem Menschengeschlecht schon durch Vorherbestimmung verdammt seien, ist eine grausame Irrlehre. Grausam ist es nämlich, zu glauben, daß der Herr, Der die Liebe und Barmherzigkeit selbst ist, zugebe, daß eine so große Menge Menschen für die Hölle geboren werde, oder daß so viele Myriaden von Myriaden als Verdammte und Verfluchte, d.h. als Teufel und Satane geboren werden, und daß der Herr nicht durch Seine göttliche Weisheit Vorsehung tue, daß diejenigen, die gut leben und Gott anerkennen, nicht in das ewige Feuer und die ewige Pein geworfen werden. Ist ja doch der Herr der Schöpfer und Seligmacher aller, und Er allein führt alle, und will niemands Tod. Grausam ist es daher, zu glauben und zu denken, daß eine so große Menge Völker und Nationen unter Seiner Leitung und Aufsicht durch Vorherbestimmung dem Teufel zur Beute überliefert werde.

 

 


(18)

 

Der Herr kann nicht gegen die Gesetze der göttlichen Vorsehung handeln,

weil gegen sie handeln so viel wäre als gegen Seine göttliche Liebe und gegen Seine göttliche Weisheit, somit gegen Sich selbst handeln

 

 

(331)

In der »Engelsweisheit betreffend die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit« ist gezeigt worden, daß der Herr die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit sei, und daß diese beiden das Sein selbst und das Leben selbst seien, aus denen alles ist und lebt; ferner ist auch gezeigt worden, daß Ähnliches von Ihm ausgehe, sowie auch, daß das ausgehende Göttliche Er selbst sei. Unter dem, was ausgeht, ist die göttliche Vorsehung das Hauptsächlichste [primarium]; denn diese ist beständig im Endzweck, um dessentwillen das Universum geschaffen wurde; das Wirken und Fortschreiten des Endzweckes durch die Mittel ist, was göttliche Vorsehung genannt wird. Da nun das ausgehende Göttliche Er selbst ist, und die göttliche Vorsehung das Hauptsächlichste ist, das ausgeht, so folgt, daß gegen die Gesetze Seiner göttlichen Vorsehung handeln so viel ist als gegen Sich selbst handeln. Man kann auch sagen, der Herr ist die Vorsehung, so wie man sagt: Gott ist die Ordnung; denn die göttliche Vorsehung ist die göttliche Ordnung, hauptsächlich in Beziehung auf die Seligmachung der Menschen, und so wie es keine Ordnung gibt ohne Gesetze, (denn die Gesetze machen dieselbe aus,) und jedes Gesetz von der Ordnung her die Eigenschaft hat, daß es selbst auch eine Ordnung ist, so folgt hieraus, daß Gott, so wie Er die Ordnung ist, so auch das Gesetz Seiner Ordnung ist. Ähnliches läßt sich von der göttlichen Vorsehung sagen, daß nämlich der Herr, so wie Er Seine göttliche Vorsehung ist, so auch das Gesetz Seiner Vorsehung ist; woraus erhellt, daß der Herr nicht gegen die Gesetze Seiner göttlichen Vorsehung handeln kann, weil gegen sie handeln so viel wäre als gegen Sich selbst handeln. Ferner gibt es kein Wirken, außer auf ein Subjekt, und zwar durch Mittel auf dasselbe; eine Wirksamkeit, die nicht auf ein Subjekt, und zwar durch Mittel auf dasselbe gerichtet wäre, kann es nicht geben; das Subjekt der göttlichen Vorsehung ist aber der Mensch, die Mittel sind die göttlichen Wahrheiten, durch die er Weisheit, und das göttliche Gute, durch das er Liebe empfängt; die göttliche Vorsehung wirkt durch diese Mittel ihren Zweck, der die Beseligung des Menschen ist; denn wer den Zweck will, will auch die Mittel; wenn daher der Wollende den Zweck wirklich wirkt, so wirkt er ihn durch Mittel. Dies wird aber anschaulicher werden, wenn es in folgender Ordnung durchgangen wird: 

 

1) Das Wirken der göttlichen Vorsehung zur Beseligung des Menschen beginnt mit der Geburt desselben, und währt fort bis zum Ende seines Lebens, und dann in Ewigkeit. 

 

2) Das Wirken der göttlichen Vorsehung geschieht fortwährend durch Mittel aus reiner Barmherzigkeit. 

 

3) Eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist nicht möglich. 

 

4) Eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist ein fliegendes Drachenungeheuer [prester vorlans] in der Kirche.

 

(332)

I. Das Wirken der göttlichen Vorsehung zur Beseligung des Menschen beginnt mit seiner Geburt, und währt fort bis zum Ende seines Lebens, und dann in Ewigkeit. Oben ist gezeigt worden, daß der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht der eigentliche Zweck der Schöpfung des Universums, und daß dieser Zweck in seinem Wirken und Fortschreiten sei die göttliche Vorsehung zur Beseligung der Menschen, und daß alle Dinge, die außer dem Menschen sind, und ihm zum Nutzen dienen, sekundäre Zwecke der Schöpfung seien, welche im allgemeinen sich auf alles beziehen, was in den drei Reichen, dem Tier-, Pflanzen-, und Mineralreich ist. Da nun alles, was zu diesen gehört, nach den bei der ersten Schöpfung festgestellten Gesetzen der göttlichen Vorsehung in beständiger Weise vonstatten geht: wie sollte da nicht auch der Hauptzweck, die Beseligung des Menschengeschlechts, nach den Gesetzen Seiner Ordnung, welche die Gesetze der göttlichen Vorsehung sind, beständig vonstatten gehen? Betrachte nur einen Fruchtbaum: wird er nicht aus einem kleinen Samenkorn zuerst als ein zarter Keim geboren, und wächst dann allmählich zu einem Stamm empor, und breitet Äste aus, die mit Blätter bedeckt werden, und treibt dann Blüten hervor, und gebiert Früchte, und legt in diese neue Samenkörner, durch die er für seine Fortdauer sorgt? Dasselbe geschieht mit jedem Strauch und mit jedem Kraut des Feldes: geht nicht bei diesen alles und jedes beständig und auf wunderbare Weise nach den Gesetzen ihrer Ordnung von einem Ende bis zum anderen vonstatten? Um wie viel mehr nicht ebenso beim Hauptzweck, welcher der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist? Kann es in seinem Fortschreiten etwas geben, das nicht nach den Gesetzen der göttlichen Vorsehung auf das gleichmäßigste fortschritte? Da nun ein Entsprechungsverhältnis besteht zwischen dem Leben des Menschen und der Vegetation des Baumes, so möge eine Parallele oder ein Vergleich gezogen werden. Die Kindheit des Menschen ist vergleichsweise wie der zarte Keim des Baumes, der aus dem Samen aus der Erde hervorsproßt; das Knaben- und Jünglingsalter des Menschen ist wie dieser Keim, wenn er zum Stengel mit Ästchen emporwächst; die natürlichen Wahrheiten, mit denen der Mensch zuerst ausgerüstet wird, sind wie die Blätter, mit denen sich die Äste bedecken: die Blätter bezeichnen nichts anderes im Wort; die Weihen des Menschen zur Ehe des Guten und Wahren, oder zur geistigen Ehe, sind wie die Blüten, die der Baum zur Frühlingszeit hervortreibt; die geistigen Wahrheiten sind die Blättchen dieser Blüten; die Erstlinge der geistigen Ehe sind wie die Anfänge der Frucht; das geistige Gute, welches das Gute der tätigen Liebe ist, ist wie die Früchte, und wird auch im Wort durch die Früchte bezeichnet; die Erzeugungen der Weisheit aus der Liebe sind wie die Samenkörner, und durch sie wird der Mensch wie ein Garten und Paradies: der Mensch wird auch im Wort unter einem Baum beschrieben, und seine Weisheit aus der Liebe unter einem Garten: durch den Garten Eden wird nichts anderes bezeichnet. Der Mensch ist zwar seinem Samen nach ein böser Baum; es kann aber dennoch eine Einpfropfung oder Einimpfung von Zweigchen stattfinden, die vom Baum des Lebens genommen worden, durch die dann der aus der alten Wurzel geschöpfte Saft in einen Saft verwandelt wird, der gute Früchte bringt. Dieser Vergleich wurde angestellt, damit man erkennen möge, daß, weil schon bei der Vegetation und der Wiedergeburt der Bäume ein so unabänderlicher Gang der göttlichen Vorsehung waltet, noch vielmehr ein unabänderlicher walten muß in der Besserung und Wiedergeburt der Menschen, die bei weitem vorzüglicher sind als die Bäume, gemäß den Worten des Herrn: „Verkauft man nicht zwei Sperlinge um zwei Assarien; und doch ist keiner derselben vergessen vor Gott; ja auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt; darum fürchtet euch nicht, ihr seid besser, denn viele Sperlinge. Überdies wer unter euch kann, obschon er darum sorget, seinem Wuchs auch nur eine Elle zusetzen? Wenn ihr nun nicht das Geringste vermöget, warum sorget ihr wegen des übrigen? Merket auf die Lilien, wie sie wachsen: wenn nun Gott das Gras auf dem Felde, das heute steht, morgen aber in den Ofen geworfen wird, also kleidet, um wie viel mehr nicht euch, o ihr Kleingläubigen?“: Luk.12/6,7,25-28.

 

(333)

Es wird gesagt, das Wirken der göttlichen Vorsehung zur Seligmachung des Menschen beginne mit der Geburt desselben und daure fort bis ans Ende seines Lebens: um dies zu verstehen, muß man wissen, daß der Herr sieht, wie der Mensch beschaffen ist, und voraussieht, wie er beschaffen sein will, und somit wie er beschaffen sein wird; und da die Freiheit seines Willens ihm nicht genommen werden kann, weil er sonst nicht Mensch und somit nicht unsterblich wäre, wie oben umständlich gezeigt worden, so sieht der Herr den Zustand desselben nach dem Tode voraus, und tut Vorsehung dafür von seiner Geburt an bis ans Ende seines Lebens; bei den Bösen sieht er vor durch Zulassung und beständige Ablenkung vom Bösen, bei den Guten hingegen sieht er vor durch Hinleitung zum Guten. So ist die göttliche Vorsehung beständig im Wirken zur Seligmachung des Menschen begriffen; es können jedoch nicht mehr selig werden, als selig werden wollen, und nur diejenigen wollen selig werden, die Gott anerkennen und von Ihm geführt werden; und diejenigen wollen es nicht, die Gott nicht anerkennen, und sich selbst führen; denn diese denken nicht an das ewige Leben, und an die Seligmachung, wohl aber jene. Dies sieht der Herr, und dennoch führt er sie, und zwar führt er sie nach den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung, denen Er nicht entgegenhandeln kann, weil ihnen entgegenhandeln so viel wäre als gegen Seine göttliche Liebe, und gegen Seine göttliche Weisheit, das heißt, gegen Sich selbst handeln. Da Er nun die Zustände aller nach dem Tode voraussieht, und auch voraussieht, welche Stellen diejenigen, die nicht selig werden wollen, in der Hölle, und welche Stellen diejenigen, die selig werden wollen, im Himmel einnehmen werden, so folgt, daß Er, wie gesagt, für die Bösen ihre Stellen vorsieht, indem Er zuläßt und ablenkt, für die Guten hingegen ihrer Stellen, indem Er sie führt. Wenn dieses nicht fortwährend bei einem jeden geschähe von der Geburt an bis ans Ende seines Lebens, so würde weder der Himmel, noch die Hölle bestehen. Denn ohne diese Vorhersehung und zugleich Vorsehung würde weder Himmel, noch die Hölle etwas anderes als ein Chaos sein. Daß vom Herrn für einen jeden seine Stelle gemäß der Vorhersehung vorgesehen werde, sehe man oben Nr. 202, 203. Es läßt sich dieses durch folgenden Vergleich beleuchten: Wenn ein Schleuderer oder ein Flintenschütze [sclopetarius] nach einem Ziel hinzielte, und vom Ziel an in der Richtung desselben eine gerade Linie gezogen würde bis zur Entfernung einer Meile, so würde, wenn jener beim Zielen nur einen Finger breit abwiche, das Geschoß oder die Kugel am Ende der Meile sich ungeheuer weit von der in der Richtung des Zieles geführten Linie entfernen. Ebenso verhielte es sich, wenn der Herr nicht in jedem, auch im kleinsten Augenblick, das Ewige im Auge hätte, dadurch, daß Er die Stelle eines jeden nach dem Tode vorhersieht und vorsieht. Dies geschieht aber vom Herrn, weil alles Zukünftige für Ihn gegenwärtig, und alles Gegenwärtige für Ihn ewig ist. Daß die göttliche Vorsehung in allem, was sie tut, das Unendliche und Ewige im Auge habe, sehe man oben Nr. 46-69, 214f.

 

(334)

Es wird auch gesagt, daß das Wirken der göttlichen Vorsehung in Ewigkeit fortwähre, weil jeder Engel an Weisheit in Ewigkeit fort vervollkommnet wird; jeder aber gemäß dem Grad der Neigung zum Guten und Wahren, in welchem er bei seinem Hinscheiden aus der Welt war. Dieser Grad ist es, der in Ewigkeit fort vervollkommnet wird; was über diesen Grad hinausgeht, ist außerhalb des Engels und nicht innerhalb desselben, und was außer ihm liegt, kann nicht innerhalb seiner vervollkommnet werden. Dies wird verstanden unter dem guten, gedrückten, gerüttelten und überfließenden Maß, das man geben wird in den Schoß derer, die anderen vergeben und geben: Luk.6/37,38, d.h. derer, die im Guten der Liebtätigkeit sind.

 

(335)

II. Das Wirken der göttlichen Vorsehung geschieht fortwährend durch Mittel aus lauterer Barmherzigkeit. Die Vorsehung hat Mittel, [media] und Wege [modi]; die Mittel sind das, wodurch der Mensch zum Menschen, und seinem Verstand und Willen nach vervollkommnet wird; die Wege sind das, wodurch dies geschieht. Die Mittel, durch die der Mensch zum Menschen, und seinem Verstand nach vervollkommnet wird, werden mit einem allgemeinen Ausdruck die Wahrheiten genannt, die zu Vorstellungen in seinem Denken werden, und im Gedächtnis Dinge heißen, und an sich Erkenntnisse sind, aus denen Wissenschaften [entstehen]. Alle diese Mittel sind an sich betrachtet geistig; weil sie aber im Natürlichen sind, so erscheinen sie ihrem Gewand oder Kleide nach als natürlich, und manche als materiell. Diese Mittel sind unendlich an Zahl, und unendlich an Mannigfaltigkeit; sie sind mehr oder weniger einfach und zusammengesetzt, und mehr oder weniger vollkommen und unvollkommen. Es gibt Mittel zur Bildung und Vervollkommnung des natürlich-bürgerlichen Lebens, dann zur Bildung und Vervollkommnung des vernünftig-moralischen; sowie auch zur Bildung und Vervollkommnung des himmlisch-geistigen Lebens. Diese Mittel folgen aufeinander, eine Gattung nach der anderen, von der Kindheit bis zum letzten Lebensalter des Menschen, und nachher in Ewigkeit fort; und so wie sie sich steigernd einander folgen, so werden die früheren zu Mitteln der nachfolgenden; sie durchdringen nämlich alles Gebildete als Mittelursachen; denn durch sie ist jede Wirkung oder jedes Abgeschlossene ein Wirkendes, und wird somit zur Ursache; das Nachfolgende wird mithin allmählich zum Mittel; und weil dies in Ewigkeit fort geschieht, so gibt es kein Letztes oder Äußerstes, welches abschlösse; denn wie das Ewige ohne Grenze ist, so ist auch die Weisheit, die in Ewigkeit fort wächst, ohne Grenze; hätte die Weisheit eine Grenze beim Weisen, so ginge die Lust seiner Weisheit, die eben in ihrer fortwährenden Vervielfältigung und Befruchtung liegt, und somit auch die Lust seines Lebens zugrunde, und an die Stelle derselben würde die Lust des Ruhmes treten, in der für sich allein kein himmlisches Leben ist; jener weise Mensch würde dann nicht mehr wie ein Jüngling, sondern wie ein Greis und endlich wie ein Abgelebter werden. Obgleich aber die Weisheit des Weisen im Himmel in Ewigkeit fort zunimmt, so gibt es doch keine solche Annäherung der Engelsweisheit zur göttlichen Weisheit, daß sie diese berühren könnte; es verhält sich damit vergleichsweise wie mit dem, was gesagt wird von der um eine Hyperbel [krumme Kegelschnittlinie] gezogenen geraden Linie [Asymptote], die sich fortwährend jener nähert, aber sie niemals berührt; oder wie mit dem, was von der Quadratur des Zirkels gesagt wird. Hieraus läßt sich ersehen, was unter den Mitteln verstanden wird, durch welche die göttliche Vorsehung wirkt, damit der Mensch ein Mensch sei, und seinem Verstand nach vervollkommnet werde, und daß diese Mittel mit einem allgemeinen Ausdruck Wahrheiten genannt werden. Ebenso viele Mittel gibt es, durch die der Mensch seinem Willen nach gebildet und vervollkommnet wird; diese werden aber mit einem allgemeinen Ausdruck Gutes genannt, und durch diese hat der Mensch Liebe, durch jene aber hat der Mensch Weisheit; die Verbindung derselben macht den Menschen, und wie diese ist, so ist der Mensch beschaffen; diese Verbindung ist es, welche die Ehe des Guten und Wahren genannt wird.

 

(336)

Die Wege [modi] aber, auf denen die göttliche Vorsehung auf die Mittel wirkt, und durch diese Mittel auf die Bildung des Menschen, und auf die Vervollkommnung desselben, sind ebenfalls unendlich an Zahl und unendlich an Mannigfaltigkeit; es gibt ebenso viele, als es Wirkungen [operationes] der göttlichen Weisheit aus der göttlichen Liebe zur Seligmachung des Menschen, also ebenso viele, als es Wirkungen der göttlichen Vorsehung nach ihren Gesetzen gibt, von denen oben gehandelt worden ist. Daß diese Wege höchst geheim sind, ist oben (Nr. 296) beleuchtet worden an den Wirkungen der Seele auf den Leib, von denen der Mensch kaum etwas weiß; wie z.B. das Auge, das Ohr, die Nase, die Zunge, das Häutchen empfinden, und wie der Magen verdaut, das Gekröse den Speisesaft bereitet, die Leber das Blut bearbeitet, der Pankreas und die Milz es reinigen, die Nieren es absondern von den unreinen Säften, das Herz es sammelt und verteilt, die Lunge es abklärt [decantirt], und wie das Gehirn das Blut sublimiert, und von neuem belebt, und noch unzähliges andere, was alles so geheim ist, daß kaum einiges Wissen dahin dringen kann. Hieraus erhellt, daß man noch weniger in die geheimen Tätigkeiten der göttlichen Vorsehung eindringen kann: genug, daß man ihre Gesetze kennt.

 

(337)

Die göttliche Vorsehung wirkt alles aus lauterer Barmherzigkeit, weil das göttliche Wesen selbst lautere Liebe ist, und diese es ist, die durch die göttliche Weisheit wirkt, und dieses Wirken es ist, was man göttliche Vorsehung nennt. Daß diese lautere Liebe lautere Barmherzigkeit ist, ergibt sich daraus, daß sie 

 

1) bei allen wirksam ist, die auf dem ganzen Erdkreis sich befinden, und die von der Art sind, daß sie nichts aus sich vermögen; 

 

2) daß sie ebensogut bei Bösen und Ungerechten wirkt, als bei Guten und Gerechten; 

 

3) daß sie jene in der Hölle leitet und sie von da herausreißt; 

 

4) daß sie daselbst beständig mit ihnen kämpft, und auch für sie kämpft gegen den Teufel, d.h. gegen das Böse der Hölle; 

 

5) daß sie deshalb in die Welt kam und sich Versuchungen unterzog bis zur letzten derselben, die das Leiden am Kreuze war; 

 

6) daß sie sich beständig mit den Unreinen beschäftigt, um sie rein, und mit den Toren, um sie vernünftig zu machen; also fortwährend wirkt aus lauterer Barmherzigkeit. 

 

(338)

III. Eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist nicht möglich. Im Vorhergehenden ist gezeigt worden, daß das Wirken der göttlichen Vorsehung zur Seligmachung des Menschen von seiner Geburt an beginne, und fortdaure bis ans Ende seines Lebens, und nachher in Ewigkeit; ferner, daß dieses Wirken fortwährend durch Mittel geschehe aus lauterer Barmherzigkeit; hieraus folgt aber, daß es keine augenblickliche Seligmachung und keine unmittelbare Barmherzigkeit gibt. Weil aber viele, die über die Dinge der Kirche oder der Religion nicht mit dem Verstand denken, den Glauben hegen, sie werden aus unmittelbarer Barmherzigkeit selig, und die Seligmachung sei somit eine augenblickliche, dieses aber der Wahrheit entgegen, und noch dazu ein verderblicher Glaube ist, so ist es von Wichtigkeit, diesen Punkt in seiner Ordnung zu erwägen: 

 

1) Der Glaube an eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist gefaßt worden vom natürlichen Zustand des Menschen aus. 

 

2) Dieser Glaube stammt aus der Nichtkenntnis des geistigen Zustandes, der vom natürlichen völlig verschieden ist. 

 

3) Die Lehren aller Kirchen in der Christenheit sind, wenn man sie innerlich betrachtet, gegen eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit; dennoch aber stellen die äußerlichen Menschen der Kirche dieselbe auf. 

 

Erstens: Der Glaube an eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist gefaßt worden vom natürlichen Zustand des Menschen aus. Der natürliche Mensch weiß von seinem Zustand aus nicht anders, als daß die himmlische Freude wie die weltliche Freude sei, und auf gleiche Weise einfließe und aufgenommen werde; daß es z.B. sei, wie wenn einer, der arm ist, reich wird, und somit aus dem traurigen Zustand der Dürftigkeit in den glücklichen Zustand der Wohlhabenheit kommt; oder wie wenn einer, der gering geachtet ist, ein geehrter wird, und aus der Verachtung in die Herrlichkeit kommt, oder wenn einer aus dem Trauerhause in die Freude der Hochzeit kommt: und weil diese Zustände sich innerhalb eines Tages ändern können, und man keine andere Vorstellung vom Zustand des Menschen nach dem Tode hat, so ist offenbar, woher es kommt, daß man an eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit glaubt. In der Welt können auch mehrere in einer Gesellschaft und in einem bürgerlichen Verein sich befinden, und sich miteinander freuen, und doch alle von verschiedener Gesinnung sein; dies ist im natürlichen Zustand der Fall, und zwar darum, weil hier das Äußere des einen Menschen dem Äußeren eines anderen sich anpassen kann, wie sehr auch das Innere verschieden sei: aus diesem natürlichen Zustand schließt man nun aber auch, daß die Seligmachung nur eine Einlassung zu den Engeln in den Himmel sei, und diese Einlassung aus unmittelbarer Barmherzigkeit geschehe. Daher glaubt man auch, daß den Bösen auf gleiche Weise der Himmel zuteil werden könne, wie den Guten, und daß dort eine ähnliche Zusammengesellung stattfinde wie in der Welt, nur mit dem Unterschied, daß jene voller Freude sei. 

 

Zweitens: Dieser Glaube stammt aber aus der Nichtkenntnis des geistigen Zustandes, der durchaus verschieden ist vom natürlichen Zustand. Vom geistigen Zustand, welcher der Zustand des Menschen nach dem Tod ist, wurde schon oben an vielen Stellen gehandelt, und gezeigt, daß jeder seine Liebe sei, und daß niemand mit anderen leben könne als mit denen, die in gleicher Liebe sind, und daß, wenn er zu anderen kommt, er nicht sein Leben einatmen könne. Daher kommt es, daß jeder nach dem Tode in die Gesellschaft der Seinigen, d.h. derjenigen kommt, die in gleicher Liebe sind, und daß er diese als Verwandte und Freunde anerkennt; und, was wunderbar ist, wenn er mit diesen zusammenkommt und sie erblickt, so ist es, als ob er sie von Kindheit an gekannt hätte; es ist aber die geistige Verwandtschaft und Freundschaft, die dies bewirkt; ja noch mehr, keiner kann in seinem Verein in einem anderen Haus wohnen als in dem seinigen, und jeder hat in seinem Verein seine Wohnung, die er für sich bereitet findet, sobald er in den Verein eintritt; in Gesellschaft kann er auch bei anderen sein außer seinem Haus, aber verweilen kann er nur in dem seinigen; und was noch mehr ist, niemand kann in dem Zimmer eines anderen anderswo sitzen als an seinem Platz; auf einem anderen wird er wie seines Verstandes beraubt und stumm, und, was zu verwundern ist, jeder kennt auch seinen Platz, sobald er in das Zimmer tritt. Ebenso geschieht es in den Tempeln, und auch in den Vereinen, wenn sie versammelt sind. Hieraus erhellt, daß der geistige Zustand vom natürlichen durchaus verschieden, und von der Art ist, daß jeder nur da sein kann, wo seine herrschende Liebe ist; denn hier ist die Lust seines Lebens, und jeder will in der Lust seines Lebens sein, und der Geist des Menschen kann nicht anderswo sein, weil jene Lust sein Leben, ja selbst sein Atmen und das Schlagen seines Herzens bedingt. 

 

Anders verhält es sich in der natürlichen Welt; in dieser wird das Äußere des Menschen schon von Kindheit an gelehrt in Gesicht, Rede und Gebärde andere Lustreize zu heucheln, als die, welche seinem Inneren eigen sind; deshalb kann man aus dem natürlichen Zustand des Menschen in der Welt nicht auf seinen Zustand nach dem Tode schließen, denn der Zustand eines jeden nach dem Tod ist geistig, d.h. so, daß er nirgends sein kann als in der Lust seiner Liebe, die er sich in der natürlichen Welt durch das Leben angeeignet hat. Hieraus läßt sich deutlich ersehen, daß in die Lust des Himmels, (die man gewöhnlich die himmlische Freude nennt,) keiner eingelassen werden kann, der in der Lust der Hölle ist, oder, was dasselbe ist, in die Lust des Guten keiner, der in der Lust des Bösen ist. Dies kann noch klarer daraus erkannt werden, daß keinem nach dem Tode verwehrt wird, in den Himmel emporzusteigen; es wird ihm vielmehr der Weg gezeigt, und Gelegenheit verschafft, und er wird eingelassen; sobald er aber in den Himmel kommt und die Wonne desselben einatmet, fängt er an, Beengung der Brust, Beklemmung des Herzens und Ohnmacht zu fühlen, bei der er sich krümmt wie eine Schlange, die an das Feuer gebracht wird, und, sein Gesicht vom Himmel abwendend und der Hölle zukehrend, entflieht er jählings, und ruht nicht her, als bis er im Verein seiner Liebe ist. Hieraus kann man erkennen, daß in den Himmel zu kommen keinem aus unmittelbarer Barmherzigkeit gegeben wird, daß es also nicht, wie viele in der Welt meinen, ein bloßes Einlassen ist, und daß es auch keine augenblickliche Seligmachung gibt, da diese eine unmittelbare Barmherzigkeit voraussetzt. Einige, die auf der Welt eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit geglaubt hatten, wünschten, als sie Geister geworden waren, daß ihre höllische Lust oder ihre Lust am Bösen aus göttlicher Allmacht und zugleich aus göttlicher Barmherzigkeit in die himmlische Lust oder in die Lust des Guten möchte umgewandelt werden; und weil sie einen solchen Wunsch hegten, so wurde auch zugelassen, daß es von Engeln bewirkt wurde, die sodann deren höllische Lust entfernten. Weil dies aber die Lust ihrer Lebensliebe, somit ihr Leben war, so lagen sie nun wie tot da, ohne alles Gefühl und Bewegung, und es war nicht möglich, ihnen ein anderes Leben einzuhauchen als das ihrige, weil alle Teile ihres Gemütes und ihres Leibes rückwärts gewendet waren, und nicht in die entgegengesetzte Richtung gebracht werden konnten; daher wurden sie wieder aufgeweckt durch Versetzung in die Lust ihrer Lebensliebe. Nachher sagten sie, in jenem Zustand hätten sie Hartes und Entsetzliches empfunden, was sie nicht kund geben wollten. Daher sagt man im Himmel, es sei leichter, eine Nachteule in eine Turteltaube, und eine Schlange in ein Lamm zu verwandeln, als einen höllischen Geist in einen Engel des Himmels. 

 

Drittens: Die Lehren der Kirchen in der Christenheit sind, innerlich betrachtet, gegen eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit; dennoch aber stellen die äußerlichen Menschen der Kirche dieselbe auf. Die Lehren aller Kirchen lehren, innerlich betrachtet, das Leben. Wo ist eine Kirchenlehre, die nicht lehrte, daß der Mensch sich prüfen, seine Stünden sehen und anerkennen, dann sie bekennen, Buße tun und hernach ein neues Leben führen müsse? Wer wird ohne diese Ermahnung und Vorschrift zum heiligen Abendmahl zugelassen? Erkundige dich, und du wirst dich darin bestärken. Wo ist eine Kirchenlehre, die nicht gegründet wäre auf die Vorschriften der Zehn Gebote? Diese aber sind Vorschriften des Leben. Welches Mitglied einer Kirche, das etwas von der Kirche in sich hat, erkennt es nicht an, wenn es hört, daß, wer gut lebt, selig, und wer böse lebt, verdammt werde? Deshalb wird auch im Athanasischen Glaubensbekenntnis, das ebenfalls die in der ganzen Christenheit angenommene Lehre ist, folgendes gesagt: „Der Herr wird kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten, und dann werden die, welche Gutes getan haben, eingehen in das ewige Leben, und die, welche Böses getan haben, in das ewige Feuer“. Hieraus erhellt, daß die Lehren aller Kirchen, innerlich betrachtet, das Leben lehren, und weil sie das Leben lehren, so lehren sie auch, daß die Seligmachung dem Leben gemäß sei; das Leben des Menschen aber wird nicht in einem Augenblick eingehaucht, sondern allmählich gebildet, und wird umgestaltet, sowie der Mensch das Böse als Sünde flieht; also in dem Maß, als er weiß, was Sünde ist, und sie erkennt und anerkennt, und dann sie nicht will, und deshalb von ihr absteht, und als er auch jene Mittel kennenlernt, die sich auf die Erkenntnis Gottes beziehen. Durch dieses und jenes wird das Leben des Menschen gebildet und umgestaltet, was alles nicht in einem Augenblick eingegossen werden kann; denn das angeerbte Böse, das an sich höllisch ist, muß erst entfernt, und an dessen Stelle das Gute eingepflanzt werden, das an sich himmlisch sein muß. Der Mensch läßt sich in seinem angeerbten Bösen dem Verstand nach einer Nachteule, dem Willen nach aber einer Schlange vergleichen; der gebesserte Mensch dagegen kann dem Verstand nach einer Taube und dem Willen nach einem Lamm verglichen werden. Eine augenblickliche Umgestaltung und somit Seligmachung wäre daher vergleichsweise wie die augenblickliche Verwandlung einer Nachteule in eine Taube, und einer Schlange in ein Lamm. Wer, der nur etwas vom menschlichen Leben weiß, sieht nicht, daß dies nicht möglich ist, wofern nicht die Natur der Nachteule und der Schlange hinweggenommen und dafür die Natur der Taube und des Lammes eingepflanzt wird? Es ist auch bekannt, daß jeder Verständige verständiger, und jeder Weise weiser werden, und daß Einsicht und Weisheit beim Menschen wachsen kann, und wirklich bei einigen wächst von der Kindheit an bis ans Ende ihres Lebens, und daß auf diese Weise der Mensch fortwährend vervollkommnet wird: wie viel mehr die geistige Einsicht und Weisheit? Diese steigt auch um zwei Stufen über die natürliche Einsicht und Weisheit empor, und wird, indem sie emporsteigt, zur Engelsweisheit, die unaussprechlich ist. Daß diese bei den Engeln in Ewigkeit wachse, ist oben gesagt worden: wer kann nicht, wenn er will, begreifen, daß unmöglich das, was in Ewigkeit fort vervollkommnet wird, in einem Augenblick vollkommen sein kann?

 

(339)

Hieraus erhellt nun, daß alle, die vom Leben aus an die Seligkeit denken, nicht an eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit denken, sondern an die Mittel zur Seligkeit, auf die und durch die der Herr wirkt gemäß den Gesetzen Seiner göttlichen Vorsehung, und durch die somit der Mensch aus lauterer Barmherzigkeit vom Herrn geführt wird. Diejenigen dagegen, die nicht vom Leben aus an die Seligkeit denken, setzen etwas Augenblickliches in die Seligmachung, und etwas Unmittelbares in die Barmherzigkeit; wie dies auch diejenigen tun, die den Glauben von der tätigen Liebe trennen, (die tätige Liebe aber ist das Leben;) wobei sie etwas Augenblickliches im Glauben annehmen, wo nicht früher, doch in der letzten Stunde des Todes. Dasselbe tun auch diejenigen, welche die Vergebung der Sünden ohne Buße für eine Lossprechung von den Sünden, und in dieser Weise für eine Seligmachung halten, und [in diesem Sinne] zum heiligen Abendmahl gehen; ferner diejenigen, die den Ablässen der Mönche vertrauen, und sich auf deren Gebete für die Verstorbenen verlassen, und auf die Freisprechungen vermöge der Gewalt, die sich dieselben über die Seelen der Menschen angemaßt haben.

 

(340)

IV. Die augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit ist ein fliegendes Drachenuntier in der Kirche. Unter dem fliegenden Drachenuntier [prester volans] wird das von höllischem Feuer leuchtende Böse verstanden, gerade wie unter dem fliegenden Drachen bei Jes.14/29: „Freue dich nicht, du ganzes Philistäa, daß die Rute, die dich schlug, zerbrochen ist; denn aus der Schlange Wurzel wird ein Basilisk hervorgehen, dessen Frucht ein fliegend Drachenuntier ist“. Ein solches Böses fliegt in der Kirche, wenn an eine augenblickliche Seligmachung aus unmittelbarer Barmherzigkeit geglaubt wird; denn hierdurch wird 1) die Religion vernichtet, 2) Sicherheit herbeigeführt, und 3) die Verdammnis dem Herrn zugerechnet. 

 

Was das Erste anbelangt, daß dadurch die Religion vernichtet werde, so gibt es zwei wesentliche und zugleich allgemeine Erfordernisse der Religion, die Anerkennung Gottes und die Buße; diese beiden sind leere Worte für diejenigen, die glauben, daß sie aus bloßer Barmherzigkeit selig werden, wie sie auch immer leben mögen; denn was brauchen sie weiter, als zu sagen: Erbarme dich meiner, o Gott! Über alles andere, was zur Religion gehört, sind sie in Finsternis, ja sie lieben die Finsternis sogar. Über das erste wesentliche Erfordernis der Kirche, die Anerkennung Gottes, denken sie nur: Was ist Gott? Wer hat Ihn je gesehen? Sagt man, daß Er sei und daß Er Einer sei, so sagen sie: Ja, Er ist Einer; sagt man: Es sind drei, so bejahen sie auch dies, nur müsse man die drei als einen benennen. Dies ist die Anerkennung Gottes bei ihnen. Über das zweite wesentliche Erfordernis der Kirche, die Buße, machen sie sich keine Gedanken, folglich auch nicht über irgendeine Sünde, und zuletzt wissen sie gar nicht mehr, daß es eine Sünde gibt, und dann hören sie und schlürfen mit Vergnügen ein [die Lehre], daß das Gesetz nicht verdamme, weil der Christ nicht unter dem Joch desselben sei; wenn man nur sage: „Gott, erbarme Dich meiner um Deines Sohnes willen“, so werde man selig. Dies ist die Buße des Lebens bei ihnen. Entferne aber die Buße, oder, was dasselbe ist, trenne das Leben von der Religion, was bleibt dann übrig, als die Formel: „Erbarme Dich meiner?“ Daher kommt, daß sie nichts anderes sagen können, als daß die Seligmachung durch jene Worte in einem Augenblick bewirkt werde, und wenn nicht früher, doch um die Stunde des Todes. Was ist alsdann das Wort für sie, als eine dunkle und rätselhafte Rede, vom Dreifuß herab in der Höhle gesprochen; oder wie ein nicht verstandener Ausspruch des Orakels eines Götzen? Kurz, nimmst du die Buße hinweg, d.h. trennst du das Leben von der Religion, was ist dann der Mensch anderes als von höllischem Feuer leuchtendes Böses, oder ein fliegendes Drachenuntier in der Kirche? Denn ohne Buße ist der Mensch im Bösen, und das Böse ist die Hölle. 

 

Das Zweite: Durch den Glauben an eine augenblickliche Seligmachung aus lauterer und bloßer Barmherzigkeit wird Sicherheit des Lebens herbeigeführt. Sicherheit des Lebens entsteht entweder aus dem Glauben des Gottlosen, daß es kein Leben nach dem Tode gebe, oder aus dem Glauben dessen, der das Leben von der Seligmachung trennt; wenn dieser auch an ein ewiges Leben glaubt, so denkt er doch: „Ich kann selig werden, ich mag gut oder böse leben, weil die Seligmachung lautere Barmherzigkeit ist, und die Barmherzigkeit Gottes allgemein ist, da Er niemandes Tod will“; und wenn ihm bisweilen der Gedanke kommt, daß man die Barmherzigkeit anrufen müsse mit den Worten des rezipierten Glaubens, so kann er denken, dies könne er, wenn es nicht früher geschehe, auch noch vor dem Tode tun. Jeder Mensch, der in solcher Sicherheit lebt, achtet Ehebrüche, Betrügereien, Ungerechtigkeiten, Gewalttätigkeiten, Lästerungen und Rachehandlungen für nichts; sondern läßt seinem Fleisch und seinem Geiste für alles dieses den Zügel; auch weiß er nicht, worin das geistige Böse und dessen Begierde besteht; hört er etwas hierüber aus dem Wort, so ist es vergleichsweise wie das, was auf Ebenholz fällt und zurückprallt, oder wie das, was in eine Grube fällt und verschlungen wird. 

 

Das Dritte: Durch jenen Glauben wird die Verdammnis dem Herrn zugerechnet. Wer könnte nicht den Schluß machen, daß nicht der Mensch, sondern der Herr die Schuld trage, wenn jemand nicht selig wird, sobald Er einen jeden aus lauter Barmherzigkeit selig machen kann? Man sagt, das Mittel zur Seligkeit sei der Glaube; allein wo ist ein Mensch, dem dieser Glaube nicht gegeben werden könnte, da er nur ein Gedanke ist, der in jedem Zustand des vom Weltlichen abgezogenen Geistes eingegossen werden kann, selbst mit Vertrauen? Auch kann ein solcher sagen: Ich kann ihn [diesen Glauben] nicht aus mir selbst nehmen. Wenn er also nicht gegeben wird, und der Mensch doch verdammt wird, muß der Verdammte dann nicht denken, daß der Herr die Schuld trage, Welcher konnte und nicht wollte? Aber heißt dies nicht Ihn unbarmherzig nennen? In der Aufwallung seines Glaubens kann ein solcher noch überdies fragen: Wie kann Er so viele Verdammte in der Hölle sehen, da Er doch in einem Augenblick alle selig machen könnte aus lauter Barmherzigkeit? Und dergleichen mehr, was man nicht anders als verabscheuungswürdige Lästerungen gegen das Göttliche nennen kann. Hieraus kann man nun ersehen, daß der Glaube an eine augenblickliche Seligmachung aus lauter Barmherzigkeit ein fliegendes Drachenuntier in der Kirche ist.

 

Man verzeihe, daß ich noch folgendes beifüge, um das Blatt auszufüllen. Infolge einer Zulassung stiegen einige Geister aus der Hölle empor und sprachen zu mir: Du hast vieles aus dem Herrn geschrieben, schreibe nun auch etwas aus uns! Ich antwortete: Was soll ich schreiben? - Sie sprachen: Schreibe, daß ein jeglicher Geist, sei er nun gut oder böse, in seiner Lust sei, der Gute in der Lust seines Guten, und der Böse in der Lust seines Bösen. Ich fragte sie: Was ist eure Lust? Sie sagten: Die Lust, die Ehe zu brechen, zu stehlen, zu betrügen, zu lügen. Ich fragte nochmals: Was sind das für Freuden? Sie sagten: Von anderen werden sie wie Übelgerüche aus Unrat, und wie Gestank aus Kadavern empfunden, und wie Dünste aus stehendem Urin. Ich fragte: Sind das Lustreize für euch? Sie erwiderten: die höchsten. - Dann seid ihr, sagte ich, wie die unreinen Tiere, die in solchen Dingen leben. Wenn wir so sind, so sind wir so! erwiderten sie; allein solche Dinge sind Köstlichkeiten für unsere Nasen. - Ich fragte: Was soll ich weiter von euch schreiben? Sie antworteten: Das, daß es jedem vergönnt sei, in seiner Lust, auch in der unreinsten, wie man es nennt, zu leben, wenn er nur gute Geister und Engel nicht anfeindet; weil wir dies aber nicht unterlassen konnten, so sind wir hinweggetrieben und in die Hölle gestürzt worden, wo wir Schreckliches [dira] erleiden. Ich sprach: Warum habt ihr die Guten angefeindet? Sie antworteten, sie hätten nicht anders gekonnt; es sei, als ob eine Wut sie befalle, wenn sie einen Engel erblicken, und die ihn umgebende göttliche Sphäre empfinden. Ich erwiderte: Auf diese Weise seid ihr auch wirklich wie die wilden Tiere. Als sie dies gehört, überfiel sie eine Wut, die wie das Feuer des Hasses erschien, und damit sie nicht Schaden zufügten, wurden sie wieder in die Hölle zurückgebracht. - Über die Lustreize, die als Gerüche und als Dünste in der geistigen Welt empfunden werden, sehe man oben Nr. 303-305, 324.

 

Ende.

 

 

 

 

 

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